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Sie würden gern Honigbienen halten, wissen aber nicht, wie es geht? Dann ist dieses praxisnahe Einsteigerwerk genau das Richtige für Sie. Schritt für Schritt und mit vielen Fotos werden Sie ans bienengerechte Imkern herangeführt – vom biologischen Basiswissen über Honig- und Wildbienen bis hin zu wichtigen Fragen bei der Vorbereitung: Wie sind die rechtlichen Voraussetzungen? Ist mein Garten bienenfreundlich? Welche Beute passt zu mir? Welche Bienenkrankheiten gibt es? Im praktischen Teil führt Sie die Autorin einmal quer durchs Bienenjahr: Was geht wie, wann muss ich was tun und warum? So können Sie gleich loslegen und bienengerecht und nachhaltig imkern.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2025
Undine Westphal
DERIMKER KURS
für Einsteiger
Nachhaltige Bienenhaltung Schritt für Schritt. Mit über 120 Fotos genau erklärt.
HERZLICH WILLKOMMEN IN DER WELT DER HONIGBIENEN
Die wunderbare Welt der Bienen
DIE SPANNENDE BIOLOGIE DER HONIGBIENE
Die drei Bienenwesen
Vom Ei zur Biene
Entwicklung der Arbeiterin
Winter- und Sommerbienen
Drohnen
Die Königin
WILDBIENEN – DIE SCHWESTERN DER HONIGBIENEN
Was sind Solitärbienen?
Wildbiene sucht Wohnung
Noch eine wilde Schwester –
Die Hummel
WELT OHNE BIENEN? – DAS GROSSE BIENENSTERBEN
Die Grundlagen
NOCH BEVOR ES RICHTIG LOSGEHT …
Ein wenig Bürokratie
Grundstücke nebenan – Die lieben Nachbarn
Kompatibel oder nicht? Bienen und Haustiere
Geballtes Wissen – Imkervereine
Bienenparadies auf Erden – Optimaler Standplatz
Passgenaues Zuhause – Beutenmaß und -form
Lebenswichtig und unentbehrlich – Wasserstelle
Blüten im Überfluss – Tracht
Reich gedeckter Tisch – Bienenfreundlicher Garten
Das liebe Geld – Kosten
Ruhiges, entspanntes Arbeiten – Imkerschutzkleidung
Durchdachte Jahresplanung – Urlaubsvertretung
Gewichtiges Hobby – Imkern braucht Kraft
Die Praxis
EINKAUFSLISTE – ALLES FÜR DEN START
Beuten
EXKURS: KLEINES BEUTEN – EINMALEINS
Rähmchen
Mittelwände
Imkerwerkzeug
Smoker
Imkerschutzkleidung
Handschuhe
Sonnenwachsschmelzer
Material für die Honigernte
Refraktometer
Lagerraum
BIENENERZEUGNISSE
Honig
Pollen
Propolis
Gelée royale
Bienengift
EXKURS: BIENENSTICHE
WICHTIGE BIENENKRANKHEITEN
Maikrankheit
Durchfall
Kalkbrut
Amerikanische Faulbrut (AFB)
Befall mit Varroamilben
AUF LOS GEHT’S LOS: KAUF UND BIENENTRANSPORT
WER SCHREIBT, DER BLEIBT: DOKUMENTATION
UNTRENNBAR: BIENEN UND WETTER!
