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Der Investment Quick Start Guide bietet eine umfassende Einführung in die Welt des Investierens: Aktien, Anleihen, ETFs, Investmentfonds, Indizes, REITS und verschiedene andere Anlagewerte werden klar verständlich dargestellt. Der Autor Ted D. Snow bringt 30 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche mit und verbindet altbewährte Anlageprinzipien, etwa von Warren Buffett oder Peter Lynch, mit seiner eigenen Philosophie zur Vermögensbildung. Aus dem Inhalt: ·Alles, was man vor dem ersten Trade wissen muss ·Aktien und andere Wertpapiere einschätzen und vergleichen ·Wie Chancen auf dem Markt genutzt werden können, ohne sich auf Vermutungen zu verlassen ·Wie nationale und globale wirtschaftliche und geopolitische Faktoren die Investitionsaussichten beeinflussen können
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Seitenzahl: 443
TED D. SNOW, CFP®
DER INVESTMENT
QuickStart Guide
TED D. SNOW, CFP®
DER INVESTMENT
QuickStart Guide
DER einfache LEITFADEN FÜR EINSTEIGER:
✓ erfolgreich am Aktienmarkt agieren
✓ eigenes Vermögen vergrößern
✓ eine sichere finanzielle Zukunft aufbauen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
1. Auflage 2022
© 2022 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright der Originalausgabe © 2021 by Ted D. Snow CFP®, MBA. © 2021 by ClydeBank Media LLC. All rights reserved.
Translated and published by Münchner Verlagsgruppe GmbH, with permission from ClydeBank Media LLC. This translated work is based on Investing QuickStart Guide: The Simplified Beginner‘s Guide to Successfully Navigating the Stock Market, Growing Your Wealth & Creating a Secure Financial Future, 2nd edition by Ted D. Snow CFP®, MBA. © 2021 by ClydeBank Media LLC. All rights reserved. ClydeBank Media LLC is not affiliated with R Books Co. Ltd. or responsible for the quality of this translated work. Translation arrangement managed RussoRights, LLC on behalf of ClydeBank Media LLC.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
Übersetzung: Hans Freundl
Redaktion: Judith Engst
Korrektorat: Silvia Kinkel
Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt in Anlehnung an das Cover der Originalausgabe
Satz: Daniel Förster
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-493-7
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-934-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-992-5
Weitere Informationen zum Verlag finden sie unter
www.finanzbuchverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
EINLEITUNG
Von Websterville nach Dallas – meine persönliche Geschichte
Die Risiken, auf das Investieren zu verzichten
Wann der richtige Einstiegszeitpunkt ist
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Die Änderungen in dieser Neuauflage
Die Kapitel im Einzelnen
TEIL I – DIE HAUPTANLAGEKLASSEN
| 1 | DER ANLAGEMIX
Grundsätzliches zu Aktien
Grundsätzliches zu Anleihen
Grundsätzliches zu Immobilien
Grundsätzliches zu Bargeld
Was ist Asset Allocation?
Asset Allocation auf der Grundlage von Investmentkategorien
| 2 | AKTIEN
Die Grundlagen des Aktienmarkts
Stammaktien und Vorzugsaktien
Andere Möglichkeiten zur Kategorisierung von Aktien
Börsenticker und Kurslisten lesen
Die wichtigsten Aktienkennzahlen
Kaufen und Verkaufen von Aktien
Die wichtigsten Börsenindizes
Bullen- und Bärenmärkte
| 3 | ANLEIHEN
Laufzeit und Zinsen
Die Bedeutung einer inversen Zinsstrukturkurve
Wie man Anleihen handelt
| 4 | IMMOBILIEN
Vorzüge der Immobilienanlage
Umgang mit Risiken von Immobilien
Unterschiedliche Möglichkeiten der Geldanlage in Immobilien
Warum Ihr Eigenheim kein Investment ist
Das Investment finanzieren, verwalten und sichern
TEIL II – ANLAGESTRATEGIEN UND -TAKTIKEN
| 5 | DIE ZEIT FÜR SICH ARBEITEN LASSEN
Die Rendite errechnen
Die Inflation berücksichtigen
Die richtige Anlagemischung finden
Anlegen in Indizes und Investmentfonds
Exchange Traded Funds
Weitere Fonds und Investmentmöglichkeiten
| 6 | ANLAGESTRATEGIEN
Die Auswahl der richtigen Aktien
Kaufen an schwachen Tagen
Der Durchschnittskosteneffekt
Strategien in einem Bärenmarkt
| 7 | AUF DER SHORT-SEITE MITMISCHEN
Daytrading
Optionshandel
Margin-Handel
Leerverkaufen
Pennystocks
Forex
Rohstoffkontrakte
| 8 | PSYCHOLOGIE DES INVESTIERENS
Das wachsende Feld der Behavioral Finance
Die Versuchung des Markt-Timings
TEIL III – DER EINSTIEG IN DAS GESCHÄFT
| 9 | ZEIT DER ENTSCHEIDUNG
Wie man eine Aktie, einen ETF oder ein anderes Wertpapier auswählt
Theorien, Geschichte und Lehren
Die eigenen Investments im Auge behalten
| 10 | EINEN INVESTMENTDIENSTLEISTER AUSWÄHLEN
Einen Finanzberater finden
Robo-Advisors
Aktienüberwachung und -handel mithilfe mobiler Apps
| 11 | STEUERLICHE PLANUNG
Arten der Anlagebesteuerung
Anleihen und Besteuerung
Besteuerung staatlich geförderter Altersvorsorgeverträge
Steuerliche Behandlung von traditionellen und Roth-IRA (USA)
Steuerliche Behandlung von Riester- und Rürup-Verträgen (Deutschland)
Steuervorteile durch Immobilieninvestitionen
| 12 | DIE WELT DER FINANZTECHNOLOGIE IM WANDEL
Wie wird die Finanztechnologie genutzt?
Wie sich die Finanztechnologie auf den Aktienmarkt auswirkt
Investieren in Fintechs
| 13 | ÜBER DEN PROFIT HINAUS
Warum Sie nicht auf Gewinn verzichten müssen
Informationsquellen zu ethischem Investieren
Institutionelle Anleger als Inspiration nutzen
Eine Warnung
| 14 | DURCH INVESTIEREN ZU FINANZIELLER FREIHEIT
Die FIRE-Bewegung
Unter den eigenen Möglichkeiten leben
Anlagestrategien zur Erlangung finanzieller Unabhängigkeit
SCHLUSSBETRACHTUNG
ÜBER DEN AUTOR
ÜBER CLYDEBANK MEDIA
GLOSSAR
RISIKOHINWEISE
LITERATURHINWEISE
Investieren ist kein Spiel, bei dem derjenige mit einem IQ von 160 diejenigen mit einem IQ von 130 schlägt. Vernunft ist wesentlich.
WARREN BUFFETT
Viel hat sich verändert in der Finanzlandschaft in den drei Jahren seit dem Erscheinen der 1. Auflage dieses Buches. Eine Vielzahl von technischen Fortschritten, die nahezu sämtliche Bereiche des Finanzwesens beeinflussen, der Aufstieg des Bitcoins und anderer Kryptowährungen, eine globale Pandemie und andere Ereignisse haben die Art und Weise grundlegend umgestaltet, wie Menschen, Unternehmen, Regierungen und andere Einrichtungen ihre Rechnungen zahlen, Bankgeschäfte abwickeln, sich Geld leihen, Anlagen tätigen und andere Finanzangelegenheiten handhaben.
Nachdem die Fortschritte in der Finanztechnologie bereits Fuß gefasst hatten, hat die Pandemie ihre Umsetzung und Anwendung in vielen Wirtschaftsbereichen und durch die Verbraucher beschleunigt, die nach kontaktlosen Transaktionsmöglichkeiten und Kommunikationswegen suchten. Auch Finanzinstitutionen mussten rasch reagieren, denn viele Banken sahen sich gezwungen, während der Lockdown-Perioden ihre Türen für Kunden zu schließen, und die schwankenden Märkte sorgten für Ratlosigkeit bei den Anlegern.
Finanzielle Bildung ist seit jeher wichtig, und heute umso mehr, da Innovationen in der Finanzwelt und bei der Geldanlage auf die Bedürfnisse einer neuen Anlegergeneration abgestimmt werden müssen. Es überrascht mich immer wieder, wie wenig formale Ausbildungsangebote es – auch an den Schulen – für die jungen Leute gibt, um ihnen die Bedeutung des Sparens und Anlegens nahezubringen. Finanzielle Bildung ist allzu oft ein isoliertes Unterfangen, bei dem sich Interessierte mit den Ratschlägen von »Investmentgurus«, Fernsehpersönlichkeiten oder auch Autoren begnügen müssen, die keine Ausbildung als Anlageberater besitzen, sondern schlicht Kunden gewinnen wollen für ihre kostenpflichtigen Börsendienste. Es gibt zwar eine Reihe guter Ratgeberwerke zur Geldanlage, von denen viele auch in diesem Buch erwähnt oder diskutiert werden, doch anfängerfreundliche Ratgeber, die klar, unvoreingenommen und auf verständliche Weise Informationen vermitteln, sind eher dünn gesät.
