Der Kosmische Krieg - Joseph P. Farrell - E-Book

Der Kosmische Krieg E-Book

Joseph P. Farrell

4,6

Beschreibung

Wurde dieses Sonnensystem vor Äonen von Jahren durch schwere Explosionen erschüttert?Überall finden wir Hinweise auf verhängnisvolle Zerstörungen katastrophalen Ausmaßes. Tatsächlich könnte sich der Asteroidengürtel aus den Trümmern eines explodierten Planeten gebildet haben. Die uns bekannten Planeten weisen deutliche Blessuren auf, die von unvorstellbaren Einschlägen herrühren. Aus Gründen, die bisher niemand hinreichend zu erklären vermochte, taumeln sie auf ihren Umlaufbahnen dahin. Farrell weist die Erklärungsversuche der Naturalisten und Materialisten zurück, die all das auf Naturkatastrophen zurückführen wollen und meint, es wäre endlich an der Zeit, die alten Mythen ernst zu nehmen, die von einem kosmischen Krieg im Himmel berichten. Um seine These zu untermauern, zieht der Autor nicht nur außerirdische Artefakte heran, sondern greift auch auf bahnbrechende Konzepte der modernen Physik und die Texte alter Mythen zurück. Er kommt zu dem Schluss, dass in uralter Zeit in unserem Sonnensystem ein interplanetarischer Krieg tobte, in dem hochentwickelte Waffen von enormer Schlagkraft zum Einsatz kamen. Farrell bietet Lösungen für Fragen an, die den Forschern seit langem auf der Seele brennen. Er enthüllt die Gründe für diesen uralten Krieg und nennt die Mittel, mit denen er Wurde dieses Sonnensystem vor Äonen von Jahren durch schwere Explosionen erschüttert?Überall finden wir Hinweise auf verhängnisvolle Zerstörungen katastrophalen Ausmaßes. Tatsächlich könnte sich der Asteroidengürtel aus den Trümmern eines explodierten Planeten gebildet haben. Die uns bekannten Planeten weisen deutliche Blessuren auf, die von unvorstellbaren Einschlägen herrühren. Aus Gründen, die bisher niemand hinreichend zu erklären vermochte, taumeln sie auf ihren Umlaufbahnen dahin. Farrell weist die Erklärungsversuche der Naturalisten und Materialisten zurück, die all das auf Naturkatastrophen zurückführen wollen und meint, es wäre endlich an der Zeit, die alten Mythen ernst zu nehmen, die von einem kosmischen Krieg im Himmel berichten. Um seine These zu untermauern, zieht Farrell nicht nur außerirdische Artefakte heran, sondern greift auch auf bahnbrechende Konzepte der modernen Physik und die Texte alter Mythen zurück: Er kommt zu dem Schluss, dass in uralter Zeit in unserem Sonnensystem ein interplanetarischer Krieg tobte, in dem hochentwickelte Waffen von enormer Schlagkraft zum Einsatz kamen. Farrell bietet Lösungen für Fragen an, die den Forschern seit langem auf der Seele brennen. Er enthüllt die Gründe für diesen uralten Krieg und nennt die Mittel, mit denen er ausgetragen wurde. Zudem erklärt er, was wirklich hinter der Geheimtechnologie steckte, die den Alten als „Tafeln des Schicksals“ bekannt war. Den Leser erwartet eine geballte Ladung an Informationen! Unter anderem geht es um die Hypothese von einem explodierten Planeten und ihre Geschichte; den Mechanismus für die Sprengung eines Planeten; die Rolle der Plasmakosmologie; die Disziplin der Plasmaphysik (und sogar der Paläophysik), Skalarphysik und alte Texte, die von den Zerstörungen berichten.

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Joseph P. Farrell

Der Kosmische Krieg

Titel der Originalausgabe: „The Cosmic War: Interplanetary Warfare, Modern Physics, and Ancient Texts “

Deutsche Erstausgabe, 2013

Deutsche Übersetzung: Angelika Tessa

Titelgraphik: Gabriel Reinert

Layout: Inna Kralovyetts

www.mosquito-verlag.de

© Mosquito Verlag Ltd & Co KG, Immenstadt 2013

Nachdrucke oder Kopien dieses Buchs, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Für meine guten Freunde, die „Extended Inklings“:

Dennis, David, Brad, Susan, Steve, Scott, Bill, Tracy, Walter und Kate;

für alle Freunde, die auch in stürmischen Zeiten zu mir hielten

und mit mir vor langer Zeit durch gemeinsame Gespräche

den Grundstein für diese Arbeit legten;

für meine gute Freundin Ann, die mir zuhörte und mich ermutigte;

für meine Mutter Dorothy F. Farrell,

die sich in diesem kosmischen Krieg so heroisch behauptete

und die mittlerweile zum Herrn gegangen ist, dessen Liebe sie

bei der Fertigstellung dieses Buches so beispielhaft verkörperte.

Bendicite Deo omnipotente, Patri et Filii et Spiritui Sancto

descendat et maniat super te in aeternum.

„Es war nicht Newton, der das Zeitalter der Vernunft einläutete. Er war der letzte Magier, der letzte der Babylonier und Sumerer, der letzte große Geist, der die sichtbare, intellektuelle Welt mit den gleichen Augen betrachtete, wie diejenigen, die diese vor kaum weniger als 10.000 Jahren zu errichten begonnen hatten […] Warum nenne ich ihn einen Magier? Weil er das gesamte Universum und alles, was sich darin befindet, als ein Rätsel auffasste, als ein Geheimnis, das sich durch klares Nachdenken über gewisse Beweise und gewisse mystische Hinweise entschlüsseln lässt […] Er glaubte, dass sich solche Hinweise auch […] in bestimmten Schriften und Traditionen finden, die uns unsere Brüder durch ununterbrochene Überlieferung seit der Zeit der ursprünglichen kryptischen Enthüllungen in Babylon weitergereicht haben.“

So der Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes in: „Der Mensch Newton“ (engl. „Newton the Man“; The Royal Society; Newton Tercentary Celebrations (1947); S. 29; zitiert in ‘Hamlet’s Mill: An Essay on Myth and the Frame of Time, S. 9 von Giorgio de Santillana und Hertha von Dechind; Hervorhebung im Original.

Einführung

Annäherung an das Problem

„Diese Waffe kann jedes Wesen in den drei Welten vernichten, auch Indra und Rudra.“1

Mahabharata1

Riesen. Nephilim. Annunaki. Kollidierende Planeten und die Hypothese vom explodierten Planeten. Eine kosmische Katastrophe. Kometen. Engel. Dämonen. Krieg im Himmel. Der Fall Luzifers. Kriege der Götter. Alte Epen. Uralte Hochtechnologie. Künstliche Monde. Rassenmischung, Gentechnik und Chimären. Das Marsgesicht. Artefakte an ungewöhnlichen Orten. Und nicht zuletzt … Atlantis.

Für die meisten Menschen haben diese Dinge nichts miteinander zu tun. Ich hatte jedoch schon immer das unterschwellige Gefühl, dass sie irgendwie zusammenhängen und Teile von „etwas“ sind, Teile eines komplexen Szenarios von historisch-epischem, ja wahrhaft kosmischem Ausmaß.

Leser meiner Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ wissen bereits, dass ich die Große Pyramide für eine Waffe halte und kennen das in diesen Büchern entwickelte Szenario, wonach in alter Zeit möglicherweise eine hochentwickelte Massenvernichtungswaffe eingesetzt wurde, um den/die jetzt im Sonnensystem fehlenden Planeten in die Luft zu sprengen, an dessen bzw. deren Stelle jetzt der Asteroidengürtel um die Sonne kreist, als düsterer Zeuge und Erinnerung an den alten Planeten „Krypton“. Die meisten Leser meiner Trilogie wissen auch, dass ich die Große Pyramide – oder eine ähnliche, auf vergleichbaren Konzepten der „Skalarphysik“ beruhende Vorrichtung – für die Waffe halte, die für diesen Zweck verwendet worden sein könnte.

Ich muss jedoch betonen, dass ein allumfassendes, äußerst spekulatives Konzept wie dieses auch erhebliche Probleme mit sich bringt, und die Leser meiner Trilogie wissen, um welche es sich handelt. Natürlich ist da erst einmal die Frage der chronologischen Abfolge der Ereignisse zu stellen, aber es spielen auch andere gewichtige Gesichtspunkte eine Rolle, die ich in meiner Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ bewusst ausgespart habe, um sie in einem anderen Buch gesondert zu behandeln, nämlich in diesem hier.

Das hat einen einfachen Grund: Ich fand es unangebracht, die ohnehin schon zahlreichen technischen Ausführungen in jenen Büchern noch um ausführliche Untersuchungen über einen interplanetarischen Krieg und dessen andauernde Folgen zu ergänzen. Das hätte vom Hauptanliegen jener Bücher abgelenkt, denn ein solches Szenario hat zwar mit der Hypothese vom Waffencharakter der Großen Pyramide zu tun, ist für dieses jedoch nicht notwendig. In den Büchern „Der Todesstern Gizeh“ geht es um die im Krieg eingesetzten Waffen und erst in zweiter Linie um den Krieg selbst, nämlich nur um zu untermauern, dass solche Waffen tatsächlich existierten. In diesem Buch verhält es sich anders. Hier geht es um den Krieg und erst in zweiter Linie um die eingesetzten Waffen, nämlich nur um zu untermauern, dass in unserem Weltraum tatsächlich kosmische Kriege ausgetragen wurden.

Welche Probleme gibt es sonst noch?

Sie zeigen sich, wenn man ein paar ganz einfache Fragen stellt: Wer kämpfte in diesen angeblichen Kriegen? Warum gab es Krieg? Welche Waffen wurden eingesetzt? Welche Auswirkungen hatten diese Waffen? Wer gewann? Wer verlor? Wer überlebte? Welches Vermächtnis hinterließen die Überlebenden? Und vielleicht die wichtigste Frage: Wer waren die „Guten“ und wer die „Bösen“, und warum waren sie „gut“ oder „böse“?

