Der Tag im Schneekugelsturm - Katrin Klemm - E-Book

Der Tag im Schneekugelsturm E-Book

Katrin Klemm

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Beschreibung

FÜR ALLTAGSHELDINNEN, DIE IHRE ZIELE MIT MUT UND LEBENSFREUDE ERREICHEN WOLLEN. Das Buch inspiriert humorvoll und unterstützt ganz pragmatisch Frauen, die sich beruflich und persönlich weiterentwickeln und an Herausforderungen wachsen wollen. Alle Frauen, die keine Lust mehr haben abzuwarten, dass sich die Umstände ändern, sondern diese selbst gestalten wollen. Besonders wenn es darum geht, als Working Woman Beruf und Familie flexibel zu verbinden. In einem kleinen Hamburger Medienunternehmen steht das Team kurz vor der entscheidenden Pressekonferenz als die Schwierigkeiten beginnen. Assistentin Franka Kruse übernimmt (nicht ganz freiwillig) das Ruder und führt das Unternehmen durch den Sturm. Ihre größte Herausforderung: Nicht länger Everybody's Darling sein, sondern sich im Job nehmen, was ihr zusteht, klarmachen, wo es lang geht und dabei noch Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen. 12 Kapitel voller Business-Stories liefern Selbsterkenntnis über den gelegentlichen Irrwitz im Berufsalltag. Dazu 12 praktische Übungen zum Entdecken und Ausprobieren: vom Verlassen der Perfektionsfalle über das Erkennen der eigenen Ja-Sagerin bis zum entspannten Umgang mit eigenen Fehlern. Erkenne Deine eigenen Stärken und setze sie frei. Das Ziel: In 12 Schritten zu mehr Handlungsfreiheit. KATRIN KLEMM arbeitet als Coach und Trainerin in Hamburg www.katrinklemm.de

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Seitenzahl: 245

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Katrin Klemm

DER TAG IM SCHNEEKUGELSTURM

KATRIN KLEMM

DER TAG IM SCHNEEKUGELSTURM

SELBST-COACHING MIT BUSINESS-STORIES

ÜBER DIE AUTORIN

Die Hamburger Coach und Trainerin Katrin Klemm überzeugt seit über fünfzehn Jahren mit der Fähigkeit, das Beste im Menschen zu entdecken und zu fördern. Mit pragmatischer Zielorientiertheit und alltagstauglichen Lösungen macht sie Lust auf ein sinnreiches Leben und Arbeiten. Durch ihre Erfahrung als Projektmanagerin in IT-Unternehmen und Unternehmensberaterin steht sie mit beiden Beinen in der Praxis. Zu ihren Kunden gehören vor allem Frauen, die ihre LifeStory aktiv verstehen, nutzen und gestalten wollen, um sich selbst, ihr Team und ihr Unternehmen erfolgreich zu führen. Mehr Informationen gibt es unter www.katrinklemm.de

IMPRESSUM

Copyright: © 2019 Katrin Klemm

2. überarbeitete Auflage 2019

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg,

https://tredition.de

ISBN 978-3-7497-0 034-9 (Paperback)

ISBN 978-3-7497-0 035-6 (Hardcover)

ISBN 978-3-7497-0 036-3 (e-Book)

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitungen und Zeitschriften, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text und Bildteile.

Die Durchführung der Übungen erfolgt auf eigene Verantwortung.

INHALT

Vorwort zur zweiten Auflage

Vorwort zur ersten Auflage (2015)

TEIL 1: LOSLASSEN!

Prolog: Springteufel spring!

Kapitel 1: Viel Raum für alle

Übung 1: Raus aus der Perfektionsfalle

Kapitel 2: Man sieht sich immer zweimal

Übung 2: Gut Freund mit Deiner Angst

Kapitel 3: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Übung 3: Erwartungen klären

Bellas Gedanken 1: Zuhause

TEIL 2: DURCHSTARTEN!

Kapitel 4: Kunde und König

Übung 4: Frauenpower durch Männermuster

Kapitel 5: Depp 2.0

Übung 5: Schluss mit Selbstmitleid

Kapitel 6: Verführen oder führen

Übung 6: Sag Ja zum Nein

Bellas Gedanken 2: Gefallen wollen

TEIL 3: UMDENKEN!

Kapitel 7: Gute Miene zu bösem Spiel

Übung 7: Was kann ich gut?

Kapitel 8: Eene meene Muh

Übung 8: Der Mutterspagat

Kapitel 9: Rollentausch

Übung 9: Hilfe, mein Chef ist eine Chefin

Bellas Gedanken 3: Was war, was ist und was wird

TEIL 4: ZUSAMMENWACHSEN!