Die erste Auflage von Der Investment Quick Start Guide fand eine gute Resonanz bei den Lesern, die erklärten, dass die Darlegungen für sie sehr hilfreich gewesen seien. Ich hatte eigentlich nicht vor, das Buch schon nach drei Jahren zu überarbeiten, spürte aber, dass die Leser auch informiert werden wollten über die rasanten und grundlegenden Veränderungen, die sich auf dem Gebiet der Geldanlage und in anderen Bereichen des Finanzwesens vollzogen haben. Ein Gespräch mit dem Verlag bestärkte mich in der Überzeugung, dass eine Aktualisierung des Buches für die Leserschaft nützlich sein würde, und so wurde die zweite, überarbeitete Auflage in Angriff genommen. Ich hoffe, dass Sie diese Neuausgabe hilfreich finden und dass dies auch Ihrem Portfolio zugutekommen wird.
Viel hat sich verändert in Bezug auf das Investieren seit der 1. Auflage dieses Buches, doch die Grundlagen sind gleich geblieben. Erfolgreiches Investieren hat nichts mit Rückschau zu tun. Es geht nicht darum, zurückzuschauen und sich selbst einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen, weil man 2010 nicht die Aktie von Netflix gekauft hat, als sie noch für 22 Dollar zu haben war, während man heute fast 547 Dollar dafür ausgeben muss. Im Jahr 2010 hätte niemand vorhersehen können, dass es ein Jahrzehnt später eine globale Pandemie geben würde, welche die Nachfrage nach Streamingdiensten – und damit die Netflix-Aktie – nach oben treiben würde. Im Hinblick auf das Investieren ist die Zeit der wahre Geschichtenerzähler und der einzige Schiedsrichter über Erfolg oder Scheitern.
Erfolgreiches Investieren hat damit zu tun, zu wissen, was man besitzt und warum man es besitzt, während man abgewogene und disziplinierte Entscheidungen in der Gegenwart trifft. Es geht darum, die Entscheidungen dahingehend auszurichten, dass sie eine Grundlage schaffen für die Vermögensbildung und für eine sichere finanzielle Zukunft. Es geht nicht darum, das Verhalten des Marktes vorherzusagen und den besten Zeitpunkt für Entscheidungen zu finden, was bestenfalls, wie die Realität immer wieder zeigt, Energieverschwendung wäre und im schlimmsten Fall potenziell katastrophal für das eigene Portfolio.
Sie können Ihre gesamte Energie darauf verwenden, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu suchen und zu erraten, wann der Wert einer bestimmten Aktie steigen oder fallen wird. Ich für meinen Teil mache schlicht meine Hausaufgaben, versuche mir ein Bild zu verschaffen von den Unternehmen, in die ich investiere, kaufe die jeweiligen Aktien und vertraue darauf, dass ihr Wert steigen wird und im Laufe der Zeit daraus ein Vermögen erwachsen wird.
Dieses Buch soll Ihnen, so hoffe ich, eine nach vorn gerichtete, bodenständige Herangehensweise an das Investieren nahebringen, wobei die Betonung auf einer langfristigen Strategie des Vermögensaufbaus liegt. Ich bin kein Spekulant und ich werte auch nicht stundenlang die Kursverläufe von Aktien aus, um neue Trends aufzuspüren. Ich beobachte einfach die Wertpapiere, in die ich investieren möchte. Ich kaufe, wenn eine Aktie vom Markt unterbewertet wird, und ich verkaufe, wenn sie mir überbewertet erscheint. Ich suche nach Möglichkeiten, meine Anlagen zu diversifizieren und die potenziellen Erträge zu maximieren. Ich bin ein leidenschaftlicher Investor, kein Trader, und falls Ihnen der Unterschied nicht klar sein sollte, werden Sie ihn kennen, wenn Sie dieses Buch gelesen haben.
Wenngleich im Text immer wieder meine persönliche Anlagephilosophie durchscheint, möchte ich Informationen auf objektive und gut lesbare Weise vermitteln. Sie werden kurze und prägnante Kapitelüberschriften finden und ein Glossar mit Begriffen, die Sie nachschlagen können, wenn Sie vielleicht mehr Informationen benötigen. Wenn die Geldanlage Neuland ist für Sie, empfehle ich Ihnen, das Buch einfach von vorn bis hinten zu lesen, weil wir uns nach Kräften bemüht haben, die Themen und Begriffe auf eine logische, aufeinander aufbauende Weise darzustellen, die das Lernen erleichtert. Dieses Buch soll ein grundlegender Leitfaden ein, der auch Anfänger mit der Kunst des Investierens vertraut macht. Doch aufgrund der Vielfalt der behandelten Themen werden auch erfahrene Anleger hier wahrscheinlich noch die eine oder andere interessante Information finden.
Obgleich ich mit fast allen Arten von Investments vertraut bin, liegen meine persönlichen Schwerpunkte bei Investmentfonds, Aktien, Anleihen und Exchange Traded Funds (ETFs) – jene Art von Wertpapieren, die meiner Ansicht nach für Anleger jeglicher Herkunft eine kluge und angemessene Wahl sind. Wir werden zwar kurz auch auf Rohstoffe, Futures, Optionen, Pennystocks und den Forex-Markt eingehen, doch in diesem Buch stehen börsengehandelte Aktien, Anleihen, Investmentfonds und ETFs im Vordergrund. Außerbörsliche Beteiligungen, Risikokapital oder Investitionen in selbstverwaltete Immobilien werden nicht behandelt.
Da ich seit geraumer Zeit ein eigenes Finanzdienstleistungsunternehmen betreibe, konnte ich zahlreichen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund dabei helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen, und ich hoffe, dass dieses Buch auch für Sie eine entsprechende Hilfe sein kann. Bevor wir loslegen, möchte ich Ihnen noch meine persönliche Geschichte erzählen, die meine berufliche Karriere, mein Wertesystem und meine Art zu leben geprägt hat.
Wie Geld arbeitet, hat mich schon immer fasziniert, seit ich mit fünf Jahren mein erstes Sparbuch bekommen habe. Ein Sparbuch ist ein kleines Büchlein, in das alle Einzahlungen und Abhebungen eingetragen werden, die auf dem dazugehörigen Sparkonto getätigt wurden. Sparbücher sind mittlerweile den gleichen Weg gegangen wie Schwarz-Weiß-Fernseher, wenngleich manche Banken sie noch anbieten. Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist, aber in meiner DNS müssen Finanzkonzepte und Dollarzeichen gewissermaßen angelegt sein, denn meine Strategien gingen weit hinaus über das, was man von einem Fünfjährigen in Bezug auf die Verwaltung seines Sparkontos erwarten würde. Ich habe schon immer darüber nachgedacht, wie ich meine Erträge maximieren könnte. Im Laufe der Jahre konnte ich verfolgen, wie meine Schwester stets den vollen Preis für Vinyl-Schallplatten zahlte, während ich ein paar Pennys für Kassetten ausgab und die Songs dann von ihren Platten überspielte, wenn sie nicht zu Hause war.
Als ich die 6. Klasse der Webster Elementary School besuchte, wurde ich dazu auserkoren, die Bank von Websterville zu leiten. »Websterville« war eine kleine Modellstadt, die im dritten Stock des Schulgebäudes aufgebaut worden war. Sie umfasste einen Gemischtwarenladen, ein Café, ein Bekleidungsgeschäft und andere Läden, die alle von Schülern geleitet wurden, denen man die Rolle eines Geschäftsinhabers zutraute. Als Banker buchte ich die Einlagen, die wir Websterville-Dollars nannten, auf die Konten der anderen geschäftstüchtigen jungen Leute und half meinen Mitschülern, Abhebungen zu tätigen, um im Gemischtwarenladen Fruchtgummis oder Lollys kaufen zu können.
Am Ende des Schuljahres konnten wir unsere Guthaben in Websterville-Dollar abheben und in echtes Geld umtauschen. Ich hatte natürlich das größte Kontoguthaben angehäuft, das man in Websterville jemals gesehen hatte, und war sehr aufgeregt, als ich mein Vermögen in Empfang nahm. Ich riss den Umschlag auf, der meine schwer verdienten Gewinne enthalten sollte und stellte enttäuscht fest, dass mein Guthaben von 200 Dollar nach dem Umtausch meiner Websterville-Dollars in echtes Geld auf nur noch 20 Dollar geschrumpft war – meine erste schmerzhafte Lektion in Bezug auf den Umtausch von Währungen.
