Der lachende Tod - Eduardo Esmi - E-Book

Der lachende Tod E-Book

Eduardo Esmi

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Beschreibung

Der sterbende Millionär Johannes Hartmann versucht sich an sein Leben zu erinnern. Als Bundeswehrsoldat in Afghanistan, dann die kriminelle Zeit in Hamburg. An die Freundschaft mit Chris, dem IT-Genie und Frank, dem Löwenmann. Der Wechsel zu CIA und seine Einsätze im Irak. Sein Rachefeldzug, der erst in Hamburg endete. Dann an die Ehe mit der Tänzerin Sabrina. An seine schöne Zeit mit ihr zusammen in Florida als Betreiber eines Jacht-Service. Da tritt der Tod an sein Bett und besteht auf den Pakt, den sie im Afghanistan geschlossen hatten. Jetzt laufen die Bilder seines Lebens anderes ab als erhofft.

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ZUM BUCH:

Der sterbende Millionär Johannes Hartmann versucht sich an sein Leben zu erinnern. Als Bundeswehrsoldat in Afghanistan, dann die kriminelle Zeit in Hamburg. An die Freundschaft mit Chris, dem IT-Genie und Frank, dem Löwenmann. Der Wechsel zu CIA und seine Einsätze im Irak. Sein Rachefeldzug, der erst in Hamburg endete. Dann an die Ehe mit der Tänzerin Sabrina. An seine schöne Zeit mit ihr zusammen in Florida als Betreiber eines Jacht-Service.

Da tritt der Tod an sein Bett und besteht auf den Pakt, den sie im Afghanistan geschlossen hatten. Jetzt laufen die Bilder seines Lebens anderes ab als erhofft.

***

Autor:Eduardo Esmi, geb. 1945 in Dänemark, Nationalität: Deutsch

Lebte viele Jahre in West-Berlin. Seit 1981 in Spanien und Deutschland als freier Autor und Fotograf für etliche Verlage tätig.

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Über den Autor

Pakt

Afghanistan

Hannover

Frankfurt am Main

Augsburg

IRAK

Bagdad, Irak

Rachefeldzug

Key Biscayne

Florida,

Hamburg

Die Suche

Aktion

Hauptversammlung

Bagdad, Irak

Löwenrache

CIA Büro, Bagdad

Aktion USA

Löwen-Vergeltung

Unfall

Langley, Virginia

Kuba

Addendum

Weitere Informationen

Impressum

Pakt

Es ist morgens zwischen fünf und sechs Uhr. Der Morgen beginnt klar und frisch. Liege in einem Bett zwischen Traum und Wirklichkeit. Der Raum ist dunkel. Nur vom Fenster dringt ein wenig Licht zu mir her. Mein letzter Weggefährte steht neben mir und schaut auf mich herunter. Er ist geduldig und sanft. Schlang und wunderschön hat er sein schwarzes Gefieder gespreizt und wartet. Seine großen traurigen Augen sind auf mich gerichtet. Er wartet, dass ich die Täler des Schmerzes, der Verzweiflung, Angst, Trauer und der Mühsal verlasse. Angst?

Nein, ich bin der Überzeugung, das hier werde friedlich, sanft und leise ablaufen.

Vielleicht einer von den emotionalsten Momenten im Leben, sicher aber der Wichtigste.

>> Eine letzte Bitte habe ich noch Tod. Mit einem Schrei zum Leben gekommen, mit einem Lächeln möchte ich gehen. Auf das kein Schmerz meine Gesichtszüge zerstört. <<

Wenn dann mein Herz stillsteht, begleitet mich mein schwarzer Freund bei zärtlicher Musik bis in das warme, helle Licht.

Was wir mitnehmen, ist nur noch Liebe.

>> Nein, mein Lieber, so einfach ist das nicht. Du kannst dich hier nicht so sang und klanglos verabschieden. Wir beiden haben einen Pakt zusammen. Vergessen? Ich sehe dich überrascht.

Also erinnere ich dich an die Weissagungen von Asante dem Medizinmann. Ich war immer dein Freund. Durch meinen Schutz lebst du bis jetzt.

Ich gab dir das Lachen, dass dir das Töten vergessen machte. Wie ich sehe, zweifelst du.

