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Glühende Sonne, vor Hitze vibrierende Luft, Staub, Sand und Schutt. An einem rohgezimmerten Pfahl im Camp der Skuller Diamond Mines Co. Hängt ein Schild, auf dem "No admittance" steht. Es ist Feierabend und vor dem sogenannten Control Office steht eine lange Schlange Arbeiter, die alle drauf warten, nach Hause zu dürfen. Die Stimmung ist träge, Hans Balck dreht wie ein Zahnarzt den Kopf eines Arbeiters gegen das grelle Licht und schaut ihm forschend in den Hals, während sein Freund und Kollege Clerk Piet Keulen genießerisch an seinem Schreibtisch in eine Serie von Postkartenphotos vertieft ist. Bis Samuel Augustus der nächste in der Reihe ist: einen kurzen Augenblick lang hält dieser die Hand vor den Mund, als wolle er ein Gähnen verdecken und krault sich dann mit derselben Hand den schwarzen Wuschelkopf. Mit einem Mal ist alles jäh in Bewegung, alles geht furchtbar schnell – die Arbeiter schreien und drängen sich durcheinander, wobei sie ungewollt den beiden Aufsehern, die dem Flüchtling nachsetzen wollen, den Weg versperren. Alles Geschieht in einem Bruchteil von wenigen Sekunden – und was zurück bleibt, ist der größte Diamant, der in den letzten zehn Jahren ans Tageslicht gefördert worden ist. Ein sensationelles Ereignis – doch nur das erste von vielen, nachdem der Stein erst einmal ins Rollen gebracht ist. Guy Barnes z.B. jagt anderen lieber Diamanten ab, als sie selber aus der Erde zu buddeln und dann war da noch die Gesellschaft von Filmleuten und nicht zumindest Molly Reeve. Das Abenteuer beginnt!-
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Seitenzahl: 232
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Axel Rudolph
Ein heiterer Roman
Saga
Der Stern von Südafrika
German
© 1937 Axel Rudolph
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711445136
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com
Hans Balck, Angestellter der Skuller Mine Co. in Kimberley — könnte Hans Albers sein.
Piet Keulen, sein Freund und Kollege — könnte Heinz Rühmann sein.
Molly Reeve — so was gibt’s nur einmal.
Mr. Skuller, der Herr Generaldirektor der Minencompanie.
Guy Barnes — der die Diamanten lieber andern abjagt als sie selber aus der Erde zu buddeln.
Dazu eine Gesellschaft von Filmleuten, bestehend aus:
Lätitia Brandt, geborene Lena Molkenbrand, prominente Filmdiva.
Ottomar Härzele, Kameramann.
Alfred Schirrmann, Regisseur.
Gert Rönne, Held und Liebhaber.
Glühende Sonne, vor Hitze vibrierende Luft, Staub, Sand und Schutt. Vor dem mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun reibt sich der Lagerposten den Rücken am rohgezimmerten Pfahl, der das Schild „No admittance“ trägt. Hinter den Stacheln, bis zur offenen Tür des Holzschuppens, der die Control Office enthält, steht eine Schlange von Arbeitern: Weiße, schwarze, braune, gelbe Menschen, alle Schattierungen der Erde, die sich hier im Camp der Skuller Diamond Mines Co. zusammenfinden.
„Tempo! Tempo! Nicht so pomadig, Jungs, wenn ich bitten darf!“
Hans Balck, der lange, blonde Clerk der Kontollstelle, läßt seine Hände blitzschnell über die spärlichen Kleider der Arbeiter gleiten. Erfahren, sachlich durchwühlen diese Hände das Futter der umgewendeten Taschen, tasten die Körperstellen ab, an denen es möglich wäre, etwas zu verbergen.
„Nimm die Arme hoch, mein Junge! Oder haste was unter die Achselhöhlen geklemmt? Na also! Jetzt die Futterluke auf! Mensch, dich haben wohl die Kidnapper Muttern entwendet?“
Wie ein Zahnarzt dreht Hans den Kopf des „Rekruten“ gegen das grelle Licht und schaut ihm forschend in den Hals. „Danke! Nun kannste die Klappe wieder schließen! Der Nächste, bitte!“
Hans Balck macht diese Arbeit jeden Tag kurz vor Feierabend, ein ganzes Jahr schon, seitdem er aus dem Hauptverwaltungsbüro der Skuller Mine Co. hier in das Camp Office versetzt worden ist. Fast mechanisch verrichten seine Hände die Arbeit. Mit einem halben Auge ist Hans dabei drüben bei seinem Freund und Kollegen, dem Clerk Piet Keulen, der am Schreibtisch genießerisch sich in eine Serie von Postkartenphotos vertieft hat.
