Der Spielerberater - Simon Graner - E-Book

Der Spielerberater E-Book

Simon Graner

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Beschreibung

Der Fußball ist die beliebteste Sportart der Welt, die Menschen aus allen Nationen auf dem Feld, in Stadien und vor den Bildschirmen vereint. Der Profifußball ist jedoch auch ein Milliardengeschäft, an dem Spieler, Vereine, Sponsoren, Investoren, Medien und nicht zuletzt federführend Spielerberater, die auch als Spieleragenten oder Spielervermittler bezeichnet werden, beteiligt sind. Das sehen viele Fans kritisch und Spielerberater genießen einen zweifelhaften Ruf, obwohl sie als Market maker auf den weltweiten Transfermärkten, für die Vereine und nationalen Ligen unerlässlich sind. Vor diesem Hintergrund gibt der Autor und Spielerberater Dr. Simon Graner als Insider tiefe und bisher unbekannte Einblicke in die Welt der Spielerberatung. Er erklärt, welche Akteure im Fußballgeschäft aktiv sind, wer Spielerberater sind, wie man Spielerberater wird, wie Spielerberater arbeiten, wie die Branche funktioniert, was der Transfermarkt ist und wie Transfers im Fußballgeschäft ablaufen. Das Buch "Der Spielerberater" hat das Ziel einen Gesamtüberblick über die Branche zu geben, Abläufe und komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen, Transparenz zu schaffen, mit Mythen aufzuräumen und Mechanismen zu enthüllen, die die Karrieren von Fußballstars prägen. Freuen Sie sich über ein Buch, das Sie hinter die Kulissen der Spielerberatung im Profifußball mitnimmt!

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Seitenzahl: 295

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Simon Graner

Der Spielerberater

Fußballgeschäft, Transfermarkt und der Ablauf von Spielertransfers

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Umschlagabbildung: © munja02 – stock.adobe.com / rudall30 – stock.adobe.com

1. Auflage 2025

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer GmbH, Heßbrühlstr. 69, 70565 Stuttgart

[email protected]

Print:

ISBN 978-3-17-045694-5

E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-045695-2

epub: ISBN 978-3-17-045696-9

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhalt

Cover

Vorwort

1 Der Transfermarkt

Transferfenster und Transfers

Ein Milliardengeschäft

Die Akteure

Spieler

Spielerberater

Vereine

Intermediäre

Investoren

Sponsoren

Konföderationen und nationale Fußballverbände

FIFA

Spieler(berater)vereinigungen

Medien

Fans

Die Werkzeuge der Hauptakteure

Scouting mit Videodatenbanken

TransferRoom

Transfer Matching System (TMS)

2 Spielerberater

Spielerberater werden

FIFA Football Agent Regulations (FFAR)

FIFA-Spielerberaterlizenz

Online-Prüfung

Einschränkung der Spielerberaterbranche

Weltweite Klagen

Zusätzliche nationale Spielerberaterlizenzen

Schulungen von FIFA und UEFA

Die Arbeit der Spielerberater

Geschäftsorganisation

Vereinsnetzwerk

Spielerakquise

Spielerberatervertrag

Dienstleistungen für Spieler

3 Fußballtransfers

Pre-Transfer-Phase

Transfer-Phase

Suchphase

Kontaktaufnahmephase

Interessenphase

Verhandlungsphase

Angebotsinhalte zwischen Vereinen

Angebotsinhalte zwischen Verein und Spieler

Angebotsinhalte zwischen Verein und Spielerberater

Vollzugsphase

Post-Transfer-Phase

Unmittelbare Post-Transfer-Phase

Nachgelagerte Post-Transfer-Phase

4 Checkliste für Spieler: Der Spielerberater und die Spielerberateragentur

5 Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Transfermarkt

Wettbewerb

Neuerungen

Rechtliche Entwicklungen und Regulierung

Technologische Innovationen

6 Nützliche Links und Kontakte

Zeitliche Lage der Transferfenster

FIFA und Verbände

Internationale Spielerberatervereinigung

Plattformen für Spielerberater

Tools

7 Spielerberaterbeispiel: Graner Bonomi Football Management

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Vorwort

Dr. Simon Graner ist leidenschaftlicher Fußballfan. Schon als Kind durfte er mit seinem Vater Bundesligaspiele im Stadion verfolgen und in der Familie wurden Welt- und Europameisterschaften der deutschen Fußballnationalmannschaft gemeinsam gefeiert. Lange Jahre war der Herzensverein seiner Kindheit erfolglos, als er sich während seines Studiums entschied, mit seinem besten Freund Patrick Bonomi eine Integrationsagentur für ausländische Profifußballer zu gründen, um die ausländischen Spieler seines Vereins, die den sportlichen Erfolg zurückbringen sollten, unterstützen zu können. Damit befanden sich Simon Graner und Patrick Bonomi plötzlich im Kreise der Fußballstars, die sie bisher nur aus Stadion und Fernsehen kannten. Es entwickelten sich bis heute anhaltende, tiefe Freundschaften und beide erhielten Einblick in eine ihnen bisher verborgen gebliebene Welt – das Innenleben von Fußballvereinen, das Leben von Profifußballern und das Fußballgeschäft. Hauptakteure in dieser Welt sind Spielerberater, die in der Öffentlichkeit zumeist unbekannt sind, keinen Wert auf Publicity legen, zugleich die Spieler fast ständig umgeben, für sie verhandeln, lukrative Transfers einfädeln und abwickeln.

Einige der Spieler ermutigten Simon Graner und Patrick Bonomi Spielerberater zu werden und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Simon Graner spricht Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch und somit die Sprachen der wichtigsten Fußballländer der Welt, ist lizenzierter Spielerberater und hat in Wirtschaftswissenschaften promoviert. Doch reicht das, um erfolgreicher Spielerberater zu sein? Nein. In diesem Buch werden tiefe Einblicke in die bisher unbekannte Welt der Spielerberatung gegeben, die Funktionsweise des Transfermarkts erklärt und dabei gezeigt, welche Akteure im Fußballgeschäft aktiv sind, wie man Spielerberater wird, wer Spielerberater sind, wie Spielerberater arbeiten bzw. arbeiten sollten, wie die Branche funktioniert, wo und wieviel Geld fließt und wie Transfers im Fußballgeschäft ablaufen. Darüber hinaus findet der Leser eine Auflistung wichtiger Links und Kontakte, die sonst allenfalls Insider der Branche kennen und nutzen.