Kapitel 10: Helfende Hände

Übung 10: Ad hoc Team-Building

Kapitel 11: Ist mir doch egal

Übung 11: Empathie-Power-Training

Kapitel 12: Rettung in letzter Sekunde

Übung 12: Fehler sinnvoll nutzen

Bellas Gedanken 4: Begleiter

Epilog: Es wird einmal

B.E.L.L.A. geht weiter: im Web

Dein Semester-Projekt

Band 1 und 3 der B.E.L.L.A.-Trilogie

VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE

Nach der ersten Auflage schrieb mir eine Leserin: „Hallo Katrin, wann genau hast du mich eigentlich so genau beobachtet? Ich bin zwar gerade erst dabei Franka kennenzulernen, aber ich habe das Gefühl als würdest du über mich schreiben!“

Genau das ist es, was ich tue. Nach fünfzehn Jahren praktischer Erfahrung als Frau im Business – als Projektmanagerin, Unternehmensberaterin, Trainerin – bin ich ganz nah dran. Die Herausforderungen meiner Klientinnen sind genau die Themen von Franka – der Heldin dieses Buches.

Wie oft stellen sie sich im Stillen noch immer Fragen wie:

»Bin ich wirklich gut genug für diese Position?

»Worauf konzentriere ich mich zuerst?

»Mir reicht’s jetzt. Doch wie mache ich das deutlich?

»Hab ich auf der großen Bühne wirklich was zu sagen?

Auch wenn sich die Bedingungen, unter denen Frauen in unserem Land leben und arbeiten, viel langsamer wandeln, als man das in unserer schnelllebigen Zeit erwartet, finden Frauen heute erfolgreich individuelle Antworten für ihren Weg.

Ja, wir erreichen Fortschritte. Zunehmend erkämpfen sich Frauen mehr Einfluss, Macht und Einkommen – auch wenn es uns wie im Schneckentempo vorkommt. Es gibt immer mehr Frauen im Vorstand, in Aufsichtsräten, Geschäftsführerinnen, selbständige Unternehmerinnen und Politikerinnen. Das ist gut so. Doch oft liegt ein langer und anstrengender Weg hinter ihnen. Und dort oben wird es nicht leichter, sich selbst treu zu bleiben.

Doch Frauen müssen auch in Zukunft nicht alles allein machen. Gemeinsam geht es besser und macht mehr Spaß. Das habe ich in den letzten Jahren durch die Unterstützung eines starken Frauennetzwerkes erfahren (Danke an Ladies Mentoring – www.ladiesmentoring.com –, die hier und da sogar mitbestimmt haben, wie es mit Franka weitergeht).

Die Energie gegenseitiger Unterstützung und ein faires Miteinander sind mir ein Herzensanliegen. Wenn dabei jede und jeder seine Stärken nutzen kann, um so besser. Denn ich bin – auch nach all den Jahren – überzeugt, dass wir die wichtigsten Werkzeuge stets selbst in der Hand haben: unseren Mut, unsere Neugier und die Entschlossenheit, uns selbst und die Welt um uns herum weiterzuentwickeln und zu gestalten.

Dazu möchte ich mit diesem Buch einen Beitrag leisten.

VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE (2015)

Noch immer scheinen Leben und Arbeiten für viele Menschen Gegensätze zu sein. Anspruchsvolle Projekte und hektische Alltagsroutinen lassen kaum Luft zum Atmen. Jobs bieten heutzutage enorme Gestaltungsfreiheiten oder frustrieren mit unerfüllbaren Ansprüchen von Kunden, Chefs und Mitarbeitern. Klar wäre es schön, wenn alles anders wäre: leichter, angenehmer, sinnvoller. Doch die einzige Baustelle, an der wir jetzt sofort anfangen können etwas zu verändern, sind wir selbst. Aus dieser Erkenntnis heraus ist die B.E.L.L.A.-Strategie entstanden.

Im ersten Band „Der Tag an dem Bella verschwand“ ging es vorrangig darum, seine Komfortzone zu verlassen, sich aus der Tretmühle zu befreien, Entscheidungsfreiheit zu gewinnen und zu nutzen. In diesem Buch erfährst du, wie du endlich für dich und deine Talente einstehst, statt dich im Versuch aufzureiben „Everybody‘s Darling“ zu sein!

LEICHTER LEBEN, ERFOLGREICHER ARBEITEN

Manchmal ist es wichtig, sein Leben neu zu denken. Dabei will dich dieses Buch mit seinen Methoden und Tools unterstützen. Jede einzelne davon ist ausführlich in der Praxis getestet. Doch einfach nur eine Handvoll Tipps und Übungen zusammenzustellen, war mir nicht genug. Deshalb sind die B.E.L.L.A.-Arbeitsmaterialien mit einem Roman kombiniert. Warum? Jede unserer Gehirnhälften hat ihre eigene Aufgabe: Die Linke ist für das analytische Wissen zuständig, die Rechte für Intuition, Emotion und Kreativität. Das B.E.L.L.A.-Buch verbindet beide zu einem Ganzen.