Anders als in meiner Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ geht es hier also um das Szenario eines in alten Zeiten in unserem Sonnensystem ausgetragenen interplanetarischen Kriegs, dessen Folgen möglicherweise noch heute zu spüren sind. Natürlich gibt es bei der Erforschung dieses Szenarios immer wieder Berührungspunkte mit der in der Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ erörterten Hypothese, und ich werde, soweit notwendig, das dort angesprochene Material teilweise wieder aufgreifen und darauf aufbauen. Die Leser sollten bei der Lektüre im Auge behalten, dass es sich bei den beiden Hypothesen – der Hypothese von einem interplanetarischen Krieg in alter Zeit und der Hypothese von der Großen Pyramide als Massenvernichtungswaffe – um getrennte Hypothesen handelt. Zweifellos passen sie stimmig zueinander, aber sie stehen und fallen nicht gemeinsam. Wie die Leser im Laufe dieses Buches erfahren werden, gibt es schriftliche Hinweise darauf, dass die in Gizeh verwendeten Waffen in einer tieferen Schicht unterhalb der heutigen Bauwerke verborgen sein könnten, und dass der Bau der Großen Pyramide möglicherweise ein Versuch war, aus Hegemoniebestrebungen heraus eine viel ältere Waffentechnologie wiederaufleben zu lassen. Ich werde auch deutlich machen, dass möglicherweise nicht nur Skalarwaffen, sondern auch andere Waffen bzw. Skalarwaffen auf verschiedene Art und Weise eingesetzt wurden – dieser Ansicht neige ich zu – um Planeten und andere Himmelskörper in die Luft zu jagen und unglaubliche Brandnarben auf anderen zu hinterlassen oder das Wetter und sogar das Bewusstsein zu manipulieren.

Die Leser meiner Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ werden sich auch an meine Annahme erinnern, dass eine sehr hochstehende Zivilisation aus uralter Zeit – von mir in diesen Büchern, bewusst redundant, als „paläoantik“ bezeichnet – in dem entwickelten Szenario eine wesentliche Rolle spielt. Wenn ich in diesem Buch gelegentlich den Begriff „Atlantis“ verwende, so bezeichne ich damit symbolisch eine sehr hochstehende, paläoantike Zivilisation. Dabei lasse ich mich jedoch, soweit für meine Erörterungen nicht unbedingt notwendig, nicht weiter über den Ort dieses „verlorenen Kontinents“ aus. Wie in meiner Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ ausgeführt, gibt es gewichtige Gründe für die Annahme, dass Platos Geschichte von einem „verlorenen Kontinent“ „allegorisch“ und eher als „Mythos“ mit vielen Bedeutungsebenen aufzufassen ist, die sowohl prosaisch-literarische, als auch kunstvoll formulierte „paläophysikalische“ Aspekte umfassen.

Damit wären wir wieder beim Thema „Paläophysik“. In der Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ wird ausführlich über die spekulative Möglichkeit gesprochen, dass diese sehr hochstehende paläoantike Zivilisation über physikalisches Wissen verfügte, das unserem theoretischen und praktischen Wissen über Quantenmechanik, Relativität, String- und Membrantheorie oder auch Schleifenquantengravitation oder Plasmakosmologie, etc. in nichts nachstand oder unserem heutigen Stand sogar überlegen war. Diese Sichtweise ergibt sich zwangsläufig, wenn man den alten Texten Glauben schenken will, die von Massenvernichtungswaffen in alten Zeiten und gleichzeitig von der Zerstörung von Planeten sowie den Einsatzmöglichkeiten von Pyramiden im Allgemeinen und der Großen Pyramide im Besonderen berichten.

In diesem Buch wird die Diskussion über alte Paläophysik wieder aufgegriffen und erweitert. Leser des ersten Buches der Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ werden noch mehr über die Plasmaphysik und Kosmologie des schwedischen Physikers und Nobelpreisträgers Hannes Alfvén und über Tom Beardens Skalar- und Quantenpotential-Physik erfahren, deren Konzepte im zweiten und dritten Buch der Trilogie „Der Todesstern Gizeh“ und auch in meinem jüngsten Buch über das geheime Nazi-Waffenprojekt „die Glocke“ erörtert werden.2

Nach dieser Vorrede hier noch ein Hinweis. Um die unterschiedlichen Puzzleteile zusammenzufügen, die meiner Meinung nach zu einem gigantischen Szenario von kosmischen Kriegen und Katastrophen, Riesen und Chimären, „Göttern“, Menschen und Nephilim gehören, musste ich die Ereignisse in groben Zügen skizzieren. Zwar befasse ich mich ausführlich mit chronologischen, wissenschaftlichen und archäologischen Gesichtspunkten, gehe jedoch nicht näher auf Disziplinen ein, die mit der Hypothese von einem kosmischen Krieg zusammenhängen oder von dieser beeinflusst werden, wie beispielsweise Evolutionsbiologie, Anthropologie oder auch Theologie, Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften sowie die Geschichte der Esoterik und des Okkultismus. Dass diese Gebiete von der hier vorgestellten Hypothese berührt werden, ist offensichtlich. Aber eine detaillierte Abhandlung über sämtliche Auswirkungen würde nicht nur mehrere umfangreiche Wälzer füllen, sondern auch von den Hauptthemen ablenken, die durch die obigen Fragen angesprochen wurden. Sie gänzlich außer Acht zu lassen, wäre allerdings ebenso wenig angemessen. Ich habe daher an Stellen, an denen ich es für notwendig erachtete, die entsprechenden Einflüsse in synoptischer Form in den Haupttext oder in die Fußnoten einfließen lassen.

Aus einem einfachen Grund werde ich allerdings nicht versuchen, eine detaillierte Chronologie der gesamten alternativen „Prähistorie“ von außerirdischen Kontakten, Interventionen, Kriegen, etc. aufzustellen, wie Zecharia Sitchin das in seiner Buchreihe „Earth Chronicles“ getan hat. Die Hypothese von einem kosmischen Krieg ist bisher noch nicht hinreichend entwickelt und erforscht worden. Deshalb erscheint es angezeigt, die Geschehnisse und deren zeitlichen Ablauf zunächst prima facie zu skizzieren und die Ausarbeitung einer genauen Chronologie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Möglicherweise lassen sich später gefundene Daten leichter einordnen, wenn erst einmal der Rahmen abgesteckt worden ist. Natürlich könnten solche Daten den hier postulierten Ablauf auch völlig in Frage stellen oder eine ganz andere Reihe von Geschehnissen andeuten, als ich sie hier beschreibe. In jedem Fall ist es mein Anliegen, in diesem Buch die Hypothese von einem kosmischen Krieg zu skizzieren und so viele alte Texte, physikalische Gesichtspunkte und archäologische Beweise dafür heranzuziehen wie irgend möglich.

Folglich bleibt das hier vorgestellte Szenario eines kosmischen Kriegs ebenso spekulativ wie die Hypothese vom „Todesstern Gizeh“ als Waffe. Definitiv handelt es sich nicht um eine Theorie. Denn um als Theorie Bestand zu haben, müsste sie für das Vorhandensein von eindeutig künstlich hergestellten Artefakten auf nahe gelegenen Planeten unseres Sonnensystems und vielleicht auch von künstlichen Planetensatelliten aus alter Zeit eindeutige Anhaltspunkte liefern. Daneben müsste sie das Vorhandensein von Beweisen „vorhersagen“, die nahe legen, dass solche Artefakte und Satelliten mutwillig angegriffen und zerstört wurden. Schließlich müsste diese Theorie aufzeigen, dass Zeitzeugen ihre Beobachtungen in verschiedenen überlieferten Formen aufzeichneten, wenn diese auch verzerrt sein mögen. Geschichte, und natürlich insbesondere die paläoantike Geschichte, die auf mythologischen Texten beruht, ist keine Wissenschaft im eigentlichen Sinn, weil ihre „Vorhersagen“ immer a posteriori erfolgen. Die Hypothese von einem kosmischen Krieg bleibt also nichts weiter als eine Hypothese, die nur dann bestätigt werden kann, wenn umfangreiches äußeres Beweismaterial zu ihrer Unterstützung zusammengetragen wird.

Was Zeitzeugen anbelangt, so wird offenkundig, welchen Deutungsschwierigkeiten sich die Hypothese gegenüber sieht. Wie im Haupttext noch zu schildern sein wird, existieren zahllose Mythen und Legenden, in denen die „Kriege der Götter“ und deren furchterregende Waffen in vielen Einzelheiten beschrieben werden. Hier muss man sich entweder (1) für eine „natürliche“ und „materialistische“ Deutung der Mythen in Übereinstimmung mit der Katastrophismustheorie entscheiden oder (2) das Alter der Menschheit weit über den Zeitrahmen hinaus ausdehnen, der ihr von der traditionellen Kulturgeschichte, der Evolutionstheorie, der Anthropologie und der Paläontologie zugewiesen wird, um so die Möglichkeit mit einzubeziehen, dass es, wie in den Texten beschrieben, Zeitzeugen der Geschehnisse gegeben haben könnte, oder (3) man muss eine Vorläuferrasse oder eine in irgendeiner Form mit der Menschheit verbundene Spezies postulieren, die der Menschheit ihre eigenen Beobachtungen dieses katastrophalen Krieges überlieferte, welche dann später in die menschlichen Mythen und Legenden einflossen. Wie im Hauptteil aufgezeigt werden wird, weisen die Mythen selbst vorzugsweise auf diese dritte Alternative hin. Wie auch immer man sich dem Problem nähern mag, man verlässt in jedem Fall den Rahmen der traditionellen Modelle der Geschichte, Evolution und Anthropologie.

Deshalb wage ich die Behauptung, dass meine Arbeit von akademischen Kreisen sicherlich nicht akzeptiert werden wird. Denn mein Anliegen ist es, in alten Mythen auf neue Weise nach Elementen historischer und wissenschaftlicher Wahrheit zu suchen und so aufzuzeigen, dass die „Kriege der Götter“ tatsächlich stattgefunden und hier auf der Erde und an anderen Orten des Sonnensystems, vielleicht sogar außerhalb, zu planetarer Zerstörung und Katastrophen geführt haben, deren Auswirkungen wir noch immer auf eine Art und Weise zu spüren bekommen, die wir uns kaum vorzustellen vermögen.

Die Hypothese vom kosmischen Krieg wird auch in bestimmten Kreisen der Revisionisten wenig Begeisterung hervorrufen. Ein Musterbeispiel für Katastrophismus stellen die Arbeiten von Alan Alford und anderen dar, die in den komplexen Konzepten und Symbolen der Mythen nichts weiter sehen als Metaphern für Planetenexplosionen, die auf natürliche Ursachen zurückzuführen sind. Die Hypothese vom kosmischen Krieg steht dieser Denkrichtung natürlich diametral gegenüber. Am anderen Ende der Skala finden wir in der alternativen Literatur eine beunruhigende Tendenz, die vermutete paläophysische Vergangenheit idealistisch verklärt als goldenes Zeitalter, als eine Art warmes, gemütliches „Disneyworld“ voller „Narzissen und Gänseblümchen“ und ohne so hässliche Dinge wie interplanetarische Kriege und entsprechende Technologien zu betrachten. Diese Haltung ist jedoch in keiner Weise mit den weit überwiegenden Überlieferungen eines „kosmischen Kriegs“ zu vereinbaren, wie sie überall auf der Welt zu finden sind.

