Ren Dhark – Weg ins Weltall 65: Aufbruch nach NGK 3109 - Achim Mehnert - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 65: Aufbruch nach NGK 3109 E-Book

Achim Mehnert

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Beschreibung

Während sich die GSO-Agenten Liv Sanders und Ömer Giray auf den Weg nach Brana machen, um sich mit Echri Ezbal über ihre aktuellen Erkenntnisse auszutauschen, geraten Chris Shanton, Arc Doorn und Amy Stewart in eine äußert brenzlige Lage, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Umso wichtiger ist es, dass Ren Dhark jetzt endlich eine Spur hat, wo er nach seinen vermissten Freunden suchen soll. Er stattet Bulam auf Mesopotamia einen Besuch ab, um letzte Vorbereitungen zu treffen für den Aufbruch nach NGK 3109... Jan Gardemann, Achim Mehnert und Nina Morawietz schrieben diesen temporeichen SF-Roman nach dem Exposé von Ben B. Black.

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 65

Aufbruch nach NGK 3109

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 6)

 

Nina Morawietz

(Kapitel 7 bis 12)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 13 bis 18)

 

und

 

Ben B. Black

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

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Impressum

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases wieder ausgeglichen. Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Planeten nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, dass er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung Babylons und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.

Noch im selben Jahr nimmt Ren Dhark das Angebot des Industriellen Terence Wallis an und lässt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muss sich Ren Dhark einer neuen Aufgabe stellen: Eine unbekannte Macht namens Kraval sorgt dafür, dass der Hyperraum nicht länger zugänglich ist.

Als man diese Herausforderung endlich gemeistert hat, tauchen die Wächter mit einer neuen Hiobsbotschaft auf: Im Zentrum der Milchstraße hat sich scheinbar aus dem Nichts ein Miniaturuniversum gebildet, das allerdings exponentiell wächst und schon in wenigen Jahren den Untergang unseres Universums herbeiführen könnte.

Mithilfe der Nomwarun – nur etwa 50 Zentimeter große Nachfahren der Worgun – gelingt es schließlich, der Gefahr zu begegnen. Allerdings spielen die Nomwarun nicht mit offenen Karten und zerstören das Miniuniversum, anstatt es wie versprochen in ein anderes Kontinuum zu versetzen, weil das anscheinend nicht möglich gewesen ist. Ren Dhark macht dieses Resultat sehr zu schaffen, doch es gelingt ihm nicht, die Nomwarun entsprechend zur Rede zu stellen.

Knapp zwei Jahre später, im Sommer des Jahres 2072, scheint endlich Ruhe in der Milchstraße eingekehrt zu sein und die Normalität zu herrschen, die sich jedermann wünscht. Da erhält Ren Dhark einen Notruf von der Erde: Arc Doorn, Chris Shanton und Amy Stewart haben eine uralte Einrichtung der Wächter unterhalb des Titicacasees erforscht und sind seither verschollen. Ren Dhark und seine Getreuen begeben sich umgehend auf die Suche nach den Freunden. Endlich finden sie eine erste Spur, doch die Zeit drängt, denn die Vermissten befinden sich in Gefahr …

1.

»Ich fordere euch auf, euch auf der Stelle bedingungslos zu ergeben!« Die knarrende Stimme der krabbenartigen Kreatur, die auf dem Hauptbildschirm in der Zentrale des Kugelraumers abgebildet wurde, klang extrem trocken und brutal. Das Wesen, das sich in der Kommandozentrale eines Ringraumers aufhielt, bediente sich des Worgun, der Muttersprache der Mysterious, die es mit einem rauen Knarzen von sich gab. »Solltet ihr euch weigern, werden wir euer Schiff zu einem glühenden Klumpen zusammenschießen!«, ließ das Wesen, dessen Leib aus einem flachen runden Panzer bestand, der mattschwarz schimmerte, eine unmissverständliche Drohung folgen. Die beiden klobigen Scheren der »Krabbe« schnappten dabei bedrohlich auf und zu, und die roten Augen funkelten böse. Angriffslustig richtete sich die Kreatur auf ihren sechs Beinen auf und verdeckte somit die Sicht auf die anderen in der Zentrale des Ringraumers anwesenden Krabbenartigen. »Ich erwarte eine Antwort – und zwar zackig!«

Amy Stewart rieb sich fröstelnd die Oberarme. Die blonde, einen Meter fünfundsiebzig große Frau, deren schlanker Leib ausgesprochen muskulös wirkte, verfügte über eine hohe Intelligenz sowie die Gabe, unübersichtliche Situationen intuitiv zu erfassen und richtig einzuschätzen. Doch beim Anblick dieser garstig aussehenden Kreatur obsiegten ihr Misstrauen und die bisweilen fast schon feindselige Anwandlung, die sie fremden Sternenvölkern prinzipiell entgegenbrachte. Die Ursache dafür lag in den üblen Erlebnissen, die Stewart während der Zeit der Giant-Herrschaft auf der Erde hatte erleiden müssen. Dieses Krabbenwesen, dem sie nun gegenüberstand, erschien in ihren Augen wie die Reinkarnation all des Übels, das die Giants für sie bisher verkörpert hatten. Stocksteif stand der weibliche Cyborg da und starrte den schräg von der Decke hängenden Hauptbildschirm wie hypnotisiert an.

Arc Doorn, der vor dem Ortungspult saß, versuchte, die Spürer des Kugelraumers auf den Ringraumer zu richten, der sie auf dem Flug hinaus aus dem Heimatsystem der Sarrack abgefangen hatte. Der Worgunmutant in der Gestalt eines kräftig gebauten Sibiriers fluchte verhalten, weil ihm die Bedienung des Schaltpultes noch nicht so recht geläufig war und sein Vorhaben mehr Zeit in Anspruch zu nehmen versprach, als er erwartet hatte. »Bei dem Ringraumer, in dem diese Krabbenwesen hocken, handelt es sich dem ersten Anschein nach offenbar um einen einfachen S-Kreuzer.« Doorn bediente sich des Angloter und nicht des Worgun, wie es die Krabbenkreatur getan hatte. Da den Sarrack das Angloter fremd gewesen war, hoffte der Sibirier, dass auch die Krabbenartigen diese Sprache nicht beherrschten und seine Worte darum nicht verstanden.

»Glaubst du, dass der Kugelraumer der Sarrack den Waffen dieses Ringraumers aus Unitall irgendetwas entgegenzusetzen hätte?« Chris Shantons Stimme klang spöttisch. Offenbar ging der leicht schwergewichtige Ingenieur nicht davon aus, dass die Ausstattung des Schiffs, das die Sarrack ihnen überlassen hatten, um die drei Fremden so schnell wie möglich wieder loszuwerden, auch nur annähernd ausreichte, um das Kugelschiff vor den überlichtschnellen Nadelstrahlen ihres Gegners zu schützen oder die Kampfstrahlen gar zu erwidern.