Gut, dann erinnere dich an Afghanistan Du lagst im Graben. Die Kaliban hatten den Jeep gesprengt. Deine Kameraden tot. Wen hast du da um Hilfe angefleht? Gott. Nur es gibt keinen Gott auf dieser Erde. Aber mich und ich war da. Da begann unser Pakt. Ab da warst du der lachende Tod. Ich schützte dich. Du warst mein Werkzeug.

Wie? Was denkst du? Das gilt nicht, du hast mich nie gefragt. Ha aber meine Hilfe angenommen und somit den Pakt besiegelt. Was glaubst du, wer euch Reich gemacht hat. Das Schicksal, ja, ja das Schicksal war ich mein Lieber. So, das sehen wir uns beiden jetzt an, aber in meiner Version bis zur letzten Minute .

Es begann in Afghanistan. Danach lasse ich dich gehen. Und glaub nicht du kannst mit mir feilschen. Ich habe immer das letzte Wort, das müsstest du wissen. Mit dem Tod kann man nicht verhandeln. <<

>>Du kommst mir jetzt aber nicht mit Konfuzius. So wie; Bevor du auf die Reise der Rache gehst, grabe zwei Gräber, oder wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leichen deiner Feinde vorbeischwimmen. <<

>> Jo, ich kenne dich dein Leben lang, dass du Humor hast, ist mir nie aufgefallen. Ein Sterbender mit Witz, das hatte ich nicht sehr oft. So schau dir dein Leben an, wie ich es sehe. <<

***

Afghanistan

Auf der Straße von Masar-e-Scharif fährt eine deutsche Patrouille in ihrem Mercedes Unimog U 1300L auf staubiger Straße in Richtung Kundus. Rechts und links sieht man die Spuren des jahrelangen Kriegsgeschehens. Wrackteile von Militärfahrzeugen, Tierkadaver sowie Müll jeglicher Art. Die drei Soldaten in ihrer Felduniform leiden unter der extremen Hitze.

Obwohl die Luft trocken ist, schwitzen sie in ihren sandfarbenen Uniformen. Nasse Flecken auf Rücken, Achseln und Halsbereich zeichnen sich ab.

>> Was machen wir hier überhaupt, Leutnant, ich kann beim besten Willen keine Aufgabe erkennen. Kommen Sie mir bloß nicht mit dem Spruch der Politiker: „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“, das ist der größte Bullshit. <<

>>Genau, was machen wir hier in der Scheißhitze? Wo sind wir hier überhaupt? So ein Mist! <<

>>Ihr beiden Schlaumeier, ihr hättet euch ja nicht melden müssen, das ist das eine. Wir befolgen Befehle, meine Herren und jetzt Augen nach vorne und aufgepasst. Ich glaube, wir sind zwischen Shahidan und Angarak noch auf der AH76. Ist auch egal, die Richtung stimmt jedenfalls. Sitzen eure Schusswesten? Waffen bereit? Wenn etwas auf der Straße liegt, vorbeifahren oder rückwärts, bis wir sicher sind.

Alles klar, Männer? Wie gesagt, aufpassen! <<

>>Jaja, Leutnant, alles ok. Wenn ich das so sagen darf, Afghanistan ist aber für Sie auch nicht das große Los. Nur Pech, das spricht sich schnell im Lager rum. Ich meine Ihre persönliche Situation. Erst sterben Ihre Eltern und jetzt verlässt Sie noch Ihre Freundin. <<

>>He, woher wissen Sie dassssss.<<

Eine Explosion lässt das Vorderteil des Unimogs aufsteigen und bringt ihn so zum Überschlag.

Auf dem Dach liegend rutscht er dann in den rechten Straßengraben. Leutnant Hartmann schleudert es aus dem Fahrzeug; er gleitet von der Straße in den linken Graben. Verliert dann das Bewusstsein.

*

Er liegt im Blut seiner Gegner, starrt zum Himmel, verliert jedes Zeitgefühl. Er empfindet sich frei und glücklich. So gut hat er sich noch nie gefühlt.

>>So eine Scheiße, man war das knapp. Aber richtig geil, so was von geil. <<

Keine Sorgen ums Geld, keine Grübeleien über den Tod seiner Eltern. Keine Gedanken an Britta und ihren vernichtenden Brief. Nichts, nur die aufsteigende Kraft, die ihn veranlasst, sich zu erheben. Schiebt den toten Taliban von sich.

