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Attlia, der grausame Herrscher der Hunnen, vertreibt Arc Doorn aus Burgund – und bringt ihn so aber auch auf die Spur des Steins der Weisen. Dieser Stein ist aus einem ganz besonderen Metall… Seit fast zweieinhalb Jahrtausenden lebt Arc Doorn unerkannt auf der Erde. Wir werden Zeuge, wie er Menschen begegnet, die Geschichte schrieben.
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Seitenzahl: 144
Der Mysterious
Band 3
Attila
Roman von
Achim Mehnert
nach einem Exposé von
Hajo F. Breuer
Inhalt
Titelseite
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
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T93
Impressum
Prolog
Je mehr Arc Doorn mir erzählte, desto klarer wurde mir, daß meine anfänglichen Vermutungen nicht aus der Luft gegriffen waren. Sein Weg durch die menschliche Geschichte war viel zu lang, seine Schilderungen zu umfangreich, um in ein einzelnes Buch zu passen. Inzwischen bin ich beim dritten Band angelangt, und es ist kein Ende in Sicht.
Jede Episode, die Doorn preisgab, steigerte meine Neugier nur noch weiter, statt sie zu befriedigen. Natürlich dachte ich immer noch daran, seine persönliche Geschichte einst zu veröffentlichen, damit alle Menschen daran teilhaben könnten. Doch ich mußte zugeben, daß inzwischen ein weiterer Faktor hinzukam. Ich war einfach gespannt, wie es weiterging. Ich bin zwar kein ausgesprochener Geschichtsexperte, kenne mich aber zumindest ganz gut in der menschlichen Historie aus. Nun, da sie mir aus einem anderen Blickwinkel, aus einer persönlichen Warte geschildert wurde, kam sie mir viel plastischer und greifbarer vor, als das je bei der Lektüre eines Buchs oder dem Studium eines Holoberichts der Fall war.
Zudem begann mich der Mensch Arc Doorn immer mehr zu faszinieren. Von seiner früheren Distanziertheit war bei unseren gemeinsamen Stunden nichts mehr zu spüren. Ich hatte ihn stets für einen Mann gehalten, der sich zwar wie kein anderer in fremde Technologien hineinversetzen konnte, den sozialen Umgang mit anderen Menschen dabei aber zu kurz kommen ließ.
Welch ein Irrtum!
Seine Erlebnisse in beinahe zweieinhalbtausend Jahren auf der Erde hatten ihn viel sensibler gemacht, als sich das jemand, der ihn nicht näher kannte, überhaupt vorstellen konnte. Und ich bildete mir durchaus ein, ihn mittlerweile recht gut zu kennen. Wie sich ein Mensch verhält, sagt viel über ihn aus. Ich erfuhr, wie er sich in Abschnitten der irdischen Geschichte verhalten hatte, die heute in den Büchern standen.
Wenn ich vom Menschen und nicht vom Worgun Arc Doorn rede, ist das keine Bequemlichkeit. Seine Herkunft ist unleugbar, ebenso aber auch die Tatsache, daß er eine Entwicklung durchgemacht hat, die ihn vom Wesen her immer mehr zu einem Menschen gemacht und seinem eigenen Volk entfremdet hat.
Dabei sah es anfangs natürlich noch nicht danach aus, daß das jemals geschehen könnte. Er hätte die Erde lieber heute als morgen wieder verlassen, und nach dem Absturz eines Ringraumers im Jahre 326 vor Christus sah er sogar eine reelle Chance dazu. Wohl jeder in seiner Lage hätte sich auf die Suche nach diesem Schiff gemacht, das im Himalaja niedergegangen war. Die einfachen Menschen der damaligen Zeit hielten das vom Himmel gefallene Feuerrad für ein göttliches Zeichen, zumal es ausgerechnet auf den Mount Everest gefallen war, den Sitz der Götter.
Nach einigen Strapazen gelang es Arc Doorn, dessen Geburtsname einst Arcdoorn lautete, den Ringraumer in Eis und Schnee zu finden. Es war ein 180 Meter durchmessendes Schiff damals neuester Bauart. Seine Hoffnungen, es für eine Flucht von dem Tabuplaneten Erde zu benutzen, zerplatzten jedoch wie eine Seifenblase. Der Raumer war nämlich ertobit.
