Der Opa auf dem Jakobsweg - Franz Joachim Klosa - E-Book

Der Opa auf dem Jakobsweg E-Book

Franz Joachim Klosa

0,0

Beschreibung

„DeR OpA aUf dEm JakObsWeg“ Die Welt eines Rentners war ihm nicht genug und so ist er allein zu Fuß mit 73, nur in Begleitung seiner Krankheiten und seinem 18kg schweren „Freund“ Rucksack, 2012 auf den abenteuerlichsten Jakobsweg aufgebrochen. Du bist verrückt sagten alle. Ihm war es aber „Wurst“ denn „probieren geht über studieren“. Typisch Widder. Seine Mutter sagte oft: „Er macht immer das was er nicht machen soll.“ Ja, öfters aus dem Kindergarten abgehauen, da es ihm bei den Nonnen zu langweilig war. Und in der Schule auch „Eckegestanden“ bzw. Stockschläge gekriegt hat. Gelernt hatte er aber gut. Da ihm auch die Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof eher stank, schickte ihn Mutter aufs Gymnasium mit der Hoffnung, dass er mal Priester wird. Er ist jedoch Dipl.-Ing. geworden. „Und wir dachten, aus dem wird nichts“, sagte damals eine Tante. „Hauptsache die erste Etappe über die Pyrenäen und dann wird es schon gehen“, dachte er und so pilgerte Opa Franz etliche Tage, bei „Wind und Wetter“, Übernachtungen in Pilgerherbergen und meist bei Selbstversorgung. Sein Buch ist nicht nur ein Bericht über das Abenteuer Jakobsweg, es enthält auch einige Geschichten aus seiner Jugendzeit in Schlesien wo das Leben im damaligen Volkspolen nicht leicht war. Deshalb ist ja auch der Autor 1977 in die BRD abgehauen. Erwähnt wird im Buch auch sein Vater-Oderschiffer, der in Dresden 1945 den Bombenterror überlebt hat, seine Mutter die erst für die deutschen und später für die russischen Offiziere kochen musste, weil Opa nicht mit der ganzen Familie aus der Heimat Schlesien vor den Russen fliehen wollte. Weiter erwähnt wird die Oma die 8 Kinder gebar und stehend pinkeln konnte und die 4 Onkels im Kriege. Im Buch gibt´s Tipps über Vorbereitungen, die richtige Ernährung und Geh-Technik auf dem Camino, die Hunde und z.B. auch wie er erfolgreich das Rauchen hinschmeißen konnte. Der gläubige Autor „philosophiert“ auch über den Glauben, den Himmel, die Hölle usw., besonders nach einem Schluck Wein. Alles mit Spaß, da Lust den Weg verkürzt. 2014 ist Opa Franz von Innsbruck nach Assisi und Rom gepilgert; 900 km ebenfalls allein. Hierzu sein Buch: „Opa ist wieder mal weg...“

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 536

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ein Buch über Erlebnisse auf dem spanischen Jakobsweg mit insgesamt 216 Seiten, 55 farbigen und einigen schwarz-weiß Fotos, I Karte und Angaben zu den Höhenunterschieden der einzelnen Etappen.

Das Buch ist auch als E-Book erhältlich.

„Einen neuen Aufbruch wagen!“

(Aus unser Jakobuskirche)

Den „Camino“ bin ich als Rentner gelaufen und das Buch habe ich geschrieben weil ich von Sudokus und Kreuzworträtseln die Nase schon voll hatte. Ich habe es mit meinen Worten, vor allem für mich, also ehrlich geschrieben. Es ist wie eine Beichte. Viele Ausdrücke sind „spaßig“ bis unanständig und wenn es jemand lesen mag, „ist er selber schuld“. Mein alter Skat freund (+98) sagte öfters: „Mit Humor kommt man vor“, meine Mama (98): „Die Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“

Mein Buch enthält Tipps zur Ausrüstung und zur richtigen Geh-Technik im Gelände. Erwähnt sind die getroffenen 2,- 3,- und 4-Beiner. Auch Geschichten aus meiner Jugendzeit gibt es im Buch und auch SCHREIBFEHLER, da ich es nur als Einziger lmal korrigiert habe. Aber aus Fehlern kann man ja auch was lernen, oder? Das Buch ist auch ein Ratgeber für „Jung und Alt“. Manchen Satz habe ich nach einem Gläschen Rotwein geschrieben; da bitte ich um Verständnis!

„Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“

(Mark Twain)

FRANZ JOACHIM KLOSA

Über 1000 Jahre ist der Jakobsweg alt. Millionen von Menschen aus der ganzen Welt sind ihn schon gelaufen. Der Legende nach erschien auf der Iberischen Halbinsel, etwa im Jahr 800 ein sagenhafter Stern über einer Stelle und man fand dort das Grab des Apostels Jakobus. Dieser hat den Glaube in Spanien entscheidend geprägt. Erst später baute man um dieses Grab die Stadt Santiago. Ende des 12 Jahrhunderts entwickelte sich Santiago de Compostela zu den bedeutendsten Pilgerzielen des Christentums.

„Pilger ist man auf Zeit, aber Pilger ist man auch Leben lang.“

Auf diesem Weg erkennt man sich wieder mal selbst.

Ohne Gnade!

Aber:

Mit Humor kommt man vor!

Diese Abkürzung im Buch bedeutet Verständigung ohne Sprachkenntnisse, also „irgendwie“.

O Gott,

du hast Abraham aus seinem Land herausgeführt

und ihn auf allen seinen Wegen behütet.

Gewähre auch uns diesen Schutz.

Stärke uns in Gefahr,

behüte unseren Schritt.

Sein uns ein kühler Schatten in der Hitze des Tages, schützender Mantel gegen die Kälte.

Trage uns in Ermüdung,

und verteidige uns in jeder Not.

Sei uns ein fester Stab gegen den Sturz,

und ein Hafen, der die Schiffbrüchigen aufnimmt.

Lass uns unsere Heimat finden,

Lass uns ankommen bei dir.

(Altes Pilgergebet)

INHALT

Wer ist der Opa Franz und wie bereitet er sich vor

An alles gedacht?

Die Anreise; Mannheim – Saint-Jean-Pied-de-Port

Pyrenäe – Navarra

1.-14.04.12: Saint-Jean-Pied-de-Port --- Roncevaux (Valcarlos)

2.- Roncevaux --- Zubiri

3.- Zubiri --- Pampelune

4.- Pampelune --- Puente La Reina

5.- Puente La Reina --- Ayegui

6.- Ayegui --- Torres del Rio

La Rioja

7.-20.04.12: Torres del Rio --- Logrono

8.- Logrono --- Najera

9.- Najera --- Santo Domingo de la Calzada

Castilla - Leon

10.-23.04.12: Santo Domingo de la Calzada --- Belorado

11.- Belorado --- Ages

12.- Ages --- Burgos

Ein Tag Pause in Burgos

13.- Burgos --- Hontanas

14.- Hontanas --- Boadilla del Camino

15.-29.04.12: Boadilla del Camino --- Carrion de los Condes

16.- Carrion de los Condes --- Ledigos

17.- Ledigos --- Sahagun

18.-02.05.12: Sahagun --- Relegios

19.- Relegios --- Leon

Ein Tag Pause in Leon

20.- Leon --- San Martin del Camino

21.- San Martin del Camino --- Astorga

22.- Astorga --- Rabanal del Camino

23.- Rabanal del Camino --- Ponferrada

24.- Ponferrada --- Villafranca del Bierzo

25.- Vallafranca del Bierzo --- LaFaba

26.- La Faba --- Triacastella

Galicia

27.-12.05.12: Triacastella --- Ferreiros

28.- Ferreiros --- Ventas de Naron

29.- Ventas de Naron --- Melide

30.- Melide ---Arca O Pino

31.- Arca O Pino --- Santiago de Compostela

16.- 19.05.12: Santiago de Compostela

19.- 20.05.12: Busrückfahrt nach Mannheim

Danach und Schlussstrich

Deutsch /Spanisch zum „Überleben“

FRANZ JOACHIM KLOSA

(Vervielfältigung u. s.w. des Buches oder auch einzelner Seiten nur mit Zustimmung des Autors).

WER IST DIESER OPA UND WIE BEREITET ER SICH VOR?

