Der Mallorca Mord Club - Ein letzter Drink - Laura Nieland - E-Book

Der Mallorca Mord Club - Ein letzter Drink E-Book

Laura Nieland

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2025
Beschreibung

Für Marie läuft gerade alles perfekt. Sie ist frisch verliebt in Santiago und hat endlich das Geld für die Anzahlung ihrer eigenen Bar zusammen. Doch dann schlägt das Schicksal brutal zu. Als sie mit der Maklerin Bianca Toledo den Kaufvertrag unterschreiben will, findet sie diese tot auf - erstochen. In Panik zieht Marie das Messer aus der Leiche und wird prompt zur Hauptverdächtigen. Alle Indizien sprechen gegen sie: ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, kein Alibi und ein vermeintliches Motiv. Santiago und Ex-Kommissar Christian versuchen verzweifelt, den wahren Täter zu finden und Maries Unschuld zu beweisen. Können sie den Fall lösen, bevor es zu spät ist?

Über die Serie: Traumhafte Strände, malerische Dörfer und belebte Promenaden: Auf Mallorca will sich Marie endlich ihren großen Traum von einer eigenen Bar erfüllen. Bis es so weit ist, arbeitet sie als Rezeptionistin in einem kleinen, exklusiven Wellnesshotel. Doch schon bald muss Marie feststellen, dass hinter der sonnigen Urlaubsidylle der Baleareninsel auch menschliche Abgründe lauern können. Und sie entdeckt eine neue Leidenschaft: das Lösen von Kriminalfällen!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeDer Mallorca Mord Club – Die SerieDie ProtagonistenTitelProlog1. Hinterrücks2. Erdrückende Beweislast3. Ein neuer Fall4. Neuer Klatsch im Beach Residence & Spa5. Der Mordclub ermittelt wieder6. Von der Presse belästigt7. Der Immobilienhai8. Ein wilder Mann9. Eine Aufgabe für Christian10. Rubio lässt nicht locker11. Christian undercover12. Ein Maulwurf unter Geschäftsmännern13. Mordermittlungen und Wein14. Hals und Beinbruch15. Golfclub-Geflüster16. Ein merkwürdiger Ausritt17. Christian in Erklärungsnot18. Die Finte19. Eine wilde Verfolgungsjagd20. Eine Entschuldigung21. Ein Happy End für Maries Bar?RezepteÜber die AutorinImpressum

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Über diese Folge

Für Marie läuft gerade alles perfekt. Sie ist frisch verliebt in Santiago und hat endlich das Geld für die Anzahlung ihrer eigenen Bar zusammen. Doch dann schlägt das Schicksal brutal zu. Als sie mit der Maklerin Bianca Toledo den Kaufvertrag unterschreiben will, findet sie diese tot auf - erstochen. In Panik zieht Marie das Messer aus der Leiche und wird prompt zur Hauptverdächtigen. Alle Indizien sprechen gegen sie: ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, kein Alibi und ein vermeintliches Motiv. Santiago und Ex-Kommissar Christian versuchen verzweifelt, den wahren Täter zu finden und Maries Unschuld zu beweisen. Können sie den Fall lösen, bevor es zu spät ist?

Der Mallorca Mord Club – Die Serie

Traumhafte Strände, malerische Dörfer und belebte Promenaden: Auf Mallorca will sich Marie endlich ihren großen Traum von einer eigenen Bar erfüllen. Bis es soweit ist, arbeitet sie als Rezeptionistin in einem kleinen, exklusiven Wellnesshotel. Doch schon bald muss Marie feststellen, dass hinter der sonnigen Urlaubsidylle der Baleareninsel auch menschliche Abgründe lauern können. Und sie entdeckt eine neue Leidenschaft: das Lösen von Kriminalfällen!

Die Protagonisten

Um ihren Traum von einer eigenen Bar auf Mallorca zu verwirklichen, ist die 30-jährige Marie Holstein nach Mallorca ausgewandert und arbeitet an der Rezeption des Beach Residence and Spa. Sie liebt Strandspaziergänge, Cocktails und das Essen in ihrer neuen Heimat. Mit ihrer lebhaften und freundlichen Art findet sie schnell Anschluss in der Dorfgemeinschaft von Cavís. Doch ein tragischer Todesfall wirft einen Schatten auf den sonnigen Ort und Marie scheint die Einzige zu sein, die nicht an einen Unfall glaubt…

Eigentlich will der 62-jährige pensionierte Mordermittler Christian Munker nur drei Dinge: seine Ruhe haben, seine Routine beibehalten und diesen einen Fall vergessen. Aber was ihn noch mehr nervt als schief angeordnetes Geschirr, sind ungelöste mysteriöse Fälle – und Marie Holstein. Dennoch kann der neurotische Rentner nicht nein sagen, als Marie in um Hilfe bei der Aufklärung des rätselhaften Todes von Gertrud von Timmenbach bittet.