GESUNDER RÜCKEN: ERGONOMIE AM BIENENSTAND
DIE KUNST DES SPURENLESENS: FLUGLOCHBEOBACHTUNGEN
LIEBLINGSSTÜCK UND HASSOBJEKT: ARBEITEN MIT SMOKER
Quer durchs Bienenjahr
IMKERN IM JAHRESLAUF
Startschuss – Der Reinigungsflug
Bodentausch
Die erste Durchsicht
Futterkranzprobe
Drohnenrahmen einsetzen
Aufsetzen des ersten Honigraums
Drohnenrahmen ausschneiden
Aufsetzen des zweiten Honigraums
Schwarmkontrolle
Ableger (Sammelbrutableger) ziehen
Die erste Honigernte
Frühjahrshonigverarbeiten
Die weiteren Durchsichten
Einen Bienenschwarm einfangen
Die Sommerhonig-Ernte
Einfütterung
Räuberei verhindern
Varroabehandlung
EXKURS: SPIELREGELN FÜR DEN WINTER
Einlöten der Mittelwände
Oxalsäurebehandlung
Zum Abschluss
Service
FAQs – Fragen über Fragen
Sie sind ins Schwärmen gekommen? Dann können Sie hier weiterlesen
Wichtige Adressen fürs zukünftige Imkerleben
Über die Autorin
Dank
Sie haben sich dazu entschlossen, das Imkern zu lernen, möchten aber nicht den letzten Tropfen Honig aus dem Bienenstock pressen, sondern artgerecht und nachhaltig imkern? Dann sind Sie hier genau richtig! Ich begleite Sie nicht nur bei Ihren ersten Schritten in eine eigene Imkerei, sondern versuche Ihnen das Imkern im Einklang mit der Natur nahezubringen. Wir können in einer kleinen Hobbyimkerei ganz anders mit den Bienen arbeiten, als das in einer großen Erwerbsimkerei möglich ist. Wir können auf einen Teil des Honigs verzichten, zu Gunsten der Bienen. Wir können mit Ruhe Durchsichten machen und dabei sehr vorsichtig mit den Bienen umgehen. Uns hetzt keiner und nichts ist schöner, als einen Augenblick zu verharren, um die Bienen auf den Waben zu beobachten. Nachhaltige Imkerei hat viel mit Genießen zu tun, und zwar auf beiden Seiten, bei Mensch und Insekt gleichermaßen. Wenn Sie lernen, den Bienen Respekt entgegenzubringen, werden sie es Ihnen danken. Nicht nur mit selbst geerntetem Honig, sondern auch durch tiefe Einblicke in den Superorganismus-Staat unserer Honigbiene.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und Erfolg mit Ihren Bienen!
Undine Westphal
Ein Leben ohne Bienen – für mich unvorstellbar.
Wer imkern möchte, kommt nicht darum herum, sich mit der Biologie der Honigbiene auseinanderzusetzen. Wer die Bienen nicht versteht, wird nie eins mit diesen bezaubernden kleinen Wesen – und nie ein erfolgreicher Imker werden.
Arbeiterinnen erfüllen alle Tätigkeiten im Bienenstock.
Eine wunderbare helle Brutwabe, so soll es aussehen.
Es gibt im Bienenstock – während des Sommers – drei verschiedene Bienenwesen: pro Volk eine Königin (weiblich), etwa 2000 Drohnen (männlich) und circa 50.000 Arbeiterinnen (weiblich).
Die Königin ist ausschließlich für das Eierlegen zuständig: Rund 2000 Stück pro Tag kann sie in der Hochsaison legen! Die Drohnen sind fast ausschließlich zum Begatten der Jungköniginnen vorgesehen. Bei Erfolg versterben sie direkt nach dem Akt. Ansonsten werden sie als überschüssige Fresser im August von den Arbeiterinnen aus dem Stock geworfen. Die Arbeiterinnen sind, wie der Name schon sagt, für alle anderen Jobs zuständig.
Die Königin legt ein Ei in eine Zelle. Aus dem Ei (Stift genannt) schlüpft am dritten Tag eine kleine Made. Diese Made wird 200-mal am Tag gefüttert, bis sie nach weiteren fünf Tagen so fett geworden ist, dass sie als sogenannte Streckmade gerade noch in ihre Zelle passt. Die Streckmade spinnt sich am achten Tag in einen Kokon ein, um sich in Ruhe weiterentwickeln zu können – ähnlich wie beim Schmetterling. Am 21. Tag schlüpft dann die fertig entwickelte Arbeiterin aus dem Kokon.
Am Körbchen, das sich am Hinterbein befindet, sammelt die Biene den Pollen.
Und jetzt wird es spannend. Gleich nachdem die Arbeiterin geschlüpft ist, hat sie ihren ersten Job: Putzfrau! Sie putzt als Erstes ihre Zelle. In eine nicht gereinigte Zelle würde die Königin kein Ei legen, und da sie Tag und Nacht ununterbrochen legt, benötigt sie eine Vielzahl sauberer Zellen. Anschließend putzt sich die junge Biene weiter durch den ganzen Stock und lernt so ihre Umgebung kennen. Sie findet so das Futter, die Königin, den Einflug und alles weitere.