Der Opa Franz also ich, ist 73 J. alt. Nach Studium-Abschluss 1966 auf der Technischen Hochschule in Breslau im Schlesierland (heute Polen), bin ich Dipl.-Ing. der Heizungs-/Klimatechnik geworden und im Jahre 1977 mit meiner damaligen Familie nach Deutschland geflüchtet. Seit diesem Zeitpunkt bin ich in den Augen der Polen ein Deutscher und die Deutschen sagen, der kommt aus Polen. Ich habe 4 wunderbare Enkelkinder. Von meiner Tochter K........, verheiratet mit H...-P...., sind es der L....-M (10 Monate) und die M....-L.... (4 Jahre). Von meinem Sohn A......, verh. mit G...., die M...-M.... (2 Jahre) und die M....-J (6), Stand: Mai/2012. Den Name ? von meinem Sohn, wollten die polnischen Behörden mir nach seiner Geburt in Oppeln (Opole) nicht anmelden, weil sie meinten, es sei ein deutscher Name, und ein rein deutschen Namen dürfte man den Kindern im damaligen Volkspolen nicht geben. Nur, weil der Vater meines polnischen Kollegen beim Standesamt arbeitete und wir erklärt haben, dass ? ein altrömischer Name sei, haben sie ihn beurkundet. Aretio war im alten Rom angeblich ein Anführer von verfolgten Christen, was mein Cousin Pater Fidelius in alten Büchern später herausgefunden hat. 1990 schied sich von mir Frau L, die ich in Polen 1972 geheiratet habe und mit der ich die 2 o.g. Kinder hatte. Ab 2000 kenne ich dafür meine Erika. .Mein Sternzeichen ist Widder und „nicht oft aber immer öfter“ sage ich auch: „Mit Humor kommt man vor“, so, wie immer mein alter Skat-freund (+98) behauptete, wie schon anfangs erwähnt. Man wird vielleicht manchmal auch auf dem Jakobsweg in Spanien viel Humor brauchen, um überhaupt weiter zukommen, da ich ja nicht Spanisch kenne. Ich trinke auch vielleicht zu viel Rotwein, der soll jedoch angeblich zum Teil gut gegen meine Krankheiten sein; der Wein erweitert die Blutgefäße und verringert somit meinen zu hohen Blutdruck. Das haben mir mehrere Herzspezialisten gesagt und mein Hausarzt sagte mal; „„Ja, Rotwein ist gut, aber trinken sie mäßig und nicht „saumäßig!““ Ich habe sogar mal gelesen, dass Rotwein auch bei meiner Gicht hilfreich sein soll. Aber da gibt es verschiedene Meinungen. Auf jeden Fall eine Gewichtsabnahme, auf die ich hoffe, hilft auch, besonders bei Bluthochdruck und Gicht. Jedes Kilo weniger senkt etwas den Blutdruck. Aus meinem Elternhaus habe ich nichts geerbt, außer den Krankheit Mein Opa, Johann Wieczorek, hat schwer an Gicht gelitten, da ja auch damals in Polen Probleme mit den Medikamenten gab. Aber immerhin wurde er 90 Jahre alt. In meinem Berufsleben hatte ich überwiegend sitzende Tätigkeiten, meistens bei Planung von Anlagen. Das hat ja auch noch negativ meine Krankheiten beeinflusst.

Im Jahre 2011 habe ich ein bekanntes Buch über den Jakobsweg überflogen und sagte dann meiner Erika: „Ich will mal nächstes Jahr auch probieren ob ich das noch schaffe.“ Sie sagte: „Ach Franz, du bist wohl verrückt, du kannst das nie schaffen, mit deiner Gicht, deinem Lumbago, deinen Hüftschmerzen und dem Bluthochdruck. Außerdem ist der Jakobsweg sehr gefährlich, da muss man auch über die Pyrenäen. Auf diesem Weg sind schon viele gestorben, dort laufen auch viele wilde Hunde herum und im letzten Fernsehbericht über Pyrenäen, haben die auch über Braunbären berichtet.“ Erika hat schon einige Bücher über den spanischen Jakobsweg gelesen. Franz Buch auch mal genau lesen, das ist was für junge Leute und du bist ein kranker Opa“, sagte weiter Erika und füge hinzu: „„Meine Mutter sagte immer: „Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin auch um.““ Ich sagte: „Erika jeder macht den Weg auf seine Art und ich muss gerade nicht alles so machen und erleben wie die anderen. Außerdem die meisten gehen den Weg im Sommer, bei glühender Hitze und ich will es ja im Frühjahr machen. Nehme mir auch vor, kein Wein zu trinken.“ Ein berühmter Orthopäde sagte mal:„Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung.“ Und das stimmt hundertprozentig! Bewegung ist gut für beinahe alle Krankheiten und bei mir habe ich etwas ganz besonderes festgestellt; wenn ich mit Erika spazieren gehe oder auch alleine, bekomme ich nach einigen hundert Metern diese Lumbago Schmerzen und dann muss ich mich 5 Minuten hinsetzen. Dann geht es schon weiter viel besser und nach etwa halben Stunde, bin ich fasst schmerzfrei. Noch besser, beim Training zum Jakobsweg fand ich heraus, dass wenn ich ein schwereren Rucksack trage, da bekomme ich keine Schmerzen. Also, auf die Körperhaltung kommst wohl bei mir an. Und dieser Merkmal hat mir auch Hoffnung gemacht, dass ich vielleicht doch den ganzen Camino schaffe. Theoretisch kann man natürlich früher aufhören und nach Hause fliegen, aber daran wollte ich nicht denken und das ist wohl auch nicht so einfach, wenn man sich im armen Nordspanien, so zu sagen irgendwo „mitten in der Wüsste“ befindet. Zur Erika sagte ich weiter: „Außerdem ich habe ja meine Medikamente dabei und auch Schmerztabletten. Und mein Schutzengel war bisher auch immer bei mir.“ Angeblich bin ich ja auch ein „Überlebenskünstler“ bzw. ein „Unkaputtbarer“. Bis jetzt zumindest.

Auch meine Kinder, Schwiegertochter und Schwiegersohn haben mir abgeraten den Weg zu wagen und der Erika gesagt: „Du sollst ihn nicht loslassen.“ Meine Eltern sagten oft zu mir als ich noch klein war: „Du machst immer das was du nicht machen sollst.“ Und als ich meinem Opa mal sagte, dass ein Kollege mich „du Blöder“ nannte, antwortete er: „Franz du kannst blöd sein, aber du musst immer wissen wo es lang geht.“ Er hat mich öfters quer durch den Hof mit einem Stock oder einer Mistgabel gejagt, wenn ich nicht folgsam war. Ich bin aufgewachsen auf einem Bauernhof, wo mir auch das Sparen beigebracht wurde, das in der Nachkriegszeit „ein Muss“ war. Das Wort „Wegwerfgesellschaft“ gabst damals noch nicht. Mein ehemaliger, mit polnischer Abstammung, kath. Pfarrer, der 30 Jahre in unser Gemeinde in Schlesien tätig war und heute im Ruhestand ist, hat mir ein Brief geschrieben. Er war auch mal in Santiago im Sommer, aber mit dem Bus. „Zu Fuß kann niemand diese Strecke durch Spanien schaffen“, schrieb er. „Das Wasser in Spanien ist sehr teuer und als wir in Santiago unsere mitgenommene Konserven aufmachten, gab es bei dieser Hitze mehrere Verpuffungen.“ „Nach der Ankunft waren wir sehr durstig und bekamen auch so viel Wasser wie wir wollten, jedoch am nächsten Tag mussten wir alles bezahlen“, schrieb er weiter.

Letztendlich hat Erika aufgegeben und sagte meinen Kindern: „Wenn er will, soll er machen.“ Wir haben vereinbart, das ich sie per SMS`s laufend über meine Lage informiere. Hierzu habe ich meinen Kindern und Erika eine Karte mit dem Verlauf des Camino hinterlassen, worauf sie immer ablesen konnten, wie weit ich bin. Übrigens, es gibt viele Jakobswege nach Santiago, einen auch ab Annaberg in Schlesien; er ist ca. 3000 km lang, wofür man vielleicht mehr als ein halbes Jahr bräuchte. Die Erika und meinen Sohn A...., habe ich beim Deutschem Pilgerverein in Aachen, als die Personen genannt die benachrichtigt werden, falls mir etwas unterwegs passiert. Das warPflicht. Ich wollte es halt wissen weil „Probieren geht über studieren.“ Habe mir vorgenommen,die ganze Strecke zu laufen, ohne nur ein einzigen Kilometer mit dem Bus oder Bahn zu fahren. Wollte auch, kein Wein trinken, also ohne Alkohol, da im Falle eines Unfalls ist man dann jaschlechter dran, wenn es sich um die Versicherung handelt. Insgesamt wären dies ca. 850 km, vonSaint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich, über die Pyrenäen, bis nach Santiago de Compostela inSpanien. Über Pamplona, berühmt von den Stierkämpfen, weiter über Burgos, Santo-Domingo,berühmt durch die Geschichte mit dem Hahn und Henne, sowie durch Leon. Alle Städte berühmtdurch die prächtigen Kathedralen, historische Bauten und fasst 600-jährige Bekämpfung derMauren. Ich habe natürlich auch Leute angesprochen, ob sie mitgehen möchten, weil alleine habeich schon einige Bedenken gehabt. Niemand wollte jedoch mit. Mein Sohn würde gehen, aber er istberuflich gebunden und natürlich 5-6 Wochen kann er nicht wegbleiben. Ich habe andererseits auchgehört, dass man auch alleine gehen kann, weil dort trifft man Leute aus der ganzen Welt und mankann sogar gute Bekanntschaften machen. Aber in meinem Alter, ob sich da noch jemand für michinteressiert? „Mal sehen, haben die Blinden gesagt.“Also, ich gehe auf den Camino alleine undman sagt ja auch: „Der Widder ist kein Herdentier“ und „Um ein gutes Mitglied einer Schafherdezu sein, muss man ein Schaf sein“, sagte Einstein. Letztlich kam ich bisher auch alleine immer gutzurecht, und es kommt auch darauf an, „Wie mans nimmt.“Den Pilgerpass habe ich vom DeutschenPilgerverein in Aachen bekommen. Sie haben geraten, bei meiner Kirchengemeinde den erstenStempel zu holen, sowie ein Empfehlungsschreiben, weil ich dann wohl leichter eiBett in denPilgerherbergen bekomme und als Beweis, dass ich so zu sagen, kein „Abenteurer“ bin, von denendort unterwegs angeblich einige gibt.