Mein Leben in dieser Zeit war recht einfach – ich spielte Basketball und Baseball, war viel mit dem Fahrrad unterwegs und dachte nie an etwas wie ein Haushaltsbudget oder andere Finanzdinge. Ich war rundum zufrieden, meine Eltern liebten mich und sorgten für uns Kinder. Mein Vater arbeitete als Bauingenieur und meine Mutter war Schneiderin, aber um Geld zu sparen, mussten meine Schwester und ich uns die Cola teilen. Um meinen Anteil zu erhöhen, sorgte ich dafür, dass sich in meinem Glas weniger Eis befand, weil sich dadurch die Menge an Cola erhöhte, die ich erhielt. Von außen betrachtet sahen unsere Becher gleich aus – aber meine Schwester hatte keine Ahnung! Wie gesagt war die Maximierung der Ressourcen meine Spezialität! Als hätte Gott mich geistig bereits von Kindesbeinen an für eine Zukunft als Finanzplaner ausgestattet, beschäftigte ich mich ständig mit komplizierten Rätseln, analysierte und arrangierte alle Bestandteile eines Plans, um ein effektives und funktionierendes Konzept zu entwerfen.
Dass ich als Kind auf einiges verzichten hatte müssen, hatte mir eine andere Sicht auf das Geld verschafft, die ich mir bis heute bewahrt habe. Ich war dankbar dafür, dass ich jedes Jahr ein neues Paar Basketball-Schuhe erhielt. Ich freute mich riesig, wenn ich im Thrifty Drug Store drei Kugeln Kirsch-Vanille-Eis bekam. Unsere Eltern erfüllten all unsere Bedürfnisse und auch einige unserer Extrawünsche, doch ihre Erfahrungen in der Zeit der Weltwirtschaftskrise hatten sie Bescheidenheit und einen sparsamen Umgang mit Geld gelehrt, eine Einstellung, die sie auch mir vermittelten. Ich wuchs in einem Vorort von Salt Lake City auf, zusammen mit anderen Familien aus der unteren Mittelschicht, dachte aber keine Minute, ich käme irgendwie zu kurz. Ich war glücklich, ich wusste, dass meine Eltern mich gernhatten, und ich kannte nur eine Art des Lebens – dass man schlicht und einfach zufrieden war mit dem, was man hatte.
Im Alter von 16 Jahren, als sich die Frage eines Übertritts auf das College stellte, ich aber wusste, dass meine Eltern das Geld dafür nicht hatten, begann ich ernsthaft zu sparen, arbeitete im Sommer auf einer Baustelle und füllte in einem Laden Regale auf. Als ich schließlich in ein Junior College eintrat, hatte ich das Geld für das Studium und den Abschluss schon komplett angespart. Mit diesen Ersparnissen konnte ich mir den Traum erfüllen, an der Utah State University Business als Hauptfach und Ökonomie als Nebenfach zu studieren. Ich musste keinen Ausbildungskredit aufnehmen und hatte beim Abschluss des Studiums noch immer 4.000 Dollar auf der hohen Kante. Bald gelang es mir, im Finanzbereich Fuß zu fassen und ich trat bei Fidelity Investments meine erste Arbeitsstelle mit einem Anfangsgehalt von sagenhaften 15.000 Dollar im Jahr an. Nachdem ich für den neuen Job nach Dallas umgezogen war, kam ich in den vollen Genuss von Fidelitys großzügigem 401(k)-Plan [einem staatlich gefördertem Altersvorsorge-Sparplan] und hatte auch Anspruch auf die Ausbildungskostenerstattung der Firma, die es mir ermöglichte, ein MBA-Studium [Master of Business Administration] in Persönlicher Finanzplanung an der Universität von Dallas zu absolvieren, und auch diesen Abschluss schaffte ich schuldenfrei. Durch die Arbeit bei Fidelity konnte ich wertvolle Erfahrungen in Bezug auf das Investieren und den Umgang mit Geld sammeln und setzte dieses neu erworbene Wissen auch persönlich ein, um meine 401(k)-Investments jedes Jahr zu maximieren. Als ich 28 Jahre alt war, verdiente ich 30.000 Dollar im Jahr, und der Wert meines Altersvorsorge-Portfolios belief sich auf 100.000 Dollar. Zur Feier dieses Erfolgs gönnte ich mir ein mexikanisches Essen und Pizza Margarita. Das Leben war schön.
Im April 1994 ereilte meine Familie ein Schicksalsschlag, als plötzlich und unerwartet mein Vater starb. An einem einzigen schrecklichen Tag verlor meine Mutter sowohl ihren Ehemann als auch eine jährliche Pension von 35.000 Dollar, die ihre Altersversorgung dargestellt hätte. Aufgrund eines schlechten Ratschlags eines wohlhabenden Freundes hatte mein Vater unwissentlich meine Mutter in die Armut gestoßen. Beim Abschluss des Versicherungsvertrages hatte es zwei Möglichkeiten gegeben: Er konnte eine »Erlebensfall«-Versicherung wählen, die ausgezahlt wird, wenn die versicherte Person das vertraglich festgelegte Fälligkeitsdatum erlebt, oder eine »Risikolebensversicherung«, die an Hinterbliebene ausgezahlt wird, wenn der Versicherte stirbt. Aufgrund der Empfehlung seines Freundes hatte sich mein Vater für die »Erlebensfall«-Versicherung entschieden, sodass meine Mutter nun keine Auszahlung erhielt und ihr nur die staatliche Sicherung als alleinige Einkommensquelle verblieb. Ich war 17 Jahre alt gewesen, als mein Vater diese Entscheidung getroffen hatte, und jetzt war ich 30 Jahre alt und konnte nichts mehr daran ändern. Es ärgerte mich, dass mein Vater sich, anstatt sich an einen professionellen Finanzberater zu wenden, auf einen schlecht informierten Freund verlassen hatte und meine Mutter nun diese Fehlentscheidung ausbaden musste. Das ist eine Geschichte, die, so hoffe ich, jedem als Warnung dienen mag.
Diese tragische Situation bestärkte mich in meiner Motivation, Finanzberater zu werden. Ich setzte mir zum Ziel, Menschen dabei zu helfen, keine schweren Fehler bei der Geldanlage zu begehen, die zu unbeabsichtigten, verheerenden Folgen für sie selbst und andere führen würden. Dass so viele Menschen in Finanzdingen schlecht beraten sind und schlechte Entscheidungen treffen, war für mich ein Ansporn, mich in der Finanzbranche selbstständig zu machen. In meiner kleinen Arbeitsnische in der Fidelity-Niederlassung in Dallas wurde mir plötzlich klar, wie wichtig es ist, den Kunden eine persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht zu bieten und ihnen bei praktischen Entscheidungen unterschiedlicher Art, die oftmals weitreichende finanzielle Auswirkungen haben, zur Seite zu stehen und ihnen nicht nur spezielle, begrenzte Anlagemöglichkeiten vorzustellen, wie sie Fidelity im Angebot hatte.
Im Jahr 1997 wagte ich den Sprung, gab meine gut dotierte Stelle bei Fidelity auf und startete mein eigenes Geschäft. Ich wusste, ich wollte nicht arm sein, und ich wollte auch nicht, dass meine künftigen Kunden mit finanziellen Nöten zu kämpfen haben würden. Ausgestattet mit hervorragenden Fähigkeiten im Bereich Kundenservice, Investmenterfahrung und einem MBA, begann ich eine Firma aufzubauen, die sich auf persönliche Beratung und eine enge Beziehung zu den Kunden ausrichtete. Heute berate ich eine große, vielfältige Gruppe von Familien verteilt über das ganze Land bei ihrer Finanz- und Anlageplanung. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, Geld als ein Instrument zu betrachten, das mir selbst und anderen dient, und nicht als etwas, dem man dienen muss. Ich habe gelernt, mich nicht sklavisch der Plackerei des Gelderwerbs zu unterwerfen. Ich habe von Anfang an erkannt, dass diese wundervolle Tätigkeit gewissermaßen angelegt war als Teil eines Plans für mich selbst und für meine Kunden, von denen viele für mich mittlerweile zu einer Art Familie geworden sind.
Als ich meine Tätigkeit als Finanzberater begann, stellte ich überrascht fest, wie viele potenzielle Anleger sich vom Aktienmarkt fernhalten, weil sie ihr mühsam verdientes Geld keinem Risiko aussetzen wollen. Mir ist bewusst, dass Risiko ein wichtiger Faktor ist, dem Anleger aufmerksame Beachtung schenken müssen, aber es ist nicht per se ein Grund, das eigene Geld unter der Matratze liegen zu lassen, wenn es am Markt für den Anleger arbeiten könnte. Mit dem Investieren sind zweifellos Risiken verbunden, es ist aber auch ein Risiko, nicht zu investieren. Zwei der größten Risikofaktoren sind entgangene Wachstumschancen und Geldentwertung.