Dafür entdeckte Doorn den einzigen Insassen des Schiffes. Es handelte sich um den Worgunmutanten Potrek, der die Gestalt eines Biïken angenommen hatte. Diejenigen, die dieses Volk nicht kennen, möchte ich auf Doorns weitere Schilderung der Ereignisse vertrösten. Er wird doch wieder auf ihn eingehen. Nur soviel: Potrek sah aus wie der leibhaftige Teufel, so wie der Satan, den uns die Überlieferung schildert.
Doorn rettete Potrek, der einer Organisation von extrem langlebigen Worgunmutanten angehörte, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Geheimnisse der Balduren aufzuspüren. Mit dieser Macht wollten sie sich zu Herrschern über die anderen Worgun aufschwingen. Potrek war einer der Anwerber dieser Organisation, deren nächster Kandidat der ebenfalls mutierte Arcdoorn war.
Bei seinem Flug zum Tabuplaneten wurde der falsche Biïke von einem Ringraumergeschwader gestellt und durch die halbe Galaxis gejagt. Zwar gelang es ihm, seine Verfolger abzuschütteln, doch als er Terra erreichte, waren sämtliche Energievorräte aufgebraucht. Er brachte gerade noch eine halbwegs sichere Landung zustande, war nun aber ebenso wie Doorn auf der Erde gestrandet. Seine einzige Hoffnung war, in Einschlagkratern von Meteoriten Tofirit zu finden. Oder Ala, wie die Worgun das Superschwermetall nennen, mit dem sie ihre Ringraumer betreiben.
Von Anfang an plante Potrek, sich die Menschen, die er für geistlose Primitive hielt, untertan zu machen. Er nutzte sein überlegenes Wissen, um sich schon bald als Gott verehren zu lassen. Doorn war zunächst unentschlossen, wie er sich verhalten sollte, doch schließlich kam es, wie es kommen mußte. Er stellte sich offen gegen Potrek und machte ihn sich damit zum rücksichtslosen Feind. Es gab einen Kampf, und Doorn nahm an, Potrek sei tot.
Nun machte er sich selbst auf die Suche nach Ala, lebte mal hier und mal dort, um vor den Menschen zu verbergen, daß er nicht alterte. Im Laufe der Zeit erfuhr er immer mehr über das römische Weltreich. Wenn ihm eine Zivilisation bei seiner Suche behilflich sein konnte, dann die der Römer. So reiste er nach Rom und suchte die Bekanntschaft des Philosophen Seneca, mit dem er sich rasch anfreundete. Durch ihn lernte er Kaiser Nero kennen und erfuhr von dessen Berater Potrecius.
Potrek – da war Doorn sicher. Der Mutant lebte noch.
Tatsächlich entdeckte er seinen Feind, der seine eigenen Ränke schmiedete. So gelang es Potrek, Rom in Brand setzen zu lassen. Die genauen Umstände sind in meinem zweiten Buch nachzulesen, doch ich muß zugeben, daß ich selbst immer noch ein wenig ungläubig davorstehe.
Der Brand Roms war das Werk eines Außerirdischen, der auf den rauchenden Trümmern der Stadt ein Weltreich errichten wollte – und nur durch das beherzte Eingreifen eines anderen Außerirdischen daran gehindert werden konnte!
Ich bedaure unserer Historikerzunft, die viele Bücher wird umschreiben müssen, sollten diese Aufzeichnungen jemals veröffentlicht werden.
Wenig später verließ auch Doorn die Stadt Rom, um sich an die Verfolgung seines Feindes zu machen. Wenn es Potrek nämlich gelingen sollte, Ala zu finden und seinen Ringraumer wieder in Betrieb zu nehmen, wäre das einer Katastrophe für die Menschheit gleichgekommen.
Doch auch hier will ich nicht vorgreifen.
Ich lasse lieber Arc Doorn wieder selbst zu Wort kommen. Schließlich war er Augenzeuge all der im folgenden geschilderten Ereignisse.
Bert Stranger, an Bord der POINT OF im Dezember 2062
1.
Worms, im Frühjahr 436 heutiger Zeitrechnung
Gemessenen Schrittes ging Arc Doorn durch den gewölbten Kuppelgang, der das Atrium der Schule mit den im Innenhof gelegenen Gärten verband.
Die Architektur des Burgunderreiches war stark römisch geprägt, die meisten Bauwerke bestanden aus Stein, auch wenn es in Worms noch viele Holzbauten germanischer Prägung gab, die auf den Einfall der Goten zurückzuführen waren.
Eine Zeit des Friedens hatte seit der Gründung des Burgunderreiches vor 23 Jahren anno 413 geherrscht.
Damals hatte der weströmische Kaiser Honorius den Burgundern das Gebiet links des Mittelrheins mit dem Zentrum Worms vertraglich zugesichert.