Der Widder ist, im Gegenteil zu den Schafen, kein Herdentier.

Die Vorbereitungen sind sehr wichtig! Ein Sprichwort sagt:

„Kümmere dich nicht um die Ernte, sondern um die richtige Bestellung deines Feldes.“

Mit einem Probe-Training habe ich schon am Jahresende 2011 angefangen. Kaufte mir ein 50 Liter Rucksack, belastete den mit Telefonbüchern u.s.w., so, dass er ca. 12 kg wog und ging in meinen alten Wanderschuhen auf eine Strecke von 25 km los. Dabei waren es 30 Grad heiß, also praktisch so wie in Spanien auf dem Camino sein könnte, oder auf deutsch gesagt, auf dem Jakobsweg. Ich habe gelesen, dass für Männer der Rucksack so schwer auf dem Camino sein darf; aber nicht schwerer, weil jedes Gramm zählt auf der langen Strecke. Auf 850 km sind es dann einige Tonnen.

Erfreulich war, dass ich die 25 km ohne Lumbago-/ Hüftschmerzen, sowie Kreislaufprobleme geschafft habe. Es kam auf die Haltung drauf an. Nämlich der schwere Rucksack hat wesentlich meine Körperhaltung verbessert. Ich bekam allerdings an den Füßen zwei Blasen, im Zehen-Bereich. Bei dieser Hitze und dieser Strecke sind die Füße angeschwollen und ich stellte fest, dass die Schuhe vorn breiter sein müssen. In der Apotheke holte ich mir Blasenpflaster und Hirschtalg.

Hirschtalg ist angeblich sehr gut zur Vorbeugung von Blasen und Fußabdrücken.

Als ich mal durch ein Waldstück beim Training gegangen bin, hat mich ein Keiler „attackiert“. Das war in der Zeit als die Wildschweine Frischlinge haben. Er hat mich gejagt, vielleicht wegen meinem rotem Rucksack, und bremste erst ab als ein Fahrradfahrer vorbei kam. Ich ging dann schnell in die Nähe einer Autostraße. Als der Radler weg war, rannte der Keiler wieder in meine Richtung, hat dann aber in einem dichtem Gehölz und wahrscheinlich wegen den vorbei fahrenden Autos aufgegeben. Er fühlte sich bestimmt auch beengt durch den Fahrradweg und die Autostraße. Laut Information eines Försters meiden normalerweise Wildschweine den Menschen und wenn man zufällig einem begegnet, soll man ruhig stehen bleiben. Kommt das Schwein doch heran soll man versuchen mit lautem Geschrei und wildem Gestikulieren es zu vertreiben; im Notfall auch mit einem Stock. Ruheplätze von Frischlingen weiträumig umgehen, da Bachen den Nachwuchs heftig verteidigen. Daraufhin habe ich mir aber ein Pfefferspray gekauft, der auch gegen die Hunde und vielleicht auch eventuell gegen Bären, in Spanien hilfreich sein könnte. Den Spray habe ich dann, als ich unterwegs war, immer griffbereit bei mir getragen.

Es ist klar, dass die Schuhe bei Wanderungen das wichtigste „Werkzeug“ sind. Die Suche nach entsprechenden Schuhen hat mehrere Wochen gedauert. Ich probierte in Kaufhäusern, Orthopädie/-Sportgeschäften u.s.w. Die Beratung war fachlich nicht immer zufriedenstellend. Natürlich habe ich auch im Internet nach Herstellern von breiteren Schuhen gesucht. Letztendlich habe ich mir welche von einer namhaften deutschen Firma herausgefunden. Es sind hell braune Lederschuhe mit eingebauten Wassersperre. Weshalb braune? Weil die nicht so warm in der Sonne werden und man nicht so an denen den Dreck sieht, verglichen mit schwarzen. Falls in die Schuhe doch mal Wasser von oben reinkommt, soll man die mit Zeitungspapier ausstopfen. Zuvor Einlagen raus nehmen und möglichst höher so ablegen, dass von allen Seiten Luft dran kommt. Wenn das Papier in den Schuhen später nass wäre, soll man es raus nehmen und die Schuhe wieder möglichst im Regal oben hinstellen, weil oben trocknen sie besser als unten. Meine neuen Schuhe waren ja ein Weihnachtsgeschenk von der Erika. Danke nochmals! Wenn man neue Schuhe kauft, sollte man das immer nachmittags machen, dann wird auch die eventuelle Schwellung der Füße am Tage mitberücksichtigt. Darüber hinaus, soll man beim probieren den Fuß im ungebundenem Schuh bis ganz nach vorn schieben, bis der Zeh vorne anstößt, und man noch dabei hinter der Ferse den Zeigefinger locker einschieben kann. Lieber eine halbe Nummer größer als zu klein, die Schuhe kaufen. Bei meinen Probewanderungen hat sich auch zum Beispiel raus gestellt, dass die orthopädischen Schuheinlagen, beim gehen sich immer etwas nach hinten verschieben. Ich bin dann auf die Idee gekommen, mit Doppelklebband, den man bei Verlegung von Teppichböden verwendet, mir zu helfen. Und das hat gut funktioniert, so dass die Einlagen sich nicht mehr beim Gehen verschoben. Die Zunge am Schuh sollte auch ein Hacken haben so, dass man diese mit den Schnürbändern hochhalten kann, da die Zunge beim Gehen manchmal runter rutscht und unten im Schuh dann drückt. Nicht alle Zungen an Wanderschuhen sind mit so einem Hacken ausgestattet. Auch Socken sind sehr wichtig. Sie dürfen nicht zu groß sein, dass sich unter den Fußsohlen und seitlich keine Falten bilden, die dann Blasen verursachen. Zu enge Socken, oder ein zu strammer Gummi, sind auch nicht empfehlenswert, da dann die Füße arg zusammengedrückt werden, was die Durchblutung behindert. Dadurch bekommt man schneller „schwache Füße“ und auch schneller Blasen. Die Socken sollen auch möglichst rutschest sein so, dass bei Bergabstiegen die Füße nicht nach vorne im Schuh rutschen. Manche Wanderer meinen, dass man lieber 2 paar dünnere Socken als 1 paar dicke, anziehen soll so, dass eventuelle Reibungen beim Gehen zwischen den Socken und nicht direkt an der Fußhaut stattfinden. Aber, „probieren geht über studieren“.

Als ich schon mein „Wander-Werkzeug“ zusammen hatte, bin ich noch mehrmals längere Strecken mit beladenem Rucksack und mit Hilfe von Nordic-Walking Stöcken gelaufen und glaubte immer mehr daran, dass ich den Camino de Santiago schaffen kann. Es ist sehr wichtig, neue Schuhe richtig ausprobieren und einzulaufen, dass es dann später keine Überraschungen gibt, die ein Ende des Camino-Traumes bedeuten könnten. In der „Probezeit“ habe ich mein beliebtes Fahrradfahren ganz abgestellt und bin nur gegangen. Erika sagte öfters: „Lauf hier nicht so immer mit dem Rucksack herum; was denken sich die Nachbarn?“ Keiner wusste aber was ich vor hatte. Und wenn auch, ist mir das doch „Wurst“.

In einer Bücherei habe ich mir ein Wegführer zum Jakobsweg gekauft. Er war gut aber ziemlich schwer, jedoch von den Infos her konnte man ihn gut gebrauchen.

Dabei habe ich einen Mann (ca. 45) angesprochen der auch nach einem Jakobsweg-Buch schaute. Er war schon im vorigem Jahr auf dem Camino und möchte dieses Jahr ihn nochmal gehen. Im März, also 1,5 Monate früher als ich. Ich sagte: „Im März liegt doch noch in den Pyrenäen wohl viel Schnee.“ „Das ist doch schön“, sagte er. „Ich mag Schneetreten“. Er hat mir auch einige Tipps gegeben: Wie kommt man nach Saint- Jean-Pied-de-Port, wie kommt man zurück von Santiago nach Deutschland, dass man eine Visa-Karte braucht um ein Hotel oder den Rückflug zu buchen, die Checkkarte am besten, wegen möglichen Diebstahl zu Hause lassen und nur größere Menge Bargeld nehmen. Das Geld gut verstecken, weil unterwegs und in den Herbergen schon einige Abenteurer grassieren. Man braucht auch kein Wasserkocher, da in den meisten Herbergen Küchen vorhanden sind. Auch Wäschewaschgelegenheiten gibt es. Weiterhin, am Meldepunkt soll man unbedingt beim Start die „Weiße Liste“ verlangen, die die Herbergen zeigt die geöffnet, zu jeweiligen Zeit sind. Diesmal nimmt er sich auch ein gutes Messer zum Kartoffelschälen mit. Die Kartoffeln aber nicht. Ich war ihm dankbar für die Informationen. Auf meine Bitte hat der Herr mir auch seine Telefonnummer hinterlassen, falls ich noch Fragen hätte. Er meinte auch, dass ich es schaffe, wusste allerdings nichts von meinen Krankheiten. Nach ca. 1 Monat habe ich den Mann angerufen und fragte, wie war denn das zweite mal auf dem Jakobsweg und ob er schon zurück wieder in Deutschland sei. „Ja“, hat er gesagt und „ich bin schon zurück, habe aber den Camino nach ca. 50 km abgebrochen. Ich hatte einfach keine Lust mehr“. Auch sein Freund aus Belgien, der mit ihm gehen wollte hat versagt.