Das Buch soll einen Gesamtüberblick über die Branche geben, die Abläufe und Zusammenhänge des Transfergeschäfts systematisch und verständlich darstellen, damit Transparenz schaffen, mit Mythen aufräumen und Mechanismen enthüllen, die die Karrieren von Fußballstars prägen. Es ist gedacht für alle Fußballfans, Profifußballer, Nachwuchsfußballer mit dem Ziel Profi zu werden und deren Eltern, für Spielerberater und die, die Spielerberater werden wollen sowie alle Interessierten am Fußballgeschäft. Freuen Sie sich über ein Buch, das Sie hinter die Kulissen der Spielerberatung im Profifußball mitnimmt!

Frühjahr 2025 Simon Graner

1Der Transfermarkt

Jährlich im Sommer und Winter wechseln innerhalb kurzer Zeit und bestimmter Zeitfenster Fußballprofis von einem Verein zum anderen. Nur in diesen beiden, zeitlich genau bestimmten Transferfenstern, die auch als Transfer- oder Wechselperioden bezeichnet werden[1], kann ein Verein einen vertragsgebundenen Spieler von einem anderen Verein verpflichten oder an diesen abgeben. Für diese Verpflichtung wird eine Abgabe, die sog. Ablöse oder Transfersumme bezahlt. Ein bestehender Vertrag wird also aufgelöst und ein neuer bei einem anderen Verein geschlossen, damit wird das Recht am Spieler von einem Verein zu einem anderen transferiert.[2] Wird der Spieler nicht endgültig transferiert, sondern nur zeitlich begrenzt an einen anderen Verein abgegeben, spricht man von einer Leihe und die zugehörige Zahlung heißt Leihgebühr.[3] Oft werden Transfers oder Leihen schon vor Beginn eines Transferfensters verkündet. Aber offiziell beim neuen Verein registriert werden können die Spieler nur innerhalb eines Transferfensters.[4] Man spricht immer von zwei Transferfenstern pro Jahr, obwohl diese Zeiträume in vielen Ländern unterschiedlich liegen und jährlich vom jeweiligen nationalen Fußballverband neu festgelegt werden.[5] Fußballtransfers, die genannten Transferfenster und alle handelnden Akteure stellen gemeinsam den Transfermarkt dar, auf dem sich das eigentliche wirtschaftliche Geschäft der Spielerberater vollzieht. In diesem ersten Kapitel werden deshalb die unterschiedlichen Transferfenster erläutert, das Fußballgeschäft als Milliardengeschäft quantifiziert, alle Akteure und die Werkzeuge, mit denen diese Akteure arbeiten, vorgestellt.

Transferfenster und Transfers

Eigentlich ist ständig ein Transferfenster in irgendeinem Land der Welt geöffnet, aber medial relevant ist vor allem das Fußballgeschäft der fünf Top-Fußballligen Englands, Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens sowie der Niederlande, Belgiens, Portugals, Österreichs und der Schweiz. In diesen europäischen Ligen war das Sommertransferfenster (Transferperiode 1 oder Wechselperiode 1)[6] in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien z. B. im Sommer 2023 vom 01.07. bis 01.09.2023 geöffnet, in England wiederum vom 14.06. bis 01.09.2023, in den Niederlanden vom 12.06. bis 31.08.2023, in Belgien vom 15.06. bis 06.09.2023, in Österreich vom 09.06. bis 31.08.2023 und in der Schweiz vom 10.06. bis 31.08.2023. Außerdem sind die Öffnungszeiten unterschiedlich: So wurde etwa in Deutschland das Transferfenster am 01.09.2023 um 18 Uhr, in Italien um 20 Uhr, in Frankreich und Spanien sowie England um 0 Uhr geschlossen.[7] Diese Daten ändern sich jährlich. Für das Sommertransferfenster 2024 hatten sich die Ligen aus Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien für einen Zeitraum vom 01.07. bis 30.08.2024 geeinigt.[8] In den Niederlanden hingegen war das Transferfenster vom 24.06. bis 02.09.2024, in Belgien vom 15.06. bis 06.09.2024, in Österreich vom 23.06. bis 05.09.2024 und in der Schweiz vom 01.07. bis 09.09.2024 geöffnet.[9] Das Sommertransferfenster gilt als das wichtigere, es ist sozusagen das Haupttransferfenster. Im Winter 2024/25 liegt das Wintertransferfenster (Transferperiode 2 oder Wechselperiode 2)[10] in Deutschland, England und Frankreich nach einer Einigung dieser Ligen im Zeitraum vom 01.01. bis 03.02.2025, in Spanien vom 02.01. bis 03.02.2025, in Italien und den Niederlanden vom 02.01. bis 04.02.2025, in Belgien vom 07.01. bis 03.02.2025, in der Schweiz vom 15.01. bis 17.02.2025 und in Österreich vom 01.01. bis 06.02.2025.[11]

In diesem Zusammenhang müssen folgende Sonderfälle erwähnt werden: Eine generelle Ausnahme besteht für Fußballer, die derzeit keinen Verein haben und ohne Vertrag sind. Diese Spieler können sich auch außerhalb der Transferfenster einem neuen Verein anschließen[12], in bestimmten Ländern wie Deutschland jedoch nur zwischen Sommer- und Wintertransferfenster, wodurch eine Wettbewerbsverzerrung vor dem Ende der Meisterschaft vermieden werden soll.[13] Aufgrund des russischen Angriffskrieges wurde im März 2022 (bis 30.06.2022 und später verlängert bis 30.06.2023) für ausländische Spieler in der Ukraine und in Russland ein Sondertransferfenster geschaffen, das vorsah, die Verträge von Spielern in ukrainischen Vereinen zu unterbrechen und Spielern in russischen Vereinen die Möglichkeit zu geben, ihre Verträge einseitig auszusetzen. In dieser Zeit konnten die Spieler ablösefrei und ohne Sanktionen bei anderen Vereinen unterschreiben. Wenn Spieler in diesem Sondertransferfenster den Verein endgültig verlassen wollten, bestand jederzeit die Möglichkeit, zu einem neuen Verein transferiert zu werden.[14] Dies nutzte etwa der Spieler Khvicha Kvaratskhelia, der am 31.03.2022 für 6,96 Millionen Euro von Rubin Kazan (Russland) zu Dinamo Batumi (Georgien) wechselte.[15] Für Trainer gelten die Transferfenster übrigens nicht, so ist z. B. der Trainer Bo Henriksen während der laufenden Saison am 12.02.2024 vom schweizerischen FC Zürich zu Mainz 05 in die Bundesliga gewechselt, wofür eine Vertragsauflösung zwischen Henriksen und dem FC Zürich sowie ein Anstellungsvertrag mit Mainz 05 ausreichte.[16]