Wenn man die durchschnittliche Performance der New York Stock Exchange seit ihrer Gründung im Jahr 1792 berechnet, ergibt sich eine verlässliche jährliche Rendite von rund 7 Prozent. Gleichwohl halten viele neue Anleger die Aktienbörse für riskanter, als sie tatsächlich ist. Diese irrationale Angst wird von einem Phänomen gespeist, das man als Volatilität des Aktienmarkts bezeichnet und das eine Kennzahl für das Ausmaß von Schwankungen am Markt ist. Im Kontext des Aktienmarkts bezieht sich die Volatilität auf die Preisschwankungen einer Aktie (oder des Marktes insgesamt). Große Marktzusammenbrüche sind selten, aber sie kommen vor. Zu den berühmten Börsencrashs gehören der Rückgang um 20 Prozent im Oktober 1929, der die Weltwirtschaftskrise einleitete, und der sogenannte »Schwarze Montag« im Jahr 1987, als verschiedene Umstände das Vertrauen der Investoren untergruben und die Märkte weltweit abstürzten. Heftige Crashs gab es auch 2001/2002, als die Internetblase barst, 2008/2009, als die amerikanische Immobilienblase platzte, und jüngst im März 2020, als die Börse einbrach aus Angst vor den möglichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Alle diese Börsenzusammenbrüche verminderten das Nettovermögen zahlloser Investoren und führten zu einem dramatischen Vertrauensverlust zwischen der Wall Street und der Main Street, zwischen der Börse und dem allgemeinen Anlegerpublikum.
In allen diesen Crashphasen konnten Anleger, die im Markt blieben und an ihren Positionen festhielten, ihre Verluste wieder wettmachen, oft auch mehr als das. Ich habe selbst mehrere der in der Tabelle aufgeführten Markteinbrüche miterlebt, vom Schwarzen Montag bis zum Covid-19-Crash, und konnte schöne Gewinne für mich selbst und meine Kunden erzielen, indem ich zu Tiefkursen Aktien kaufte und sie hielt, bis sie ihren vormaligen Wert wiedererlangt hatten. Die Erholungszeiten sind unterschiedlich lang, doch im Durchschnitt benötigten die meisten US-Aktien nur vier Monate, um ihr Niveau vor dem Crash im Frühjahr 2020 wieder zu erreichen.
Abb. 1
Börsenturbulenzen und Erzählungen über die Gier der Wall Street sind der Stoff für reißerische Geschichten, die manche Menschen davor zurückschrecken lassen, in Aktien zu investieren. Geschichten, die weniger häufig im Umlauf sind – sofern man nicht Börsensendungen anschaut oder Anlagebücher wie dieses liest –, handeln von den Millionen gewöhnlicher Anleger, die sich bewährte Techniken zunutze gemacht haben, sich nicht in Panik versetzen ließen und erlebt haben, wie sich ihre Portfolios erfolgreich entwickelten. Im Herbst 2014 zum Beispiel fiel der Kurs von Walgreen, der Aktie einer Drogeriekette, nach einigen negativen Berichten über das Unternehmen von 73 Dollar auf 58 Dollar. Es ist komisch, ich erinnere mich nicht mehr an den Inhalt der Meldung; ich hielt es anscheinend nicht für eine schlimme Sache, denn ich war überzeugt, dass das etablierte Geschäftsmodell der Firma keinen Schaden nehmen würde, doch die Meldung provozierte Marktreaktionen und veranlasste viele Anleger, die Aktie abzustoßen. Da ich keine von außen kommende Gefahr erkennen konnte, die den fundamentalen Wert von Walgreen beeinträchtigen könnte – anders gesagt, weil ich keinen Grund sah, warum das Unternehmen auf lange Sicht Kunden verlieren sollte –, kaufte ich für 12.000 Dollar Aktien der Firma (ungefähr 200 Stück) zu einem Kurs von knapp 59 Dollar pro Aktie. Im August 2015, rund ein Jahr später, verkaufte ich die Position bei einem Aktienkurs von 86 Dollar und erzielte damit einen Gewinn von 54 Prozent (rund 6.500 Dollar bezogen auf mein eingesetztes Kapital). Ein Gewinn von 54 Prozent in gut einem Jahr ist sehr schön, doch dass ich dafür die Aktie von Walgreen nutzte, war noch wesentlich befriedigender. Um einen Gewinn von 54 Prozent in einem Jahr zu erzielen, bedarf es gewöhnlich riskanterer Entscheidungen als des Kaufes der Aktie einer bekannten Drogeriekette.
Ein kompetenter Anleger zu sein, heißt, dass man die Risiken des Anlegens ebenso einschätzen kann wie die Risiken des Verzichts auf eine Geldanlage. Ich sage immer gern: »Sicher ist nicht immer sicher.« Selbst wenn Sie sich dafür entscheiden, Ihr ganzes Geld in Cash auf einem Bankkonto zu halten, sind Sie dennoch dem fortwährenden Risiko der Inflation ausgesetzt, die an Ihrem Nettovermögen nagt.
Bei der Bewertung von Risiko und Ertrag einer Anlage ist es wichtig, immer auch die »Opportunitätskosten« im Auge zu behalten. Hätte ich meine 12.000 Dollar unter dem Kopfkissen aufbewahrt, anstatt zu handeln, nachdem ich entdeckt hatte, dass Walgreen unterbewertet war und unberechtigt vom Markt abgestraft worden war, hätte mich diese Untätigkeit 6.500 Dollar entgangenen Gewinn gekostet. Opportunitätskosten drücken den Wert einer Handlung aus, auf die man verzichtet, um eine andere Handlung zu Ende zu bringen.
Wenn Sie sich dafür entscheiden, Ihr Geld auf einem Sparkonto zu deponieren, statt es in ein gut diversifiziertes Wertpapier-Portfolio zu investieren, dann belaufen sich Ihre potenziellen Opportunitätskosten auf entgangene Veräußerungsgewinne, Dividenden und weitere Erträge, die Ihnen zugeflossen wären, wenn Sie sich entschlossen hätten, Ihr Geld im Markt arbeiten zu lassen.
Inflation bezeichnet den Kaufkraftverlust einer Währung, was zu höheren und anhaltend steigenden Preisen für Güter führt. Geld, das lange Zeit auf einem Bankkonto gehalten wird, ist diesem Risiko ausgesetzt, weil es nicht genügend Zinsen erwirtschaften kann, um die Inflation auszugleichen. Seit 1913 betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in den USA 3,15 Prozent. Im Vergleich dazu belief sich die durchschnittliche Verzinsung von Sparkonten im März 2021 auf 0,04 Prozent nach Angaben der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), der US-amerikanischen Einlagensicherung. In Zeiten wie heute, in denen die Zinsen niedrig sind, bietet die Anlage des Geldes in Aktien oder anderen finanziellen Vermögenswerten, auch als Wertpapiere bezeichnet, einen potenziellen Puffer gegen das anhaltende Inflationsrisiko.
Aus Sicht der Regierungen ist eine moderate Inflation, verteilt über längere Zeit, eine gute Sache. Höhere Preise für Güter und Dienstleistungen können zu höheren Gewinnen der Unternehmen führen, was konkurrenzfähige Löhne und eine höhere Produktivität ermöglichen kann. Inflation treibt auch die Preise von Geschäftsvermögen, Immobilien etc. nach oben, was die Gemeinkosten und andere Produktionskosten unter Kontrolle hält. Doch wenn sich die Inflation beschleunigt – und die Produktion damit nicht mehr Schritt halten kann –, dann jagt zu viel Geld den Gütern und Dienstleistungen hinterher. Zum Beispiel erleben wir gegenwärtig den schnellsten Inflationsanstieg seit Beginn der 1980er-Jahre, weil Konjunkturprogramme des Staates mit Schwierigkeiten in den Lieferketten zusammentreffen und Güter und Materialien teilweise nicht mehr rechtzeitig oder in ausreichender Menge auf den Markt gelangen. Preisinflation kann zu Preisverzerrungen führen und zu gefährlichen wirtschaftlichen Fehleinschätzungen, die man auch »Blasen« nennt. Blasen beziehen sich auf gravierende Überbewertungen bestimmter Güter, Dienstleistungen oder Rohstoffe aufgrund einer Kaufhysterie, von Gerüchten oder anderen Arten von Herdenverhalten – man denke zum Beispiel an die Immobilienblase 2008, die durch billige Hypothekenkredite gespeist wurde. Blasen platzen zwangsläufig, auch wenn dies oft erst nach Monaten oder Jahren geschieht. Wenn eine Blase platzt, setzt sich der tatsächliche ökonomische Wert gegenüber dem aufgeblasenen ökonomischen Wert durch, die überzogenen Preise kollabieren plötzlich und führen nicht selten zu wirtschaftlichen Turbulenzen.