Als nächstes gilt es nun einen Blick auf die unterschiedlichen Arten von Beweisen zu werfen.

Wenn wir uns mit den oben gestellten Fragen und den Rahmenbedingungen für ein „interplanetarisches Kriegsszenario“ beschäftigen, begegnen wir verschiedenen für diese Arbeit wichtigen Beweiskategorien, als da wären: (1) Physik, (2) materielle Beweise in Form anomaler Artefakte, (3) Beweise und Mechanismen planetarer Zerstörung, (4) Beweise für möglicherweise mutwillige Angriffe und Zerstörung, (5) schriftliche und „legendäre“ Beweise in Form von Texten, mündlich überlieferten Mythen und Traditionen sowie physische Monumente und alte Glyphen. Der Begriff „Text“ wird in diesem Buch im weitesten Sinne und unter Einschluss all dieser Varianten verwendet werden.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zur Verwendung des Wortes „Krieg“ in dieser Arbeit. Denkt man an Krieg, so verbindet man damit normalerweise Bilder von Katapulten, Panzern und Trieren, Steinschleudern und Bombarden, Kavalerien und Kanonen, Schlachtschiffen, Armeen und Flotten oder in neuerer Zeit auch von Luftgeschwadern und Atompilzen, Teilchenstrahlern, Hochenergielasern und Gammastrahllasern (Graser)3, die gegeneinander geführt werden und den Feind oftmals auslöschen. Kurz gesagt assoziiert man mit dem Wort all die Technologien, die in Kriegen eingesetzt werden. Wie wir noch sehen werden, verhält es sich in alten Texten nicht anders. Auch hier werden Bilder heraufbeschworen von Generälen, Admiralen und politischen Führern, von heroischen Taten und schändlichen Handlungen, vom Leid der Unschuldigen, der mutwilligen Zerstörung von Eigentum und vor allem von einer Technologie, die auch unter heutigen Gesichtspunkten als äußerst hochstehend bezeichnet werden muss. In den alten Texten finden sich ebenso wie in unserer jüngeren Geschichte Berichte von der Vernichtung ganzer Städte und der bisher (hoffentlich) nur theoretischen Zerstörung ganzer Regionen infolge eines wenn auch begrenzten nuklearen oder thermonuklearen Schlagabtausches. Wie im Hauptteil dieses Buches noch deutlich werden wird, umfasstmein Konzept des kosmischen Kriegsszenarios alle diese Kriegsaspekte.

Aber es gibt auch subtilere Formen der Kriegsführung, etwa wenn ein bezwungener Gegner aus dem Untergrund heraus einen handfesten „Guerillakrieg“ mit Geheimzellen, Parolen, Rekrutierungen, Propaganda, psychologischer Kriegsführung und allem, was dazugehört, führt. Auch darauf beziehe ich mich, wenn ich das Wort „Krieg“ verwende. Unter „kosmischem Krieg“ verstehe ich also einen Krieg im „kosmischen“ Sinn mit all seinen spirituellen Elementen und in seinem gesamten Verlauf. Die sorgfältige Analyse der Texte wird noch zeigen, dass dieser Krieg in Form eines lang andauernden Guerillakriegs geführt wurde, der von Zeit zu Zeit in offene Feindseligkeiten ausartete. Die Texte weisen auch darauf hin, dass einige der „Leute“, die diesen Krieg ausfochten oder deren Nachkommen noch immer in unserer Nähe sein könnten. In diesem Sinne bezieht sich „Krieg“ auch auf das Konzept einer kriegführenden Zivilisation. Bei der Erörterung der Hypothese vom kosmischen Krieg werden wir uns also auch mit den Zivilisationen und deren Sitten befassen, die in diesen Krieg verwickelt waren. Das ist vielleicht der Grund, warum diese Hypothese von den beiden vorher angesprochenen Strömungen unter den Revisionisten nicht ausreichend erforscht worden ist. Schließlich bringt sie unweigerlich die philosophische Frage der Theodizee auf den Tisch, eine Frage, die der Katastrophismus, der nur eine Abart des Materialismus darstellt, ebenso vollständig meidet, wie die Denkrichtung, die von einem warmen, gemütlichen Disneyworld-artigen, goldenen Zeitalter voller „Narzissen und Gänseblümchen“ ausgeht, sich dabei aber nur in Wunschdenken ergeht.

Wie ich meinem Buch „The Giza Death Star Destroyed“ darlegte, war der paläoantike Krieg nicht nur der fruchtbare Boden für viele Spielarten des Katastrophismus (einschließlich der Richtung, die von einem natürlichen Katastrophenzyklus ausgeht), sondern auch der Urgrund, auf dem alte Mysterienkulte gediehen, denen schließlich Geheimgesellschaften und Priesterschaften folgten. Der „kosmische Krieg“ ist noch immer im Gang. Darauf weisen viele religiöse Traditionen – besonders die jüdisch-christliche – uns hin. Bald wird klar werden, dass letztere insoweit irrt, als sie das „Kriegsgeschehen“ als rein „spirituell“ oder gar „persönlich“ einstuft, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass es ein ganz realer Krieg gewesen sein könnte, der in ganz realem kosmischen Sinn von echten Menschen im Besitz von echter Technologie ausgetragen wurde. Nur in unserer modernen Sichtweise zeigen sich Spirituelles und Physisches als Gegensätze, eine Betrachtungsweise, die nicht nur dem antikem Denken fremd war, sondern auch dem traditionellen Sakramentalismus christlicher Tradition im weitesten Sinne widerspricht.

Nun zeichnet sich deutlich der schiere Umfang der vor uns liegenden Aufgabe ab. Denn nicht nur die anfangs angesprochenen Themen und Aspekte verlangen als potenzielle Bausteine des Szenarios unsere Aufmerksamkeit, es müssen auch viele verschiedene Arten von Beweisen herangezogen und zu einem Ganzen gefügt werden, um die vorgetragene Hypothese zu stützen. Folglich können sich Herausforderungen auf vielen Ebenen ergeben, je nachdem, welches Gewicht man den entsprechenden Beweisen gibt, wie man sie deutet und in das größere Bild einfügt, wie man die Geschehnisse chronologisch einordnet und vor allem wie man die auftauchenden spirituellen und theologischen Fragen beantwortet.

Ich muss hier also nochmals wiederholen – und ganz besonders betonen – dass das äußerst spekulative, radikale Bild, das hier gezeichnet wird, rein hypothetischer Natur ist und irgendwie in der Grauzone zwischen altertümlicher Sciencefiction und der beunruhigenden Frage: „Ja, aber wenn es doch wahr wäre, und sei es auch nur teilweise?“, ansiedeln lässt.

Als ich vor einigen Jahren meine Forschungen aufnahm und mein Buch „Der Todesstern Gizeh“ schrieb, nahm ich ein Zitat in das Vorwort auf, das angeblich von dem Physiker Niels Bohr stammt und an seinen Kollegen Werner Heisenberg gerichtet war, einen der Hauptarchitekten der modernen Quantenmechanik und Entdecker der nach ihm benannten Unschärferelation. Es erscheint mir passend, das Vorwort dieses Buches mit der gleichen Aussage zu schließen, die als Motto für die radikale und spekulative Natur des folgenden Werks betrachtet werden kann: „Wir sind uns alle einig, dass Ihre Theorie verrückt ist, aber wir sind uns nicht einig, ob sie verrückt genug ist“.

Joseph P. Farrell

1 Mahabharata, 3. Buch, „Arjuna gewinnt göttliche Waffen“

2 „Die Bruderschaft der Glocke“, Mosquito Verlag

3 Hochleistungslaser werden meist mit HEL abgekürzt. „Graser“ steht für „gamma ray amplification by stimulated emission of radiation,“ kurz gesagt für Gammastrahllaser.

TEIL EINS: HINTERGRUND

Blitze, Steine und Energiewirbel

„Meiner Meinung nach ergibt Van Flanderns Hypothese vom explodierten Planeten nur dann einen Sinn, wenn man bereit ist, eine nicht-natürliche Erklärung zu akzeptieren. Selbstverständlich ist das ein auf vielen Ebenen häretischer Ansatz, denn man muss nicht nur das Vorhandensein potenzieller Artefakte auf dem Mars miteinbeziehen, sondern ebenso die Existenz einer hochtechnisierten Kultur auf dem ehemaligen Mutterplaneten des Mars.

Unwillkürlich wird man an den erhellenden Höhepunkt in Eando Binders ‚Puzzle of the Space Pyramids‘ erinnert. In diesem Roman entsteht der Asteroidengürtel durch einen gezielten Angriff auf die Gravitation, bei dem die Energie des gesamten Sonnensystems angezapft wird. Die im Romantitel genannten Pyramiden sind eigentlich Gravitationsgeneratoren, die zur Manipulation der Raum-Zeit eingesetzt werden.“

Mac Tonnes, „After the Martian Apocalypse: Extraterrestrial Artifacts and the Case for Mars Exploration“, S. 47

„In jedem Fall transzendiert die Realität die Allegorie“.

Paul Krassner in seinem Vorwort zu Peter Levandas „Sinister forces: A Grimoire of American Political Witchcraft, Book Three: The Manson Secret“.

1. Modernes Armageddon oder altzeitliche Katastrophe: Warum das Katastrophenmodel gegenüber dem Technologiemodell verliert

„Nach der Strategie, die Wernher von Braun mich lehrte, werden zuerst die Russen als Feinde betrachtet […] Wenig später identifiziert man Terroristen […] Und schließlich werden bestimmte Dritte-Welt-Länder für ‚verrückt‘ erklärt. Heutzutage bezeichnen wir sie noch als besorgniserregende Länder. Braun sagte voraus, dass sie den Feind Nummer drei darstellen würden, gegen den wir weltraumgestützte Waffen bauen würden. Die nächsten Feinde wären Asteroide. Er kicherte fast, als er das sagte. Asteroide – wir würden weltraumgestützte Waffen gegen Asteroide bauen. Die lustigsten Feinde, die er nannte, waren aber die Aliens, die Außerirdischen.“

Dr. Carol Rosin1

In den Kommandozentralen der Großmächte herrscht düsteres Treiben. In der Absicht, ein globales Armageddon abzuwenden und die Welt zu retten, planen ihre Denkfabriken mit äußerster Präzision und Hingabe Kriegsspiele und basteln ab und zu an Technologien herum, die den ganzen Planeten in die Luft jagen könnten.

