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Wer kennt die Wege Gottes? Der Wind weht uns Diese Nachricht kommt direkt aus der IS-Hochburg “Al Raqqa“. Ein Hilferuf oder eine Falle? Nach den tödlichen Terrorangriffen von Paris, Brüssel und Berlin sucht der IS nach weiteren Möglichkeiten, um in Europa Angst und Schrecken zu verbreiten. Die „Villa“ entsendet ihren besten Agenten, um den Absender zu finden. Zerstörung, Angst, Verrat, sowie Hinrichtungen und ein ungewöhnliches Geständnis erwarten ihn.
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Seitenzahl: 153
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Autor: Eduardo Esmi
Cover: Friedhelm Schmidt
,,Wer kennt die Wege Gottes? Der Wind weht uns …,, Diese Nachricht kommt direkt aus der IS-Hochburg ,,Al Raqqa,,.
Ein Hilferuf oder eine Falle?
Nach den tödlichen Terrorangriffen von Paris, Brüssel und Berlin sucht der IS nach weiteren Möglichkeiten, um in Europa Angst und Schrecken zu verbreiten.
Die ,,Villa,, entsendet ihren besten Agenten, um den Absender zu finden. Zerstörung, Angst, Verrat, sowie Hinrichtungen und ein ungewöhnliches Geständnis erwarten ihn.
***
Eduardo Esmi, geb. 1945 in Dänemark.
Nationalität: Deutsch
Lebte lange Zeit in West-Berlin.
Mehrere Berufe wie freier Handelsvertreter, Fotograf, Fotoreporter.
Ab 1981 in Spanien und Deutschland als Autor und Fotograf für etliche Verlage tätig.
Verheiratet mit einer Malerin, lebt mit ihr seit 1983 ständig in Spanien.
***
Prolog
Kanada
Die Villa
Briefing
Der wiederkehrende Traum
Bonn
Al Raqqa
Natoflughafen Incirlik, Türkei
Traum und Wirklichkeit
Minarett
Joint Base Balad
Begegnung
Asifa
Verschollen
Flucht
Berlin
Epilog
***
Der grüne Golf biegt in die Grand Street ein, vor dem Haus Nummer 151, stellt David Johnson den Wagen ab. Sein Weg von der Militär-Akademie- West Point bis zu seinem Haus beträgt nur 15 Miles, die er in gut 30 Minuten Fahrzeit schafft.
Newburgh am Hudson-River ist eine kleine ruhige Stadt, 66 Miles von New York entfernt. Nach hier hat er sich zurückgezogen, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hatte. Den Gedanken an die Scheidung verdrängt er schnell, zu bitter sind die Erinnerungen daran. Er nimmt seine braune Tasche vom Beifahrersitz und schließt den Golf ab. Sein Haus ist weiß-blau gestrichen mit einem kleinen Stück Rasen vor der Tür. Zwischen Parkplatz und Haus steht noch ein Mimosenbaum, der im Sommer zwar Schatten gibt, aber jetzt seine Blätter verliert und ihn zwingt, das Laub zu entfernen. Ihn abzuholzen bringt er aber auch nicht fertig. Er blickt die Straße runter, vor einigen Häusern spielen Kinder. Bekannte oder Nachbarn sieht er nicht. Es ist nachmittags 17 Uhr 35. Die Luft ist noch angenehm mild, nur die aufkommende Feuchtigkeit vom Hudson-River spürt man schon. Er steigt die neun Stufen zu seiner Terrasse hoch und schließt die Tür auf. Freut sich auf seinen Feierabend. Ein interessantes Buch erwartet ihn. Er geht in sein Wohnzimmer und dann zur offenen Küche. Entledigt sich seiner Uniformjacke und lockert seine Krawatte. Legt sich eine Kaffeekapsel in den Automat und räumt seine Tasche weg. Die Hausklingel schrillt. Er geht zur Tür. Sieht durch das Haustürglas, dass zwei junge Leute vor der Tür stehen. Eine junge hübsche Frau, ca. 170 cm groß, schlank, hellbraune Haut. Die Haare straff nach hinten gesteckt. Bekleidet mit einer Jeans und einem dunkelblauen Jackett. Der Mann ist etwas kleiner, schwarzes kurzes Haar, Vollbart, verkniffenes Gesicht. Auch er trägt Jeans mit einer schwarzen Stoffjacke. Über der Schulter hängt eine braune Ledertasche.
