Der Sphärenwanderer - Herbert H. G. Engel - E-Book

Der Sphärenwanderer E-Book

Herbert H. G. Engel

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Beschreibung

Erlebnisse und Begegnungen in unbekannten Jenseitswelten... Im Sommer des Jahres 1945, kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges, wurde dem Autor, als einem heimkehrenden deutschen Soldaten - fernab von den fast allgegenwärtigen Trümmerstätten jener Zeit -, eine große Vision zuteil, welche seine quälenden Fragen nach dem Erden- und Menschenschicksal mit einem Schlag beantwortete. In der Folge durfte Herbert Engel wunderbare Erfahrungen sammeln, die er im Ersten Teil des Buches, des wahren Lebensberichtes eines Suchers nach Welten-Erkenntnis, per farbiger Schilderungen der verschiedensten astralen Landschaften, dem Leser authentisch beschreibt. Immer öfter geschah es nämlich nun, dass er, meist zu nachtschlafender Zeit, bei vollem und klarem Bewusstsein, aus seinem Körper geholt und von Botschaftern, bzw. Geistführern erhabener Welten durch diverse Schattierungen der jenseitigen Sphären geleitet wurde. Im Kontakt mit unzähligen Jenseitsbewohnern erfuhr er alles über das neue Leben der Abgeschiedenen und ihre unermüdliche Arbeit zur seelisch-geistigen Entwicklung. Im Zweiten Teil des Buches lassen uns seine transzendenten Mentoren, aus einem Universum des Lichts und der Liebe, an den großen Geheimnissen des kosmischen Wirkens teilhaben. Ergänzt wird sein Werk, in dieser Neufassung, durch einen Nachspann, der dem forschenden Leser viele nützliche Querverweise und interessante Fingerzeige zum Text, in kurz gefassten Anmerkungen des Überarbeiters/Co-Autoren, liefert.

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Bildnachweis:

Cover: Screenshot / "Calm Forest Meditation" (Music & Ambience)

S. 3, S. →, S. →, S. → bis →:

Screenshot / "Skyrim" (Music & Ambience)

S. → und →: Wikipedia

Alle anderen Bilder: Von Privat / Eigene Fotos

"Des Menschen Glück,

liegt in der Vereinigung mit Gott..!"

("Chorillus"); aus: "Das Tal der Glücklichen", Leopold Engel

"Du sollst für Gott Menschen sammeln!"

(Vgl. den Bericht in Kapitel 1)

Inhaltsverzeichnis

Danksagung [an Dr. Leonhard Engel]

Einleitung zur verbesserten und erweiterten Neu-Auflage

Erster Teil: Reisen und Begegnungen

1 - Ende und neuer Anfang

2 - Licht in dunkler Zeit

3 - Schauriges nächtliches Erwachen

4 - Das Haus im Wald

5 - Ein Spaziergang am Meer

6 - Vorwurf aus fremder Welt

7 - Ein Geist inkarniert sich

8 - Helfender Eingriff aus der Transzendenz

9 - Mein kleiner Sohn und die Lampe

10 - Nachtfahrt durchs Erd-Innere

11 - Das Lichtphänomen

12 - Von Sphäre zu Sphäre

13 - Eine unerwartete Zurechtweisung

14 - Der fünffache Tod

15 - Anklammerung eines verirrten Geistes

16 - Über die Jenseitstopographie

17 - Ein unangenehmer Besuch

18 - Im "Tempel der Ewigkeit"

19 - Der Meister im fernen Osten

20 - Unterscheidung zw. Traum u. Astralgeschehen

21 - Dunkle Wolken der kosmischen Vergangenheit

22 - Seelenerhebende Geschenke

23 - Referat unter freiem Himmel

24 - Der Magmatit-Berg

25 - Begrüßung jenseits der Schwelle

26 - Das Morgenland

27 - Magische Irrwege

28 - "Krieg" in den Sphären der Läuterung

29 - Eine Vorausschau im Zeitgefüge

30 - Der König der Könige

31 - Ernte der Rache (Dunkelwelt-Bericht)

32 - Vorwitz im Vortragssaal

33 - Der schwebende Yogi

34 - Tierkontakte in der Astralwelt

35 - Der Altvater vom Bahnhofsvorplatz

36 - Eine astrale Schifffahrt

37 - Besuch bei einem "Verstorbenen"

38 - Eine Höllenexkursion

39 - Pilgerin auf schwerem Pfad (Dunkelwelt-Ber.)

40 - Begegnungen liebevoller und finsterer Art

41 - Eine jenseitige Diskussionsrunde

42 - Motorradfahrt und Morgenchor

43 - Empfang auf der anderen Seite

44 - Das Fürstenschloss

45 - Aufregung am Seeufer

46 - Ein denkwürdiger Auftrag

47 - Der "Herr der Welt"

48 - Treffpunkt unter Palmen

49 - In der Wüste

50 - Blaue Ebene der Regeneration

51 - Unterredung in einer Kongresshalle

52 - Notstände

53 - Ein Umzug

54 - Mein Freund Domingue

55 - Der goldene Korb

56 - Audienz bei einem Monarchen

57 - Eine Stadterkundung

58 - Origenes und eine Zukunftsvision

59 - Auf einem Sommerland-Flugplatz

60 - Die lichthelle Nebelwand (Ber. eines Freundes)

61 - Couragierte Flucht

62 - Der Begleiter am abgründigen Steig

63 - Stätte des Hochmuts (Dunkelwelt-Bericht)

64 - Segelbootfahrt zu einer Insel

65 - Mit Wandergruppe zum Tempel-Auditorium

Zweiter Teil: Offenbarungen

66 - Der Sturz der präkosmischen Geistwelten

67 - Ein Denkmodell

68 - Der universale Entwicklungsgang des Menschen

69 - Lebensrichtlinien für diese und die jenseitige Welt

70 - Urvorgänge

71 - Über Tod und Jenseits

72 - Belehrung über die Dualseele

73 - Das ursprüngliche Menschenbild

74 - Inkarnation und Reifung der Seelen

75 - Geheimnisvolles Feenland

76 - Der Irrtum der Auferstehung am "Jüngsten Tage"

77 - Baupläne des Kosmos'

Anmerkungen und Hinweise des Überarbeiters

Über den Autor

Der Überarbeiter/Co-Autor

Weitere Werke

Leseprobe "Engel-Dienst"

Danksagung

Sehr zum Dank verpflichtet bin ich Dr. Leonhard Engel, dem Sohn des Autors, für seine Mithilfe bei der Klärung von kleinen Nachfragen meinerseits (zum Beispiel bezüglich familiärer Angelegenheiten), sowie die nochmalige Zurverfügungstellung des bei ihm liegenden Manuskriptes "Der ausgewilderte Mensch und die Ewigkeit" - zum Abgleich mit von mir bereits gefertigtem Schriftgut.

Es ist insgesamt auch seiner grundsätzlich positiven Einstellung zu diesem verbesserten und ganz erheblich erweiterten "Sphärenwanderer" zu verdanken, dass dieses Werk, in der nun vorliegenden Form, von mir zur Vollendung geführt werden konnte.

Er machte sich die Mühe, meine, ihm zugesandte, 1. Version des vorliegenden Buches durchzuarbeiten und mit Kommentaren zu versehen, sodass mir, unter anderem, eine genauere Bestimmung der Örtlichkeit in Kapitel 42 und das Einfügen der Diagramme zu den Kapiteln 1 (S. 23) und 67 (S. 383) ermöglicht wurde.

Nach diesem freue ich mich nun, mit seiner Genehmigung, das so Geschaffene zur Veröffentlichung freigeben zu dürfen.

Einleitung zur verbesserten und erweiterten Neu-Auflage

Im Dezember 1989 kaufte ich mir in Wiesbaden das Buch von Herbert Engel; es war erst das zweite überhaupt, welches dem Bereich Spiritualität entstammte, denn ich hatte, kaum ein Jahr zuvor, eine religiöse Kehrtwende vollzogen.

Mit dem "Sphärenwanderer" bekam ich, gottgeführt und nicht von ungefähr, genau das in die Hände, was ich in dieser Zeit des geistlichen Umbruchs und der Neuorientierung brauchte..!

Ich hatte ein paar Tage frei - es war Adventszeit -, sodass ich ab und zu einen kleinen Spaziergang in die sanft verschneite Taunuslandschaft um Bad Schwalbach, meinem damaligen Wohnort, unternehmen konnte. Währenddem reflektierte ich immer wieder die Kapitel, die ich zuvor, mit wachsender Begeisterung, gelesen hatte.

Ich war mir zunehmend sicher, einen Schatz gefunden zu haben, der mich, authentisch und lebensnah, in die alternative Realität einer anderen Welt zu versetzen wusste.

Diese Begeisterung für den "Sphärenwanderer" habe ich mir bis heute bewahren können..!

*

Das Ursprungswerk wurde 1981, vom Ansata-Verlag (Interlaken, Schweiz), erstaufgelegt.

Mit der 2. Auflage, 1984, wurde das Buch um drei neue Kapitel erweitert (hier: Kapitel 48 - 50); danach erlebte es, 1988, eine 3. und 1995 eine 4. Auflage, bis nun, mit dieser verbesserten Neufassung, einundzwanzig weitere Kapitel hinzugetreten sind, welche teilweise damals keine Berücksichtigung fanden (hier: Kapitel 18, 31, 35, 39 und 76) oder deren Handlungszeitraum erst nach der vorgenannten ersten Erweiterung lag (hier: Kapitel 51 bis 65, sowie 77; betreffend Berichte aus den Jahren 1985 bis 1992).

Im Weiteren wurden, im Zuge der Überarbeitung, sechs Untertitel geteilt, um den Inhalt vorteilhafter zu konturieren (hier nun: Kapitel 3/4, 20b-->10, 22/23, 32/33, 44/45, sowie 74/75). Einige Kapitel habe ich umbenannt oder im Gefüge (um noch konsequenter der chronologischen Listung als Ordnungsprinzip zu folgen) geringfügig verschoben - was aber im Wesentlichen nichts ändert und ich, an dieser Stelle, nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben möchte.