In befestigten Bunkern tief unter dem Moskauer Kreml bespricht der russische Präsident Valerie Pisczoff mit seinen höchsten Militärführern die Optionen. Einige der Militärs drängen darauf, massenweise Wasserstoffbomben zu positionieren, um dann mit einem einzigen massiven Überraschungsschlag den Feind entschlossen in tausend Stücke zu zerreißen. Andere wenden sich gegen eine derart drastische Maßnahme und erinnern den Präsidenten daran, dass die Gefahr des radioaktiven Fallouts fast ebenso groß wäre wie die Bedrohung selbst.

In Peking diskutieren die Mandarine des aufblühenden Militärestablishments in ähnlichen Bunkern mit Chinas Premierminister Dang Mai Luk über einen gemäßigteren Kurs. Vielleicht, so argumentieren sie, könnte man dem Angriff durch einen geeigneten, präzise abgefeuerten Gegenschlag einen leichten „Schubs“ in die richtige Richtung versetzen und so die Katastrophe abwenden – eine Methode entliehen aus der klassischen Kampfkunst, in der das östliche Kriegertum noch immer zutiefst verwurzelt ist: Man nutzt die Stärke und Masse des Gegners und richtet sie gegen ihn selbst.

Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel hastig in Berlin zusammengerufenen Verteidigungsminister und Staatsoberhäupter Europas drängen auf die Einschaltung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, der auf diplomatischem Weg mit schwerwiegenden politischen Konsequenzen drohen soll, falls eine Weltmacht es wagte, durch einen hastig eingeleiteten, verfehlten Militärschlag einem Angriff im Alleingang begegnen zu wollen. Vor dem Tagungsgebäude protestieren neofaschistische Skinhead-Gruppierungen und fordern, dass die europäischen Mächte ihre nicht unerheblichen militärischen und technologischen Muskeln spielen lassen sollen, um den Angreifer auszuschalten. Damit könnte man der dankbaren Welt zeigen, dass Europa immer noch ein Wörtchen mitzureden hat. Einige der Delegierten, die sich der draußen stattfindenden Demonstrationen durchaus bewusst sind, schlagen eine sanfte, technologisch ausgefeilte Variante der östlichen Methode vor. Sie befürworten einen dezenten „Schubs“, einen „Schuss vor den Bug“, anstelle der thermonuklearen Holzhammer-Methode der Russen oder der gemäßigteren, aber dennoch nuklearen Antwort der Chinesen, und zwar durch weltraumgestützte Laser und andere mit exotischen Energiesystemen operierende Waffen. Die Hauptbefürworter dieser Vorgehensweise sind die vier großen europäischen Mächte Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien. Die anderen europäischen Delegierten zappeln nervös auf ihren Stühlen herum, geben aber letztlich klein bei. Schließlich haben sich die geopolitischen Machtverhältnisse seit dem deutsch-französischen Krieg nicht wirklich verändert, und noch immer verfügen diese vier Nationen über den größten finanziellen, technischen und militärischen Einfluss. Alle anderen müssen einfach mitschwimmen.

In den Vereinigten Staaten wird auf Anordnung von Präsident Jordan Walter Schrubb ad hoc ein präsidialer Expertenausschuss zusammengerufen – das geschieht hastig, wenn auch nicht gerade ruhig. Der Ausschuss besteht aus dem Nationalen Sicherheitsrat, den Generälen und Admiralen des Pentagon, verschiedenen Wissenschaftlern, Technikern, Wirtschaftswissenschaftlern und Medienexperten. Wie üblich wägt dieser Ausschuss alle in anderen Hauptstädten diskutierten Alternativen ab, empfiehlt alle und gleichzeitig keine davon und drängt zu einem „vorsichtigen, aber entschiedenen Vorgehen.“ Gleichzeitig bittet er das Außenministerium, die politischen Auswirkungen eines solchen einseitigen amerikanischen Vorgehens abzumildern. Die Opposition im Kongress fordert derweil Anhörungen darüber, warum nicht längst etwas gegen die Bedrohung unternommen worden sei, denn wie es scheint hätten die USA offenkundig schon seit Jahren von der Gefahr gewusst, aber nichts getan, um sie abzuwenden. In typischer Manier präsentieren die etwas radikaleren Oppositionsmitglieder im Kongress ihre eigenen pensionierten Militärs und wissenschaftlichen Experten, die vorbringen, dass die Bedrohung eigentlich keine Bedrohung sei und durch eigene innere Spannungen auseinanderfallen werde, ehe ernstlicher Schaden entstehen könne. Noch radikalere Elemente der Internet-Chatrooms und Diskussionsgruppen gehen sogar soweit zu behaupten, dass die Regierung die Bedrohung aus eigennützigen Gründen selbst geschaffen oder zumindest massiv von dieser vom Himmel gesandten Chance zur Ausweitung ihrer Macht profitiert habe. Die Opposition ist sich nur in einem Punkt einig: Die Bedrohung soll nicht mit militärischen Mitteln bekämpft werden, da dies als Entschuldigung für die Militarisierung des Weltraums benutzt werden könne.

Es gibt noch einen Mitspieler, einen der leicht übersehen wird. In Sao Paolo in Brasilien versammelt sich ein kleiner erlesener Kreis von Generälen, Wissenschaftlern und Kabinettsmitgliedern bei Cognac und Zigarren im Arbeitszimmer des brasilianischen Präsidenten und schlägt diesem lässig vor, den betroffenen Parteien für den Umgang mit der Bedrohung Brasiliens eine einzigartige Technologie anzubieten, eine Technologie, die ohne den „sanften“ thermonuklearen Schubs durch viele Wasserstoffbomben oder die technisch ausgeklügelte Verseuchung durch Laser, Teilchenbeschleuniger oder phasengesteuerte Plasmakanonen auskommt. Die Gespräche sind entspannt und herzlich. Nichts ist zu spüren von der drückenden Düsternis, die die Diskussionen in anderen Hauptstädten bestimmt.

„Die Erde“, so erklärt ein Paläontologe in perfektem, elegantem Portugiesisch „wurde schon einmal in dieser Weise bedroht und fast alles Leben wurde dabei ausgelöscht. Doch heute können wir etwas dagegen unternehmen und brauchen es nicht zur Katastrophe kommen lassen. Herr Präsident, ich ersuche Sie dringend, die Waffe bereitzustellen und sie der Welt zur Verfügung zu stellen. Wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass weder die Russen, noch die Deutschen, noch die Japaner zugeben werden, im Besitz der Waffe zu sein, wenn sie es nicht unbedingt müssen. Und auch dann können wir nicht riskieren, dass sie es nicht tun könnten. Wir können den Russen, Chinesen oder Amerikanern nicht erlauben einen thermonuklearen Schlag zu führen.“ Der brasilianische Präsident nickt zustimmend und zieht genüsslich an seiner Zigarre.

Die Bedrohung ist ein Killerasteroid von mehr als einem Kilometer Durchmesser. Er befindet sich auf direktem Kollisionskurs zur Erde und wird in ungefähr neun Monaten eintreffen. Beim Zusammenstoß wird die Energie von 10.000 Megatonnen TNT freigesetzt werden. Das entspricht dem Hundertfachen der größten thermonuklearen Bombe, die die Menschheit jemals getestet hat. Eine den Atem lähmende Staubwolke wird sich in der Atmosphäre ausbreiten und das Klima der Erde auf bisher unbekannte, dauerhafte und katastrophale Weise verändern. Möglicherweise werden alle Lebensformen vom Angesicht der Erde getilgt.

A. Killerasteroiden und die Hypothese vom explodierten Planeten

Auch wenn es so scheint, als wäre nichts weiter von einer alten, untergegangenen, technisch fortgeschrittenen Zivilisation, geschweige denn einem interplanetarischen, kosmischen Krieg entfernt, als das oben skizzierte Szenario, so bietet es doch den bestmöglichen Einstieg in die Erörterung dieser Themen. Denn bei der Beschreibung eines drohenden neuzeitlichen Zusammenstoßes mit einem Killerasteroiden wurde auf Beweise für ähnliche urzeitliche Einschläge auf der Erde zurückgegriffen. Einer dieser Einschläge gilt tatsächlich als Ursache für das Aussterben der Dinosaurier und die Ausbreitung der Säugetiere vor circa 65 Millionen Jahren. Über ein solches Szenario machen sich die Militärs der technologisch hochentwickelten Länder der Welt ernsthafte Sorgen. Ein „kleinerer“ Vorfall vor circa 3,2 Millionen Jahren fällt nach herkömmlicher Theorie mit dem Aufstieg des frühesten hominidischen Vorfahren des Menschen zusammen. Wir werden noch sehen, dass diese beiden Daten bei der Entwicklung der Hypothese vom explodierten Planeten und somit auch der Hypothese vom kosmischen Krieg eine entscheidende Rolle spielen.

In den beiden letzten Büchern meiner Trilogie „Todesstern Gizeh“, „The Giza Death Star Deployed“ und „The Giza Death Star Destroyed“, schildere ich ein Szenario, in dem ein Planet unseres Sonnensystems explodiert, weil er Opfer einer mutwilligen Zerstörung durch die enormen Kräfte skalarer oder auf Quantenpotenzialen basierender Waffen wird. Dabei gehe ich kurz auf die Dr. Tom Van Flandern entwickelte Hypothese vom explodierten Planeten ein. Da sich das vorliegende Buch mit einem möglichen interplanetarischen Krieg in alter Zeit befasst, muss diese Hypothese etwas ausführlicher behandelt werden. Nur so lassen sich die unvermeidlichen Ungereimtheiten korrigieren, die bei einer Kurzdarstellung unweigerlich auftreten, und nur so können wir diese Hypothese und ihre Bedeutung für einen möglichen kosmischen Krieges besser verstehen.