Ab dem fünften Lebenstag reift in ihrem Kopf die Futtersaftdrüse. Jetzt wird sie zur Amme. Die Futtersaftdrüse funktioniert wie das Euter bei einer Kuh: Die Arbeiterin kann jetzt die kleinen Maden mit Gelée royale füttern.
Ab dem zwölften Lebenstag reifen die Wachsdrüsen in der Unterseite ihres Hinterleibes: Jetzt kann sie Bienenwachs ausschwitzen und wird zur Baumeisterin.
Wenn sie circa 16 Tage alt ist, füllt sich ihre Giftblase und sie wird zur Wächterin. Ihr Arbeitsplatz ist jetzt der Einflug, wo sie kontrolliert, wer in den Stock möchte. Bienen, die jünger als 16 Tage sind, können nicht stechen!
Erst ab dem 20. Lebenstag wird die Arbeiterin zur Sammelbiene und verlässt das erste Mal für längere Flüge den Stock. Alle anderen Berufe fanden ja im Innendienst statt. Ihre Futtersaftdrüse hat sich umgewandelt und wird so zur „Honigdrüse“. Wenn die Sammlerin jetzt Nektar einsaugt, fließt dieser durch die Drüse und wird dort mit Enzymen und anderen wichtigen Stoffen veredelt. Erst dadurch kann aus Nektar Honig werden.
Die Sammlerin fliegt nun rund 15 Tage lang, um Nektar zu sammeln, danach verstirbt sie. Warum? Ganz einfach, sie hat sich quasi totgearbeitet. Im Bienenstock gibt es keine Betten, es wird im Akkord gearbeitet, Tag und Nacht. Die Biene ist nach dem Schlupf ausgewachsen, wir können außer bei einer frisch geschlüpften (grau und puschelig aussehenden) und einer sehr alten Biene (deren Haare fallen aus) nicht erkennen, wie alt sie ist.
Die Arbeiterin ist die kleinste Biene im Stock. Sie hat einen gestreiften Hinterleib und, als Besonderheit, Spezialhinterbeine. An diesen Beinen findet sich jeweils eine Verplattung, auf der Haare eine Art Körbchen bilden: So transportiert die Sammlerin den Blütenstaub. Weder Drohnen noch Königinnen besitzen diese Körbchen.
Die Arbeiterin ist die kleinste Biene im Stock.
Diese Arbeitsteilung der Arbeiterin gilt nur im Sommer. Im Winter sieht es ganz anders aus – da werden die Bienen im Gegensatz zu den Sommerbienen auch uralt.
In der kalten Jahreszeit, bei Temperaturen unter 10 °C, krabbeln alle Bienen ganz dicht aneinander (sie bilden eine Wintertraube) und wärmen sich gegenseitig. Die Königin befindet sich immer gut geschützt in der Mitte der Traube. Im Winter gibt es nur Innendienst, es existiert keine Brut, die gefüttert werden muss, es wird kein Wachs verbaut, kein Einflug verteidigt und kein Nektar gesammelt. Die Bienen reiben mit ausgekoppelten Flügeln ihre Flugmuskeln, so entsteht Wärme. Das ist die hauptsächliche Wintertätigkeit der Arbeiterinnen.
Im zeitigem Frühjahr fängt die Königin wieder an, wenige Eier zu legen. Und jetzt passiert etwas Unglaubliches: Die alten Winterbienen können ihre Drüsen wieder reaktivieren. So werden sie erneut zur Putzfrau, Amme, Bauarbeiterin, Wächterin und Sammlerin. Erst wenn die neuen Arbeiterinnen schlüpfen, übernehmen diese die Arbeiten der alten Winterbienen. Und dann sterben die alten Arbeiterinnen. Teilweise sind sie dann mehr als ein halbes Jahr geworden (während Sommerbienen nach knapp 34 Tagen versterben). Das ist faszinierend, oder?