„Hast du schon die neuen Reklamekarten vom Kohinoor gesehen, Hans?“ Piet hebt sein treuherziges Ohrfeigengesicht und zieht den Mund erheblich in die Breite, während er ein paar der Photos in die Höhe hebt und seinem Freund aus der Ferne zeigt. „Burmann hat weder Mühe noch Kosten gescheut. Ganz große Klasse!“
„Werden wir uns heute abend mal ansehen!“ Hans wirft über die Schulter einen interessierten Blick nach den verlockend lächelnden Frauenköpfen auf den Photos, während seine Hände weiter ihre Arbeit verrichten.
Der Nigger Samuel Augustus ist der Nächste in der Reihe. Er hat schon seit einiger Zeit etwas unruhig die erfahrene, sichere Arbeit der Hände des Clerks beobachtet. Kurz bevor die Reihe an ihn kommt, macht er eine rasche Bewegung. Er hält einen Augenblick die Hand vor den Mund, als wolle er ein Gähnen verdecken, und krault sich dann mit derselben Hand den schwarzen Wuschelkopf.
„Hoppla!“ So stark ist Hans Balck noch nicht von den verführerischen Frauenköpfen gefesselt, daß ihm die kleine Bewegung entgangen wäre. Er schiebt den eben „Abgefertigten“ fort und langt sich den schwarzen Samuel. „Mensch, bist du vornehm! Ein Nigger, der sich beim Gähnen die Hand vorn Mund hält, das ist ja ganz was Neues hier im Camp!“ Hans Balcks Hand fährt rasch in das Kraushaar des langen Samuel, wühlt mit gespreizten Fingern und schließt sie plötzlich jäh zusammen.
„Na, siehste! Das ist ja . . . Donnerwetter!“ Samuel Augustus stößt ein kurzes Gebrüll aus, duckt sich und rennt mit gesenktem Kopf wie ein Sturmbock gegen den Clerk. Ein blitzschnell von unten herauf geführter Fauststoß fängt den Schwarzen ab und läßt sein Kinn hochschnellen. Da sind auch schon die beiden Aufseher, die bisher gelangweilt an den Türpfosten gelehnt haben, über ihn her, packen ihn und zerren seine Arme auf den Rücken.
„Hat der Mensch Worte!“ Hans betrachtet verblüfft den Stein, den er aus dem Haar des Negers gefischt hat. Auch Piet und die Umstehenden drängen sich unter erstaunten Ausrufen näher. Samuel Augustus weiß, daß jetzt jede Sekunde gilt. Grubendiebstahl wird hart bestraft. Mit einem gewaltigen Ruck reißt er sich los und bricht sich durch die Umstehenden Bahn, stürmt hinauf, ist jenseits des kleinen Durchlasses im Drahtverhau, bevor der dösende Außenposten die Situation erfaßt hat.
Wilder Aufruhr in und vor der Kontrollstelle. Die Arbeiter schreien und drängen sich durcheinander, versperren ungewollt den beiden Aufsehern, die dem Flüchtling nachsetzen wollen, den Weg. William, der eine der Aufseher, reißt seine Pistole aus der Hüftentasche.
„Laßt ihn laufen“, schlägt Hans Balck vor und betrachtet noch immer den Stein, den er in der Hand hält. „Seinen Kinnhaken hat er weg und — Donner und Doria, Jungs! Seht euch das hier mal an! Der Stein könnte noch ganz andere Leute in Versuchung führen als so ’nen armen Nigger!“
„Ist das ein Brocken!“
„Ein Riesendiamant!“
„Der größte Stein, den ich gesehen hab’! Und ich bin doch schon acht Jahre Digger!“
Die Aufseher wie die Arbeiter drängen sich aufgeregt um Hans Balck. So groß wie der „Regent“ oder der „Kohinoor“ ist der Stein zwar nicht, aber immerhin ein sensationelles Ereignis. Der größte Diamant, der in den letzten zehn Jahren hier in Kimberley ans Tageslicht gefördert worden ist.
Piet Keulen ist schon ans Telephon gestürzt und hat das Direktionsbüro benachrichtigt. Einer der Aufseher übernimmt die Leibesvisitation der noch wartenden Arbeiter. Sie geht jetzt sehr schnell von statten. Die Arbeiter diskutieren laut und erregt den Fund und die Flucht des langen Samuel, der Aufseher ist auch nur mit halbem Herzen bei der Sache, und Hans Balck kümmert sich überhaupt nicht mehr um die Abfertigung. Er steht hinter dem Schreibpult und betrachtet mit Kennermiene von allen Seiten den gefundenen Stein.
Hupensignale. Vom Verwaltungsgebäude her rast ein Auto heran. Schwerbewaffnete Lagerpolizisten stehen auf dem Trittbrett, springen vor dem Kontrollbüro ab und drängen die gaffenden Arbeiter fort. Aus dem Innern des Wagens steigt breit und gewichtig Mr. Josuah Skuller persönlich, Generaldirektor und Hauptaktionär der Skuller Mine Co.