A.1. Die Hypothese vom explodierten Planeten und ihre Geschichte

Die Hypothese vom explodierten Planeten führt bis ins 18. Jahrhundert zurück und hat mit einem ungewöhnlichen astronomischen Gesetz zu tun, das als Bode-Gesetz oder Titius-Bode-Gesetz bekannt ist, benannt nach den deutschen Astronomen Johann Daniel Titius und Johann Ehlert Bode, die es als erste formulierten. Die beiden hatten entdeckt, dass die Abstände der Planetenbahnen von der Sonne einer sauberen mathematischen Progression folgen. Diese Progression ergibt sich aus der einfachen numerischen Sequenz 0 1 2 4 8 16 32 128 256. Multipliziert man diese mit 3, so erhält man 0 3 12 24 48 96 192 384 768. Addiert man nun 4 hinzu, so ergibt sich die Reihe 4 7 10 16 28 52 100 196 388 772. Setzt man den Abstand der Erde mit „10“ an, so ergeben sich für Merkur 4, Venus 7,2, Mars 15,2 und Jupiter 52,0. Das entspricht in etwa der Progression und den tatsächlichen Umlaufbahnen. Die Astronomen stellten allerdings fest, dass sich nach dieser Gesetzmäßigkeit ein Planet bei der Zahl 24 befinden müsste. Da dort keiner bekannt war, wurde bald die Suche nach dem fehlenden Planeten aufgenommen. Ein moderner Vertreter der Hypothese vom explodierten Planeten, Dr. Tom Van Flandern, gibt die geschichtlichen Abläufe in seinem Werk „Dark Matter, Missing Planets, and New Comets“ wie folgt wieder:

„Dem Astronomen Daniel Titius fiel eine Merkwürdigkeit bei den Planetenabständen auf: Jeder der sechs bekannten Planeten weist etwa den doppelten Abstand zur Sonne auf wie der vorhergehende Planet. Eine Ausnahme gibt es nur zwischen Mars und Jupiter. Die dort bestehende Lücke böte gerade Platz für einen zusätzlichen Planeten. Der Astronom Johann Bode publizierte diese kuriose Tatsache im Jahr 1778 als „Gesetzmäßigkeit“. Niemand hielt viel davon, bis William Herschel 1781 den siebten Planeten Uranus entdeckte und feststellte, dass er sich ausgezeichnete in das Bode-Gesetz einfügte. Damit war die Aufmerksamkeit auf die Lücke und den fehlenden Planeten gelenkt, den das Gesetz vorhersagte.“2

Das Problem fand eine rasche Lösung, als am 1. Januar 1801 der italienische Astronom Giuseppe Piazzi „im Rahmen seiner Himmelsbeobachtungen den fehlenden Planeten entdeckte“.3 Der neue Planet umkreist die Sonne genau wie vom Bode-Gesetz vorhergesagt. Man gab ihm den Namen Ceres.

Es tauchte jedoch ein weiteres, erhebliches Problem auf. Der neue „Planet“ war „unglaublich winzig, verglichen mit den anderen Planeten, ja nicht einmal groß genug, um einen guten Mond abzugeben.“4 Das Problem verstärkte sich, als noch im gleichen Jahr ein weiterer „Miniplanet“ mit etwa gleichem Abstand zur Sonne entdeckt wurde, dem man den Namen Pallas gab.5 Nun gab es dort, wo sich nach dem Titius-Bode-Gesetz eigentlich ein großer Planet befinden sollte, nicht einen, sondern zwei Miniplanetoiden, beide nicht einmal so groß wie Monde.

In dieser Situation schlug der deutsche Astronom Heinrich Olbers eine kühne neue Theorie vor, um dieses Phänomen zu erklären: „Ein größerer Planet war explodiert!“6 Damit konnte Olbers vorhersagen, dass noch mehr solcher „Miniplaneten“ mit etwa der gleichen Umlaufbahn entdeckt werden würden, „deren Helligkeit im Laufe ihrer Drehung schwankt, weil die Fragmente unregelmäßige Formen aufweisen.“7 Die Hypothese vom explodierten Planeten wurde von dem französischen Astronomen Louis Lagrange 1814 noch erweitert, um den Ursprung und die ungewöhnlichen und extrem langgezogenen Umlaufbahnen von Kometen zu erklären, die seiner Meinung nach „natürliche Rückstände einer Explosion“8 waren.

Der bekannte und hoch geschätzte Astronom Laplace warf jedoch einige gewichtige Argumente gegen die Explosionstheorie von Obler und Lagrange in die Waagschale.

Der Angriff dieses renommierten Astronomen brachte die Explosionstheorie für die nächsten 175 Jahre in Missgunst. Zwar tauchten in der Zwischenzeit immer wieder Argumente für oder wider diese Theorie auf, aber im Großen und Ganzen hielten sich die Astronomen jetzt an konventionellere Erklärungen. Auch die 1948 erschienene Arbeit von Brown und Patterson über Meteoriten, in der sie für unwiderlegbar nachgewiesen hielten, dass Meteoriten einst Teile eines größeren Planeten waren, vermochte den Großteil der Astronomen nicht umzustimmen […] die im Allgemeinen glaubten, dass die Tausende von Miniplaneten, die zwischen Mars und Jupiter kreisten, Teile eines Planeten seien, der sich nie geformt hatte, und nicht eines Planeten, der zerborsten war.9

1972 bahnte sich die Wiedergeburt der Hypothese vom explodierten Planeten an, als der kanadische Astronom Michael Ovenden das Bode-Gesetz neu belebte und überarbeitete.

Ovenden arbeitete eine wesentlich genauere mathematische Formel für das ursprüngliche Titius-Bode-Gesetz aus, eine Formel, die nicht nur „die Abstände der Planeten“, sondern auch „ihre größten Satelliten“ vorhersagte.10 Aber das war noch nicht alles.

„(Er) gelangte auch zu dem Schluss, dass dort, wo die kleineren Planeten kreisten, ein Planet fehlte. Ovenden erklärte, dass es sich um einen riesigen Planeten von der Größe Saturns handeln müsste, der größer sei als alle anderen Planeten zusammen. Das war eine wichtige Möglichkeit, an die vorher noch keiner gedacht hatte. Es bedeutete, dass bei der Zerstörung dieses Planeten enorme Energien im Spiel gewesen sein mussten. Es bedeutete auch, dass viele der Trümmer aus dem Sonnensystem hinausgeschleudert worden sein mussten.“11

Wie wir noch sehen werden, besteht die Hauptherausforderung für die Hypothese vom explodierten Planeten darin, die für die Sprengung eines Planeten erforderlichen, enormen Energien zu erklären und plausibel zu begründen, warum so etwas geschehen sein könnte.

A.2. Erklärungen und Voraussagen anhand der Hypothese vom explodierten PlanetenA.2.1. Asteroiden und Meteoriten

Trotz des Problems, eine Erklärung für die enormen Energien zu finden, die nötig gewesen sein müssen, um einen Planeten in die Luft zu sprengen, und des zusätzlichen Problems, ein plausibles physikalisches Modell zu schaffen, durch das ein solches Ereignis auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden kann, vermag die Hypothese vom explodierten Planeten weit bessere Erklärungen zu liefern und Voraussagen zu treffen als die gängigen Theorien der modernen Astronomie.

Beispielsweise erklärt die Hypothese nicht nur, warum Meteoriten vorkommen, sondern auch, warum sie so ungewöhnliche Merkmale aufweisen:

„Einige zeigen Anzeichen einer raschen Schmelze vor langer Zeit, so als wären sie einer enormen Hitzewelle ausgesetzt gewesen. Einige weisen Spuren einer starken Erschütterung auf, andere sind übel zerfurcht. Auf einigen Meteoriten gibt es Anzeichen dafür, dass sie sich unter hohen Temperaturen oder unter hohem Druck geformt haben, wie sie etwa im Inneren eines großen Planeten herrschen; teilweise wurden auch kleine Diamanten in den Meteoriten nachgewiesen. Es gibt auch spezielle Beweise dafür, dass enorme Energien auf die Meteoriten eingewirkt haben müssen, was nach traditioneller Ansicht auf eine nahe Supernova zurückzuführen wäre.“12

Diese atmosphärelosen Himmelskörper im „äußeren Sonnensystem sind mit einem sehr dunklen Material überzogen. Es könnte sich um kohlehaltige Rückstände einer Explosion handeln.“13 Einige der Monde Neptuns liegen innerhalb der Roche-Grenze, „wo die Gezeitenbelastung einen sich formenden Körper auseinanderreißen würden.“ Merken Sie sich diese Sache mit der Gezeitenbelastung, denn sie wird noch wichtig werden. Daraus ist zu schließen, dass sich diese kleinen Monde nicht in der Nähe ihrer derzeitigen Umlaufbahnen gebildet haben können, sondern eingefangen worden sind. „Die Hypothese vom explodierten Planeten liefert eine natürliche Ursache“ für dieses Phänomen.14

Auch das ziemlich ungewöhnliche Vorhandensein von Diamanten auf einigen Meteoriten lässt sich mithilfe der Hypothese erklären. Solche Diamanten verleiteten einige Astronomen dazu, neue und bisher unbekannte Formungsmechanismen als Erklärung heranziehen – wie etwa „Weltraumkollisionen“, „Eintritt in die Atmosphäre oder Erschütterung durch Erdberührung“ – die ohne die plötzliche Erschütterung, den hohen Druck und die enorme Hitze auskommen, wie sie bei einer Planetenexplosion auftreten. Es gibt jedoch einen nicht erschütterten Meteoriten namens Abee, bei dem keines der obigen Erklärungsmodelle greift. Diamanten finden sich auch an der Kreide-Terziär-Grenze der Erde (die vor etwa 65.000.000 Jahren angesetzt wird). Sie sind „nachweislich außerirdischen Ursprungs“ und können daher nicht durch Erdeinwirkungen entstanden sein.15

Noch eine andere Besonderheit wird durch die Hypothese erklärt. Van Flandern drückt es so aus:

„Asteroide zeigen in der Verteilung ihrer Orbitalelemente ‚Explosions­signaturen‘. Die Beziehungen zwischen den Orbitalelementen ‚a‘ (Haupt-Halbachse), ‚e‘ (Exzentrizität) und ‚I‘ (Neigung) wurden erstmal bei Bruchstücken künstlicher Erdsatelliten festgestellt, die auf ihrer Umlaufbahn explodiert waren. Es zeigte sich, dass diese Charakteristika auch für den Asteroidengürtel gelten.“16

Die Theorie erklärt, warum einige der Asteroiden, die eigene kleine Satelliten mitzuführen scheinen, diese Satelliten tatsächlich haben können, denn die Gezeitenkräfte und Kollisionen hätten eigentlich die meisten der kleineren Planetensatelliten in kürzerer Zeit als das Sonnensystem alt ist, aber nicht in einer so kurzen Zeitspanne wie ein paar Millionen Jahre, zerstören müssen.“17 Mit anderen Worten, das Ereignis, das zur Formung des Asteroidengürtels geführt hat, in dem auch Asteroiden mit eigenen kleinen Satelliten vorkommen, muss nach astronomischen Begriffen vor relativ „kurzer“ Zeit, nämlich vor einigen Millionen Jahren, stattgefunden haben. Wie wir bald feststellen werden, ist die zeitliche Einordnung des Ereignisses von enormer Bedeutung für die Entwicklung der Hypothese vom explodierten Planeten und ebenso für die Hypothese vom kosmischen Krieg.