Der 29-jährige Santiago Navarro nimmt seinen Job sehr ernst. Nicht nur, weil ihm seine Karriere bei der Mordkommission der Policía Nacional wichtig ist, sondern auch, weil er Gerechtigkeit will. Doch sein Vorgesetzter steht ihm meist im Weg und bremst ihn aus. Beim Surfen hingegen muss sich Santiago nicht ausbremsen lassen und genießt die Zeit im Wasser und in der Sonne.

Für den neuesten Klatsch und Tratsch ist man bei Alba an der richtigen Adresse. Die sympathische Dame betreibt seit Jahren ihre Boqueria, einen kleinen Supermarkt, an der Promenade von Caví. Ihr Kaffee und ihre Baguettes erfreuen sich großer Beliebtheit.

Cassandra arbeitet ebenfalls im Beach Residence & Spa. Sie hat nicht die deutsche Gründlichkeit inne und geht die Dinge gern entspannt an. Mit ihrer frechen Art versüßt sie Marie oft die Zeit an der Rezeption. Wenn sie nicht arbeitet, entspannt sie sich gerne am Strand oder in einer Bar.

Die 49-jährige Hotelbesitzerin Yolanda Ramirez ist ein Tornado auf zwei Beinen. Wo sie hingeht, entsteht Trubel und Chaos. Besonders wichtig ist ihr der Ruf des Hotels, der so einige Male ins Wanken gerät.

Rubio Alonso ist Kriminalkommissar bei der Policía Nacional. Verbrecher jagen und über mögliche Tathergänge nachzudenken ist ziemlich anstrengend. Deshalb verbringt Rubio seine Zeit lieber in Cafés und Restaurants, wo er sich den Bauch vollschlägt oder seinen Lieblingskräuterlikör Hierbas trinkt – das Ermitteln überlässt er lieber Santiago.

E I N L E T Z T E R D R I N K

Prolog

Bianca Toledo summte ein spanisches Lied, als sie an diesem strahlenden Morgen die Promenade im Pueblo des Cavernícolas hinaufstöckelte. Über ihr zogen einige Möwen kreischend ihre Bahnen. Wie weiße Farbsprenkel zierten die Wolken das endlos scheinende Blau des Himmels.

Sie ließ den Blick über die Berge und Klippen schweifen, deren blasser Stein mit grünen Tupfern übersät war. Die Luft roch frisch, trug das salzige, leicht fischige Parfum des Meeres mit sich.

Kurz blieb Bianca stehen, um sich im Schaufenster von Albas Boqueria zu betrachten. Wie so oft trug sie einen sommerlichen Leinenanzug. Darunter eine orangefarbene Bluse. Kurz richtete sie ihr Haar, kontrollierte, ob der Lippenstift auf ihre Zähne abgefärbt hatte, schob dann die Sonnenbrille hoch und winkte der älteren Supermarkt-Besitzerin hinter der Theke durch die Scheibe zu.

Dann wirbelte sie – beinahe tänzerisch – herum und schlenderte weiter ihrem heutigen Auftrag entgegen.

Genau deswegen würde dies ein guter Tag werden. Und genau deswegen hatte sie gute Laune. Denn heute würde wieder ihre Kasse klingeln. Endlich hatte sie die Immobilie ihres Kunden verkauft. Dabei freute Bianca sich in erster Linie nicht über das zu erwartende Geld. Obwohl ihr die Tatsache, dass diese Marie Holstein sich hier in Spanien nicht auskannte und einer Baranzahlung zugestimmt hatte, einen netten steuerfreien Bonus verschaffte. Aber nein. Es war etwas anderes, über das Bianca sich freute. Das Geld hatte sie nicht unbedingt nötig. Schließlich war sie eine der gefragtesten Maklerinnen in der Gegend und konnte sich vor Aufträgen kaum retten.