>>Herr Johnson? Sind Sie David Johnson?<<
Die junge Frau tritt dichter an die Tür. Wir sind Journalisten und bitten Sie um ein Interview über Ihre Zeit im Irak.<<
David öffnet die Tür und tritt der Frau entgegen. >>Als Journalisten sollten Sie wissen, dass ich nicht über Einsätze im Irak sprechen darf, aber bitte kommen sie rein. Ihre Namen hätte ich schon gern gewusst.<< Im gleichen Augenblick bereut er seine Einladung ins Haus. Ein Gefühl der Gefahr warnt ihn. Die junge Frau lächelt ihn freundlich an. >>Mein Name ist Basri und mein Kollege heißt Saad. Möchten Sie unsere Presseausweise sehen?<<
Er geht vorweg ins Haus. ,,Basri, Basri, woher kenne ich den Namen?,, Die beiden Journalisten folgen ihm. Im unteren Stockwerk ist die Wohnung einfach geschnitten. Vom offenen Flur geht eine Treppe nach oben zu den Schlafräumen. Unten liegt links die amerikanische Küche. Nach hinten endet das Wohnzimmer mit zwei Türen, eine geht zum Bad, die andere führt in den Garten. Der Wohnraum ist mit alten Möbeln eingerichtet, nur auf dem Schreibtisch steht ein moderner Bildschirm sowie ein Telefon. Über dem Sofa hängt ein Bild, was das Panorama einer Berglandschaft zeigt. Rechts an der Wand hängt ein überdimensionaler Flachbildfernseher. An der linken Wand hängen Fotos aus seiner aktiven Militärzeit.
>>Darf ich Ihnen was zu Trinken anbieten, ich brauche jetzt meinen Kaffee. Bitte setzen Sie sich, ich bin gleich wieder bei Ihnen.<< Der junge Mann schüttelt seinen Kopf. Sie lehnt dankend ab. Nach wenigen Minuten betritt David mit einer dampfenden Tasse Kaffee sein Wohnzimmer wieder. Eine negative Spannung liegt in der Luft. Die beiden haben sich gesetzt, sie in einen der Sessel, er auf das Sofa. David schiebt seinen Sessel so, dass er beide im Blickfeld hat.
>>Für welche Zeitung arbeiten Sie bitte?<< Der Mann antwortet mit kurzen Worten: >>Nur für die Al-Sabah-Zeitung in Bagdad. Wir schreiben einen Bericht über amerikanische Soldaten, wie sie jetzt nach dem Krieg in ihrer Heimat zurechtkommen.<< Sie erhebt sich aus dem Sessel und geht auf die Fotos zu.
>>Sie gestatten, dass ich mir Ihre Fotos anschaue?<<
An der Bilderwand schaut sie sich alle Aufnahmen interessiert an. Dreht sich um lässt ihren Blick durchs Zimmer gehen und sagt: >>So wohnt also ein Mörder!<< Erstaunt fragt David.
>>Wie bitte, was haben Sie eben gesagt, Frau Basri?<<
>>Sie haben mich schon richtig verstanden Herr Johnson, ich habe Sie gerade einen Mörder genannt. Einen Mörder in Uniform, wie viele Ihrer Kameraden auch, die im Irak waren.<< David steht auf.
>>Hiermit ist Ihr Besuch beendet, ich darf Sie bitten, mein Haus zu verlassen.<< Mit einem Griff zieht sie eine Pistole. >>Oh nein mein Herr, wir sind hier noch nicht fertig.<<
Hass strömt aus ihren Augen. >>Kennen Sie das?<<
Sie legt ihm eine fleckige Visitenkarte auf den Tisch und schaut ihn herausfordernd an.