A.2.2. Kometen

Nachdem die Hypothese vom explodierten Planeten zuerst von Olbers formuliert worden war, um die Existenz von Asteroiden zu erklären, fand Lagrange schon bald eine weitere interessante Anwendungsmöglichkeit: Die Hypothese erklärte nicht nur die langgezogenen Umlaufbahnen der Kometen und ihre langen Umlaufzeiten, sondern ebenso ihren Ursprung. Sie erklärt auch ein anderes merkwürdiges Charakteristikum der Kometen, oder vielmehr ein Phänomen, das bei Kometen vorher noch nie beobachtet worden war. Geht man mit der herrschenden astronomischen Theorie davon aus, dass die meisten Kometen von jenseits des Sonnensystems stammen, also von einem Ort jenseits von Pluto, sollte man erwarten, dass die hyperbolischen Umlaufbahnen der Kometen dieser Himmelskörper einmal ins Sonnensystem hinein und einmal wieder heraus führen, ohne dass diese je wiederkehren. Aber solche Umlaufbahnen wurden bei Kometen nie beobachtet.18

Damit kommen wir zur derzeit herrschenden Theorie vom Ursprung der Kometen in der so genannten „Oortschen Wolke“ oder ihren Entsprechungen. Diese Oortsche Wolke wird von der modernen Astronomie als der Ursprungsort der Kometen betrachtet. Die „Wolke“ stellt man sich als eine Region voller „Weltraumtrümmer“ jenseits der Umlaufbahn von Pluto am äußersten Rand des Sonnensystems vor. Man nimmt an, dass die Trümmer in dieser Entfernung auf die Gravitationskräfte vorbeiziehender Sterne reagieren, und so „angestoßen“ werden, den wilden Umlaufbahnen zu folgen, die wir bei Kometen beobachten. Nach dieser Theorie müssten einige der Kometen in die beschriebenen hyperbolischen Umlaufbahnen „gestoßen“ werden, und mindestens ein paar Mal pro Jahrhundert auftauchen, denn schließlich müssten diese Kometen schon seit Milliarden von Jahren mit den vorbeiziehenden Sternen interagieren.“19 Wie wir wissen, kehren Kometen zurück. Sie können wie Ungeziefer alle paar Jahrzehnte wiederkommen oder uns nur alle paar hundert, tausend oder gar Millionen Jahre einen Besuch abstatten. Jedenfalls kehren sie zurück, und weil sie zurückkehren, müssen ihren Umlaufbahnen Regelmäßigkeiten und Muster zugrunde liegen, die sich aus dem Modell der Oortschen Wolke nicht ableiten lassen. Hier schritten nun rasch die Wissenschaftsprediger ein und verpassten ihrer bröckelnden Struktur ein Pflaster:

„Um diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wird jetzt angenommen, dass die Kometen aus einem hypothetischen ‚inneren Kern‘ zwischen der planetarischen Region 20 und der Oortschen Wolke stammen. Ein solcher Ort lässt sich nicht durch Beobachtungen belegen – es handelt sich um ein rein theoretisches Konstrukt. Dieser innere Kern wird angeblich von einem hypothetischen ‚Kuiper-Gürtel‘ gespeist, der aus Kometen mit nahezu kreisrunden Umlaufbahnen besteht. Er soll sich in der Nähe der anderen Planetenebenen, kurz außerhalb Neptuns befinden und angeblich vom ursprünglichen Solarnebel übrig geblieben sein. Auch die Existenz dieser Region lässt sich, trotz intensiver Suche, nicht durch Beobachtungen belegen […]“21

Van Flandern schlug 1978 vor, die Hypothese vom explodierten Planeten wiederaufzugreifen und zu erweitern, da die Entstehung der Kometen aus einer Planetenexplosion die beobachteten Charakteristika ihrer Umlaufbahnen „auf apriorische Weise“ erklären könnte. Nach der neuen Theorie existierte der explodierte Planet, aus dem die Kometen entstanden, zuerst innerhalb eines Mutterplaneten, der sich „im oder in der Nähe des heutigen Asteroidengürtels“ befand, wobei das Ereignis „in jüngster Vergangenheit“ stattgefunden haben musste.22

Die Theorie macht wesentlich mehr Sinn als ein imaginäres, theoretisches Konstrukt wie die Oortsche Wolke oder ihre jüngste „Korrektur“, der Kuiper-Gürtel, und zwar aus einem ganz einfachen Grund. Die Theorie von der Oortschen Wolke kann nur funktionieren, wenn diese „Trümmerwolke“ so „enorme Ausmaße hat, dass sie uns die wenigen Kometen liefern kann, die wir kennen, denn die Chancen, dass ein Komet soweit beeinflusst wird, dass seine Veränderungen in beobachtbarem Rahmen liegen, sind minimal.23

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hypothese, wonach Kometen vor ein paar Millionen Jahren durch das Auseinanderbrechen eines Planeten im inneren Sonnensystem entstanden sind, eine Reihe von sehr klaren Voraussagen ermöglicht, nämlich, dass es eine Reihe von erstmals auftauchenden (‚neuen‘) Kometen geben muss; dass diese ohne nennenswerte Streuung riesige aphelische Distanzen zurücklegen; dass sie überwiegend aus bestimmten Richtungen der Himmelssphäre kommen und spezifische prozentuale Neigungswinkel aufweisen; dass die Anzahl von Umlaufbahnen in Richtung Sonne betrachtet abnimmt; dass Abstände und Annäherungsrichtungen korrelieren und noch einige weitere Charakteristika.“24

Daher

„ist die Theorie vom explodierten Planeten die einzige von ihrer dynamischen Aussage her akzeptable Alternative zur Oortschen Wolke. Letztere setzt die Existenz einer unwahrscheinlich großen Wolke mit mehr als einer Billion Kometen voraus, die die Sonne in einem Abstand umkreisen, der tausendmal so groß ist wie der des Pluto, und die so weit entfernt ist, dass häufig Sterne durch sie hindurchziehen.“25

Da es der Standardtheorie von der Oortschen Wolke nicht gelungen ist, eine Quelle auszumachen, aus der sich die Oortsche Wolke „aus einem hypothetischen inneren „Kuiper-Gürtel“ wieder auffüllt, müsste der Kometenvorrat längst durch vorüberziehende Sterne, galaktische Gezeiten und den Durchzug der Sonne dezimiert sein … es sei denn, die Kometen wären erst kürzlich entstanden.“26

A.2.3. Die Erklärung weiterer Phänomene durch die Hypothese vom explodierten Planeten

Auch andere seltsame Phänomene des Sonnensystems lassen sich durch die Hypothese erklären, etwa die seltsame hemisphärische Diskrepanz des Mondes, unseres Erdsatelliten, oder die noch seltsameren, als „Maskone“ bekannten Regionen anomal „dichter Masse“.

„Die hemisphärische Asymmetrie des Mondes könnte durch eine Explosion entstanden sein. Dann wäre es kein Zufall, dass die Seite mit all den dunklen ‚seeartigen‘ Gesichtern der Erde zugewandt ist, denn die zusätzlich vom Mond aufgenommene Masse (in Form von ‚Maskonen‘ – Massekonzentrationen unter den lunaren ‚Seen‘, die tatsachlich aus Lavaflüssen bestehen) hätte ihn in eine Ausrichtung gedrängt, bei der seine ‚schwere Seite‘ nach ‚unten‘ zeigt.“27

Eine weitere, ebenfalls durch die Hypothese erklärbare Merkwürdigkeit betrifft die Umlaufbahn des Marsmondes Phobos, der „in etwa 30-40 Millionen Jahren“ von der Marsatmosphäre absorbiert werden wird. Das wird dann plausibel, wenn man seine Entstehung „vor 3.200.000 Jahren“ ansetzt.28 Hier haben wir einen ersten Hinweis auf den ungefähren Explosionszeitpunkt des fehlenden Planeten, der im Weiteren noch entscheidend sein wird.

Eine Bestätigung dieser ungefähren zeitlichen Einordnung ergibt sich aus dem auf dem Mars festgestellten Verhältnis von Wasserstoff zu Deuterium. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass der Rote Planet sein „vormals üppig fließendes Wasser erst in den letzten 105 bis 107 Jahren“29 verloren hat, also vor etwa 100.000 bis 10.000.000 Jahren. Demzufolge könnte der Mars während des Ereignisses vor 3.200.000 Jahren durchaus noch ein mit Wasser ausgestatteter Planet gewesen sein. Eine andere Bestätigung für die 3.200.000-Jahresmarke finden wir in der massiven Schwerkraft des Jupiters. Zwar „würde Jupiters Masse nicht ausreichen, um die Formung eines normalen Planeten zu beeinflussen“, sie würde aber ausreichen, um „fast die gesamte Masse des explodierten Planeten einzufangen, soweit sie nicht aus dem Sonnensystem entwichen ist.“ Auch die überschüssige Wärme „könnte ein Anzeichen dafür sein, dass der Planet erst vor relativ kurzer Zeit Masse aufgenommen hat.“30

A.2.4. Zeitpunkt des Ereignisses: Vor 3.200.000 Jahren

In der Originalversion seiner Theorie, die er aufgrund überwältigender Beweise, insbesondere der mathematischen, statistischen und die Kometenbahnen betreffenden Aspekte formulierte, vertritt Van Flandern die Ansicht, dass die Explosion des fehlenden Planeten vor 3.200.000 Jahren erfolgte. Die damaligen Ereignisse beschreibt er sehr eindrucksvoll:

„Versetzen wir uns zurück in die Zeit vor drei Millionen Jahren. Auf der Erde sind die Dinosaurier schon längst ausgestorben, aus den Landtieren haben sich die Säugetiere entwickelt und die frühesten Vorfahren des Menschen haben wahrscheinlich soeben die Bühne betreten. Ansonsten sieht das Sonnensystem genau so aus, wie wir es im 20. Jahrhundert kennen, allerdings mit einer wichtigen Ausnahme. Zwischen Mars und Jupiter befindet sich noch ein weiterer Planet, der alle anderen, mit Ausnahme von Jupiter, selbst an Größe übertrifft. Der Planet ist hell genug, um am Tag von der Erde aus gesehen zu werden, und in der Nacht beherrscht sein Leuchten den Himmel.