Ich habe auch mit einem Mann (ca. 45) telefoniert, der den Camino vor 2 Jahren gegangen ist. „Wenn du gesund bist da schaffst du es“, sagte er zu mir. „Außerdem muss man dort sehr auf die Diebe aufpassen, manche Herbergen sind durchgehend offen; jeder kann rein und raus, auch nachts. Gut ist es wenn man zumindest Englisch sprechen kann und noch besser, Spanisch.“ Er ist kein reicher Mann und hat viel selber gekocht; z. B. Nudeln, Kartoffeln und natürlich noch etwas dazu. Zweimal wurde er zum Essen eingeladen. Sein Geldbeutel hatte er immer bei sich, auch im Schlaf und sein Rucksack hatte er am Fuß, nachts befestigt gehabt. Ein weiterer Bekannter, den ich mal zufällig getroffen habe, Professor auf der Uni, antwortete auf meine Zweifel: „Sie schaffen es, aber machen sie es langsam.“ Ich sagte: „Ja das kann ich, ich bin ein Rentner und habe viel Zeit“. Ich hatte mich gegebenenfalls auch erinnert was Einstein mal sagte: “Wer weit kommen will, muss langsam gehen.“ Übrigens, Einstein hat angeblich sehr spät das Gehen gelernt und mag auch nicht viel laufen. Der Uni-Prof. war ja aber auch nicht über meine Krankheiten informiert.

Mein Buch widme ich auch Denjenigen die ein neuen Aufbruch nicht wagen.

Sie sollen es doch probieren und dann ebenfalls ein Buch schreiben.

Da: Im Buch lebt man nach dem Tode fort.

„Es zähl nicht woher Du kommst, es zähl woher Du hin willst.“

AN ALLES GEDACHT?

Ich habe mir auch kleine Wörterbücher, in spanisch und französisch besorgt. Meine teure Armbanduhr mit schwarzem Ziffemblatt habe ich zu Hause gelassen und kaufte mir in Polen auf dem russischen Markt in Oppeln, für umgerechnet 10 Euro eine Uhr mit weißem Blatt, Datum-und Wochentagesanzeige, da ich mich mit spanischen Kalendern nicht auskenne. An sonnigen Tagen stellte ich eben früher fest, dass die Armbanduhr mit schwarzem Blatt sich sehr aufheizt und mein Arm darunter dadurch sehr schwitzte, was in Spanien bei Hitze bestimmt noch schlimmer wird. Bekanntlich heizen sich in der Sonne schwarze Gegenstände, auch z. B. Autos, oder Schuhe viel mehr als helle auf. Weiterhin habe ich ein leichteres Fahrradschloss mitgenommen um, wenn notwendig den Rucksack zu sichern, sowie ein Mini-Vorhängeschloss zum Verschließen beider Reißverschlüsse einer Seitentasche am Rucksack, in der „Wichtiges“ drin sein sollte. Hierzu muss ich zugeben, dass das meinerseits eher ein Täuschungsmanöver, für eventuelle Diebe war. Jedenfalls war in dieser kleinen Tasche kein Geld.

An alle Bekannten, wollte ich aus Santiago Postkarten schicken, auch an die, die vielleicht mehr sich freuen würden, wenn ich bis nach Santiago nicht schaffe. Derartige Bekannte hat ja wohl jeder im Leben. Auch an den Pfarrer in Polen will ich eine schicken. Es wären rund 20 Stück Postkarten. Ich habe nachgedacht und kam zum Ergebnis, dass ich in Santiago dann keine Zeit haben werde, um die Karten zu schreiben. So habe ich mit meinem Computer mir die Postkarten auf Fotopapier selber produziert und zu Hause fertig geschrieben, obwohl ich noch gar nicht wusste ob ich in Santiago überhaupt ankomme. Ich wollte ja nicht nur 2 Wörter, z. B. „viele Grüße“, schreiben aber auch z. B. „das Wetter war wechselhaft u.s.w.“. Zu Hause habe ich zum schreiben der Karten fast 2 Tage gebraucht, mit den notwendigen Pausen um Alltägliches zu erledigen. Die fertig geschriebenen Karten habe ich gut gegen Feuchte in einer Plastikhülle verpackt und tief im Rucksack verstaut so, dass in Santiago nur noch die Briefmarken drauf zukleben wären. Ich hätte dann mehr Zeit für die Besichtigungen u.s.w. Aus meiner älteren Bekleidung habe ich mir 2 Hosen und 1 leichte Jacke mit abnehmbaren Ärmeln rausgesucht. Habe dabei berücksichtigt, dass alle Kleidungsstücke viele Taschen haben, in den man einiges für den Weg verstauen kann. Farbe neutral, bei der sich nicht so stark die Kleidung in der Sonne aufheizt und bei der man nicht so gleich den Straßendreck sieht, wie z. B. bei einer schwarzen Kleidung. Die leichtere Hose habe im Rucksack verstaut, außerdem noch 3 Hemden, je 3 Stück von Unterwäsche, 2 kleinere Handtücher, 4 Paar Socken und um Gewicht zu reduzieren, ein sehr leichten Schlafsack aus Seide, wasserfeste Hausschuhe, Waschmittel und Bad-Zeug. Der Schlafsack aus Seide ist zwar sehr leicht, aber er wärmt kaum. Ich habe aber erfahren, dass in den meisten Pilgerherbergen Decken gibt, mit denen man sich zudecken kann wenn kalt ist. Also der Schlafsack sollte nur zur Abschottung zwischen mir und den eventuell schmutzigen Decken sowie den Matratzen dienen.

Das Bargeld habe ich an mehreren Stellen versteckt. Je Zweihundearteuroscheine, z.B. in den Schuhen unter den orthopädischen Einlagen. Insgesamt nahm ich 1000 Euro mit. Die Rrankenkassenkarte habe ich nur für den schlimmsten Fall mitgenommen und auch gut versteckt, da ich irgendwann gelesen habe, dass man diese im Ausland lieber bei einem Unfall nicht so schnell raus rücken soll. Es kann nämlich passieren, dass z. B. bei kleiner Verletzung zu viel behandelt oder „operiert“ wird, um „ordentlich“ abzukassieren. Also lieber dem Arzt sagen: „Ich bin nicht versichert, zahle in Bar und wenn ich nicht so viel Geld habe da überweise ich es später?“

In den Rucksack habe ich auch viel zu viele Bio-Lebensmittel von der Erika eingepackt und ihn ständig gewogen. Zu meinem Schreck wiegte er am Ende 18 kg und ich wollte nichts raus nehmen, nach dem Motto, „Was man hat das hat man“. Ich habe z. B. auch eine Packung Hustenbonbons von der Erika, sowie getrocknete Quitten-Kerner; mein selbst angefertigtes Hausmittel gegen Husten. Gegen Gicht nehme ich noch mit, Apfelessig und Honig. Davon trinke ich vor dem Frühstück, gemischt mit Wasser ein Glas. Am besten Akazien-Honig weil er recht flüssig ist und sich leicht im Wasser auflöst. Auch ein halben Liter Olivenöl, in einem wiederverschließbaren Blechbehälter, der leichter als eine Glasflasche ist, ist dabei. Das Öl nehme ich anstatt von Butter, zum Brot beim Frühstück, zur Senkung des Cholesterinspiegels. Ich habe daher sehr gute Cholesterin werte, ohne hierzu Medikamente zu nehmen. Außer meinen Hausmitteln habe ich natürlich auch Medikamente aus der Apotheke dabei. Auch bei Wärme haltbare Bio-Lebensmittel sind dabei, wie Schinken, Wurst, kleine Konserven mit Fisch oder Bohnen. Alles komplett „Bio“ und deshalb wird nichts weggeworfen, auch wenn zu schwer sein sollte. Ich komme vom Bauernhof und der Bauer, wie man sagt, „will ja wissen was er isst“ oder man sagt ja auch „was isst du das bist du“. Aber vor allem Erika ist streng für das „Bio“. Man soll ja auch nicht zu viel essen. „Ich, esse um zu leben und lebe nicht um zu essen“; kann daher immer mein Normalgewicht halten. Anders mein dicker Bekannter, er sagt:„Ich esse nicht viel, nur zwei kleine Knödel und eine Gans.“ Zuerst fahre ich ja 2 Tage mit dem Zug und muss den Rucksack kaum tragen. Ja, und die Pyrenäen? „Wir sehen mal, haben die Blinden gesagt.“ Den Spruch habe ich oft von meiner Mutter gehört. Für die 2 Anreisetage habe ich noch vorne eine 3 kg schwere Umhängetasche mit Essen dabei.