»So wie ich die Sarrack einschätze, verfügt dieses Schiff lediglich über eine Defensivbewaffnung.« Amys wohlklingende Altlagenstimme vibrierte vor Anspannung leicht; auch sie bediente sich vorsorglich des Angloter. »Diese gelben Kugelwesen wurden es nicht müde, uns gegenüber zu betonen, wie friedfertig und umgänglich sie seien. Es würde mich daher sehr wundern, wenn wir irgendetwas an Bord hätten, das gefährlicher als ein Lähmstrahler ist.«

»Wie ist es um die Bewaffnung dieses Schiffes bestellt?«, zischte Doorn dem neben ihm schwebenden Kugelroboter auf Worgun zu.

»Eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Ringschiff würde der Kugelraumer keine fünf Minuten überdauern«, antwortete der Dienstroboter, der ihnen von den Sarrack zur Verfügung gestellt worden war, um sie in die Funktionsweise des ihnen vollkommen fremden Raumschiffes einzuweisen.

»Nicht so laut!«, fluchte Doorn gereizt und raufte sich das Haar, das in langen roten Strähnen bis auf seine Schultern herabfiel.

»Ich zähle jetzt leise bis fünf. Wenn ihr bis dahin nicht kapituliert habt, werde ich die Feuerleitstellen anweisen, euer Kugelschiff komplett in Energie aufzulösen!«, drohte das Krabbenwesen und schob sich noch ein wenig dichter an die Bildübertragungslinse heran.

Die Mandibeln, die den kleinen schmalen Mund säumten, bewegten sich wie eigenständige Wesen, während sich in dem geöffneten Schlund beim Sprechen lediglich die Zunge zu bewegen schien. »Ich beginne jetzt mit dem Zählen!«

»Moment mal!«, fuhr Amy die Kreatur mit scharfem Unterton in der Stimme an. »Dürften wir bitte erfahren, aus welchem Grund ihr euch uns in den Weg gestellt habt und was zur Hölle ihr überhaupt von uns wollt?«

Einen harschen Tonfall anzuschlagen hatte auf Schommdah, der Welt der Sarrack, meist ausgereicht, um die Bewohner einzuschüchtern und gefügig zu machen – eine Strategie, die bei den Krabbenwesen offenbar nicht zog, wie Amy nun feststellen musste.

»Eine Nadelstrahl-Salve ist nur wenige Meter von der Außenhülle dieses Schiffes entfernt vorbeigeschossen«, informierte der Kugelroboter die Gefährten mit neutraler Stimme.

Shanton fuhr sich mit den Fingern zornig durch seinen nachwachsenden Kinnbart; auf seiner Halbglatze begannen sich Schweißperlen zu bilden. »Also schön!«, pflaumte er das Krabbenwesen an. »Wir ergeben uns!« Kurz warf er seinen beiden Begleitern einen eindringlichen Blick zu, um ihnen zu bedeuten, gegen seinen Beschluss nicht aufzubegehren.

Doch auch ohne diese Geste war dem Worgunmutant und dem weiblichen Cyborg klar, dass ihr Freund nur auf Zeit spielte. Dass sie sich aufgrund ihrer Unterlegenheit jetzt fügen mussten, bedeutete nicht, dass sie später nicht versuchen würden, das Heft der Handlung während einer günstigen Gelegenheit wieder an sich zu reißen und ihre Freiheit zurückzuerobern.

Scheinbar zufrieden wich das Krabbenwesen wieder ein Stück von dem Objektiv zurück.

Erst jetzt sahen die drei Gefährten, dass die Kreatur mit der Unterseite ihres flachen Schalenpanzers auf einer Art ausladendem Schemel ruhte; die sechs Gliederbeine baumelten an den Seiten herab, berührten aber, wenn das Geschöpf sie zur vollen Länge ausstreckte, den Boden.

»Wie viele euresgleichen halten sich an Bord des Schiffes auf?«, wollte die Kreatur wissen.

Die Freunde tauschten einen raschen Blick. Für sie stand außer Zweifel, dass der Gegner ihren Kugelraumer längst »durchleuchtet« hatte und die Krabbenartigen genau wussten, wie viele Lebewesen sich in dem Schiff aufhielten. Was also bezweckte ihr Gegenüber mit dieser Frage? Wollte er ihre Aufrichtigkeit testen oder ausloten, wie weit ihr Wissen über die technische Ausstattung des Ringraumers reichte?

»Wir sind zu dritt«, erklärte Amy schließlich, die keinen Sinn darin sah, die Besatzungsstärke des Kugelraumers als gewichtiger darzustellen, als sie in Wahrheit war. Anzunehmen, dass sich die Krabbenartigen durch eine höhere Anzahl an in dem Kugelschiff anwesenden Personen irgendwie einschüchtern lassen würden, hielt sie für absolut abwegig. Und da ihr Gesprächspartner aufgrund der Bildfunkverbindung bereits erkannt haben durfte, wie viele Individuen sich in der Zentrale des gestoppten Schiffes aufhielten, stufte der weibliche Cyborg es darüber hinaus als völlig überflüssig ein, diesbezüglich zu lügen.

Doorn und Shanton nickten Amy beipflichtend zu, nachdem diese geantwortet hatte, denn auch sie gingen davon aus, dass eine Lüge ihre Situation am Ende nur noch verschlimmern würde.

»Rührt euch nicht vom Fleck!«, befahl die Krabbenkreatur und öffnete, wie um anzudeuten, was den Raumfahrern blühte, sollten sie gegen seine Weisung handeln, die Scheren, um sie im nächsten Moment mit einem scharfen Laut wieder zuschnappen zu lassen.

Im nächsten Moment wurde die Bildfunkverbindung unterbrochen.

*

»Welche Informationen liegen dir über die Geschöpfe in dem Ringraumer vor?«, richtete Doorn eine hastige Frage an den neben ihm schwebenden Kugelroboter.

»Es sind Reckbatz«, antwortete die Maschine einsilbig.

»Und, was erwartet uns jetzt?«, erkundigte sich der Worgunmutant gereizt.

»Das kommt ganz darauf an«, erhielten die drei Freunde zur Antwort. »Die Reckbatz sorgen für die Einhaltung der Gebote; nur wer diesen zuwiderhandelt, hat etwas vor ihnen zu befürchten.«

»Wir haben es anscheinend mit einer Art Polizei zu tun«, mutmaßte Amy.

Unterdessen hatte es Doorn geschafft, eine Außenkamera zu aktivieren und den Datenstrom auf den Hauptbildschirm zu legen. Der unitallblaue Ringraumer nahm die volle Breite des Bildschirms ein. Die Intervallfelder waren abgeschaltet, ein deutliches Zeichen dafür, dass die Reckbatz den Kugelraumer der Sarrack nicht fürchteten. Vor dem Hintergrund des nachtschwarzen, von leuchtenden Sternen durchwirkten Weltalls mutete der S-Kreuzer wie ein kaltschimmernder Ring aus bläulich leuchtendem Metall an.