Wie Aktien können auch die Inflationsraten im Lauf der Zeit stark schwanken. Es kann auch zu einer Deflation kommen, die entsteht, wenn eine geringere Geldmenge den Kauf von mehr Gütern oder Dienstleistungen ermöglicht, was zu einem Rückgang der Preise führt. Ebenso wie ungezügelte Inflation kann auch ungebremste Deflation für die Wirtschaft verheerend sein. Wenn die Preise zu niedrig sind, tun sich die Unternehmen schwer, die Gewinnmargen zu erreichen, die sie benötigen, um ihre Beschäftigten bezahlen und ihre Geschäftsaktivitäten ausweiten zu können. Aufgrund geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen und anderer Faktoren kommt es wesentlich häufiger zu einer Inflation als zu einer Deflation. Mit Inflation und ihren Ursachen werden wir uns ausführlich in Kapitel 5 befassen.
In Aktien zu investieren ist eine Möglichkeit, den inflationsbedingten Wertverlust des Geldes auszugleichen. Obgleich der Markt von Natur aus schwankungsanfällig ist, steigt der Wert von Aktien im Laufe der Zeit kontinuierlich. Ein Blick auf die Entwicklung des Dow Jones Industrial Average, des bekanntesten US-amerikanischen Aktienindex, seit 1910 zeigt ein Muster beständigen Wachstums.
Abb. 2
Natürlich kann es auf dem Aktienmarkt bisweilen auch zu erheblichen oder gar verheerenden Verlusten kommen. Solche Verluste erleiden häufig Anleger, die sich in Panik versetzen lassen und zur falschen Zeit verkaufen. Der geduldige, erfahrene Anleger jedoch, der sich ein diversifiziertes Portfolio aus Qualitätsaktien aufgebaut hat, weiß, dass man bei Kursstürzen ruhig bleiben und dem Markt Zeit geben muss, sich zu erholen. Man darf nie vergessen, dass Aktien bei einem Markteinbruch zwar einen Wertverlust erleiden, dass man aber nur dann tatsächlich Geld verliert, wenn man seine Positionen verkauft – und dadurch die Verluste realisiert. Seit ihrer Gründung hat sich die New York Stock Exchange (NYSE) auch nach heftigen Crashs immer wieder mit 100-prozentiger Sicherheit erholt. Eine geduldige, überlegte und realistische Herangehensweise an die Geldanlage wird sich für den langfristigen Anleger stets auszahlen.
So wichtig es ist, überhaupt sein Geld anzulegen und die Wachstumschancen der Börse zu nutzen, muss man auch den geeigneten Zeitpunkt für den Einstieg finden. Es gibt unterschiedliche Methoden des Investierens, die unterschiedlich geeignet sind für die jeweiligen konkreten Lebensumstände. Wie und wann man anfängt, Geld an der Börse zu investieren, ist abhängig von der beruflichen Situation, von der Frage, ob Kredite zu bedienen sind, von kurz- und langfristigen Zielen, davon, ob man Angehörige zu versorgen hat, und von anderen Faktoren.
Ist man schließlich überzeugt von den Chancen, welche die Börse bietet, und entschlossen, einzusteigen, gilt es allerdings, noch einige weitere Dinge zu berücksichtigen. Bevor Sie sich an der Börse engagieren, sollten Sie noch Ihre Altersvorsorge, Ihre Notfall-Reserve und Ihre Versicherungsverträge überprüfen.
Je früher Sie anfangen, Geld in eine Anlage zur Altersvorsorge einzuzahlen, desto besser. Wer bereits mit Mitte 20 oder Anfang 30 für die Altersversorgung zu sparen beginnt statt erst mit 40 oder 50 Jahren, kommt in den Genuss der Zinseszinsen – das sind die Zinsen, die auf die ursprüngliche Einlage gezahlt werden und zuzüglich auf die Zinsen, die man mit dieser Einlage verdient hat. Zinseszins heißt, dass sich das angelegte Geld schneller vermehrt, und je früher man mit dem Investieren beginnt, umso mehr Zeit bleibt für die Wertsteigerung der Anlage.
In den USA kann diese Strategie über einen sogenannten 401(k)-Plan umgesetzt werden, ein Modell der privaten Altersvorsorge, bei dem Arbeitnehmer einen Teil ihres monatlichen Einkommens auf ein gesondertes Altersvorsorgekonto einzahlen, das steuerlich begünstigt wird. Viele Arbeitgeber beteiligen sich an den Einzahlungen. Manche Firmen steuern einen Betrag in derselben Höhe bei wie ihre Beschäftigten, andere beteiligen sich prozentual an den Einzahlungen der Arbeitnehmer. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen auf bis zu 6 Prozent der Einzahlungen einen Zuschuss von 50 Prozent beisteuert und ein Beschäftigter zahlt 6 Prozent seines Monatseinkommens ein, steigt seine Sparrate auf 9 Prozent. Für die Anspruchsberechtigten ist es daher wichtig, den maximalen Betrag einzuzahlen, auf den die Firma einen Zuschuss gewährt, um die Sparleistung zu maximieren.
Der Betrag, der in einen solchen 401(k)-Plan eingezahlt werden kann, wird jährlich angepasst und belief sich 2021 auf maximal 19.500 Dollar. Die Einzahlungen werden nach verschiedenen Anlagestrategien investiert und vom Arbeitgeber verwaltet. Frühzeitig mit regelmäßigen Einzahlungen in einen vom Arbeitgeber unterstützten 401(k)-Plan zu beginnen, kann Arbeitnehmern daher einen bedeutenden Startvorteil bei der Altersvorsorge verschaffen.
In Deutschland gibt es keine vergleichbar großzügige Förderung für Vorsorgepläne, die auf Börseninvestments basieren. Nichtsdestotrotz ist etwa ein Fondssparplan in Form von vermögenswirksamen Leistungen sinnvoll. Auch Riester- und Rürup-Verträge sind als staatlich geförderte Fondssparpläne möglich. Und nicht zuletzt plant die neue Ampelkoalition die Einführung einer Aktienrente – ein Vorhaben, das für Anleger womöglich interessant werden könnte.
Wer als US-Bürger nicht die Möglichkeit besitzt, einen betrieblich geförderten 401(k)-Plan abzuschließen oder nach einem zusätzlichen Altersvorsorgeplan sucht, kann einen Individual Retirement Account (IRA) ins Auge fassen. Das ist ein Vertrag, der mit einem privaten Investmentunternehmen abgeschlossen wird. Ein 401(k)-Plan sollte stets bevorzugt bespart werden, wenn dazu die Möglichkeit besteht, aber auch ein IRA oder ein anderes selbst verwaltetes Anlagekonto bietet zahlreiche Vorteile.
In Deutschland empfiehlt es sich durchaus, jenseits staatlicher Förderung und abseits von möglichen Zuschüssen durch den Arbeitgeber ein Depot zu eröffnen und mit dem Wertpapierkauf loszulegen.
Man kann ein Depot bei einer örtlichen Filialbank oder Sparkasse eröffnen, bessere Konditionen bekommt man aber in der Regel bei einem Investmentfonds-Anbieter oder einem Onlinebroker, die eine breite Palette an Investmentmöglichkeiten anbieten. Ein selbstverwaltetes Anlagekonto ermöglicht es Ihnen, sich eine eigene Mischung aus Aktien, Anleihen, Investmentfonds, Exchange Traded Funds (ETFs) – die alle in diesem Buch behandelt werden – und anderen Anlageformen zusammenzustellen, und zwar in einer Kombination, die auf Ihr Lebensalter, Ihre Risikotoleranz und Ihre finanzielle Situation zugeschnitten sind. Alternativ kann man auch zwischen vorsortierten Mischungen von Anlageformen wählen.
Wertpapierdepots sind ein grundlegender Bestandteil eines allgemeinen Anlagekonzepts. Es empfiehlt sich, möglichst frühzeitig damit zu beginnen und regelmäßige Einzahlungen zu leisten.
Ein weiterer Aspekt, mit dem man sich vor der Umsetzung eines Anlageplans befassen sollte, ist die Notfall-Reserve, die nach Ansicht der meisten Experten die Lebenshaltungskosten für drei bis sechs Monate abdecken sollte. Um diesen Betrag zu errechnen, addieren Sie die monatlichen Ausgaben für Lebensmittel, Strom- und Wasserversorgung, Krankenversicherung und Gesundheitsvorsorge, Kredite und persönliche Ausgaben und multiplizieren Sie diesen Betrag mit sechs. Die Summe, die sich daraus ergibt, mag zunächst vielleicht beängstigend erscheinen, doch es gibt immer Möglichkeiten, die Ausgaben zu reduzieren, wenn es nötig sein sollte. Eine Notfall-Reserve sollte auf einem separaten Konto gehalten werden, das jederzeit verfügbar ist, wie etwa ein Tagesgeld- oder Girokonto. Auf die wichtige Rolle von Bargeld werden wir in Kapitel 1 eingehen.