>>Die Flecken, die Sie da sehen, sind mein Blut und meine Hautreste. Vielleicht erinnern Sie sich jetzt, Herr Johnson oder soll ich lieber sagen Captain Johnson?<<
Schiebt einen Jackenärmel hoch und zeigt ihm die vernarbte Rückseite ihres Arms.
>>Ich werde Ihnen eine kleine Denkhilfe geben. Erinnern Sie sich an Najaf, Captain? Dort haben Sie meine Familie ausgelöscht und mich fast verbrannt. Mein Name ist Asifa Basri, und behaupten Sie nicht, den Namen noch nie gehört zu haben. Wie Sie sehen, Captain Johnson, holen Ihre Opfer Sie ein. Es ist viel Zeit vergangen, mein Weg hierher war sehr mühsam und lang. Das Gefühl der Rache aber treibt einen weiter, bis man im Wohnzimmer des Mörders seiner Familie steht.<<
Erstaunt blickt er sie an. Versucht, das kleine Mädchen von damals zu erkennen.
>>Du bist das kleine tapfere Mädchen, was keinen Laut der Klage und der Schmerzen von sich gab? Mein Gott schön, dass du mich gefunden hast. Jahrelang habe ich Dich im Irak gesucht. Immer hieß es Sie liegt in der Klinik, dann wieder in einer anderen. Ich war durch Einsätze und später durch private Sorgen abgelenkt, konnte nicht so handeln wie ich es mir gewünscht hätte.<<
Schüttelt ungläubig seinen Kopf, kann es nicht fassen. Forscht in ihrem Gesicht nach Erinnerungen.
>>Opfer? Das mit Deiner Familie tut mir aufrichtig leid, wir konnten es damals nicht verhindern. Wir alle sind Opfer, nicht nur Du Asifa. Der Krieg ist ein Moloch, ein Tier, das alles verschlingt, egal auf welcher Seite Du stehst. Dem Krieg ist es gleich, ob Du jung bist, oder alt, ob Du unschuldig bist, oder nicht, er verschlingt dich ohne Gnade. Meine Freunde, Kameraden alle gefallen. Bei mir persönlich, meine Familie hat sich von mir getrennt, als ich verstört aus dem Krieg heimkehrte. Aber das Schlimmste ist, es verändert uns alle. Nicht zum Guten, oh nein. Mein Vertrauen in die Menschlichkeit, Achtung vor dem Leben, die Fröhlichkeit, oder besser gesagt die Leichtigkeit des Lebens, all das aufgefressen von Misstrauen, Brutalität, Hass und Angst. Nachts kommen dann die Albträume. Somit kommt man nie zur Ruhe. Jetzt kommst Du und willst von mir stellvertretend für Dein Schicksal Rache? Mein Gott Asifa, Du glaubst ja nicht, welchen Gefallen Du mir damit erweist, wenn Du mich jetzt erschießt. Tu Du es, wofür ich immer zu feige war. Ich weiß nicht ob Du das Zitat kennst:,, Nur die Toten kennen das Ende des Krieges“. Aber bevor ich hier sterbe, will ich Dir noch Deine Geschichte erzählen.<<
Muhammed springt auf und schreit Asifa an.
>>Erschieß den ungläubigen Hund endlich, der lügt Dich doch nur voll. Bettelt gleich um sein elendes Leben. Mach dem ein Ende, oder soll ich es für Dich tun?<<
Eine Handbewegung von ihr stoppt seine Rede. >>Lass ihn erzählen, ich will es hören, was er zu sagen hat, was ist damals in Najaf passiert?<< Sie schaut jetzt wieder David an.
>>Egal was Du mir erzählst, sterben wirst Du auf jeden Fall.<<
David nimmt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und spricht weiter.