»Der Ringraumer hat sich uns bis auf etwa einhundert Meter genähert«, zeigte sich Doorn verblüfft, während er die in Worgun-Schrift abgefassten Messergebnisse am unteren Bildschirmrand ablas. »Es handelt sich zweifelsfrei um einen S-Kreuzer. Der Ringkörper besitzt einen Gesamtdurchmesser von einhundertachtzig Metern; der Durchmesser der Ringröhre beträgt fünfunddreißig Meter.«

»Eine Luke wird geöffnet!«, rief Shanton aufgeregt und deutete auf die ihnen zugekehrte Seite des Ringes.

Die Freunde beobachteten, wie sich mehrere Krabbenartige aus der Schleuse hinter der Luke ins Weltall hinausgleiten ließen.

Doorn vergrößerte den die Luke zeigenden Ausschnitt, sodass sich nun mehr Einzelheiten erkennen ließen.

Die Reckbatz hatten, wie in einem Reflex, ihre sechs Beine weit von ihrem Rundpanzer weggestreckt, während sie durch die Schwerelosigkeit glitten.

Eine transparente, kugelförmige Haube umschloss die Kopfpartie der Kreaturen, und auf der Oberseite ihrer flachen Rundpanzer waren weiße Geräte festgeschnallt, die an Jetpacks erinnerten. Von diesen Apparaten ausgehend führte ein Kabelstrang entlang des linken Scherenarmes und endeten zwischen den Greifern in einer Kugel.

Offenbar handelte es sich bei dieser Vorrichtung um die Steuerung der Jetpacks, denn die Krabbenartigen änderten ihre Flugrichtung entsprechend, wenn sie den linken Scherenarm herumschwenkten, und ihre Geschwindigkeit nahm zu, je näher sie die beiden Zangenbacken ihrer Scheren zusammenbrachten.

Die rechten Scheren der Heranfliegenden steckten komplett in einer ebenfalls weißen, kapselartigen, ovalen Vorrichtung, die vorne ein Loch aufwies, das von Schmauchspuren umgeben war.

»Es sind dreizehn – und sie sind offensichtlich bewaffnet«, stellte Amy mit rauer Stimme fest.

»Diese Reckbatz erinnern mich entfernt an irdische Rundkrabben«, bemerkte Shanton.

»Nur messen die Rundpanzer dieser Exemplare im Durchmesser etwa zwei Meter, und sie verfügen nur über sechs Gliederbeine, anstatt über acht, wie es bei den irdischen Krabben der Fall ist.« Amy hatte mit dem in ihrem Kopf eingepflanzten bohnengroßen Programmgehirn, das ihre Denkfähigkeit enorm verbesserte, und unter Zuhilfenahme der über den Bildschirm flackernden Aufnahmen die Proportionen der Reckbatz kurzerhand errechnet. »Auf ihren ausgestreckten Extremitäten stehend müssten sie es auf eine Körperhöhe von etwa einen Meter fünfzig bringen. Die keulenartigen Scheren sind in etwa genauso dick wie die Rundpanzer hoch sind. Wenn so eine Kreatur vor euch steht, müsste sie euch bis an die Brust reichen.«

»Wahrscheinlich könnten sie den Körper eines Menschen mit ihren Zangen glatt in der Mitte durchtrennen, wenn sie es drauf anlegen«, mutmaßte Doorn missvergnügt.

Shanton verzog säuerlich das Gesicht, und seine buschigen Augenbrauen sträubten sich leicht. »Im Vergleich zu den Reckbatz müssen die schrulligen Sarrack mit ihren panzerartigen Kugelkörpern auf zwei Beinen und ihren kokosnussartigen, stieläugigen Köpfen ja noch als harmlose Kuscheltiere bezeichnet werden«, warf er sarkastisch ein.

»Entriegelt die Luke!«, drang in diesem Moment die befehlende Stimme des Reckbatz aus dem Lautsprecher in der Zentrale des Ringraumers hervor. »Andernfalls wird sich der Stoßtrupp den Weg freischießen!«

»Ist bereits erledigt«, meldete sich der Kugelroboter überraschend zu Wort. »Das Hauptschott in der Kugelbasis öffnet sich soeben.«

»Vielen Dank, dass du mit unseren Widersachern so hervorragend kooperierst«, giftete Shanton die Maschine an.

»Das ist doch selbstverständlich«, gab diese trocken und in vollem Ernst zurück.

Der Ingenieur verdrehte entnervt die Augen. »Schade, dass Jimmy jetzt nicht hier ist. Er würde diesem elektronischen Kollaborateur schon zeigen, wie man sich zu benehmen hat.«

»Findet ihr es nicht auch seltsam, dass die Reckbatz keine Flash benutzen, um zu uns herüber zu kommen?«, wunderte sich Arc Doorn. »Stattdessen nehmen sie die Strapazen eines Fluges durch den luftleeren Raum auf sich.«

»Viel erstaunlicher finde ich, dass diese Krabbenartigen nur ihre Gesichtspartie abschirmen müssen, wenn sie sich im freien Weltall aufhalten«, warf Amy ein. »Offensichtlich schützt ihr natürlicher Körperpanzer sie für eine gewisse Zeitspanne wirkungsvoll vor den Unbilden des Alls.«

»Für die kleinen zylinderförmigen Beiboote sind die Reckbatz doch auch viel zu groß«, wandte Shanton ein und ließ ein säuerliches Grinsen folgen. »Vielleicht hat dieser Ringraumer auch gar keine Kelas an Bord, denn wie wir wissen, gehören diese nicht zur Standardausstattung eines herkömmlichen S-Kreuzers. Darüber hinaus wären die Krabben nicht die Einzigen, die Schwierigkeiten damit haben, sich durch die enge Luke in einen Flash hineinzuzwängen.«

Mit seinen Worten spielte Shanton auf den Umstand an, dass es ihm wegen seiner Leibesfülle manchmal selbst schwerfiel, in einen Flash einzusteigen.

»Das meinte ich gar nicht«, gab Doorn mit einem breiten Grinsen zurück. »Ich rede davon, dass diese Krabbenartigen offenbar nicht dazu in der Lage sind, die Kela ihren körperlichen Bedingungen gemäß anzupassen, sodass sie sie verwenden können.«

Amy nickte wissend. »So etwas würde einen hohen Grad an technischem Verständnis voraussetzen. Die von den Menschen vorgenommenen Weiterentwicklungen der S-Kreuzer und der Flash geschahen auch nur schrittweise und mit einem hohen Maß an vorbereitender Forschungsarbeit.«

»Die Veränderungen, die die Krabbenartigen an den Worgun-Schiffen vornehmen mussten, um mit ihnen fliegen zu können, sind doch weitaus erheblicher als die Anpassungen, die die Menschen an den klassischen S-Kreuzern bisher haben durchführen müssen«, gab Shanton zu bedenken.

»In der Hauptsache haben die Menschen die Ringraumer militärisch aufgerüstet – mit Wuchtkanonen zum Beispiel«, merkte Doorn kritisch an.