„Das ist das gute Stück, Mr. Skuller!“
Hans reicht dem Generalgewaltigen den Diamanten hin, und auch Mr. Skullers Augen beginnen sanft zu glänzen, obwohl er sich bemüht, ein gleichgültiges Gesicht zu zeigen.
„In der Tat! Ein Fund!“
„Und was für einer, Mr. Skuller! Der Stein da bringt mindestens seine fünfzehntausend Pfund, wenn er geschliffen ist!“
Mr. Skuller nickt vergnügt. „Es ist jedenfalls ein ungewöhnlich großer Stein. Wir wollen ihn den „Stern von Südafrika“ taufen.“ Mr. Skuller wickelt den Diamanten bedächtig in ein Stück Papier und versenkt ihn in seine Hosentasche. Hans Balck sieht stumm und ein bißchen neidisch zu. Tja, das ist immer so. Die Anderen stecken immer die hübschen, kostbaren Dingerchen ein und tragen sie fort. Hans Balck hat keine Diamanten.
„Meine Anerkennung für Ihre Wachsamkeit, Mr. Balck.“ Der Generaldirektor schüttelt seinem Clerk kräftig die Hand. „Bin überhaupt zufrieden mit Ihnen, in jeder Beziehung. Übrigens: Kommen Sie nach Büroschluß doch mal zu mir rüber in mein Büro.“
Mr. Skuller hat sich zum Gehen gewandt, bleibt an der Tür aber noch einmal stehen und wirft einen nachdenklichen Blick auf die beiden Clerks. „Und Sie, Mr. Keulen, ebenfalls!“
„Sauber, sauber!“ Der kleine Piet Keulen sammelt, als der Chef gegangen ist, mit bedrückter Miene seine Papiere zusammen. „Antreten zum Zigarrenempfang!“
„Hast denn was ausgefressen, Piet?“ Hans Balcks Gedanken sind noch halb bei dem schönen, großen Stein. „Ich hab keine Ahnung, was der Alte von uns will.“
Der kleine Piet seufzt. „Von dir natürlich nur Gutes. Wahrscheinlich will er dir ’ne Belohnung geben für deine Wachsamkeit, oder wenigstens vierzehn Tage Urlaub. Aber ich! Wenn der Alte mich rufen läßt, dann ist bestimmt was faul. Bei meinem Pech!“
„Quatsch, mein Junge!“ Hans langt seinen Rock aus dem Wandschrank und zieht ihn an. „Na, hoffentlich dauert die Geschichte nicht zu lange. Feierabend ist Feierabend, und ich möcht nachher noch einen Sprung hinüber in den ‚Kohinoor‘ machen.“
„Und welches enthält den Diamanten?“
Mr. Skuller blickt, ohne aufzusehen, auf die beiden völlig gleichartigen, versiegelten und verschnürten Päckchen, die vor ihm auf dem Schreibtisch liegen. Die schmale, gepflegte Hand des Sekretärs taucht vor seinem Gesicht auf und weist auf das links liegende Päckchen.
„Dieses hier, Mr. Skuller, enthält den „Stern von Südafrika. Das andere Päckchen, wie üblich, nur einen Kiesel von ähnlicher Größe.“
Mr. Skuller greift nach dem Päckchen mit dem fingierten Inhalt und schiebt es achtlos in die Schublade. Das andere, das den kostbaren Stein birgt, behält er sinnend in der Hand. Der Sekretär räuspert sich diskret.