Nein. Es war die Tatsache, dass sie endlich diese Immobilie ihres Kunden verkaufte. Das ehemalige La Vista war schon viel zu lange auf dem Markt. Das lag vor allem daran, dass ihr Kunde schwierig war. Señor Martinez wollte unbedingt, dass der Käufer einen Anteil des Kaufpreises bar zahlte. Da war es schwierig, einen Interessenten zu finden, denn diese Praxis war … nicht ganz legal, und es hatte ihr bei jedem potenziellen Käufer viel Feingefühl abverlangt, dies anzusprechen.

Nicht so bei der jungen Deutschen Marie Holstein. Sie wollte diese Immobilie unbedingt haben. Wie auch immer, dachte Bianca Toledo, während sie nun die Tür aufsperrte. Sie war dieses Café und damit seinen Besitzer Martinez endlich los.

Wenn Bianca ehrlich war, hatte sie Angst vor ihm. Er war ein wohlhabender Mann, der mehrere Immobilien auf Mallorca besaß und sehr zurückgezogen lebte. Sie hatte ihn einige Male persönlich getroffen. Dabei waren ihr seine eisblauen Augen in Erinnerung geblieben, die sie wie ein Dolch durchbohrt hatten. Schon allein bei dem Gedanken an ihn überkam sie ein Frösteln, das sie von sich schüttelte, während sie auf die Theke zusteuerte.

Señor Martinez war schon etwas älter und hielt stark an seinen Prinzipien fest. Er erwartete viel, erlaubte keine Fehler und hielt mit seinem Unmut nicht hinterm Berg.

Mit einem Gefühl der Erleichterung zog Bianca Toledo eine Champagnerflasche aus der Tasche und stellte sie geräuschvoll auf den Tresen. Marie Holstein, die sie jeden Moment hier erwartete, würde auf ihre erste eigene Bar anstoßen wollen, während sie, Bianca Toledo, das Glas auf ein weiteres abgeschlossenes Geschäft und einen unangenehmen Kunden weniger erheben würde.

Geschäftig eilte sie in Richtung Terrassentür, die sie nun öffnete, damit etwas von der Meeresluft hereinkam und den Mief verscheuchte, der sich in den letzten Wochen und Monaten hier ausgebreitet hatte. Die Eingangstür hatte sie offen gelassen, damit ihre Kundin direkt eintreten konnte und damit die stickige Luft noch schneller verdrängt wurde.

Bianca Toledo ließ es sich nicht nehmen, auf die Terrasse zu treten und einen Blick auf den Berg zu werfen, der sich grün bewachsen aus dem Blau des Meeres erhob. Unter ihr rauschten die Wellen, brandeten gegen die Felsen. Das Wasser schimmerte türkis, schäumte weiß und glitzerte wie poliertes Kristallglas.

Eine warme Brise streichelte Biancas Wangen, spielte mit ihren Haaren. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Sie freute sich ehrlich für Marie Holstein, und sie war sich sicher, dass die junge sympathische Frau diesen Ort in etwas Außergewöhnliches verwandeln würde. Eine Bar, in die die Leute gern gingen. Sicherlich würde sie selbst auch das ein oder andere Mal herkommen und einen Cocktail trinken.

Bianca Toledo wandte dem weiten Blau des Horizonts den Rücken zu und betrachtete die Immobilie nun von außen. Es war ein Schmuckstück, wirklich perfekt gelegen und versprühte den mallorquinischen Charme wie kaum ein anderes Haus in Caví. Sie liebte Immobilien und das Geschäft damit. Sie liebte die Details der Häuser, die Ausgefallenheit der Architektur. Da Bianca sich teilweise auch auf hochpreisige Objekte spezialisiert hatte und viele dieser Häuser an den außergewöhnlichsten Orten zu finden waren, hatte sie Mallorca schon aus so vielen Winkeln gesehen wie kaum jemand anderes. Deswegen hatte sie sich immer wieder neu in diese Insel – und in ihren Job – verliebt.

Vergnügt vor sich hin summend betrat sie wieder das Innere des ehemaligen Cafés, schob sich die Sonnenbrille in die Stirn und widmete sich dem Inhalt ihrer Tasche. Sie hatte noch etwas Zeit bis zu ihrem Termin. Auf der Suche nach ihrer Lesebrille versank sie beinahe vollständig in ihrer Jute-Tasche. »Ha«, murmelte sie triumphierend und hielt das Brillenetui in die Höhe. »Hab ich dich.«

Sie setzte die Brille auf und zog ihr Handy hervor. Trotz der Sehhilfe musste sie das Smartphone etwas weiter von sich weghalten, um die Nachrichten lesen zu können. Sie musste dringend mal wieder zum Augenarzt – fürs Erste reichte es aber, die Schrift größer zu stellen.