Plötzlich explodiert er! Wie eine Nova in unserem eigenen Sonnensystem wird er immer heller, bis er sogar die Sonne überstrahlt. Feste, flüssige und gasförmige Trümmer werden mit hoher Geschwindigkeit in alle Richtungen geschleudert. Dennoch dauert es Monate, ehe die ersten Trümmer die Erde erreichen. Was muss das für die frühen Menschen für ein Anblick gewesen sein, als der Himmel monatelang ohne Unterlass Tag und Nacht von Meteoriten erleuchtet war!“31

Van Flandern vermutet, dass ein solches Ereignis und seine Auswirkungen auf die Erde und ihre Erdbewohner äußerst dramatisch gewesen sein muss. Vor allem hätte es die Geologie und das Klima auf der Erde deutlich beeinflusst. Tatsächlich wandelte sich ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt vor etwas 3.000.000 Jahren das bis dahin auf der Erde vorherrschende äquatorialähnliche Klima ganz plötzlich und wich „einer Reihe von Eiszeiten, die sich über etwa 3.000.000 Jahre erstreckten.“32 Obwohl die Mechanismen, die einen so plötzlichen Wandel einleiten, den herkömmlichen Theorien ein Rätsel sind, könnte „ein massives Einströmen von Wasserdampf infolge einer Planetenexplosion deren Ursache gewesen sein.“33 Man müsste noch hinzufügen, dass neben Wasserdampf auch „Trümmer“ und „Staub“ auf der Erde landeten, die Atmosphäre und Klima verändert haben könnten.

Was also wissen wir über den fehlenden Planeten? Ovendens dynamische Berechnungen weisen auf einen massiven Planeten etwa von der Größe Saturns hin, der die Lücke zwischen Mars und Jupiter füllte, in der sich jetzt der Asteroidengürtel befindet.“34 Da Kometen und Asteroiden etwa zu 20 Prozent aus Wasser35 zu bestehen scheinen, können wir folgende Schlussfolgerungen ziehen:

1. Der Planet war groß; wahrscheinlich hatte er etwa die Größe Saturns.2. Der Planet war massiv, denn aus seiner Explosion gingen kohlehaltige, Diamanten bergende Asteroiden hervor.3. Der Planet verfügte vermutlich über Wasser, da Mars eindeutige Spuren einer gewaltigen plötzlichen Überflutung seiner gesamten südlichen Hemisphäre aufweist.

Wir können noch einige weitere Spekulationen anstellen. Falls es auf dem Planeten intelligentes menschenähnliches Leben gegeben haben sollte, müssten die Wesen der dort herrschenden Schwerkraft angepasst gewesen sein. Sie müssten wesentlich größer als Menschen gewesen sein und über starke Skelette verfügt haben. Kurz gesagt wären sie nach modernen menschlichen Standards Riesen gewesen. Gäbe es also Funde, die auf solche Wesen hinweisen, so könnte man das – zugegebenermaßen kühn – als Indiz dafür werten, dass solche Funde von jener Welt stammten und folglich der Planet tatsächlich existierte.

Kehren wir aber erst einmal zu Van Flanderns Hypothese zurück und wenden wir uns ihren problematischen Seiten zu, mit denen er sich konfrontiert sah, als er seine Theorie ausarbeitete.

A.3. Probleme mit der ursprüngliche Hypothese vom explodierten Planeten und eine überarbeitete VersionA.3.1. Astronomie gegen Geologie: Ein chronologisches Problem

Wie bereits berichtet, vermutete Van Flandern zunächst, dass der Planet vor etwa 3.200.000 Jahren explodiert war. Das löste jedoch einen Konflikt zwischen zwei Wissenschaften aus: der Astronomie und der Geologie.

A.3.1.1. Van Flanderns erste Korrektur

Als Van Flandern auf das Problem aufmerksam wurde, beschrieb er es wie folgt:

„Eine Explosion dieser Größenordnung müsste überall im Sonnensystem ihre Spuren hinterlassen haben, und offensichtlich war das auch der Fall. In den Geoarchiven der Erde finden sich jedoch kaum Hinweise, die die Hypothese stützen könnten, dass gerade vor 3,2 Millionen Jahren eine größere Explosion stattgefunden hat. Die Beweise zeigen, dass nach einer langen Periode tropischen Klimas etwa zu dieser Zeit eine Serie von Eiszeiten begann. Auch die Anfänge des Menschen datiert man etwa um diese Zeit. Aber man sollte eigentlich weltweit eine Schicht von Kohleablagerungen, eine Anreicherung des Elements Iridium, durch Aufprall erschütterte Quarze, zahlreiche Einschlagkrater, Mikrotektiten und Mikrodiamanten, erhöhten Vulkanismus, Änderungen in der Atmosphäre und im Klima, weltweite Brände, Massenaussterben vieler Spezies und zahlreiche andere dramatische Veränderungen erwarten. Solche Dinge lassen sich in den Geoarchiven einiger Orte zwar nachweisen, nicht aber für die Zeit vor 3 Millionen Jahren, wenn man der heute gängigen Geochronologie glaubt. Erstaunlicherweise findet man aber all diese Charakteristika an der Kreide-Terziär-Grenze (K/T), die vor 65 Millionen Jahren angesetzt wird, als die Dinosaurier und viele andere Spezies ausstarben. Die aus astronomischer Sicht zu erwartenden und in geophysikalischer Form bestätigten Beweise scheinen identisch zu sein, außer was sie Datierung betrifft.“36

Mit anderen Worten, Astronomie und Geologie sind sich über das Ereignis einig, weichen hinsichtlich der zeitlichen Einordnung aber deutlich von einander ab.

Van Flanderns erster Lösungsansatz für dieses Dilemma ist es wert, ausführlich zitiert zu werden:

„Ockhams Rasiermesser verlangt im Prinzip den Abgleich der astronomischen und der geologischen Ereignisse. Das führt natürlich zu der Vermutung, dass das geologische Zeitmaß (gewonnen anhand radiometrischer Datierung, Stratigraphie, magnetischer Polumkehrungen, Ausbreitung des Meeresbodens und einiger anderer Techniken) möglicherweise nicht richtig interpretiert wird. Man könnte die Geoarchive in drastischer Weise neu bewerten, wenn man annähme, dass das radiometrisch auf ein Alter von 65 Millionen Jahren datierte Gestein sich zwar in jener Epoche gebildet hat, dann aber vielleicht in den Schichten abgelagert worden ist, deren Datierung mit 3 Millionen Jahren angesetzt wird. Ebenso könnte die bei der Explosion freigesetzte Energie das radiometrische Alter verfälscht haben. Um diesen Vermutungen nachzugehen, müsste ein Geologe untersuchen, welche Auswirkungen ein Energie und Strahlung freisetzendes Ereignis wie eine Planetenexplosion auf verschiedene Arten der geologischen Uhr gehabt haben könnte und danach feststellen, ob sich die verschiedenen geologischen Uhren auch auf andere Weise synchronisieren lassen. Bestimmte Hinweise, wie etwa die geheimnisvollen Polonium-Strahlungshöfe in Granitgestein (die es eigentlich nicht geben dürfte, wenn die gängige Chronologie zutrifft) legen nahe, dass die herkömmliche zeitliche Einordnung erheblicher Nachbesserungen bedarf.“37

Als Van Flandern also erstmals auf die Diskrepanz zwischen der astronomischen und der geologischen Chronologie aufmerksam wurde, gelangte er zu der Ansicht, dass die Geologie auf der Grundlage der astronomischen Theorie, die eine erhebliche Modifizierung der radiometrischen Datierung des Ereignisses postulierte, geändert werden müsste.

A.3.1.2. Van Flanderns erste, missglückte Angleichung der Chronologien

Die chronologische Diskrepanz und neue Beweise, die im Rahmen der ursprünglichen Theorie nicht hinreichend erklärt werden konnten, veranlassten Van Flandern dazu, seine Hypothese neu zu formulieren:

„Zahlreiche ungewöhnliche geologische Anomalien in den Erdschichten der K/T-Grenze passen genau zu den nach der Theorie vom explodierten Planeten zu erwartenden Auswirkungen, insbesondere weil sie weltweit festzustellen sind. Die geologische Datierung dieser Schicht (auf ein Alter von etwa 65 Millionen Jahren)38 sowie die Hinweise auf ein noch verheerenderes Ereignis (vor 250 Millionen Jahren) passen nicht zu der gut untermauerten Datierung der jüngsten Explosion in unserem Sonnensystem vor 3,2 (Millionen Jahren). Einige Meteoriten stammen von einem chemisch veränderten Mutterplaneten, andere wiederum von einem unveränderten Mutterplaneten. Neue Entdeckungen im äußeren Sonnensystem legen den Schluss nahe, dass sich jenseits von Neptun ein weiterer Asteroidengürtel befindet. Auch die Asteroiden des Hauptgürtels lassen sich in zwei verschiedene chemische Kategorien unterteilen. Aufgrund der verschiedenen Alter der Meteoritencluster kann man die Zeiten bestimmen, in denen sie kosmischer Strahlung ausgesetzt waren. Diese und andere Daten sprechen zwar eher für eine Planetenexplosion als für das traditionelle Modell, passen aber nicht zu einem Einzelereignis. Wir führen an dieser Stelle die Hypothese von mehreren Planetenexplosionen (engl. MEPH) ein, und vertreten die Ansicht, dass das jüngste und am besten definierte astronomische Ereignis vor 3,2 (Millionen Jahren), aus dem alle Kometen stammen, die Explosion eines kleineren, wahrscheinlich mondgroßen Körpers war. Die durch Explosionen entstandenen Kometen können keine Bahnen aufrecht erhalten, die sie länger als 10 Millionen Jahre in beobachtbare Distanzen führen, so dass frühere Explosion, auch von größeren Körpern, nur noch durch Asteroiden, Meteoriten und Geoarchive nachzuweisen sind.“39

Der Konflikt zwischen dem astronomischen und dem geologischen Modell hinsichtlich der zeitlichen Einordnung des Ereignisses war einfach zu groß, um sich nach Van Flanderns ursprünglichen Vorstellungen lösen zu lassen, wie er selbst zugibt:

„Die geologische Datierung des K/T-Ereignisses vor (65 Millionen Jahren) mithilfe der Radiometrie wurde durch eine Vielzahl voneinander unabhängiger Methoden bestätigt, die ähnliche Daten erbrachten, so dass Kalibrierungsfehler unwahrscheinlich sind. Ich zog in Erwägung, dass möglicherweise die durch die Explosion hervorgerufene Strahlung die radiometrischen Uhren im Gestein verstellt haben könnten, auf denen die Messung beruht. Jedoch lässt sich nur schwer ein realistisches Szenario vorstellen, in welchem die Erdschichten sowohl unterhalb wie auch oberhalb der K/Z-Grenze, die sich normalerweise 5 km unterhalb der heutigen Erdoberfläche befindet, trotz allem die heute feststellbaren radiometrischen Altersmuster aufweisen, die von Null nahe der heutigen Oberfläche bis zu hunderten Millionen von Jahren in großen Tiefen unterhalb der K/T-Grenze reichen. Also setzte ich mich mit der Möglichkeit auseinander, dass alles Gestein, das sich für radiometrische Messungen eignet, von dem explodierten Planeten stammen und sich beim Aufprall einfach mit einer großen Menge trägen terrestrischen Materials vermischt haben könnte. Die bei einem solchen Szenario zu erwartende Diskontinuität der radiometrischen Daten an der K/T-Grenze konnte jedoch nicht beobachtet werden.“40

Aus diesem und anderen Gründen sah sich Van Flandern veranlasst, von mehreren Planetenexplosionen zu verschiedenen Zeiten auszugehen, um so die geologischen Aufzeichnungen in der Erde zu erklären und die Hypothese mit anderen Beweisen in Einklang zu bringen.

