Der starke Hans - Ernst Moritz Arndt - E-Book

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Ernst Moritz Arndt

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Beschreibung

In "Der starke Hans" entführt Ernst Moritz Arndt die Leser in eine fesselnde Welt, in der sich die Themen Stärke, Mut und das Überwinden von Widrigkeiten entfalten. Der Protagonist, der starke Hans, verkörpert idealistische Werte und wird mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert, die ihn sowohl physisch als auch moralisch auf die Probe stellen. Der literarische Stil Arndts, geprägt von einem klaren, unmittelbaren Ausdruck, spiegelt die zeitgenössischen Strömungen der Romantik wider, während er gleichzeitig die Erzähltradition des deutschen Volksmärchens aufgreift. Durch allegorische Elemente und lebendige Schilderungen hinterlässt Arndt einen eindringlichen Eindruck der menschlichen Psyche und der gesellschaftlichen Normen seiner Zeit. Ernst Moritz Arndt (1769-1860) war ein deutscher Schriftsteller und bis heute ein einflussreicher Stimme in der deutschen Literaturgeschichte. Als Sohn eines Pastors war Arndt bereits früh mit den Idealen der Aufklärung und der Romantik vertraut. Sein Engagement für nationale Identität und Freiheit, gepaart mit seinen vielfältigen Erfahrungen in der Politik, prägten seine Perspektive und beeinflussten die Entstehung von "Der starke Hans". Die historischen Umstände seiner Jugend und die politischen Umwälzungen seiner Zeit flossen direkt in seine schriftstellerische Tätigkeit ein. Dieses Buch ist nicht nur für Liebhaber der deutschen Romantik von Bedeutung, sondern bietet auch einen tiefen Einblick in die Macht der menschlichen Vorstellungskraft und das Streben nach Identität. Leser sollten sich darauf vorbereiten, sich mit Hans' inneren und äußeren Kämpfen auseinanderzusetzen, um letztlich eine universelle Botschaft über die Natur des menschlichen Daseins und das Streben nach Größe zu entdecken. Die zeitlosen Themen und die fesselnde Erzählweise machen "Der starke Hans" zu einem unverzichtbaren Werk in Arndts Gesamtwerk.

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Ernst Moritz Arndt

Der starke Hans

Ein Volksmärchen voller Mut, Magie und moralischer Botschaften im Herzen der Romantik
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547843610

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Der starke Hans

Inhaltsverzeichnis
Der starke Hans.

In den alten längst verschienenen Zeiten, da die Welt und die Menschen alle noch ganz anders waren als jetzt, lebte in dem Lande zu Sachsen nicht weit von Eisleben, wo Doktor Martin Luther geboren ist, ein Bergmann, der hatte einen Sohn, der hieß Hans. Dieser Hans war ein schlanker reisiger Junge, lustig und frisch, tüchtig bei der Arbeit und wild bei den Spielen, sonst aber so gutmüthig, daß er keinem Menschen was zu Leide that. Er war sehr stark von Wuchs und Gliedern und jetzt siebenzehn Jahr alt. Bergmann wollte er aber nicht werden, sondern ging bei einem Schuhmacher in die Lehre, der in Eisleben wohnte. Er hat aber schon in seinem achtzehnten Jahre von Eisleben fort in alle Welt hinein wandern müssen; und das hat sich also begeben:

Einen schönen Sommertag spielten die jungen Burschen auf dem Anger vor der Stadt Drittenjagen. In diesem Spiele traf Hans bei’m Rundlaufen mit dem Sohn des Bürgermeisters Stirn gegen Stirn, und Hans hatte solche Macht im Kopf, daß der Jüngling, gegen welchen er lief, morschtodt hinstürzte. Zuerst glaubten sie, es sey nur eine Ohnmacht, aber der Jüngling war und blieb todt und ihm war durch den Stoß der Hirnschädel zersprengt. Dies gab in der Stadt großen Lärm und Geschrei, wobei Hansen nicht wohl zu Muthe war. In der Angst lief er hinaus zu seinem Vater und erzählte ihm die Geschichte. Der alte Bergmann ward betrübt und sagte: Du kannst wohl eigentlich nicht dafür, und es ist Gottes Wille so gewesen, daß ein so gefährlicher Stoß geschehen sollte; aber der Bürgermeister ist reich und mächtig und wir sind arm. Darum ist das Beste, du gehst ein paar Jahre aus dem Wege und lässest den Zorn verrauchen. Darauf ging der alte Mann in seine Kammer und suchte ein paar alte Thaler zusammen, drückte sie seinem Hans in die Hand und sagte ihm bei’m Abschiede: Bete und arbeite! fürchte Gott und lüge nimmer! So geht’s wohl durch die Welt. Und darauf ist Hans bei Nacht und Nebel sogleich davon gegangen in die weite Welt hinein.

