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Was tut sich eigentlich gerade in der Katholischen Kirche Deutschlands? Der Begriff "Synodaler Weg" klingt für viele sperrig - dieses Buch will den Begriff und alles was sich hinter dieser Aufbruchsbewegung verbirgt, in einfachen Worten kurz und verständlich entschlüsseln. Wann beginnt der Synodale Weg? Wer ist beteiligt? Welche Themen werden diskutiert? Wo kann ich mich informieren? Diese und viele weitere Fragen werden beantwortet. Ein ausführliches Quellenverzeichnis hilft dem Leser sich auch weiterführend zu informieren.
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Seitenzahl: 129
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Anne Preckel
Fragen und Antworten
1. Auflage 2020
© 2020 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart
Gestaltung und Satz: Finken & Bumiller, Stuttgart
Hersteller gemäß ProdSG:
Druck und Bindung: Finidr s.r.o., Lípová 1965,
737 01 Česky Těšín, Czech Republic
Verlag: Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH,
Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart
www.bibelwerk.de
ISBN 978-3-460-25606-4
eISBN 978-3-460-51085-2
Die Vorgeschichte –Die katholische Kirche im Umbruch
Wie kam es zum Synodalen Weg?
Wer verantwortet den Synodalen Weg?
Wer hat die Debatten vorbereitet?
Die Themen
Worum geht es im Macht-Forum?
Worum geht es im Forum Sexualmoral?
Worum geht es im Priester-Forum?
Worum geht es im Frauen-Forum?
Ein- und Abgrenzungen
Ist der Synodale Weg eine Synode oder ein Konzil?
Ist der Synodale Weg wieder ein Gesprächsprozess?
Ist der Synodale Weg eine zweite Würzburger Synode?
Bewahren und Verändern
Gibt es Vorgaben vom Vatikan?
Was sagt Papst Franziskus zum Synodalen Weg?
Frauen in der Kirche – auch im Vatikan ein Thema?
Was hat die Amazonas-Synode mit dem Synodalen Weg zu tun?
Was hat der Synodale Weg mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu tun?
Was kann uns die Bibel zu solchen Fragen sagen?
Der Blick von außen
Wie geht die Evangelische Kirche (EKD) mit so was um?
Gibt es in anderen Ländern auch Synodale Wege?
Die Entscheidungsprozesse
Wie werden beim Synodalen Weg Beschlüsse gefasst?
Warum gibt es eine Geistliche Begleitung?
Wie kann man beim Synodalen Weg mitmachen?
Erwartungen, Ängste, Hoffnungen
Warum wurde der Synodale Weg so heiß diskutiert?
Droht jetzt ein Sonderweg der deutschen Kirche?
Wird jetzt bald der Pflichtzölibat abgeschafft?
Gibt es jetzt bald Diakoninnen und Priesterinnen?
Wird der Synodale Weg die katholische Kirche verändern?
Anhang
Quellenverzeichnis
Linksammlung
Die Autorin
Es kriselt und brodelt in der katholischen Kirche in Deutschland. Mit dem Priestermangel, dem Glaubensschwund sowie Skandalen rund ums Geld und sexuellen Missbrauch hatte sie ja schon länger zu tun. Im Herbst 2018 war dann ein neuer Tiefpunkt erreicht. Laut einer von den Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, der ersten bundesweiten Auswertung, lagen bei 1.670 Klerikern Beschuldigungen vor. (1) Die Rede war von 3.677 durch Missbrauch Betroffenen im Zeitraum von 1946 bis 2014, die Dunkelziffer wurde noch höher geschätzt. Die Studie bescheinigte der katholischen Kirche zudem verheerende Fehler im Umgang mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs. Statt es an der Wurzel zu packen, wurde versetzt, vertuscht und vergeben, wie die kirchlichen Akten zeigten, die ausgewertet wurden. Auch für die jüngere Zeit waren zahlreiche Fälle vermerkt.