In vier Abschnitten und zwölf Schritten kannst du die Geschichte von James, Franka, Manfred und Kevin miterleben – und wirst das ein oder andere Mal über ein Déjà-vu schmunzeln … Schritt für Schritt kannst du die passenden Übungen nutzen, um die gewonnenen Erkenntnisse auf dich und dein Leben zu übertragen.

DIE B.E.L.L.A. STRATEGIE

Jeder Buchstabe in dem Namen B.E.L.L.A. steht für einen Aspekt deines Weges hin zu dem Ziel beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig im Alltag leichter zu leben.

BERUFLICH Du hoffst heimlich darauf, dass sich die Umstände deines Berufslebens ändern. Kann sein, dass das irgendwann passiert. Doch willst du wirklich so lange warten? Nimm das besser selbst in die Hand. Wie? Im ersten Teil „Loslassen“ geht es darum, Abstand zur alltäglichen Routine zu finden und Hindernisse wegzuräumen, die uns den Weg zum Erfolg im Beruf und im Leben verbauen. Vor allem für Frauen gilt es, die Perfektionsfalle zu verlassen, sich ihren Ängsten zu stellen und Erwartungen deutlich zu klären – die an sich selbst und jene, die das Umfeld an sie stellt.

ERFOLGREICH Sobald du den Durchblick hast, vertraue auf deine Talente. Deshalb erfährst du im zweiten Teil „Durchstarten“, wo du dir Erfolgsmuster abgucken kannst, wie du aus der Spirale des Selbstmitleids aussteigst und durch ein klares „Ja zum Nein“ wieder entscheidest, was dir wirklich wichtig ist.

LEICHTER Sobald du entdeckst, dass es bei Job und Karriere nicht auf entweder-oder, sondern auf die geschickte Kombination von sowohl-als-auch ankommt, wird alles leichter. Die clevere Verbindung von weiblichen und männlichen Führungsstilen lässt noch viel Luft nach oben. Im dritten Teil „Umdenken“ nutzt du die Perspektive Dritter, um dir deiner Stärken bewusster zu werden und sie gezielter einzusetzen.

LEBEN Die Kombination aus gelungener Selbstbestimmung und dem gemeinsamen Gestalten unserer (Job-)Umwelt macht das Leben aus. Im vierten Teil „Zusammenwachsen“ zeige ich dir deshalb, wie Team-Arbeit selbst dann gelingt, wenn es mal schnell gehen muss, was du mit einem Quäntchen Empathie gewinnst und wie du aus Fehlern das Beste rausholst.

ALLTAG Du kannst viel lesen, wenn der Tag lang ist. Doch am Ende zählt nur, was sich in deinem Alltag tatsächlich bewährt – im Beruf und im Privatleben. Deshalb verbindet die B.E.L.L.A.-Strategie Sachverstand mit Inspiration, Selbsterkenntnis mit Praxistests und sachliche Informationen mit einem humorvollen Blick auf die Tücken des Alltags.

Natürlich hindert dich niemand daran, nur den praktischen Teil zu lesen und die Übungen zu machen. Oder du greifst dir nur die Teile heraus, die für deine aktuelle Lebens- und Arbeitssituation gerade richtig und wichtig sind. In jedem Fall wünsche ich dir mit dem zweiten Band der B.E.L.L.A.-Trilogie viel Spaß, überraschende Anregungen und die Lust auf das spannende Experiment dein Leben zu gestalten. Mit Mut und Lebensfreude.

TEIL 1:LOSLASSEN!

PROLOG: SPRINGTEUFEL SPRING!

Es waren genau drei Monate vergangen, seit James Bridges alte Hundedame Bella spurlos verschwunden war. Drei Monate, in denen sich so viel ereignet hatte, dass es dem kleinen Team um James wie die Fahrt in einer Achterbahn vorgekommen war. Wohlgemerkt eine, an der noch nicht alle Schrauben festsaßen.

Nachdem der chinesische Mutterkonzern ihres Verlages, muqin hao, ihre Zeitschrift ‚Zuchtstier‘ einfach dicht gemacht hatte, hatten sie alles auf eine Karte gesetzt und ihr eigenes Unternehmen gegründet. Gleich war es soweit, der große Moment war da. Der Moment, in dem sie ihr neues Medium vorstellen würden. Einen Reinfall konnten sie sich nicht leisten. Sie hatten schwer dafür gearbeitet.

Es hatte eine Weile gedauert, bis sie das neue Büro gefunden hatten. Ihr Investor Walter Frese hatte nicht mit sich verhandeln lassen. Immerhin war er es ja, der mit großer Geste tief in seine Taschen griff und so beharrte er auf seinen Vorstellungen, die er von einem Medienunternehmen hatte: ein Großraumbüro in der Hafencity. Modern sollte es sein und einen gewissen ‚Chic‘ haben, wie er es nannte.