Und als er zwei Tage wohl an die zwölf bis fünfzehn Meilen gegangen war, kam er in den großen Thüringer Wald, und dachte: Nun bist du weit genug, und hier wird kein Bürgermeister von Eisleben dich suchen. Und er ging zu einem Bauren und vermiethete sich bei ihm als Knecht. Bei diesem Bauren diente Hans zwei Jahr und sie waren sehr zufrieden mit einander; denn Hans war der stärkste und fleißigste Knecht im ganzen Dorfe und konnte für fünf andre arbeiten. Der Bauer, welcher Schulze im Dorfe war, mußte zwei Dorfstiere halten, wofür er eine große Wiese hatte, die sie die Bullenwiese nannten. Diese beiden Dorfstammhalter geriethen einmal an einander und arbeiteten so mächtig mit den Hörnern, daß kein Mensch sich unterstand ihnen nah zu kommen, geschweige sie aus einander zu bringen, und daß der Schulze sich auf einen hohen Zaun geflüchtet hatte, von wo er dem Kampfe zusah, sich die Haare ausraufte und die Hände über dem Kopf zusammenschlagend rief: o meine schönen Thiere! einer wird wohl auf dem Platz bleiben müssen. Dies hörte Hans, der eben aus dem Felde kam, und bedachte sich nicht lange. Muthig sprang er zwischen die Stiere, packte den größten und mächtigsten bei dem Horn, riß ihn herum, und gab ihm mit der geballten Faust einen Schlag vor den Kopf, daß er alle Viere von sich streckte und nimmer wieder aufstand. Der Bauer und alle, die den Stier hinstürzen sahen, erschracken, und der Bauer dachte bei sich: was hast du für einen Knecht? und kreuzte und segnete sich, und erinnerte sich dabei vieler Zeichen unglaublicher Geschwindigkeit und Stärke, die sein Knecht Hans von sich gegeben hatte. Er schwieg aber für diesmal, denn die Worte starben ihm im Munde und er getraute sich nicht dem Hans über diesen Schlag etwas zu sagen. Erst nach acht Tagen rückte er leise damit heraus, daß er seine Wirthschaft kleiner machen und deswegen einen Knecht abschaffen müsse. Und Hans hat gemerkt, daß die Rede ihm galt, und gesagt: Glück dazu! Herr Schulze, ich ziehe weg — und hat sein Bündelchen geschnürt und ist flugs seine Straße gezogen. Er wußte aber nicht, daß die Faust vor der Ochsenstirn ihn um seinen Dienst gebracht hatte. Der Schulze ließ sich, als Hans weg war, gegen seine Frau merken, das müsse gewiß der Teufel selbst oder sein Gesell seyn, und war froh, daß er sein so guten Kaufs ledig geworden; doch lebte er lange in Aengsten, Hans möge wiederkommen und ihm einen Schabernack thun.