„Wollen Sie nicht doch lieber drei Ausfertigungen beordern, Mr. Skuller? Wir pflegen doch sonst immer drei Kuriere abzusenden.“
Mr. Skuller schaut auf. „Zwei Mann genügen auch. Dazu natürlich die übliche Überwachung. Ich bin ein bißchen abergläubisch, Seymour, das wissen Sie doch. Der Mann, dem ich den „Stern von Südafrika“ zu übergeben gedenke, bringt ihn entweder sicher nach London oder — zehn Kuriere nützen auch nichts. Ist Mr. Balck da?“
„Wartet im Vorraum, Mr. Skuller. Auch Mr. Keulen.“
„Well. Lassen Sie erst einmal Mr. Balck reinkommen.“
„Ich möchte Ihnen mein ganz besonderes Vertrauen beweisen, Mr. Balck“, sagt der Chef langsam, als Hans vor ihm steht. „In diesem Päckchen liegt der „Stern von Südafrika“. Sie werden ihn wohlbehalten nach Amsterdam bringen. Name und Anschrift der Schleiferei, an die Sie den Stein abliefern sollen, finden Sie in Ihrer schriftlichen Instruktion, die Sie jedoch erst bei der Ankunft in Amsterdam öffnen werden.“
Hans Balck ist kein Neuling im Betrieb. Er weiß sofort, worum es sich handelt. „Schön, Mr. Skuller. Wann soll ich fahren?“
„Am Donnerstag geht der deutsche Dampfer „Köln“ von Port Elizabeth. Den können Sie noch erreichen, wenn Sie morgen mittag von hier aufbrechen.“
„Gemacht, Mr. Skuller.“
Der Generaldirektor betrachtet nachdenklich das forsche, vielleicht ein bißchen leichtsinnige Gesicht des jungen Mannes. „Sie erhalten eine reichliches Spesenpauschale, Mr. Balck und dazu eine Extravergütung von hundert Pfund, die sich auf das Doppelte erhöht, sobald der Stein richtig abgeliefert ist. Außerdem läuft Ihr Gehalt hier natürlich ungekürzt weiter. Ja, und was ich noch sagen wollte: Ihre Heimat ist Berlin, nicht wahr?“
„Berlin an der Spree, Mr. Skuller.“
„Well. Ich gebe Ihnen sechs Wochen besonderen Urlaub, damit Sie nach Ablieferung des Steines eine Erholungsreise in Ihre Heimat machen können.“
„Besten Dank!“
Mr. Skuller reicht das Päckchen über den Tisch. Seine Hand zögert unwillkürlich eine Sekunde dabei. „Ich brauche Ihnen besondere Vorsicht wohl nicht anzuempfehlen, Mr. Balck! Der Fund des „Sterns von Südafrika“ ist durch die Begleitumstände ja leider im Camp bekannt geworden. Es könnte Leute geben, die sich für Diamanten interessieren. Deshalb rate ich Ihnen zu strengster Verschwiegenheit gegen jedermann.“
„Mr. Skuller“, sagt Hans Balck, sich vertraulich über den Schreibtisch lehnend. „Ich bin mit sechzehn Jahren meinem Onkel ausgerissen. Ich hab die Ostküste befahren von Singapur bis hinauf nach Wladiwostok, ich hab am Amazonas Wälder gerodet und bin in USA als Scharfschütze im Cirkus aufgetreten, und hab als Digger zwei Jahre im afrikanischen Busch gelegen. Der Mann, der mir den Diamanten klaut, muß erst noch geboren werden!“
„Ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen kann“, lächelt Mr. Skuller, „wenn Sie zurückkehren, hoffe ich Ihnen einen handgreiflichen Beweis dafür geben und Sie auf einen anderen Posten als bisher berufen zu können. Reisen Sie also getrost.“
„Na, Hans, was wollte der Alte?“
Piet Keulen, der wie ein Häuflein Elend auf der Bank im Vorraum hockt, sieht neugierig auf, als sein Freund aus dem Direktionsbüro tritt. Hans Balck schlägt ihm munter auf die Schulter.
„Hast richtig getippt, mein Junge! Sowohl mit der Belohnung wie mit dem Urlaub! Beides in der Tasche!“
„Bist ein Glückspilz, Hans! Aber ich . . .“
„Warte doch erst mal ab, was er von dir will, alte Trauerunke. Was mich anbelangt, ich hab erst noch ’ne Kleinigkeit zu besorgen, aber dann bin ich im „Kohinoor“ zu finden. Natürlich kommst du hin, so bald du hier fertig bist. Mann, heute abend wird aufgedreht, daß Sam Wymmers ganze Bude wackelt!“
„Mr. Keulen, bitte!“ Das Gesicht des Sekretärs ist in der Tür erschienen. Hans Balck knufft dem gehorsam sich erhebenden Kollegen aufmunternd in den Rücken und eilt mit langen Schritten die Treppe hinunter. Extragage, Beförderung und Gehaltsaufbesserung in Aussicht, raus aus dem staubigen Camp und der Schufterei in der Kontroll-Office, Seereise und — Hurra! — Deutschland in Sicht! Hans Balck trägt den Kopf unverschämt hoch und pfeift laut und frech, unbekümmert um das mißbilligende Gesicht, das der würdige, uniformierte Pförtner unten am Portal des Verwaltungsgebäudes macht.
Es gibt entschieden bessere Lokale in Kimberley als Sam Wymmers „Kohinoor-Bar“, aber keines, das die Digger mehr anheimelt, als dieses, ein wenig außerhalb der Stadt zwischen der Barackensiedlung und dem Schürfgebiet der Skuller Mine Co. gelegen, weiß eben den Geschmack seiner Leute zu treffen.
Zunächst einmal ist die „Kohinoor-Bar“ ein „weißes“ Lokal. Nigger und Japs finden dort keinen Einlaß und — wenn sie mit Diamanten um sich schmissen. Alle überbrückenden Gleichheitsbestrebungen der Südafrikanischen Union haben daran nichts ändern können. Sam Wymmers weiß genau, daß der „white man zwar zur Not neben einem Nigger schuftet, aber nicht gern seinen Whisky am gleichen Tische trinkt.
