Der Prinz der Sterne - Rudolf Plott - E-Book

Der Prinz der Sterne E-Book

Rudolf Plott

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Beschreibung

Der Prinz der Sterne von Rudolf Plott verführt zur Lektüre von Saint-Exupérys Werk Der Kleine Prinz und enthüllt einiges über einen Menschen, der anders als andere gedacht hat. Weltweit wird Der Kleine Prinz gelesen, aber nur wenige Leser bedenken, dass es sich dabei nicht (nur) um ein Märchen, sondern um Saint-Exupérys ermächtnis an uns handelt. Er will die Menschenwüste, in der sich der Mensch der heutigen Zeit befindet, in eine Oase es Geistes verwandeln. Dieses Buch versucht zu zeigen, was es wirklich bedeutet, mit dem Herzen zu sehen - auf dem Weg zu dem, was wir alle suchen: Freundschaft, Liebe und Vertrauen im Leben und über den Tod hinaus aus.

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Seitenzahl: 112

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Unseren Eltern

Der Prinz der Sterne

Einer, der anders dachte.

Gedanken zu Saint-Exupéry:

Der Kleine Prinz

Rudolf Plott

Impressum:

© 2013 Rudolf Plott

Autor: Rudolf Plott

Umschlaggestaltung, Illustration: Michael Milward;

Foto: © Maroc Desert by Gaellie

Lektorat und Satz: Angelika Fleckenstein

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8495-7236-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Ein Wort zu Beginn

Kinder und große Leute

Begegnung in der Wüste

Die Dornen der Rose

Spieglein, Spieglein an der Wand

Der Planet mit dem guten Ruf

Die Weisheit des Fenek

Wandel und Heimkehr

Nachwort:Märchen fallen nicht vom Himmel

Bibliographie

Worte zum Nachdenken

Ein Wort zu Beginn

Hoshi no Ojisama - Prinz der Sterne heißt Der Kleine Prinz auf Japanisch.

Der Kleine Prinz ist in über 200 Sprachen und Dialekte übersetzt worden. Menschen auf allen Kontinenten, Menschen verschiedener Rassen und Religionen, Junge und Alte, Männer und Frauen lesen dieses Buch, und ich glaube, dass sie es gern tun.

Warum eigentlich?

Der Kleine Prinz liest sich wie ein Märchen. Aber Saint-Exupéry dichtete es nicht nur für Kinder. Er dachte dabei besonders an die Erwachsenen, denen er etwas zu sagen hatte. Seit vielen Jahren lese ich den Kleinen Prinzen mit Studenten und großen Leuten, die ihre Studien schon lange hinter sich gebracht haben. Während unserer Gespräche über die Weisheit des Fenek, die Worte der Schlange oder was die Wüstenblume von den wurzellosen Menschen hält, rollen auch schon mal Tränen der Freude oder Tränen über die eigenen Unzulänglichkeiten im Alltag die Wangen herunter. So einfach die Episoden auch sind, bei jedem Lesen entdecken wir etwas, was wir vergessen haben oder was uns eingefahrene Gewohnheiten anders sehen lässt.

Warum berührt uns dieses Märchen vom Prinzen der Sterne auch noch als Erwachsene, während wir die meisten Märchen, die wir als Kinder gehört oder gelesen haben, mit unseren Kinderkleidern längst weggelegt und vergessen haben?

Saint-Exupéry hat natürlich auch an Kinder gedacht, als er das Märchen vom Prinzen der Sterne schrieb. Er hat es seinem besten Freund, Leon Werth, gewidmet jedoch mit dem Zusatz: als er noch ein Junge war.