>>He, du Arsch, mach Platz! Oh Gott, bist Du hässlich! << Er blickt um sich, nichts hat sich verändert. Nur zwei tote Kameraden im Unimog und vier tote Taliban auf der Straße. Die Hügel sind genauso sandfarben wie vor Stunden. Nur einige verdorrte Büsche. Die Sonne brennt, hinterlässt keine Schatten, macht die Luft schwer und stickig. Das Autowrack, Blechteile und die Toten liegen um ihn herum. Erstaunt stellt er fest, dass er gegen jede Annahme allein auf der Straße und dem Gelände steht. Hier in Afghanistan sind in Minuten Dorfbewohner oder die Taliban nach einem Gefecht vor Ort.

Plündern die Fahrzeuge und toten Kämpfer.

Ein Piepen dringt aus dem Wagen. Wischt sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht.

Erstaunt über sich, wie leichtfüßig er zum Wagen kommt. Schiebt seine toten Kameraden zur Seite, um das Funkgerät zu bedienen.

>>Tot, alle tot! << Pause >> Identifizieren Sie sich! Mann, was ist bei Ihnen los? << Krächzend kommt es aus dem Äther.

>>Mann, Soldat, identifizieren Sie sich gefälligst! <<

>>Tot, hahaha, ich bin jetzt der Tod. <<

Lachend zerschießt er das Gerät. Reißt seinen toten Kameraden die Erkennungsmarke vom Hals.

>>Habe ich euch nicht gesagt, passt auf, der Tod ist endgültig? Jetzt habt ihr den Schlamassel und ich die Probleme. <<

Kriecht aus dem Fahrzeugwrack, wischt sein Messer, das KU 2000, an der Uniform ab, greift sich sein G28 und geht lachend die Straße zurück.

>> Hast du mitbekommen was du gesagt hast?

Ich bin jetzt der Tod. Das ist unser Pakt. Aber zu deinem besseren Verständnis. Deine Schilderung an deine Freunde. <<

*

>> Bei einer Routinefahrt nach Kundus fuhren wir auf eine Mine. Oder der Taliban beschoss uns mit einer Bodenrakete. Kennt ihr sicher als Panzerfaust. Jedenfalls, der Wagen flog in die Luft und ich raus. Lande im Graben und war benommen. Erst die Schüsse der Taliban brachten mich wieder in die Gegenwart. Sie standen vor dem Wrack des Autos und schossen auf meine Kameraden. Mich hatten sie nicht bemerkt, ich erschoss drei von ihnen. Beim vierten prallte die Pistolenkugel an seinem Gewehr ab. Schlug es ihm aus der Hand. Er stürmte mit seinem Messer auf mich zu und rannte genau in mein Messer, was durch seinen Hals ins Gehirn drang. Durch den Aufprall landeten wir beide auf der Straße. Er verblutete auf mir, schöne Scheiße, sag ich euch. Aber es war irgendwie geil. <<

Gebannt hören die beiden ihm zu.

>>Wie meinst du das? Meinst du die Situation oder, dass du gut aus der Lage gekommen bist? <<

>>Oh nein, es ist die Macht über Leben und Tod, ein unglaubliches Gefühl. Super, sag ich euch.

Bei unserer Ausbildung war ich, wie man so schön sagt, Primus inter pares. <<

***

Hannover

Die Straße Eichweg im Nobelort Burgwedel bei Hannover liegt ruhig da. Es ist Mittwoch, 20:05Uhr. Die Straße ist noch feucht vom Regen.

Der dunkle Audi A8 fährt zügig auf der Straße „Auf der Wedel“ und biegt dann in den Eichweg ein. Der Fahrer spricht angeregt in seine Freisprechanlage.

>>Ja, ja, ich weiß es, Ines, wir sind verabredet, aber die Firma. Kann auch nicht immer wie wir es wollen. Bin gleich da. Schon auf unserer Straße. <<

>>Stimmt das auch? Peter, du weißt, die warten mit dem Essen auf uns. Das ist mir peinlich, wenn die warten müssen. <<

>>Mach dir keinen Kopf, bin schon da. Oh Mist, was ist das? <<

Mitten auf der Straße liegt quer zur Fahrbahn eine Mülltonne, der Deckel geöffnet, es quellen Müllbeutel, Papier und Flaschen raus, verteilen sich im Umkreis auf dem Straßenbelag.