Die Bischofskonferenz sprach mit Blick auf diese Ergebnisse von „Erschütterungen“ und einer „Zäsur“ für die katholische Kirche. (2) Die Emotionen schlugen hoch, die Debatte wurde hitziger. Mit der Frauengruppe Maria 2.0 gingen Teile des katholischen Kernmilieus auf die Barrikaden, andere Menschen wandten sich ganz von der Kirche ab. Kritik kam jetzt zunehmend auch aus der Kirche selbst, und der Ruf nach grundsätzlichen Reformen wurde lauter. Diskussionen über klerikale Macht und „Risikofaktoren“ für Missbrauch in der Kirche, über mehr Mitsprache für Laien und Frauen gewannen an neuer Fahrt. Vor dem Hintergrund immer neuer Enthüllungen auch in anderen Ländern der Welt und in höchsten kirchlichen Kreisen geriet das System Kirche zunehmend ins Visier. Angesichts der offenbar gewordenen Vertuschungen war der „Verdacht entstanden, die Kirche diene nur ihrem eigenen Vorteil und der Sicherung ihrer Macht“, brachte der päpstliche Missbrauchsbeauftragte Pater Hans Zollner dies auf den Punkt. Die Kirche müsse jetzt „über ihre jahrzehnte- und jahrhundertelang eingeübten Denkmuster streiten. Keine Beschäftigung mit dem Einzelfall und kein päpstliches Machtwort kann das ersetzen“, so der Jesuit, der im Februar 2019 eine internationale Kinderschutzkonferenz im Vatikan ausrichtete. (3)
Mehr als 200.000 Menschen traten 2018 in Deutschland aus der katholischen Kirche aus. Es war die zweithöchste Zahl seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Bis 2060 könnte sogar die Hälfte der Kirchenmitglieder wegbrechen. (4) Eine Ursache dafür dürfte der sexuelle Missbrauch sein. Das Vertrauen in die Kirche hat sehr gelitten. Der Gemeinwohlatlas 2019 zeigt wie sehr, laut dem die katholische Kirche aktuell auf Platz 102 liegt, das ist ziemlich weit hinten und knapp vor dem Deutschen Fußballbund. (5)
Vom Missbrauchsdebakel und dem Aufruhr im Kirchenvolk umgetrieben beschlossen die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung 2019 in Lingen einen „verbindlichen Synodalen Weg“. (6) Angesichts der „schweren Krise“ der Kirche setzen sie sich ab Dezember 2019 mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen, um über kirchliche Reformen zu sprechen. Dabei wird im Rahmen einer strukturierten, zunächst zweijährigen Debatte über Macht und Ämter in der Kirche, Priester, Sexualmoral und die Beteiligung von Frauen und Laien diskutiert. Grundsätzlich geht es um einen „Weg der Umkehr und Erneuerung“, heißt es in der Präambel zum Synodalen Weg. Dabei setze man auf das „große Engagement aller, die in der Kirche aktiv mitarbeiten“. (7)
Bei der Suche nach Reformwegen für die Kirche in Deutschland liegt der Akzent gewollt auf „gemeinsam“: Das Wort „synodal“ leitet sich vom griechischen Begriff „synodos“ ab und bedeutet „gemeinsamer Weg“. Papst Franziskus hat sich im Juni 2019 in einem Brief an Deutschlands Kirche grundsätzlich offen gegenüber dem Projekt gezeigt. (8)
Der Synodale Weg wird von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gemeinsam verantwortet und partnerschaftlich gestaltet.
