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Eine von Ganghofers hochdramatischen Hochlandgeschichten um Jägerei und Wilderei. Ludwig Ganghofer war ein bayerischer Schriftsteller, der durch seine Heimatromane bekannt geworden ist.
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Seitenzahl: 47
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Die Mühle am Fundensee
Ludwig Ganghofer
Inhalt:
Ludwig Ganghofer – Biografie und Bibliografie
Die Mühle am Fundensee
Die Mühle am Fundensee, Ludwig Ganghofer
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN:9783849614676
www.jazzybee-verlag.de
Dichter und Schriftsteller, Sohn des August Ganghofer, geb. 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wandte sich erst der Maschinentechnik zu, betrieb dann in Würzburg, München und Berlin philosophische, naturwissenschaftliche und philologische Studien und widmete sich, nachdem er 1879 in Leipzig promoviert worden war, ausschließlich literarischer Tätigkeit. Er lebt in München. G. errang seine ersten Erfolge als Dramatiker durch die für die Wandertruppe der Münchener Dialektschauspieler gemeinsam mit Hans Neuert geschriebenen Volksstücke: »Der Herrgottschnitzer von Ammergau« (Augsb. 1880; 10. Aufl., Stuttg. 1901), »Der Prozeßhansl« (Stuttg. 1881, 4. Aufl. 1884) und »Der Geigenmacher von Mittenwald« (das. 1884, neue Bearbeitung 1900). Später folgten das gemeinsam mit Marco Brociner geschriebene Trauerspiel: »Die Hochzeit von Valeni« (Stuttg. 1889,.3. Aufl. 1903), die Schauspiele »Die Falle« (das. 1891), »Auf der Höhe« (das. 1892) und das ländliche Drama »Der heilige Rat« (das. 1901). Einen großen Leserkreis erwarb sich G. durch sein frisches Erzählertalent, insbes. mit seinen Hochlandsgeschichten. Wir nennen davon die meist in einer Reihe von Auflagen erschienenen Werke: »Der Jäger von Fall« (Stuttg. 1882), »Almer und Jägerleut« (das. 1885), »Edelweißkönig« (das. 1886, 2 Bde.), »Oberland« (das. 1887), »Der Unfried« (das. 1888), »Die Fackeljungfrau« (das. 1893), »Doppelte Wahrheit« (das. 1893), »Rachele Scarpa« (das. 1898), »Tarantella« (das. 1898), »Das Kaser-Mandl« (Berl. 1900) sowie die Romane: »Der Klosterjäger« (Stuttg. 1893), »Die Martinsklause« (das. 1894), »Schloß Hubertus« (das. 1895), »Die Bacchantin« (das. 1896), »Der laufende Berg« (das. 1897), »Das Gotteslehen« (das. 1899), »Das Schweigen im Walde« (Berl. 1899), »Der Dorfapostel« (Stuttg. 1900), »Das neue Wesen« (das. 1902). Daneben veröffentlichte er noch: »Vom Stamme Asra«, Gedichte (Brem. 1879; 2. vermehrte Aufl. u. d. T.: »Bunte Zeit«, Stuttg. 1883), »Heimkehr«, neue Gedichte (das. 1884), »Es war einmal«, moderne Märchen (das. 1891), »Fliegender Sommer«, kleine Erzählungen (Berl. 1893) u. a. Im Roman »Die Sünden der Väter« (Stuttg. 1886, 7. Aufl. 1902) versuchte sich G. ohne rechtes Glück als Sittenmaler; er hat darin den Dichter Heinrich Leuthold geschildert. G. gab auch eine Übersetzung von A. de Mussets »Rolla« (Wien 1880) und mit Chiavacci die »Gesammelten Werke Johann Nestroys« heraus.
Gegen Westen, jenseits der dunklen Massen des Kranzgebirges und der Palfenhörner, standen am nachtblauen Himmel noch mit sanftem Schein die Sterne, während sich im Osten zwischen tiefgesenkten Felsenscharten schon der erste fahle Schimmer des werdenden Septembertages zeigen wollte.