»Die Spitze der Weiterentwicklung durch die Menschen stellen ja wohl nicht die Wuchtkanonen, sondern vielmehr die Ovoid-Ringraumer der Römer dar«, warf Shanton aufgebracht ein. »Außerdem wird die Hülle der Ovoid-Raumer der Thomas-Klasse vollständig aus Carborit und nicht aus Unitall gefertigt, was in vielerlei Hinsicht eine zusätzliche Verbesserung mit sich brachte.«

»Mit deiner Äußerung tust du der Gruppe Saam wirklich unrecht, Arc«, tadelte Amy. »Dank dieser Forscher konnten die Bordsysteme der Ovoid-Ringraumer zum Teil völlig neu entwickelt werden.«

Der Worgunmutant winkte enerviert ab. »Kann es sein, dass ihr euch momentan sehr danach sehnt, endlich wieder nach Hause zu kommen? Anders lässt sich eure unreflektierte Lobeshymne auf die Errungenschaften der Menschheit ja wohl kaum interpretieren.«

Shanton stutzte plötzlich. Eine blinkende Schaltfläche auf seinem Pult hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ohne lange nachzudenken berührte er das Tastfeld. Daraufhin erwachte die Monitorreihe, die sich entlang der äußeren Pultkante erstreckte, beinahe übergangslos zum Leben. Die Hauptschleuse, aus verschiedenen Positionen heraus gefilmt, wurde auf den Bildschirmen dargestellt.

Vier der insgesamt dreizehn Reckbatz, die sich auf den Weg zum Kugelraumer gemacht hatten, waren inzwischen in der Schleusenkammer eingetroffen. Die Krabbenartigen stellten sich in Formation auf und warteten, wobei ihre jeweils in einen sichelartigen Dorn endenden Beine durch irgendeine nicht ersichtliche anatomische Besonderheit trotz der vorherrschenden Schwerelosigkeit auf dem Boden festen Halt fanden.

Nach und nach schwebten die übrigen Krabben in die geräumige Schleuse ein. Mit erstaunlicher Präzision manövrierten sie ihre diskusartigen Körper mit Hilfe der Jetpacks durch die Schwerelosigkeit und bauten sich in vier Dreierreihen vor einem ihnen zugewandten Artgenossen auf. Auf der linken Schere dieses Reckbatz prangten drei im Dreieck angeordnete, seepockenartige feuerrote Auswüchse.

»Seht ihr die Zeichnung auf der linken Schere des vorderen Reckbatz?«, fragte Amy ihre Kameraden, während die Krabben die pneumatischen Steuerbälle aus ihren Zangen gleiten ließen, sodass diese an dem Kabelstrang nun locker vom Scherenarm herabbaumelten. »Eine ähnliche Markierung ist mir bereits bei dem Krabbenartigen aufgefallen, der via Bildfunk mit uns kommuniziert hat.«

Doorn nickte beipflichtend. »Dessen Scherenzange war allerdings mit acht oktogonal angeordneten Seepocken behaftet.«

»Ihr glaubt, es handelt sich dabei nicht um einen Parasitenbefall, sondern um ein militärisches Rangabzeichen?« Shanton grinste breit, denn diese Vorstellung amüsierte ihn irgendwie. Im nächsten Moment wurde er jedoch wieder ernst. »Unser Robot-Kollaborateur schließt soeben die Außenluke und stellt in der Schleuse normale Lebensbedingungen sowie die Schwerkraft wieder her«, kommentierte er das auf den Monitoren dargestellte Geschehen.

Die transparenten Schutzhauben der Reckbatz glitten zurück und falteten sich unterhalb der Gesichtspartie zu einem flachen Wulst zusammen. Anschließend marschierten die Krabben durch das geöffnete Innenschott hindurch und strebten den sich dahinter anschließenden Korridor entlang.

Der Taster, den Shanton betätigt hatte, hatte offenbar eine von Bewegungsmeldern gestützte Überwachungsfunktion aktiviert, denn während die Krabbenartigen nun ausschwärmten, um sich in den angrenzenden Räumlichkeiten umzusehen, wechselten die Szenen auf den Bildschirmen jedes Mal, wenn ein Zimmer von ihnen betreten wurde.

»Sie durchsuchen das Schiff«, stellte Amy leicht verwundert fest. »Anscheinend trauen sie den Spürern ihres Ringraumers nicht und wollen sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sich tatsächlich, wie von uns angegeben, nur drei Personen in dem Kugelraumer aufhalten.«

Während die Szenen auf den Monitoren ständig von einem Raum in den anderen wechselten, konnten die Gefährten beobachten, wie die Reckbatz in den Zimmern wüteten. Wie ein Polizeitrupp, der nach illegalen Waffen oder Drogen suchte, rissen sie Schränke auf, stießen Möbel um und rissen mit ihren Scheren Gelagertes aus den Fächern und Schubladen, um es achtlos auf den Boden zu schleudern.

Die Gefährten, die noch keine Gelegenheit gehabt hatten, sich in dem Kugelraumer genauer umzusehen, erblickten viele der auf den Monitoren dargestellten Räume jetzt zum ersten Mal. Unterkünfte für Besatzung und Passagiere befanden sich ebenso an Bord wie kleine Lagerhallen, Aufenthaltsräume und Wirtschaftsbereiche.

Die Lager waren jedoch alle leer und die Zimmer nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. Auch der mit Ersatzteilen nur spärlich bedachte Maschinenraum verriet, dass die Sarrack alles, was während einer einfachen, interstellaren Reise entbehrlich war, aus dem Schiff entfernt hatten, bevor sie es den drei »Besuchern« überlassen hatten.

»Der Dreipockenoffizier hält mit drei weiteren Krabben direkt auf die Zentrale zu«, warnte Shanton, der die sich ständig wechselnden Szenen auf den Bildschirmen aufmerksam verfolgte.

Doorn sah scheel zu dem neben ihm schwebenden Kugelroboter auf. »Es ist wohl überflüssig, dich zu bitten, das Schott der Zentrale für unsere Gäste zu öffnen.«

»Wie du wünschst«, erwiderte die humorlose Maschine und ließ das Schott aufgleiten, woraufhin der Blick in den sich dahinter anschließenden Gang frei wurde.

Die Dornenfüße der vier auf die Zentrale zumarschierenden Reckbatz verursachten auf dem Metallboden des Korridors einen stakkatoartigen, wütenden Trommelwirbel, während sie sich dem offenen Durchgang mit drohend erhobenen Waffenarmen in raschem Tempo näherten.

*

»Ich protestiere aufs Schärfste!«, setzte Amy an, während die Reckbatz in die Zentrale stürmten.

Zwei von ihnen schwärmten zu den Seiten aus und fingen an, den Raum systematisch zu durchsuchen. Dabei gingen sie, wie ihre das Schiff durchstöbernden Artgenossen auch, zwar rabiat, aber nicht zerstörerisch vor. Die beiden anderen Krabbenartigen traten auf die wie erstarrt dasitzenden Raumfahrer zu.

