Karl Ludwig Schweisfurth
Der Metzger,der kein Fleischmehr isst ...
In Zusammenarbeitmit Claus-Peter Lieckfeld
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2014 oekom verlag MünchenGesellschaft für ökologische Kommunikation mbH,Waltherstraße 29, 80337 München
Abbildungen: S. 37: Color-Partner, Gelsenkirchen; S. 41: Foto Röse, Berlin; S. 44: Fotostudio Jürgen Querbach, Wesseling;S. 69: Greenpeace, Rodrigo Baleia; S. 168: Emil Perauer, Salzburg; S. 222, S. 226: Jens Bruchhaus, München; alle anderen: Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Schweisfurth-Stiftung, Privatarchiv Karl Ludwig Schweisfurth.Lektorat: Sebastian Hofmann & Dr. Manuel SchneiderKorrektorat: Katrin Horvat
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86581-592-7
Inhalt
Geleitwort von Karl Ludwig Schweisfurth
Vorwort von Sarah Wiener
Kapitel 1Drei Meter fünfzig über dem Boden
Kapitel 2Das Auto, das (m)eine Geschichte erzählt
Kapitel 3Der Leopard, die Ziege, der Sauerbraten und ich
Kapitel 4Mit Else fing alles an
Kapitel 5Ein schmerzliches NEIN
Kapitel 6Ein Fastentag in Marbella – oder »Esprit« heißt Witz
Kapitel 7Es war einmal ein Wunderland …
Kapitel 8Gedanken an der Klagemauer
Kapitel 9Das Lied von der Erde, Mahler und die Regenwürmer
Kapitel 10Spaziergang durch Herrmannsdorf mit einem Meisterdenker
Kapitel 11Mein letzter Tafelspitz … auswärts
Kapitel 12Eisbein mit Kant
Kapitel 13Heidebild – mehrdimensional
Kapitel 14Eine ziemlich kurze Rede zum Beschluss oder The proof of the pudding is in the eating
Die Autoren
Geleitwort
Ich habe schon in frühen Jahren meines Lebens angefangen, Ereignisse und Begebenheiten, die mir wichtig erschienen und die mich in positiver oder negativer Weise berührt haben, aufzuschreiben. Diese Aufzeichnungen, Schriften, Bücher und Gespräche hat Claus-Peter Lieckfeld in sprachlich lebendiger und anregender Weise zu diesem Buch zusammengefasst.
Ich kenne und schätze Claus-Peter Lieckfeld, einen ökologisch inspirierten Wissenschaftsjournalisten der ersten Stunde, seit sehr vielen Jahren und habe in der Vergangenheit oft und gerne mit ihm zusammengearbeitet. So kennt er sehr genau meine Gedanken zum Umgang mit der Natur, besonders bei der Erzeugung von »Lebens-Mitteln«, wie sie in Herrmannsdorf beispielgebend praktiziert werden.
Es war mir ein Anliegen, meine Gedanken und Erfahrungen zum Leben und zu den »Lebens-Mitteln« in 14 Geschichten und Stationen zu beschreiben, um meinen langen Weg vom handwerklichen Metzger, über den Fleischindustriellen zum »aufgeklärten« Metzgermeister und »Auswärts-Vegetarier« erfahrbar zu machen.
Karl Ludwig SchweisfurthMünchen, Februar 2014
Vorwort
Als ich zum ersten Mal von Karl Ludwig Schweisfurth und seiner Lebensgeschichte hörte, von seinem Weg vom Fleischfabrikanten zum Öko-Bauern und Auswärts-Vegetarier, dachte ich: Das klingt wie der Stoff, aus dem Hollywood seine Filme macht. Tatsächlich konnte ich mich bei einem Besuch in Herrmannsdorf davon überzeugen, dass Herr Schweisfurth keine Fiktion eines fantasievollen Drehbuchautors ist, sondern ein sehr realer, bodenständiger Mann – im wahrsten Sinne des Wortes: Was Karl Ludwig Schweisfurth und mich eint, ist die Liebe und Verbundenheit zum Boden, der uns nährt, dessen Leben Voraussetzung ist für alles Leben auf der Erde. Als wir durch Herrmannsdorf gingen und er mir sein Verständnis von Landwirtschaft darlegte, hatte ich sehr stark das Gefühl, eine verwandte Seele getroffen zu haben. Freilich eine, die bereits verwirklicht hat, wovon ich noch träume: einen eigenen Bauernhof mit angeschlossenen Verarbeitungsbetrieben, in dem mit, nicht gegen die Natur gewirtschaftet wird und ethische Aspekte eine herausragende Rolle spielen. Ich war sehr beeindruckt von seiner Vision, die Idee von Herrmannsdorf in andere Ecken der Welt zu »exportieren«, um dort »Leuchttürme« zu bauen, die aus dem Meer der industrialisierten Landwirtschaft herausragen.
