Der Kopfgeldjäger reitet - Joe Juhnke - E-Book

Der Kopfgeldjäger reitet E-Book

Joe Juhnke

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Vier Monate sind wir hinter den Kerlen her, dachte Shane, während er den speckigen Zylinderhut zwischen den Felsen anvisierte, vier Monate harte Entbehrung und Strapazen in der Hölle New Mexicos, und nun haben wir sie. Ein harter Zug glitt um Shanes Lippen, sein Zeigefinger berührte den Stecher. »Skinner, leg die Ohren an und gib auf«, rief Shane kalt, als er den Abzug tätigte. Im peitschenden Knall der Detonation segelte die schwarze Tüte über den Felsriß hinweg, der dem Halunken als Deckung diente, und verschwand in der Tiefe. Als das Echo der Explosion sich niedersenkte, donnerte Shanes dröhnende Baß: »Du bist ein Spieler, Skinner! Du solltest wissen, wann man eine Partie beendet. Skrull hat deinen Kumpanen längst erwischt. Willst du, daß er dich auch auf dem Sattel liegend nach Lincoln schleppt?« Ein Fluch war die Antwort. Aber Shane gab nicht auf. »Du hast keine Chance, lebend aus den Felsen herauszukommen, Skinner. Vielleicht hat Skrull dich bereits im Visier. Wie du ihn kennst, würde er bestimmt nicht nach deinem speckigen Mountains gezielt haben.« »Skrull ist ein Teufel!« hallte es aus den Felsen zurück. »Er hat noch keinen, den er jagte, lebend zum nächsten Marshalposten gebracht. Glaubst du, ich gebe mich wehrlos in seine Hände? Ein Narr müßte ich sein. Ein verdammter Narr.«

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Die großen Western – 327 –

Der Kopfgeldjäger reitet

Joe Juhnke

Vier Monate sind wir hinter den Kerlen her, dachte Shane, während er den speckigen Zylinderhut zwischen den Felsen anvisierte, vier Monate harte Entbehrung und Strapazen in der Hölle New Mexicos, und nun haben wir sie.

Ein harter Zug glitt um Shanes Lippen, sein Zeigefinger berührte den Stecher.

»Skinner, leg die Ohren an und gib auf«, rief Shane kalt, als er den Abzug tätigte.

Im peitschenden Knall der Detonation segelte die schwarze Tüte über den Felsriß hinweg, der dem Halunken als Deckung diente, und verschwand in der Tiefe.

Als das Echo der Explosion sich niedersenkte, donnerte Shanes dröhnende Baß: »Du bist ein Spieler, Skinner! Du solltest wissen, wann man eine Partie beendet. Skrull hat deinen Kumpanen längst erwischt. Willst du, daß er dich auch auf dem Sattel liegend nach Lincoln schleppt?«

Ein Fluch war die Antwort.

Aber Shane gab nicht auf. »Du hast keine Chance, lebend aus den Felsen herauszukommen, Skinner. Vielleicht hat Skrull dich bereits im Visier. Wie du ihn kennst, würde er bestimmt nicht nach deinem speckigen Mountains gezielt haben.«

»Skrull ist ein Teufel!« hallte es aus den Felsen zurück. »Er hat noch keinen, den er jagte, lebend zum nächsten Marshalposten gebracht. Glaubst du, ich gebe mich wehrlos in seine Hände? Ein Narr müßte ich sein. Ein verdammter Narr.«

Shane zog den Kopf ein, als drüben zwei blaßblaue Wolken hochstiegen, und Steinsplitter über ihn hinwegzogen.

Cimarron Skrull ist wirklich ein Teufel, dachte Shane, während er die verschossene Patrone ergänzte, aber ich habe mich mit ihm zusammengetan, um dich zu erwischen, Skinner. Du hast meinen Freund Smoley umgelegt, der dich beim Falschspiel erwischte. Du hast dem Jungen nicht einmal eine Chance gegeben. Verdammt, Skinner, dafür wirst du hängen.

Wie eine Vision stieg das Bild jenes sonnenklaren Tages vor ihm auf, als er, Fred Smoley und ein paar Jungs der Doppel X Ranch nach zwei Wochen harter Arbeit auf den Weiden nach Lincoln ritten, um die Eintönigkeit des Alltags für einige Stunden zu vergessen.

Übermütige Cowboys, den Monatslohn in den Taschen, bereit, ihn für ein kurzes Vergnügen zu verschleudern. Es wurde viel getrunken an diesem Tag im Alhambra, und auch getanzt. Sie spielten Faro, Black Jack und mit den Würfeln, bis Smoley sich bei einer der Pokerrunden niederließ.

