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Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Rundfunk und Unterhaltung, Note: 1,0, Universität Hildesheim (Stiftung) (Institut für Medien und Theater), Veranstaltung: -, Sprache: Deutsch, Abstract: Was ist ein Hörspiel? Was ist ein Hörbuch? Und was ein Audiobook? Wieso kann niemand zwischen den verschiedenen Begriffen differenzieren? Und wieso werden die Begriffe trotzdem verwendet? Die Arbeit untersucht die verschiedenen Typologien und Terminologien des Begriffs "Hörbuch/Hörspiel" und schlägt eine neue Einteilung in verschiedene Kategorien vor. Nach einem umfassenden historischen Überblick erläutert die Arbeit verschiedene Formen und Begriffe des Hörtexts und ordnet die genreimmanente Poetikdebatte in einen populärkulturellen Kontext ein. Die Arbeit greift auf einige historisch-wissenschaftliche Werke zurück, entwickelt jedoch einen eigenen Ansatz und betritt mit dem typologischen Vorschlag wissenschaftliches Neuland, das sowohl der theoretischen Analyse als auch der praktischen Handhabung gerecht werden will.
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Der Roman zum Hören
Diplomarbeit im Studiengang Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim vorgelegt von Lisa Bitzer
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Ich danke meiner Familie und meinen Freunden, die allem Anschein nach felsenfest davon überzeugt sind, dass aus mir noch was wird.
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V. Anwendung in der selbst produzierten Hörfassung des RomansDie schwarzen Vögelvon Maarten 't Hart 461. Auswahl des Stoffes 46
2. Typologie und praktische Realisation 47 3. Zusammenfassung 50
VI.Resümee 52
VII.Kleines Lexikon der Terminologie 56
VIII.Quellen 64
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Was ist ein Hörspiel? Was ist ein Hörbuch? Und was ein Audiobook?
Wieso kann niemand zwischen den verschiedenen Begriffen differenzieren? Und wieso werden die Begriffe trotzdem verwendet?
Diese und ähnliche Fragen stellte ich mir zu Beginn dieser Arbeit. Es schien schwer zu glauben, dass eine Gattung, die seit über 80 Jahren existiert und heute einen beträchtlichen Teil des Buchhandelsortiments einnimmt, so wenig definiert und erklärt wird. Wie ich jedoch feststellen musste, gibt es keinen Kanon, keine Poetik, kein Lexikon, die alle Begriffe hinreichend definieren, eingrenzen und für den praktischen Gebrauch nutzbar machen.
Die vorliegende Arbeit will sich daher dem Hörtext annähern und einen typologischen und terminologischen Vorschlag für die wissenschaftliche und praktische Handhabung der Gattung machen.
Im ersten Teil wird zunächst geklärt, womit sich die Arbeit beschäftigt. Hierfür wurde der BegriffHörtexteingeführt, der von mir als sinnvoller Überbegriff aller Hörbearbeitungsformen verstanden wird. Es wird verdeutlicht, dass speziell der populäre Hörtext, der sich von künstlerischem und experimentellem Hörtext durch Vorlage und Bearbeitung abgrenzt, von der Wissenschaft vernachlässigt wird, obwohl er quantitativ am stärksten vertreten ist.
Der zweite Teil der Arbeit will mit Hilfe der Geschichte des Hörtextes ein differenziertes und heterogenes Spektrum an Entwicklungen, Begriffen und theoretischen Annäherungen an das Genre eröffnen. Dieses Kapitel soll veranschaulichen, dass die theoretische Debatte um den Hörtext so alt ist wie die Gattung selbst. Dies zeigt sich vor allem in dem BegriffHörspiel,der sowohl in der Wissenschaft als auch in der Kritik um den Hörtext unverbindlich und undifferenziert verwendet wird.
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Das folgende Kapitel nähert sich einer Poetik für den Hörtext und bietet einen typologischen und terminologischen Ansatz an, um praktikabel mit dem Genre umzugehen. Im Vorfeld der schriftlichen Arbeit wurde eine zweieinhalb-stündige Hörfassung des RomansDie schwarzen Vögelvon Maarten 't Hart erstellt, die eben diese theoretische Forderung nach Differenzierung aufgreift und künstlerisch umsetzt. Die Anwendung der Terminologien wird in Kapitel V. aufgezeigt.