Der Audi hält, verärgert steigt der Fahrer aus und schaut sich um. Kein Mensch zu sehen.

>>Ist das eine Schweinerei und das gerade jetzt! <<

Tritt mit den Füßen den Müll zur Seite, hebt die Tonne an und rollt sie an den Straßenrand. Auf dem Weg zum Wagen zurück bemerkt er ein Geräusch. Eine heisere Stimme spricht ihn von der Seite an.

>>Guten Abend, kann ich Ihnen helfen? <<

*

In einem grauen Volkswagen Golf herrscht Hochspannung. Der Wagen steht kurz vor der Kreuzung „An der Wedel“ zur Eichstraße. Frank sitzt hinterm Steuer, Johannes blickt auf das Tablet. Hier können sie die Bewegungen des Audi 80 erkennen.

>>Er kommt. Ich gehe dann jetzt. Du sammelst mich auf der Bahnhofstraße wieder ein. Achte auf Leute und Polizei. Du weißt ja, wie du dich dann verhalten musst. Ich komme wie besprochen durch den kleinen Weg von der Eichstraße zur Bahnhofstraße. Dann nichts wie weg zur Autobahnauffahrt bei IKEA. Meide die Kameras. <<

Jo geht zur Eichstraße und auf der Mitte, wo ihm der Nachtschatten die meiste Dunkelheit bietet, rollt er eine Mülltonne auf die Straße, kippt diese um und verteilt den Müll über die Straße. Steht dann in der Dunkelheit und wartet. Sieht den Audi kommen, erkennt, dass der Fahrer identisch mit dem Foto aus der Akte ist. Der führt ein Gespräch über seine Telefonanlage. Meter vor der Mülltonne stoppt das Fahrzeug. Verärgert steigt der Fahrer aus und schimpft vor sich her.

Tritt wütend den Müll zur Seite und hebt die Tonne an. Rollt diese an den Bürgersteig, als ihn ein Geräusch aufmerksam werden lässt.

>>Guten Abend, kann ich Ihnen helfen? <<

Erstaunt dreht er sich um, als ihn ein heftiger Schlag seitlich gegen den Hals zusammensinken lässt. Johannes fängt ihn auf und bugsiert ihn in den Wagen. Als der hinter seinem Lenkrad sitzt, greift er ihn beidhändig an den Kopf und bricht ihn mit einem hässlichen Geräusch das Genick.

>>Geiz ist nicht immer geil, oder? <<

Entfernt den Peilsender unterm Auto und geht leise lachend in der Dunkelheit die Eichstraße hinunter. Weicht ungesehen noch der Frau aus, die aus einem Grundstück tritt und auf den Audi zuläuft.

***

Frankfurt am Main

Es ist frühmorgens in Frankfurt. Der Himmel ist noch dunkel, da die Wolkendecke das aufgehende Sonnenlicht verdeckt. Im Grüneburgpark läuft wie an vielen Tagen Adelbert Sennhold alleine seine Runden.

Erschöpft hält er an und beugt sich leicht nach vorn, um Luft zu tanken.

>>Guten Morgen, Herr Sennhold, schön, dass Sie gekommen sind. <<

Überrascht schaut Sennhold von der gekrümmten Stellung hinter sich. Sieht durch die gebeugte Haltung eine schwarze Jogginghose.

>>Man sollte nie den Termin des Todes verpassen. Da haben Sie Glück, ich sorge schon dafür! <<

In diesem Augenblick trifft Sennhold ein harter Schlag gegen die rechte Wade, der ihn stürzen lässt. Fällt vorwärts auf den Bauch, als ihn ein brutaler Griff zur Seite reißt. Liegt jetzt neben dem Weg und hält sich sein Bein. Erkennt die vor ihm stehende Person.

>>Was soll das, sind sie verrückt? <<

>>Was für eine Überraschung, lieber Herr Sennhold, so sieht man sich wieder. Wie dumm seid Ihr Reichen letztendlich. Retten dich jetzt deine Millionen? Ich glaube nicht. Ist schon blöd, wenn die Gier und der Geiz stärker sind als der Lebenswille. <<

Aus der Hand von Jo macht es dreimal leise „Plop“.