Drohnen sind der männliche Part des Bienenvolkes. Eine Drohne ist stark behaart, dicker und größer als die Arbeiterin. Erkennen kann man sie recht einfach an den sehr großen Augen. Drohnen besitzen keinen Stachel. Sie entstehen aus unbefruchteten Eiern der Königin, lassen sich mit ihrer Entwicklung ein wenig mehr Zeit und schlüpfen erst nach 24 Tagen. Im Schnitt leben sie – es sei denn, sie kommen bei der Begattung der Jungkönigin zum Zuge – drei bis fünf Monate. Drohnen schieben im Bienenstock eine eher ruhige Kugel. Langes Ausschlafen gehört genauso zu ihrem Leben wie sich putzen und füttern zu lassen: Ohne die Arbeiterinnen sind die Drohnen verloren.
Im Winter gibt es keine männlichen Bienen, weil sie nicht benötigt werden. Die ersten Drohnen schlüpfen im Frühjahr, und im August werden sie bei der Drohnenschlacht aus dem Stock geworfen, weil das Futter über die kalte Jahreszeit sonst nicht für das Volk reichen würde.
Im Stock ist, um Inzucht zu vermeiden, die eigene Königin tabu. Ab dem Frühjahr bis in den Spätsommer hinein treffen sich die Drohnen daher bei schönem Wetter um die Mittagszeit an sogenannten Drohnenplätzen, um dort die Jungköniginnen in der Luft zu begatten. Beide Geschlechter finden sich mit der Sicherheit sich anziehender Magneten. Wie es ihnen gelingt, diese Plätze zu finden, ist bis heute gänzlich unerforscht. Beim Akt wird der Drohne das Geschlechtsteil herausgerissen, wodurch sie direkt verstirbt.
Drohnen werden von den Arbeiterinnen versorgt.
Neue Untersuchungen haben ergeben, dass Drohnen auch die Brut mitwärmen und zur allgemeinen Volksharmonie beitragen.
Eine sehr wichtige Information für das Imkern: Die Zellen, aus denen die Drohnen schlüpfen, sind größer als die der Arbeiterinnen, teilweise auch höher und werden als Buckelbrut bezeichnet.
Die Königin ist die Mutter aller Bienen, sie wird von ihrem Hofstaat umsorgt.
Die Königin wird in der Imkerei Weisel genannt. Sie ist das größte Insekt im Bienenstock, mit den kürzesten Flügeln im Verhältnis zu ihrer Körperlänge. Je nach Art kann sie sehr hell oder auch dunkel gefärbt sein und hat rötliche Beine, im Gegensatz zu den Arbeiterinnen, die schwarze Beine besitzen. Sie schlüpft schon nach 16 Tagen. Und sie entwickelt sich genau wie die Arbeiterinnen aus einem befruchteten Ei. Die Arbeiterinnen entscheiden, ob aus dem Ei eine Arbeiterin oder eine Königin wird – letzteres, indem sie die daraus geschlüpfte Made ausschließlich mit Gelée royale füttern. Eine Arbeiterinnenmade bekommt diesen königlichen Futtersaft nur in den ersten drei Tagen, die Weisel ihr ganzes Leben. Dieser Futtersaft sorgt für deren besondere Entwicklung. Eine Königin entsteht in speziellen Weiselzellen, die an den Waben hängen wie eine kleine Nase – da die Weisel für ihre Entwicklung mehr Platz benötigt.
Viele Imker markieren ihre Königin mit einem bunten Punkt, damit sie im Volk schneller und besser gefunden werden kann.
Ein paar Tage nach dem Schlupf fliegt sie zu ihrem Begattungsflug aus, bei dem sie sich mit mehreren – bis zu 20 – Drohnen paart. Danach verlässt sie den Stock nicht mehr, außer wenn das Volk schwärmt, doch dazu später mehr. Eine Königin kann drei bis sechs Jahre alt werden. In der modernen Erwerbsimkerei wird sie nach zwei Jahren ausgetauscht, weil dann ihre Legetätigkeit nachlässt; ähnlich wie beim Huhn, das irgendwann, wenn es älter wird, auch weniger Eier legt.
Die Weisel kann sich nicht selbst versorgen, sie wird von den Arbeiterinnen geputzt und gefüttert. In der Regel ist sie umgeben von einem Hofstaat, der sich nur um ihr persönliches Wohlergehen kümmert. Beim Königinnen-Suchen kann man sich gut an diesen Bienen orientieren.