>>Deine Geschichte ist bei mir im Gehirn eingebrannt, als wäre sie gestern erst passiert. Auch nach zwölf Jahren noch. Wir standen mit unserm Jeep an der Ecke zu Eurer Straße. Meine Männer wurden von Euren Soldaten aus den Häusern beschossen. Ich forderte Luftunterstützung an. Es kamen Hubschrauber und nahmen die einzelnen Widerstände unter Feuer. Mit einem Mal liefst Du als Kind auf den Balkon, winktest dem Piloten zu. Gleichzeitig wurde das Feuer auf den Apache eröffnet. Der schoss eine Hellfire ab, die dann bei Euch in der Wohnung einschlug. Du flogst durch die Explosion brennend auf einen Heuhaufen, der sich sofort entzündete. Wie Du da rausgekommen bist, ist ein wahres Wunder. Wir fuhren Dir entgegen, mein Fahrer John und mein Kamerad Steven, beide sind noch im gleichen Monat gefallen. Ich wickelte Dich in meine Uniformjacke, um die Flammen zu ersticken. Dann brachten wir Dich zu unserem Feldlazarett. Du hast nicht geweint, nicht geschrien, obwohl Du furchtbare Schmerzen haben musstest. Vor dem Zelt drückte ich Dir noch meine Karte in Deine kleine Hand. Mein Krieg ging weiter. Mehr habe ich nicht zu sagen.<<
>>Dann warst Du der Amerikaner, der die Rechnungen für die Operationen bezahlt hat?<< David nickt nur.
Sie ist erstarrt, aber seine Worte lösen eine Sperre in ihr. Die Erinnerung kommt in Schüben zurück. Ihre Familie im Wohnzimmer. Die Ermahnungen ihres Vaters.,, Asifa, ich bitte Dich, komm vom Fenster weg, es ist zu gefährlich,,. Ihre Geschwister, die bei jeder Explosion zusammenzuckten. Sie sieht die Rakete auf sich zukommen. Hört die Explosion hinter sich in der Wohnung. Sieht sich im Jeep auf seinem Schoß sitzen. Sein Gesicht von damals vor sich. Hört seine leisen zärtlichen Worte, die sie beruhigen sollten, und ihre Hand, die die Visitenkarte verkrampft umschlossen hält.
>>Schluss jetzt Asifa, ich lege das Schwein um. Wie viele er von unseren Leuten getötet hat, das erzählt er Dir aber nicht.<< Zieht eine Pistole aus dem Hosenbund und legt auf David an.
Schüsse peitschen auf. Fassungslos starrt Muhammed Asifa an. Kippt dann langsam in sich zusammen. Immer noch wie erstarrt steht Asifa im Wohnzimmer. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, die ihr dann die Wangen runter rinnen. Tränen, die jetzt den jahrelangen Hass auflösen und ihr die Trauer um ihre Familie ermöglichen.
David steht auf und nimmt ihr die Pistole aus der Hand und legt sie auf den Tisch. So stehen sie sich minutenlang schweigend gegenüber.
Aus der Ferne kommen Polizeisirenen immer näher. Er nimmt sie in den Arm und sagt; >>Komm Asifa, geh nach oben, ich regel das hier. Ruhe Dich aus, wir sprechen später weiter. Wir haben uns doch noch so viel mitzuteilen.<< Heftig schluchzend geht Asifa die Treppe hoch und verschwindet im dunklen Flur.
***
Als die Militärpolizei gegangen ist, räumt David sein Wohnzimmer auf. Betritt dann leise das Schlafzimmer, Asifa liegt schlafend auf dem Bett. Geräuschlos schließt er von außen die Tür. Tausend Gedanken durchlaufen seinen Kopf.