Die Bearbeitung des neuen Materials, an welchem ich mich in den Jahren 1994/5 schon einmal versuchte (wofür mir aber damals noch die nötige Reife, das nun eingebrachte Konzept und die technischen Möglichkeiten fehlten), erwies sich, erwartungsgemäß, keineswegs als leicht, da der Autor, in größerem, als daraus entnommenem, Umfang sein - ursprünglich eigenständiges - 245 DIN A4-Schreibmaschinenseiten schweres Folgewerk "Der ausgewilderte Mensch und die Ewigkeit; Fahrtenbuch zu Himmelswelten und durch Höllengründe" verfasst gehabt hatte, welches, zudem, vom Grundcharakter her, in einer teils weniger, teils stärker abweichenden Intention schwang.

Die wesentlichen Inhalte dieses Manuskriptes in das Erfolgskonzept des bereits bestehenden "Sphärenwanderers" zu integrieren wurde - inspirativ - recht bald mein Ziel. Dabei achtete ich strengstens darauf, dass bei der Überarbeitung des vorliegenden Vermächtnisses keine Verfälschungen von mir eingebracht wurden. Dies erforderte ein tiefes Einfühlen in die Materie und ein ebenso großes Verständnis derselben; auch sollte, bei der, teils invasiven, Neugestaltung des Stoffs, der ganz eigene Schreibstil des Autors erkennbar bleiben und nicht unter einem befremdlichen Bruch leiden. Immer wieder war es mein Bestreben, sein Werk einer Leserschaft in neu erstrahlendem Gewande zu erschließen und dabei selbst im Hintergrund zu bleiben.

Es ergab sich, im Zusammenhang, zwingend, das "Altmaterial" des bereits publizierten "Sphärenwanderers" ebenso einer gründlichen Revision, mit der Absicht der akribischen Verbesserung, nach oben genannten Kriterien, zu unterziehen, was sich intensiver und erheblich zeitaufwändiger gestaltete, als zuvor vermutet.

Zusätzlich habe ich nützliche, kurz gehaltene, Informationen zum Text in einem Anhang hintanmerken wollen, die für den forschenden Leser vielleicht interessant sein werden und das Buch, meines Erachtens, vorteilhaft abrunden.

In der Hoffnung, mit diesem neuen Gesamtwerk, meinem Freund Herbert eine Freude zu bereiten, geschah jedes Wirken immer mit dem Bestreben, Gottes Willen zu erfüllen; der Bitte um Rückversicherung und Hilfe von "drüben", der hohen, jenseitigen Lebenssphäre, um gesegnet, geführt und im Wesentlichen auch angeleitet zu sein.

Bezüglich des Autors erlebte ich dabei oft das Empfinden einer konstruktiven Zusammenarbeit, d.h. etwas Gemeinsames zu erschaffen - über den Abgrund des Todes hinweg.

Unablässig spürte ich die innere Aufforderung, es an Mühewaltung nicht fehlen zu lassen - denn die Lichtwelt ist anspruchsvoll, wenn etwas Gutes geschaffen werden soll...

Uwe Laubach

Altmorschen, im Oktober 2022

Erster Teil:

Reisen und Begegnungen

1 - Ende und neuer Anfang

April des Jahres 1945.

Seit Tagen wurden wir, die restlichen Soldaten eines geschlagenen Heeres, durch Wälder und zerstörte Landschaften gehetzt. Ich lag, feldmarschmäßig gekleidet, auf einem Bettgestell im oberen Stockwerk eines Bauernhauses in einem Waldgebiet nahe der Stadt Falkenstein im Vogtland. Man hatte uns - körperlich und seelisch erschöpfte Menschen eines letzten Aufgebotes des zusammenbrechenden Kriegswahnsinns - in diesem Haus eine kurze nächtliche Verschnaufpause gegönnt.

Dunkle Nacht überspannte den kleinen Ort im Südwesten Sachsens - aber kaum weniger finster sah es in mir selbst aus..!

Erst heulte es mit hohem Ton, dann abschwellend heran - im nächsten Moment krachte es und blitzte rosarot auf, diesmal dicht hinter dem Gebäude, und beleuchtete einen Moment die hellgetünchte Decke des ausgebauten Dachgeschosses.

Wieder und wieder - heulen, abschwellen... und explodieren.

"Sollen wir nicht lieber in den Keller gehen?", fragte mich mein Kamerad Helmut von der anderen Zimmerecke her.

Mit verschränkten Armen im Nacken, rücklings auf meiner Matratze liegend, ließ in mir jeder Lichtblitz von draußen bildhaft die Erinnerung an ein früheres Geschehen aufleuchten.

Es war eine Abrechnung, die wie eine erstickende Wasserwoge auf mich zurollte.

"Wenn Du willst... Geh hinunter...", erwiderte ich matt, "ich bleibe hier..."

Mein Kamerad knurrte etwas; es klang wie: "Na, wenn Du meinst, die treffen uns nicht..."

Vor meinem inneren Auge stand das Schreckbild einer Vision, die ich mit siebzehn Jahren gehabt hatte. [1] Damals unverständlich für mich - war sie heute Tatsache geworden!

Die Zimmerdecke unserer Zufluchtsstätte leuchtete, ähnlich einem Hexenkessel, rot auf - und auch in mir tobte es wie in einem brodelnden Vulkan! Wirre Gedanken kamen und gingen.

Warum musste ich hier, in den letzten Tagen des, in seinem Verlauf zunehmend irrsinnigeren, Krieges, dem Schlussakt des Dramas harren..?

"Warum hast Du nicht geglaubt, was Du hättest wissen müssen?!", kritisierte ich mich zum hundertsten Male.

"Warum hast Du nicht auf die Warnung geachtet, als Du, in einer weiteren Zukunftsschau, zwei Jahre vor Kriegsbeginn, den skrupellosen, wahnhaft-verbrecherischen Initiator des Unterganges, mit tödlichen Lanzen durchbohrt, auf einem Denkmalpodest in finsterem Höllenlande sterben sahst?

Du", klagte ich mich selbst scharf an und ging mit mir ins Gericht, "der Du von Zeit zu Zeit die genauen Daten Deiner Rückkehr von tödlichen Frontereignissen bekamst... Ja, was soll denn aus Dir werden, der Du, viele Male gewarnt, den Glauben an ein todgeweihtes Regime noch nicht ablegen konntest..?"

Ich webte die bitteren Selbstvorwürfe weiter...

Seit meinem zwölften Lebensjahr hatte ich eine, sich immer wieder sporadisch bemerkbar machende, jenseitige Führungskraft verspürt.

Am letzten Tag meiner Wehrdienstzeit, im Jahre 1937, hatte ich, während einer kurzen Dienstruhepause, in der Kaserne auf meiner Koje harrend, die oben genannte, erschreckende Vision vom Untergang des Hitler-Reiches. Damals glaubte ich, wie viele junge Leute, an den Diktator! Ich war der diesseitigen Welt und ihren Wünschen mehr zugewandt, als der Lichtgestalt von der "anderen Seite".

Und nun..??

"Hast Du nicht Deinen Mentor, den Helfer aus der transzendenten Lebenswelt, tief enttäuscht und beleidigt?", hinterfragte ich mich permanent. "Hast Du vielleicht durch Deinen Unglauben Gott selbst beleidigt?!"

"Nein", kam die unsichere Erwiderung meiner eigenen Gedanken, "Gott kann durch solche kleinen Geister, wie Dich, nicht beleidigt werden! ER ist erhaben! Aber ich..., ich bin am Ende!"

*

Seit Wochen war ich auf der Landstraße unterwegs. Zuerst mit anderen Leidensgenossen und nun allein.

Mein Weg führte nach Hamm, über Ahlen und Sendenhorst; dann über Münster und Osnabrück in Richtung Hunteburg.

Der Himmel war blau und die Sonne strahlte - es war das einzig Angenehme in der grenzenlosen Trostlosigkeit von 1945...

Ich stimmte sonderbare Selbstgespräche an. Der für mich zu bemängelnde, das heißt scheinbar fehlende Sinn des Geschehens wühlte in meinem Innern immer neue Bilder auf.

"Schenke dem Glauben an eine Sinnlosigkeit der Ereignisse keinen Raum!", ermahnte, ja befahl mir eine seltsame Stimme. Dabei trat ein hellstrahlender Punkt vor mein Auge - eine Art inneres Gesicht; ein Phänomen, das mich seit dem Tode meines Vaters schon oft verwundert hatte.

Meist führte mein Weg stundenlang durch menschenleere Landschaften. Beklemmende Gedanken spülten an die Oberfläche: "Welchen Wert hat, beziehungsweise Zweck verfolgt dieses Leben..?"

Es war, als ginge jemand unsichtbar neben mir und zwänge mir Überlegungen auf, die mir zum Teil nicht gefielen. So etwa, dass es nicht von ungefähr käme, wenn ein Mensch in seinem Leben leide - er habe es aus früheren Existenzen nicht besser verdient.

Etwas sträubte sich in mir dagegen, meinte, dass es keine Beweise für eine Wiederverkörperung gäbe und zudem viele Menschen, auch Nicht-Regierende, schuldig an den Zuständen hier auf Erden seien. Was mich anbetraf, verwahrte ich mich der Teilhabe an den prekären Verhältnissen in unserem und um unser Volk!

Prompt folgte der Aufschluss, ich sei wohl jetzt schuldlos - hätte aber in früheren Inkarnationen umso mehr Schuld auf mich geladen und müsse deshalb noch einen Teil davon abtragen.

+

Meine willkürlich gewählte Route verlief durch eine malerischhügelige Natur.

In einem flachen Tal lag ein reizvolles Dorf; keine Ruinen waren zu sehen. Goldgelb leuchteten die Felder von reifendem Korn. Es war ein äußerst friedvoller Anblick - scheinbar im Widerspruch zu der Kriegserschöpfung in unserer Nation.

Ich trottete an einem Hügel vorbei, auf welchem ein riesiges hölzernes Kreuz stand. So verließ ich daher den Weg und ruhte mich, unweit von diesem, auf einer Wiese aus.