Jahre des Wachstums und des Wohlstands waren gefolgt. Das aufstrebende Reich hatte den Worgun in seiner menschlichen Gestalt magisch angezogen, nachdem er der römischen Dekadenz entflohen war.
Doch nun zeichneten sich dunkle Wolken am Horizont ab. Arcus Doornum, wie er sich hier nannte, seufzte. Der Einfall der Burgunder in die römische Provinz Belgica im vergangenen Jahr stellte einen Vertragsbruch dar, den sich die Römer nicht gefallen lassen würden. Der Bruch des Friedens mit Rom würde eine Strafexpedition nach sich ziehen, daran zweifelte er nicht.
Die Zukunft hing davon ab, wie sich König Gundikar verhielt, der nie einen Hehl daraus gemacht hatte, daß er die römischen Heere nicht fürchtete.
Sie waren weit weg, und wenn sie wirklich kamen, konnten sie nicht besonders stark sein, da sie über das gesamte Reich verstreut waren, das seit dem Beginn der großen germanischen Wanderungen niemals richtig zur Ruhe gekommen war.
Arc Doorn schüttelte den quälenden Gedanken ab. Eine angenehme Ruhe umgab ihn, die er nicht gern hinter sich gelassen hätte. Er fühlte sich wohl in dieser Schule, in seiner Schule, in der er adlige Knaben in Lesen und Schreiben, Rechnen und Philosophie unterrichtete.
Soweit es ihm möglich war, hielt er sich aus der Politik heraus.
Mit ihr hatte er in den vergangenen beinahe 800 Jahren genug schlechte Erfahrungen gemacht. Statt dessen widmete er sich schöngeistigen Dingen und seiner Gefährtin Lokhild.
Drei Jahre lebte er nun in Worms, und er hatte keinen Tag davon bereut.
Er drehte den Kopf und betrachtete die schöne blonde Frau, die neben ihm durch einen Torbogen schritt. Ihr bezauberndes Lächeln hätte jedem irdischen Mann auf der Stelle den Kopf verdreht, doch sie interessierte sich nur für ihn, eine Tatsache, die Arc Doorn stets geschmeichelt hatte.
Er fragte sich, wie sie reagiert hätte, wenn sie sein wahres Alter erfahren hätte. Oder gar, daß er nicht von der Erde stammte, sondern von einem anderen Planeten. Wahrscheinlich hätte sie diese Tatsachen gar nicht richtig begriffen, obwohl sie eine recht gebildete Frau war.
»Du bist so schweigsam«, sagte sie nachdenklich. »Wieder einmal tief in Gedanken versunken?«
»Es gibt ein paar Dinge, die mir durch den Kopf gehen«, antwortete er wahrheitsgemäß.
»Willst du sie mir nennen?« Ihr Haar schimmerte seidig in der Sonne, als sie gemeinsam in einen Hof traten. Ihr schlanker, wohlgeformter Körper warf einen tanzenden Schatten. Apfelbäume, an denen sich Triebe und erste Blüten zeigten, säumten ein grasbewachsenes Rondell. Ein paar von Arc Doorns Schülern hielten sich hier auf und führten gedämpfte Diskussionen. Es war eine Idylle, doch sie täuschte.
»Ein anderes Mal«, wich er aus. »Bald beginnt die nächste Unterrichtsstunde.«
»Nun komm schon.« Lokhild gab nicht so schnell auf, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Das hatte ihm stets an ihr gefallen. Mit einem Ruck blieb sie stehen. »Ich will wissen, was dich belastet.«
Arc Doorn schaute zu den flanierenden Schülern hinüber. Ihr Respekt ihm gegenüber verbot ihnen, Neugier zu zeigen, weil ihr Lehrer einer Frau den Zutritt zur Schule gestattete. Ansonsten waren die Gebäude nämlich allein Männern und Knaben vorbehalten.
»Vielleicht sollten wir weggehen.«
»Weggehen?«
Arc Doorn nickte. »Worms verlassen, meine ich. Ich erkenne dunkle Schatten am Horizont, die mir nicht gefallen. Ich möchte nicht, daß du in Gefahr gerätst.«
Verständnislos schüttelte Lokhild den Kopf. »Ich kann nicht so einfach weggehen. Du weißt, daß meine Eltern in dieser Stadt leben, und meine Geschwister ebenfalls. Ich kann sie doch nicht verlassen.«
Nein, das konnte sie nicht. Zu gut kannte Arc Doorn die enge Familienbande, die seine Gefährtin mit ihren Leuten verband. Manchmal vergaß er diese Tatsache, weil er selbst nie ähnlich empfunden hatte. Er war ein Wanderer zwischen den Welten und Zeiten, ruhelos unterwegs seit Jahrhunderten, und eines Tages, davon war er überzeugt, würde er sogar diesen Planeten wieder verlassen.