Als vermutlich erster Fußballtransfer, mit Sicherheit aber als erster Transfer mit einer dreistelligen Ablösesumme gilt der Transfer des Spielers Willie Groves von West Bromwich Albion zu Aston Villa für 100 Pfund im Jahr 1893.[17] Nach dem Start der Bundesliga im Jahr 1963 wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorgeschrieben, dass kein Transfer mehr als 50.000 DM kosten dürfe. Schon damals wurde jedoch versucht, bei Spielerwechseln möglichst viel Geld zu erwirtschaften. So hatte der Karlsruher Sport-Club (KSC) für seinen Nationalspieler Günter Herrmann von Schalke 04 aber 100.000 D-Mark verlangt und mit Schalke 04 vereinbart, die Maximalsumme von 50.000 D-Mark zu akzeptieren, aber Schalke müsse darüber hinaus noch den Spieler Hans-Georg Lambert abnehmen und für diesen ebenfalls 50.000 D-Mark bezahlen. Der DFB kam dahinter, zog Schalke 04 daraufhin 4 Punkte ab, jedoch wurde dieses Urteil später zurückgenommen und die Obergrenze von 50.000 DM aufgehoben.[18] Der teuerste Transfer in Deutschland, nämlich der Wechsel von Franz Hasil zu Schalke 04, lag in den 1960er Jahren bei umgerechnet 250.000 Euro.[19] Im Jahr 1976 folgte der erste Millionentransfer der Bundesliga, als der Spieler Roger van Gol vom FC Brügge aus Belgien für 1 Million DM zum 1. FC Köln wechselte.[20] Der teuerste Transfer in den 1970er Jahren lag dann noch bei umgerechnet 1,25 Millionen Euro (1. FC Köln mit dem Spieler Tony Woodcock), in den 1980er Jahren bei 1,8 Millionen Euro (Eintracht Frankfurt mit dem Spieler Lajos Detari), in den 1990er Jahren bei 7,6 Millionen Euro (Hertha BSC Berlin mit dem Spieler Alex Alves), in den 2000er Jahren bei 30 Millionen Euro (FC Bayern München mit dem Spieler Franck Ribery), in den 2010er Jahren bei 80 Millionen Euro (FC Bayern München mit dem Spieler Lucas Hernandez) und heute bei über 100 Millionen Euro mit dem teuersten Transfer der Bundesliga-Geschichte von Harry Kane von Tottenham Hotspur zum FC Bayern München.[21] Heute wird nicht nur über nationale, sondern über alle Transfers oder Leihen in den Medien weltweit berichtet. Besonders große Aufmerksamkeit entsteht, wenn Topstars wechseln oder ein Verein für einen Superstar eine hohe Ablöse bezahlt: So zahlte Paris Saint-Germain 2017 für den Spieler Neymar 222 Millionen Euro an den FC Barcelona[22], der argentinische Weltmeister Enzo Fernandez wechselte im Wintertransferfenster 2022/23 für 121 Millionen Euro von Benfica Lissabon zum FC Chelsea.[23] Transferrekorde sind jedoch nicht nur international zu verzeichnen, sondern auch national wie z. B. 2018 als innerhalb Frankreichs der Spieler Kylian Mbappé für eine Ablöse von 180 Millionen Euro von AS Monaco zu Paris Saint-Germain wechselte oder Jack Grealish im Jahr 2021 für 117,5 Millionen Euro innerhalb Englands von Aston Villa zu Manchester City.[24] In der Bundesliga hält den Transferrekord der Wechsel von Ousmane Dembélé im Jahr 2017 von Borussia Dortmund zum FC Barcelona für 135 Millionen Euro, Jude Bellingham im Jahr 2023 von Borussia Dortmund zu Real Madrid und wie schon erwähnt Harry Kane im Jahr 2023 für über 100 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zum FC Bayern München.[25]

Die Transfersumme ist das individuelle monetäre Verhandlungsresultat mit einem neuen Verein, der einen Spieler verpflichten möchte und deshalb eine verhandelte Transfersumme bezahlt (und somit eine Transferausgabe hat) und einem anderen Verein, der bereit ist, diesen Spieler für diese Transfersumme abzugeben (und somit eine Transfereinnahme hat). Jede Transfersumme wird also pro Transfer individuell verhandelt und bei einer Leihe ist dies der gleiche Verhandlungsprozess für die Leihgebühr. Häufig wird die eigentliche Transfersumme mit dem Marktwert eines Spielers gleichgesetzt, der auf der Online-Plattform Transfermarkt ermittelt wird, was bei nachträglichen Vergleichen in 60 Prozent der Fälle aber zu wertmäßigen Abweichungen führte.[26] Dieser Marktwert ist der im Vergleich zu allen anderen Spielern weltweit festgelegte, aktuelle Wert eines Spielers und die entsprechende Einordnung des Spielers. Er unterliegt keinem Algorithmus, sondern wird individuell von Nutzern auf der Plattform diskutiert und dann vom Management anhand von Variablen (Leistung, Alter, Zukunftsperspektive, marketingseitige Aspekte, Nachfrage am Transfermarkt sowie zuletzt bezahlte und aktuelle Transfersummen) festgelegt.[27] Der Marktwert ist also nicht der Wert der eigentlich bezahlten oder zu bezahlenden Transfersumme, jedoch orientieren sich viele Spielerberater und Entscheidungsträger der Vereine am Marktwert und somit nimmt diese Größe auf Transferverhandlungen starken Einfluss. Auch wenn international über Transfers oder anstehende Spielerwechsel berichtet wird, so findet sich dort fast immer ein Marktwert der Online-Plattform Transfermarkt.[28] Im zeitlichen Verlauf der Karriere eines Spielers ändert sich der Marktwert, man spricht von einer Marktwertentwicklung: Der positive Verlauf einer Karriere drückt sich so aus, dass dieser zuerst ansteigt, einen Höchstwert erreicht und dann zum Karriereende des Spielers hin abfällt.[29] Der Marktwert und die Online-Plattform sind unter Spielern so bedeutend, dass sogar der Superstar Cristiano Ronaldo mit der Reduktion seines Marktwerts auf der Online-Plattform im Jahr 2020 nicht einverstanden war und deshalb Transfermarkt auf Instagram blockierte.[30]