Das ZdK ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte, der katholischen Verbände und von Institutionen des Laienapostolates sowie weiterer Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Es nahm die Einladung zur Reformdebatte im Mai 2019 unter der Bedingung an, dass bei den Bischöfen „der Wille zu wirklicher Veränderung erkennbar“ sein müsse. Der Synodale Weg dürfe keine „Besänftigungs- und Beschäftigungstherapie“ für das Volk Gottes sein. (1) Er sei eine logische Folge der „tiefen Krise der katholischen Kirche in Folge des in den letzten Jahren bekanntgewordenen Ausmaßes sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Geistliche“. (2) Kernforderungen des ZdK sind: eine Trennung von Exekutive und Judikative im Kirchenrecht im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, Transparenz und eine gleichberechtigte Teilhabe von Laien an der Kirchenleitung, der Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, Einsatz für die Abschaffung des Pflichtzölibates, ein Wandel in der kirchlichen Sexualmoral und einheitliche Standards für die Priesterausbildung. (3)
Trotz unterschiedlicher Präferenzen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz zur Ausrichtung des Synodalen Weges erklärten sich bei ihrer Vollversammlung im September 2019 letztlich alle Bischöfe dazu bereit, das Projekt mitzutragen. (4) Sie begründen den Synodalen Weg vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals: „Erschütterungen verlangen besondere Vorgehensweisen. Die Missbrauchsstudie und in ihrer Folge die Forderung Vieler nach Reformen zeigen: Die Kirche in Deutschland erlebt eine Zäsur. Der Glaube kann nur wachsen und tiefer werden, wenn wir frei werden von Blockierungen des Denkens, der freien und offenen Debatte und der Fähigkeit, neue Positionen zu beziehen und neue Wege zu gehen.“ (5)
Die Themenschwerpunkte des Synodalen Weges haben die Bischöfe gemeinsam mit den Laienvertretern festgelegt. (6) Sie lauten „Macht und Gewaltenteilung: Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen: Liebe leben in Sexualmoral und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“. Auf Anregung des Zentralkomitees kam in der Vorbereitungsphase noch ein viertes Thema dazu, das behandelt werden soll: „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“.
Gemeinsames Organ der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist die Gemeinsame Konferenz, in der Kleriker wie Laienvertreter sitzen. Für die Vorbereitung des Synodalen Weges wurde diese Konferenz, die im Zuge der Würzburger Synode (1971–1975) als ständiges Organ mit je zehn Vertretern der DBK und des ZdK errichtet worden war, auf rund 50 Personen erweitert. (7) Das Gremium klärte zum Beispiel Fragen zu den einzelnen Foren und zur Satzung ab.
In der Satzung des Synodalen Weges sind die Ausrichtung und Regeln des Reformweges festgeschrieben. (8) Sie definiert, was der Weg ist, was er soll und wer am Ende entscheidet. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die letzte Fassung dieser Verfahrensordnung einschließlich einer Präambel auf ihrer Herbstvollversammlung im September 2019 in Fulda mit einer großen Mehrheit gutgeheißen, das Zentralkomitee gab Ende November grünes Licht. (9)
Nach dem Start des Synodalen Weges am 1. Dezember 2019 soll der Dialog für zunächst zwei Jahre laufen. Meilensteine sind die zwei mehrtägigen Plenarversammlungen Ende Januar und Anfang September 2020. Weitere Synodalversammlungen sind für das Jahr 2021 geplant. Als Ort für den Austausch wurde der Frankfurter Bartholomäus-Dom gewählt, in dessen Vorgängerbau im Jahr 794 auf Einladung Karl des Großen die Synode von Frankfurt zusammentrat, um diverse theologische und politische Fragen zu erörtern.
Für die Vorbereitung und Durchführung der Debatten greift ein Prozess, der in der Satzung des Synodalen Weges genau festgelegt ist. (1) Grundsätzlich werden Themen und Debatten von der Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gemeinsam aufbereitet und gestaltet.