Manche Versicherungen sind unverzichtbar, bei anderen kann man überlegen, ob man sie abschließen möchte oder nicht. Welche Versicherungen notwendig sind, hängt von den Risiken ab, die mit den unterschiedlichen Lebensphasen verbunden sind. Ich halte es aber für sinnvoll, dass Sie Versicherungen abschließen, die Ihre Familie schützen, Ihre Gesundheit, Ihre Wohnung, Ihre Ersparnisse und Ihre Lebensweise. Zu überprüfen, ob Sie die richtigen Versicherungen haben, ist besonders wichtig, wenn sich Ihr Beschäftigungsstatus, wie bei vielen Menschen, durch die Pandemie oder aus anderen Gründen verändert hat. Wenn Sie seit kurzem selbstständig oder freiberuflich tätig sind, erscheint es sinnvoll, Ihre Versicherungssituation zu überprüfen und sicherstellen, dass Sie richtig versichert sind.
Eine Unze Vorbeugung ist so viel wert wie ein Pfund Heilmittel.
BENJAMIN FRANKLIN
Eine häufig vernachlässigte, aber grundlegend wichtige Versicherung ist eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Laut der US-amerikanischen Social Security Administration wird einer von vier Menschen unter 25 Jahren vor dem Erreichen des Rentenalters erwerbsunfähig (Abb. 3). Durch Erwerbsunfähigkeit verlieren Sie die Fähigkeit, Geld zu verdienen, was sich nicht nur auf Ihre alltägliche Lebenssituation auswirkt, sondern auch auf Ihre Fähigkeit, zu sparen und Altersrücklagen zu schaffen.
Abb. 3
Manche Unternehmen bieten ihren Beschäftigten Gruppen-Erwerbsunfähigkeitsversicherungen an. Die Beschäftigten müssen häufig einen Teil des Beitrags selbst tragen. Wenn Ihr Arbeitgeber keine solche Versicherung anbietet, sollten Sie sich einen individuellen Versicherungsschutz über einen Versicherungsmakler suchen. Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann – auch wenn Sie sie vielleicht nie in Anspruch nehmen müssen – von entscheidender Bedeutung sein für Ihre finanzielle Zukunft.
Wenn Sie begonnen haben, in Investmentfonds einzuzahlen, eine Notfall-Reserve angelegt und die wichtigsten Bereiche Ihres Lebens versichert haben, können Sie das Abenteuer wagen, auch in anderen Bereichen zu investieren. Ich hoffe, es ist hilfreich für Sie, zu erfahren, wie dies alles funktioniert und welche Möglichkeiten sich Ihnen bieten.
Dieses Buch soll ein umfassender Leitfaden für Anleger auf Anfängerniveau sein. In Teil I »Die Hauptanlageklassen« behandeln wir vier grundlegende Anlageklassen und arbeiten heraus, wie wichtig die richtige Balance oder Allokation dieser Anlagearten ist. Anschließend befassen wir uns ausführlicher mit Aktien, Anleihen und Immobilien und gehen dabei auch auf die Terminologie, die Investmentarten und die grundlegenden Kennzahlen und Strategien zur Bewertung von Investments ein.
In Teil II »Investment-Strategien und -taktiken« erhalten Sie Informationen über die unterschiedlichen Arten von Finanz- und Anlagedienstleistern und erfahren, warum es so wichtig ist, den richtigen Berater zu finden. Wir untersuchen die unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten, gehen auch auf die steuerliche Thematik ein und zeigen, wie Sie Ihre Steuerbelastung vermindern können. Sie lernen Auswahltechniken für Wertpapiere und Investmentstrategien kennen, wie zum Beispiel das Kaufen an schwachen Tagen oder den Durchschnittskosteneffekt (das Erzielen eines günstigeren Durchschnittspreises bei schwankenden Wertpapierkursen). Obgleich dieses Buches in erster Linie den Lesern helfen soll, fundierte, langfristige Anlagestrategien gewinnbringend umzusetzen, werden wir auch einen Blick auf riskantere Strategien wie Daytrading, Forex-Handel, Aktienkauf auf Kredit und Leerverkauf werfen. Teil II schließt mit Ausführungen zur Anlagepsychologie, einem zunehmend bedeutender werdenden Forschungsgebiet.
Der dritte Teil des Buches »Der Einstieg in das Geschäft« beginnt mit einem Blick auf die Finanztechnologie und zeigt, wie sich die Art des Umgangs mit Geld in jüngster Zeit gewandelt hat. Wir befassen uns mit aufstrebenden Bereichen wie Blockchain und Kryptowährungen und gehen auf interessante Themen wie ethisches und sozial verantwortliches Investieren ein. Sie erfahren etwas über die FIRE-Bewegung und über Menschen, die Wege gefunden haben, hohe Summen anzusparen und um Jahrzehnte früher als ihre Alterskollegen in den Ruhestand zu gehen. In Teil III begründe ich auch, warum man sich bemühen sollte, den eigenen Lebensstandard unter den eigenen Möglichkeiten zu halten.
Während die Grundlagen des Investierens meiner Ansicht nach unverändert bleiben, sind die Umstände, auf die sich die Anlagemärkte einzustellen haben, beständigen Veränderungen unterworfen, weshalb ich in diesem Buch einige Aktualisierungen und Ergänzungen gegenüber der 1. Auflage des Investing QuickStart Guide vorgenommen habe.
Die Auswirkungen der globalen Pandemie sind noch deutlich spürbar, während ich an dieser aktualisierten Ausgabe des Buches arbeite. In vielen Bereichen herrscht Arbeitskräftemangel, während die Beschäftigten gerade in einer Phase an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, in der neue Virusvarianten Anlass zur Sorge geben und einige unverzichtbare Güter wie Computerchips, Bauholz und Häuser knapp werden, weshalb die Preise dafür kräftig anziehen. Durch diese und andere mit der Pandemie in Zusammenhang stehende Faktoren wird es meiner Ansicht nach zunehmend wichtiger, sich eingehend mit den eigenen Finanzen und den besten Möglichkeiten der Geldanlage zu beschäftigen.
Weil der richtige Anlagemix im Portfolio so wichtig ist, habe ich mich in dieser Neuauflage ausführlicher mit Immobilien befasst und dazu ein eigenes Kapital eingefügt. Immobilien sind ein grundlegender Baustein eines Portfolios neben Aktien, Anleihen und Bargeld, und ich hoffe, dass die Informationen dazu nützlich sind für Sie.
Auch die steuerliche Situation muss beachtet werden, daher habe ich ein Kapitel beigefügt, in dem der aktuelle Stand dargestellt wird (in der deutschsprachigen Ausgabe nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland).
Wie bereits erwähnt, vollziehen sich auf dem zunehmend wichtiger werdenden Gebiet der Finanztechnologie rasante Veränderungen, die darauf zielen, die Bereitstellung und die Nutzung von Finanzdienstleistungen zu verbessern und zu automatisieren. Mobile Wallets, reine Digitalbanken, die Blockchain und andere Innovationen haben in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit gefunden, viele Menschen aber wissen nicht genau, was es mit diesen Neuerungen eigentlich auf sich hat und wie man sie nutzen kann. Ich hielt es daher für wichtig, ein Kapitel aufzunehmen, in dem alle relevanten Informationen über die Finanztechnologie zusammengefasst werden.
Zu den weiteren Themenkomplexen, die in dieser Auflage ausführlicher behandelt werden, gehört der immer mehr an Bedeutung gewinnende Forschungszweig Behavioral Finance, der das Verhalten der Anleger untersucht und herausarbeitet, durch welche Faktoren ihr Handeln motiviert wird. Da sich zunehmend mehr Anleger für sozial verantwortliches und nachhaltiges Investieren interessieren, schauen wir uns etwas näher an, wie unterschiedliche Unternehmen auf diesen Trend reagieren.
In Kapitel 14, das die Überschrift »Durch Investieren zu finanzieller Freiheit« trägt, erfahren Sie mehr über die in Amerika mittlerweile populär gewordene Bewegung »Financial Independence, Retire Early« (FIRE), im deutschprachigen Raum als »Frugalisten« bekannt, deren Anhänger, überwiegend junge Menschen, sich entschließen, einen wesentlichen Teil ihres Einkommens zu sparen und zu investieren, um die Chance zu erhalten, weit vor dem durchschnittlichen Renteneintrittsalter in den Ruhestand zu gehen. Lesen Sie dieses Kapitel und entscheiden Sie dann, ob Ihnen die Lebensweise zusagt, die für die Umsetzung der Prinzipien des Frugalismus erforderlich ist.
Teil I: Die Hauptanlageklassen
In
Kapitel 1
»Der Anlagemix« wird herausgearbeitet, dass die richtige Anlagemischung von entscheidender Bedeutung ist für den Anlageerfolg. Die vier Hauptanlageklassen Aktien, Anleihen, Bargeld und Immobilien werden vorgestellt und wir ermitteln, welche Aufteilung für Ihre Anlagesituation, Ihre kurz- und langfristigen Ziele und Ihre Risikotoleranz sinnvoll ist.