Der Anblick der hochsommerlichen Gefilde, mit dem Grün ferner Wälder am Horizont und dem freundlichen Dörfchen unter mir, hob meine Stimmung und ließ fast alle Sorgen vergessen, als mich plötzlich etwas wie die Hitze eines sengenden Feuers durchströmte - oder entstand diese körperliche Empfindung, weil ein nahezu unbeschreibliches Phänomen meinen Blick bannte?!

Ganz unvermittelt teilte sich nämlich vor mir die Landschaft, wie durch einen vertikalen, schwarzen Faden zerrissen; und sofort entstand auch in der Waagerechten eine weitere lange, schwarze Linie. Diese Erscheinung zeigte sich etwa zwanzig Meter vor mir, während das dahinterliegende Panorama zu einem farblosen Hellgrau verblasste. Daraufhin lief von der linken oberen Ecke, dieses, in der leeren Luft entstandenen, "Fadenkreuzes" ein Punkt - eine dunkle Spur hinterlassend - hinab... Es sah aus, als ob diese entstehende Kurvenzeichnung links oben noch ein kompakter Strich sei, welcher sich, beim Herunterlaufen, jedoch in feinste, spinnwebdünne Einzelfasern auflöste. Dem horizontalen Balken näherkommend, verdichtete sich die Kurve wieder zu einem fest gefügten Strang - und verlief dann, bogenförmig, nach oben rechts in die Höhe zurück. [2]

Das Gebilde ergab eine geradezu ideale Darstellung der Sinuswelle eines Wechselstroms im Negativbereich.

Beschreibbar ist es kaum, aber die Vision, die etwa zehn Sekunden gedauert haben mochte und mich dann völlig perplex, wie nach einem inneren Erdbeben, zurückließ, hatte mir alle Fragen beantwortet, die ich in mir trug!

^ [In der vorliegenden Auflage gilt o.g. Verweis auf S. 375]

Wie das möglich sein konnte, weiß ich nicht, aber danach erfüllte mich eine Bewusstseinstiefe, als ob ich ein dickes Werk über sämtliche irdischen und transzendenten Themen, die den Sinn des Seins betreffen, gelesen hätte - und ich brauchte später Monate, um zu Papier zu bringen, was mir damals, im Bruchteil einer Minute, vermittelt wurde.

Natürlich interessierte es mich schon bald darauf brennend, zu erfahren, durch welche Kraft, oder auf wessen Initiative hin, mir solch eine visionäre Offenbarung sozusagen aufgezwungen worden war!

Ich musste, in jenem Zusammenhang, spontan an mein erstes außergewöhnliches Erlebnis - in meinem zwölften Lebensjahr - denken, das mir damals, aufgrund seiner Übernatürlichkeit, wie ein Traum erschienen war:

< Staunend fand ich mich nachts, schneeweiß bekleidet, an der Hand eines würdevollen Erwachsenen - eines Mannes, der ebenso eine strahlend weiße Robe trug -, in einer leuchtend hellblauen Atmosphäre, vor einem gewaltigen Gebäude wieder, welches, in seinem Baustil, an einen majestätischen Dom erinnerte.

Wir gingen mit vielen anderen Erwachsenen in weißen Gewändern, die je ein Kind an der Hand führten, in einen riesigen Vorraum, der prächtig, wie in einem Schloss, mit Mosaiken in blau, grün und gold an den Wänden und der Decke, sowie mit pittoresken Fliesen auf dem Boden, ausgestaltet war.

Von dort aus traten wir unter das Dach einer faszinierenden, beeindruckend gigantischen Kuppelkonstruktion. Das Rund der Wände wurde, in Abständen, flankiert von kleinen, weißen, etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter hohen Estraden, respektive Podesten, welche jeweils dem Wirkungsbereich eines weißgekleideten Tempeldieners zugeordnet waren.

Jeder von uns wurde zu einem jener dort Sitzenden geführt; und so trat ich, mit Schauern der Ehrfurcht, zu dem mir bestimmten Erhabenen hin.

Er legte mir die Hand aufs Haupt und sagte mit sonorer Stimme: "Du sollst für Gott Menschen sammeln!"

Auch alle anderen Kinder wurden, wie ich hören konnte, mit einem Spruch gesegnet; verstanden aber habe ich nur den, von meinem Ehrwürdigen.

Nach Beendigung dieser kurzen Zeremonie wurde ich, über die Vorhalle, wieder hinaus ins Freie geleitet.

Gebadet in helles, blaues Licht, sank ich sehr schnell abwärts. Mein Blick durchdrang wirbelnde Wolkengebilde und endlich sah ich erwartungsvoll meine irdische Heimat, unser Haus... Schon erkannte ich meinen Körper, durch das Dach des Hauses schauend (!), in meinem Bett liegen, stürzte auf mich zu, erhielt einen Stoß - und erwachte. >

War meine Vision mit der, den kosmischen Entwicklungsgang des Menschen darlegenden, Kurve vielleicht ein Hinweis für den Fortgang des Auftrages: "Du sollst für Gott Menschen sammeln"?

Mehrfach bat ich um entsprechende Aufklärung; diese wurde aber nicht - und sollte wohl auch nicht - von dem übermittelt werden, mit dem ich immer mehr in Kontakt kam. Es war ein Wesen, das ich nur selten zu Antworten bewegen konnte; dann aber kamen sie unwiderstehlich auf mich zu - manchmal inklusive drastischer Zurechtweisungen!

Da ich mir später einmal, mit meiner Frage nach seinem Namen, einen unangenehmen Verweis einhandelte, nannte ich ihn zuerst nur einfach "Sonnengeist", weil er oft, wenn er mir zuweilen auch sichtbar erschien, durch ein blendendes Licht auf mich zukam. Nach Jahren gab ich ihm dann - nur für mich - den Namen "Hèreiam". [3]

Seine Belehrungen waren sehr verschiedenartig. Einiges, aber nicht alles, durfte ich aufzeichnen und habe es oft wieder durchgelesen. Es waren zumeist Erläuterungen bezüglich des geoffenbarten Koordinatenkreuzes und der negativen Halbwelle. Damals habe ich mich manchmal gefragt, ob ich nur deshalb den Beruf eines Elektroingenieurs erlernen musste - obwohl ich doch kein gewiefter Mathematiker bin und mir das Studium so sauer geworden ist -, um eines Tages die mir gegebene, technisch wirkende, Allegorie (als Sinnbild der menschlichen und kosmischen Entwicklung) verstehen zu können...

Ich hatte ja, infolge des naturwissenschaftlichen Teils des Studiums, ebenso wie viele andere Zeitgenossen, erhebliche Zweifel an den uns Menschen nicht sichtbaren Wahrheiten bekommen. Diese aber sind mir inzwischen, vermittels deutlicher, tiefgreifender Erlebnisse in und mit der Transzendenz, durch Hèreiam und andere Betreuer aus dem Jenseits, genommen worden.

*

Jedoch will ich den Dingen nicht vorgreifen und chronologisch fortfahren:

Mit der Koordinatenkreuz-Vision fing es, in der für mich trübseligsten und hoffnungslosesten Zeit, an; einer Zeit, die, nach dem Zusammenbruch des hegemonialen Großdeutschen Hitler-Reiches, für alle damals aktiven Menschen ebenso ein Ende, wie auch ein Neuanfang war. Das Nachfolgende kennzeichnet eine der ersten Belehrungen, die ich von Ihm, der manchmal wie aus einer gleißenden Sonne hervortrat, erhielt.

Ich lag des Nachts in einer Scheune und bekam zu hören:

"Wenn ihr Menschen wüsstet, wie lächerlich wir euch in eurem Gebaren oft finden - wir, an die ihr euch zumeist nur in der Not wendet -, dann würdet ihr euch, in den satten und guten Zeiten eurer Welt, vielleicht ein wenig mehr um echtes Wissen über euren Ursprung bemühen.

Du, der Du das hörst, bist nicht ausgenommen! Du warst einst auch nicht besser! Doch jetzt hast Du das Bild des kosmischen Kreuzes gesehen...

Lass Dein albernes, überlegenes Grinsen!", tadelte mich eine Stimme, von der ich nicht sagen kann, ob sie von Hèreiam selbst oder einer dritten, mir unsichtbaren, Wesenheit stammte.

Nach dieser für mich peinlichen, kurzen Unterbrechung, fuhr Hèreiam fort: "Verständlicherweise ist der in Bedrängnis befindliche Mensch nicht so sehr an dem Ursprung seines Seins, als vielmehr zuerst an der Beseitigung seiner Notlage interessiert. Aber: Wer nicht weiß, wie er in eine Grube fiel, wird auch ein zweites Mal, und dann vielleicht noch weit gefährlicher, in eine solche fallen, wenn er nicht die Ursache seiner Fehlhandlung kennen und sie beseitigen lernt. Gewiss ist das Leid dieser Erde keineswegs schnell - und vielleicht nie vollständig - zu beseitigen; aus kosmischer Sicht jedoch kann sich manches ändern, wenn mehr Menschen die Ursache des immer wiederkehrenden Elends dieser Welt endlich erkennen würden. Zumindest kann sich der Einzelne das Ertragen des Unabwendbaren erleichtern, wenn die quälende Frage beantwortet ist: 'Warum das alles..??'

Wer weiß, wofür er eine bestimmte Last tragen muss, hat es bedeutend leichter, da ihm damit auch das Ende der Belastung sichtbar wird.

Was seid ihr doch so entsetzlich beschränkt!", ergänzte er. "Ihr hattet Weise, hattet Religionsstifter, hattet Philosophen und etliche, sich ehrlich um euch Menschen abmühende Denker..! Allein, ihr habt die Religionsstifter nach ihren gerade nicht immer überzeugenden Jüngern und Nachfolgern beurteilt; habt die Weisen oft verlacht, wolltet eure sogenannte 'Zivilisation' mit euch neuartig, fremd, zu hoch oder einfach unbequem erscheinenden Dingen nur höchst ungern konfrontieren.