Leise brummend scrollte sie durch die Textnachrichten, als erneut der Name aufflammte. Katarina.

Bianca Toledos Herz krampfte sich zusammen. Seit Tagen rief ihre Frau sie immer wieder an. Bianca Toledo schluckte das mulmige Gefühl herunter, das diese Anrufe inzwischen in ihr auslösten. Entweder rief ihre Frau sie an, um sie zu kontrollieren oder um sie wüst zu beschimpfen, wie sehr sie sie verletzt hatte. Dann weinte sie oft, ehe sie schluchzend auflegte.

Bianca war verzweifelt und wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte. Sie hatte sich schon unendlich viele Male bei Katarina entschuldigt. Hatte geschworen, dass es nie wieder vorkommen würde. Aber Katarina war ein jähzorniger, nachtragender Mensch. Tag für Tag geriet sie wegen der erlittenen Demütigung in Rage und steigerte sich mehr und mehr hinein.

Zittrig atmete Bianca aus, wartete, bis Katarina auflegte, obwohl sie wusste, dass ein fehlgeschlagener Anruf ihre Wut nur befeuern würde.

Lieber konzentrierte Bianca sich auf ihre Mails. Für ihren Anschlusstermin tippte sie noch einige Zeilen an den Verkäufer, den sie vertrat, dann legte sie das Smartphone auf den Tresen und widmete sich dem Vertrag, den sie für Marie Holstein vorbereitet hatte.

Sie hatte drei Ausfertigungen ausgedruckt und verteilte diese nun auf dem Tresen, legte einen Kugelschreiber auf den ersten Stapel und lief dann um die Bar herum. Irgendwo hier mussten doch bestimmt noch Gläser für den Champagner zu finden sein.

Sie warf einen kurzen Blick an die verspiegelte Wand hinter der Theke. Nur ein paar Spirituosen waren zurückgelassen worden und fristeten nun in ihren verstaubten Flaschen ein trauriges Dasein.

Bianca widmete sich den Unterschränken. Doch auch hier fand sie nichts. Geschäftig durchschritt sie die Türen zur Küche. Diese war ursprünglich ebenfalls blitzblank geputzt und leer geräumt gewesen, doch in der Zwischenzeit hatte sich wieder Staub angesammelt. In der Vorratskammer im hinteren Bereich wurde sie dann doch noch fündig.

Zwar waren es nur Pappbecher, aber die würden genügen. Freudig lächelnd ging sie mit beschwingten Schritten durch die Küche zu den Türen.

Da hörte sie, wie die Eingangstür zum Café ins Schloss fiel.

»Ah«, rief sie erfreut, als sie die doppelflügelige Tür aufdrückte. »Ich habe Sie bereits erwartet, Señora Holstein. Ich habe Pappbecher zum Anstoßen gefunden. Daraus schmeckt der Champagner bestimmt nur halb so gut, aber besser als –« Sie stockte, als sie den Bereich hinter dem Tresen betrat und sah, wer das Lokal betreten hatte.

Biancas Lächeln zuckte wie das Flackern einer Glühbirne, die mit einem letzten Rest Elektrizität aufglühte, bevor sie vollends erlosch. Sie räusperte sich. »Oh.« Sie lachte unbeholfen. »Was soll das hier werden?«

Der Mann war groß und hatte eine bullige Statur. Mit ihm hielt eine eisige Kälte Einzug in das Café. Er sagte nichts, stand nur da, vollkommen in schwarze Kleidung gehüllt.

Bianca schluckte und blickte in seine kalten grauen Augen. Sie sah ihn nicht zum ersten Mal. Er wollte ihr nur Angst machen – was ihm definitiv gelang. Aber sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben und ihm zeigen, dass sie sich fürchtete.

»Ich habe jetzt einen wichtigen Termin«, sagte sie und bemühte sich um einen schnippischen Tonfall, während sie unauffällig nach dem Handy zu greifen versuchte.

Da reagierte er. Seine Augen huschten von dem Gerät zu ihr. »Das würde ich lassen.« Er löste die Arme, die er hinter dem Rücken verschränkt hatte, und offenbarte ein langes Küchenmesser in seiner Hand. »Hände weg vom Handy.«

Bianca gefror in ihrer Bewegung. Das war neu. Ihr Atem stockte, während ihr Herz einen wilden Galopp hinlegte. »Was willst du von mir?«, stammelte sie ängstlich.