>>Wie soll ich mich verhalten? Sie noch melden? Nein, dann verliere ich sie für immer. Ihr helfen? Aber wie? Ich mach mich strafbar, kann meinen Job dadurch verlieren. Ist sie eine gesuchte Terroristin?<<
Mittlerweile hat sich die Dunkelheit über den Ort gelegt. David zieht die Vorhänge zu und setzt sich grübelnd auf sein Sofa. Der Fernseher läuft, ohne dass er ihn eines Blicks würdigt. Fragt sich immer wieder; >>Was ist diese Mädchen für mich? ,,Meine Schuld in der Situation in Najaf? Seelenverwandtschaft? So etwas wie eine Tochter, die mir das Schicksal zugedacht hat? Oder nur das zufällige Zusammentreffen zweier Menschen im Krieg?<<
Seine Gedankengänge werden unterbrochen
durch ein Geräusch auf der Treppe. Asifa kommt langsam verschlafen die Treppe runter. >>Ist alles vorbei? So gut habe ich lange nicht mehr geschlafen.<<
>>Ja, jetzt müssen wir einen Weg finden Dich hier sicher wegzubringen.<<
In diesem Augenblick klingelt das Telefon.
>>Ja bitte.<<
>>Captain Johnson? Hier Marine Corps Intelligence Activity (MCIA) wir haben gerade Ihren Vorfall auf dem Tisch. Unseren Glückwunsch für Ihr Verhalten. Sind Sie so soweit OK? Aber jetzt zu unseren Fragen, haben Sie Ihrer Aussage noch was hinzuzufügen? Sie wissen, jedes kleinste Detail kann wichtig sein.<<
>>Nein, wenn mir im nachhinein noch etwas einfallen sollte, melde ich das unverzüglich.<<
>>Gut. Der Terrorist ist allein bei Ihnen erschienen?<<
>>Ja natürlich, warum?<<
>>Wir haben den Hinweis, dass er noch mit einer zweiten Person gesehen wurde. Können Sie sich erklären, warum die ein Attentat auf Sie verüben wollten?<<
>>Angeblich für unseren Einsatz im Irak. Zu mehr kam es dann nicht und von einer zweiten Person ist mir nichts bekannt.<<
>>Passen Sie auf sich auf, einen weiteren Anschlag auf Sie können wir nicht auszuschließen. Brauchen Sie eine Sicherheitsstufe?<<
>>Danke ich komme schon zurecht. Wie soll denn die zweite Person aussehen?<<
>>Es ist eine Irakerin, eingereist als Journalistin. arabisches Aussehen, Sie kennen ja den Typ-Frauen aus Ihrer Militärzeit dort.<<
>>Gut, ich werde mich vorsehen bei meinen nächsten Frauenbekanntschaften. War es das?<<
>>Von unserer Seite für heute ja, einen guten Abend noch.<<
*
>>Asifa, das war der Geheimdienst, die suchen Dich. Weißt Du, wie Du hier jetzt wegkommst?<<
Sie schüttelt ihren Kopf.
>>Der Leihwagen, den wir in New York angemietet haben, war auf den Namen von Muhammed gemietet. Den kann ich ja vergessen, der wird doch sicher schon sucht.<<
>>Ok, lass uns gemeinsam überlegen. Aus den Staaten kommst Du normal nicht mehr raus. Die Buslinien und Flughäfen sind blockiert. Da bleibt nur mein Wagen. Lass mich mal kurz nachdenken.<<
Er geht grübelnd durch das Wohnzimmer.