Für die inhaltliche Vorbereitung der Debatten sind die sogenannten „Synodalforen“ zuständig, die jeweils unter der Leitung eines Mitgliedes der Deutschen Bischofskonferenz und eines Mitgliedes des Zentralkomitees der deutschen Katholiken arbeiten sollen. Über die Zusammensetzung dieser Foren wird auf der konstituierenden Sitzung der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 entschieden. (2) Wie die Ausrichter des Synodalen Weges im Vorfeld bekanntgaben, sollen die jeweils 30 Mitglieder umfassenden Synodalforen ein breites Spektrum an Hintergründen, Fähigkeiten und Perspektiven abbilden. Verschiedene Altersgruppen sollen repräsentiert sein, ebenso Bischöfe, Ordens- und Gemeindepriester sowie Gemeindereferenten, Professoren, Vertreter des ZdK sowie anderer Organisationen. (3)
Die Mitglieder der Synodalforen haben in ihrem Synodalforum gleiches Stimmrecht und sind an keine Weisungen aus den Gremien, die sie entsandt haben, gebunden. (4) Inhaltlich knüpfen die Synodalforen an die Vorarbeit von vier Vorbereitungsgruppen beziehungsweise VorForen an, die bis September 2019 zu den vier Themenschwerpunkten des Synodalen Weges gearbeitet haben. Ihre Arbeitspapiere sind auf den Internetseiten der DBK nachzulesen. (5) Aufgabe der Synodalforen ist, Vorlagen für die Sitzungen der Synodalversammlung zu erarbeiten. Die Synodalversammlung ist das Beschlussgremium des Synodalen Weges. (6)
Bereits bei der inhaltlichen Vorarbeit zum Synodalen Weg fiel die heterogene Zusammensetzung der Arbeitsgruppen auf, die sich der vier Themenbereiche annahmen. (7) Die Standpunkte und Erfahrungen der Teilnehmer lagen bisweilen weit auseinander, so dass in den jeweiligen Arbeitspapieren Tabellen aufgeführt wurden, um die unterschiedlichen Standpunkte zu dokumentieren.
Das Forum „Macht, Partizipation, Gewaltenteilung“ leiteten Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer und ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel. In diesem Vorbereitungsforum waren neben Wiesemann die Bischöfe Gregor Maria Hanke, Gebhard Fürst und Franz-Josef Overbeck beteiligt. Sie saßen mit ZdK-Vertretern, mehreren Diözesanvertretern und vielen Hochschulprofessoren in der Runde. Mit Andrea Fischer, die als unabhängige Missbrauchsbeauftrage des Bistums Hildesheim teilnahm, war auch eine Ex-Ministerin vertreten.
An der Spitze des Forums „Sexualmoral“ standen die Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Birgit Mock, und der Limburger Bischof Georg Bätzing. Mit in der Runde saßen zudem die Bischöfe Heiner Koch und Franz-Josef Bode. Mit den beiden Vertretern des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Lisi Maier und Thomas Andonie waren zwei Repräsentanten der jüngeren Generation vertreten. Weitere Teilnehmer kamen aus den Bereichen katholische Frauenarbeit und Familienpolitik, Seelsorge und Moraltheologie.
Das Forum „Priesterliche Lebensform“ verantworteten der Geschäftsführer des Katholischen Verbandes für Soziale Dienste in Deutschland (SKM), Stephan Buttgereit aus Haltern, und Bischof Felix Genn aus Münster. Die vorbereitende Diskussionsrunde fiel mit elf Personen etwas kleiner als in den anderen Vor-Foren aus. Neben den Bischöfen Genn, Peter Kohlgraf und Wolfgang Ipolt waren mit dem Jesuiten Stephan Kessler und der Franziskanerin Katharina Kluitmann auch zwei Ordensvertreter dabei.
Das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ wurde von der Theologieprofessorin Dorothea Sattler von der Universität Münster und Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück geleitet, dem Frauen-Beauftragten der DBK. In dieser Gruppe saßen mit zehn Teilnehmerinnen, davon zwei Ordensfrauen und mehrere Professorinnen, zwei Drittel Frauen. Zu den Fürsprecherinnen der Frauenordination gehörten in der Runde die Vorsitzende des Netzwerkes „Diakonat der Frau“ Irmentraud Kobusch und die Franziskanerinnen-Oberin Katharina Ganz. Die Pastoralreferentin Daniela Engelhard, seit 2002 Leiterin des diözesanen Seelsorgeamtes Osnabrück, war die erste Frau in Deutschland in einer solchen Führungsposition. Unter den männlichen und geweihten Teilnehmern des Frauen-Vor-Forums waren neben dem Vorsitzenden Bode auch die Bischöfe Michael Gerber und Stefan Heße vertreten. Aufgrund thematischer Überschneidungen zum Macht-Forum wurde eine Zusammenarbeit der beiden Gruppen angekündigt.