Die erste Kugel reißt den Oberkörper nach hinten. Die Zweite tritt dicht neben dem Herzen ein und tötet ihn. Das dritte Geschoss landet zwischen seinen Augen. Er lehnt den toten Adelbert so gegen einen Baum, dass es aussieht, als ob er sich ausruhe. Lachend entfernt sich ein alter Mann von dem Tatort.

>>Nummer zwei in der KER-Sache. Habgier und Tot. Eure Erpressungen, was meinst wer hat da die Hand über euch gehalten hat? So ist unser Geschäft. <<

***

Augsburg

Der Morgen ist hell und sonnig. Es wird, wie man sagt, ein Kaiserwetter. Ein Tag zum Heldenzeugen oder zum Sterben.

In der Moltkestraße auf dem Edeka-Parkplatz steigt Amadeus Bersam aus seinem Mercedes aus.

>>Sie warten hier, Rademann muss schnell noch bei den begriffsstutzigen Bullen rein. Nicht, dass ich Sie suchen muss. Rauchen Sie draußen, leuchtet Ihnen das ein? << Peter Rademann sieht seinen Chef die Moltkestraße entlanggehen und in die Gögginger Straße einbiegen. Überquert diese und steuert das Polizeigebäude an.

Rademann verlässt den Wagen und steckt sich an den Kotflügel gelehnt eine Zigarette an.

>>Haben Sie bitte auch für mich Feuer? <<

Ein alter Mann mit Halbglatze beugt sich zu ihm hin. >>Einen Moment. <<

Holt sein Feuerzeug aus der Hosentasche und will dem Alten Feuer geben. Verspürt einen Stich im Arm, der ihn zusammensinken lässt.

Der Alte sieht sich um. Niemand in der Nähe.

Wuchtet den Fahrer in den Kofferraum. Zieht ihm die graue Jacke und die Schirmmütze aus.

*

Die hintere Wagentür des Mercedes wird aufgerissen und Amadeus Bersam lässt sich auf die Rückbank fallen. >>Los, Rademann, ins Büro! Sind das Idioten, wollen mir vorschreiben, wie ich mein Leben zu führen habe. Na ja, Sie kennen die Herren ja auch. He, was ist mit Ihren Haaren passiert? Setzen Sie sich gefälligst die Mütze richtig auf. <<

Beugt sich jetzt nach vorne, um besser sehen zu können. >>He, Mann, wer sind Sie, was wollen Sie? <<

>>Ich bin der Tod. Dein Tod. Geiz stirbt schneller. << Ein lautes Lachen überdeckt das Plop der Kugel, die aus dem Lauf kommt und ihn mitten in die Stirn trifft. Das letzte, was Amadeus Bersam in seinem Leben sieht, ist ein lachender alter Mann.

***

IRAK

In der grünen Zone von Bagdad 10 km2liegen mehrere Paläste des früheren Machthabers Saddam Hussein. Die gesamte Zone ist hermetisch abgeriegelt und wird aufs Schärfste bewacht. Mitten zwischen den Grünanlagen liegt in einem Nebentrakt des Republikanischen Palastes das Hauptquartier der CIA. Einzelne Büros und ein Zentralraum bilden das Hauptquartier. Der Raum war einmal luxuriös gestaltet, jetzt herrscht hier Technik vor. Große Monitore ergeben zusammen ein riesiges Bildergewirr. Dicke Kabel durchqueren den Raum, einige enden an den Satellitenantennen, die mit einem Militärsatelliten verbunden sind.

Zwölf kleinere Killersatelliten kreisen ständig um den Militärsatelliten und schützen ihn so vor Angriffen aus dem All.

Unten im Palast herrscht ein Kommen und Gehen. In seinem Büro bittet der Chief Operating von der Special Activities Division, Paul Archer, den Deputy Director Henry Stevenson und den Verbindungsagenten United States Intelligence Community in Washington DC, Liam Wayne, zu einem Meeting.

>>Paul, was ist bitte so dringend, dass wir es bei der nächsten Besprechung nicht erörtern können?