Letzten Monat hatten sie es dann nach langer Suche endlich bezogen: 700 Quadratmeter, knapp über 14.000 Euro Kaltmiete, sechste Etage, Fensterfronten ringsherum, eine herrliche Aussicht, die im Team bisher noch keiner in Ruhe hatte genießen können. Zu groß war der Stress, der Druck, der seit der verrückten Idee damals in James‘ Küche stetig weiter gestiegen war: Sie hatten sich etwas wirklich Großes vorgenommen und heute, an einem milden Apriltag, an dem die Menschen anderswo in der Stadt sich ihren Frühlingsgefühlen hingaben, würde sich zeigen, ob sie mit ihrem Konzept richtig lagen oder alles versemmeln würden. Kurz gesagt: Die Nerven lagen blank.

Walter sah auf seine Armbanduhr: Es war fünf vor Sechs abends. Er trug einen haselnussbraunen Anzug, dessen Nähe zu seiner doch eher welligen Taille James‘ Mutter Mary mehrfach die Augen hatte rollen lassen. Niemand wusste, ob die beiden nun ein Paar waren, einschließlich Walter. Dabei hatte Mary keine zwei Wochen gebraucht bis er ihr aus der Hand fraß. Das wiederum hatte James zunächst zähneknirschend zur Kenntnis genommen.

Dann aber hatte er begriffen, dass ihn einerseits seine stets präsente Mutter hierdurch ein Stück weit aus den Augen verlor. Andererseits reagierte Walter Frese, der nun mal das ganze Vorhaben finanzierte, dadurch geradezu milde auf die nicht enden wollenden Nachschubanfragen aus dem Team. Für gewöhnlich tat er zwar so, als müsse er bei jedem Etat hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Er bohrte nach, zögerte, musterte den Fragenden mit skeptischer Miene, doch dann kam es endlich, sein mittlerweile schon zum geflügelten Wort mutiertes: „Ach was… Man lebt nur einmal.“ Und mit einem gönnerhaft in die Länge gezogenen Brummton stellte er den nächsten Scheck aus. Bis heute…

Heute waren sie alle gekommen. James, der – trotz mehrerer, großer Suchaktionen – seine entlaufene Hundedame Bella noch immer nicht gefunden hatte. Sein Findelhund Mr. X, der ihm nur selten von der Seite wich. Manfred März, ihr ehemaliger Chef, im Schlepptau seine Frau Ginger, die sich „vorsichtshalber“ einen Halbtagsjob in einer Parfümerie besorgt hatte – was dazu führte, dass ihre beiden Söhne, die pubertierenden Zwillinge Julian und Daniel, wie so oft nach der Schule, ebenfalls im Büro herumchillten. Kevin Schmidt, der Team-Nerd, ohne Begleitung, aber mit einer ständig filmenden Videokamera bewaffnet. Franka Kruse, mit ihrer kleinen Tochter Anabel und ihrem Vater, Opa Jim. Ihre Freundin Georgia Petreira. Übersetzerin und Sprachenwunder Leslie Mingfei Schneider, die in den letzten Wochen das Team verstärkt hatte und darauf bestand, dies „ehlenamtlich“ zu tun. Und eine kleine Armada aus Praktikanten, freien Mitarbeitern, eine Fensterreinigungstruppe, einige Handwerker und das IT-Team. Letztere hatten es geschafft, das gesamte Büro in kürzester Zeit an die digitale Welt anzuschließen, im Nacken Kevin, der jeden ihrer Schritte mit Argusaugen bewachte. Im Moment waren sie damit beschäftigt, im Foyer des Bürohauses das große Event technisch vorzubereiten, auf das alle seit Wochen hingearbeitet hatten: Die Pressekonferenz!

Während Walter Frese zwischen den weißen Bürotischen umher stolzierte, hier und da kleine aufmunternde Kommentare machte, jedem zuwinkte, jedoch in heimlichen Momenten mehr mit dem korrekten Sitz seines Anzugs beschäftigt war, lief bei den anderen der Schweiß literweise. James hatte ein Redeskript für Manfred angefertigt, das er nun schon zum siebten Mal änderte. Wenn Manfred vor der Kamera punkten wollte, dann musste jede Formulierung sitzen. Immer wieder strich James ganze Textpassagen heraus und schrieb neue hinzu. Er hatte vom Pressekonferenzablauf eine minutiöse Skizze angefertigt, die er unverhältnismäßig lang anstarrte. Was hatte er den anderen da nur eingeredet? Bisher schien alles wie ein Spiel. Doch jetzt wurde es ernst und er sah sich in der Verantwortung dafür, dass sie keinen Schiffbruch erlitten. James hielt inne und lauschte dem Stimmengewirr im Raum. Zu seinen Füßen hörte er Mr. X leise schnarchen, ein beruhigendes Geräusch.