>>Ich habs, wir fahren nach Kanada zum Angeln. Von Toronto, Ontario oder Montreal nimmst Du eine Maschine nach Asien oder Europa und dann zurück nach Syrien. Wo lebst Du jetzt?<<
>>In Syrien, Al Raqqa.<<
>>Shit, da kann ich Dich doch nie sehen. Das ist doch IS-Gebiet. Aber ich finde einen Weg, wenn es Dir recht ist. Jetzt wo wir uns wieder gefunden haben. Für mich bist Du wie meine Tochter, die ich nie hatte. Bin ich froh, dass Du mich gefunden hast, auch wenn dein Motiv nicht gerade Ehrenvoll war. Unsere Zukunft planen wir später wenn es passt. Aber das entscheidet sich noch, jetzt musst Du erst einmal hier weg. Hattest Du hier in Land Kontakte?<<
>>Ja, in New York, hier nicht.<<
>>Wussten die, wo ihr hinwolltet?<<
>>Nein, so etwas wird bei den Brüdern nie gesagt.<<
>>Ok, heute ist Freitag, wir fahren Morgen frühmorgens los. Du musst die ersten Kilometer hinten im Kofferraum verbringen. Wird verdammt eng, aber es geht nicht anders. Wenn wir aus der Stadt sind, kommst Du nach vorn. Bleib hier im Zimmer und geh nicht an die Fenster, ich bin gleich wieder zurück. Die Nachbarn sind bestimmt neugierig und werden sicher gleich nachfragen. Ich erzähl denen, dass ich Ruhe brauche und zum Angeln fahre. Dann sehen wir weiter.<<
>>Komm bitte gleich wieder, ich fühle mich hier allein sehr unsicher.<<
>>Ok, ok, bis gleich.<<
*
Der Golf verlässt die Grand Street um 4:09Uhr. Die Straße ist menschenleer, es herrscht noch Dunkelheit, alle Nachbarn schlafen. Die Luft ist feucht und kühl. Asifa liegt unter einer leichten Wolldecke auf der Rückbank des Fahrzeugs. Die Fahrt geht über die Überlandstraße 81nach Clayton am Ontariosee. Schweigend verläuft die Fahrt. David spürt, dass Asifa noch nicht sprechen will. Sie hängt in ihrem Gurt und döst vor sich hin. Am Hafen angekommen, parkt er den Wagen so, dass man das Hafenbecken einsehen kann.
>>Warte einen Augenblick, ich schaue nach ob unser Kapitän schon da ist, bin gleich wieder zurück.<<
Die ,, Ontariastar,, liegt vertäut am Kai. Kapitän Ryder steht davor und raucht.
>>He Ryder alter Freund, schön Dich zu sehen. Alles in Ordnung, genug Bier und gute Laune an Bord?<< Der grinst nur. Die beiden Männer schütteln sich freundschaftlich die Hände.
>>Keine Tasche, wo hast Du Deine Angelruten?<<
>>Kommt alles noch, wollte nur schauen ob Du schon da bist. Hole meine Bekannte und das Gepäck, mach Du das Boot klar, damit wir los können.<<
Nach einigen Minuten sind David und Asifa am Boot. Verstauen ihr Gepäck im Boot. David löst das Tau und die Ontariastar tuckert langsam aus dem Hafen. Vorn im Steuerhaus stellt David, Asifa mit anderem Namen vor.
>>Skipper, das ist Monika aus Europa, ein lieber Gast, dem ich unseren gemeinsamen See vorstellen will und der dann von eurer Seite weiterreist. Ich mache die Angel fertig, Du gibst Bescheid wenn wir loslegen können.<<
Ryder blickt sie nur kurz an und wendet sich wieder der See zu. Murmelt nur:
>>Schöne Frau.<<
Asifa macht es sich im hinteren Teil des Schiffes gemütlich. Obwohl die Sonne scheint ist der leichte Wind frisch. Sie zieht ihren Kragen bis an den Hals hoch. Als David die beiden Angeln ausgeworfen und in der Halterungen befestigt hat, setzt er sich neben sie.
>>Kannst Du über Dein Leben sprechen oder brauchen wir beide noch Zeit mit einander? Ich möchte schon wissen wie es Dir so ergangen ist. Habe im Irak immer versucht, Dich zu finden, aber das war durch die Kriegswirren nicht einfach, praktisch unmöglich. Nur die Rechnungen die später an die Armee kamen, hinterließen eine Spur, der ich leider nicht nachgehen konnte. Bei Besuchen in den Kliniken warst Du schon wieder verlegt. Keiner wusste genau wohin. Kriegswirren eben. Dann war der Einsatz bei euch für mich zu Ende und meine Probleme hier bei uns begannen. Darüber möchte ich aber nicht sprechen. Unsere gemeinsame Zeit ist mir viel zu wichtig, als über alte Probleme zu reden. Eine Frage musst Du mir aber beantworten; ,,Warum wollest Du mich töten?,,<<
Sie wendet ihren Blick vom Wasser zu ihm hin, schaut lange in sein Gesicht.