Der ritterliche Sir John - Richard Voss - E-Book

Der ritterliche Sir John E-Book

Richard Voß

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Beschreibung

Der ritterliche Sir John ist eine Erzählung, die in Kairo spielt. Lassen Sie sich in eine andere Welt entführen. Auszug: In Kairo sah ich den alten Herrn zum erstenmal, und gleich fiel mir das Ritterliche seiner Erscheinung auf. Ich befand mich auf der Terrasse des Hotel Continental. Vor mir, auf der Straße und dem Platz von Scharia Kâmel, spielte sich das Leben der orientalischen Großstadt ab wie die bunten Szenen eines Schauspiels. Es war ein Ausstattungsstück. Das Geländer, neben dem ich in meinem bequemen Liegestuhle saß, schien die Brüstung einer Orchesterloge zu sein, und die Figuren des Märchenspiels: »Kairo, wie es lebt«, zogen in dichten Reihen an mir vorüber: Araber und Syrer, Nubier und Sudanesen. Vorüber zogen Hochzeiten und Begräbnisse, Pilgerkarawanen, Militärzüge und Fremdenhorden. Viele der Orientalen waren prachtvoll gekleidet, von dem Faltenwurf farbiger Seidenstoffe umhüllt, in hoheitsvoller Haltung, feierlichen Ganges. Ich war in dieser Welt Neuling genug, um mein Vergnügen auch an den anderen zu finden, die ich bald als Schwärme menschlicher Schmeißfliegen erkennen und von mir abwehren mußte: alle die Händler mit den Waren ihres Wunderlandes. Im Laufe einer halben Stunde wurde mir auf der Terrasse des Hotel Continental angeboten: ein lebendiger Pelikan, eine lebendige Antilope, ein allerliebstes Äffchen und ein niedliches Ichneumon, von den ausgestopften Krokodilen und Kobraschlangen gar nicht zu reden. Dann wurde meine Aufmerksamkeit von Kairos Straßenfiguren abgelenkt.

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Seitenzahl: 24

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Der ritterliche Sir John

1234567AnmerkungenImpressum

1

In Kairo sah ich den alten Herrn zum erstenmal, und gleich fiel mir das Ritterliche seiner Erscheinung auf.

Ich befand mich auf der Terrasse des Hotel Continental. Vor mir, auf der Straße und dem Platz von Scharia Kâmel, spielte sich das Leben der orientalischen Großstadt ab wie die bunten Szenen eines Schauspiels. Es war ein Ausstattungsstück.

Das Geländer, neben dem ich in meinem bequemen Liegestuhle saß, schien die Brüstung einer Orchesterloge zu sein, und die Figuren des Märchenspiels: »Kairo, wie es lebt«, zogen in dichten Reihen an mir vorüber: Araber und Syrer, Nubier und Sudanesen. Vorüber zogen Hochzeiten und Begräbnisse, Pilgerkarawanen, Militärzüge und Fremdenhorden. Viele der Orientalen waren prachtvoll gekleidet, von dem Faltenwurf farbiger Seidenstoffe umhüllt, in hoheitsvoller Haltung, feierlichen Ganges.

Ich war in dieser Welt Neuling genug, um mein Vergnügen auch an den anderen zu finden, die ich bald als Schwärme menschlicher Schmeißfliegen erkennen und von mir abwehren mußte: alle die Händler mit den Waren ihres Wunderlandes. Im Laufe einer halben Stunde wurde mir auf der Terrasse des Hotel Continental angeboten: ein lebendiger Pelikan, eine lebendige Antilope, ein allerliebstes Äffchen und ein niedliches Ichneumon, von den ausgestopften Krokodilen und Kobraschlangen gar nicht zu reden. Dann wurde meine Aufmerksamkeit von Kairos Straßenfiguren abgelenkt.

Der Expreßzug von Alexandria war eingetroffen, und ein Strom nordischer Fremdlinge flutete im Glanze der ägyptischen Frühlingssonne über Treppe und Terrasse durch eine lebendige Mauer beutegieriger Dragomen in das schöne Hotel gegenüber dem tropischen Gartenpark von El-Ezbekijeh.

Immer noch schleppten sich die arabischen Hausdiener, in tiefes Blau und grelles Rot gekleidet, den weißen Turban vielfältig um das braune Haupt gewunden, mit den Massen des angekommenen Gepäcks; immer noch hielten schwerbeladene Wagen, trafen Gäste ein.

Die Herrschaft, die jetzt kam, mußte »etwas sehr Feines« sein. Kurier, Kammerdiener, Jungfer meldeten ihre Ankunft, und einer der Direktoren erwartete sie in der Eingangshalle. Neben diesem Herrn stand ein junger Offizier der englischen Garnison, eine jener hohen binsenschlanken Gestalten mit schmalem scharfgeschnittenem Gesicht, der Typus englischer Distinktion. In seiner fast zu kleidsamen Uniform sah der Jüngling prachtvoll aus.

Er hielt einen großen Strauß Marschall-Niel-Rosen, wollte also eine ankommende Dame begrüßen. Und dann geschah es, daß ich den alten Herrn zum ersten Male sah und daß er mir gleich das erstemal durch das außerordentlich Chevalereske seiner Erscheinung sowohl wie seines Wesens auffiel. Auch dieser edle Greis war ein Typus seines Vaterlands: Zoll für Zoll ein Grandseigneur jener merkwürdigen und machtvollen Nation, die in den Nilländern die eigentliche Herrscherin ist.

Eine junge bildschöne Dame begleitete den alten Herrn, zweifellos seine Tochter. Ihr galt der Rosengruß des hübschen Jungen. Dieser mußte die Bekanntschaft der Reizenden erst jetzt machen, denn er wurde ihr von dem alten Herrn, der ihn mit einem herzhaften Händedruck begrüßte, vorgestellt, so feierlich, als ob der Jüngling Audienz bei einer Souveränin erhielte. Eine Königin konnte von ihrem Hofmarschall nicht mit größerer Ehrfurcht behandelt werden, als das Fräulein von dem alten Herrn, der mir gleich beim ersten Sehen so ausnehmend gefiel.