Ja, kurz vor Abreise war ich noch bei meiner Ärztin und berichtete was ich vor habe. Da ich auch auf meiner Haut mehrere Muttermale und irgendwelche Warzen habe und auf dem Rücken eine besonders große, die mich beim Rucksack tragen gestört hat, wollte ich, dass mir die Ärztin diese, vor dem m Losgehen weg macht. Sie sagte: „Die Warzen sind harmlos, also bis jetzt kein Krebs, und wenn ich die ich ihnen weg mache kann es zu Blutungen kommen. Machen sie sich einen Pflaster drauf.“ Habe nichts drauf gemacht und bin damit los marschiert.

„Mal sehen, haben die Blinden gesagt.“ Ich wollte den Jakobsweg na Ostern laufen, weil . vor Ostern dort viele Leute unterwegs sind, um die Feiertage in Santiago zu verbringen. Im Sommer ist der Jakobsweg ebenfalls sehr „überlaufen“, da viele Studenten und Schüler die Ferien dazu nutzen, das Grab des heiligen Jakobs zu besuchen. Da gibt es echte Rennen um die Plätze in den Pilgerherbergen und da käme ich nicht mit den jungen Leuten mit. Im Sommer ist man schon froh wenn man auf dem Boden in der Herberge schlafen darf, oder man muss sich ein viel teureres Hotel suchen. Ohne Sprachkenntnisse ist das aber nicht so einfach. Außerdem ist im Sommer bekanntlich in Spanien sehr heiß und das wäre nix für mich.

„Tue erst was erforderlich ist, dann was möglich ist und danach schaffst du auch das Unmögliche.“

(Vom hl. Franziskus)

DIE ANREISE; MANNHEIM--------SAINT-JEAN-PIED-DE-PORT.

Ich fahre also morgens am 12.04.12 mit dem Schnellzug von Mannheim nach Paris, 1-ste Klasse. Fliegen mag ich nur wenn ich unbedingt muss, außerdem wollte ich auch mal mit dem TGV fahren. Beim Ticketkauf habe ich noch zusätzlich bei der Deutschen Bahn, eine Versicherung für die ganze Reisezeit abgeschlossen. Ab der Grenze fährt man 320 Stundenkilometer, ganz bequem und ruhig, ruhiger als mit der Magnetschwebebahn vor 2 Jahren in Shanghai, die aber fasst 500 Stundenkilometer vom Flughafen bis ins Stadtzentrum fährt. Ich wollte später im Zug gerade meine Brotschnitten von Zuhause raus holen und da kam zu mir überraschend der französische Schaffner mit einem tollem Frühstück. Da hatte ich während der Fahrt noch ein bisschen Luxus, vor den Strapazen des Camino genossen. In Paris muss ich umsteigen vom West- zum Südbahnhof, auf ein gleichen Zug nach Bayonne in Südfrankreich. Das Umsteigen hat mir ein bisschen Sorgen gemacht, weil man muss die U-Bahn oder ein Taxi nehmen. Aber ich hatte mal wieder Glück. Noch in Deutschland hat sich zu mir eine sehr nette junge Dame gesetzt, natürlich nicht deshalb weil sie mich auch nett fand, sondern, dass sie neben mir zufällig die Platzkarte bekommen hat. Wir kamen bei gemeinsamen Frühstück ins Gespräch. Sie heißt Margit und ist Managerin in der Schmuckbranche, verheiratet und als ich ihr meine Enkelkinder zeigte, sagte sie, dass sie auch mal Kinder bekommen möchte. Sie fuhr geschäftlich nach Paris. Ich erzählte, dass ich auf den Jakobsweg will, muss in Paris umsteigen und kann kein französisch. Die Dame war von meinem Pilgervorhaben sehr begeistert und wunderte sich, dass ich noch in meinem Alter den ganzen Weg laufen will. Sie sagte, dass ihr Chef aus Paris auf dem Bahnhof auf sie wartet und kann mir sicherlich helfen, die richtige U-Bahn zu finden. Die U-Bahn-Karte konnte ich schon bei dem Schaffner im Schnellzug erwerben. Tatsächlich, auf dem Bahnhof wartete ein eleganter Herr und es war wunderbar, dass die beiden in die selbe Richtung mit der U-Bahn fuhren wie ich, nur, dass ich noch 2 Metrostationen weiter fahren musste. Natürlich habe ich mich bei denen ganz herzlich bedankt und die junge Dame hat mir sogar einen „Viel-Glück-Küsschen“ für den Camino gegeben.

In Bayonne kam ich am 12.04.12 erst abends an, da vor dem Schnellzug ein beschädigter Güterzug sehr langsam gefahren ist und überholen konnte man den wohl nicht. Ich habe zuvor hier in Bayonne ein Hotel mit der VISA-Karte meiner Tochter ? gebucht, da nach Saint-Jean-Piedde-Port, also zu meinem Startpunkt zum Jakobsweg, erst am nächsten Tag morgens ein Zug abgeht. In Bayonne kommen viele Pilger an und ich vermute, dass die Hoteliers mit der Bahn es so abgesprochen haben, um seine Hotels zu füllen. Von dem Hotel war ich nicht begeistert. In der Nachbarschaft war es sehr laut. Es gab kein Kühlschrank. Frühstückskaffee gab es zu spät; erst ab der Zugabfahrtszeit. In der Toilette stand der Klodeckel einschl. der Brille unter dem Waschbecken. Bei Benutzung der Toilette musste ich ihn mit beiden Händen festhalten. Gut, dass in der Klobrille zumindest das Loch da war. Ja, das war angeblich die größte und nützlichste Erfindung der Menschheit: „Das Loch in der Klobrille!“

Als ich in diesen Regionalzug am 13.04.12 nach Sain-Jean-Pied-de-Port einstieg, der nur aus einem aber sehr langen Waggon bestand, fragte ich die nette, junge Schaffnerin:“ Wo ist die 1. Klasse?“ Wegen eventuellen Überfüllung des Zuges im morgendlichen Berufsverkehr, wie ich dachte, habe ich auch für diese ca. 80 km lange Strecke, die 1. Klasse in Mannheim gebucht. Es zeigte sich, dass es in diesem „Zug“ keine gibt. Nach kurzer „deutsch/französischen“ Diskussion, hat mir die nette Schaffnerin auf meiner Fahrkarte mit Unterschrift und Stempel bescheinigt, dass es in diesem Zug keine „First Class“ gibt und erklärte, dass ich mir den Preisunterschied in Mannheim zurückholen kann. Natürlich die Erklärungen waren nicht so einfach, da weder sie Deutsch noch ich Französisch sprachen und ich habe mehr mit den Händen als mit der Zunge gesprochen. Ich hatte zwar mein Wörterbuch dabei aber bei solch Kleinigkeiten kann man sich zu Not, bei bisschen Humor auch verständigen. Der Zug fuhr sehr langsam neben dem Fluss Nive. Während der Fahrt hat die ganze Zeit geregnet. Morgen muss man durch die Pyrenäen und man hofft natürlich, dass es dann nicht mehr regnet. Die Schaffherin saß die ganze 3 Stunden der Fahrt vorne neben dem Zugführer und plauderte. Es fuhren Pilger aus Schottland, England, Italien, Korea, Deutschland, Schweden und der Hermann aus er Nähe von Wien. Er hat bei der Anreise nach Paris Pech gehabt; der Bus vom Flughafen Orly, mit dem er in die Stadt Paris gestern gefahren ist, ist im Stau stecken geblieben und Hermann schaffte es nicht rechtzeitig zur Zugabfahrtszeit nach Bayonne. So musste er in Paris übernachten und erst am nächsten Tag konnte er seine Fahrt nach Bayonne fortsetzen. Dabei musste er sich ein neues Bahnticket kaufen und war froh, dass er noch eins bekommen hat.