Sich mit Karl Ludwig Schweisfurth über die Zukunft der Agrarwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu unterhalten, ist eine Quelle der Inspiration. Seine Idee von der »Symbiotischen Landwirtschaft«, in der alle Organismen – Pflanzen, Tiere, Kleinstlebewesen, Menschen – in gegenseitigem Nutzen zusammenleben und -wirken, klingt heute für einige nach einer weltfernen Öko-Utopie. Doch wer so denkt, übersieht, dass die Zeiten, in denen die Lebensmittel noch im Einklang mit der Natur produziert wurden, in denen noch alles »öko« war, erst seit wenigen Jahrzehnten vorbei sind. Das derzeit vorherrschende Modell der Agroindustrie mit ihren Monokulturen, ihrem Kunstdünger und ihren Hybridnutztieren, ihrem Konzept des »Wachse oder weiche«, bei dem globale Konzerne nicht davor zurückschrecken, sich unser aller Erbe, das Saatgut, anzueignen, ist ein vergleichsweise modernes Phänomen – und doch hat diese Idee der Landwirtschaft keine Zukunft. Dieses System, das Lebensmittel produziert, aus denen das Leben systematisch entfernt wird, ist in eine Sackgasse geraten, denn es verschwendet Ressourcen, schafft Ernährungsungerechtigkeiten und zerstört unsere Böden.
Karl Ludwig Schweisfurth hat gezeigt: Es gibt eine Alternative zu Massentierhaltung und Monokulturen. Es ist möglich, Tiere von der Geburt bis zur Schlachtung respektvoll zu behandeln und dabei trotzdem Gewinne zu erzielen. Es ist möglich, wenn man auf kleine, heterogene Einheiten setzt, in Kreisläufen wirtschaftet und handwerklich arbeitet. Der Weltagrarbericht hat uns auf globaler Ebene ein ähnliches Rezept verordnet, ein Rezept für eine Landwirtschaft, die alle Menschen ernährt – heute und zukünftig.
Überhaupt tun wir gut daran, das Handwerk wieder zu entdecken und wertzuschätzen. Karl Ludwig Schweisfurth hat seine handwerklichen Wurzeln nie vergessen: Er war schon lange Chef eines milliardenschweren Fleischimperiums, als er seine Meisterprüfung als Metzger ablegte. Während in der industriellen Fertigung alles immer möglichst gleich sein muss, macht beim (Kunst-)Handwerk gerade das Individuelle den Reiz aus. Bei mir schmeckt beispielsweise der Kartoffelsalat jedes Mal anders, je nachdem welche Kartoffelsorte ich verwende, welche Kräuter ich gerade vorrätig habe, wie viel von welchem Gewürz ich beigebe. Demgegenüber schmeckt ein industriell gefertigter Kartoffelsalat aus dem Supermarkt immer gleich. Wir haben uns von der Lebensmittelindustrie davon überzeugen lassen, dass das so sein soll, dass wir Verbraucher das so wollen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist unser Geschmackssinn, weil wir die Vielfalt nicht mehr kennen und schon gar nicht mehr zu schätzen wissen. Das ist beim Kartoffelsalat nicht anders als bei der einzelnen Tomate oder eben bei Wurst und Fleisch.