Wer heutzutage beschließt, Honigbienen zu halten und mit dem Imkern zu starten, tut dies meist aus ökologischen Gründen. Früher stand eher der Profit durch den Honigverkauf im Vordergrund, heute will eigentlich fast jeder Imker in erster Linie die Bienen retten.
Drohne einer Frühlings-Pelzbiene in ihrem Übernachtungsquartier.
Die Frühlings-Seidenbiene nistet im lockeren Sand.
Die Gartenwollbiene braucht zwingend den Wollziest.
Tatsächlich ist die Bienenrettung auch dringend notwendig, denn ein Honigbienenvolk kann nur überleben, wenn es von einem sachkundigen Imker betreut wird. Bienenschwärme, die sich in hohlen Baumstämmen niederlassen, sind seit dem Auftreten der Varroamilbe unbehandelt dem Untergang geweiht – spätestens nach zwei Jahren.
Viele vergessen jedoch, dass es neben der prominenten Honigbiene noch circa 550 andere Bienenarten in Deutschland gibt: die Wildbienen, deren weitaus größte Gruppe die Solitärbienen sind. Da diese aber keinen Honig produzieren, hatten sie lange Zeit keine Lobby und waren beziehungsweise sind dem Normalbürger eher unbekannt.
Solitärbienen leben nicht in einem Volk, sondern sind gänzlich auf sich allein gestellt. Sie bauen und bevorraten ohne Hilfe von Kolleginnen ihre Brutzellen. Ist ihre Niströhre oder das Gelege fertiggestellt, verstirbt die Biene, und ihre Brut entwickelt sich selbstständig weiter. Und weil Solitärbienen keinen Wintervorrat benötigen, produzieren sie auch keinen Honig.
Eine Hosenbiene an ihrem Nesteingang, sie gräbt bis zu 50 cm tief.
Solitärbienen-Arten können sehr klein sein; ihre Körpergröße reicht von drei Millimetern bis hin zu drei Zentimetern. Jede Art sieht völlig anders aus. Solitärbienen können pelzig sein, haarlos, bunt oder einfarbig, dünn oder dick. Hier hat die Natur ihrer Einfallslust und Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Die meisten bewegen sich sehr schnell, geradezu hektisch. Warum? Eine Solitärbiene lebt selten länger als 30 Tage und muss in dieser kurzen Zeit so viele Brutzellen bauen wie nur irgend möglich – daher hat sie einfach keine Zeit innezuhalten. Im Unterschied zu den Honigbienen schlafen die Solitärbienen nachts. Sie krabbeln in ihre Brutgänge und warten auf die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen, damit sie weiterarbeiten können. Von allen Solitärbienen leben mehr als zwei Drittel im Boden, die anderen oberirdisch in Hohlräumen. Bodennistende Wildbienen-Arten benötigen sandige, karge, unbepflanzte Flächen, in die sie ihre Brutgänge graben können. Diese Brutgänge sind teilweise tiefer als 50 Zentimeter. Wenn Sie jetzt überlegen, wie klein die Bienen sind – eine ungeheure Leistung. In der Erde legen sie dann kleine Brutzellen an, die sie mit Pollen und Nektar bevorraten. Auf diese Pollenbreikugel legen sie je ein Ei und verschließen danach die Zellen. Bis zu 30 Zellen werden so gebaut. Wenn das Nest fertiggestellt ist, befüllt die Wildbiene das Ganze mit Erdaushub und verstirbt anschließend. Die Brut entwickelt sich ganz allein bis zum Puppenstadium und überwintert in diesem Zustand. Erst im darauf folgenden Jahr schlüpfen die Bienen, indem sie sich ausgraben.
Die Auen-Schenkelbiene ist abhängig vom Gilbweiderich, an seinen Blüten sammelt sie Öl für ihr Nest.