Ein Blick in die Arbeitspapiere der vier vorbereitenden Foren zeigt Grundlinien auf, an denen sich die Debatten beim Synodalen Weg orientieren werden. Bei der Sitzung der erweiterten Gemeinsamen Konferenz am 13./14. September 2019 in Fulda hatten sich Bischöfe und Laien-Vertreter über die bislang geleistete Vorarbeit ausgetauscht. (1) Ab der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 werden die einzelnen Themen dann in den Synodalforen weiterentwickelt und konkretisiert, bis sie der Synodalversammlung schließlich zur Abstimmung vorgelegt werden können. Die Arbeitstitel der Vor-Foren wurden für die Synodalforen des Synodalen Weges leicht modifiziert.
„Macht und Gewaltenteilung in der Kirche: Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag“ lautet der volle Titel dieses Forums. (1) Ein Schwerpunkt dabei: der klerikale Machtmissbrauch, der vor allem im Zuge des Missbrauchsskandals offenbar geworden war. Auf dem Synodalen Weg soll geklärt werden, „was getan werden muss, um den nötigen Machtabbau zu erreichen und eine gerechtere und verbindliche Ordnung aufzubauen.“
Konkret soll zum Beispiel überlegt werden, ob sich für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz unabhängige kirchliche Verwaltungsgerichte einrichten ließen. (2) Neu ist diese Forderung nicht, bereits bei der Würzburger Synode war 1975 der Entwurf für eine solche juristische Instanz vorgestellt worden, die jedoch nie verwirklicht wurde. Im Kontext des Missbrauchsskandals hatte die Forderung zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hofft nun, dass es auf dem Synodalen Weg dazu einen Durchbruch geben könnte. Möglicherweise werde die Frage „eine der ersten sein, bei der wir erleben, dass die Bischöfe endlich vom Reden ins Handeln kommen“, zeigte sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg hoffnungsvoll: „Es ist wirklich höchste Zeit.“ (3)
Offen für eine Reform in diesem Bereich hat sich der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper gezeigt, der die Einführung solcher Verwaltungsgerichte als Beschwerde-Instanzen fordert. „Wenn wir zu Recht über arroganten, selbstverliebten Klerikalismus und Machtmissbrauch in der Kirche klagen, dann müssen wir doch auch sehen, welche Formen von Machtbegrenzung und Machtkontrolle sich anderswo bewährt haben, etwa in demokratischen Gemeinwesen“, sagte er im Frühjahr 2019 in einem Interview. „Von einem Bischof zu verlangen, dass er seine eigenen Gesetze oder die Gesetze Roms einhält, ist weder unbillig noch schränkt es den Bischof ungebührlich ein. Es würde seiner Autorität im theologischen Sinne nichts nehmen, sondern im Gegenteil seine Autorität stärken, zu mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit beitragen.“ (4)
Weiter geht es im Macht-Forum grundsätzlich um Fragen der Teilhabe und der stärkeren Beteiligung von Laien, wie das Arbeitspapier der Vorbereitungsgruppe aufzeigt. Leitfragen sind hier: Welche Aufgaben könnten Laien in der Kirche stärker als bisher übernehmen? Wo könnten Kleriker mehr Macht abgeben? Wie lässt sich Kirche insgesamt gemeinschaftlicher gestalten? Wer darf welche kirchlichen Ämter warum ausüben und wer nicht?
Dazu gibt es bereits konkrete Vorschläge, über die diskutiert werden soll. Die allgemeine Richtung ist: Laien sollen mehr gestalten und mitbestimmen können. Die kirchlichen Dienste, einschließlich des Bischofsamtes, sollen in ihrem Wirken und Kooperieren „verbindlich festgeschrieben“ werden. Mehr Mitsprache der Laien könnte es zum Beispiel bei der Verteilung der Kirchensteuer geben, auch für die Heilige Messe könnte man einen Predigtdienst von Gläubigen beschließen. Zudem könnten Leitungsämter ausschließlich auf Zeit vergeben und Führungspersonen auf allen Ebenen durch unabhängige Gremien kontrolliert werden, um Machtmissbrauch vorzubeugen.