In solch bornierter Geisteshaltung - wen wundert es? - ist das Wissen um euer wahres Wesen niemals dauerhaft in eure Gehirne eingedrungen!

Selten habt ihr begriffen, dass diese Welt nicht so ist, wie ihr es immer meint! Es wird geschwätzt und reißerisch, leichtfertig geschrieben, wenn von Außerordentlichem zu berichten, von Symbolik geschwafelt, wenn von Tatsachen zu sprechen wäre. Man doziert über Kausalität und Ordnung der Naturgesetze - und meint damit seine eigene Anschauung und sein Wissen, welches doch noch gar zu mangelhaft ist..!

Eure Physiker scheinen dabei bald weiter, als manche Theologen, und dem wirklichen Aufbau der Materie, als Kraftkonzentration, näher zu sein, als eure Geistesgelehrten.

Wenn ihr Menschen in quälender Ausweglosigkeit und Krisen steckt, seid ihr aufgeschlossen; dann ruft ihr nach einer übergeordneten, höheren Macht! Dann 'glaubt' ihr (treffender wohl eher: hofft und bangt ihr), dass es diese gibt - aber sonst..?? Ihr Menschen solltet eigentlich wissen - woraufhin sich erst ein Glaube im ursprünglich gemeinten Sinne entfalten kann -, dass ihr alle aus einem zentralen Licht kommt und dorthin wieder zurückkehrt..!

Ich will es Dir anschaulich machen - erlebe in Dir selbst, wie es zustande kam, dass das, Dir gezeigte, kosmische 'Koordinatenkreuz' für jeden einzelnen Menschen gültig ist..:"

Mit diesen Worten schien sich auf einmal mein Bewusstsein in einer ungewohnt schmerzvollen Weise zu verwandeln. Mir war, als würde ich in ein anderes Wesen, mit einem viel höheren Bewusstseinsinhalt, hineingepresst. Ich fühlte mich, als sei ich selbst - Hèreiam! Angsterfüllt verspürte ich eine fast erschreckende Ausweitung - körperlich und geistig. Nun kam etwas Unbeschreibliches über mich: Ich sah das Weltall - weitgespannte, vernetzte Galaxiencluster! Mich ertränkte eine fürchterliche Trauer und ich hörte überall ein Schluchzen verlassener, kindlicher, armseliger Wesen.

Ein Klagelied, etwa wie folgt in Worte gefasst, bäumte sich in mir auf:

"Wir hatten den Urquell, die Ursache aller Kraft, verlassen...

Um zurückzufinden, kam der Anfang, der Beginn der Schöpfung Milliarden materieller Welten.

Doch dieser 'Anfang' war das Ende unseres Seins in einer Welt, die voller Schönheit existiert - jetzt, wie einst - und der wir, im Irrtum unseres Strebens, verloren gingen."

Schlagartig endete das "Eingenommen-werden" durch die fremde Kraft. Hèreiams unmittelbare Präsenz war von mir gewichen. Aber, als würde ich von Ferne kontrolliert, überfielen mich Gedanken; und begrifflich nahm ich auf:

"Der Anfang des 'Es werde Licht' [4] war eine Wendemarke für unendlich viele Verirrte. Kein Weg des Irrtums, wie auf physischen Welten - nein! - ganz anders...

Ganz anders auch musste die Heimführung, aus seelisch-geistiger Verdunkelung, zurück zum Licht, geschehen..!"

*

Noch in den Tagen meiner ziellosen Wanderung durch die Trümmerstädte von 1945 versprach Hèreiam, mir später von einstigen Zeiten zu berichten - vom Fall ins Dunkel und seinen Konsequenzen für uns -, so, dass wir Erdenmenschen es verstehen können. [5]

2 - Licht in dunkler Zeit

Ich versuchte damals Antworten auf manche in mir kreisende Frage zu bekommen - vor allem betreffend der Geschehnisse im, und um den, zerschlagenen, ideologisch menschenverachtenden Führer-Staat.

Offenbar aber war mein - jenseitiger - Lehrer bedeutend weniger von den irdischen Ereignissen beeindruckt, als ich selbst es war! Ich erntete oftmals ein buchstäblich nachsichtiges Schmunzeln, wenn er mir innerlich sichtbar wurde.

"Es ist alles notwendig so und gehört zur Belehrung der irdischen Menschen", war der tendenzielle Tenor der Reaktionen, die ich zurückerhielt.

Als ich einmal eine konkrete Aussage erbat, wie lange der Zustand der Zerstörung in Deutschland noch andauere und wann eine gewisse Rückkehr in die Normalität wieder zu erwarten sei, erhielt ich die klare Auskunft: "Fünf Jahre!"

Glaubhaft erschien mir diese, sehr optimistische, Zukunftsprognose kaum, denn ich hatte eher mit zehn Jahren - oder mehr - gerechnet! Nachdem es aber, ab 1950, wieder einigermaßen normal in Westdeutschland zuging, wertete ich das als einen der Beweise für mich, dass mein Mentor keine Traum- oder Phantasiegestalt war.

*

Ich lebte jetzt in Goldenstedt [1].

Seit meinem bedeutsamen Erlebnis mit dem Kreuz-Diagramm waren schon über zwei Monate verstrichen. Der aufregenden Ereignisse war es - zumindest für mich - weniger geworden; im Grunde dachte ich wohl oft an die Vision in der Sommerlandschaft, aber sie systematisch aufzuarbeiten hatte ich noch nicht in Erwägung gezogen... Was sollte ich heimatloser Flüchtling, aus einer von Krieg und Brand geschüttelten Welt, auch mit solch einem großen Blick in eine universale Weite anfangen?

°°°

Da die Tage schon so kurz wurden, war ich früh schlafen gegangen.

Merkwürdigerweise aber befand ich mich im Moment meines nächsten Gewahrwerdens auf einem bequemen Sessel in einer düsteren Weite - ganz in der Nähe meines Bettes, in das ich mich doch soeben erst gelegt hatte...

Dieser absurde Umstand, und alles folgende, erschien mir indes völlig normal und nicht im Geringsten ungewöhnlich oder aufregend. Es störte mich auch nicht weiter, dass in dem Bett, neben meiner Sitzgelegenheit, jemand lag, der ab und zu schnarchte.

Desgleichen betrachtete ich die männliche Person im weißen Talar, die mich, aus etwa acht Metern Abstand, in ein Gespräch verwickelte, offenbar als eine selbstverständliche Gesellschaft. War er es gewesen, der mich in den Polstersessel gesetzt hatte - in dem Zimmer, wo auch mein Bett stand..? Denn ich wusste genau, dass es darin keinen solchen gab!

"Die kosmische Evolutionskurve hat jetzt wohl Deinen Widerstand gegen die Erkenntnis des universalen Reifungsweges überwunden?", fragte der Mann freundlich.

Ich nickte stumm und spekulierte dann laut: "Bist Du der 'Sonnengeist' - der, der mir diese Vision aufzeigte?"

"Nein!", lächelte er. "Den könntest Du, so wie Du jetzt bist, nicht ertragen - ich bin ein Mittler."

"Ahh..., also nur ein Bote oder Sekretär", dachte ich und kam mir sofort ziemlich unverschämt vor, als ich sah, dass mich der Erhabene in der weißen Robe, auf meine unausgesprochenen Gedankengänge hin, mit scharfem Blick musterte. Dabei nahm sein bartloses Gesicht einen ernsten und sorgenvollen Ausdruck an.

"Du wirst Deine Zeit noch mit viel unnützem Zeug zubringen", konterte er ironisch-bedauernd, worüber ich mich nun ärgerte. "Du hast doch wohl schon verstanden, dass fast alle Menschen, inklusive Dir, sich im Bereich des untersten Abschnittes der Entwicklungskurve befinden - und dass Du Dir, begründetermaßen, darüber Gedanken machen solltest?"

"Für mich selbst..., hmm..., natürlich..."

"Auch für andere!", korrigierte er bestimmt.

"Wie soll ich das tun..., in dieser Zeit?!"

"Es kommen bald bessere Zeiten!", tröstete mich der Weißgekleidete begütigend und fuhr fort: "Dein Begriffsempfinden von Realität muss sich erweitern! Schau: Real ist, was Wirklichkeit ist, oder..?"

"Ja, klar...", dehnte ich etwas irritiert.

"Zuerst war die Welt wirklich, die ihr Menschen 'transzendent' nennt. Einstmals seid ihr, jetzt Irdischen, aus der euch transzendent erscheinenden Welt gefallen. Die materiellen Welten wurden geschaffen, um euch in eurem Fall aufzufangen und in den wirklichen Lebensbereich zurückzuführen.

Das Primäre also ist die euch unwirklich erscheinende transzendente Welt und das Sekundäre, Nachgeschaffene, ist die euch fälschlicherweise als einzige Wirklichkeit erscheinende materielle Welt."

"Hmm..., nun gut, ich sehe es ein...", stimmte ich zögernd und überführt zu.

"Denke darüber nach - mache Dir ein ausführliches Bild über alles!"

Als der Mann in dem weißen Gewand das gesagt hatte, wurde seine Erscheinung zunehmend schemenhafter, denn etwas wie Nebel zog, in immer dichteren Schwaden, auf und versperrte jede Sicht. Plötzlich wich unter mir der Sessel hinweg - und im nächsten Moment fand ich mich im Bett wieder.

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Der schnarchende Schläfer war ich selbst gewesen!

In die Versuchung, zu glauben, es nur mit einem der üblichen Träume zu tun gehabt zu haben, kam ich erst gar nicht - dafür hatte der Vorgang zu deutlich alle Anzeichen von Realität und absoluter Klarheit besessen!

Das Theorem, welches ich, als Denkmodell, sozusagen "im Auftrag", hervorbrachte und auch später schriftlich, in einem Manuskript, festhielt, stand konkret, wie fotografisch fixiert, vor mir.

3 - Schauriges nächtliches Erwachen

Seither waren fünf Jahre vergangen. Normale Zustände, wie mir von meinem transzendenten Betreuer angekündigt, waren inzwischen tatsächlich weitgehend eingetreten...