»Wir haben uns nichts zu schulden …«

»Steht auf, wenn Oberleutnant Sero zu euch spricht!«, blaffte die ungezeichnete Krabbe Amy an und schwenkte mit der Waffenschere unwirsch vor ihrem Gesicht herum.

Vorsorglich erhoben sich die Gefährten von ihren, der Anatomie der Sarrack angepassten Sitzschalen.

In einer laxen, fast ein wenig spöttisch anmutenden Geste hob Shanton die angewinkelten Arme. »Bisher hat der Oberleutnant noch kein Wort von sich gegeben«, bemerkte er trocken und sah scheel zu der Krabbe mit den drei feuerroten Seepocken auf der linken Scherenzange hinüber.

Mit flinken Bewegungen seines linken Scherenarms zog der vor ihnen stehende Reckbatz die Handnadelstrahler aus den Holstern, die Amy und Doorn an ihrem Körper trugen, und warf sie einem Kameraden zu, der die Waffen geschickt auffing und dann in einem der Fächer verstaute, mit denen sein Jetpack ausgestattet war.

Erstaunt stellte Amy dabei fest, dass die Krabbenartigen ihre Scherenarme auch oberhalb der Oberseite ihres Panzers einsetzen konnten, was den irdischen Krabben aus anatomischen Gründen unmöglich war. Bei den Gelenken der Greifarme der Reckbatz handelte es sich offenbar um Kugelgelenke, die die Zangenarme in flexible, vielseitig einsetzbare Werkzeuge verwandelten und ihre Gefährlichkeit enorm steigerte.

Grob setzte der Reckbatz die Leibesvisitation der Raumfahrer fort, wobei er seine eher klobig erscheinende Zange mit erstaunlichem Geschick einsetzte. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Fremden keine gefährlichen Gegenstände bei sich trugen, trat er zur Seite.

»Ihr seid verhaftet«, bequemte sich der Oberleutnant nun endlich dazu, eine Äußerung von sich zu geben.

»Was wird uns denn vorgeworfen?«, erkundigte sich Amy erzürnt. Sie hatte ins Zweite System gewechselt, um einem Angriff der Krabbenartigen jederzeit begegnen zu können.

Mit einem Schwenk seines Scherenarms winkte der Oberleutnant einen seiner die Zentrale durchsuchenden Untergebenen herbei.

Hastig umrundete der Reckbatz das Kommandopult, zog aus einem Fach seines Jetpacks drei weiße Pakete hervor und warf sie den Raumfahrern kommentarlos zu.

Widerstrebend fingen die Gefährten die Bündel.

Doorn riss den Verschluss auf, woraufhin ihm aus der Öffnung ein weißer Ganzkörperanzug entgegenquoll.

»Es ist ein W-Anzug«, stellte der Worgunmutant verblüfft fest, während er das weltraumtaugliche Kleidungsstück an den Schulterpartien mit ausgestreckten Armen vor sich hielt. Dass der Anzug mit einem Sauerstoffgerät und einer Funksprechanlage ausgestattet war, war ihm äußerlich nicht anzusehen, da diese Vorrichtungen auf bislang immer noch unbekannte Weise in die Folienhaut und den Gürtel eingearbeitet wurden.

»Anziehen!«, befahl Oberleutnant Sero mit knarzender Stimme. »Ihr werdet in unser Schiff überführt!«

»Und was geschieht dort mit uns?«, verlangte Amy zu wissen, während sie mit den Beinen in die Anzugshose stieg.

»Abwarten«, beschied Sero kurz angebunden.

Folgsam legten die drei Gefährten die W-Anzüge an, die sich ihren Körpern dabei perfekt anpassten. Die im Nacken zusammengefalteten Klarsichthelme bildeten dank Nanotechnologie nur einen dünnen Kragenwulst, während die Handschuhe den Tastsinn der Finger nur schwach beeinträchtigten.

»Abführen!«, befahl Sero seinen Untergebenen, als die »Gefangenen« komplett angezogen waren. Anschließend ergriff er den an seinem Arm baumelnden Steuerball und hielt ihn sich vor den Mund. »Alle Mann sammeln sich unverzüglich in der Schleuse«, sprach er in die nachgiebige Kugel, die offenbar noch weitere Funktionen beherbergte als bloß die Geschwindigkeitsregelung und die Richtungssteuerung für die Jetpacks.

»Was geschieht mit unserem Raumschiff?«, erkundigte sich Doorn, während die Reckbatz ihn und seine Begleiter mit den Waffenscheren vor sich her auf den Zentralenausgang zutrieben.

Doch der Oberleutnant hielt es offenbar nicht für nötig, auf die Frage zu antworten. Auf seinen sechs Beinen trippelte er forsch vor der Gruppe einher.

Auch die übrigen neun Reckbatz stießen nun nacheinander zu dem kleinen Trupp hinzu und erstatteten ihrem Vorgesetzten Bericht.

Wie die Gefährten den Worten der Krabbenartigen entnehmen konnten, hatte die Durchsuchung des Kugelraumers nichts Verdächtiges zutage gefördert. Aber dies war aus Sicht der Raumfahrer ja auch nicht anders zu erwarten gewesen.

Als Shanton einmal über seine Schulter zurückblickte, bemerkte er, dass der Kugelroboter in einigem Abstand hinter der Prozession einherschwebte.

Nachdem alle in der Schleuse versammelt waren, schloss die schwebende Maschine hinter ihnen das Innenschott.

Mit routinierten Scherengriffen klappten die Krabbenartigen die Gesichtshelme hoch, woraufhin auch die drei Gefährten vorsorglich ihre Anzugshelme schlossen. Drei der Reckbatz klinkten ein mit ihrem Jetpack verbundenes Seil in die Gürtel der Gefangenen. Und als das Außenschott sich dann öffnete und die Krabben sich von ihren Antriebsaggregaten in den Weltraum hinaustragen ließen, rissen sie die Raumfahrer an den Seilen kurzerhand mit sich.

*

In der Schleuse des Ringraumers angekommen schnallten die Reckbatz ihre Jetpacks ab, und auch die Gefährten wurden angewiesen, die W-Anzüge wieder auszuziehen. Außer drei Krabben, die ihre Waffen nicht ablegten, entledigten sich die übrigen Kämpfer ihrer Scherenfeuerwaffen, indem sie sie sich mit der freien Greifzange kurzerhand von der rechten Extremität abzogen.

Unauffällig beobachteten Doorn und Amy, wie die Soldaten die kapselartigen, ovalen Waffen handhabten. Offenkundig befanden sich die Bedienelemente im Innern dieser die Scherenzangen vollkommen umschließenden Schusswaffen.

Nachdem die Reckbatz die Ausrüstung in den dafür vorgesehenen Schränken verstaut hatten, verließ der Trupp die Schleuse. Jeder der drei noch bewaffneten Soldaten packte einen Gefangenen an der Schulter und presste ihm das Austrittsloch der Scherenfeuerwaffe in den Rücken.