Äußerlich entspricht die „Kohinoor-Bar“ ebenfalls dem Digger-Geschmack. Der Hauptraum ist betont blockhausartig eingerichtet und gäbe mit seinen ungehobelten Tischen, niedrigen Deckbalken und primitivem Musikpodium eine echte „Filmkulisse“ für einen Wildwestfilm ab, wenn man statt der wirklichen Besucher wohlgebaute Komparsen in hohen Schaftstiefeln, verwegenen Halstüchern, bunten Hemden und Cowboyhüten in das Lokal setzte. Denn die tatsächlichen Gäste Sam Wymmers sehen ganz anders aus und passen eigentlich gar nicht zu der primitiven Aufmachung. Es verkehren dort zwar nicht nur die Angestellten der Skuller Minen, die „white collar men“ aus den Büros, sondern noch viel mehr Arbeiter und Digger, aber gerade diese halten streng darauf, nach der Schicht nur in vollem bürgerlichen „dress“ zu erscheinen, und es ist ganz im Sinne der Gäste selbst, daß Petrus, der baumlange, schwarze Portier des „Kohinoor“, den strengen Befehl hat, Herren ohne Kragen und Schlips an der Tür zurückzuweisen.
Übrigens ist natürlich nicht die ganze Kohinoor-Bar auf Wildwest eingerichtet, sondern nur das große vordere Lokal, das den langen Schenktisch enthält, den bevorzugten Aufenthaltsort der Digger. Weiter hinten schließen sich noch ein paar „Claims“ an, mit gedeckten Tischen und dunkelroten Plüschmöbeln, ja sogar ein paar lauschige „chambres séparées“. Diese werden allerdings selten benutzt, denn die glücklichen Diamantengräber, die aus dem Busch heimkehren und blaue Erde mitbringen, pflegen ihre Freudenfeste selten in Sam Wymmers Bar abzuhalten, und die Arbeiter aus den Minen vertrinken ihren Lohn lieber in gemütlicher Gemeinschaft als in vornehmer Zurückgezogenheit.
Sam Wymmers ist Witwer, aber selbstverständlich gibt es auch Frauen in der Kohinoor-Bar. Sogar sehr hübsche. Einige von ihnen bezieht Sam durch die „Southern Coast Concert-Agency“. Sie unterhalten die Gäste allabendlich durch ein paar Liedchen oder einen temperamentvollen Tanz, verdienen ihre Gage aber in der Hauptsache durch das vertraglich festgesetzte „Konsum machen“ nach der Vorstellung. Sam Wymmers ist nobel in Bezug auf die Prozente, die er seinen „girls“ vom Verzehr der Gäste zugesteht. Er ist überhaupt ein tadelloser Wirt und sorgt sogar für reichliche Attraktionen, indem er jeden Monat sein Programm und mit ihm seine „girls“ wechselt.
Augenblicklich ist gerade eine neue „Gruppe“ in die Kohinoor-Bar eingezogen, fünf fesche, verzückt lächelnde Mädel. Drei davon sind allerdings schon ein bißchen angejahrt, und ihr süßes Lächeln vermag nicht ganz die Müdigkeit zu verdecken, die ein erfolgloses, enttäuschtes Leben über ihre Gesichter gegossen hat. Die zwei anderen dagegen sind wirklich jung und nett, besonders Molly, die kleine Braune, die als „seriöse Sängerin“ auf dem kleinen Podium sentimentale Lieder singt. Molly ist nicht gerade eine ausgesprochene Schönheit, aber ihr Gesicht hat etwas Frisches, Unverbrauchtes, das stark absticht gegen das eingefrorene Berufslächeln ihrer Kolleginnen. Außerdem hat sie ein Paar lustig-freche Schelmenaugen, eine tadellose Figur und ein resolutes Mundwerk, mit dem sie bereits am ersten Abend ein paar allzu Zudringliche derart überlegen abgefertigt hat, daß Sam Wymmers sich schmunzelnd hinter der Bar die Hände rieb: Die ist richtig!
Als Hans Balck, frisch rasiert und geschniegelt, gegen neun Uhr die „Kohinoor-Bar“ betritt, richten sich die Augen fast aller Anwesenden auf ihn, und es gibt eine fühlbare Stockung in den Gesprächen, denn selbstverständlich hat man an allen Tischen mehr oder weniger interessiert den heutigen großen Diamantenfund erörtert und die Rolle, die der Clerk Balck dabei gespielt hat. Die plötzlich eingetretene Stille ist so auffallend, daß auch Molly Reeve, die neben einem schwarzbärtigen Digger an der Bar einen Sherry Cobler lutscht, sich unwillkürlich umwendet. Ihre erstaunten Blicke begegnen dem lustigen, siegeszuversichtlichen Hans Balcks, und es dauert eine geraume Weile, bis sie sich wieder davon trennen.