Ich fuhr mit der Bahn oft nach Köln zu einem älteren Ehepaar, das sich mit wissenschaftlichen Forschungen spiritualistischer Art befasste. Ich bemühte mich, die Auflagen über meine Lebensführung, die ich von den jenseitigen Lehrern erhalten hatte, zu beachten. Diese betrafen, mit dem Hinweis auf Christus: Disziplin und Reinheit im Wollen, Denken und Handeln, sowie das Fallenlassen allen materialistischen Wirkens. Es war mir ein ernstes Anliegen, diese speziellen Weisungen an einen Geistschüler zu erfüllen! Unbeschadet davon indes, bleiben die beiden größten Gebote für jedermann: Liebe Gott mit Deinem ganzen Sein und Deinen Nächsten wie Dich selbst [1], so, wie Jesus, dem gesetzeskundigen Pharisäer gegenüber, jene, aus den Schriften des Mose, klar herauszuschälen wusste.

Eines Abends lag ich im Bett und wollte, wie üblich, das "Vaterunser" beten. Doch - zu meinem schnell ansteigenden Entsetzen - schien mir der nur allzu geläufige Text des Mustergebetes vollkommen entfallen zu sein! Mir wurde glühend heiß. Verlor ich den Verstand?! Ich kämpfte die Angst nieder, denn sofort wurde mir klar, dass es sich um einen bösartigen Angriff luziferischer Kräfte handeln musste! Ich fühlte mich sowieso, seit längerer Zeit, in merkwürdiger Weise angesprochen. Häufig sah ich, auch schon auf dem Weg zu den Sitzungen in Köln, auffällig leuchtende, hellblaue Kreise und, etwas seltener, stumpfgraue Wirbel vor mir auftreten.

Nach energischer Abwehrreaktion, bei der ich den Namen Jesu Christi anrief, fiel die Lähmung meines Verstandes ab.

Indes wählte die Entität, die mich beeinflussen wollte, tags darauf, eine andere Methode: Ich begann kaum mit der Anrufung unseres himmlischen Vaters, da schlummerte ich auch schon ein - was ich erst am folgenden Morgen realisierte... Als dies ebenso am nächsten Abend eintraf, wechselte ich zu der Variante, mein Gebet stehend, vor dem offenen Fenster, zu verrichten.

Das führte ich einige Tage mit Erfolg durch - aber die sich an mir bemühende, teuflische Kraft entwarf eine neue, und recht unangenehme, Attraktion für mich..:

Ich wachte, mitten in der Nacht, mit dem Eindruck auf, dass eine schwere Last auf meinem Körper lag. Ich wollte mich auf die Seite drehen - vermochte jedoch kein Glied zu rühren. Nach mehrmaligem Versuch dämmerte mir, dass ich vollumfänglich paralysiert war! Müde, aber alarmiert, öffnete ich die Augen. Das Zimmer war dunkel und die beiden Fenster konnte ich grauschimmernd sehen - auf meinem Bauch jedoch saß ein tiefschwarzes Wesen mit den Umrissen und der Größe eines Pavians! Das Grauenerregendste aber waren die fleischrot glühenden Augen dieser dämonischen Kreatur.

Blankes Entsetzen durchfuhr mich! Was war das denn..?!

Ich konnte, wollte, diesen Anblick nicht ertragen und griff damit zum letzten Ausweg, der mir verblieb, denn meine Augenlider unterlagen - gnädigerweise - weiterhin meiner motorischen Kontrolle. Ich rief im Geiste Jesus Christus an, bat meinen Schutzgeist um Hilfe – allein, das Gewicht auf meinem Körper blieb! Rasenden Herzens atmen konnte ich dabei nur mühsam, wie ein Schwerkranker.

Nach einer Weile wagte ich - auf das Schlimmste gefasst - einen erneuten Blick. Die Lage hatte sich indes keineswegs gebessert - im Gegenteil: Der grausige "Affe" hatte sich mit dem Kopf tief zu mir heruntergeneigt und starrte mich, aus nur handbreiter Entfernung, bannend an.

Ich schloss meine Augen sofort wieder und betete ohne Unterlass, konzentriert und nachdrücklich, zu Jesus Christus.

Es mochten etwa fünf Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, vergangen sein, als der Druck auf meinem Körper nachließ und ich wieder Gewalt über meinen Bewegungsapparat erlangte. Nachdem ich das Schrecknis einigermaßen verdaut hatte, wandte ich mich vorsichtig um, griff nach der Nachttischlampe und knipste sie an. Von der diabolischen Heimsuchung durch dieses Scheusal offenbar befreit, sprang ich aus dem Bett, schaltete die volle Helligkeit der Deckenleuchte ein und untersuchte das ganze Zimmer; zunächst natürlich unter dem Bett.

Ich wusste, aus einem Buch von Aksakow [2], dass solche Materialisationen ein zähes Leben haben können. Nirgends aber war mehr eine Spur von dem grässlichen Ungeheuer zu finden. Völlig aufgewühlt, brachte ich es erst gegen Morgen fertig, wieder ein wenig zu schlafen.

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War ich so etwas wie dem "Hüter der Schwelle" begegnet..?

In verschiedensten Variationen haben sich Esoteriker mit solch höllischen Elementalen herumschlagen müssen. Dies nun selber erleben zu müssen, fand ich wenig reizvoll - wusste aber, dass ein Nachgeben, ein Aufgeben des Weges geistiger Suche, eventuell viel üblere Folgen, als ein energisches Durchsetzen, nach sich ziehen konnte.

Meines Erachtens handelt es sich allerdings, in erster Linie, um eine Überwindung eigener dunkler Seelenanteile, welche, gegebenenfalls, "Schlupflöcher" für Angriffe der bösen Seite darstellen können. [3]

Von einem Zwischenzustand erlebter "induzierter Lähmung" des physischen Leibes, im Zuge der Ankündigung einer Außerkörperlichen Erfahrung (AKE), las ich später bei diversen Autoren – inwiefern dieses, besonders in der Frühphase solcher Erlebnisse auftretende, Phänomen auch bei meinem "Horrortrip" zugetroffen haben mag, kann ich nicht abschließend beurteilen.

4 - Das Haus im Wald

Nur wenige Tage danach befand ich mich plötzlich in einer taghellen Gegend, obwohl ich mir darüber sicher war, am späten Abend, zuhause, ins Bett gegangen zu sein..!

Irgendwie unterschied sich dieser Zustand jedoch von der gewohnten Tagespräsenz durch eine etwas verminderte unmittelbare Bewusstheit. Meine späteren kritischen Überlegungen bezüglich dessen, führten dahin, dass ein Mensch, der sich, aus dem Schlaf heraus, unvermittelt in einer völlig fremden Umgebung wiederfände, naheliegenderweise zumindest erschrocken sein müsste - gegebenenfalls sogar in eine Panikstimmung geraten könnte. Mich jedoch störte der Gedanke an meinen Körper, der jetzt im Bett schlief, nicht im Geringsten! Möglich, dass man mir alle Angst und Sorge wegsuggeriert hatte...

Ungeachtet des Umstandes, mich in ganz selbstverständlich erscheinender, unbekümmerter Stimmungslage zu bewegen, kam ich mir seltsam vor - ein wenig, wie an den unsichtbaren Fäden einer Marionette gezogen, was sich, eingangs der Exkursion, als durchaus passabler Vergleich erwies. Erst im weiteren Verlauf klärte sich - zunehmend - mein ganz eigenständiges, waches Interesse am Geschehen.

Dieses, wie eine Einblendung funktionierende, leicht indifferente, eingeschränkte Gewahrsein zu Beginn einer neuen Situation, erinnerte mich an das schon einmal angeführte Erlebnis im Alter von zwölf Jahren, als ich in eine Art Einweihungstempel geleitet wurde und zunächst an einen lebhaften Traum glaubte. [1] Später erst wurde mir deutlich, dass es sich um eine echte Astralwanderung gehandelt hatte.

Während jenes kurzen Rückblicks ging ich, als sei dies einfach folgerichtig und völlig normal, auf einem breiten Weg zwischen einer lichten Waldlandschaft, sowie einem umzäunten Idyll mit blühendem Heidekraut, verstreutem Wacholder und sporadischen Birkeninseln auf sandig-kargem Grund; allein das Vorhandensein einzelner, überdimensionaler "Mammutbaumstümpfe" wirkte etwas ungewöhnlich und befremdlich.

"Wenn ich schon zu einem solchen Erkundungsausflug von irgendeinem maßgeblichen Lehrer - vielleicht sogar dem Schutzgeist - eingeladen worden bin, dann will ich auch wissen, wo ich mich hier befinde!", dachte ich bei mir, obwohl, weit und breit, niemand zu sehen war.

Die Sphäre lag unter einem hochsommerlich, wolkenlos blauen Himmel; dabei aber ohne sichtbares Tagesgestirn. Trotzdem leuchtete alles wie im hellsten Sonnenschein!

Nach einer Laufstrecke von einigen Minuten - so mein subjektives Empfinden - führte rechts ein Fußweg in den zuvor erwähnten Mischwald aus Nadel- und Laubbäumen.

Jene zeigten keine Besonderheiten gegenüber den üblichen, irdischen Exemplaren ihrer Gattung; ebenso war das Unterholz mit spärlichem, hochgewachsenem, feinhalmigem Gras bedeckt, wie man es auch in einem Forst unserer Welt finden könnte.

Ich änderte meine Richtung, bog spontan ab und folgte dem angenehm zu laufenden Pfad schätzungsweise an die hundert Meter, bevor ich, zwischen den hohen Bäumen, auf einer großen Lichtung, ein zweistöckiges Haus stehen sah, welches - im Hintergrund die großen Waldbäume - überaus malerisch anzusehen war.

Auf dieses zuhaltend, führte der Weg, unter einer ausladenden Blütenpracht duftender, roter Kletterrosen hindurch, die an dutzenden, weiß gestrichenen, Rundeisenbögen emporrankten. Ob dort auch Bienen summten, ist mir nicht mehr erinnerlich...