»Meine Leute haben Befehl, bei jeder ihnen verdächtig erscheinenden Bewegung eurerseits sofort zu feuern«, drohte Sero. »Es liegt also in eurem eigenen Interesse, mir widerstandslos in die Schiffszentrale zu folgen.«

Die Gefährten sparten sich eine Erwiderung; folgsam trotteten sie vor den Bewaffneten einher, während diese ihrem Vorgesetzten folgten. Zielstrebig trippelte der Oberleutnant einen Korridor entlang.

Wenig später betraten sie einen Antigrav-Schacht, um die Ringebene zu wechseln. Anschließend folgten sie einem breiten Hauptgang, der direkt auf das ausladende Schott der Zentrale zuführte.

Die ganze Zeit über sahen sich die Gefährten verstohlen um und beobachteten genau, was geschah, wenn andere Reckbatz ihren Weg kreuzten. Die Ausstattung des S-Kreuzers schien sich ihrem Dafürhalten nach nicht wesentlich von der der Ringraumer gleicher Bauart zu unterscheiden, über die die Menschen verfügten. Die Wände, Böden und Decken bestanden gänzlich aus Unitall, doch die Tastfelder neben den Türen waren ein wenig niedriger angebracht, wahrscheinlich, damit die Reckbatz sie mit ihren Scherenarmen bequem bedienen konnten.

Die Aufenthaltsräume waren mit ausladenden Hockern und niedrigen Tischen möbliert, wie die Raumfahrer feststellten, als sie einmal an einer offenstehenden Tür vorbeikamen, hinter der sich eine Art Besprechungszimmer auftat.

Die Reckbatz wichen respektvoll zu den Seiten aus, wenn sie sich auf dem Korridor begegneten, und schoben sich mit zugewandten Gesichtern aneinander vorbei. Dass sie dabei militärisch grüßten, konnten die Gefährten nicht beobachten. Dennoch erschien ihnen das Verhalten der Krabbenartigen überaus diszipliniert und ihre Hierarchie klar durchstrukturiert. Im Dienst eine ungezwungene Unterhaltung zu führen, schien ihnen nicht in den Sinn zu kommen. Wenn sie das Wort ergriffen, dann offenbar nur, um einem Untergebenen einen Befehl zu übermitteln oder den Empfang eines solchen zu bestätigen. Die Reckbatz wirkten durchweg schwer beschäftigt; ohne mit einer Aufgabe betraut zu sein, ließen sie sich außerhalb der Unterkünfte und Kantinen wohl nur selten blicken, wie es den Anschein hatte.

Als sich die Gruppe nur noch wenige Meter vom Zentralenschott entfernt befand, zischte Doorn Amy auf Angloter zu: »Hast du ins Zweite System gewechselt?«

Der weibliche Cyborg schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich habe es wieder abgeschaltet. Es scheint mir vorerst ratsamer, dass die Reckbatz mich für schwach halten.«

»Schweigt!«

Doorn und Amy erhielten von ihren Bewachern einen derben Hieb mit der Zangenklaue.

In diesem Moment berührte Sero das neben dem Schott befindliche Tastfeld mit seiner Schere. Die Tür glitt auf, und der Blick ins Befehlszentrum des Ringraumers wurde frei.

Aufmerksam sahen sich die Gefährten um, während sie in die Zentrale hineingeführt wurden.

Der Raum maß etwa fünfundzwanzig Meter im Durchmesser und war acht Meter hoch. Auf halber Höhe erstreckte sich eine umlaufende Galerie entlang der Wand. Der Zugang zum Transmitter, der sich dort befand, war extrem breit und somit den Proportionen der Reckbatz angepasst. Statt einer die Zentrale und die Galerie verbindenden Wendeltreppe war dieser S-Kreuzer mit einer Rampe ausgestattet.

Obwohl die Kommandozentrale und die Arbeitsstationen der verschiedenen Abteilungen voll besetzt waren, herrschte in dem Raum diszipliniertes Schweigen. In der Zentrale hielten sich etwa ein Dutzend Krabbenartige auf; jeder von ihnen verfügte über eine Seepockenzeichnung auf der linken Greifschere.

Sämtliche Einrichtungen waren auf die Anatomie der Reckbatz abgestimmt, die Pulte niedriger als gewöhnlich, und statt der obligatorischen Sessel war der Raum mit Schalenhockern ausgestattet.

Doch diese Anpassungen stellten nicht die einzigen Unterschiede zu den gewöhnlichen S-Kreuzern dar, wie die Gefährten mit ihren geübten Blicken sofort feststellten. Zwar kamen bei der Bordkommunikation statt Mikrofonen auch Sprechrillen zum Einsatz, doch welche Funktion die halbkugelförmigen Aufsätze erfüllten, mit denen die Konsolen ausgestattet waren, wollte sich den Raumfahrern nicht erschließen. Um die Bildkugel in der Mitte der Zentrale herum verlief ein transparentes Podest, und entlang der freistehenden Wände waren zusätzliche Schränke angebracht.

In der Bildkugel schwebte ein Abbild des Kugelraumers der Sarrack.

Der Brennkreis, der sich zwischen den vom Kugeläquator schräg nach unten wegführenden, starren Landebeinen eigentlich hätte befinden müssen, war erloschen. Das Schiff stand unbeweglich und antriebslos im Weltraum.

Die Gefährten argwöhnten, dass der schwebende Kugelroboter für diesen Zustand verantwortlich war.

Bevor sich die Raumfahrer den Kopf darüber zerbrechen konnten, was die offenbar teilweise autark agierende Maschinenkugel als nächstes anstellen würde, erhielten sie von ihren Wächtern einen derben Stoß in den Rücken, sodass sie mehrere Schritte nach vorn taumelten, direkt auf eine stattliche Krabbe zu, die sie mit ihren roten Augen durchdringend anstarrte. Das aus Seepocken bestehende Oktagon auf der linken Zangenbacke des Reckbatz verriet, dass es sich um dieselbe Krabbe handelte, mit der sie per Bildfunkverbindung kommuniziert hatten.

*

»Warum, verkrustet und zugeschnappt, seid ihr verfluchten Zweibeiner nach Voktar gekommen?«, fragte der mit einem Seepockenoktagon dekorierte Krabbenartige übergangslos. Der Klang seiner knarzigen Stimme verriet, dass er umgehend eine Antwort erwartete.

»Voktar?«, echote Doorn befremdet und bedeutete seinen Freunden mit einer knappen Geste, das Sprechen ihm zu überlassen.

Bei den Sarrack hatten sie diesen Begriff schon einmal gehört. Voktar – so hatten die Kugelwesen die Galaxis genannt, in der sie sich zurzeit aufhielten.

Um welche Galaxis es sich dabei handelte, das hatten die Gefährten bisher nicht zweifelsfrei feststellen können, doch sie argwöhnten bereits, dass es sich dabei nicht um die heimatliche Milchstraße handelte.

»Willst du mir etwa erzählen, dass du mit dieser Bezeichnung nichts anfangen kannst?«, erkundigte sich der Reckbatz mit lauerndem Unterton in der Stimme.