In Saint-Jean-Pied-de-Port sind wir gegen Mittag angekommen. Im strömenden Regen gingen wir dann ca. ½ Stunde vom Bahnhof zum Camino-Meldepunkt. Hier erhielten wir die „Weiße Liste“ mit den Pilgerherbergen die auf dem ganzen Jakobsweg in dieser Zeit geöffnet sind. Darauf sind auch die zu laufenden Kilometer genau angegeben, auch die Telefonnummern, sowie die Ausstattungen, z. ?.: Anzahl der Betten, ob Küche vorhanden ist, Internet oder eine Bar u.s.w. Wir waren ca. 15 Pilger. Etwas hat mir hier Hermann (ca. 48) geholfen, den ich ja schon gestern im Hotel und auch heute, in dem langsamen „Zug“ kurz gesprochen habe. Die Formalitäten am Meldepunkt erledigten 2 Damen, eine von denen sprach Deutsch, also ohne Hilfe vom Hermann ging es meinerseits auch. Er hatte so wie ich auch eine Hochschulausbildung. Hermann hatte auch ein Problem vor der Abreise gehabt, so ähnlich wie ich mit meiner Warze am Rücken, nur ein viel größeres. Kurz vor der Abflug aus Wien musste er sich operieren lassen und danach konnte er sich gar nicht richtig hinsetzen. Er war besorgt wie es dann weiter auf dem Camino geht. Wir waren einverstanden, dass wir demnächst etwas zusammenhalten. Wir gingen zur einer Herberge, die direkt am Ausgangspunkt, Richtung Santiago lag. Diese hatte allerdings noch zu; der Wirt aber hat uns erlaubt die Rucksäcke im Flur, bis später abzulegen. Ich habe meinen mit dem Fahrradschloss am Treppengeländer abgesichert. Hermann hatte natürlich kein Schloss dabei und wollte sein Rucksack zunächst mitnehmen, aber dann doch da gelassen. Wir gingen dann die historische Stadt zu besichtigen die viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Hermann zeigte sich als ein sehr guter und interessierter Besichtigungsführer. Er muss auch sehr fromm sein, da er in Saint-Jean-Pied-de-Port, nachmittags 3 mal in der Kirche war. Er hat ja auch in der Familie eine Nonne und einen Priester. Ich übrigens auch; mein Cousin, Pater Fidelius war Franziskaner und hatte sogar ein hohen Posten als Provintial in Breslau. Hermann und ich haben unter anderem unseren morgigen Ausgangspunkt in Richtung Santiago, sowie die Zitadelle und das Gefängnis der Bischöfe, wo der Eintritt für Pilger frei war, besichtigt. Beim herunter gehen von der Zitadelle haben wir schon ein Vorgeschmack gehabt was uns später auf dem Camino erwartet. Bei diesem Regen nämlich, war der Weg so rutschig geworden, dass ich nur mit großer Mühe runter kam. Zum Hermann sagte ich: „Siehst du, und du wolltest noch die Rucksäcke den ganzen Nachmittag mit schleppen.“ Er hatte ja ein bisschen Angst gehabt, diese in der Herberge zu deponieren. Wir haben viele Fotos „geschossen“ und tranken dann in einer Bar etwas. Hermann wollte nicht, dass ich bezahle und sagte: „Du zahlst nächstes mal.“ Niemand ging heute auf die erste Etappe los. Es war schon Mittag, man musste über die Pyrenäen, es wären 27 km weit, und das alles noch am Freitag den 13.

Abends haben wir mit anderen Pilgern das Pilgermenü in der Herberge gegessen. Es gab auch Rotwein, wie viel jemand möchte. Die Übernachtung kostete 7 und das Abendessen incl. dem morgigen Frühstück 9 Euro. Außer der guten Kürbis Suppe, von der ich gleich „2 Teller verschluckte“, war das Essen aber nicht besonders. Eine Frau aus Frankreich, die mit einer Freundin hier seinen Pilgerweg beendete, zeigte uns an der Beinwade eine Bisswunde vom Hund, die sie in Frankreich abbekommen hat. Die beiden Damen waren ca. Mitte 50 und hatten sehr viel Stempeln in seinen Pilgerausweisen, auch aus Kanada und Brasilien. Es waren echte Wanderfreundinnen. Ein paar aus Holland, das wir schon vorher in der Stadt getroffen haben, war auch dabei. Die Frau noch gut aussehend und der Mann mit einem großen Rucksack, wo „alles“ drin war. Wir plauderten bis 23.00 Uhr. Der Wein ist ja bekanntlich ein guter Helfer bei solch Gesprächen, besonders wenn man nur schwach Englisch oder ganz schwach Französisch kann, so wie ich. Die Herbergsväter wechseln jede 14 Tage und machen ihre Arbeit ehrenamtlich. An der Wand im Speiseraum hängt ein großes Photo einer Frau die das Haus dem Pilgerverein zur Einrichtung einer Herberge übergeben hat.

Wir gingen schlafen in einen nicht zu großen Raum mit 10 Etagenbetten. Die Toiletten waren gleich neben an. Da Hermann und ich bei der Einquartierung zuerst waren, konnten wir uns Liegen in der „Parterre“ der Etagenbetten raus suchen. Der Rucksack & Co. sind dann in greifbarer Nähe und auch weil ich in der Nacht 2 mal, bei Kälte manchmal auch 3 mal raus muss. Der Harndrang ist bei mir auch deshalb größer als sonst, weil ich wegen der Gicht viel Flüssigkeit zu sich nehmen muss, um die Nieren gut durchspülen. Ich habe sogar immer am Bett eine Flasche Wasser und trinke etwas wenn ich aufwache, oder wenn ich husten müsste. Man soll jedoch dabei das Wasser nicht zu kalt schlucken und immer eine Weile im Mund halten, bis es sich etwas erwärmt. Beste Trinktemperatur für den Magen ist die Körpertemperatur. Mein Schlaf wurde durch das Schnarchen der 2 Französinnen oft unterbrochen. Das Bett der Einen stand im Fußbereich direkt am meinem so, dass ich mit meinen Füßen ihr Bett beim Schnarchen etwas geschüttelt habe. Einige Zeit gab es Ruhe und dann ging wieder los. Das Bett der Anderen stand weiter von meinem weg, da habe ich versucht mit lauterem Husten ihr Schnarchen zu unterbrechen. Etwas hat es geholfen, aber dann war wieder das Gleiche wie zuvor. In der Früh geht es los in Richtung Santiago de Compostela; „schlappe“ 850 km.

Shakespeare hat ja mal gesagt: „Die Lust verkürzt den Weg.“ Also lachen wir. Ha, ha, ha! Und ich hoffe auch auf viel Glück, denn: Mit dem Glück ist oft so wie mit der Brille; man sucht sie und der Opa (Oma) hat sie auf der Nase. Im Schnitt lacht angeblich ein Kind über 50 mal am Tag, ein Erwachsener 20 mal, ein alter Mensch 2 mal und ein Toter kein mal! Also man muss lustig, auch im Alter bleiben, so lange man noch lachen kann und darf, egal was kommt. Als ich mal mit der Straßenbahn zum Bahnhof Mannheim, gerade an der Feuerwache vorbei fuhr, sagte zu mir ein lustiger alter Rentner: „Haben sie schon gehört, wenn die kommen sollen, muss man die jetzt schon 3 Tage vorher bestellen.“ Ja, man weiß nie wann und ob überhaupt, man in Santiago de Compostela zu Fuß ankommt. Da gibt es keine Garantie, wie z. B. beim Kauf eines Fernsehers oder einer Waschmaschine. Und deshalb kann man z. B. auch nicht zuvor den Rückflug buchen.

Kein Witz: Lieber täglich 5-10 min.. Gymnastik machen als 1 mal in der Woche z. B. 3 Std. im Fitnesscenter

Photo 1. S. 13: Opa Franz in der Früh am Donnerstag den 12.04.12, am Bahnhof Mannheim vor der Abreise. Die nahe Zukunft sieht er etwas unklar, wie eben auch auf Photo „getroffen“.

Photo 2. S.13: Bei „Besichtigung“ des Startpunktes zum Jakobsweg, von Saint-Jean-Pied-de Port in Frankreich bis zum Ziel, Santiago de Compostela in West-Spanien, habe ich am Freitag nachmittags, den 13. April 2012, den Wegweiser photographiert. Er verdeutlicht sehr genau für die 1 Etappe die zwei mögliche Routen über die Pyrenäen, markiert in den Farben grün und rot. Den rot markierten Weg soll man bei schlechtem Wetter nicht nutzen, da er bei Schnee und Regen gefährlich sein kann. Darüber hinaus kann man bei bewölktem Himmel sowieso nicht die Panoramablicke genießen. Der Grün markierte soll aber auch nicht wie ein „Spazierweg“ betrachtet werden. Er ist auch nicht viel leichter.

„Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.“(Aus China)

Oben das erste und das letzte Deckblatt vom Pilgerpass des deutschen Pilgervereins in Aachen. Pilgerpass wird i n allen Herbergen verlangt und in den meisten dazu auch der Personalausweis.

Der Bahnhof am Startort, wo ich aus Mannheim über Paris und Bayonne im strömenden Regen angekommen bin und unten geht´s danach zur Besichtigung der Citadelle. Alles angeschaut zusammen mit Hermann aus Wien.

Mit dieser Zieh-Waage hat Opa beim packen immer wieder sein Rucksack gewogen und trotzdem ist er noch viel zu schwer geworden. Und der heilige Jakobus über dem Ausgangsportal zum Camino de Santiago, in St.-Jean-Pied-de-Port. Bis nach Santiago de Compostela ca. 850 km.

Zunächst purer Luxus auf zwei Kreuzfahrten und einer Chinareise und jetzt wartet die raue Natur sowie das einfache Leben, auf das „trächtige“ Maultier Opa. Ich freue mich drauf! Jetzt geht´s aber wirklich los Franz, nach dem Motto:“Lieber 1 mal sehen als 1000 mal hören.“ (Aus China)

Oben, der Anfang der schon „gebrauchten“ weißen Liste mit Infos über die Herbergen und mit Kilometerangaben zwischen den Orten. Die Liste, die man gratis bekommt, soll man bei der Anmeldung am Start unbedingt verlangen. Sie ist sehr hilfreich bis nach Santiago de Compostela. Dazu gibst noch ein Blatt für ein paar Euro, das die Höhenunterschiede des Weges darstellt.

Spanien im Klein/- und Nordspanien im Großformat, mit dem Verlauf des Camino de Santiago. Von li. nach rechts, oben angefangen: Roncevaux (Rencesvalles), Catedral de Pamplona, Spanien mit Camino im Kleinformat, Nordspanien mit Camino im Großformat mit Nummerierung der Etappen 1 bis 31 (rot), Catedral de Burgos, Catedral de Leon, Catedral de Santiago de Compostela.