Nach Durchschreiten des langen Rosengangs, gelangte ich auf einen, dem Haus vorgelagerten, Rasen. Ein Drittel der etwa 10 x 30 Meter messenden Grasfläche konnte zum Wäschetrocknen verwendet werden. Zwischen mehreren Pfosten waren starke Leinen gespannt - aktuell hingen dort zwei Tischtücher, eine Decke, und, soweit ich mich entsinne, auch diverse Kleidungsstücke. Ich blieb stehen und prüfte die trocknenden Teile ausgiebig; rieb die Stoffe zwischen den Fingern und wunderte mich, dass die Textilien genauso aussahen und sich anfühlten, wie ich es vom Leben in der Welt der Materie kannte.

"Unfassbar..!", dachte ich platt, denn ich wusste doch: In diesem Moment lag mein Körper, irdisch betrachtet, im Tiefschlaf - während ich hier unterwegs war!

In unmittelbarer Nähe des Hauses, welches überhaupt von einem reichhaltigen Rosensortiment umgeben war, erblickte ich eine jüngere, dunkelhaarige Frau, die einen Kinderwagen vor sich hin und her schob, wie man es tut, wenn es gilt, einen Säugling in den Schlaf zu wiegen. Als ich die junge Dame erreichte, entbot ich ihr einen höflichen Gruß und fragte, ob sie mir sagen könne, wie diese Gegend heiße.

Die Frau schüttelte den Kopf: "Das Land hier hat keinen bestimmten Namen - nicht, dass ich es wüsste..."

Damit gab ich mich aber nicht zufrieden: "Gibt es nicht eine größere Stadt in der Nähe, an der man sich orientieren kann?"

"Nein, soviel ich weiß, gibt es hier keine Stadt...", war ihr knapper Kommentar.

Ich überschlug gedanklich, wie man wohl am Besten zu einer vernünftigen Auskunft kommen könnte und insistierte schließlich etwas plump, was sie denn an diesem Ort tue.

Statt einer verbalen Antwort schaute die Frau, mit ihren tiefgründigen, rehbraunen Augen, auf das Baby im Wagen und dann wieder zu mir. Diese wortlose Geste bedeutete wohl etwa: "Ich versuche mein Kind zu beruhigen und schläfrig zu bekommen - ist das nicht offensichtlich..?!"

Auf die Idee, dass ich, durch meine Absicht ein Gespräch in Gang zu setzen, beziehungsweise eine begehrte Information zu erhalten, ohne das angebrachte Fingerspitzengefühl für ihre Bemühungen aufzubringen, ziemlich rücksichtslos vorging, kam ich zunächst nicht und so beharrte ich: "Diese Gegend muss doch aber irgendeine Bezeichnung haben..!"

Daraufhin erwiderte die Frau etwas, das mir noch lange in den Ohren nachklang: "Ich bin insoweit unkundig, tut mir leid - aber es ist das Land der noch sündhaften Menschen."

Diese unerwartete Aufklärung berührte mich mit einer tiefseelisch empfundenen Ambivalenz zwischen Schmerz und Freude.

Ich neigte, schon immer, etwas zur Ironie und hatte, auch gegenüber meinen Vorgesetzten im Verlaufe meiner Militärdienstzeit, hin und wieder Anstoß damit erregt, weil mein inneres Grinsen, über einen, von anderen ernst genommenen, Anlass, zuweilen allzu deutlich, nach außen trat. Hatte ich, ohne es zu wollen, jene unangenehme, in mir schwelende Überheblichkeit gegenüber meiner Gesprächspartnerin ent-äußert..?

Jedenfalls gewann der Gesichtsausdruck des Fräuleins eine abweisende, scharfe Note, so, als ob ich ihre Geduld endlich überstrapaziert hätte, wiewohl ich aufrichtig vermeinte, sie, aufgrund ihrer gegebenen Erklärung, freundlich anzusehen.

Es half nichts - unvermittelt bekam ich einen Ruck nach hinten versetzt und, ehe ich mich versah, wurde mit zunehmender Geschwindigkeit, immer rückwärts, durch den Rosengang hindurch, auf das Gelände vor den Hochwald gezogen.

Der nächste Moment brachte eine Abwärtsbewegung - es wurde nachtdunkel um mich. Mit einem erheblichen Stoß erwachte ich - liegend in meinem Bett...

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Ob, eventuell, mein undiszipliniertes Mienenspiel die Ursache dafür war, dass die junge Frau meiner überdrüssig wurde und mich, durch ihren sicher viel besser geschulten Willen, zurück in die Welt des Materiellen katapultierte?

Zweifelsfrei war ich mir sicher, es nicht nur mit einem lebhaften Traum zu tun gehabt zu haben - die Begleitumstände zeigten mir das deutlich an!

Eine Himmelswelt, das heißt in diesem Falle eher eine Läuterungssphäre, hatte ich auf diese Weise noch nicht erlebt - wodurch mir einige falsche Vorstellungen von jenseits der Materie erfolgreich korrigiert wurden.

Wie das Ganze zustande gekommen war, blieb mir aber noch ein großes Rätsel...

5 - Ein Spaziergang am Meer

Wiederum einige Nächte darauf.

Es wurde mir, bei vollem Ich-Empfinden, bewusst, zusammen mit einem jungen, schulterlang-blondhaarigen, blauäugigen Mann, an einem, unserer materiellen Welt fernen, Meeresstrande entlang zu schlendern...

Die sanft auf den leuchtendgelben Sandstrand hinauf- und zurückflutende schaumig-brausende, kristallklare Brandung verursachte ein gleichmäßiges und beruhigendes Rauschen, wie man es von den Ufern der Meere kennt.

Während unseres Spazierganges, unter einem intensiv blau strahlenden Himmel und vor einer, für irdische Begriffe unwirklich, wie aus sich selbst saphir-funkelnden, bis an den fernen Horizont reichenden Wasserfläche, keimte mir zunehmend der Eindruck auf, dass mein Begleiter, der mir vom Antlitz recht ähnlichsah, in einer lang zurückliegenden Inkarnation, einstmals mein Bruder gewesen sein musste - welches, zeitlich, in die Blüteperiode der Germanenstämme zurücklangte.

Wir unterhielten uns über allerlei.

Den ganzen Inhalt des Gespräches habe ich nicht mehr im Gedächtnis; gewiss jedoch beklagte ich mich über die Schwierigkeiten und üblen Erscheinungen des irdischen Lebens. Er tröstete mich mit dem Hinweis, dass die Zeit auch mich einmal von meinem Erdengang erlösen werde.

Betreffend einiger Dinge, die ich ihm erzählte, konnten wir uns eines gelegentlichen Lachers nicht enthalten - zum Beispiel darüber, was der Durchschnittsmensch, der sich von allen religiösen Inhalten losgesagt hatte, vom Fortleben nach dem Tode hielt oder in welch bunt-divergierenden Vorstellungen sich manche Erdenbürger, im Rahmen der jeweiligen Konfessions-, beziehungsweise Glaubensbindung, ihr Bild vom Himmel ausmalten.

Mehrmals äußerte ich mich dahingehend, wie unbegreiflich es mir sei, dass mein Körper in irdischer Nacht schlafe und ich hier - parallel zu diesem Umstand - mit ihm, in einer wunderschönen Umgebung, an einem Meeresufer, spazierengehen könne.

"Nun, mein Lieber, das ist einfach die Folge Deines Dranges nach Erkenntnis der wahren Lebenszusammenhänge - und dann kann es zuweilen geschehen, dass die, den Menschen zu geistiger Entwicklung verhelfenden, Geistesführer und jenseitigen Freunde fördernd eingreifen dürfen."

Ferner erklärte er mir, dass man mich schon lange betreue - was ich ja wüsste - und mich nun häufiger zu Besuchen in Jenseitssphären abholen werde. Ich müsse nur die Gesetzmäßigkeiten geistiger Lebensweise ein wenig beachten; es wären dabei keine Spannungen zu elementaren irdischen Bedürfnissen zu erwarten.

"In Maßen leben!" - solche prägnanten, kurzen Hinweise gab er mir viele, während wir über den hellen Sandstrand schritten, der, gesäumt von wasserbenetzt-glimmernden Kieseln, durch die ausrollenden, glitzernden Wellenbögen geglättet wurde, welche jene rundgeschliffenen Bröckchen steinernen Treibguts, im Rhythmus der See, an der Grenznaht zwischen den Elementen, angespült hatten und in steter, feiner Bewegung hielten.

Fasziniert schaute ich, zum wiederholten Male, auf den saphirfarbenen Meeresspiegel unter einem Himmel, der nicht matt, wie auf der Erde, sondern wie die gewaltige Kuppel einer einzigen lichtblauen Sonne, über dieser unglaublich schönen Landschaft thronte.

Der Strand war, soweit das Auge reichte, ziemlich breit und wurde, zum Inland hin, von nicht allzu hohen Dünenkämen begrenzt. Hinter den Dünen erspähte ich, in der Ferne, hohe Baumkronen emporragen und die Dächer von Häusern eines anscheinend recht großen Dorfes.

Ich durfte aber nicht mehr dort hineinschauen, denn meine Besuche unterlagen, offensichtlich, einer zeitlichen Limitierung... Es war mir jetzt auch viel wichtiger, mich mit meinem früheren Erdenbruder zu unterhalten, da ich einige Probleme und offene Fragen zu klären hatte.

So erfuhr ich, dass, aus bestimmten Gründen, ganz kleine, auf Erden früh verstorbene Kinder, in eigens dafür vorgesehenen Bereichen großgezogen werden. Er gab mir auch zu wissen, dass erhebliche Unterschiede im Aussehen der jenseitigen Länder, die hier "Sphären" genannt würden, bestehen. Allerdings sei die Ähnlichkeit mit irdischen Zuständen, Lebensweisen und Tätigkeiten, in manchen dieser sphärischen Ebenen, geradezu frappierend. Alles diene der geistigen Vervollkommnung der Menschen und jeder komme dahin, wohin es ihm möglich ist - nur müsse er dies fest wollen und so manche seiner falschen Vorstellungen abzulegen bereit sein.