Die Gründe für einen Vereinswechsel sind vielfältig: persönliche oder familiäre Beweggründe der Spieler, die Ambition in einem bestimmten anderen Verein spielen zu können, der Wunsch nach mehr Spielzeit, der im aktuellen Verein nicht gegeben ist, ein neues Spielsystem oder ein Konflikt mit dem aktuellen Trainer bzw. der Wunsch, unter einem anderen Trainer spielen zu können. Daneben spielen auch Nostalgie, gute oder schlechte Leistungsentwicklung, falsche Versprechungen, der Zu- oder Abgang anderer Spieler, Gesundheitsaspekte, der Wunsch nach mehr Gehalt oder veränderte finanzielle Rahmenbedingungen des aktuellen oder zukünftigen Vereins eine entscheidende Rolle.[31] Aus Vereinsperspektive kann ein Grund für einen Spielertransfer der Wunsch sein, den eigenen Kader zu verbessern, eine Position neu, anders oder besser zu besetzen sowie ein begabtes Talent einsetzen zu können. Auch die Trennung von einem Spieler, dessen Leistung schlechter geworden ist, oder die Erwägung, vor Vertragsende noch eine Transferzahlung kassieren zu können, sind denkbare Motive.[32]

Großes mediales Interesse besteht an Last-Minute-Transfers[33], die stets für Rekordeinschaltquoten sorgen[34] sowie vor allem an Transferpannen und Beinahe-Transfers: Am letzten Tag des Transferfensters, dem sog. Deadline Day zeigt Sky Sport News HD u. a. in Deutschland, England, Spanien, Italien und Frankreich über den Tag verteilt Sondersendungen und stellt wie der TV-Sender Sport 1[35] außerdem einen Live-Ticker für alle Transfers online zur Verfügung.[36] Auch die Online-Plattform Transfermarkt bietet regelmäßig einen TV-Live-Stream.[37] Ein Beinahe-Transfer war der Spieler João Palhinha, der im Sommertransferfenster 2023 vom FC Fulham zum FC Bayern München wechseln sollte. Fulham und Bayern hatten sich bereits auf eine Ablöse geeinigt, Palhinha dann die Freigabe seines Vereins erhalten, um für die medizinischen Untersuchungen (Medizincheck/Medical check) nach München zu reisen, diese erfolgreich absolviert und schon Marketingfotos im Trikot des FC Bayern München geschossen, als am Deadline Day der FC Fulham die finalen Unterschriften zum Transfer doch noch verweigerte, da kein adäquater Nachfolger gefunden werden konnte – Transfer geplatzt![38] Im Wintertransferfenster 2023 war der Spieler Hakim Ziyech vom FC Chelsea am Deadline Day bei Paris Saint-Germain und alles war soweit organisiert, dass er als neuer Spieler vorgestellt werden sollte, was aber nicht vollzogen werden konnte, da der FC Chelsea mehrmals falsche Vertragsdokumente schickte und zwischenzeitlich nicht erreichbar gewesen sei. Als die richtigen Dokumente kurz nach Mitternacht des Deadline Days übermittelt wurden, war mittlerweile das Transferfenster geschlossen und der Transfer damit ebenfalls geplatzt.[39] Neben solchen kurzfristigen Meinungsänderungen und Unachtsamkeiten war bis vor wenigen Jahren noch der Versand der finalen Vertragsdokumente per Fax an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ein Risikofaktor, weshalb im Jahr 2011 der Wechsel des Spielers Eric Maxim Choupo-Moting vom Hamburger SV zum 1. FC Köln scheiterte. Schuld war wohl ein defektes Faxgerät, das die finalen Dokumente 15 Minuten zu spät an die DFL übertrug.[40]

Nach Schließung des Transferfensters im eigenen Land und mit Ablauf des Deadline Days ist keine Verpflichtung eines Spielers mehr möglich, jedoch können noch Spieler in Länder abgegeben werden, in denen das Transferfenster noch geöffnet ist.[41] So hat z. B. der VfB Stuttgart am 13.02.2024 noch den Spieler Jovan Milosevic zum FC St. Gallen in die Schweiz verliehen, da in der Schweiz das Wintertransferfenster nicht wie in Deutschland zum 01.02.2024 geschlossen wurde, sondern erst am 15.02.2024.[42] Der türkische Verein Galatasaray Istanbul konnte den Stürmer Victor Osimhen vom italienischen Verein SSC Neapel noch am 03.09.2024 ausleihen, da in der Türkei das Sommertransferfenster bis 13.09.2024 geöffnet ist, während das Transferfenster in Italien schon seit 30.08.2024 geschlossen war.[43]

Außer den unterschiedlichen Transferfenstern der nationalen Ligen stehen auch die Zeiträume der Transferfenster in der Kritik, da in den letzten zwei Wochen vor dem Deadline Day, in denen im Sommertransferfenster die Saison wieder startet, eine große Hektik auf dem Transfermarkt herrscht. Deshalb fordern Vereine ein kürzeres Sommertransferfenster, denn es besteht die Sorge, während des beginnenden Spielbetriebs wichtige Spieler noch zu verlieren und ungeplant alternative Spieler verpflichten zu müssen.[44] Solche Transfers sind kritisch und das Ganze passiert mit viel Präsenz von Presse und Medien. Zudem kann es für die Vereine zu Wettbewerbsverzerrungen im Kampf um gute Spieler kommen, wenn andere Ligen weiterhin geöffnete Transferfenster haben und noch Spieler verpflichten können.[45] Der Vorteil verlängerter Zeitfenster für Transfers liegt dagegen darin, dass die Vereine, die schlecht in die Saison gestartet sind oder Verletzungsausfälle zu beklagen haben, noch auf dem Transfermarkt aktiv werden können.