„Halloh, Balck! Heute müssen Sie einen ausgeben!“ Ein Minenaufseher, der zu Sam Wymmers Stammpublikum zählt, haut dem blonden Clerk derb seine Tatze auf die Schulter. „Nach dem Schwein! Kalkuliere, die hohe Direktion hat Ihnen mindestens zwei Prozent vom Reinertrag des Diamanten bewilligt!“
„Dieses nun weniger! Aber Urlaub hat der Alte gegeben. Urlaub bis in die Puppen!“ Hans Balck klatscht in die Hände und läßt seine Blicke vergnügt in der Runde umhergehen. „Morgen gehts raus auf die hohe See! Erholungsreise ins alte Land! Aber heute wird erst noch mal gefeiert, Jungs! Heraus aus deiner Höhle, Sam, alter Buschklepper! Die Gentlemen nehmen einen drink mit mir!“
Während die Digger und Kontoristen unter fröhlichem Halloh zur Bar drängen, krault der „Freier“ der kleinen Molly nachdenklich seinen schwarzen Schnauzbart, so nachdenklich, daß er gar nicht zu bemerken scheint, daß seine Dame plötzlich von seiner Seite weggedrängt und mitten im Trubel der lustigen Corona ist.
Molly Reeve hat gar nichts dagegen, daß man sie einfach einbezogen hat in die lärmende, um Hans Balck gedrängte Gesellschaft, denn der schnauzbärtige Kavalier da drüben war für ihren Geschmack reichlich uninteressant und langweilig. Merkwürdigerweise aber hat auch der Kavalier selbst, den Sam Wymmers einfach mit „Guy“ anredet, nichts dagegen, daß man ihm Molly entführt hat. Er hockt ganz rechts auf dem letzten Barschemel und beobachtet blinzelnd Hans Balck, der fröhlich das Kommando führt.
„Morgen gehts auf Urlaub in das alte Land“, wiederholt er in Gedanken die Worte Hans Balcks. „Erholungsurlaub nach Germany? Das glaub der Teufel. Wetten, daß er der Kurier ist, der den „Stern von Südafrika“ nach London oder Amsterdam bringt?“
Guy Barnes, gemeinhin einfach „Guy“ genannt, ist eine bekannte Figur in den Camps von Kimberley. Ab und zu arbeitet er auch in einem derselben, schlecht und recht wie die übrigen Digger. Aber lange hält er es nie aus. Eines Tages ist er wieder verschwunden und bleibt monatelang fort. Im Busch — sagt er selber, wenn er wieder auftaucht, und Tatsache ist, daß er dann immer gut bei Kasse ist. Es gibt Leute, die der Meinung sind, daß Guy Barnes irgendwo im Inneren einen zwar nicht allzu großartigen aber immerhin ergiebigen Claim hat, den er geheim hält. Es gibt aber auch Leute, die von ganz anderen Dingen tuscheln, denn „Guy“ ist durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Man weiß, daß er in Johannisburg ein halbes Jährchen hinter schwedischen Gardinen gesessen hat, weil er irrtümlicherweise annahm, die goldene Uhr eines Brauereibesitzers gehöre ihm. Es gibt da auch einige böse Sachen, Diebstähle und Betrügereien, sogar einen Einbruch, bei denen „Guy“ ein bißchen im Verdacht steht, nicht ganz unbeteiligt gewesen zu sein. Nachweisen hat ihm niemand etwas können, und zum Glück ist „Guy“ schon ein Duzend Jahre in der Union, aber wenn er den Namen nennen wollte, den er früher geführt hat, so würde man bei einer Nachfrage in Scotland Yard ein hübsches, langes Sündenregister erfahren können.
Guy also trinkt bedächtig seinen Whisky und langt so nebenbei nach dem Kursbuch Sam Wymmers’, das zum gefälligen Gebrauch neben dem Telephonbuch auf der Ecke des Schanktisches liegt, blättert scheinbar aus Langeweile darin und stellt befriedigt fest, daß am Donnerstag der Steamer „Köln“ in Port Elizabeth fällig ist. Route: Kapstadt, Teneriffa, Amsterdam, Hamburg.
Hans Balck ist heute wieder mal im Zuge. Er ladet immer wieder zu neuen drinks ein, kommandiert, lacht, wettet und boxt aus reinem Übermut Jim Halvorsen, den Amateur-Meisterschaftsboxer des Distrikts, zum Jubel der Zechgenossen k.o.