Der Mann grinste nur und kam auf sie zu.

1.Hinterrücks

Glücksgefühle durchfluteten Marie wie ein warmer Rausch. Sie sprudelte über wie eine Sektflasche, die man zuerst geschüttelt und dann vom Korken befreit hatte.

Auf diesen Tag hatte sie so lange hingefiebert! So hart hatte sie gearbeitet. Überstunden gemacht und gespart. Jetzt war es endlich so weit: Sie würde ihre eigene Bar kaufen. Und dann auch noch die, in die sie sich schon in ihrer ersten Zeit auf Mallorca verliebt hatte.

Erneut brandete die Freude in ihr auf wie die Wellen an den Felsen, die sie von hier aus hören konnte. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen. Weil sie schon früh aufgestanden war und nicht gewusst hatte, wohin mit ihrer überbordenden Aufregung, hatte sie einen langen Spaziergang unternommen. Deshalb lief sie nun von oberhalb der Promenade zum ehemaligen Café La Vista. Sie hatte einen kurzen Abstecher zu den Klippen gemacht, dorthin, wo die Jugendlichen des Dorfes noch immer gern ihre Partys feierten, obwohl dort einer von ihnen kürzlich den Tod gefunden hatte.

Jetzt war es nicht mehr weit. Sie konnte das La Vista bereits sehen.

Da langsam die ersten Lokale und Boutiquen ihre Türen öffneten und die Sonne immer höher stieg, füllte sich auch die Promenade stetig mit Touristen. Kinder rannten kreischend zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch. Gelächter und Gespräche von jungen Frauen und Männern erfüllten die immer wärmer werdende Luft. Paare hielten verliebt inne und küssten sich.

Kurz blieb Marie stehen, um den Kopf in den Nacken zu legen, die Augen zu schließen und den Tumult um sich herum und die Wärme der Sonnenstrahlen aufzusaugen. Im Hintergrund erhob sich immer wieder das Rauschen des Meeres.

Marie verspürte ein Flattern in der Brust. Sie würde täglich dem Klang der Wellen lauschen können, wenn sie ihren Gästen Cocktails und Snacks servierte. In ihrer eigenen Bar.

Eine Gänsehaut kribbelte über ihren Körper. Doch diese Gefühle, die sie wie ein warmer Schauer übermannten, starben jäh, als jemand sie unsanft anrempelte.

»He!« Erschrocken riss Marie die Augen auf, taumelte etwas zurück, stieß dabei gegen eine ältere Dame. »Bitte entschuldigen Sie«, keuchte Marie und ergriff geistesgegenwärtig die Oberarme der Frau, die sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Zum Glück war sie nicht gestürzt! Nachdem Marie sich kurz vergewissert hatte, dass es ihr gut ging, wandte sie sich um.

Ein hünenhafter, breit gebauter Mann eilte über die Promenade, schlängelte sich zwischen den Passanten hindurch. Er fiel sofort auf, weil er vollkommen in Schwarz gekleidet war. Sicherlich war er es, der Marie angerempelt hatte, denn er schien es ziemlich eilig zu haben.

Sie kniff die Augen zusammen. Wieso trug er bei dem Wetter so einen dicken schwarzen Kapuzenpullover – und Handschuhe? Oder war das einer dieser verrückten Sportler, die sich bei diesen Temperaturen so warm anzogen, um besonders viel zu schwitzen? Allerdings wirkte er nicht, als legte er eine Sporteinheit hin.

Merkwürdig, dachte Marie. Plötzlich überkam sie ein Schreck, und ihr wurde eiskalt. War er etwa ein Taschendieb, der ihre Unachtsamkeit ausgenutzt hatte?

Mit stolperndem Herzschlag ließ sie ihre Tasche von der Schulter gleiten und warf sofort einen Blick hinein. Sie wühlte zwischen ihren Habseligkeiten herum. Portemonnaie? Noch da. Marie atmete auf und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.

Noch einmal blickte sie sich um, über die Köpfe der Passanten hinweg, auf der Suche nach diesem seltsamen Mann. Doch er war verschwunden.

Sie hob die Schultern. Das ging sie nichts an. Sie sollte sich jetzt einfach nur auf ihre Bar konzentrieren und darauf, dass sie nun den Vertrag unterschreiben würde. Ein informeller Akt, der nur besiegelte, dass Marie und der Verkäufer sich auf die Art und Weise der Abwicklung einigten, ehe sie mit dem Notar den ganz offiziellen Teil des Kaufes abschlossen.