Aus der geschilderten Lebensweise der Wildbienen ergibt sich: Es ist gar nicht so wichtig, sich ein Wildbienenhotel in den Garten zu stellen. Besser ist es, geeignete Bodenflächen für die grabenden Insekten zu schaffen. Die meisten Wildbienenhotels sind eh nicht zu gebrauchen. Warum? Solitärbienen sind sehr anspruchsvoll in Bezug auf ihre Wohnungen. Sie benötigen hohle Stängel, die an den Öffnungen glatt sind und nicht ausgefranst sein dürfen. Die Bienen würden sich sonst ihre Flügel verletzen. Außerdem können sie nichts mit Tannenzapfen, Rindenstücken oder Stroh anfangen. Stroh ist besonders schlecht, weil hier Ohrenkneifer nisten und diese sich von Wildbienengelegen ernähren. In vielen Wildbienenhotels sieht man auch markhaltige Stängel; diese werden jedoch nur von Bienen besiedelt, wenn sie aufrecht im Boden stehen, nicht wenn sie liegen. Eigentlich gibt es in diesen Hotels mehr unbrauchbares Nistmaterial als brauchbares. Falls Sie selbst eines gestalten wollen, besorgen Sie sich bitte unbedingt gute Literatur! Wenn Sie dann noch beachten, dass das Hotel in der Vollsonne stehen muss (die Sonne ersetzt die Brutwärme), ein regensicheres Dach hat (feuchte Brutröhren verpilzen), fest installiert ist und nicht schwingt (wie mit Stängeln gefüllte Dosen, die sich im Wind bewegen), schließlich alles mit einem Volierendraht sichern (damit die Vögel die Halme nicht herausziehen und aufpicken) – dann haben Sie schon einmal eine ganze Menge richtig gemacht.
Eine bodenbrütende Wildbiene in ihrem Nesteingang.
Ein Imker bekommt, wenn er ihn nicht sowieso schon besitzt, im Laufe der Zeit garantiert einen grünen Daumen. Er möchte eben sicher sein, dass seine kleinen Lieblinge satt werden. Satt bedeutet bei Bienen: Nektar und Pollen im Überfluss das ganze Jahr hindurch. Und genau hier sollten Sie die kleinen wilden Schwestern der Honigbienen, unsere Solitärbienen, nicht vergessen. Honigbienen fahren voll auf Masse ab, Solitärbienen lieben Abwechslung. Es gibt viele Arten, die eine ganz bestimmte Pflanzengattung brauchen. Den Pollen dieser Pflanzen benötigen sie zur Bevorratung ihrer Brutzellen. Manche Wildbienen brauchen zudem die Pflanze selbst, um die Brutzellen zu bauen: Blattschneidebienen etwa fertigen sie aus Blätterstücken. Gartenwollbienen schaben Pflanzenfasern ab und Mohnbienen verpacken ihre Eier in Mohnblattstücke. Wenn diese Pflanze nicht vorhanden ist, kann die Wildbiene weder existieren noch Brut anlegen. Wenn ich also meinen Garten sehr abwechslungsreich gestalte, schaffe ich ein Habitat für viele verschiedene Arten. Ein Hit in den Augen der Wildbienen sind Wildobst, Kräuter und Glockenblumen. Warum Glockenblumen? Glockenblumen sind Übernachtungsmöglichkeiten für Wildbienenmänner. Wildbienenmänner sind nach dem Schlupf wohnungslos, da in den Brutröhren ausschließlich Wildbienenweibchen übernachten. Also suchen sich die Männer andere trockene Schlafplätze. In Glockenblumen kann man sich herrlich hinter dem Stempel festklemmen und gleich nach dem Aufwachen frühstücken. Honigbienen geben sich mit solch dezenten Angeboten meist nicht ab, sie orientieren sich lieber an Massentrachten.
Wildbienen sind immer sehr schnell und hektisch unterwegs. Sie müssen ganz allein ihre Brut bevorraten – keiner hilft, deshalb muss es alles etwas schneller gehen.