Als die Musik den Lärm mit einem flotten Step durchdringt, schnappt Hans Balck ohne weiteres die hübsche Molly Reeve um die Taille und wirbelt mit ihr davon. Mollys glänzende Augen bezeugen deutlich, daß sie Gefallen findet an dem starken Erobererarm und am liebsten den Tanz stundenlang fortgesetzt hätte. Aber das ist nicht nach Hans Balcks Geschmack. Je toller, um so besser. Mitten im Tanz läßt er Molly plötzlich stehen und langt sich eine andere von den „girls“. Die Musiker spielen und spielen und werfen schon mahnende, vorwurfsvolle Blicke auf ihren Dirigenten, aber sobald der zu Ende kommen will, donnert Hans Balks Stimme durch den Saal:
„Weiterspielen! Keine Müdigkeit vorschützen!“ und „Weiterspielen“ verlangen lärmend die von Hans Balcks Übermut angesteckten Digger. Die sonst hier im Lokal gewahrte äußere Form fällt ab, die gute alte Diggermanier bricht durch. Man pfeift, stampft zum Takt der Musik den Fußboden, schwingt verwegen sein Girl, flucht und lacht. Sam Wymmers’ „Kohinoor-Bar“ wird trotz Abendanzug und weißem Kragen einmal wieder zu einer richtigen Goldgräberbar wie in längst entschwundenen Zeiten, als auf den Feldern, die jetzt der Skuller Mine Co. gehören, noch die Digger selbständig mit Hacke und Sieb nach blauer Erde schürften. Hans Balck aber tanzt unentwegt. Er nimmt den Kameraden einfach die Tänzerinnen aus den Armen und schiebt ihnen dafür seine eigene zu, und selbst die „wildesten“ Digger lassen es sich lachend gefallen, denn Hans Balck kann man unmöglich böse sein, wenn er „seinen Tag“ hat. Die Mary, die Kitty, die Mabel, die Sonja— Hans Balck tanzt sie alle tot und lebendig. Er setzt sogar mit einem Hechtsprung über die Bar und holt Mrs. Field, die würdig-behäbige Küchenbeherrscherin, trotz ihres aufgebrachten Protestes in den Trubel.
Er hat eben wieder einmal Molly Reeve erwischt und schwingt sich mit ihr, als sein Blick auf Piet Keulen fällt, der eben eingetreten ist und düster in die lärmende Fröhlichkeit blickt. So bedrückt und niedergeschlagen, fast verzweifelt sieht Piet aus, daß Hans Balck jäh seine Tänzerin losläßt und auf den Freund zugeht.
„Mensch, was machst du denn für’n Gesicht! Ist was passiert?“
Die Musikanten setzen ihre Instrumennte ab, wischen sich den Schweiß von der Stirn und werfen dankbare Blicke auf Piet Keulen, aber er sieht sie nicht. Er schüttelt auf Hans Balcks Frage nur den Kopf und seufzt aus kummervollem Herzen. Hans packt ihn am Arm.
„Schieß los, Piet! Was wollte der Alte von dir? Du bist doch nicht am Ende — entlassen?“
„Schlimmer, Hans! Tausendmal schlimmer!“
„Nanu?“ Hans zieht den Freund mit sich in eine Ecke und drückt ihn auf einen Stuhl. „Erst mal einen Whisky, mein Junge! So! Nicht so zaghaft! Runter mit dem Gift! Und nun erzähl gefälligst!“
Das scharfe Getränk scheint Piets Lebensgeister wirklich ein wenig aufzufrischen. Er faßt die Hand seines Freundes und neigt sich flüsternd über den Tisch.
„Weißt du, wer den „Stern von Südafrika“ übers Meer bringen soll, Hans?“
„Nee.“ Hans Balck blinzelt ein wenig verwundert. „Keine Ahnung.“
„Ich“, sagt Piet Keulen mit Grabesstimme. „Ich bin der Unglückliche.“
„Mach keinen Quatsch, Piet! Du?“
„Leider, leider. Hör zu, Hans, und bemitleide mich. Ich bin der Kurier. Der Alte hat mich nur rufen lassen, um mir das mitzuteilen und mir das versiegelte Päckchen zu übergeben. Ich reise mit der „Köln“ von Port Elizabeth aus.“
Hans Balck pfeift durch die Zähne und betrachtet den Kleinen nachdenklich. „Na und?“ sagt er gedehnt. „Darum brauchst du doch nicht so ne Jammermiene aufzusetzen.“
„Bei meinem Pech, Hans!“ Piet Keulen schluckt schwer. „Mein Todesurteil ist gesprochen. Verlaß dich drauf, ich werde unterwegs ermordet, erschossen, über Bord geworfen, erdolcht. Und wenn ich schon lebend nach Amsterdam kommen sollte, dann bestimmt ohne den Diamanten. Möchte wissen, welcher unselige Dämon dem Alten eingegeben hat, grade mich zum Kurier zu bestimmen!“
Hans Balck betrachtet mitleidig das verstörte Gesicht des Freundes. Ein Feigling ist Piet Keulen keineswegs, er leidet nur an einem unausrottbaren Minderwertigkeitskomplex. Vielleicht weil er so klein und schmächtig ist. Außerdem aber ist er ein kreuzbraver, großartiger Kamerad. Hans Balck und Piet Keulen haben schon manchen Sturm zusammen erlebt und immer kräftig an einem Strang gezogen in den vier Jahren, die sie nun schon Arbeitsgenossen und Freunde sind.