Hans war frohes Muthes und sprach bei sich: Die Welt ist groß und Gott ist allenthalben, und du willst einmal einen weiten Weg machen und dich etwas versuchen. Und er wanderte das Gebirg hinan, welches zwischen den Thüringern und Franken die Scheide macht; und als er oben auf die hohe Spitze gelangte, welche die Koppe heißt, sah er im grünen Grase — es war aber Sommertag — zehn Gesellen von etwas wildem und gräulichen Ansehen liegen. Sie hatten eine tüchtige Schweinkeule und Brod und Brantwein zwischen sich und aßen und tranken und riefen Hansen zu: Gesell, willst du es so gut haben als wir, so setze dich zu uns. Und er setzte sich zu ihnen und erfrischte sich. Und die Zehn staunten ihn an und sahen, daß es ein starker reisiger Gesell war; und als er ein wenig gegessen und getrunken hatte, nahm der von ihnen das Wort, welcher den besten Rock an hatte, und sprach: Wahrhaftig, Landsmann, du gefällst mir, und hättest du den Baurenkittel weggeworfen und dir einen Schnauzbart und ein Schwerdt zugelegt wie wir, du solltest wohl einem Kerl ähnlich sehen. Und nun befragte er Hans nach seiner Heimath und seinem Handwerk, und Hans erzählte ihm treuherzig seine ganze Lebensgeschichte, und wie es ihm in Eisleben mit dem Bürgermeisterburschen und bei dem Bauren mit dem Stier gegangen sey. Und als die Männer das hörten, verwunderten und fürchteten sie sich fast, und schaueten auf Hansens Fäuste und Lenden, wie sie gewaltig waren. Und jener, den Hans lüstern gemacht hatte, sprach wieder: Höre, Hans, dein Ochsenschlag hat dir Glück bedeutet; du bist zu gut, um als ein Bauerknecht hinterm Pfluge zu gehn, du sollst bei uns bleiben und frei und flott leben wie ein Kaiser und König. Denn wir sind die freien Waldritter und unser ist die Welt. Wir sind die Vögel unter dem Himmel, wir pflügen nicht, wir säen nicht, wir ärndten nicht, wir sammeln nicht in die Scheunen; wir sind die Lilien auf dem Felde — siehe, wie wir wachsen! und doch schwitzen und arbeiten wir nicht. Wer was hat, der hat es für uns, und wer was sammlet, der sammlet es für uns. Darum bleib bei uns und sey ein Freiherr! Keinem Armen und Bedrängten sollst du was zu Leide thun, aber dem reichen Filz die vollen Kisten zu leeren und einem Lauseknicker von Juden mal die Kehle abzuschneiden, das ist keine deutsche Sünde. Drum Topp! die Hand her! schlag ein.

Hans aber antwortete, indem er die Hand zurück zog: der Teufel mag mit euch toppen! Ja prächtige Freiherrn seid ihr! und schöne Lilien! und wie hoch werdet ihr wachsen! höher als Hamann! und wißt ihr auch, wo eure Stängel einst hingeworfen und brennen werden? saubere Galgenvögel seid ihr, und werdet einst baumeln, wo der schwarze Vogel, der Korr! Korr! ruft, den Augen ins Gewissen kuckt und ihnen mit seinem Korr! den Leichenzug zur höllischen Ruhe krächst. Ich bin frei genug und für eure Freiheit dank' ich — und so Prost die Malzeit! Und Hans sprang auf, griff nach seinem Stock, und wollte fürbaß gehen. Jener aber, welcher mit ihm geredet hatte und der andern Hauptmann war, sprang ihm in den Weg, und rief: Steh, Junge! oder du bist des Todes! und auch die andern alle fuhren wie der Blitz auf und standen mit gezückten Schwerdtern um ihn. Aber Hans stand ruhig und lächelte und sprach: Macht Platz! oder mein Knüppel soll ihn machen! Da sie aber mit den gezückten Eisen in ihn eindrangen, ergrimmte er in seiner Seele und schlug um sich, und führte seinen gewichtigen Dornstock mit solcher Geschwindigkeit und Gewalt im Kreise herum, daß ihnen grün und gelb vor den Augen ward und sie in die leere und unverwundliche Luft hieben. Und er hatte drei getroffen, die lagen und zappelten im Grase herum, die andern aber liefen in den Wald. Er aber schrie ihnen nach: Lauft, Galgenvögel, lauft! und ging des Weges von dem Gebirg hinab, bis er in eine kleine Stadt kam, die Schmalkalden heißt, wo er Herberge nahm.