(Freihandlinie zeigt ungefähr die Höhenunterschiede der Etappe, ohne Gewähr)

1. SAINT-JEAN-PIED-DE-PORT --- RONCEVAUX ; 27 km

Heute ist Samstag der 14.04.12 und es geht gleich über die Pyrenäen. Nach einem kleinen Kaffee und Croissant, verabschiedete ich mich mit den zwei Französinnen. Von der Joanna die weiter von mir in der Nacht schlief und die in Frankreich vom Hund gebissen wurde, bekam ich sogar ein Küsschen und sie wünschte mir, ich möge bis nach Santiago schaffen. „Au revoir“, also auf Deutsch, auf Wiedersehen! Wir standen vor der Haustür der Herberge im Regen, in der Rue de Citadelle. Ich hatte schon meine rote Regenkappe drüber-gezogen gehabt, darauf mein 18 - Kilo Rucksack „angezogen“ mit dem gelben Regenschutz, und vorn unter der Kappe die Umhängetasche die schon etwa 1 kg leichter war, da ich gestern nachmittags bei der Stadtbesichtigung, noch ein paar belegte Brote von zu Hause gegessen habe. Dazu auch Wasser. Die erste Etappe ist eine der schwierigsten, es geht über die Pyrenäen und über den Ibaneta- Pass von Frankreich nach Spanien.

Ich ging los um 7.30 Uhr. Hermann etwas früher, weil er vor mir fertig war. Er sagte: „Franz wir sehen uns heute abends.“ „Bueno Camino“ tauschten wir aus, d.h. auf Spanisch „Guten Weg“. Das Paar mit dem Riesen Rucksack, voll gepackt mit Proviant und Kochgeräten, ist noch nicht los. Ich kam zu der Stelle wo man sich entscheiden musste, welche Route über die Pyrenäen man geht, entweder die schwierigere (1400 m Berge), die s.g. Napoleon-Route, die einst die Napoleon-Truppen für den Einmarsch nach Spanien benutzten oder die andere (1000 m) im Flusstal der Petite Nive und auf der Bundesstraße 135 über Arneguy und Valcarlos. Die beiden Routen treffen wieder zusammen in Roncevaux (Roncesvalles). Es hat geregnet und ich habe nicht lange gezögert und sagte schon gestern zum Hermann: „Beim Regen hat man da oben in den Wolken sowieso keine schönen Ausblicke, also es hat kein Sinn dort zu gehen und dazu noch ich in meinem Alter und mit meiner schweren Ladung auf dem Rücken.“ „Ich kann ja nichts dafür, dass du so einen schweren Rucksack hast“, sagte er. Hermann hat jedoch schon gestern beschlossen, dass er oben drüber geht, unabhängig vom Wetter. Wir trennten uns also morgens noch in der Herberge und ich ging nach ihm alleine los. Die gelben Pfeile markierten den Weg, waren jedoch nicht immer deutlich zu sehen. An einer Wegessverzweigung habe ich keinen Pfeil gesehen und ging einfach geradeaus weiter. Plötzlich hörte ich Stimmen von hinten. Es waren zwei Männer die mir zeigten, dass ich falsch laufe. Ich musste dann etwa 100 m zurück gehen und hinter ihnen nach rechts abbiegen. Natürlich habe ich mich bei den Männern bedankt, sie kamen aus Schottland Sie waren viel jünger und ich konnte denen dann später nicht mehr Schritthalten. Weiter ging ich also wieder alleine. Nach ca. einer halben Stunde kam von hinten eine hübsche junge Frau an mich heran und ich hatte wieder eine Weile, nette Begleitung. Als jedoch beim Berganstieg mir schon langsam die Puste fehlte, musste ich ihr ein Zeichen geben und sagte im schwachen Englisch: „I am pensioniere and I have Time.“ („Ich bin ein Rentner und ich habe Zeit.“) Sie kam aus Pearth in Australien und sagte, dass sie nur 3 Wochen Ferien hat und muss deshalb schneller gehen.

Dann ging ich erneut längere Zeit alleine bis mich wieder zwei Männer bei einem Anstieg, langsam überholten; ein großer und ein kleinerer. Bei ihrem Überholvorgang und im Dauerregen sagte ich: „What a lovely day!“ (Was für ein schöner Tag !). Sie lachten und gingen weiter. Nach meiner Frage erfuhr ich, dass sie aus Israel kamen und sagte auch, dass ich ein Deutscher bin. Aber auch die Israelis haben sich später verlaufen. Zuvor habe ich sie wieder eingeholt als sie auf einer Bank saßen. Als die mich dann wieder überholten stellte ich fest, dass sie falsch laufen und ich wies darauf hin. Sie kamen zurück, bedankten sich und gingen dann weiter richtig. Es ging immer hoch und runter, meistens im Regen. Ich beobachtete die auf den Weiden grasende Schafe und Kühe und „genoss“ die verregnete Natur. Ich war stolz auf dem Jakobsweg zu schreiten.

Da müsste ich am Ende der meisten Etappen schon bei Dunkelheit laufen und das geht einfach nicht. Wir sind doch schließlich hier nicht auf dem Wiener Opernball.

In einem Buch habe ich allerdings gelesen, dass manche Pilger speziell in der Nacht laufen, weil sie um die Schlafplätze rennen müssen. Dies passiert aber meistens im Sommer in den Ferienzeiten, wenn der Camino sehr überlaufen ist, die Nächte relativ kurz sind und es länger hell bleibt.

Im Mittelalter oder auch noch später, gab es auch speziell zum Putzen der Nase, oder zum abtrocknen des Schweißes, die breiten und etwas längeren Ärmel an Hemden, die man noch heute bei Besichtigungen in Museen sehen kann. Dass manche Leute aber das in Wien in der Bahn, auch wie ich auf dem Camino, wenn niemand sieht, so machen, und womöglich noch auf die Kleidung anderer Passagiere, finde ich heutzutage schlimm. Sicherlich sind dies jedoch nur Einzelfälle.

Auch beim Wasserlassen oder kurz gesagt beim Pinkeln versuchte ich Zeit zu sparen, dadurch, dass ich nicht unbedingt immer ein stilles Örtchen aufsuchte. Wenn Leute hinter mir gingen, guckte ich ob dabei Frauen sind. Wenn ja, bin ich langsamer gegangen bis die mich überholten. Danach konnte ich mein „kleines Geschäft“ erledigen. Wenn ausschließlich männliche Pilger hinter mir waren, habe ich nicht gewartet bis die vorbei sind; pinkelte aber so weit wie möglich unauffällig. Allerdings habe ich ein paar mal gezweifelt, bei den mit Regenkappen verhüllten Pilgern, ob Mann oder Frau war. Der lieber Gott, hat den Männern leichter als den Frauen hierzu ausgerichtet. Es gibt aber auch eine Erfindung eines amerikanischen Rentners, wonach Frauen angeblich über ein spezielles trichterförmiges, langes Röhrchen, sein Wässerchen, ähnlich wie die männliche „Konkurrenz“, ablassen können. Diese Neuheit wurde jedoch allgemein nicht angenommen. Meine Oma konnte das aber auch ohne eines solchen Röhrchens. Aber dazu vielleicht später. Allerdings, meine Oma war auch schon einmalig. Als ich in der 6 Klasse war stand auf meinem Zeugnis beim „Verhalten“ lmal die Note 2 (in Polen ungenügend). Ich hatte da was mit meinem Kollege in der Schule „verbrochen.“ Die Eltern wurden gerufen, aber meine Mutter wollte nicht hin und schickte die Oma, also seine Mutter, geb. Schuster. Im Lehrerzimmer, wo in der Mitte ein großer Tisch stand und an der Wand ein großer Spiegel, beklagte sich die Lehrerin und die Schuldirektorin über mich, obwohl ich nicht nur alleine schuldig war. Oma fragte ob ich durch die „2“ sitzen bleiben kann und wollte mich gleich für mein „Verbrechen“, vor den Augen der Lehrer bestrafen bestrafen. Sie jagte mich um den großen Tisch herum, aber konnte mich nicht fassen. Schließlich zog sie sein Schuh aus und warf auf mich. Ich konnte ausweichen. Der Schuh traf den Spiegel an dem hölzernem dicken Rahmen, „Gott sei Dank.“ Würde die Oma den Spiegel kaputt schlagen, würde natürlich ich wieder schuld gewesen. Ich hatte dann nach dem Unterricht Angst nach Hause zu gehen, aber es war „halb so schlimm.“Als ich nach Jahren lmal im Monat vom Studium von Breslau nach Hause kam, wollte ich etwas Geld haben, zumindest für die Bahnkarte. Der Vater schickte mich zur Mutter, die zum Opa und der zu Oma, weil sie die Rente verwaltete. Oma sagte: „Mein Junge, ich kann dir leider nicht helfen, weil ich gerade kein Kleingeld habe.“ Ich musste dann wieder mal „blind“ zurück nach Breslau fahren.