»Doch, schon«, entgegnete Doorn. »Voktar lautet der Name dieser Galaxis.« Der Worgunmutant, der sich vorgenommen hatte, mit seinen Äußerungen vorsichtig zu sein, um nicht allzu viel über sich und seine Freunde zu verraten, beließ es bei dieser spartanischen Aussage.

»Dann kannst du mir ja sicherlich auch sagen, aus welchem Grund ihr euch nach Voktar begeben habt.« Die Stimme des Reckbatz troff vor Hohn und unterdrückter Wut.

Doorn überlegte fieberhaft.

Auf Schommdah, der Heimatwelt der Sarrack, hatten sie die Erfahrung gemacht, dass es von Vorteil war, mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten. Darum schien es ihm auch jetzt nicht ratsam, dem Krabbenartigen auf die Scheren zu binden, dass sie aufgrund eines fehlgeschlagenen Experimentes in einer auf der Erde befindlichen Höhle voller grüner Technologie in eine ähnliche Höhle auf der Welt der Sarrack versetzt worden waren und jetzt nicht den blassesten Schimmer hatten, wo genau sie sich befanden.

Die Kugelwesen hatten die gestrandeten Raumfahrer fälschlicherweise für sogenannte »Besucher« gehalten, vor denen sie offenbar großen Respekt aber auch Furcht verspürten. Dies hatte die Gefährten in eine komfortable Lage versetzt: Obwohl sie auf der Welt der Sarrack als exotische Fremdwesen galten, wurden sie doch zuvorkommend behandelt. Statt mit offener Feindseligkeit und Hass begegneten die Kugelwesen ihnen zwar mit Misstrauen, waren darüber hinaus jedoch bemüht, es ihnen in allen Belangen recht zu machen. Dies ging sogar so weit, dass sie den »Besuchern« schließlich ein Raumschiff zur Verfügung stellten, damit diese sich ins Weltall aufmachen konnten, um Näheres über diesen Raumquadranten herauszufinden.

Nur leider fand die interstellare Reise der Gefährten bereits am Rande des Heimatsystems der Sarrack ein abruptes Ende, als sie von dem Ringraumer der Reckbatz gestoppt wurden.

»Du willst offenbar nicht mit mir reden«, stellte Doorns Gegenüber mit rauer Stimme fest.

»Du hast gefälligst zu antworten, wenn Major Niebe dich etwas fragt!« Die hinter dem Worgunmutant stehende Krabbe holte mit der linken Schere aus und stieß sie dem Gefangenen brutal in den Nacken.

Doorn stöhnte auf und sackte in die Knie. Als Shanton ihm aufhelfen wollte, wehrte er dessen Hände ab und kämpfte sich aus eigener Kraft auf die Beine.

Verzweifelt versuchte der Sibirier, sich einen Reim darauf zu machen, warum der Major ihn nicht gefragt hatte, was sie auf der Welt der Sarrack oder in diesem Raumsektor verloren hatten. Stattdessen wollte er wissen, aus welchem Grund sie sich in dieser Galaxis aufhielten.

Ging dieser Reckbatz etwa davon aus, dass sie in Voktar nicht heimisch waren? Und wenn ja, warum war er dann der Meinung, dass sie hier nichts zu suchen hatten?

»Offenbar seid ihr nicht daran interessiert, mir einen Grund dafür zu nennen, warum ich euch nicht auf der Stelle eliminieren sollte«, fuhr der Major gelassen fort, wobei er sich auf seinen sechs Beinen drohend aufrichtete. »Euch umzubringen würde mir nicht einmal Ärger einhandeln – ganz im Gegenteil.«

»Es hat uns nur versehentlich hierher verschlagen«, ergriff Amy nun die Initiative. Doch auch sie blieb in der Aussage ihrer Worte vorsorglich eher vage.

Der Major stieß ein kurzes Stakkato knackender Laute aus. »Das ich nicht lache!«, rief er sarkastisch. »Ihr wollt mir allen Ernstes erzählen, dass ihr euch nur versehentlich mithilfe der Ter-Station nach Voktar hineingeschlichen habt?«

Die Gefährten sahen sich unangenehm berührt an. Dieser Reckbatz wusste offensichtlich erheblich mehr als alle Sarrack zusammengenommen, die ihnen über diesen Raumsektor kaum hatten Auskünfte erteilen können.

»So sieht es leider aus«, brachte sich nun auch Shanton ein. »Wir sind über unseren unfreiwilligen Ausflug selber nicht begeistert.«

Major Niebe brachte den Ingenieur mit einer harschen Geste seiner Greifzangen zum Schweigen. »Ihr könnt mir nichts vormachen! Als ihr euch nach Voktar aufgemacht habt, wusstet ihr ganz genau, dass auf dieses Vergehen die Todesstrafe steht. Trotzdem seid ihr hierhergekommen. Wahrscheinlich habt ihr darauf vertraut, dass sich hier nach all der Zeit, die verstrichen ist, einiges geändert hat und ihr in Voktar ungestört schalten und walten könnt. Doch da habt ihr euch geschnitten! In Voktar herrscht noch immer Ruhe und Ordnung – und ihr seid hier noch immer nicht willkommen!«

»Du musst uns glauben«, beschwor Shanton den Reckbatz. »Ein bedauerlicher Unfall in der Ter-Station verschlug uns hierher. Wir täten nichts lieber, als unverzüglich wieder nach Hause zurückzukehren.«

»Nur wissen wir leider nicht, wo genau wir uns hier überhaupt befinden«, warf Amy ein. »Ihr nennt diese Galaxis Voktar. Vielleicht wird sie aber auch noch anders genannt?«

»Eure Versuche, mich in die Irre zu führen, sind erbärmlich«, blaffte der Major unbeeindruckt. »Es war ein Fehler von euch, sich der Ter-Station zu bedienen. Und jetzt werdet ihr die Konsequenzen dieses Tuns zu spüren bekommen!«

»Warum hilfst du uns nicht, wieder in unsere Heimat zurückzukehren, wenn wir in Voktar so extrem unerwünscht sind?«, unternahm Doorn einen Versuch, den Major zur Vernunft zu bringen. »Ihr Reckbatz scheint mit den Ringraumern hervorragend vertraut zu sein. Bestimmt besitzt ihr eine ganze Flotte solcher Schiffe. Es sollte euch also keine Schwierigkeiten bereiten, uns zehn Ringraumer für einen Koppelflug zur Verfügung zu stellen, damit wir nach Hause zurückkehren können. Wir versprechen auch, die Raumer anschließend per Autopilot wieder zu euch zurückzuschicken.«

Wieder ließ Niebe ein rasselndes Knacken vernehmen. »An Dreistigkeit und Verlogenheit seid ihr wirklich nicht zu überbieten.« Der Major sah an den Gefangenen vorbei zu Oberleutnant Sero hinüber, der abwartend hinter den drei Wächtern stand. »Abführen!«, befahl er trocken. »Sperr diese Spione in die Arrestzelle. Wir werden uns später näher mit ihnen befassen. Momentan fehlt mir die Geduld, mich noch länger mit ihren Lügengeschichten abzugeben.«

Niebe starrte die Gefangenen mit seinen roten Augen feindselig an. »Wir werden schon noch einen Weg finden, die Wahrheit aus euch herauszuquetschen – verlasst euch drauf!«

Mit den Greifzangen packten die Wachen die Gefährten bei den Oberarmen und zerrten sie von dem Major fort.