Ich habe dieses letzte Werk Saint-Exupérys nie nur als Märchen, sondern immer auch als sein geistiges Vermächtnis gelesen. Sein Wunsch war es, die Menschenwüste, die sich die großen Leute geschaffen haben, mit neuem Leben zu erfüllen. Er schrieb jedoch keinen philosophischen oder theologischen Traktat, um das zu sagen, was er glaubte sagen zu müssen, sondern wählte die Form, die wir Märchen nennen. Er hatte erkannt, dass die Menschenwüste ihre Ursache nicht im (Un)verstand der Menschen hat, sondern in ihren Herzen. Zweihundert Millionen Menschen in Europa haben keinen Sinn in ihrem Leben und wollen geboren werden. … Es gibt allzu viele, die in das Räderwerk der Berufe geschmiedet sind, denen alle Freuden des Bahnbrechers, des Gläubigen, des Wissenden versagt sind. Man meinte, es genüge sie zu bekleiden, zu nähren und sonstige Bedürfnisse zu befriedigen, um sie groß zu machen. … Man hat auf diese Weise nur … den Maschinenmenschen großgezogen. Man bildet sie aus, statt sie zu unterrichten. Eine armselige Auffassung der Kultur greift um sich. … Man kann die Deutschentrunken machen mit dem Stolz, Volksgenossen Beethovens zu sein. … Aber das sind fleischfressende Götter. …

Wir können nur dann in Frieden leben und in Frieden sterben, wenn wir uns unserer Rolle ganz bewusst werden und sei diese auch noch so unbedeutend und unausgesprochen. Das allein macht glücklich. Was aber dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn, schrieb Saint-Exupéry in Wind, Sand und Sterne. (dtv Bd.1; S. 332f)

Zu viele Menschen haben für ihre Lebensgestaltung Werte gewählt, die sie ihre geistigen Fähigkeiten vergessen lassen. Aber mit Ideologien kann man die Menschenwüste nicht in eine Oase verwandeln. Das können nur solche Werte, die auch das Herz begreift.

In seinem Erstlingswerk, Südkurier, lässt Saint-Exupéry Bernis von einem Prediger erzählen, der ihm hoffnungslos erscheint, weil er nicht danach schrie, dass ihm ein Zeichen gewährt würde, und weil er kein Zeichen offenbar machte. Nur ein kurzer Satz in der langen Predigt lässt Bernis aufhorchen. Wie ein Leitsatz kehrt es immer wieder: Menschlichkeit geben. Auch den Liebenden wiederholt er einen Satz, in dem dieses Wort vorkommt: Kommt zu mir, ihr Liebenden von heutzutage, ich werde eurer trockenen, verzweifelten und grausamen Liebe Menschlichkeit geben. (dtv Bd.1; S. 63)

Saint-Exupéry sagte einmal, dass er nur deshalb schrieb, weil er den Menschen etwas sagen muss, was in ihren Herzen wieder die Freude zu leben wecken soll. Darum schenkte er uns dieses Märchen. Er vertraute darauf, dass auch die großen Leute ihn verstehen werden, weil alle einmal Kinder waren.

Im Brief an einen General schreibt er: …doch falls ich lebendig heimkehre von diesem notwendigen und undankbaren Job (des Krieges), dann wird sich für mich nur ein Problem stellen: was kann man, was soll man den Menschen sagen? … Wie kann man den Menschen eine geistige Bedeutung, eine geistige Unruhe wiedergeben; etwas auf sie hernieder tauen lassen, was einem Gregorianischen Gesang gleicht. … Man kann nicht mehr leben ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Liebe. … es gilt wieder zu entdecken, dass es ein Leben des Geistes gibt, das noch höher steht als das Leben der Vernunft und das allein den Menschen zu befriedigen vermag. … (Der Mensch stirbt) den man mit Konfektionskultur, mit Standardkultur versorgt so wie man das Rindvieh mit Heu versorgt. … Ich hasse meine Epoche aus ganzem Herzen. Der Mensch stirbt in ihr vor Durst. (dtv Bd. 3; S. 225 f)

In diesem Buch möchte ich auch Yasunari Kunimotos Gedanken wiedergeben, die er mir zu dem Märchen vom kleinen Prinzen gesagt hat. Yasunari war Sohn einer buddhistischen Familie. Er studierte an der Universität Yamaguchi Germanistik und wohnte mit dreizehn Kommilitonen in unserem Wohnheim. Nach seinem ersten Studienjahr ist er erblindet. Erst zwei Jahre später stand er mit seinem weißen Stock wieder vor mir und fragte mich, ob noch ein Zimmer für ihn im Wohnheim frei wäre. Er brauche noch Hilfe. Nicht nur für sein Studium, sondern auch für vieles im täglichen Leben, worum er die Heimmutter bitten wollte. Wir freuten uns alle, als er einzog.