Wildbienen sind meist „Haustürsammler“: Das bedeutet, dass sie teils nur wenige hundert Meter weit fliegen können. Daher muss dort, wo sie ihre Brut anlegen, unbedingt auch Nahrung vorhanden sein. Ich kann also sehr leicht beide Arten in meinem Garten willkommen heißen, Honigbienen und Wildbienen. Kümmere ich mich um ein abwechslungsreiches Blütenangebot, gibt es kein Konkurrenzverhalten, weil für alle reichlich Nahrung vorhanden ist. Wenn Sie Habitate für viele verschiedene Arten schaffen möchten, schaffen Sie Strukturen in Ihrem Garten. Legen Sie eine Trockenmauer an, schaffen Sie Sandflächen, vielleicht kommt so eine alte ungenutzte Sandkiste wieder in den Einsatz? Bauen Sie Kräuterbeete, Lehmmauern, Totholzareale, und stellen Sie den Rasenmäher höher, damit der Klee blühen kann. Säen Sie Wildblumenwiesen an, nachdem der Boden abgemagert – also seine Humusschicht entfernt – wurde, dann blüht es viel intensiver.
Nesteingänge einer Sandbiene.
Ein paar Sätze zur Hummel. Hätten Sie gewusst, dass auch sie zu den Wildbienen gehört? Die Hummelkönigin gründet Sommerstaaten, überwintert aber, nachdem das Volk im Herbst verstirbt, als Einzelinsekt im Boden. Sie gräbt sich im Frühjahr aus und sucht unterirdische Hohlräume, beispielsweise verlassene Mäusenester. Dort baut sie ihr Nest. Hummeln modellieren sich aus Tierhaaren richtige kleine Wärmekugeln. Aus Wachs, das sie genau wie die Honigbienen selbst produziert, fertigt die Königin eine Eiwiege, in die sie bis zu acht Eier hineinlegt. Hummelkinder mögen es halt kuschelig. Außerdem baut die Königin ein Nektartöpfchen aus Wachs und befüllt es. Danach setzt sie sich wie eine Glucke auf die Eiwiege und wärmt so ihre Brut. Ab und an, wenn der Nektar zur Neige geht, muss sie kurze Flüge nach draußen starten, um wieder nachzutanken. Übrigens können Hummeln keinen Honig herstellen und das ist auch gut so. Warum? Hummeln sammeln auch giftigen Nektar, zum Beispiel an Rhododendren. Würde der in den Honig wandern, wäre dieser hochtoxisch und nicht zum Verzehr geeignet!
Der Spatz unter den Hummeln ist die Ackerhummel, sie kommt überall reichlich vor.
Wenn die Maden nach ein paar Tagen schlüpfen und dann ordentlich gefüttert werden, wachsen sie sehr schnell. Dann spinnen sie sich – diesmal einzeln – in einen Kokon ein (Teenies bevorzugen Einzelzimmer!) und entwickeln sich in knapp drei Wochen zur fertigen Hummel. So entsteht das erste Hummelvölkchen. Diese Arbeiterinnen unterstützen dann die Königin, bis die sich nur noch um das Eierlegen kümmert.
Die Baumhummel ist die einzige Hummel, die ärgerlich wird, wenn sie genervt ist.
Auch Hummeln sind derart faszinierende Insekten, dass es große Freude macht, sie im Garten beobachten zu können. Da fällt mir gerade noch eine ganz wichtige Information für Sie ein: Wildbienen stechen im Gegensatz zu Honigbienen nicht. Ihr Stachel ist meist so klein und winzig, dass er unsere Haut gar nicht durchdringen kann. Es gibt natürlich wie überall auch hier Ausnahmen – und das sind eben die Hummeln. Eine der vielen Hummelarten, die Baumhummel, wird ein wenig kiebig, wenn sie gestört wird. Daher Nase ins Hummel-Bestimmungsbuch und schauen, dass man zumindest die Baumhummel klar erkennen kann. Alle anderen Hummeln sind absolut friedfertig, auch im Nestbereich. Da Hummeln zum Nisten verlassene Mäusenester brauchen, verbannen Sie bitte die Mausefallen aus Ihrem Garten. Je mehr Mäuse, desto mehr Hummeln.
Fazit
Imkern und das Halten von Honigbienen erweitert ungemein den Horizont. Wenn Sie sich aber damit noch nicht zufriedengeben und auch mal nach den anderen Insekten schauen, wird es erst richtig interessant. Die Natur hat so viele Wunder zu bieten – der Mensch muss sie gar nicht suchen, er muss sich nur darauf einlassen: Dann findet er sie von ganz allein.