„Wenn die Oma einen Schnurrbart hätte, wäre sie ein Opa“. (Poln. Sprach)

Ich ging „meinen“ Camino weiter und plötzlich kam auf der A 135 ein riesig-langer LKW entgegen, beladen mit Heu, aus einer Linkskurve in der ich gerade auf der linken Seite gegangen bin. Ich hatte Riesenglück, dass ich nicht unter die Hinterräder gekommen bin, die die Kurve stark „abgeschnitten“ haben. Ich bin ja richtig, als Einzelfußgänger auf der linken Straßenseite gegangen. Konnte mich dabei erinnern, dass ich auf der A 135 mit meiner damaligen Familie und meinem gebrauchten Mercedes 280 S, sowie einem Wohnwagen, vor ca. 30 Jahren durch Nordspanien nach Portugal gefahren bin. Wir wollten zuerst nur nach Spanien. Aber weil das Wetter überhaupt kein Urlaubswetter war, sind wir weiter über Fatima, bis nach Südportugal gekommen. Dort gab die Sonne in „Hülle und Fülle.“ Vor der Abfahrt damals, war ich noch in der Werkstatt weil wie ich dachte, es stimmt was nicht mit der Kupplung. In der Werkstatt meinten sie, dass vor so einer weiten Fahrt und noch mit dem Wohnwagen, eine neue Kupplung (für 650 DM ) rein muss. Da wir wenig Geld hatten, habe ich es nicht machen lassen. Aber wahrscheinlich „repariert“ sich manchmal ein Mercedes von selbst, weil ich danach mit der alten Kupplung noch 6 Jahre gefahren bin und das Auto noch an einen großen US-Amerikaner gut verkauft habe. Er brauchte, so wie er auch war, ein großes Auto. Unterwegs haben wir gehalten. Ich bin damals zum größten Teil nachts gefahren und war immer müde. Manchmal musste ich in den engen Kurven der A 135 nachts anhalten, um eine Zigarette zu rauchen und somit etwas die Müdigkeit zu überwinden. Das war sehr gefährlich, aber die Rinder waren noch sehr klein, schliefen während der Fahrt und ich wollte deshalb nicht im Auto rauchen. „Gott sei Dank“ habe ich mir vor 15 Jahren das Rauchen abgewöhnt. Wie man das schafft, schreib ich später. Freud euch ihr Raucher!

Auf einer Kreuzung, hier auf dem Camino, wartet ein Mann mit einem Rucksack und einer Umhängetasche. Er war ein Schotte, wie sich beim späteren Gespräch herausstellte, schätzungsweise 10 Jahre junger als ich. Der Mann ging, wie ich zuvor gesehen habe, hinkend und erinnerte mich an meinen Onkel Willi, der 1943 im Krieg in Russland ein Granateinsplitter abbekommen hat und nach mehreren Operationen, dann ein Bein kürzer gehabt hat. Manche Leute im Dorfe nannten ihn dann, mundartlich etwas ironisch „Skuldug“. Als die Russen 1945 kamen und sich in unserem Elternhaus, weil es das größte und schönste im Dorfe war, einquartierten, musste Onkel Willi sich gut versteckt halten. Später mehr darüber. Ich war damals 6 Jahre jung, bin oft aus dem Kindergarten abgehauen um mit den Russen zu spielen. Mein Vater musste, als Schiffer, zu dieser Zeit die Bombardierungen in Dresden erleben. Darüber aber vielleicht auch etwas mehr später, wenn ich dazu komme. Ich dachte heute, wenn ein gehbehinderter Schotte bis nach Santiago will, da müsste ich das wohl auch schaffen. Habe gelesen, wenn jemand die 2 Ersten Etappen macht, schafft er auch das Ganze.

Ja, mein Opa Johann Wieczorek mit Oma Anna hatten 8 Kinder, davon 4 Söhne die alle in den Krieg mussten: Max, Willi, Paul und Johann der in Russland gefallen ist. Von den 8 Onkeln/Tanten kamen dann auf die Welt 34 Cousins/-innen, wenn ich gut gezählt habe, die außer 3 alle noch leben.

Mein Vater war Schiffer auf der Oder und musste deshalb nicht in der Krieg, weil er für den Transport gebraucht wurde. Er hieß auch Johann, war 1946 nach Russland (Odessa) verschleppt, kam aber nach 2 Jahren durch einen Trick zurück und wog dabei 45 kg! Darüber aber auch später.

Der Schotte an der Kreuzung, ich nenne ihn dann weiter einfach auch „Skuldug“, wie der Onkel Willi genannt wurde, hat mich nach 2 Amerikanern gefragt auf die er wartete. „Ja“, sagte ich, „die habe ich in Carlos getroffen und die fragten mich nach dem Rückweg zu einer Herberge in Saint-Jean-Pied-de-Port. Sie wollten dort mal endlich so richtig ausschlafen. Ich erläuterte denen den Rückweg, den ich gerade bis nach Valcarlos gelaufen bin und sagte, dass das aber etwa 10 km bis Saint-Jean-Pied-de Port sind.“ „Skuldug“ ging dann mit mir ein paar Kilometer. In einem Dorf mit etwa 5 Häusern, aßen wir etwas im Freien aus unseren Umhängetaschen. Ich hatte ein Baguette, Schinken, Olivenöl und dann beim Weitergehen aß ich mein schon zuvor zerschnittenen Apfel, da mit meinen Zähnen traue ich mich nicht zu, so richtig in ein ganzen Apfel rein zu beißen. In eine Banane da schaffe ich es noch ohne Bange. Aus dem Haus, wo dessen Mauervorsprung mir als „Tisch“ diente, kam der Besitzer heraus und fragte ob ich Spanisch kann. Ich versetzte ihn in Kenntnis, dass leider nicht, aber ich kann Deutsch, Polnisch etwas Englisch und ein wenig Russisch. Russisch musste ich in der Schule in Polen, noch in Zeiten der großen polnisch-russischen Freundschaft, als Pflichtfach lernen. Der Spanier ging dann wieder in sein armes Haus hinein. Etwa 1 km weiter saßen 6 Pilger aus Holland, in einer Naturgrotte unter einem großen Felsen. Sie verspeisten dort seine Brote. Hier wäre für mich ein besserer Platz für die verdiente Pause. Der Schotte ging dann vor und ich hinter ihm. An einem Zaun hat ein Pilger eine schöne Jacke abgehängt, die war ihm vielleicht zu schwer gewesen. Wir gingen auf einem sehr schmalem Pfad.

Rechts Schluchten, darin ein reißender Fluss, den man öfter durch relativ instabile Holzbrücken überqueren musste. Durch der Regen war alles noch viel rutschiger. Ich habe viele Fotos schon gemacht. Gerade aber, ist mir die Batterie ausgegangen und ich kann heute keine mehr machen. Ich muss dann in den Herbergen gucken, dass ich jede Nacht die Batterie auflade, weil sie hält nur einen Tag, bei den vielen Fotos. Ein Ladegerät habe ich ja dabei.

Bislang war ich schon 7 Std. unterwegs. Dabei musste ich 3 mal an meinem schweren Rucksack einige Korrekturen und Nachbesserungen durchführen. In dieser Zeit ist mir der Schotte davon gelaufen, aber ich wollte mich gar nicht bemühen ihm schritt zuhalten. Später, d. h den Rest des Weges, als mich auch die 6 Holländer überholten, musste ich ganz alleine laufen und mir war schon manchmal sehr mulmig. Es war durch die tief hängenden Wolken auch viel dunkler als normal und ich musste immer hoch und runter. Meistens von einer Seite hundert Meter tiefe Schluchten mit dem rauschendem Zuflüssen der Petite Nive und rechts steile Wände oder Hügel. Der Pfad war stellenweise nur ein halben Meter breit, durch der Regen rutschig und dazu neigte er meistens noch in Richtung der Schluchten. Außerdem gab es keine Sicherungszäune oder ähnliches. Da hatte ich recht Angst wenn ich da runter rutsche, findet mich hier kein Mensch, höchstens Wölfe oder wilde Hunde. „Gott sei Dank“, dass ich meine Stöcke dabei habe; ohne diese hätte ich nicht den Weg geschafft. Mit denen konnte man sich etwas gegen Abrutschen absichern. Natürlich war ich auch immer müder und schwächer. Es war ja der erste Tag und angeblich die schlimmste Etappe. Zu Verstärkung habe ich oft einige Kleinigkeiten gegessen, wie Banane, etwas Weißbrot mit Käse oder Schinken. Und sehr wichtig: Das Trinken und danach das Pinkeln.

An einem verlassenem alten Haus stand eine Mülltonne, worauf ich meinen Rucksack abstützen und ablegen, ihn auch noch mal korrigieren und dabei etwas essen und sich ausruhen konnte. Kleine Pausen sind sehr wichtig, auch wenn nur eine Minute. Auf einer asphaltierten Straße, die um das Haus einen Bogen machte, kam erfreulicherweise ein Fahrradfahrer vorbei der auch nach Santiago wollte. Ich habe mich gefreut, nach den einsamen Stunden im Walde, wieder einen Menschen zu sehen. Wir haben kurz miteinander gesprochen. Er kam aus Lübeck. Dann ging es für mich alleine wieder weiter im Walde, hoch und runter. „Es kann ja nicht mehr weit sein“, denke ich. Nach 2 Std. und einem steilem Anstieg, teilweise mit Hilfe einer provisorischen Holztreppe aus alten Eisenbahnschwellen, bin ich aus dem Walde ans Licht gekommen.