Franka sah besorgt zu ihrem Vater herüber. Dieser saß an einem der großen, leicht getönten Panoramafenster. Die eine Hand um Anabel gelegt, die auf seinen Schoß schlief und hin und wieder hustete. Mit der anderen blätterte er in einer der Internet-Zeitschriften, die überall herumlagen. Franka wusste, dass er vom Inhalt rein gar nichts verstand, aber immerhin war er gekommen und sie konnte sich auf die Arbeit konzentrieren. Franka schnaufte.

Den ganzen Tag war ihr Tisch komplett belagert gewesen: Techniker, die sie baten, einige Teile vom Lieferanten zu ordern. Zwei Praktikantinnen, für die sie Dokumente aus dem neuen EDV-Netzwerk herausgesucht hatte. Zwei weitere Praktikanten, die den ersten Tag da waren und die sie einweisen sollte. Ein freier Web-Designer, der mit seiner finalen Gestaltung bei Kevin auf taube Ohren gestoßen war. Kevin selbst, für den sie nach einem handfesten Streit mit den Handwerkern im Foyer hatte vermitteln müssen. Einer der Fensterreiniger von den FensterKings, der mit ihr die Arbeit des Teams abrechnen wollte. Und so weiter und so fort. So ging es schon seit Wochen. Franka sprang hierhin und dorthin, reagierte auf die Wünsche und Anforderungen des stetig wachsenden Teams. Kaum fand sie mal ein paar Minuten, um sich ihren eigenen Arbeitsplatz einzurichten. Gerade jetzt winkte Manfred März sie hastig herbei. Ihr wurde mulmig.

Irgendjemand in Haus, wahrscheinlich im Büro über ihnen, hatte sich entschieden, ausgerechnet heute einer Wand mit schwerem Gerät zu Leibe zu rücken. Seit einiger Zeit schon hörte man ein durchgehendes, schrilles Bohren, unterbrochen von mannigfachen Rumpelgeräuschen. Es klang, als seien die Handwerker da oben so richtig auf den Geschmack gekommen und hätten den sportlichen Eifer entwickelt, das gesamte Stockwerk in Staub zu verwandeln. Manfred, der seinen Text übte und dabei von Ginger mit strenger Miene sowie den Zwillingen mit belustigter Häme beobachtet wurde, hatte nun schon zum zweiten Mal das durchgeschwitzte Hemd gewechselt. Er fluchte innerlich mehr, als dass er sich auf seinen Text konzentrierte. Er hasste das Büro schon jetzt. Wer konnte nur so doof sein, davon auszugehen, dass so viele Menschen in einem Großraumbüro ungestört kreativ tätig sein könnten? Doch nur dieser Frese, der von all dem hier so viel Ahnung hatte, wie ein Orang Utan von Differenzialrechnung. Obwohl, beim Orang Utan war er sich nicht so sicher…

Manfred schob Ginger von sich weg, die seit einer gefühlten Ewigkeit an seiner Krawatte herumnestelte. Das würde was geben heute Abend. Im gesamten Büro waren große Flachbildschirme aufgehängt worden. Auf ihnen liefen die unterschiedlichsten TV-Kanäle, eine Twitter-Wall, die Facebook-Seite, der YouTube-Kanal und weitere Social Media-Websites, die nur Kevin kannte. Einige Praktikanten waren gerade in das Live-Programm eines Web-Tec-TV-Senders vertieft.

Der Rest von ihnen zog geschäftige Bahnen um die Tische herum. Mary stand in der Küchennische und war dabei, Sandwiches für die Journalisten, die sich langsam unten im Foyer sammelten, mit Beilagen zu garnieren. Georgia und Leslie halfen ihr dabei. Sandwiches gingen immer. Und sie war spitze darin. Mary Bridge war schon ein wenig stolz auf ihren Sohn. Immerhin hatte er es geschafft, nach dem großen Desaster im Januar die gesamte Truppe zu motivieren, ganz von vorne zu beginnen. Mary war sich sicher: Er hatte doch etwas von seinem Vater mitbekommen.

Sie schaute in den Büroraum. Es hatte sich einiges getan und sie war ein Teil davon. Sie entdeckte Walter, der die Arbeit des Fenster-Teams kontrollierte und mit dessen Chef offensichtlich in eine Diskussion über Schmierstreifen vertieft war. Was würde aus der Geschichte mit diesem Mann werden? Wusste sie das? Nein. Fühlte sie sich wohl dabei? Ja. Das erste Mal seit langem lief es mal wieder gut für sie, war sie nicht mehr so allein, hatte nicht diese ständige Angst im Nacken und keinen Piccolo mehr angerührt.