Yasunari hat mir oft aus seinem Leben erzählt. Wir sprachen auch über den Kleinen Prinzen. Yasunari hatte das Buch zum ersten Mal als Kind gelesen und erinnerte sich noch an die lustigen Illustrationen darin. Jetzt, als Student, nahm er es in einem unserer Lesekreise zum zweiten Mal in die Hand, hörte es mit uns und spürte, dass es ein besonderes Märchen ist.

Die Weisheit des Wüstenfuchses half auch Yasunari, sein Leben neu zu überdenken. Denn bei einer Reihenuntersuchung am Semesteranfang hatten die Ärzte entdeckt, dass Yasunari an Leukämie erkrankt war.

Yasunari wurde 27 Jahre alt. Er starb morgens, kurz nach 7 Uhr – am 6. August, dem Gedenktag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Als seine Mutter, einige seiner Freunde und ich zu einem kurzen Gebet an Yasunaris Sarg standen, schien er friedlich zu schlafen. Die Atemnot und die Schmerzen der letzten Stunden seines Lebens hatten auf seinem Gesicht keine Spuren hinterlassen.

… seine halbgeöffneten Lippen deuteten ein Lächeln an.

Yasunari war nach Hause heimgekehrt.

Kinder und große Leute

Widmungen sind meist nicht die Sätze, mit denen wir ein berühmtes Buch zu lesen anfangen. Saint-Exupéry hat seinem Buch eine Widmung vorangestellt, die für den Leser wichtig ist. Er hat sein letztes Werk seinem besten Freund, dem Journalisten Leon Werth (1873-1955) gewidmet, der sich irgendwo in Frankreich verborgen hielt, hungerte und fror und dringend einen Trost brauchte. Leon Werth war Jude, und Frankreich war seit November 1942 von deutschen Truppen besetzt. Briefe, die Saint-Exupéry an seinen Freund schrieb, erreichten ihn nicht. So hoffte er, dass die Briefzensur der Besatzungsmächte sein Märchen passieren lassen würde und er so dem Freund Trost schenken könnte; denn dass Leon alles verstand, sogar Bücher für Kinder, das wusste er.1

Wir bilden uns ein, dass Märchen uns nichts zu sagen haben. Der Pilot, der uns seine Erinnerung an den kleinen Prinzen erzählt, scheint jedoch anderer Ansicht zu sein. Er hätte die Geschichte lieber wie ein Märchen begonnen, sagt er, weil er nicht möchte, dass man seine Erinnerung leicht nimmt. Mit dem kleinen Wörtchen man meint er die großenLeute, uns; denn den Kindern traut er zu, dass sie sein Anliegen verstehen.

Der Erzähler hält es mit einem anderen Menschenkenner: Fjodor Dostojewski, der in seinem Roman Der Idiot die Kinder vor den großen Leuten in Schutz nimmt.

Fürst Myschkin berichtet über seinen Aufenthalt in der Schweiz und er erzählt von seiner Begegnung mit Kindern. Was er gesehen und gehört hat, machte ihn traurig. Er beklagt, dass die großen Leute die Kinder nicht verstehen. Sogar Eltern verstehen ihre Kinder nicht.2 Manchmal befürchten sie, dass es zu früh ist, mit Kindern über Fragen der großen Leute zu sprechen. Oder ihr Verstand rät ihnen, dass man vor Kindern gewisse Dinge verheimlichen muss. Für den Fürsten Myschkin ist diese Art zu denken sehr bedauerlich. Die großen Leute wissen nicht, dass Kinder ihnen auch auf schwierige Fragen erstaunlich weise Antworten geben können. Leider nimmt niemand der Zuhörer den Bericht des Fürsten ernst. Er gilt ihnen halt als Idiot.

Saint-Exupéry sieht in seinem Märchen die großen Leute anders als sie selbst sich sehen. Mit ihren Gewohnheiten und Ansichten sind sie manchmal sehr seltsam, entschieden sehr verwunderlich und ganz ungewöhnlich, fasst der kleine Prinz die Eindrücke seiner Begegnungen mit den Planetenbewohnern zusammen, aber er kritisiert sie nicht.