»Warmfleischmetzgerei« heißt das alte, handwerkliche Modell, das Karl Ludwig Schweisfurth propagiert. Dabei wird das Fleisch direkt nach der Schlachtung, solange es noch warm ist, weiterverarbeitet. Ich verspreche Ihnen: Wenn Sie jemals in Herrmannsdorf eine Bratwurst oder ein Schnitzel gekostet haben, wollen Sie niemals mehr Fleisch aus anderer Produktion essen. Es ist einfach köstlich! Ich bin davon überzeugt, dass dies nicht nur an der Art der Fleischverarbeitung liegt. Man schmeckt, dass die Tiere mit Achtung vor der Kreatur aufgezogen, bis in den Tod liebevoll begleitet und stressfrei geschlachtet wurden. Man schmeckt die Achtsamkeit, die hier den Lebensmitteln und damit dem Leben selbst entgegengebracht wird.
Was mich auf meinem Weg durch die Herrmansdorfer Landwerkstätten im Hinblick auf meine eigene Arbeit stark inspiriert hat, ist: Es geht auch anders! Wir können eine Landwirtschaft denken und leben, die Kooperation und Harmonie vor Konkurrenz und Ausbeutung setzt, die keinen Krieg führt gegen sich selbst, gegen die Natur und ihre Gesetze.
Wir können Landwirtschaft noch einmal neu erfinden!
Ich freue mich sehr, dass Karl Ludwig Schweisfurth seine Erfahrungen und Erkenntnisse zu Papier gebracht hat. Mit diesem Buch halten Sie einen ungewöhnlichen Einblick in den Werdegang eines ungewöhnlichen Menschen in den Händen. Karl Ludwig Schweisfurth schreibt sehr offen. Er lässt seine Leserinnen und Leser freimütig an seiner Familiengeschichte, an seinem Leben als Sohn, Vater, Unternehmer, Kunstliebhaber und Öko-Bauer teilhaben. Dabei spart er nicht mit Selbstkritik, berichtet von so mancher Sackgasse, in die er geraten ist, von den Irrwegen, denen er in seinem ereignisreichen Leben folgte. Aus Rückschlägen und Fehlern hat er stets gelernt und darauf seine Erfolge aufgebaut. Wem wäre das fremd?
Indem Karl Ludwig Schweisfurth mit uns seine faszinierende Lebensgeschichte teilt, uns mit seinem Fachwissen und seiner praktischen Erfahrung vertraut macht, entsteht bei uns Lesern der Wunsch, ein mindestens ebenso sinnvolles Leben zu leben, ein Leben, welches in enger Verbindung steht mit allen anderen Mitgeschöpfen und der Natur, in der und von der wir alle leben.
Und wer weiß: Vielleicht findet sich ja tatsächlich ein Hollywood-Studio, das Schweisfurths Lebensweg verfilmt und seine Ideen so einem internationalen Millionenpublikum bekannt macht. Vielleicht entsteht daraus eine Massenbewegung, die auf globaler Ebene ein anderes, menschlicheres System ermöglicht, ein System, welches zukunftsfähig denkt und lebt. Das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten.
Die Körner für eine fruchtbare und wünschenswerte Saat sind jedenfalls gesät; mögen sie zahlreich aufgehen und in Schönheit gedeihen!
Sarah Wiener, Dezember 2013
Kapitel 1
Drei Meter fünfzigüber dem Boden
»Reicht es eigentlich nicht, du alter Knochen?!«
In meinen 30ern und 40ern war ich Europas größter industrieller Fleischproduzent und zeitweilig Präsident der Europäischen Fleischwarenindustrie. 1986 gründete und gestaltete ich ein Zentrum für nachhaltige, ökologische »Lebens-Mittel« in Herrmannsdorf bei Glonn, in der Nähe von München. Und kurz zuvor, 1985 – im selben Jahr, in dem ich die Herta Artland Dörfler GmbH & Co. KG verkaufte – gründete ich eine Stiftung, die sich der Suche nach Auswegen aus der ökologischen Krise insbesondere in der Landwirtschaft verschrieben hatte. Einer Suche entlang der Leitfrage: Was führt zu einem achtsamen Umgang mit Tieren, mit den Böden und mit den Menschen? Anfang meiner 70er, vor mehr als zehn Jahren, bin ich auch noch Lehrstuhlinhaber geworden.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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