Ein Moderator des Sportsenders Sky sagte über das Interesse am Transfermarkt: »Man merkt, dass es neben Live-Fußball fast schon das zweitwichtigste Thema ist und durch die ständige Berichterstattung im Fernsehen und in den Sozialen Medien werden den Fans die Transfers so nahegebracht, als wären sie selbst am Verhandlungstisch dabei.«[46]

Ein Milliardengeschäft

Der jährliche Global Transfer Report des Weltfußballverbands FIFA (Fédération Internationale de Football Association) zeigt in der aktuellen Version, dass 2023 auf dem Transfermarkt ein Rekordjahr darstellte: Weltweit wurden 21.801 internationale Transfers von Profifußballern mit 4.971 involvierten Vereinen abgewickelt. Dabei waren 3.279 Transfers kostenpflichtig, es musste also eine Transfersumme bezahlt werden, was einem Anstieg um 14,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 entspricht.[47] Weit über 80 Prozent der Transfers konzentrierten sich auf Europa.[48] In diesen Statistiken nicht erfasst sind nationale Transfers innerhalb einzelner Länder, d. h. die tatsächliche Anzahl an Transfers und Transferausgaben dürfte nochmals deutlich höher liegen (► Dar. 1).[49]

Dar. 1: Anzahl internationaler Transfers pro Jahr[50]

Die internationalen Transfersummen werden von der FIFA in US-Dollar ausgewiesen, obwohl der Großteil der Transfersummen in Europa generiert wird. Zur besseren Veranschaulichung wurden die Transfersummen hier in Euro umgerechnet. Die internationalen Transfersummen 2014 betrugen weltweit 3,02 Milliarden Euro. 2023 waren diese, trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs während der Pandemie-Jahre 2020/21, auf den Rekordwert von 8,92 Milliarden Euro gestiegen und somit fast dreimal so hoch wie 2014.[51] Allein in Deutschland konnten durch Spielerverkäufe Transfereinnahmen von insgesamt über 1 Milliarde Euro erzielt werden.[52] Zum Vergleich: Im Frauenfußball lagen die gesamten Transfersummen 2023 bei 5,65 Millionen Euro mit jeweils weniger als 100 involvierten Vereinen, also bei 0,01 Prozent der Transfersummen des Männerfußballs.[53] Den größten Anteil haben stets die fixen Transfersummen, die als Sockelablöse bezeichnet werden, gefolgt von den variablen Anteilen bzw. Boni, die z. B. eine Zahlung vorsehen, wenn der transferierte Spieler eine bestimmte Anzahl an Spielen spielt, der Verein mit dem Spieler aufsteigt und damit das internationale Geschäft erreicht. Den kleinsten Teil der Transfersummen machen die Herauskäufe aus Leihen aus, d. h. die Umwandlung einer Leihe mit einer finalen Zahlung in einen fixen Transfer. Außer den Transfersummen steigt auch die Anzahl der Vereine, die die Transfersummen erhalten sowie der Vereine, die Transfersummen bezahlen (► Dar. 2).[54]

Das Fußballgeschäft ist somit jedes Jahr ein Milliardenmarkt und die Komplexität dieses Transfermarkts wird noch größer, wenn man sich vor Augen führt, dass nur 11,6 Prozent aller Transfers direkte Verkäufe zwischen zwei Vereinen und nur 24 Prozent Leihen (neue Leihen, verlängerte Leihen, Rückkehr aus Leihgeschäften oder die Verpflichtung aus einer Leihe heraus) sind. Somit sind 64,3 Prozent aller Vereinswechsel ablösefrei, d. h. kostenfreie Wechsel eines Spielers von einem Verein zu einem anderen (meistens nach Ablauf seines Vertrags).[55] Der Anteil an Leihen mit oder ohne Kaufoption bzw. Kaufverpflichtung ist eine Win-win-Situation für die beteiligten Vereine und steigt deshalb stetig an, da die Hürde, den entliehenen Spieler fest aufzunehmen, sinkt, weil er zuerst in der Leihphase eingehend getestet werden kann.[56]

Dar. 2: Transfersummen pro Jahr in Euro für internationale Transfers[57]

Der ablösefreie Wechsel nach Vertragsende wurde im Jahr 1995 vom belgischen Spieler Jean-Marc Bosman vor dem Europäischen Gerichtshof erstritten und resultierte in einem Grundsatzurteil (Bosman-Urteil), dass Zahlungsforderungen für einen Spieler des bisherigen Vereins nach Vertragsende ab sofort unzulässig seien und der Spieler ablösefrei wechseln dürfe.[58] Dies sei die schlimmste Katastrophe, die der Clubfußball je erlebt habe, kommentierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München damals das Urteil.[59] Der ablösefreie Wechsel bedeutet heute aber nicht, dass kein Geld fließt, sondern nur, dass es nicht zwischen Vereinen fließt, denn oft erhalten die ablösefreien Spieler (und oft auch ihre Spielerberater) ein »Handgeld« für ihre Unterschrift, man spricht dann von einer Vertragsunterschriftsprämie (Signing fee), und/oder im Gegenzug für die gesparte Ablöse werden Gehalt und Boni des Spielers entsprechend erhöht.[60] Das zeigt das Beispiel des Spielers Kylian Mbappé, dessen Vertrag bei seinem aktuellen Verein Paris Saint-Germain im Sommer 2024 auslief. Für den ablösefreien Wechsel war der spanische Verein Real Madrid bereit, Mbappé zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von 15 bis 20 Millionen Euro netto eine über fünf Jahre Vertragslaufzeit zu verteilende Signing fee von 150 Millionen Euro zu bezahlen. Paris Saint-Germain hatte für seine Leihe, die dann in einen fixen Transfer umgewandelt wurde, im Jahr 2018 an AS Monaco 180 Millionen Euro bezahlt[61], was die Vermutung nahelegt, dass diese Vertragsunterschriftsprämie heute von Real Madrid an Mbappé als Kompensation für die Ablöse gilt und statt an einen Verein an den Spieler bezahlt wird.[62] Es ist demnach davon auszugehen, dass indirekt noch mehr Geld auf dem Transfermarkt im Umlauf ist, als offiziell in Statistiken publiziert wird.[63]