Jetzt stand sie vor dem ehemaligen La Vista und spürte, wie die Aufregung in ihrem Inneren erneut aufstieg. Marie atmete tief ein und aus und öffnete dann die Tür.

Sofort umwehte sie Zugluft. Die Terrassentür war ebenfalls geöffnet, fiel Marie auf. Eine von Meeresduft getränkte Brise strich ihr um das Gesicht. Sie hörte die Möwen jenseits der Terrasse schreien, lauschte dem Säuseln der Wellen weit unter der Immobilie.

Da war aber noch ein anderes Geräusch. Das Rascheln und Flattern von Blättern. Marie krauste die Stirn und senkte den Blick auf den Fliesenboden. Unzählige Papiere flatterten vom Tresen auf den Boden.

Langsam bückte sie sich, um eines aufzunehmen, das sich in ihre Richtung verirrt hatte. Sie krauste die Stirn. Sonderbar. Offenbar hielt sie gerade Teile des Vertrags in der Hand, den sie unterschreiben sollte. »Hallo?«, rief sie in den Raum und schauderte unversehens, als sie bemerkte, wie verloren ihr Ruf klang. »Bianca?«

Sie trat noch etwas weiter in den Gastraum. Ihr Blick erfasste die Tasche der Maklerin. Die große Shopper-Tasche aus Jute-Stoff hatte sie immer bei Bianca gesehen. Nun lag sie vor der Bar, und ihr Inhalt hatte sich auf dem Boden ergossen.

Erneut drang ein laues Lüftchen durch die geöffneten Terrassentüren, stob noch einmal Papiere auf und spielte mit dem Lippenstift auf dem Boden, der leicht vor- und zurückrollte.

Ein Widerstand bildete sich in Maries Kehle. Sie sah sich um. »Bianca?«, fragte sie noch einmal und hörte das Zittern in ihrer Stimme.

Langsam lief sie um den Tresen herum, trat dabei gegen etwas.

Erschrocken starrte Marie auf eine angebrochene Packung Pappbecher, die nun in Bewegung geriet. Als der Stapel Becher plötzlich gegen einen Fuß in einer mit Strasssteinen besetzten Sandale prallte, sog Marie scharf die Luft ein.

Auf weichen Knien stolperte sie nun hinter die Bar – und schlug sich die Hände vor den Mund. Ihr Atem stockte. Marie wollte schreien, brachte aber keinen Ton hervor. »Bianca?«, sagte sie mit rauer Stimme und starrte auf die bäuchlings auf dem Boden liegende Frau. Arme und Beine hatte sie von sich gestreckt. Die Haare ergossen sich wild um ihren Kopf.

Was Marie gänzlich die Luft aus den Lungen presste und sie trotz der warmen Temperaturen frösteln ließ, war das Küchenmesser, das in Bianca Toledos Genick steckte.

Sofort erfasste sie Panik. »O Gott!«, rief sie aus. »Hilfe! Hilfe!« Ihr Puls raste, und die Gedanken überschlugen sich. Sie war unfähig, sich zu bewegen.

Plötzlich befreite sich ein Gefühl von Entschlossenheit aus dem Chaos von Ohnmacht und Panik. »Marie, reiß dich zusammen«, befahl sie sich, atmete einmal tief ein und aus und trat dann auf die am Boden liegende Bianca Toledo zu.

Vielleicht lebte sie ja noch. Vielleicht konnte sie sie noch retten. Vorsichtig und auf Zehenspitzen trat Marie um die Maklerin herum und kniete sich dann neben sie. Sie legte ihre Hände auf den Rücken der Frau und spürte, dass ihr Körper noch immer warm war. Aber der Oberkörper hob und senkte sich nicht. Bianca Toledo atmete nicht!

Marie hielt die Luft an. Vielleicht konnte sie sie wiederbeleben? Widerwillig betrachtete sie das Messer im Nacken der Spanierin. Übelkeit erfasste sie.

Entschlossen schluckte sie dagegen an und legte zwei zitternde Finger an den Hals der Frau. Quälend langsam tropften die Sekunden dahin. War da ein Puls? Fühlte sie etwas? Machte sie das gerade überhaupt richtig? War das die korrekte Stelle?