Mein Begleiter trug (wie, während meines Besuches, ich auch selbst) ein elfenbeinhelles Gewand. Ich benutze den Begriff "Gewand", weil es weder den Vorstellungen von der Garderobe eines "Geistes", noch einer mir bekannten irdischen Kleidungsweise entsprach: Im Detail einer Kombination von Hose, weichen Schuhen aus Stoff und einem mittellangen "Kurta-Hemd", welche mich, am ehesten, an eine Bekleidung der Bewohner warmer Breiten erinnerte; sehr leicht auf der Haut und elegant-leger anzusehen.

Als meine Frist verstrichen war, eröffnete mir mein langhaariger Führer, dass ich in meinen irdischen Körper zurückmüsse. Mit freundlich-lachendem Gesicht stand er vor mir und meinte, in schelmisch-verschwörerischem Tonfall: "Wir wollen jetzt ein kleines Experiment wagen, damit Du, nach dem Erwachen im Körper, nicht glaubst, nur geträumt zu haben!"

Sprach die Worte, bückte sich zu den kullernden Kieseln unter unseren Füßen hinunter - wir standen ja im unmittelbaren Bereich der leise an Land klatschenden Wellen - und klaubte eine Anzahl murmelgroßer, nassglänzender Exemplare auf.

Er gab mir jeweils vier, fünf Steinchen in jede meiner hingehaltenen Hände und umschloss sie begütigend mit den seinen.

"Jetzt geh..." - dabei drückte er mich sanft von sich fort.

Im selben Moment wurde ich von einer Kraft, wie schon vor ein paar Tagen, mit ansteigendem Tempo, rückwärts hinweggezogen.

Es wurde dunkel um mich.

Mit einem Stoß im Körper erwachte ich und - es war eigentlich verwunderlich, dass mir dies möglich war - richtete meinen Oberkörper synchron dazu im Bett auf; hatte beide Hände, genau wie eben noch in der Überwelt, zur Faust geballt und war sofort hellwach.

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Meine Schlafstube erschien mir lichtdurchflutet, obwohl es erst früher Morgen war.

Ich öffnete die Hände - und die Kiesel prasselten, mit dem typischen Geräusch fallender kleiner Steine, auf meine Bettdecke!

Augenblicklich wurde das helle Zimmer um erhebliche Nuancen dunkler. Es war, als ob die Sonne plötzlich von einem Vorhang verdeckt würde; sogleich lösten sich die, auf meiner Bettdecke verstreuten, Steinchen, vor meinen Augen, in einen feinen Nebel auf - und verschwanden spurlos.

Als ich mich von meinem Erstaunen erholt hatte, stellte ich fest, dass der Himmel wolkengrau verhangen war. Wie konnte dies sein? War der lichterfüllte Raum eine Täuschung gewesen..? Darüber nachsinnend kam ich zu dem Schluss, dass ich wohl so etwas wie ein Astrallicht gesehen hatte, wodurch die Kieselsteine, wie in einer zupassenden Nährlösung, sich auch noch auf unserer irdischen Welt manifestieren konnten - sie mussten sich aber auflösen, als das überirdische Licht sich zurückzog. [1]

Es war fünf Uhr morgens auf der Erdenwelt und ich war um einiges klüger geworden. Ein Gefühl der Dankbarkeit für die jenseitigen Belehrungen ließ mich jetzt nicht mehr schlafen.

6 - Vorwurf aus fremder Welt

Im März 1950 hatte ich geheiratet.

Man bekam jetzt alles für sein Geld - ohne Bezugsscheine. Es waren fast paradiesische Zustände zu nennen.

Kurze Zeit später zogen wir von Honnef in eine Mietwohnung nach Rhöndorf um. In dieser Wohnung, unter dem Dach, mit einer schönen Aussicht auf den Rhein einerseits und das Siebengebirge, im Hintergrund, auf der anderen Seite, begann ich meine Notizen über die bedeutendsten spirituellen Erlebnisse auszuwerten.

Ich schrieb dies aber nicht als einen Bericht nieder (womit ich schon damals trefflicher gehandelt hätte), sondern verfasste ein Lehrbuch zu einer, auf irdisch-greifbarer Logik aufgebauten, Erarbeitung des Lebenssinnes und nannte diese Abhandlung "Die Kurve in die Unendlichkeit".

Es schien mir ein nicht zu unterschätzendes Wagnis zu sein, meine Erlebnisse so zu erzählen, wie sie stattgefunden hatten. Man muss bedenken, dass es für jeden Menschen damals ausgesprochen riskant war, von Visionen, Auditionen oder gar handfesten Begegnungen mit Geistern zu berichten! Ermutigte sich dies in Westdeutschland (in England oder den USA war das schon eher akzeptabel) ein Mensch von Rang und Namen, so konnte er sicher sein, nicht mehr ernst genommen zu werden und seine Reputation aufs Spiel zu setzen. Fühlte sich hingegen ein einfacher Mann dazu berufen, und ließ sich nicht warnen - so war irgendwann eine Vorladung zum Amtsarzt fällig.

Ich wollte also die berufliche Karriere, samt endlich ohne Diktatur erlangter Freiheit, nicht gefährden und schrieb meine Erfahrungen in der Tarnung logisch eruierter Darlegungen nieder. Später wunderte es mich nicht mehr, dass meine Betreuer von der "anderen Seite" mit meinem Schreibeifer, bezüglich eines solchen Werkes, nicht ganz einverstanden waren. Niemand kam ausdrücklich auf mich zu und wehrte mir meinen schriftstellerischen Ansatz - aber eines Abends passierte etwas erheblich Effektiveres:

Ich saß an meinem kleinen Tisch an der Zimmerwand, neben einem niedrigen Regal mit den restlichen Büchern der väterlichen Bibliothek, die mir in den letzten Monaten, von meiner Schwester aus Berlin, gesandt worden waren und schrieb.

Da verschwand unvermittelt alles vor meinen Augen und ich fand mich, samt Stuhl, Tisch, Stift und Papier, in einer wüstenhaften Landschaft wieder..!

Vor mir, soweit das Auge reichte, eine endlose Weite gelben Sandes; zur Linken sah ich, beginnend in etwa hundert Metern Entfernung, die ersten weißleuchtenden Bauten eines Dorfes mit flachen Dächern - hinter mir aber konnte ich weiterhin die nicht verschwundene Rückfront des Zimmers wahrnehmen und hörte auch, ohne Unterbruch, die geschäftige Tätigkeit meiner Frau Josy in der Küche.

Von rechts kommend gewahrte ich, kaum dass die Vision aufgetaucht war, zwei Beduinen in langen, weißen Gewändern, welche in ein Gespräch vertieft, auf das Dorf zuhielten. Die beiden kamen langsam näher und schließlich ganz dicht an mir vorbei. Gerade, als sie mit ihren Gewändern fast meinen Schreibtisch streiften, stieß der mir zunächst gehende Mann den anderen mit dem Ellenbogen leicht in die Seite, unterbrach seine Unterhaltung, deutete mit der Hand auf mich und sagte, ohne im Schritt innezuhalten: "Da sitzt er ja, der Märchenerzähler..."

Die beiden Beduinen setzten ihren Weg ungerührt fort, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen - und das Bild verblasste... Die Ausgestaltung des Raumes wechselte nun wieder in seinen gewohnten, normalen Zustand zurück.

Entrüstet, ja erbost über solche Bemerkung, war ich an jenem Abend nicht mehr fähig, auch nur eine weitere Zeile zu verfassen. Etwas später kam mir der Gedanke, dass die beiden mich vielleicht aus einer früheren Inkarnation - im nordafrikanischen oder arabischen Bereich - als "Märchenerzähler" gekannt haben mochten... Aber ausgerechnet diesen Titel für mich zu verwenden, als ich dabei war, eines meiner wichtigsten Erlebnisse in die bündige, zwingend einleuchtende, Form einer Abhandlung für die verstandesmäßige Betrachtung zu gießen - das ärgerte mich noch lange!

7 - Ein Geist inkarniert sich

Eines späten Abends - ich lag im Bett und Josefine [1] schlief bereits - sah ich auf einmal im Dunkel des Zimmers, in etwa zwei Metern Entfernung, vor mir ein meergrünes Licht auftauchen, welches sich rasch zu der Büste einer älteren männlichen Person entwickelte. Es war das in allen Einzelheiten deutliche Bild eines Mannes, dessen Habitus, einschließlich dem etwas wirren Haar, leichthin das Klischee eines nachdenklichen Professors hätte bedienen können. Er schaute gezielt, mit weichem Blick, an mir vorbei in Josys Richtung. Die Gestalt war, einschließlich der undefinierbaren Bekleidung, in leuchtendem, hellem Grün, etwa bis zur Taille sichtbar. Als die Erscheinung, die schon eine recht feste, dichte Struktur angenommen hatte, sich uns jedoch schwebend näherte, wurde mir die Sache unangenehm.

Falls meine Frau jetzt aufwachte, so fürchtete ich, würde sie erschrecken - sie hatte bisher von mir nur wenig über solche Dinge erfahren. Ich reagierte also abwehrend, was aber keinen bemerkbaren Erfolg zeitigte. Indes meldete sich mein jenseitiger Betreuer und informierte mich mit beruhigender Stimme, ich solle gegen den Neuankömmling in meiner Nähe nichts unternehmen - er wolle sich zwischen mir und Josy inkarnieren.

Aus Gründen der Rücksichtnahme sagte ich Josy nichts, denn ich wusste ja, dass sie im vierten Monat schwanger war. Wir hatten Spätherbst und nun kam, in den Winteranfang hinein, jeden Abend, wenn meine Frau eingeschlafen war, dieser grünleuchtende "Professor" zu uns. Je weiter die Zeit bis zur Geburt, des jetzt von mir erwarteten Jungen, voranschritt, umso mehr verlor die nächtliche Erscheinung an Deutlichkeit. Gegen Ende Februar 1951 war es nur noch ein grüner Leuchtstreifen, der, an Josys Bettseite, nebelhaft erschien und nach einigen Minuten wieder verschwand.