Wir stecken alle bis zum Hals in Arbeit durch das verdammte Chaos hier im Land. <<

>>Ja, mir geht es auch nicht besser. Das aber solltet ihr euch schon ansehen. <<

Er weist den beiden Sitzgelegenheiten vor einem Monitor zu. Gespannt blicken sie in das Schwarz des Bildschirms. Der Monitor erhellt sich und es erscheint ein Videobild, das ein karges Zimmer zeigt. Die Handkamera schwenkt mit unruhigen Bildern durch den Raum. Ein Raum mit schmutzig-weißen Wänden und einer alten Holztür. Ein fester Boden fehlt. Jetzt werden ein Holztisch und zwei Stühle aufgestellt. Hinter dem Tisch befestigt ein alter Mann in einem Gebets-Buhara die Flagge des IS an der Wand.

Die Kamera bleibt jetzt stabil, vermutlich ist sie auf einem Stativ angebracht worden. Eine Hand schiebt ein Mikrofon auf den Tisch.

>>Also Paul, du willst uns nicht allen Ernstes eine Hinrichtung präsentieren. Alles schon gesehen. <<

>>Bitte wartet ab. Gleich seht ihr eine Szene ohnegleichen. Wartet ab. <<

Die Tür zum Zimmer öffnet sich und zwei bewaffnete Personen in Landeskleidung mit Patronengurten und Kalaschnikows betreten den Raum. Ihnen folgt ein Gefangener, der seine Hände hinter dem Kopf hält. Das Gesicht ist blutverschmiert von der Platzwunde auf der Stirnseite. Wenige Zentimeter hinter ihm betritt ein weiter Krieger den Raum, seine Pistole auf den Hinterkopf des Gefangenen gerichtet. Das Bild bleibt stabil auf den Eingangsbereich gerichtet und deckt auch die Sicht zum Tisch ab.

Eine Machete landet auf dem Tisch. Die beiden IS-Kämpfer blicken sich gespannt um. Der Gefangene steht völlig entspannt im Raum. Er sagt etwas, was eine erstaunte Reaktion bei den Personen auslöst. Plötzlich schnellen seine Fäuste vor, treffen zielsicher die Kehlen der Kämpfer. Beide knicken sofort ein. Dann schnellt das Gesicht des Gefangenen auf die Kamera zu und füllt das ganze Bild. Die Kamera kippt nach hinten und zeichnet ein Bild von der Decke. Das Video wird angehalten.

>>Was war das denn? <<

Erschreckt weicht Liam Wayne zurück. Auch Henry springt im Reflex hoch.

>>Ist das der Teufel? Verflucht, was läuft da ab?

Geht das noch weiter Paul? Wer hat uns das zugespielt? <<

Paul Archer fordert mit einer Handbewegung seine Gäste auf, sich wieder zu setzen.

>>Das Video geht natürlich noch weiter. Aber erst wollte ich die einzelnen Szenen genau analysieren. Das haben meine Jungs von der Technik besorgt. Wie ihr mitbekommen habt, war noch kein Ton angeschlossen. Also habe ich einen Lippenleser konsultiert mit folgendem Ergebnis. Der Gefangene sagt zu den IS-Leuten: >>,,Hier wollt ihr also sterben?“<<

Und in diesem Moment startet er seinen Angriff.

Diese Aktion des Mannes kam so überraschend und schnell, dass nicht nur seine Gegner, sondern auch ich verblüfft waren. Nur durch Zeitlupe und weitere technische Tricks habe ich dieses Ergebnis erreichen können. Er tritt nach hinten aus. Der Pistolenkämpfer knickt ein, schießt aber noch, die Kugel verfehlt unseren Mann um Millimeter. Der tritt nochmals nach hinten gegen den Hals. Dann schlägt er den beiden vor ihm, die sich zu ihm umdrehen, gleichzeitig an den Hals. Trifft glücklich oder gekonnt ihren Kehlkopf. Sie brechen zusammen. Dann entreißt er ihnen die Pistole und springt auf die Kamera zu. Die kippt nach hinten, läuft jedoch in der Stellung weiter. Wie es zu den Verletzungen des Kameramannes und des Imans gekommen ist, konnten wir dem Bildmaterial nicht entnehmen.