In
Kapitel 2
»Aktien« werden die unterschiedlichen Arten von Aktien vorgestellt, es wird erklärt, wie man Börsenticker und Aktientabellen liest und wie Ihnen bestimmte Aktienkennzahlen bei der Auswahl der besten Werte helfen können. Sie werden in die Grundlagen des Aktienhandels eingeführt, werfen einen Blick auf die wichtigsten Börsenindizes und erfahren, warum der Wert von Aktien schwankt.
Kapitel 3
»Anleihen« informiert darüber, wer Anleihen herausgibt und wie man sie kaufen und verkaufen kann, und untersucht darüber hinaus das Verhältnis zwischen Zinsen und Laufzeiten von Anleihen. Sie erfahren, was es mit einer inversen Zinsstrukturkurve auf sich hat, die ein Hinweis auf eine drohende Rezession sein kann.
Immobilien können einen wichtigen Bestandteil eines Investment-Portfolios darstellen. Sie erfahren Näheres darüber in
Kapitel 4
»Immobilien«, das sich mit den verschiedenen Kategorien von Immobilien sowie mit den Chancen und Risiken einer Investition in Immobilien befasst. Wir behandeln auch die Real Estate Investment Trusts (REITs), die es ermöglichen, ein Anlageportfolio durch Immobilien zu diversifizieren, ohne tatsächlich eine physische Immobilie kaufen zu küssen.
Teil II: Investmentstrategien und -taktiken
In
Kapitel 5
, »Die Zeit für sich arbeiten lassen«, beginnen wir mit der Darstellung der Kernelemente der Marktstrategie. Dieses Kapitel konzentriert sich in erster Linie auf Long-Positionen, das heißt auf den Prozess des Investierens mit der Erwartung, dass ein erworbenes Wertpapier im Laufe der Zeit im Wert steigt.
Themen wie die Nutzung des Durchschnittskosteneffekts (Cost Average Effect) oder das Kaufen an schwachen Tagen werden in
Kapitel 6
, »Investmentstrategien«, behandelt. Dieses Kapitel soll einen breit gefassten Ansatz des Portfolio-Managements vermitteln und Ihnen einige Techniken vorstellen, die Anlegern helfen, das Risiko in den Griff zu bekommen und den Ertrag zu maximieren.
Kapitel 7
, »Auf der Short-Seite mitmischen. Spekulation, Risiko, Nervenkitzel«, stellt Anlageinstrumente und Strategien vor, die sich auf kurzfristigere und riskantere Anlagen beziehen. Der Handel mit Optionen, Pennystocks und Terminkontrakten wird ebenso angesprochen wie die Grundlagen des Leerverkaufs und des Aktienkaufs auf Kredit.
In
Kapitel 8
, »Psychologie des Investierens«, untersuchen wir eingehend die Fallstricke des »Markt-Timings«, also des Versuchs, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden, und andere verführerische, doch letztlich destruktive Verhaltensweisen von Anlegern. Wir erörtern auch die einzigartigen Vorteile, die disziplinierte Anleger im Markt haben.
Teil III: Der Einstieg in das Geschäft
In
Kapitel 9
, »Zeit der Entscheidung: Wissen in Handeln umsetzen« werden die unterschiedlichen Entscheidungsfindungsprozesse behandelt, die zur Auswahl einer Aktie oder einer anderen Vermögensanlage führen.
Kapitel 10
, »Einen Investmentdienstleister auswählen«, bietet einen Überblick über das gegenwärtige Angebot an Finanzdienstleistern. Als passionierter und erfahrener Anbieter von Finanzdienstleistungen zeige ich Ihnen unter Nutzung meiner Branchenkenntnisse, wie Sie einen Anbieter finden, der Ihren Bedürfnissen entspricht.
Kapitel 11
, »Steuerliche Planung«, befasst sich damit, wie die Geldanlagen in den USA und in Deutschland steuerlich behandelt werden und wie Sie die fälligen Steuerzahlungen vermindern können. Zudem behandeln wir die vielfältigen Steuervorteile, die Immobilienanlagen bieten.
Kapitel 12
, »Die Welt der Finanztechnologie im Wandel«, untersucht diesen immer mehr an Bedeutung gewinnenden Bereich und zeigt, wie er unseren Umgang mit Geld verändert. Die Finanztechnologie ist komplex und breit gefächert und reicht von Peer-to-Peer-Investing bis zu Blockchain und Kryptowährungen. Wir schauen uns an, wie die Finanztechnologie das Bankwesen, die Kreditaufnahme, die Versicherungen und andere Finanzbereiche verändert hat.
Kapitel 13
, »Über den Profit hinaus: Ethisches und sozial verantwortliches Investieren«, geht der Frage nach, wie man moralische Einstellungen in der Geldanlage zum Tragen bringen kann und legt dabei den Schwerpunkt auf politische, humanitäre und ökologische Werte.
In
Kapitel 14
, »Durch Investieren zu finanzieller Freiheit«, stellen wir die Organisation FIRE bzw. die Vertreter des Frugalismus vor und behandeln Techniken, die es finanziell unabhängigen Anlegern ermöglicht haben, ihren Lebensunterhalt zumindest zum Teil durch Nutzung von Zinsen und Dividenden zu decken.
Kapitelüberblick
Die wichtigsten AnlageklassenDie Bedeutung der Asset AllocationÜber die Aufteilung der Anlagen entscheidenAufteilung nach AnlageklassenIn einem Bullenmarkt ist jeder ein Genie.
MARK CUBAN
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Sie können sich am Aktienmarkt engagieren oder Staats- bzw. Unternehmensanleihen kaufen. Sie können in eine Kryptowährung wie zum Beispiel Bitcoin investieren oder so viel Gold aufkaufen, wie Sie finden. Sie können eine private Rentenversicherung abschließen, Ihr Geld auf einem Sparkonto anlegen oder eine Immobilie erwerben. Sie können Ihr Geld sogar in altes Essgeschirr oder Baseball-Karten stecken, wenn Sie wollen. In Bezug auf die Geldanlage mangelt es nicht an Möglichkeiten.
Dieses vielfältige Angebot kann dazu führen, dass Sie irgendwelche Anlagen tätigen, doch sind nicht alle Anlagen gleichwertig und gleich wichtig, und zu viel oder zu wenig von einer bestimmten Anlageart zu besitzen, kann sich nachteilig auf den Anlageerfolg auswirken. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die Sie, wie ich hoffe, aus diesem Buch gewinnen werden, lautet, dass es wichtig ist, den richtigen Anlagemix zu finden.
Sie können Ihre gesamte Energie darauf verwenden, die perfekte Aktie zu suchen und diese Aktie dann zum genau richtigen Zeitpunkt zu kaufen. Sie können Daytrading oder Swingtrading betreiben oder ausländische Währungen kaufen und verkaufen. Doch ohne die richtige Anlagenmischung wird Ihre langfristige Anlagestrategie nicht erfolgreich sein.
In diesem Kapitel lernen Sie die wichtigsten Anlageklassen kennen – Aktien, Anleihen, Immobilien und Bargeld –, und Sie erfahren, inwieweit jede davon zu Ihrem Anlageerfolg beitragen kann. Anschließend befassen wir uns mit dem Konzept der Asset Allocation, sprich der Verteilung des Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen, und wie Sie dies in Ihrem persönlichen Portfolio praktisch umsetzen können.
Wie der legendäre Investor Burton Malkiel vertrete auch ich die Auffassung, dass es nur vier relevante Anlageklassen gibt: Aktien, Anleihen, Bargeld und Immobilien. Malkiel ist darüber hinaus der Ansicht, dass die Investitionen in diese Kategorien jeweils für sich allein für ihren Eigentümer Wert schaffen sollten in Form von realem Kapital.
Burton Malkiel wird in diesem Buch häufiger zitiert werden, und zwar aus gutem Grund. Der Ökonom, der zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches 83 Jahre alt ist, wurde durch sein grundlegendes Werk A Random Walk Down the Wall Street bekannt. Dieses Werk, das 1973 erschien, befindet sich mittlerweile in 12. Auflage und hat seit seinem Erscheinen nichts an Relevanz eingebüßt. Malkiel ist emeritierter Professor der Princeton University.
In den genannten Kategorien gibt es jeweils Unterkategorien, die wir in späteren Kapiteln erörtern werden. Doch befassen wir uns zunächst mit den vier Hauptwegen der Geldanlage und damit, wie sie Wert schaffen für die Anleger und warum jeder dieser Kategorien im Verhältnis zu den übrigen große Bedeutung zukommt.