Dies war das letzte Mal, daß Shane den jungen Freund lebend sah, denn ihn interessierte Lesley, dieser blondgelockte Feuerkopf mit den schlanken Hüften und kräftigen Brüsten, die bei Whisky und Wein seinen Kopf verdrehte und ihm für ein paar Dollar den Himmel auf Erden versprach.

Er nahm sie beim Wort und verschwand hoffnungsvoll im Obergeschoß des Saloons. Es war ein netter Anfang, als die kleine Hure ihre Hüllen fallenließ und ihm offenbarte, was eine erfahrene Frau zu bieten hatte.

Aber den Himmel konnte sie ihm nicht mehr zeigen, weil plötzlich unter ihm die Hölle losbrach. Ein Stakkato Schüsse riß Shane aus seinen Gefühlen für Lesley und brachte ihn in Bewegung. Er stürzte aus dem Zimmer zur Balustrade und sah Fred Smoley reglos vornüber in einer Blutlache auf dem runden Pokertisch liegen. Die Gäste im Saloon lagen flach auf ihren Bäuchen und über ihre Köpfe hinweg feuerten zwei Hitzköpfe ihre Revolver ab, bis sie den Ausgang erreichten und auf ihre Pferde sprangen.

Er stürzte die Treppe hinunter durch ein Wirrwarr sich fluchend aufrichtender Männer, um dem jungen Freund zu helfen. Aber Fred Smoley war tot. Eine Kugel oberhalb der Nasenwurzel hatte sein junges Leben jäh beendet.

Natürlich nahmen er und seine Freunde die Verfolgung des Mörders und seines Komplicen sofort auf. Vier Tage saßen sie im Sattel, ehe sie die Fährte am Rio Hondo verloren und so zur Umkehr gezwungen waren. Als sie nach Lincoln zurückkehrten, war die ganze Stadt auf den Beinen, um dem armen Jungen das letzte Geleit zum Stiefelhügel zu geben.

Es war ein Begräbnis, eines Senators würdig, und Reverend Josefs donnernde Rede zur Abkehr der Gewalt war eine wahre Demonstration. Aber sie brachte Fred Smoley nicht ins Leben zurück.

Auf dem Weg in die Stadt rief Marshal Track ihn – Shane – überraschend ins Office. Er stellte ihm einen Mann vor, dessen Name nicht gerade rühmlich, doch sehr bekannt war.

Cimarron Skrull.

Dies war seine erste Begegnung mit dem Kopfgeldjäger.

Skrull reichte ihm damals ein halbes Dutzend Steckbriefe aus angrenzenden Staaten, die Skinners und Roads Konterfei zeigten. Skrull berichtete, daß er schon Jahre hinter den beiden her war, ohne sie zu erwischen. Er war ihnen noch nie so nahe wie an diesem Tag. Das sagte er und lockte Shane mit dem Angebot, sein Partner zu werden.

Shane mochte diesen hageren, undurchsichtigen Mann nicht. Aber seine Gedanken beschäftigten sich unablässig mit seinem toten Freund. Also sagte er zu.

Nun waren sie vier Monate unterwegs, um Skinner und Road zu stellen. Immer nach Süden ziehend, denn Skrull, der erfahrene Kopfgeldjäger, tippte richtig, als er vermutete, daß die Banditen nach Mexiko verschwinden wollten.

In Roswell, Artesia oder Carlsbad erwischen wir sie, hatte Skrull prophezeit und tatsächlich fanden sie auf diesem Weg ihre blutige Spur.

In Carlsbad konnten die Halunken unter widrigen Umständen fliehen. Aber Shane und Skrull hatten eine sichere Fährte, die quer durch die Azotea Mesa zu den San Simon Swale führte. Und hier in dem rissigen Gebirge, kaum achtzig Meilen vor der mexikanischen Grenze, stellten sie die beiden.

Skinner und Road hatten sich getrennt, und so mußten auch Shane und Skrull auf eigene Faust handeln. Skrull wußte nicht, daß er hinter Road her war, aber es war dem eiskalten Bastard gleich, ob er zuerst Road und dann Skinner töten würde. Das beeinträchtigte nicht seinen blutigen Job.

Shane neigte lauschend den Kopf. Er hörte am verräterischen Schlagen stürzenden Gesteins, daß Skinner einen Weg in die Felsschlucht suchte, wo er irgendwo seinen lahmenden Gaul verborgen hatte.

»Du gibst wohl nie auf, Skinner?« rief Shane wütend.