Die Ligen mit den höchsten Ausgaben für Spielerkäufe in den letzten Jahren sind heute die Premier League (England), die Serie A (Italien), die Ligue 1 (Frankreich), die Bundesliga (Deutschland) und LaLiga (Spanien, früher Primera División), also die weltweiten Top-Ligen. In den letzten 3 Jahren haben alle Clubs der Premier League pro Jahr im Durchschnitt zusammen 2,59 Milliarden Euro für Spieler an andere nationale und internationale Vereine bezahlt, in der Serie A lagen die jährlichen Ausgaben bei durchschnittlich 866 Millionen Euro, in der Ligue 1 bei 700 Millionen Euro, in der Bundesliga bei 603 Millionen Euro und in LaLiga bei 466 Millionen Euro.[64] Seit 2023 nähert sich die Saudi Pro League ausgabenseitig den Top-Ligen an, als deren Clubs in nur einem einzigen Sommertransferfenster (2023/24) insgesamt fast 1 Milliarde Euro für Spielertransfers ausgegeben haben.[65] Die Vereine mit den höchsten direkten Transferausgaben 2023/24 sind der FC Chelsea mit 467,8 Millionen Euro, Paris Saint-Germain mit 389,5 Millionen Euro, Al-Hilal SFC (Saudi-Arabien) mit 376,1 Millionen Euro, Tottenham Hotspur mit 272,1 Millionen Euro und Manchester City mit 255,6 Millionen Euro.[66] Die Vereine mit den höchsten Transfereinnahmen 2023/24 waren der FC Chelsea mit 269,4 Millionen Euro, RB Leipzig mit 243,7 Millionen Euro, Paris Saint-Germain mit 207,5 Millionen Euro, Brighton & Hove Albion mit 195,9 Millionen Euro, FC Southampton mit 187,24 Millionen Euro und FC Bayern München mit 173,25 Millionen Euro.[67] Saldiert man die Transferausgaben von den Transfereinnahmen pro Verein (oder Liga) ergibt sich der Transfersaldo. Wie oben beschrieben hatte der FC Southampton 2023/24 Transfereinnahmen von 187,24 Millionen Euro, werden davon die Transferausgaben des gleichen Zeitraums abgezogen, die 2023/24 bei 21,55 Millionen Euro lagen, ergibt sich somit ein positiver Transfersaldo (»Transferplus«) von 165,69 Millionen Euro und damit der weltweite Spitzenwert. Beim FC Villareal lag der zweitbeste positive Transfersaldo 2023/24 bei 99,4 Millionen Euro und bei Brighton & Hove Albion der drittbeste positive Transfersaldo bei 86,4 Millionen Euro. Den weltweit negativsten Transfersaldo (»Transferminus«) mit 198,4 Millionen Euro hatte 2023/24 der FC Chelsea zu verzeichnen, den zweitnegativsten der Verein Paris Saint-Germain mit 182,0 Millionen Euro und den drittnegativsten der FC Arsenal mit 167,04 Millionen Euro.[68] Von einem Transfersaldo bzw. Transferplus oder Transferminus kann auch bei einzelnen Spielern gesprochen werden, z. B. hat Eintracht Frankfurt den Stürmer Omar Marmoush vom VfL Wolfsburg im Sommertransferfenster 2023 ablösefrei verpflichtet und im Wintertransferfenster 2024/25 für 75 Millionen Euro zuzüglich bis zu 5 Millionen Euro Bonuszahlungen an Manchester City nach England verkauft, was einem Transferplus von mindestens 75 Millionen Euro entspricht.[69] »Die mittlerweile kursierenden Transfersummen bewegen die Leute. Ich sehe dieses Interesse größtenteils positiv. Wir Clubs sind auch darauf angewiesen, dass über uns gesprochen und berichtet wird«, so zumindest kommentierte der Direktor Profifußball der TSG 1899 Hoffenheim, Pirmin Schwegler, das Interesse am Transfermarkt.[70]

Doch wie läuft ein Transfer bzw. eine Leihe normalerweise ab? Wer bezahlt wieviel an wen? Wie sind Spielerberater involviert und welche Honorare erhalten sie, in welcher Höhe und von wem? Wer ist alles in Spielertransfers involviert, wer kontaktiert wen und wie werden die Spielertransfers eingefädelt und abgewickelt? Im Folgenden soll aufgezeigt werden, dass es in der Branche klare und seriöse Prozesse, Verhandlungen, Verträge und Zahlungsflüsse gibt und dass, obwohl ein Transfer sehr komplex ist, da viele Akteure auf dem Transfermarkt generell aktiv sind, viele über einen Transfer berichten, viel Halbwissen vorhanden ist und jeder mitreden möchte sowie jeder Spieler und jeder Transfer einzigartig ist.[71]

Die Akteure

Auf dem Transfermarkt finden sich mehr Akteure aus verschiedenen Branchen als man eigentlich vermuten würde, doch ein jeder hat seine Daseinsberechtigung oder – so sollte man vielleicht hinzufügen – versucht, sich diese zu schaffen. Alles dreht sich um den Kern des Transfermarkts: Spieler, ihre Spielerberater, ihr jeweils aktueller Verein sowie potenzielle neue bzw. alternative Vereine. Diese Hauptakteure wickeln einen Transfer oder eine Leihe untereinander ab.

Dar. 3: Übersicht der Akteure auf dem Transfermarkt

Spieler

Spieler, die am organisierten Spielbetrieb teilnehmen, werden von der FIFA entweder als Profifußballer oder Amateure bezeichnet.[72] Seit 2019 hat die FIFA mit der FIFA Connect ID ein eindeutiges Identifikationsmerkmal für alle Spieler ab dem 12. Lebensjahr eingeführt, wofür die Mitgliedsverbände der FIFA personenbezogene Daten des Spielers übermitteln.[73] Als Profifußballer gilt, wer einen schriftlichen Vertrag mit einem Verein hat und/oder mit seinen fußballerischen Aktivitäten sein Haupteinkommen erzielt.[74] Ein weiterer Unterschied zu Amateuren und Freizeitsportlern ist, dass die Karriere eines Profifußballers im Alter von 30 bis 40 Jahren endet.[75] Der Altersdurchschnitt der Profifußballer in der 1. Fußball-Bundesliga lag in der Saison 2023/24 bei 25,7 Jahren.[76] Nur ein Bruchteil der Jugendspieler schafft den Sprung zum Profifußballer. Hierfür gibt es keine genauen statistischen Erhebungen und nur wenige Quellen, nach denen nur etwa 3,5 Prozent der Spieler aus der Altersgruppe U19, bei einem Verein der ersten drei deutschen Profiligen übernommen werden.[77] Das wäre jährlich im Durchschnitt nicht einmal ein Spieler pro Verein und aus den Nachwuchsleistungszentren (NLZ) insgesamt nur einer von 1.000 Jugendlichen.[78]