Den Kindern rät der Erzähler, mit großen Leuten viel Nachsicht zu haben.

Eine ihrer Schwächen ist ihre Vorliebe für Zahlen. Wenn sie die Nummer des Asteroiden wissen, von dem der kleine Prinz vielleicht gekommen ist, dann sind sie sicher, dass sie ihn kennen. Den Kindern beweist die Nummer des Planeten gar nichts. Dass der kleine Prinz lacht und ein Schaf haben will, das ist wichtig. Die großen Leute freilich werden über eine solche kindliche Ansicht nur mit den Achseln zucken und sagen: Na ja, du bist halt noch ein Kind.

Kinder sehen die Welt anders als wir. Sie staunen und wundern sich und sind begeistert, wenn sie etwas Neues erblicken. Die Zeichnungen der Boa, die einen Elefanten verschlungen hat, beschreiben für den Sechsjährigen ein gewaltiges Drama. Aber die großen Leute sind blind dafür. Sie sehen nichts als einen Hut und lachen den kleinen Maler aus. So kam es, dass ich eine großartige Laufbahn, die eines Malers nämlich, bereits im Alter von sechs Jahren aufgab.

Antoines Mutter musste dem Drängen der Verwandten nachgeben und ihr Kind in das strenge Jesuitenkolleg in Le Mans schicken, damit er etwas für das Leben lerne, und sich den Traditionen der Familie Saint-Exupéry würdig erweise. Antoine hat von diesem Tag an die Jahre seiner Kindheit im Kolleg durchlitten. Seine Lehrer haben vieles von dem zerstört, was er und seine Geschwister von ihrer Mutter gelernt hatten.

Noch Jahre später erinnert sich Saint-Exupéry an die leidvolle Schulzeit im Kolleg. Im Übungslager Avord, wo er als Leutnant der Reserve an einer militärischen Übung teilnahm, schreibt er seiner Mutter im Oktober 1922: Du bist das Beste, was ich im Leben habe. Ich habe heute Abend Heimweh wie ein kleiner Junge. … Mir ist wahrhaftig zum Heulen heute Abend. Du bist der einzige Trost, wenn man traurig ist. Als ich ein kleiner Junge war, kam ich mit meinem dicken Ranzen auf dem Rücken nach Hause, schluchzend, weil ich bestraft worden war – Du erinnerst Dich doch an Le Mans; und nur durch einen Kuss von Dir war alles vergessen. Du warst ein allmächtiger Schutz gegen die Aufpasser und den Pater Präfekten. Man fühlte sich geborgen in Deinem Hause, man hörte nur; wie gut das war. Nun, jetzt ist das ebenso, Du bist meine Zuflucht, Du weißt alles, Du lässt alles vergessen, und ob man will oder nicht, man fühlt sich als ganz kleiner Junge. (dtv Bd.3; S. 493)

Antoine lernte fliegen und machte das Cockpit zu seiner Dichterklause. Was er in der Schule gelernt hatte, versank in Vergessenheit. Nur einmal sagt er – sicher schmunzelnd - dass ihm die Schulgeographie in seinem Fliegerberuf wirklich gute Dienste geleistet hat. Ich konnte auf den ersten Blick China von Arizona unterscheiden. Das ist sehr praktisch, wenn man sich in der Nacht verirrt hat. (S. 10)

In seiner Reportage über Spanien beschreibt Saint-Exupéry was für ihn Menschenwüste bedeutet. Den Spanischen Bürgerkrieg nennt er eine Krankheit. Es gibt keine Ehrfurcht vor den Menschen mehr. … ich denke daran, wie bei uns dem Tode Achtung erwiesen wird. Und ich denke an das weiße Sanatorium, in dem das junge Mädchen sanft inmitten seiner Lieben erlischt, die sein letztes Lächeln, seine letzten Worte wie einen unschätzbaren Schatz empfangen. …

Hier (im Bürgerkrieg) wird der Mensch lediglich an eine Wand gepresst, damit er seine Eingeweide auf Steinen loswird. Man hat dich eben erwischt. Man hat dich erschossen. Du dachtest nicht so wie unsereins.

Saint-Exupéry berichtet von dem Einsturz eines Bergwerks, bei dem ein Bergmann verschüttet wurde.