»Das ist alles ein Missverständnis!«, rief Shanton jämmerlich. »Wir sind gänzlich unschuldig und haben niemandem ein Leid zugefügt!«

Während die sich sträubenden Gefährten von den Reckbatz quer durch die Zentrale zum Hauptschott gezogen wurden, wandte sich der Major dem Navigator zu: »Krieb, bring uns an den äußeren Rand dieses Systems. Wir suchen uns in der Nähe des Asteroidengürtels ein ruhiges Plätzchen, wo wir uns von den anderen Sternenvölkern unbeobachtet voll und ganz unseren Gefangenen widmen können.«

Der Angesprochene schloss die Augen und entspannte seine Körperhaltung. Der in der Bildkugel dargestellte Kugelraumer der Sarrack wurde daraufhin rasch immer kleiner.

Im nächsten Moment zerrten die Wachen die Gefährten hinaus auf den Korridor. Sero ging der Gruppe voraus; er steuerte den nächstgelegenen A-Grav-Schacht an und ließ die Raumfahrer dann in eine tiefergelegene Ringebene bringen.

2.

»Es ist zum aus der Haut fahren!«, schimpfte Shanton und lehnte sich mit dem Rücken erschöpft an die Unitallwand der Zelle, in die die Reckbatz ihn und seine beiden Freunde gebracht hatten. Der Raum war vollkommen leer, nur eine in die Decke eingelassene Lichtquelle sorgte für schummerige Beleuchtung. »Zuerst verwechselt man uns mit irgendwelchen dubiosen Besuchern, vor denen alle Respekt und Furcht empfinden, und nun behandelt man uns wie Verbrecher, die eine Todsünde begangen haben. Wenn alle Sternenvölker in Voktar so durchgeknallt sind wie die Sarrack und diese Reckbatz, sieht es schlecht für uns aus, Freunde!«

»Ist es euch auch aufgefallen, dass dieser Ringraumer offenbar über eine Gedankensteuerung verfügt?«, fragte Doorn, ohne auf das Gejammer seines Freundes einzugehen. »Dieser Krieb hat nicht eine einzige Zangenbacke bewegt, um das Schiff Richtung Asteroidengürtel zu lenken; er hat den Raumer mittels seiner Gedanken gesteuert.«

Amy, die die Zellentür überprüfte, nickte beipflichtend. »Und die Krabben verständigen sich ausnahmslos auf Worgun. Eine eigene Muttersprache werden sie sicherlich trotzdem besitzen, aber aus irgendeinem Grund vernachlässigen sie sie und bedienen sich lieber des Worgun.«

Die rationalen Gedankengänge seiner Freunde führten Shanton auf unangenehme Weise vor Augen, wie jämmerlich er sich im Moment verhielt. Um seine Anspannung loszuwerden und wieder einen klaren Kopf zu bekommen, rieb er sich mit den Händen über das Gesicht. »Wenn dieses Schiff wirklich mit einer Gedankensteuerung ausgestattet ist, kann es sicherlich auch mit einer nur sehr kleinen Besatzung gesteuert werden. Eventuell genügt sogar nur ein intelligentes Individuum, um den Raumer zu fliegen.«

Doorn schüttelte grimmig den Kopf. »Ich frage mich, welche üblen Machenschaften die Worgun in Voktar über die Bühne ziehen, und welche Rolle diese Reckbatz dabei einnehmen.«

Frustriert ließ Amy von der Tür ab; sie war zu solide um hoffen zu dürfen, sie irgendwie knacken zu können, um sich so die Freiheit zurückzuerobern. Selbst im Zweiten System hätte sie sich an diesem Schott die Zähne ausgebissen. »Du glaubst noch immer, die Mysterious haben bei dieser Sache ihre Tentakel im Spiel?«, fragte sie den Worgunmutanten.

»Dieser Verdacht treibt mich um, seit wir uns auf Schommdah umgesehen haben«, bestätigte dieser. »Die Reckbatz und dieser Ringraumer bestärken mich in meiner Annahme noch. Die Krabben verwenden Worgun-Technologie und sprechen die Muttersprache meines Volkes. Am Ende handelt es sich bei ihnen womöglich um eine Züchtung meiner Leute.«

»Eigentlich wissen wir doch noch viel zu wenig, um uns ein Bild von den Zuständen in dieser Galaxis machen zu können«, gab Shanton zu bedenken. »Alles, was wir tun können, ist, wilde Spekulationen von uns zu geben, und die bringen uns auch nicht weiter.«

»Chris hat recht«, lenkte Amy ein. »Wir sollten unvoreingenommen an dieses Rätsel herangehen. Vielleicht verstehen wir auf diese Weise dann auch eher, in was für einen Schlamassel wir hier überhaupt hineingeraten sind.«

»Momentan stehen unsere Chancen, an Informationen heranzukommen, allerdings eher schlecht«, giftete Doorn sarkastisch. »Ich muss euch sicherlich nicht erst daran erinnern, dass dieser Krabben-Major angekündigt hat, uns zu verhören. Und wie ich diese Reckbatz einschätze, werden sie dabei bestimmt nicht zimperlich vorgehen.«

»Wir müssen eben versuchen, während der Verhöre den Spieß umzudrehen«, erklärte Amy kämpferisch. »Wie die Sarrack, so scheinen auch die Krabben ein exakt vorgefasstes Bild von uns zu haben. Leider wussten die Kugelwesen über die Besucher, mit denen sie uns verwechselten, nur sehr wenig. Dementsprechend mager fiel die Ausbeute während unserer Versuche aus, ihnen Informationen zu diesem Thema zu entlocken. Bei den Reckbatz sieht das meines Erachtens aber ganz anders aus. Sie scheinen einiges zu wissen. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden, ihnen ihr Wissen zu entlocken.«

Doorn lachte freudlos auf. »Und das soll ausgerechnet dann geschehen, während wir von ihnen vernommen werden? Die uns bevorstehenden Verhöre versprechen auf jeden Fall interessant zu werden. Ich bin gespannt, wer von uns es tatsächlich schafft, den Reckbatz Informationen zu entlocken, während er von ihnen gefoltert und mit Fragen in die Zange genommen wird.«

Shanton schüttelte sich unbehaglich. »Zu dumm, dass die Krabben euch eure Nadelstrahler abgenommen haben. Momentan erscheint es mir nämlich weitaus erstrebenswerter, uns einen Weg in die Freiheit zu schießen, als uns den peinlichen Befragungen durch die Reckbatz zu stellen.« Der Ingenieur sah seine Gefährten mit einem Gefühl der Beklommenheit an. »Ich habe, verdammt nochmal, beschissene Angst!«