Der Horrorpilz - Sarah  Khan - E-Book

Der Horrorpilz E-Book

Sarah Khan

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Beschreibung

Ein kleiner Ladenbesitzer steht vor dem Ruin, weil sich eine unbekannte Macht in sein Leben einmischt. Der Staatsschutz? Seine Ex? Oder sein toter Onkel? Ein spannender und etwas erotischer Horrortrip für die Herbststunden am Display. Victor Gips erbt den verstaubten Buchladen eines verschollenen Onkels. Aber das Geschäft entgleitet ihm: Der Staatsschutz schnüffelt herum und seine einzige Stammkundin macht sich über ihn lustig. Sein Liebesleben könnte neue Impulse vertragen, aber seine Exfreundin, die Biochemikerin Yvonne, testet chemische Sexpeitschen und Gleitcremes an ihm aus und lässt ihn anschließend lange Fragebögen ausfüllen. Als er seinen Laden wegen angeblichen Rattenbefalls schließen muss, entdeckt er, dass Schimmel, Fäulnis und orangefarbene Cremes nur die Vorboten einer weltumspannenden Transformation sind. Ein Horrorpilz verspricht den Menschen neue Lebensräume – wenn sie nur tot sind. Eine finstere Novelle über Schimmelsporen, unbefriedigte Restgefühle und den Verlust von Autonomie, mit einem garstigen Showdown. Sarah Khan erzählt unerbittlich-atemlos, süffisant-komisch von einem Mann, der alles verliert, bevor er ein anderes Leben findet. Horrormystery at its best. "Eine feinsinnige Hommage an die Lovecraft’schen Übermonster – mit einem besonderen Twist." globe m "Der Horrorpilz ist eine Genre-Erzählung, die von einer ziemlich großen, ironischen Geste geprägt ist." der Standard

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Seitenzahl: 60

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Sarah Khan Der HorrorpilzEine unbefriedigte Geschichte ein mikrotext

Lektorat: Nikola Richter

ePub-Erstellung/Cover: Andrea Nienhaus

Coverfoto: r. schmidt/pixelio.de

Covertypo: PLT Attention, Viktor Nübel

www.mikrotext.de – [email protected]

ISBN 978-3-944543-08-6

Alle Rechte vorbehalten.