Marie biss sich auf die Lippen, sah auf ihre Hand, dann auf das Messer und schließlich auf ihre Uhr. Verdammt noch mal! Das dauerte alles viel zu lange! Genickbrüche oder Verletzungen am Rücken waren schließlich nicht zwingend tödlich, wenn auch oft fälschlich davon ausgegangen wurde.

Auf das Messer starrend, fasste Marie einen Entschluss. Wenn sie Bianca wiederbeleben wollte, musste sie es tun! Mit zitternden Fingern umschloss sie den Griff. Sie atmete aus, kniff die Augen zusammen und zählte.

Eins, zwei, drei.

Sie drückte Biancas Schultern herunter und zog an der Klinge. Mit etwas Widerstand löste sich das Messer und fiel mit einem Klirren zu Boden.

Keuchend stieß Marie die Luft aus und drehte Bianca vorsichtig um. Ein merkwürdiges Glucksen ging durch den Körper der Frau. Marie erschauderte, zuckte zunächst zurück.

Nun konnte sie auch das Blut sehen, dass am Hals der Maklerin entlanggelaufen und auf den Boden getropft war. Es war nicht viel, nur eine kleine Pfütze, sodass Marie die Hoffnung hatte, dass Bianca Toledo tatsächlich noch lebte. Außerdem waren ihre Augen geschlossen. Vielleicht hing ihr Leben gerade wirklich noch an einem seidenen Faden.

Sollte sie den Kopf auf ihre Brust legen? Zögerlich beugte Marie sich vor, horchte erst an Biancas Mund, ob sie vielleicht den leisesten Hauch einer Atmung wahrnehmen würde. Nichts. Dann rang sie sich zähneknirschend dazu durch, das Ohr auf Biancas Oberkörper zu legen.

Marie erschauderte, als sie nichts außer Stille vernahm.

Eilig zog sie ihr Handy hervor und wählte den Notruf. Sie stellte das Gerät auf Lautsprecher und begann mit der Herzdruckmassage.

Quälende zwanzig Minuten dauerte es, bis ein Sanitäterteam durch die Tür des La Vista stürmte und Marie ablöste.

Inzwischen war sie vollkommen durchgeschwitzt. Ihre Arme und Beine zitterten, und sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Aber Bianca Toledo hatte nicht auf ihre Reanimationsversuche reagiert.

Die Sanitäterinnen umschwärmten den leblos daliegenden Körper. Bereits am resignierten Murmeln der beiden sah Marie sich in ihrer Vermutung bestärkt: Die Immobilienmaklerin war tot.

Mit nur wenigen Minuten Verzögerung trafen nun auch Rubio Alonso und Santiago Navarro von der Kriminalpolizei ein.

Während Rubio mit geschwellter Brust und erhobener Nase an Marie vorbeimarschierte, wobei er ihr nur einen abschätzigen Seitenblick zuwarf, zog Santiago Marie in eine tröstende Umarmung.

»Was ist passiert? Du siehst ganz blass aus! Willst du dich setzen?« Seine Hände glitten über ihre Wangen, er beugte sich etwas, um ihr in die Augen sehen zu können. Sein Blick, die Falten auf seiner Stirn zeugten von Sorge.

Keuchend japste Marie nach Luft, erleichtert, ihren Freund zu sehen. »Ich habe … habe versucht … sie wiederzubeleben«, stieß sie hervor.

»Komm.« Santiago schob sie sanft in Richtung Terrassentür, wobei er seinen Körper nutzte, um sie nun vor der Szene abzuschirmen.

»Wir haben bereits die Gerichtsmedizinerin verständigt«, hörte sie eine der Sanitäterinnen sagen, bevor das Rauschen der Wellen unten an den Klippen weitere Gesprächsfetzen übertönte.

»Okay, atme tief durch und versuche, mir zu erzählen, was passiert ist.«

Marie stützte die Hände auf die steinerne Brüstung der Terrasse. Während sie sich auf ihre Atmung konzentrierte – und darauf, nicht ohnmächtig zu werden –, starrte sie auf die spitzen Felsen, die einige Meter unter ihr ins türkise Meer tauchten.

Liebevoll rieb Santiago ihr über den Rücken. Er beugte sich nah zu ihr, ein aufmunterndes Lächeln zuckte zaghaft über seine Lippen.

Marie erwiderte seinen Blick, sah in seine dunklen Augen. Dann flüchtete sie sich in seine Umarmung. »Oh, Santiago«, schluchzte sie an seiner Brust. »Es war so furchtbar.« Sein dezenter Duft erinnerte Marie an das Gefühl, nach Hause zu kommen.