Noch ein paar Minuten, dann gingen sie alle nach unten. Dann würde Manfred März vor das Mikro treten und das neue Konzept bekanntmachen. Dann würden die Journalisten die frisch gedruckten Broschüren in den Händen halten; würden viele Fragen stellen und Fotos machen. Noch ein paar Minuten. Dann gab es kein Zurück mehr. Mit etwas Glück war schon der erste Kunde mit an Bord. Also hatte sich die Arbeit wohl doch gelohnt und man konnte zuversichtlich in die Zukunft schauen. Verglichen mit ihrem beruflichen Schwerpunkt noch zu Beginn des Jahres – Zeitschriften –, war ihr Konzept wirklich neu: Ein multimediales Web-TV-Format, das es hier so noch nicht gab. Vielleicht keine Überraschungsbombe, aber durchaus was Frisches, etwas Neues, mit großem Potenzial. James wusste, dass er noch lange an der Rede feilen könnte. Er hatte alle Vorschläge von Franka, Manfred, Kevin, sogar Leslie Mingfei Schneider und Walter berücksichtigt, doch jetzt war es soweit: Sie mussten ins Foyer.

James eilte mit dem Manuskript in Richtung Monitor-Wall. Franka gesellte sich zu ihm. Sie waren gerade dabei, sich ein letztes Mal abzustimmen, als es laut wurde. Sehr laut. Ein regelrechter Tumult. Einer der Praktikanten kam auf sie zugelaufen und packte James am Ärmel… Sein Gesicht war verzerrt. Er riss den Mund auf, doch brachte keinen Ton heraus. Er deutete nur hinüber zu einem der Bildschirme, vor dem sich immer mehr Mitarbeiter versammelten. Manfred März stürzte herbei. Alles gestikulierte, schrie und starrte auf das, was auf dem Monitor geschah. James beobachtete, wie erst ein Praktikant Franka, dann Franka Mary, Mary Walter und zuletzt Walter Manfred etwa zurief. Dieser hob beschwörend die Hände und brüllte: „Ruhe!“ Dann griff er nach der Fernbedienung und stellte das Gerät noch etwas lauter: Es lief ein TechChannel. Alles sah nach oben. Irgendwo hörte man jemanden schluchzen. Wie in Zeitlupe begriff James, was hier geschah.

Manfred März spürte ein Gluckern in der Magengegend. Hilfesuchend sah er zu Julian und Daniel, die zwar mit nach vorne gekommen waren, aber dabei auf ihre Handys starrten, ohne den Blick vom Display zu heben. Das Gluckern wurde heftiger, weitete sich zu einem Krampf aus. Manfred lockerte seinen Schlips, keuchte, dann sackten ihm die Beine weg. Er brabbelte etwas vor sich hin, glitt dann zur Seite weg, schlug krachend mit dem Kopf gegen eine weiße Schreibtischplatte, und brachte nicht mehr als ein zischendes Krächzen heraus. James sah sich um. Alle starrten ihn mit entsetzt fragenden Augen an. Wenn das, was sie soeben gehört hatten, wahr war, dann waren sie so was von geliefert.

KAPITEL 1: VIEL RAUM FÜR ALLE

Zwölf Stunden vorher: Franka betrat keuchend das Bürogebäude. Es war Punkt sechs Uhr morgens. Ein paar Handwerker und das Technik-Team saßen bereits im Foyer. Sie diskutierten laut und heftig. Sie hatten in den letzten beiden Tagen eine stattliche Bühne aus Holz aufgestellt und angestrichen, den gesamten Raum hergerichtet, Kameras und jede Menge Technik positioniert, Leitungen gelegt. Nun sah es hier aus wie eine Mischung aus Zirkuszelt und Fernsehstudio.

Franka, die kleine Anabel auf dem Arm, ging zügig in Richtung Fahrstuhl. Zum Glück schlief ihre Tochter und sie hoffte, dass dies eine Weile so bliebe. Nachher würde sie die Kleine in die Kita bringen. Doch bis dahin gab es einiges zu tun.

Die Männer verstummten, als sie Franka heraneilen sahen. „Guten Morgen. Sieht gut aus“, rief sie zu ihnen hinüber, um überhaupt etwas zu sagen. Die Männer nickten im Gleichtakt, blieben aber stumm. Franka ging zum Fahrstuhl und drückte den Knopf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie einer von ihnen aufstand und auf sie zukam. „Fräulein“, der Mann beschleunigte seinen Schritt. „Fräulein!“ Franka blieb nichts anderes übrig, als die offene Fahrstuhltür zu ignorieren. „Bitte nicht so laut, mein Kind schläft.“ Der Mann hatte sie fast erreicht. Genauso laut wie vorher rief er nochmals: „Warten Sie mal…“ Franka sah ihn einen Moment an, dann lächelte sie betont freundlich: „Kruse heiße ich, dass wissen Sie doch, Herr Lennart.“ Gregor Lennart brummelte etwas von: „Ja, ja, schon in Ordnung.“ Er drehte seinen breitschultrigen Körper zur Seite, um den Blick auf seine Kollegen freizugeben. „Wir kommen nicht weiter. Wenn wir die Ersatzteile nicht kriegen, geht bald gar nichts mehr. Das habe ich Ihnen gestern schon gesagt. Sie haben versprochen…“, seine Stimme war zwar etwas leiser geworden, doch hatte sie nun den typischen vorwurfsvollen Beiklang, den Franka nur zu gut kannte. Der Handwerker und seine Kollegen ließen sie wissen, dass ihre Arbeit eine Wissenschaft für sich war, die Normalsterblichen auf ewig unergründlich bleiben würde, auch wenn sie noch so intensiv nachfragten. Alles, was Franka tun konnte, war sie nach Leibeskräften zu unterstützen, sie zu bedienen, zu versorgen und dabei so selten wie möglich im Weg herumzustehen.