© mikrotext 2013, Berlin

Sarah Khan

Der HorrorpilzEine unbefriedigte Geschichte

Der Horrorpilz

Diese Geschichte muss mündlich weitergegeben werden, und bitte, sprechen Sie leise. Prägen Sie sich die Einzelheiten und Verläufe ein, aber falls Teile davon in Ihrer eigenen Schilderung abgewandelt werden, wird das der Lauf der Dinge und vermutlich von zwingender Bewandnis sein. Erliegen Sie nicht der Versuchung, die Geschichte in einen Gegenstand zu verwandeln, den man in die Tasche steckt. Erzählen Sie, aber verdinglichen Sie nicht. Ich wiederhole mich, aber für den entsetzlichen Fall, dass Ihnen die Geschichte in gedruckter, handgeschriebener oder digitaler Form vorliegt, appelliere ich an Ihre Verantwortung: Bitte zerstören Sie das Dokument. Ich empfehle Feuer. Das Feuer hat seinen Beitrag zum Guten in der Welt, nicht so das Nasse und Feuchte, das allzu Wässrige. Es wird sehr überschätzt. Schon bin ich mitten in der Geschichte. Es begann harmlos damit, dass ich Probleme mit dem Finanzamt bekam. Ich war seit drei Jahren Inhaber eines altmodischen Buchgeschäfts in der Lutherstraße, das ich von meinem Onkel Ludwig zusammen mit einer winzigen Eigentumswohnung im vierten Stock geerbt hatte. Das Geschäft ging schleppend, war aber schuldenfrei, und die Steuererklärung erledigte ich selbst, das war nicht schwer. Die Verbuchung von Einnahmen geschah in chronologischer Reihenfolge, weitere Posten wie Miete, Strom, Wasser, Werbemittel und Heizung gab ich quartalsweise in die Maske meiner Steuersoftware ein, die Belege fügte ich als Dateianhang bei. Existenzen wie mich gab es viele in der Stadt. Das Finanzamt überraschte mich mit dem Vorwurf, Einnahmen zu unterschlagen. Sie hätten den Metadaten der Wirtschaftslage Lutherstraße und Umgebung entnommen, dass ein weitaus größerer Gewinn vorliegen müsse als in den Steuererklärungen angegeben. Ich wies das Finanzamt schriftlich darauf hin, dass mein Geschäft einer untergehenden Kultur angehöre, dass kleine, Inhaber geführte Buchhandlungen mit einem eher wissenschaftlich-literarischen Zuschnitt ein eher unzeitgemäßes Publikum bedienten. (Die Beschreibung „verstaubte Buchhandlung mit wischi-waschi-Zuschnitt“ hätte es übrigens eher getroffen, aber um das Geschäft mit frischem Wind nach vorne zu bringen, es zu renovieren oder Lesungen mit Weinausschank zu veranstalten, dazu war ich damals zu lethargisch, einsam, deprimiert.) Ich schilderte dem Finanzamt, dass ich mir größere Einnahmen nicht erhoffen könne, und es sei mir unerfindlich, wie man behaupten könne, ich würde solche unterschlagen. Das Argument fruchtete nicht. Ich wurde mit Rückzahlungsforderungen konfrontiert: Analysen hätten ergeben, dass das Geschäft mindestens 15.220 Euro Gewinn im Jahr abwerfen müsse, statt 10.608 Euro, wie letztjährig von mir angegeben. Ich wurde aufgefordert, etwaig widerlegende Beweise vorzulegen, sonst würde man die Restforderung vollstrecken. Klare Schikane, nur wieso traf sie ausgerechnet mich? Was hatte ich verbrochen? Ich sprach einer stark ondulierten Finanzbeamtin vor. Als sie meine Akte zur Hand nahm, sah ich, dass sie einen Brief eines Online-Händlers enthielt, der Briefkopf mit dem Logo war kaum zu übersehen. Ich fragte, was der Konkurrent in meiner Steuerakte zu suchen habe. Die Beamtin berichtete, dass es eine Anzeige gewesen sei, die sie auf meine Spur gebracht hätte. Der Konkurrent informierte die Behörde dahingehend, dass es im Bereich der Lutherstraße eine dramatisch geringe Zahl von Bestellungen gab, obwohl eine überdurchschnittlich gebildete Anwohnerschaft vorliege. Ziehe man sonstige Daten dieser Geolage hinzu, wie die Anzahl und das Prestige der geparkten Automobile, die Anzahl der Jogger und die der Kunstwerke mit postmodernen Merkmalen, die durch die gardinenlosen Fenster der Häuser zu erkennen waren, ergäbe die geringe Bestelldichte eine Zahl mathematischer Unwahrscheinlichkeit. Mit anderen Worten: Im Bereich der Lutherstraße bestellten die Menschen so zurückhaltend wie sonst nur auf Grönland. Deshalb lautete die Anschuldigung, jemand vor Ort müsse exorbitante Gewinne erzielen. Ergo sei das Finanzamt davon ausgegangen, dass der einzig in Frage kommende Buchhändler ich seine Einnahmen nicht korrekt angebe. Da musste ich aber sehr lachen! Ich machte die Finanzbeamtin darauf aufmerksam, dass diese lächerliche Verleumdung von jemandem ausgehe, der seinen Hauptsitz in einem Steuerparadies habe. Die Behörde mache sich in diesem Vorgang zum Handlanger eines quasi Steuerstandortflüchtlings. Wenn sie aber darauf beharre, sagte ich ihr, würde ich die Presse informieren. Die Ondulierte vergaß einen Moment das Atmen, nahm die Akte und sagte, sie müsse sich mit einem Kollegen besprechen. Ich war fast schon wieder vergnügt. Die Analyse meines Konkurrenten hatte mich noch nicht nachdenklich gemacht, aber nachts lag ich wach und dachte darüber nach. Es stimmte, die Buchhandlung lag in einem Umfeld, in dem mehr Business zu erwarten war. Die Nachbarn waren höfliche Menschen, man kannte keine Armut, es gab schöne Autos am Straßenrand, die Menschen stellten üppige Blumensträuße in die Fenster und besaßen anscheinend auch Kunst mit postmodernen Merkmalen. Aber der Absatz von Büchern war alles andere als reißend, nicht einmal Kochbücher, Scheidungsratgeber und Katzenkrimis wurden besonders nachgefragt. Manchmal dachte ich den verrückten Gedanken, die wenigen Kunden, die mein Geschäft betraten, taten das nur dem Anschein nach, weil man das eben so tat: Hin und wieder ein Buch kaufen, wie zum Zahnarztcheck zu gehen, ohne inneres Interesse. Und ehrlich gesagt, das war mir auch ganz recht. Ich verkaufte Bücher, wie ich auch Kartoffeln verkauft hätte. Meine einzige Stammkundin war eine tätowierte, nörgelnde Angeberin, die mich quälte, indem sie lange Inhaltsangaben und persönliche Wertungen von mir verlangte. Sie kam mindestens einmal die Woche und konnte richtig fuchsig werden, wenn ich irgendeinen kalifornischen Hardboiled-Autor nicht richtig aussprach. „Und Sie wollen Buchhändler sein? Lesen Sie überhaupt oder popeln Sie hier nur in der Nase rum?“ Die anderen Kunden waren deutlich zurückhaltender. Der ganze Stadtteil war zurückhaltend. Es gab keine Leidenschaft. Als existierte das Wort selbst nicht mehr. Nun hatte der Versandhändler mich beschuldigt, weil auch er nicht begreifen wollte, dass in der Lutherstraße ein Bestellverhalten wie in Grönland vorherrschte. Grönland! Dort muss es wunderbar sein. Da wächst so wenig. Vor allem gibt es kaum Pilze. Nur siebenhundert Arten, keine davon giftig. Aber ich greife vor und schweife ab.

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