Aber der Spieler antwortete nicht. Er rutschte die schmale Felsrinne abwärts, durch die in der Regenzeit ein rauschender Wasserfall in die Tiefe stürzend, zahllose Creeks im Grenzland bewässerte.

Skinner hatte Angst. Wie so oft, wenn er erkannte, daß Skrull auf seiner Fährte saß. Aber er war ein Spieler und hoffte auf sein Glück. Mexiko lag greifbar nahe. In diesem wilden Land gab es tausend Möglichkeiten unterzutauchen.

Shane richtete sich vorsichtig auf, ging über den Felsriß und schob den kargen Buschbewuchs beiseite. Tief unter ihm verlief eine schmale Felsschlucht in südwestlicher Richtung. Irgendwo würde sie in den Canyon hinter dem Bergkamm münden.

Während er mit schnellen Schatten der Felsmulde entgegenstrebte, in der er seinen Gaul zurückgelassen hatte, erreichte ihn das Echo eines einzelnen Schusses. Es kam von Westen her, nicht von dort, wo Skinner sein Heil in der Flucht suchte.

Shane ahnte, daß Skrull auf King Road gestoßen war.

*

Cimarron Skrull war ein Mann ohne Gefühle. Die Jahre, in denen er Menschen jagte, hatten ihn abgestumpft. Wenn er auf der Jagd war, zählte nicht der Mensch, sondern die Prämie, die auf seinem Kopf stand.

Am Anfang seiner blutigen Laufbahn hatte er sich noch bemüht, seine Gefangenen lebend dem Richter zu übergeben. Aber dann erlebte er immer wieder, daß der Mann, den er brachte, nach kurzer Verhandlung aufgehängt wurde, und er sagte sich mit der Zeit, warum ein Risiko eingehen und einen langwierigen Weg ohne Schlaf in Kauf nehmen, wenn die Kerle doch am Ende hängen. So änderte er seine Praktiken und wählte den einfacheren Weg, indem er sein Wild erschoß.

Nicht, daß er ein hinterhältiger Mordschütze war. Nein, Cimarron Skrull ließ seinem Gegner meist eine Chance. Nicht aus Menschlichkeit heraus, sondern einfach, weil er den Nervenkitzel brauchte.

Skrull wußte, wie schnell und sicher seine Schußhand war. Niemand land­auf und landab konnte sich mit ihm messen. Er brauchte die Bestätigung, um zu erkennen, daß er mit achtunddreißig Jahren noch kein verbrauchtes Eisen war.

Er lag stumm zwischen den knorrigen Stauden eines Zapotestrauchs, den Karabiner ins Anschlag, die Mündung auf den Reiter gerichtet, der vorsichtig über die Hügelkuppe trabte.

Skrull brauchte nicht zu raten, wer ihm dort entgegenritt, denn er kannte Roads Visage nicht nur von den Zeichnungen der Steckbriefe her, die er in der Brusttasche trug.

Road war noch etwa 100 Yards entfernt und schien dem Frieden nicht zu trauen. Er wirkte abgehetzt und müde und ebenso sah sein Gaul aus.

Skrull hatte Roads staubbedecktes Gesicht im Visier seines Karabiners. Auf diese Distanz wäre sein Schuß von tödlicher Wirkung. Aber das würde ihn nicht befriedigen. Nicht nach einer so langen Jagd.

Er wartete, bis sein Wild auf 20 Yards heran war. Erst dann senkte er den Lauf einen halben Zoll. Als der Schuß rührend aus der Mündung fuhr, spritzten Stein und Staub vor den Hufen des Schecken hoch.

Der Gaul stieg wiehernd auf die Hinterhand und drehte sich nervös tänzelnd.

King Road hatte keine Möglichkeit, nach seiner Hüfte oder zum Scabbard zu greifen, denn er brauchte beide Hände, um nicht vom Pferd zu stürzen.

Während Road verzweifelt mit dem Tier kämpfte, trat Skrull aus den schützenden Sträuchern. Der rauchende Karabiner hing lässig in der Armbeuge, während er dem Kraftspiel zwischen Mensch und Tier aufmerksam folgte.

Der Kampf dauerte wenige Minuten. Als der Schecke schließlich mit zitternden Flanken stand, fuhr Roads Kopf herum. Er suchte den Schützen.

Deutlich sah Skrull das Erschrecken in Roads Augen, als der seinen Widersacher erkannte. Seine Rechte, die in einer Reflexbewegung zur Hüfte gleiten wollte, riß er ängstlich in Schulterhöhe.