Aktien sind eine Anlageklasse, mittels derer Unternehmen frisches Geld aufnehmen. Wer die Aktien einer bestimmten Firma kauft, zum Beispiel des US-amerikanischen Einzelhandelsunternehmens Target, erwirbt das Recht, anteilig an seinem Gewinn und seinen Vermögenswerten teilzuhaben. Wenn sich die Target-Aktie, die unter dem Tickersymbol TGT gehandelt wird (der Abkürzung, die der Aktie zu Handelszwecken zugeteilt wurde), gut entwickelt und steigt, gewinnt sie an Wert. Das bedeutet, Sie können Ihre Stücke verkaufen und erhalten dafür mehr, als Sie beim Kauf gezahlt haben, und können die Differenz als Gewinn verbuchen. Target zahlt außerdem Dividenden, das sind Gelder, mit denen das Unternehmen einen Teil seiner Gewinne an bestimmte Anteilseigner ausschüttet.
Falls Target aus irgendeinem Grund seinen Glanz verliert und die Kunden ihre Kleidung, ihr Geschirr und ihre Elektronik woanders kaufen, wird der Kurs der Aktie fallen und sie kann schließlich auch weniger wert sein, als Sie ursprünglich dafür gezahlt haben. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt verkaufen, verlieren Sie Geld. Zudem kürzen oder streichen Unternehmen, wenn sie schwierige Zeiten durchmachen, oft ihre Dividenden, sodass auch dieser Einnahmefluss versiegt.
Das sind, kurz zusammengefasst, die positiven und negativen Charakteristika von Aktien. Wenn ein Unternehmen floriert, gilt das auch für Ihr Investment. Wenn aber das Unternehmen Geld verliert oder sein Geschäftsmodell vielleicht sogar vollständig scheitert, wird auch Ihr Portfolio dadurch einen Rückschlag erleiden. Je riskanter eine Anlage ist, umso mehr können Sie damit gewinnen – aber auch verlieren. Es ist wichtig, dass Sie sich über Ihre Risikotoleranz klar werden und verstehen, dass Chance und Risiko untrennbar miteinander verbunden sind.
Doch trotz dieses inhärenten Risikos der Börse hat zum Beispiel der US-amerikanische Aktienmarkt in den vergangenen 50 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 10,9 Prozent abgeworfen (ohne Berücksichtigung der Inflation), was bedeutet, dass die Börse ein guter Ort ist, sein Geld für längere Zeiträume anzulegen.
Während Aktien einen Miteigentumsanteil an einem Unternehmen repräsentieren, sind Anleihen ein Kredit an eine Firma oder eine andere Körperschaft. Wenn man Anleihen kauft, verleiht man sein Geld unter der Annahme, dass es nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgezahlt werden wird – und zusätzlich noch einen Zins abwirft. Anleihen können von öffentlichen wie privaten Gesellschaften und von staatlichen Institutionen herausgegeben werden, wie zum Beispiel dem Bundesfinanzministerium, aber auch von einzelnen Bundesstaaten bzw. -ländern oder Städten. Unternehmen geben manchmal lieber Anleihen als Aktien aus, weil Anleihen die Eigentumsverhältnisse oder die Geschäftspolitik der Firma nicht beeinflussen. Sie verkaufen Anleihen, um Einnahmen zu generieren, anstatt sich von einer Bank Geld zu leihen, weil sie den Investoren weniger Zinsen zahlen müssen, als eine Bank für ein Darlehen verlangen würde. Stadtverwaltungen, die Anleihen emittieren, möchten damit häufig laufende Ausgaben decken oder Investitionsprojekte finanzieren wie den Bau von Straßen oder Brücken.
Anleihen sind gewöhnlich weniger risikobehaftet als Aktien. Das bedeutet, dass es zwar weniger wahrscheinlich ist, dass man damit Geld verliert, es heißt aber auch, dass die Erträge niedriger sind als jene, die mit Aktien erzielbar wären. Auch hier kommt wieder der Zusammenhang von Chance und Risiko ins Spiel, der ein wesentlicher Faktor ist für die Zusammenstellung der Anlagemischung.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren. Man kann ein Objekt kaufen und vermieten, um damit regelmäßige Einnahmen zu erzielen; man kann Häuser oder Wohnungen kaufen, sie renovieren und teurer wieder verkaufen; oder man kann in einen Real Estate Investment Trust (REIT) investieren. REITs bündeln die Gelder der Anleger und investieren sie in Immobilienobjekte. Die erworbenen Objekte werden verpachtet oder vermietet, und die dadurch erzielten Einnahmen fließen als Dividenden an die Investoren. Ähnlich wie Publikumsfonds und Exchange Traded Funds (ETF) können REITs auf bestimmte Immobiliensektoren ausgerichtet werden. Manche REITs spezialisieren sich auf die Entwicklung von Einkaufszentren, andere auf den Bau von Bürokomplexen und wieder andere auf Wohnbauprojekte. REITs können auch Länderschwerpunkte bilden. Wer zum Beispiel schon immer einmal ein Hotel in Sydney in Australien besitzen wollte, könnte in einen entsprechenden REIT investieren, um diesem Ziel näherzukommen. Auch in Deutschland gibt es REITs, und zwar stets in Form einer Aktiengesellschaft (AG). Allerdings ist die Auswahl nicht so groß wie in den USA, und es ist hiesigen REITs nicht erlaubt, etwa in Bestandswohnungen zu investieren.
Wer sich mehr für direkte Immobilienanlagen interessiert, kann den Erwerb einer Mietimmobilie ins Auge fassen, die einen stetigen Einnahmefluss generieren kann. Die Höhe dieses Einkommens ist abhängig von der Art, der Größe und der Lage des Objekts, doch Mietimmobilien können ein lukratives Investment sein. Mietobjekte erfordern allerdings ständige Überwachung, eine Tatsache, die manche Menschen davor zurückschrecken lässt, sie als mögliche Anlage ins Auge zu fassen. Wer keinen Immobilienverwalter engagiert, der natürlich Geld kostet, muss selber tätig werden. Man kann auch Geld verdienen, wenn der Wert einer Mietimmobilie steigt und man sie verkauft, doch dafür gibt es keine Garantie. Eine andere Möglichkeit, mit einer Immobilie Gewinne zu erzielen, ergibt sich, wenn man ein Objekt mit einer geschäftlichen Unternehmung verbinden kann, etwa indem man, wenn das Objekt in der Nähe eines Sportstadions liegt, Gebühren verlangt für das Parken von Autos.
Ein Vorzug einer Immobilienanlage besteht darin, dass sie eine Diversifizierung des Portfolios ermöglicht und nur eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweist. Das heißt, die Faktoren, die den Wert einer Immobilie beeinflussen, unterscheiden sich gewöhnlich von den Einflüssen, denen Anleihen oder Aktien ausgesetzt sind. Wenn die Börsenkurse zurückgehen, wird der Immobilienmarkt in der Regel nicht von den Nachrichten oder Ereignissen beeinflusst, welche die Aktien auf Talfahrt geschickt haben. Zudem wird der Besitz, die Vermietung und die Verwaltung von Immobilien in unterschiedlicher Weise steuerlich begünstigt.
Viele Finanzberater empfehlen, dem Portfolio Immobilien beizumischen – entweder in Form von REITs oder als direkte Immobilienanlage. Der prozentuale Anteil von Immobilien ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, insbesondere von den Zielen des Anlegers, dem Lebensalter und der Risikotoleranz. Eine Faustregel besagt, dass 5 bis 15 Prozent eines Portfolios aus Anteilen in REITs bestehen können.
Manche Ökonomen vertreten die Auffassung, dass das Halten von Bargeldreserven im strengen Sinn keine Art des Investierens sei und dass man Bargeld nicht als Anlageklasse betrachten könne. Ich habe Verständnis für diese Argumentation, bin aber wie Malkiel der Ansicht, dass Bargeld aufgrund seiner Liquidität unverzichtbar ist. Wenn Sie arbeitslos werden und weiterhin Ihre Familie ernähren müssen, werden Sie froh sein, wenn Sie auf eine Bargeldreserve zurückgreifen können. Oder wenn sich eine aussichtsreiche Anlagemöglichkeit ergibt, ist es sehr hilfreich, wenn Sie über ausreichende flüssige Mittel verfügen, um diese Chance nutzen zu können. Bargeld ist zudem ein hilfreiches Investmentvehikel, wenn man auf eine größere Anschaffung spart, wie etwa eine Anzahlung für ein Haus.
Es mag verführerisch sein, Geld, das für einen bestimmten Zweck vorgesehen ist, in den Aktienmarkt zu investieren in der Hoffnung, dadurch den Wert des Portfolios zu steigern und die Aktien dann mit hohem Gewinn zu verkaufen, aber das ist keine sinnvolle Anlagestrategie. Sie wissen, dass die Börsenkurse plötzlich fallen und dann vielleicht auch monate- oder jahrelang auf niedrigem Niveau verharren können, bevor sie sich wieder erholen. Wenn Sie langfristig sparen, um sich in 30 Jahren zur Ruhe zu setzen, ist die Börse ein idealer Anlageort. Wenn Sie aber in ein paar Jahren ein nettes Eigenheim beziehen möchten, ist ein Geldfonds, bei dem Sie schnell an Ihr Geld kommen, die sinnvollere Möglichkeit.