Im Anhang der Arbeit findet sich ein kleines Lexikon der Begriffe, das jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und aufgrund der Vielfältigkeit der Definitionsangebote lediglich als Lesehilfe, nicht aber als verbindliches terminologisches Werk betrachtet werden kann. Eine genauere Beschreibung und Eingrenzung aller auftauchenden Begriffe würde eine eigene Arbeit benötigen, wie sich besonders in Kapitel III, der Geschichte des Hörtextes, zeigt.
Die Arbeit versteht sich also zunächst als Reflexion der Geschichte, aus der eine Forderung nach wissenschaftlicher Anerkennung des Genres resultiert. Diese kann allerdings kaum erfolgen, solange die Begrifflichkeiten nicht hinreichend definiert werden, denn ein verbindlicher terminologischer Kanon ist eine wesentliche Voraussetzung für die Untersuchung. Der Vorschlag einer Typologie und Terminologie wird zur Veranschaulichung im praktischen Teil der Arbeit, der Hörfassung eines Romans, dargelegt.
Der Hörtext selbst ist in der Universitätsbibliothek Hildesheim einsehbar, bzw. hörbar. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen kann der Manuskript zuDie schwarzen Vögelin dieser Druckversion nicht veröffentlicht werden, ist jedoch ebenfalls in der Universitätsbibliothek Hildesheim archiviert.
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Der Hörtext fungiert als Überbegriff. Er beinhaltet die bekannten Gattungsbezeichnungen Hörspiel und Hörbuch. Da ein solcher Überbegriff bislang nicht definiert wurde, wird in Anlehnung an verschiedene Definitionsansätze ein neuer Begriff etabliert1.
Der Hörtext bezeichnet ein fiktionales oder non-fiktionales Artefakt, das verschiedene akustische Sinneseindrücke miteinander verbindet und von einem gespeicherten Tonträger oder live mittels elektromagnetischer Wellen durch ein Medium gesendet wird.
Fundament eines jeden Hörtextes ist ein Text. Dieser kann fiktional sein - also ein episches, dramatisches, lyrisches oder essayistisches Werk adaptieren oder originär verfassen - oder non-fiktional, das heißt mit Sachtexten, Berichten, Reportagen, etc. arbeiten. Durch die differenzierte Verwendung des Textes kann sich eine Geschichte entwickeln, die "in uns die Illusion einer unmittelbar - vor unserem Ohr - sich abwickelnden lebendigen Handlung zu erwecken vermag"2und einen in sich geschlossenen Raum zeigt, innerhalb dessen sich die Geschichte oder Fragmente davon abspielen. Konstitutiv für den Hörtext ist, dass er "Welt als erzählbar, als kausal aufeinander bezogen, als in seinen Erscheinungen miteinander verkettet"3versteht, wie alle narrativen Artefakte und Texte. Dies verändert sich auch nicht, wenn die Grundlage kein zusammenhängendes erzählendes Werk, sondern lediglich eine Partitur oder ein Manuskript ist.
Sprache wird in der Regel zum obligatorischen Element, gleich ob sie in Form der Rede (Dialog, Monolog, Bericht, etc.), der Erzählung, der Lyrikrezitation oder der präverbal-phonetischen Mittel, das heißt Lauten jenseits der menschlichen Sprache wie Jammern, Weinen, Stöhnen, etc., verwendet wird. Die Rhetorik des Sprechens
1 Für die neue Definition wurden Texte vonChristian Hörburger, Werner Klippert, Hans-Jürgen Krug, Karl Ladler,
Meyers Taschenlexikonund die Internetseitenwww.wikipedia.deundwww.mediaculture-online.deals Quellen
verwendet.
2Heister, Hans Siebert vonzitiert nachDöhl, Reinhard:Nichtliterarische Bedingungen des Hörspiels. in: Wirkendes
Wort. Jahrgang 32, Heft 3/1982. Bouvier-Verlag. Bonn, 1982. S. 157.
3Hickethier, Knut:Radio und Hörspiel im Zeitalter der Bilder. in:Felix, Jürgen/Giesenfeld, Günther(Hrsg.): Augen-
Blick. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft. Nr. 26/1997. Schüren Presseverlag. Marburg, 1997. S.8.
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(Artikulation, Tempo, Dynamik) entscheidet neben Melodie (Stimmfarbe und -klang)4, Inhalt, Dramaturgie und weiter verwendeten akustischen Mitteln (Geräusche, Atmosphären, Klänge, etc.) über den Sinneseindruck. Auswahl und Anzahl des oder der Sprecher bestimmen im weiteren Verlauf über die Typologie und inhärente Terminologie des Hörtextes (vgl. Kapitel IV.3).