Das war einer jener Augenblicke, in denen Skrull seine wahre Größe entdeckte. Sie fürchteten sich vor ihm, dem erbarmungslosen Jäger. Sie fürchteten ihn alle, die auf den Spuren des Verbrechens wanderten. Ohne Ausnahme.

»Ich mag nicht, wenn mir jemand über den Kopf schaut, King«, sagte Skrull. Er lächelte kalt. »Steig runter vom Gaul. Es unterhält sich besser, wenn wir uns in die Augen sehen.«

Der Halunke hob die Schultern, als zöge der Frost von den Stiefelspitzen zu den Haarwurzeln hoch. Gehetzt wanderte sein Blick durch die trostlose Einöde.

Skrull, der es bemerkte, schüttelte grinsend den Kopf.

»Mach dir keine Hoffnungen, King, es ist niemand hier, der dir helfen könnte, denn mit deinem Kumpanen Skinner beschäftigt sich mein Partner. Vielleicht sitzt er schon in der Hölle, wo du ihm bald begegnen wirst. Wir beide haben doch die Schüsse gehört.«

Er nickte auffordernd. »Was ist, King, soll ich dir einen roten Teppich auslegen, oder dir wie einer Lady aus dem Sattel helfen? Du kriegst doch deine Chance. Jeder bekommt sie. Ich bin kein Unmensch und genauso verletzbar wie jeder andere. Wovor fürchtest du dich?«

King Road wußte, wie diese Chance aussah. Skrulls Ruf als Gunfighter zog seit Jahren nichtverstummend durch das Land. Er galt als potenzieller Killer, gegen den es kein Mittel gab, sich seiner Haut zu wehren. In Oklahoma, Kansas, Colorado, Utah oder Arizona, überall folgte ihnen seine Legende wie ein düsterer Schatten.

Nur schwerfällig zog Road das Bein über das Sattelhorn und rutschte vom Pferd. Als er auf der sandigen Erde stand, wußte er, daß hier seine Flucht zu Ende war.

Der kalte Blick des Killers begegnete Road, der die Gedanken Skrulls erahnte. Er hob beide Hände und verkrampfte sie in der schweißigen Krempe seines Mountains. »Du mußt mich schon umbringen, Skrull. Ich werde nicht mit dir kämpfen.«

Der Kopfgeldjäger zog verächtlich die Mundwinkel herab, als er die Winchester an einen Felsbrocken lehnte.

»Das werde ich wohl, King. Du hast ein halbes Dutzend Leute auf dem Gewissen. Wie könnte es mein Gewissen belasten, wenn ich dich niederschieße? Du wirst in etlichen Staaten gesucht und überall heißt es lakonisch: tod oder lebendig.«

Skrull stand breitbeinig im Wüstensand. Lässig, wie es schien, nestelte er mit beiden Händen in der Brusttasche und brachte zerknittertes und vergilbtes Papier zum Vorschein. Er schien zu übersehen, daß Road die Arme senkte, denn er faltete das Papier auseinander und las: »Oklahoma fünftausend, King, Kansas viertausend. Colorado, Utah, Arizona je zweitausend, den Texanern bist du dreitausend Dollar wert. Hm…« Er schien ernstlich zu überlegen und drehte dabei Road leichtsinnig seine Seite zu, »eine Schande, daß ich dich nicht aufteilen kann, King. Texas bietet zwar nicht die höchste Summe für deinen Kopf, aber es liegt auf meinem Weg.«

Seine Lippen zuckten leicht, denn aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie Roads Rechte zum Leibgurt wanderte.

Skrull drehte sich nun lässig weiter herum und zeigte Road demonstrativ den Rücken. Mit der ausgestreckten Linken deutete er nach Osten. »Zur Grenze sind es keine vierzig Meilen, King. Ich schätze, so lange werde ich deinen Leichnam in der Sonne transportieren.«

Seine Augen, die sich wie seine Gedanken in der Ferne zu verlieren schienen, wurden lebendig. Er hörte die schabende Bewegung, die Roads Colt erzeugte, als dessen Hand den Knauf umschloß, und wirbelte blitzschnell um die Achse.

Noch in der Bewegung flog sein Eisen aus dem Halfter, richtete sich hoch und spuckte heißes Blei.

King Road hatte keine Chance.

Der Tod kam wie ein zuckender Blitz. Seine Rechte, die den Colt umkrampfte, zuckte, die Waffe polterte in den Sand. Er stand noch eine Sekunde, ehe er wie ein morscher Baum umkippte.