»Wir könnten deine Familie mitnehmen und in eine andere Stadt ziehen.«
Lokhild sah ihn aus ihren braunen Augen verständnislos an.
»Wozu?« Ohne es zu ahnen, hatte sie natürlich recht. Der Umzug in eine andere Stadt würde nichts bringen, wenn es wirklich zum Krieg kam. Wenn Worms gefährdet war, waren es Mainz, Speyer und die kleineren Ansiedlungen ebenso. Arc Doorn versuchte sich einzureden, daß er sich unnötige Sorgen machte.
Wie berechtigt diese jedoch waren, zeigte sich, als aufgeregte Rufe und die Geräusche schwerer Schritte erklangen.
*
Ungläubig sah Arc Doorn der Gruppe entgegen, die sich ihm und seiner Gefährtin näherte. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Stadtbewohnern, von den die meisten in grobes Leinen gekleidet waren, trugen die Männer schwere, martialisch aussehende Rüstungen und waren bewaffnet. Er erkannte Saxe an ihren Hüften baumeln, einschneidige, dem Nahkampf dienende Kurzschwerter.
Verschüchtert zogen sich die Schüler aus dem Hof zurück.
Auch wenn Arc Doorn dem Anführer der ungefragt eindringenden Männer noch nie begegnet war, wußte er auf den ersten Blick, mit wem er es zu tun hatte.
Mit König Gundikar persönlich. Und seine Eskorte bestand aus Rittern, die gemeinsam mit ihm gegen die Römer zogen. Anscheinend hatten sie ihre Pferde außerhalb der Schulmauern gelassen. Eine Horde Wormser Burgwachen befand sich in ihrem Gefolge.
Arc Doorns Gedanken überschlugen sich. Die Situation hatte beinahe etwas von einem Überfall, und das gefiel ihm überhaupt nicht, bedeutete es doch, daß es sich nicht um einen Freundschaftsbesuch handelte.
»Ich heiße Euch willkommen, König Gundikar«, begann er ehrerbietig, eine knappe Verbeugung andeutend. »Es ist mir eine Freude und Ehre, Euch in dieser Einrichtung begrüßen zu dürfen.«
Gundikar war eine kräftige Erscheinung von knapp fünfzig Jahren mit einem herrischen Auftreten.
Jeder seiner Bewegungen war anzusehen, daß er ein Mann war, der nicht nur Entscheidungen traf, sondern sie auch selbst in die Tat umzusetzen pflegte. Damit unterschied er sich von vielen dekadenten Römern, die Arc Doorn kennengelernt hatte. Entschlossenheit war in seinen Zügen zu erkennen.
»Daran zweifle ich.« Der Herrscher des Burgunderreiches blieb wenige Meter vor ihm stehen. »Jedenfalls nach dem, was ich über dich hörte, Arcus Doornum.«
Diesen Namen trug der Worgun, seit er sich erstmals als römischer Bürger ausgegeben hatte.
Jeder hier hielt ihn für einen waschechten Römer, zumal er als Obergewand stets eine Toga trug.
Er registrierte, wie Lokhild an seiner Seite ängstlich zusammenzuckte und sich an ihn klammerte. Für eine einfache Bürgerin grenzte es beinahe an ein Wunder, dem eigenen König persönlich gegenüberzustehen.
Arc Doorn, der bereits verschiedene andere Herrscher kennengelernt hatte, die von einem ganz anderen Kaliber gewesen waren als Gundikar, ließ sich hingegen kein bißchen einschüchtern.
»Es erstaunt mich, daß man andernorts über mich berichtet. Was habt Ihr denn gehört?«
»Daß du heidnische Reden führst«, antwortete einer der Ritter anstelle seines Königs.
»Das muß ein Irrtum sein.«
»Leugnest du, der Vielgötterei den Mund zu reden?«
Eine harsche Entgegnung lag Arc Doorn auf den Lippen.
Er glaubte an überhaupt keine Götter, weder an den der Christen noch an die zahlreichen der Römer oder Griechen.
Doch auch diese Aussage hätte ihn leicht den Kopf kosten können, zumindest jedoch seine gesellschaftliche Stellung und seine Lehrerfunktion.