A.3.1.2.1. Spekulative Angleichung der Explosion etwa 3.200.000 v. Chr. an die geologischen Daten aus der K/T-Grenzschicht

Obwohl Van Flandern anfangs die Möglichkeit einer Planetenexplosion vor nur 3.200.000 Jahren favorisierte, auf die astronomische und mathematische Daten ja überwiegend hinwiesen, konnte er sein ursprüngliches Modell nicht so ohne Weiteres mit den geologischen Daten in Einklang bringen.

Meiner Meinung nach hat er das 3,2 Millionen-Jahre-Datum allzu schnell aufgegeben. Ein anderer Mechanismus könnte erklären, warum auf der Erde praktisch keine Trümmer gefunden wurden, die eine Explosion zu diesem Zeitpunkt bestätigen. Die Explosion könnte stattgefunden haben, als sich die Erde am oder in der Nähe des weitest möglichen Abstands vom explodierenden Planeten befunden hat. In diesem Fall könnten die Schockwelle und die Trümmer eine starke Streuung erfahren haben bevor sie die Erde erreichten, wenngleich das Ereignis von der Erde aus noch zu beobachten gewesen wäre. Bei diesem Modell bedürfte es keiner Erklärung aus der K/T-Grenzschicht, und das Fehlen einer Grenze, die auf den Zeitpunkt vor 3.2000.000 Jahren hinweist, wäre belanglos. Man müsste sich allerdings nach anderen Beweisen umsehen. Abgesehen davon blieben die Beweise aus der K/T-Grenzschicht, die für eine Planetenexplosion vor 65.000.000 Jahren sprechen, unberührt.

A.3.1.2.1.1. Zwei Klassen von Asteroiden und ein neuer Asteroidengürtel?

Eine andere Beweiskategorie, die die ursprüngliche Hypothese zwar nicht berücksichtigt, der die überarbeitete Version aber sehr wohl Rechnung trägt, betrifft zwei verschiedene Asteroidenklassen, nämlich die Klasse „C“, die hauptsächlich aus Kohlenstoffmasse besteht und die Klasse „S“, die vorwiegend aus Siliziummasse aufgebaut ist. „C“-Asteroiden finden sich überwiegend im mittleren und äußeren Gürtel, während „S“-Asteroiden im inneren Gürtel konzentriert sind. Aus dieser Art von Beweis lässt sich der Schluss ziehen, dass zwei verschiedene Ereignisse an der Formung des Hauptgürtels beteiligt waren.41 Die kürzlich entdeckten asteroidenartigen Objekte, die einen weiteren Gürtel jenseits von Neptun zu bilden scheinen, könnten noch auf ein anderes planetarisches Ereignis hinweisen.42

A.3.1.2.1.2. Und eine Vielzahl von „Ereignissen“

Aufgrund des Vorhandenseins von zwei verschiedenen Asteroidenklassen mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung und des möglichen Vorhandenseins eines zweiten Asteroidengürtels jenseits von Neptun

„ziehe ich jetzt in Erwägung, dass es zwischen Mars und Jupiter mindestens zwei Körper gegeben haben könnte (z.B. Planet V und Planet K), die in verschiedenen Epochen explodiert sind. Sollte sich herausstellen, dass der transneptunische Gürtel tatsächlich aufgrund einer weiteren Planetenexplosion in unserem Sonnensystem entstanden ist, könnte man sogar zu dem Schluss gelangen, dass eine Explosion keineswegs ein seltenes Ende für lunare oder planetarische Massen im unserer Galaxie darstellt.“43

Wie Sie sehen, gelangten wir von einem aufgrund des Titius-Bode-Gesetzes beobachteten Problem, nämlich dem Problem eines fehlenden Planeten, zu einem Problem ganz anderer Art, nämlich dem Problem von zwei Planeten auf mehr oder weniger der selben Umlaufbahn, obwohl das Gesetz nur einen voraussagt.44

A.3.1.2.1.3. Abriss des erweiterten Szenarios

Van Flandern fasst seine überarbeitete Hypothese von einer Vielzahl explodierter Planeten wie folgt zusammen:

„Ich verbinde derzeit das frühere Ereignis, das zu einem größeren Massenaussterben (vor 250 Millionen Jahren) führte, mit der Explosion des Planeten K im Hauptasteroidengürtel, mit eisenhaltigen Meteoriten (weil sie über längere Zeiträume hinweg der kosmischen Strahlung ausgesetzt waren) und mit den meisten der katalogisierten Asteroiden des Hauptgürtels. Dieses Ereignis fand vor so langer Zeit statt, dass Mars genug Zeit hatte, die meisten Asteroiden des Hauptgürtels, die seine Bahn kreuzten, beiseite zu schaffen – womit sich zugleich die anderen Beweise erklären lassen, die nicht in die ursprüngliche Hypothese passten […]

Des Weiteren verbinde ich derzeit das kleinere Ereignis (vor 65 Millionen Jahren) mit der Explosion des Planeten V im inneren Asteroidengürtel, mit achondritischen und steineisenhaltigen Meteoriten (die noch nicht so lange der Strahlung ausgesetzt waren wie Eisenmeteoriten, sich aber ebenfalls differenziert haben und von einem planetengroßen Körper stammen) und mit vielen Asteroiden des inneren Gürtels. Falls Kometen aus einer Explosion von vor über 10 (Millionen Jahren) stammten, wären sie mittlerweile durch die galaktischen Gezeiten und vorüber ziehende Sterne ausgelöscht worden. Die aus einem solchen Ereignis stammenden Asteroiden, die die Erdbahn kreuzten, wären mittlerweile auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Zahl reduziert worden. Möglicherweise war das das Ereignis, das große Mengen Wasser ins innere Sonnensystem und vor allem zum Mars brachte (der zum Zeitpunkt der Explosion möglicherweise einer der Monde des Planeten V war).

Bei dem Ereignis vor 3,2 (Millionen Jahren), aus dem alle noch existierenden Kometen hervorgingen, muss es sich um die Explosion eines wesentlich kleineren Körpers im Asteroidengürtel gehandelt haben. Ich verbinde diese letzte Explosion mit chondritischen Meteoriten (die sich nicht differenziert haben und deshalb von einem kleineren Mutterplaneten stammen müssen), mit den meisten der in der heutigen Zeit die Erde kreuzenden Asteroiden […] Vermutlich handelte es sich bei dem Mutterplaneten um den Mond eines anderen Planeten (vielleicht des früheren Planeten K oder des Planeten V) […] eventuell ähnelte der explodierte Körper dem größten Asteroiden Ceres, den wir bereits früher für einen ehemaligen Mond des Planeten K hielten.“45

Das reichliche Vorhandensein von Wasser auf einem (von mittlerweile zwei) der ursprünglich explodierten Planeten ist von entscheidender Bedeutung, denn „Hinweise auf Wassererosionen auf achondritischen Meteoriten, die vermutlich vom Planeten V stammen, legen den Schluss nahe, dass der explodierte Planet über reichlich Wasser verfügte, das wohl vornehmlich den Mars getroffen hat.“46 Das wäre eine Erklärung für die offenbar massiven, plötzlichen Überschwemmungen auf der südlichen Hemisphäre des Mars.47

In seinem überarbeiteten Modell geht Van Flandern davon aus, dass der Mars und ein kleiner Körper (den er C nennt) Satelliten des Planeten V waren, die nach ihrer Freisetzung durch die Explosion ein Doppelplanetensystem bildeten, bis C vor etwa 3,2 Millionen Jahren explodierte und dabei den Mars mit Kratern löcherte und mit Wasser überschwemmte. Dieses Ereignis löste auf dem Mars gewaltige vulkanische Aktivitäten aus.48

A.3.1.2.2. Probleme der überarbeiteten HypotheseA.3.1.2.2.1. Planetenexplosionen als verbreitetes Phänomen

Mittlerweile dürfte klar geworden sein, warum die überarbeitete „Hypothese von mehreren Planetenexplosionen“ problematisch ist. Waren Planetenexplosionen nach der ursprünglichen Theorie, die von Olbers und zunächst auch von Van Flandern vertreten wurde, ein seltenes Ereignis, stellen sie nach der überarbeiteten Theorie ein beunruhigend häufiges Phänomen dar: „Der kürzliche entdeckte weitere Gürtel von asteroidenähnlichen Objekten, die die Sonne jenseits von Neptun umkreisen, zeigt uns mit aller Deutlichkeit, dass Planetenexplosionen möglicherweise gar nicht so selten sind, so unbehaglich dieser Gedanke auch sein mag.“49

B. Der Mars und „die Sintflut“

Wie bereits bei der Erörterung von Van Flanderns Hypothese vom explodierten Planeten in ihrer ursprünglichen und auch in ihrer überarbeiteten Fassung deutlich wurde, kommt dem Mars eine entscheidende Rolle zu. Nur diese Hypothese vermag die eindeutigen Spuren einer plötzlichen, massiven Überschwemmung mit Wasser zu erklären, wie sie dem Mars widerfahren ist. Wie ich an anderer Stelle anmerkte, findet man unter all den Planeten des Sonnensystems gerade auf dem Mars die besten geologischen Beweise für die Art von Flut, wie sie im Alten Testament und anderen alten Legenden und Traditionen beschrieben wird. Gerade die extreme hemisphärische Disparität, die auf dem Mars herrscht, lässt sich durch die Hypothese gut erklären, denn diese geht davon aus, dass „eine Hemisphäre durch die Explosion heftig bombardiert wurde, während die andere fast unberührt blieb.“50

B.1. Weltraumtrümmer

Unter den genannten Umständen würde man erwarten, dass nicht nur die Atmosphäre und die magnetischen Pole des Mars, sondern auch die polare Ausrichtung schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber vor allem hätte die Explosion eines in der Nähe befindlichen Planeten, ob V oder C, den Mars mit Kratern und Trümmern übersäen und ihn sofort überschwemmen müssen. Möglicherweise hätte er dabei sein Wasser, seine Atmosphäre und alles Leben verloren, das möglicherweise auf ihm existierte. Wenn, wie wir spekulierten, der ursprüngliche Planet V intelligentes Leben trug, dann könnte Mars mit Trümmern ganz anderer, künstlicher Art überschüttet worden sein.