»Okay, King, das war’s wohl«, sagte der Schütze ohne Leidenschaft. Das wilde Feuer in seinen Augen war erloschen. Er trat näher, beugte sich über den Toten und durchsuchte seine Taschen.

Als Skrull sich aufrichtete, nickte er zufrieden und blickte hinter Roads Gaul her, der bei dem plötzlichen Schuß erschrocken davongaloppiert war. »Dich kriegen wir auch noch, Junge«, erklärte er lakonisch und pfiff nach seinem Pferd.

*

Der Wind strich durch den Arroyo und trieb den flachen Hufschlag eines Pferdes heran, auf den Shane seit Stunden gewartet hatte.

Er lächelte.

Skinner würde ihm nicht durch die Finger gleiten, das hatte er geschworen.

Shane stieg vom Pferd, führte es ins Gesträuch und setzte sich zwischen zwei Felsen. Er spannte den Ladebügel seines Karabiners und legte die Waffe auf den Felssims. Ruhig prüfte er die Kammer seines Colts, nickte zuversichtlich und wartete.

Der Durchschlupf im Fels war etwa 50 Yards breit und ziemlich übersichtlich. Das umherliegende Geröll störte nicht.

Shane nahm den Tabaksbeutel aus der Brusttasche, rollte geschickt mit der Linken einen Glimmstengel und setzte ihn in Brand Skinner durfte noch eine Viertelmeile entfernt sein. Sein Gaul lahmte noch immer. Shane hörte es deutlich.

Er fragte sich, wo Skrull stecken konnte. Der einzelne Schuß, den er gegen Mittag wahrgenommen hatte, als er den Weg in die Schlucht suchte, kam nicht von weither. Aber er ahnte, daß Skrull auf Road gestoßen war und was er erleben würde, wenn sie sich begegneten.

Der Hufschlag wurde deutlicher. Nun konnte Shane Skinner erkennen. Er saß aufrecht auf seinem lahmenden Gaul und trieb ihn unaufhaltsam mit dem Lassoende an.

Shane ergriff den Karabiner, schob ihn über die Felsbrüstung. Er war entschlossen, Skinners Gaul zu töten, wenn der Spieler nicht aufgab. Zu lange war er unterwegs, und zu gefährlich war dieses Spiel, als daß er noch einmal ein Risiko hätte eingehen können.

Der Reiter war nun auf 80 Yards heran, als Shane den Hammer spannte. Skinner schien nicht zu ahnen, daß er ins offene Messer lief. Aber sein Scabbard stand weit offen, so daß er ohne Schwierigkeiten die Waffen aus dem Futteral ziehen konnte. Er trug einen staubigen dunklen Hut und eine gestreifte Hose. Er sah aus wie ein Reverend oder der Bürgermeister irgendeiner Stadt.

Jedes Geräusch vermeidend hob Shane die Waffe.

»Skinner«, rief er im nächsten Augenblick, »warum machst du mir diese verdammten Schwierigkeiten? Zügel deinen Gaul und heb die Hände über den Schädel. Ich warne dich, eine dumme Bewegung nur und ich schieße dich aus dem Sattel!«

Aber Skinner zeigte nun, wie gefährlich er sein konnte. Noch ehe Shane den Stecher durchziehen konnte, kippte er seitlich aus dem Sattel und rutschte zwischen umherliegenden Felsbrocken. Plötzlich war er verschwunden. Dafür klatschte in den nächsten Sekunden ein Geschoß auf die Felsbrüstung, die Shane als Deckung diente.

Aber der war schon in Bewegung. Wie ein Wiesel glitt Shane ins Strauchwerk zurück, schlug einen weiten Bogen nach Süden und erwischte eine ausgetrocknete Wasserrinne, die ihm die nötige Sicherheit bot.

Flach auf dem Bauch liegend schlängelte er sich vorwärts, und verlegte so Skinner den Fluchtweg.

Der Spieler hatte die Trommel seines Revolvers leergefeuert. Er lag keine dreißig Yards von Shane entfernt und bemühte sich, die Kanone aufzuladen. Wie ein Falke stieb Shane hoch und jagte dem Gegner mit Riesenschritten entgegen.

Skinner sah die Gefahr. Er fluchte wütend und schwang die Trommel in die Führung.

In diesem Augenblick war Shane heran. Er erwischte Skinners Schußarm, schlug ihn beiseite und jagte ihm die Rechte ans Kinn. Skinner taumelte, fing sich jedoch und streckte Shane grinsend die Arme entgegen.

»Okay, Shane«, sagte er gelassen, als wäre das ganze nur ein Spiel. »Ich gebe mich geschlagen.«