„Ich habe den Lieferanten gestern angerufen und Ihre Bestellliste in Auftrag gegeben. Aber sollte das nicht eigentlich Ihre Aufgabe sein?“, hob sie an. Doch Lennart hatte ihr schon wieder den Rücken zugewandt und ging zurück zu den Kollegen: „Wenn die Sachen bis Mittag nicht da sind, dann bleiben heute Abend die Lichter aus. Die Kollegen von der IT können bis dahin sowieso nur rumsitzen und warten. Aber ich muss das ja nicht zahlen…“, ein IT-Mann grinste und nickte dabei anerkennend. Franka rief ihm, so leise es ging, hinterher: „Ich werde dort gleich nochmal anrufen und melde mich, sobald ich mehr weiß.“ Dann wollte sie im Fahrstuhl verschwinden. Doch Lennart legte noch einen nach: „Und sorgen Sie dafür, dass dieser dünne Lulatsch mit der Brille hier nicht so viel herumschleicht und filmt. Der macht uns noch alle ganz kirre.“ „Äh ja, gut ich sag es ihm…“, gab Franka zurück.

Die Fahrstuhltür schloss sich und hoch ging es ins sechste Stockwerk. Franka schaute in den Spiegel. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Mulden gebildet, die sie noch nicht einmal mit ihrem Rescue-Make-up wegbekam. Sie war einfach urlaubsreif. In den Nächten schlief sie kaum noch. Spätestens ab vier Uhr morgens lag sie wach und wälzte ihre Sorgen, gruppierte ihre To-Dos in imaginären Listen immer wieder neu und horchte in die Stille hinaus, während es in ihrem Innern dröhnte wie auf einer Großbaustelle.

Sechster Stock. Die Tür öffnete sich und Franka stand direkt im Großraumbüro: dem Newsdesk. Walter Frese, der die Räumlichkeiten ausgesucht hatte, hatte ihr erzählt, dass ein modernes Medienunternehmen wie das ihre nun mal in genau so einem großen Raum untergebracht zu sein habe. Schließlich ginge es um Kommunikation und da störten Wände nur. Außerdem hatte er das in etlichen TV-Serien gesehen und da war das exakt genauso. Es gab also nur diesen einen riesigen Raum mit insgesamt zwölf Arbeitsplätzen. An einer Seite befanden sich eine kleine Küche mit Speisekammer, ein nicht ganz so kleiner Archivraum mit den Servern, die Toiletten und eine Garderobe. Eine echte Ruhezone gab es nicht, was Franka und die anderen zunächst nicht gestört hatte, sich aber immer mehr als Problem erwies. Daran änderten selbst die drei gemütlichen Sofas an den Fensterfronten nichts.

Franka erreichte ihren Arbeitsplatz. Einen geräumigen Schreibtisch mit einer großen weißen Glasplatte, einem nagelneuen Apple-Rechner – eine Intervention von Kevin Schmidt – mit riesigem Display, einer Plexiglasablage für ihre Unterlagen und einem Schubladentisch aus weißem Metall. Sie verfrachtete die schlafende Anabel auf die nächstgelegene Couch, warf ihre Jacke über die Rückenlehne des Stuhls und startete ihren Rechner. Die Bestellliste! Franka schaute in ihre Ablage und fischte die Liste der Handwerker hervor. Noch war es zu früh, den Lieferanten anzurufen, aber sie legte sich schon mal den Zettel bereit.

6: 21 UHR

Das Büro war noch leer. Wie immer. In den letzten Wochen war sie Tag für Tag die erste gewesen. Sie konnte sich anstrengen, wie sie wollte, sie schaffte es kaum, die wichtigsten Aufgaben des Tages abzuarbeiten. Kaum hatte sie sich ein wenig durchgekämpft, kam jemand, um sie mit neuen – gaaaanz dringenden – To-dos zu versorgen. Oft fand sie sogar morgens eine gekritzelte Notiz, nicht immer in lesbarer Handschrift: „Kannst du mal…“, „Bitte mach doch…“, „Wir bräuchten dringend…“ – meist war ihr nicht einmal klar, wer ihr die Zeilen hinterlassen hatte und es kostete sie zusätzliche Zeit, das in detektivischer Kleinarbeit herauszufinden. Doch seit Anfang der Woche hatten sie ja endlich ihr zentrales Projekt-Management-System, an das jeder Arbeitsplatz angeschlossen war, das man auch von Zuhause und über das Handy erreichen konnte, und durch das noch niemand – außer Kevin, von dem es kam – durchgestiegen war. Warum bitteschön brauchte man ein Großraumbüro, wenn dann doch wieder alle Kommunikation über das Internet lief, fragte sich Franka.