Die mir von meinem jenseitigen Betreuer gegebene Erklärung besagte, dass einigermaßen entwickelte Jenseitige, bei einer wiederholten Inkarnation, nicht sofort nach der Zeugung an die zukünftige Mutter gebunden seien, sondern, je nach Reife und Fortschritt, noch einige Zeit der Freiheit genießen könnten. Der Unterschied im Entwicklungsstand, der sich auf dieser Erde Inkarnierenden, ist, in der Regel, allerdings nicht so immens, dass irgendjemand Ursache hätte, sich darauf etwas einzubilden! Wer auf der Erde einen zusätzlichen Lauf antreten muss, um zu lernen - der hat es für seinen weiteren Weg auch unausweichlich nötig!

Wirklich groß im Geiste sind nur jene Meister, die uns, in Jahrhundertabständen, freiwillig aufsuchen, um die allgemeine geistige Erhebung der Menschheit voranzutreiben.

Am frühen Sonntagmorgen, den 22. April 1951, schrieb ich in meinen Taschenkalender:

3:25 Uhr, Junge geboren. [2]

8 - Helfender Eingriff aus der Transzendenz

Auf meiner Wanderung, oder besser gesagt Flucht, nach Westen im Jahre 1945, war mir mit aller Deutlichkeit von der anderen, der kosmischen, Seite unseres Lebens (welches nur gar zu oft, und ganz irrtümlich, allein auf das irdische Dasein bezogen wird), gründlichst beigebracht worden, dass der Mensch nicht nur auf der Basis materieller Grundlagen lebt und sich glücklich fühlen kann!

Anscheinend kam jetzt, mit aller Gewalt, eine Phase der Erinnerung an diese existenzielle Tatsache auf mich zu.

Meine Besuche bei dem Ehepaar in Köln hatte ich weiter fortgesetzt. Durch meine Mitgliedschaft in der "Gesellschaft für wissenschaftlichen Spiritismus" war ich in deren Mitteilungsblatt auf Berichte gestoßen, die mir die Echtheit meiner Erlebnisse mit der Transzendenz bestätigten.

Man konnte nun, da ich, wie alle Menschen in der neuen Bundesrepublik, am Aufbau der deutschen Wirtschaft teilnahm, eigentlich recht froh und klaglos sein. Aber: Je mehr die Zufriedenheit mit den materiellen Gütern wuchs, umso mehr wurde mir bewusst gemacht, dass wir Menschen alle - und ich anscheinend besonders reichlich - auf der Erde zwecks Belehrung leben!

Mein Gesundheitszustand, der sich, rein irdisch beurteilt, natürlich leichthin von den Kriegsnachwirkungen ableiten ließ, nahm immer kritischere Ausmaße an. Der Blutdruck sank erheblich. Besuche beim Arzt, schon in Honnef, samt Verschreibung von Medikamenten, hatten kaum oder gar keinen Erfolg. Ich wurde sozusagen aus Angst vor dem Versagen meines Körpers auf die Seite der wirklichen Stütze und Ursache allen Lebens getrieben. Der einzige Unterschied in meinem Verhalten, zu dem, was, in Notsituationen, die meisten Menschen tun, war bei mir wohl eine gewisse Freiwilligkeit, welche sich aus meinen Erfahrungen mit der, hinter dem "Schleier" verborgenen, Realität speiste.

Keinen Abend ließ ich vergehen, ohne mich der anderen Seite, der uns irdischen Menschen unsichtbaren, universalen Welt, zuzuwenden. Um Fragen und Missdeutungen zu vermeiden, geschah dies meist nach dem Zubettgehen.

Eines späten Abends, nach langem Ringen um spürbaren Kontakt (ein Vorgang, der nur zu umschreiben, aber kaum zu erklären ist), kam ich in einen Zustand, als sei ich, aus dem Körper heraus, gegen eine unüberwindliche Barriere bugsiert und stünde nun mit dem Rücken zur Wand - ohne Ausweichmöglichkeit!

Vor mir baute sich, zeitgleich, eine mattschwarze Fläche auf...

Die dunkle Silhouette eines großen, hochgewachsenen, von einer grellweißen Aura umrahmten, Mannes kristallisierte sich aus dieser heraus. Mir würgte es in der Kehle, der Atem schien zu stocken; das Phänomen, welches an Deutlichkeit zunahm, ähnelte in etwa einer totalen Sonnenfinsternis, wenn sich der Mond vor unser Zentralgestirn schiebt und nur noch die gleißende Korona sichtbar bleibt.

Reaktiv brach in mir eine, bisher unbewusst gebliebene, innere Abwehr zusammen und ich verstand: "Ja, schaue mich nur an! Vielleicht darf ich hoffen angenommen zu werden? Vielleicht... Bitte helfe mir, mein Herr, mein Christus!"

An meinem körperlichen Zustand änderte sich nichts; ich war so weit am Ende meiner Kräfte, zum zweiten Mal in meinem Leben, für alle Fälle, wie schon im Kriege, für den Fall der Nichtwiederkehr (damals für meine Mutter), eine testamentarische Verfügung für das geringe Eigentum zu verfassen.

In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1951 hatte ich einen Traum, der mir, wegen seines unlogisch erscheinenden Inhaltes, zunächst nicht bedeutsam erschien. Mein verstorbener Vater, der 1931 in die Jenseitswelt ging [1], stand in diesem Nachtgesicht vor mir und hielt ein Pergamentpäckchen in den Händen, das er, mit Blick auf mich, öffnete. Es enthielt - ein menschliches Herz!

Ich fragte ihn daraufhin, ob ich mit meinem Herzen noch länger leben könne.

Mein Vater schüttelte bedauernd den Kopf: "Nein, mit Deinem Herzen nicht!" Aufmunternd schaute er indes auf das Herz in dem geöffneten Päckchen, lächelte mir zu und sagte: "Jener würde ein berühmter Arzt auf der Welt werden, der ein krankes Herz gegen ein gesundes in der Menschenbrust austauschen könnte!" [2]

Der Traumhergang entschwand mir im Getriebe des folgenden Tages - bis mir seine Tragweite für mich, erst 24 Stunden später, enthüllt und klar, wie Schuppen von den Augen fiel..:

Josy fuhr an diesem Tag mit unserem kleinen Leonhard nach Königswinter. Auf den 26. Juli war in der Familie ihres Bruders ein Namenstag und ein Geburtstag gleichzeitig gefallen - und heute, also am 28., wollte man dies feierlich begehen.

Ich kam wenig später, gegen 10 Uhr vormittags, mit dem Fahrrad in Königswinter an. Trotzdem mir dabei wie einem Schwerkranken zumute war, denn mein Kreislauf befand sich überaus schwach, wollte ich mich keinesfalls hängenlassen und hatte die sportive Variante (wenngleich auch im "Schneckentempo") der Fortbewegung gewählt.

Bei Josy und der Familie ihres Bruders angekommen, stellte ich mein Fahrrad ab und wanderte, nach kurzer Begrüßung und Gratulation, langsam das Siebengebirge hinauf; immer in der Hoffnung, dass die unmittelbare Nähe der kraftspendenden Natur mir mehr, als die unwirksamen Medikamente helfen könnte.

Schließlich kam ich in die Nähe der Löwenburg und wechselte, in träumerischer Verfassung, auf einen Seitenausleger des Berges, in halber Höhe besagter mittelalterlicher Ruine. Kein Fußweg führte zu diesem Teilstück des Berges, der von hohem Gras und Büschen bewachsen war. Man hatte aber, von dieser Stelle aus, einen wunderschönen freien Blick auf den Rhein, die gegenüberliegenden Höhen des Rodderberges und den Rolandsbogen.

Verschnaufend setzte ich mich in einem Polster warmen Waldgrases nieder. Von diesem Moment an entglitt mir der Zeitablauf, wurde ich im Innersten still, gedankenleer...

Es durchschüttelte mich eine fremde Kraft, die mir Anweisung zum Beten gab und mich in wechselnde Körperstellungen beorderte, welche ich jeweils auszuführen hatte. Ich folgte, halb abwesend und dennoch bis ins Mark erschüttert, diesen Direktiven und nahm zwei nebelhafte Gestalten neben mir wahr, die sich um mich bemühten.

Ich wurde "magnetisiert", wie ich es früher, als Knabe, bei meinem Vater beobachtet hatte, wenn er Kranke behandelte. Dann, als ich in Richtung nach Süden, also etwa zum Rolandsbogen, kniete, bildete sich, stabil in der leeren Luft stehend, zuerst diffus und ätherisch-flüchtig, bald jedoch immer deutlicher sichtbar, ein gewaltiges, etwa zehn Meter hohes, Kreuz aus. Darüber wurde das, einen satten Steinwurf entfernt vor mir entstehende, Phänomen beständig strahlender!

Durch die Sperre meines, der Hingabe nur schwer sich öffnenden, Verstandes, mag es wohl bedingt gewesen sein, dass ich während dieses unglaublichen Vorganges noch Sorge trug, von gegebenenfalls zufälligen Wanderern gesehen werden zu können. Als ich deshalb, während eines Momentes kritischer Selbstwahrnehmung, meine nebelhaften Helfer fragte, ob auch kein neugieriger, menschlicher Beobachter in der Nähe sei, beschwichtigte mich einer von ihnen, mit unterschwelliger Ironie in der Stimme, laut und vernehmlich: "Keine Angst, Du bist mutterseelenallein!"

Mein Körper erweckte mir den Eindruck der zeitweisen physischen Auflösung. Ich empfand mich als minderwertiges Subjekt einer hohen, erhabenen Kraft übergeben; es war schließlich nichts mehr an gesteigertem Selbstwert und innerem Stolz vorhanden, welchen ich zu erhalten trachtete. Im Gefolge dieser Ergebung strahlte das Kreuz, wie hochglänzendes Silber, auf und im gleichen Moment erschien, an die Balken geheftet, die Gestalt des gemarterten Gottessohnes in sonnenhaft-leuchtendem Gold.