Höher und höher zog das aufdämmernde Licht. Stern um Stern erlosch. In mattem Glänze tauchten die steilen Kuppen aus dem weichenden Dunkel hervor. Kleine, langgestreckte Wolken säumten sich schon mit blassem Rot, leise rauschend erwachte der Morgenwind, und tief im Tal begannen sich die schweren Nebel zu heben.
Auch auf der schroffen Höhe des Stuhljochs, eines kahlen Ausläufers der Fundensee-Tauern, entwirrte das steigende Licht die hundertfältigen Konturen der klotzigen Steine. Und nun behauchte das flimmernde Frührot den Felsblock, der als höchster über seinen Brüdern thronte. Ihm zu Füßen saß ein junger Jäger. Quer im Schoße lag ihm die Büchse, und die beiden Arme hielt er um die aufgezogenen Knie geschlungen. Das hagere, bartlose Gesicht war gebräunt, doch blaß, mit schmalen, trockenen Lippen. Ein rötlich blondes Haar quoll in schlaffen Strähnen unter dem dunkelgrünen Hut hervor. Der Jäger rührte sich nicht. Nur in seinen Augen war Leben. Das waren große, dunkle Augen, in denen ein heißes, unruhiges Feuer brannte. Zu dem furchtlosen Blick dieser Augen, die dem Gesicht einen kraftvollen Ausdruck gaben, bildete das Knabenhafte der schmalen Wangen und das runde, sanfte Kinn einen seltsamen Widerspruch. Aus diesem Gesicht redeten eine leidenschaftliche Seele und ein weiches, kindliches Herz.
Immer höher stieg der Tag. In langen, farbigen Bändern schwamm das Licht der nahenden Sonne über den Himmel empor. Alle Spitzen waren in rosige Glut getaucht. Und während durch die mächtige Felsenscharte des Wildtores die übergossene Alm herüberblickte wie ein regungsloser Blut-See, deckten violette Tinten die wellige Fläche des Steinernen Meeres.
Schon senkte sich das farbige Frühlicht in das von terrassenförmigen Höhen umschlossene Almental, das, zweitausend Meter über dem Meer, inmitten eines langgestreckten, grünen Weidelandes ein tiefes Becken bildet, in dem der Fundensee seine grünblauen, geheimnisvollen Fluten sammelte.
Graue Nebel dampften von dem stillen Spiegel auf. Je höher sie stiegen, desto leichter wurden ihre Formen. Sie färbten sich violett und wogten im Streit des Morgenwindes hin und her, bis sie in den Lüften zu rosigem Dunst verflossen.
Auf der Kuppe des Stuhljoches saß der junge Jäger noch immer unbeweglich zu Füßen der rotglühenden Steinzinne. Seine Augen hatten keinen Blick für die Schönheit des Morgens. Wohl glitten sie unter den häufig blinzelnden Lidern ruhelos umher, alles Sichtbare überhuschend. Aber das waren nicht Blicke, welche sehen wollten – es waren ziellose Blicke von jenem unbestimmten Ausdruck, wie sie ein gespanntes Lauschen unterstützen.
Nun schwellte ein tiefer, stockender Atemzug die Brust des Jägers. Langsam hob er die Hand und rückte den Hut. Geräuschlos richtete er sich auf, warf die Büchse hinter die Schulter, faßte den am Felsen lehnenden Bergstock und wollte gehen. Aber da stand er wie zu Stein geworden – auf der ihm gegenüberliegenden Felsenhöhe des Klunkerers war ein Schuß gefallen.
Vorgeneigten Halses lauschte der Jäger dem verrollenden Echo. Sein Gesicht war fahl, seine Hände zitterten, und über die zuckenden Lippen klang es in zornbebenden Worten: »Wieder! Und wieder der gleiche Hall! Und wieder da, wo i net bin!«