Sowohl männliche als auch weibliche Profi- und Amateurfußballer können alle mit Spielerberatern zusammenarbeiten, allerdings beschränkt sich die Branche im Moment noch vorwiegend auf männliche Profis. Der Grund hierfür ist einfach, da nur Vereine im männlichen Profibereich durch Eintrittskartenverkäufe, Fernsehrechteeinnahmen und Merchandising entsprechend Geld verdienen.[79] Nur an diesen Vereinen und ihren Spielern besteht ein ausreichend großes mediales Interesse, das Sponsoren und Investoren anzieht und es den Vereinen ermöglicht, Transfergebühren in nennenswerter Höhe und die Gehälter angestellter Profifußballer zu bezahlen, wovon wiederum Spielerberater mit einer anteiligen Provision profitieren. Profifußballer gibt es in fast jedem Land der Welt, jedoch bedeutet dies nicht immer Ruhm und Reichtum: Nur 2 Prozent der Profifußballer weltweit erhalten ein jährliches Bruttogehalt von mehr als 720.000 US-Dollar (650.000 Euro). Weitere ca. 6 Prozent verdienen pro Monat mehr als 8.000 US-Dollar (7.300 Euro), weitere rund 12 Prozent verdienen zwischen 8.000 US-Dollar (7.300 Euro) und 4.000 US-Dollar (3.600 Euro) pro Monat, rund 30 Prozent verdienen zwischen 4.000 US-Dollar (3.600 Euro) und 1.000 US-Dollar (900 Euro) pro Monat und der große Rest, also rund die Hälfte der Spieler, verdient weniger als 1.000 US-Dollar (900 Euro) monatlich. Die am schlechtesten bezahlten Profifußballer spielen in Ghana, wo 99,9 Prozent weniger als 1.000 US-Dollar pro Monat erhalten, und in Brasilien mit 83,6 Prozent.[80] Spitzenverdiener im Profifußball ist Cristiano Ronaldo, der beim saudischen Verein Al Nassr jährlich ca. 199 Millionen Euro an Gehalt und Boni verdient und zusätzliche sonstige Einnahmen außerhalb seines Spielervertrags (Sponsoring, Bildrechte etc.) in Höhe von ca. 55 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaften soll.[81] Zur Gründung der Bundesliga im Jahr 1962 lag die Gehaltsobergrenze bei 1.200 DM, was die Spieler zwang, einem anderen Hauptberuf nachzugehen. Seit den 1970er Jahre gibt es schon keine Gehaltsobergrenze mehr. In der 1. Bundesliga liegen die jährlichen Bruttogehälter derzeit durchschnittlich bei 1,5 bis 2 Millionen Euro.[82] Bereinigt um statistische Ausreißer mit sehr hohen Gehältern liegt der Median der Spielergehälter bei ca. 1 Million Euro.[83] Allerdings sind die Gehälter in den Vereinen unterschiedlich, z. B. soll der FC Bayern München jährlich durchschnittlich ca. 6 Millionen Euro bezahlen, Borussia Dortmund 3 Millionen Euro und der VfL Wolfsburg ca. 2 Millionen Euro, während Hannover 96 und der SC Freiburg bei jeweils durchschnittlich 500.000 Euro liegen sollen.[84] Als Vergleich zwischen Männern und Frauen verdienen die Profifußballer der männlichen deutschen Nationalmannschaft im Durchschnitt etwas mehr als 10 Millionen Euro jährlich während die weiblichen deutschen Nationalspielerinnen bei jährlich durchschnittlich 43.670 Euro liegen.[85] Durch Fußball reich werden also nur etwa 5 Prozent der männlichen Profifußballer in den europäischen Top-Ligen. In Europa gibt es ca. 35.000 Profifußballer unterschiedlicher Nationalitäten[86], d. h. auf diese und vor allem auf die ca. 2.000 besten Profifußballer zuzüglich der Nachwuchsspieler fokussiert sich alles.[87]

Spielerberater

Spielerberater werden auch als Spieleragenten, Fußballagenten oder Berater bezeichnet sowie beschränkt auf Transfers durch die FIFA als Fussballvermittler[88] und durch den DFB als Spielervermittler[89]. Im Englischen spricht man von Football Agents oder Players Agents, auf Französisch von Agents de foot, im Spanischen und Portugiesischen von Empresarios, was eigentlich für Unternehmer steht, im Italienischen von Procuratori di calcio oder Agenti di calcio und im Niederländischen von Voetbalagenten oder Voetbalmakelaars.

Laut der Plattform Transfermarkt sind 101.784 Spieler bekannt, die einen Spielerberater haben. Insgesamt finden sich auf der Plattform 11.425 Spielerberateragenturen und insgesamt 18.601 Spielerberater,[90] wovon 1.528 in Deutschland gelistet sind.[91] Laut FIFA haben die neue offizielle FIFA-Spielerberaterlizenz, die eine Prüfung vorsieht, bisher nur insgesamt 5.319 Personen erworben.[92] Auf Spielerseite hat fast jeder professionelle Fußballspieler mittlerweile einen Spielerberater. Der erste deutsche Spielerberater war vermutlich Robert Schwan, der ehemaliger Manager des FC Bayern war und in den 1970er Jahren als Spielerberater mit dem jungen Spieler Franz Beckenbauer zusammenarbeitete.[93] Zlatan Ibrahimović soll gesagt haben, dass ein Spieler ohne Spielerberater keine Chance hat.[94] 95 Prozent der Spielerberater sind männlich und haben ein Durchschnittsalter von 42 Jahren.[95] Die meisten Spielerberater agieren nebenberuflich oder nur gelegentlich.[96] Demgegenüber stehen hauptberufliche, soloselbständige Spielerberater und kleinere Spielerberateragenturen, die international aktiv sind und mit mehreren Spielern zusammenarbeiten sowie große Spielerberateragenturen mit mehreren Mitarbeitern und teilweise mehreren Niederlassungen weltweit, die dutzende Spieler beraten. Wichtig ist, dass ein Offizieller oder Mitarbeiter der FIFA, einer Konföderation, eines Mitgliedsverbandes oder eines Vereins nicht gleichzeitig Spielerberater sein kann.[97]