»Ich leugne es entschieden«, sagte er mit einem gespielten Anflug von Unterwürfigkeit.
Gundikar verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist denn dran an den Geschichten, daß du die Lehren Aristoteles’ oder Senecas verbreitest?«
»Ich lehre ihre Erkenntnisse. Beide waren Wissenschaftler und große Philosophen, deren Wissen die Zeiten überdauern wird.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Natürlich tue ich das.« Arc Doorn mit seinem den Menschen in vielen Bereichen weit überlegenen Wissen verstand die engstirnige Sichtweise nicht, die den Nachlaß dieser großen Geister, ihre Werke über Logik und Erkenntnistheorie, Politik, Ethik und Rhetorik sowie weitere Disziplinen ignorierte – obwohl sie der gesamten Menschheit einen Quantensprung würden bescheren können, wenn sie nur darauf einging.
»Dann sage ich dir, daß du auf einem gefährlichen Irrweg wandelst.« In Gundikars Augen blitzte es bedrohlich. »Ich unterstelle dir keinen bösen Willen, trotzdem sind die Lehren, die du vertrittst, gefährlich. Sie verkünden das Weltbild der Heiden, das Gott nicht gefällt. Du willst doch wohl nicht wider Gott reden?«
Die Politik hatte ihn wieder eingeholt. Arc Doorn seufzte. Deutlich spürte er Lokhilds bebenden Körper, die es nicht wagte, auch nur ein Wort zu sprechen.
»Was erwartet Ihr von mir?«
»Eine Frage, die deiner unwürdig ist, würde ich nach allem, was ich über dich erfahren habe, sagen. Du wirst aufhören, deine irrigen Lehren zu verbreiten. Dies ist keine Bitte.«
Einer der Ritter trat heran und flüsterte Gundikar etwas zu, was Arc Doorn nicht verstand.
Als er wieder den Kopf hob, nickte der König. »Ich habe keine Zeit, mich nun weiter mit dir zu beschäftigen, Arcus Doornum, denn wir müssen aufbrechen. Doch sobald ich von meinem Kampf gegen die römischen Legionen zurückkehre, werde ich mich persönlich davon überzeugen, daß du meinen Worten Folge leistest.«
Unmerklich atmete Arc Doorn auf. Das ließ ihm eine Frist, die er ausnutzen mußte.
Nun blieb Lokhild gar nichts anderes mehr übrig, als mit ihm aus der Stadt wegzuziehen. Jedenfalls war er nicht bereit, sich Gundikars Wünschen zu beugen.
»Du wirst während meiner Abwesenheit die Stadt nicht verlassen«, fuhr der König fort, als könnte er Arc Doorns Gedanken lesen.
»Das werde ich nicht.«
»Natürlich nicht.« Gundikars Unterton verhieß nichts Gutes, dennoch waren seine nächsten Worte wie ein Schlag vor den Kopf. »Ergreift das Weib und schafft es auf die Burg. Im Turm dort ist der richtige Platz für sie.«
Arc Doorn starrte die Wachen an. Ein halbes Dutzend von ihnen sprang heran. Unwillkürlich spannte der Worgun seine Muskeln an, um sich ihnen zu widersetzen. Doch sie stürzten sich nicht auf ihn, sondern auf Lokhild.
»Die Gefangennahme deiner Gefährtin wird dafür sorgen, daß du dein Versprechen nicht vergißt.«
Rasende Wut packte Arc Doorn. »Das Nehmen einer Geisel ist eines Herrschers nicht würdig!« stieß er aus. »Ich beschwöre Euch. Tut das nicht, Gundikar!«
Im Gesicht des Königs zuckte kein Muskel, als die Wachen die sich verzweifelt wehrende Lokhild mit sich zogen. Sie stieß spitze Schreie aus, hatte den rauflustigen Männern aber nichts entgegenzusetzen. Arc Doorns Lippen bebten, doch sich auf einen Kampf mit dieser Übermacht einzulassen, wäre einem Todesurteil gleichgekommen.
Er war nicht einmal leicht bewaffnet, Gundikars Ritter dafür um so besser.
An ihren lauernden Blicken sah er, daß sie mit einer unbeherrschten Attacke rechneten. Sie würden keine Sekunde zögern, ihn mit ihren Schwertern in Stücke zu schneiden, um ihren König zu schützen.
»Nun bin ich wirklich sicher, daß du bei meiner Rückkehr noch hier bist, Arcus Doornum.«