Er schloss sie fest in die Arme und strich ihr über das Haar. Zärtlich drückte er ihr einen Kuss auf den Scheitel.

Marie atmete noch einmal tief ein und löste sich von ihm. Sie wollte sich zusammenreißen. »Also, ich wollte mich doch heute mit Bianca treffen.« Sie schilderte ihm, wie sie das Lokal vorgefunden hatte … und dann auf Bianca gestoßen war. »O Gott …«, entfuhr es ihr dann. »Ich weiß, ich hätte sie nicht anfassen und nichts verändern dürfen, und es heißt auch immer, man soll ein Messer nicht aus einer Stichwunde ziehen, aber ich habe gedacht, ich könnte sie noch retten. Es tut mir leid.«

Santiago nahm ihr Gesicht in die Hände. Seine Haut war weich und warm. Er schüttelte den Kopf. »Schon okay, guapa. Meine Schöne. Du musst dich nicht entschuldigen. Du wolltest helfen.« Er machte eine kurze Pause, um ihr Zeit zu geben, sich zu beruhigen. »Erzähl mir genau, wie du Bianca vorgefunden hast.«

Marie schluckte die aufsteigenden Tränen herunter. »Sie lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht auf dem Boden.« Mit den Händen deutete sie auf ihren Nacken. »Sie hatte das Messer im Genick stecken. Deswegen habe ich es herausgezogen … Damit ich sie umdrehen kann, ohne dass es weiteren Schaden anrichtet.«

Santiago nickte. »Okay, und sie hat nicht mehr geatmet? Kein Puls?«

»Ich glaube nicht. Ich war mir nicht sicher, nur deswegen habe ich …«

»Ist in Ordnung, Marie. Du wolltest ihr Leben retten.« Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie ernst an. »Das macht nicht jeder, und dafür musst du dich nicht entschuldigen.« Er räusperte sich. »Ist dir sonst noch etwas Merkwürdiges aufgefallen? Hast du jemanden gesehen?«

Marie seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein. Es war niemand hier … nur ich … und …«

»Señora Holstein.« Rubio Alonsos Stimme unterbrach sie.

Santiago und sie wandten sich um. Der korpulente Ermittler stolzierte mit einem unangenehmen Lächeln auf sie zu. Er wirkte viel zu gut gelaunt in Anbetracht dessen, was hier geschehen war. »Ich habe einige Fragen an Sie!«

Santiago neben ihr reckte das Kinn. »Ich befrage sie bereits.«

Rubio kam vor ihnen beiden zum Stehen. Sein Hemd spannte gefährlich über seinen Bauch. Er hatte die Hände in die Anzugtaschen geschoben. Abschätzig betrachtete er sie, sah von Santiago zu Marie. »Sí«, sagte er gedehnt. »Als Zeugin oder als Verdächtige?«

Santiago krauste die Stirn, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder.

»Als Verdächtige?«, wiederholte Marie fassungslos und hob die Hände. »Ich habe nichts getan!« Das Herz sank ihr wie ein Stein in den Magen. Was geschah hier gerade? »Ich bin reingekommen, und da lag sie schon da.«

»Aha. Und wer kann das bezeugen?«

Marie brachte kein Wort heraus. Ja, wer konnte es bezeugen? Sie selbst wusste, dass Bianca Toledo kurz vor ihrem Erscheinen umgebracht worden sein musste, ihr Körper war noch warm gewesen. Und sie, Marie, war da gewesen. Allein. Und sie hatte das Messer angefasst und ihre Spuren überall verteilt. Sie hatte nicht nur den Tatort kontaminiert, sie hatte sich offenbar nun auch verdächtig gemacht. Marie wurde die Kehle eng.

»Rubio, du glaubst doch wohl nicht …«, setzte Santiago an.

»Es spielt keine Rolle, was wir glauben.« Sein Vorgesetzter versuchte erfolglos, sich ein hämisches Grinsen zu verkneifen. »Die Beweise spielen eine Rolle, mein werter junger Kollege.«

Marie spürte, wie Santiago sich anspannte und die Hände zu Fäusten ballte.

Rubio wandte sich an sie und zog seinen Gürtel über den ausladenden Bauch. »Sie sollten uns auf das Revier begleiten, Señora Holstein.«

2.Erdrückende Beweislast