Heutzutage haben übrigens auch viele Trainer einen Spielerberater, wie z. B. Bundestrainer Julian Nagelsmann oder Hansi Flick.[98] Am häufigsten agieren Spielerberater jedoch für Spieler, aber außer Spielern und Trainern können auch Vereine, Ligen und Mitgliedsverbände Spielerberater beauftragen.[99] Die Arbeit eines Spielerberaters für Vereine kann das Einfädeln und Abwickeln des Transfers eines bestimmten Spielers sein, für das ein Spielerberater seitens eines Vereins konkret beauftragt wird, wenn dies nicht der Verein selbst oder der Spielerberater des gewünschten Spielers macht. Wenn z. B. ein Verein aus dem Ausland einen deutschen Spieler unter Vertrag nehmen möchte, besteht die Möglichkeit, dass der Verein einen bekannten Spielerberater beauftragt, der Deutscher ist, deutsch spricht und über ein Netzwerk in Deutschland verfügt, um mit potenziellen Spielern und deren Spielerberatern in Kontakt zu kommen. In diesem Fall besteht kein Wettbewerbsverhältnis unter den Spielerberatern bezüglich des Spielers bzw. des Transfers, denn ein Spielerberater ist von einem Verein schriftlich oder mündlich mandatiert und ein Spielerberater vom Spieler. Eine weitere eher seltene Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Spielerberatern kann eine umfassende generelle Beratertätigkeit hinsichtlich Spielertransfers, Verhandlungen und der Arbeit mit Spielerberatern sein.[100] Den Regelfall jedoch stellt die vertragliche Zusammenarbeit zwischen Spielerberatern und Spielern dar, die dann auf dem Transfermarkt mit Vereinen zusammenkommen.

Die Anzahl an Spielerberatern und die Mitarbeiter ihrer Spielerberateragenturen ins Verhältnis gesetzt zur Anzahl an Spielern in Europas Top-Ligen verdeutlicht, dass der Markt gesättigt ist. Es gibt mehr Spielerberater als Top-Spieler und der Konkurrenzkampf um diese Spieler ist entsprechend groß. Da einige Spielerberateragenturen mehrere Spieler repräsentieren, wird diese Situation weiter verschärft. Unter den auf der Plattform Transfermarkt gelisteten 101.784 Spielern mit einem Spielerberater werden nicht wenige sein, deren Karriere im Grunde schon beendet ist sowie viele, die verhältnismäßig wenig Geld als Profifußballer verdienen, da sie in Vereinen und Ligen spielen, die schlechter bezahlen. Trotzdem wird diese Klientel von Spielerberatern unterstützt, man kann also durchaus auf einen ungesättigten Markt schließen, in dem allerdings (sehr) wenig Geld verdient wird. Dennoch haben auch die Spieler in diesem Markt alle das eine Ziel, nämlich in einer der europäischen Top-Ligen Fußball zu spielen und suchen hierfür entsprechend Spielerberater.

Vereine

Außer dem jeweiligen Spieler, der den Verein wechselt, verliehen wird oder seinen Vertrag verlängert sind bei einer Vertragsverlängerung ein Verein, bei einem Vereinswechsel zwei Vereine und bei einer Leihe zwei oder mehr Vereine involviert und öffentlich bekannt – auch diese gehören zu den Hauptakteuren auf dem Transfermarkt. Weltweit gibt es ca. 4.400 professionelle Fußballvereine.[101]

Die zuständigen Vereinsorgane und die konkreten, in Transferaktivitäten involvierten Vereinsmitarbeiter sind in jedem Verein unterschiedlich, deren Mit- und Zusammenarbeit bleibt jedoch für Außenstehende meist unbekannt. Involviert sein können z. B. der Präsident, die Geschäftsführung, der Geschäftsführer Sport, der Technische Direktor, der Sportvorstand, der Sportdirektor, der Direktor Profifußball, der Leiter Profifußball, der Chefscout, die Scouts und die Trainer. Abgekürzt werden die gängigsten Funktionen der Entscheidungsträger u. a. mit GF (Geschäftsführer), SD (Sportdirektor), TD (Technischer Direktor) und CS (Chefscout). Häufig sind diese Personen auch der interessierten Öffentlichkeit unbekannt. Laut offizieller Webseite sind die Organe z. B. beim FC Bayern München nur der Vorstandsvorsitzende, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, ein weiteres Vorstandsmitglied und der Sportvorstand.[102] Als weitere Organe werden neun Mitglieder des Aufsichtsrates aufgeführt.[103] Erst in der Rubrik News wird die Verpflichtung von Christoph Freund als Sportdirektor des FC Bayern München genannt – dabei ist es gerade diese Position, die federführend für die Verpflichtung von Spielern verantwortlich ist.[104] Über die Scoutingabteilung gibt es – Stand November 2024 – auf der Webseite des FC Bayern München überhaupt keine Informationen. Scouts im Fußball finden, analysieren und rekrutieren junge Fußballtalente bzw. mögliche neue Spieler, sie gehören damit heute zum Standard im (Profi-)Fußball.

Die Hauptakteure auf dem Transfermarkt haben abhängig von der jeweiligen Situation unterschiedliche Interessen, das sollte ein Spielerberater für sich bzw. zum Vorteil seines Klienten zu nutzen wissen: Der Spieler möchte einen Verein, der dauerhaft auf ihn baut, in dem er spielen darf und dies zu bestmöglichen Konditionen. Zusätzlich wünschen sich Spieler von ihren Spielerberatern unterschiedliche sportliche Optionen und eine umfassende, gelegentlich auch menschliche Betreuung. Spielerberater hingegen möchten ihre Spieler einwandfrei unterstützen, in ein optimales Vertragsverhältnis mit einem Verein bringen, denn sie erhalten dafür eine entsprechende Provision. Neue Vereine möchten Spieler als Arbeitnehmer gewinnen (unter Berücksichtigung des Gehaltsgefüges im Verein). Der aktuelle Verein möchte Spieler nicht abgeben oder nur zu höchstmöglichen Transfereinnahmen. Abhängig von Restvertragslaufzeit im aktuellen Verein, Wechselwille, Gehalts- und Transferforderung, Abgabewille und Einigkeitsinteresse ist zwischen den Hauptakteuren alles reine Verhandlungssache. Ein Spannungsverhältnis entsteht, sobald den Interessen einer Partei nicht entsprochen werden kann. Weiter erschwert wird die Verhandlungssituation, wenn zusätzlich andere Spielerberater oder Intermediäre aktiviert werden.

Außer dem aktuellen Verein eines Spielers und seinem neuen Verein bei einem Transfer oder einer Leihe gibt es auf dem Transfermarkt noch sog. Drittvereine, die für ein Weiterverleihen eines transferierten Spielers in Erscheinung treten. So etwa der polnische Verein Korono Kielce, zu dem Eintracht Frankfurt seinen soeben transferierten Spieler Rodrigo Zalazar vom spanischen FC Malaga weiterverliehen hat, damit dieser dort Spielpraxis sammelt und sich auf das Leistungsniveau in der Bundesliga vorbereiten kann.[105]

Intermediäre

Als Intermediäre[106]