„Du machst dir unnötige Kopfschmerzen, mein guter Junge“, sagt Hans Balck ruhig und gießt vorsorglich dem Freund einen neuen Whisky ein. „Du weißt doch, sie schicken immer mehrere Kuriere ab, wenn ein wertvoller Stein fortgebracht werden soll. Wer sagt dir denn, das gerade du den „Stern von Südafrika“ in deinem Päckchen hast?“
Piet Keulen schüttelt trostlos den Kopf. „Ich bin ein Pechvogel, Hans. Ich sage dir, ich weiß bestimmt, daß ich und kein anderer den Stein hat.“
„Meinetwegen. Aber schließlich sind wir zwei, mein Junge. Wir machen die Reise ja zusammen.“
„Wieso?“ Piet hebt verwundert den Kopf. „Fährst du denn auch ....“
„Am Donnerstag mit der „Köln“, vollendet Hans ruhig. Ich sagte dir ja schon: Ich hab Urlaub bekommen. Wir werden bis Amsterdam gemeinsam reisen. Was soll dir da passieren? Also steck ruhig deine Totengräbermiene ein, und wenn ich dir einen guten Rat geben soll, dann erzähl nicht jedem, daß du der Kurier bist.“
Bei der Aussicht, mit dem Freunde zusammen zu reisen, hebt Piet wirklich etwas getröstet den Kopf. „Ich werde mich selbstverständlich hüten.“
„Na, mir hast du’s doch eben erzählt.“
„Dir, Hans!“ Der Kleine sieht Hans Balck mit einem treuherzig bewundernden Blick an. „Meinem besten Freunde kann ich doch wohl ....“
„So ein Monstrum von Diamant hat schon aus Brüdern Todfeinde gemacht, mein Kerlchen. Also Vorsicht, wenn ich bitten darf. Vor allem laß die Indianer hier nichts merken. Trink, tanz und sei fidel. Ja, ich komme schon, Molly!“ unterbricht sich Hans Balck, denn die Musik hat sich inzwischen erholt und Molly Reeve tänzelt quer durch den Saal auf ihn zu. Eine Minute später walzt er wieder übermütig mit Molly durch das Lokal.
Es wird eine lange Nacht in der „Kohinoor-Bar.“ Sam Wymmers schmunzelt zufrieden, legt aber vorsorglich auch seinen Gummiknüppel unter dem Schanktisch zurecht, denn so übermütige Gelage haben schon oft genug mit einer tüchtigen Rauferei geendet. Die Tanzbegeisterung ist langsam abgeflaut. Dafür haben die Gäste selber das Vergnügungsprogramm in die Hand genommen. Ein Paar deutsche Digger sind auf das Podium geklettert und haben die Musiker verdrängt. Sie singen zu einer Zupfgeige „german - songs“, Heimatlieder, alte Wanderlieder. Ihre Stimmen sind ungeschult und rauh, aber man lauscht ihnen doch gern, denn die Melodien klingen so ganz anders als die gewohnten Schlager. Piet Keulen, der in seinem Kummer fleißig dem Whisky zugesprochen hat, bekommt darüber sogar den Schluckauf und wird elegisch. Er will unter allen Umständen das Lied von „Piet Heim“ zum Besten geben, dessen Namen klein, aber dessen Taten so groß waren. Gesang ist Piet Keulen nicht gegeben. Er wird nach den ersten schüchternen Tönen unter lautem Halloh wieder vom Podium heruntergezerrt.
An der Bar ist es ziemlich leer geworden. Die einzelnen Gruppen haben sich an den Tischen festgesetzt und trinken dort weiter. Molly Reeve verschmäht es heute, von Tisch zu Tisch zu flattern. Sie hängt wie eine Klette an dem blonden Hans Balck und hat sich mit ihm und Piet Keulen an einen Tisch gesetzt.
„Ach, du bist Deutscher?“ Molly schmiegt sich zutraulich an Balck, als er schallend den Heimatliedern applaudiert. „Meine Mutter war auch aus Deutschland.“
„So?“ Hans äugt über die Schulter scharf auf das Mädchen an seiner Seite. „Vorhin hast du dem Digger Dubois an der Bar erzählt, du wärst in Paris geboren.“
„Nun ja — bin ich auch. Darum kann meine Mutter doch eine ....“
„Ich will dir mal was sagen, Mädel?“ Hans faßt die Kleine unter das runde Kinn und hebt ihren Kopf zu sich in die Höhe. „Das Schmusen und Schwindeln kannst du dir für andere aufheben. Bei mir — ist