Der Rechner war hochgefahren und Franka wählte sich ins Netzwerk ein. Es gab zwei Passwörter: eins für das Netz und eins für ihren Arbeitsbereich. Beide so kryptisch, dass sie sie jedes Mal von einem ‚Geheimzettel‘ ablesen musste. Beide fast so lang wie die IBAN-Nummer für diese elenden SEPA-Zahlungen bei der Bank. Franka tippte brav alles ein, verschrieb sich natürlich einmal, wiederholte den Vorgang und sah endlich das Logo der Projekt-Software: Ein goldenes Glöckchen, darunter stand „Ding Dang Done“ und als ob das nicht reichte, gab das Programm tatsächlich ein „Ding Dong“ von sich, wenn man es startete, wenn man einen Kollegen zum Chat einlud, wenn man eine Aufgabe erledigt hatte und wahrscheinlich auch, wenn man es in den digitalen Papierkorb beförderte, um es für alle Zeit ins Datennirvana zu verbannen.

Franka befand sich noch im Trainee-Modus, in dem sie von etlichen hilfreichen Dialogen behelligt wurde: „Guten Morgen Franka“, stand dort und „Was willst du machen? 1. Ich will meine Aufgaben für heute sehen. 2. Ich will eine neue Aufgabe hinzufügen. 3. Ich will die Aufgaben der Kollegen in meinem virtuellen Arbeitsraum sehen. 4. Ich will einem Kollegen eine Nachricht schreiben. 5. Ich will einen Termin in meinen Kalender eintragen.“ Und so ging es weiter – insgesamt 20 mögliche Aufgaben. „21. Ich will jetzt erst mal einen Kaffee. Ding Dong“, blaffte sie ihren Rechner an, stand auf und sah zu Anabel, die tief und fest auf der Couch schlief. Prima. Sie ging in die Küche und warf die Kaffeemaschine an. Wenigstens ein Geräusch, das ihr gefiel. Dabei fehlte ihr das tägliche Gespräch mit Georgia, ihrer Freundin und Besitzerin des Café Azul-Celeste, bei der sie sich früher jeden Morgen auf dem Weg zur Redaktion des ‚Zuchtstier‘ einen Kaffee zum Mitnehmen geholt hatte.

6: 35 UHR

Frankas Telefon klingelte. Mit einem heißen Cafe Latte bewaffnet, eilte sie zum Tisch: „YNN, Franka Kruse.“ „Hallo?“, die Stimme auf der anderen Seite der Leitung klang verwirrt. „Ist dort nicht Nett-Nuss?“ Jetzt war es Franka, die staunte. Sie überlegte kurz, dann kam sie drauf: „Ach, Sie meinen ‚Your Net News‘? Ja, YNN ist nur die Kurzform, wir haben…“ „Aufmachen“, rief die Stimme. „Wir stehen unten und wollen die Fenster sauber machen.“ „Ach, natürlich. Einen Augenblick“, Franka fingerte an der Telefonanlage herum und einen kurzen Moment später hörte sie durch den Hörer das Summen der Haustür. Nun war noch eine andere Stimme zu hören: „Halt, was machen Sie hier?“ „Wir machen die Fenster im sechsten Stock.“ „Na, dann, kommen Sie mal mit.“ Dann wurde grußlos aufgelegt.

Wenig später ging die Fahrstuhltür auf und heraus kamen drei junge Männer in hellgrünen Overalls, auf deren Latz in grellem Gelb ‚FensterKings‘ stand. „Na dann mal los meine Majestäten“, nahm Franka die Drei in Empfang und zeigte auf die Fensterreihen. „Wo gibt´s Wasser?“, fragte der Jüngste von ihnen. „Dort drüben in der Küche. Soll ich es Ihnen zeigen?“ „Ne, das schaffen wir schon allein.“

„Wollen Sie bitte mal aus dem Weg gehen?“, kam es nun aus dem Fahrstuhl. „Herr Frese?“ „Allerdings.“ Walter ging auf sie zu, übersah ihre ausgestreckte Hand und lief direkt in den Newsroom weiter. „Warum ist es so dunkel?“ „Weil die Sonne noch nicht aufgegangen ist! Guten Morgen Franka“, jetzt stieg Mary aus dem Fahrstuhl. Sie hatte sich in ein rotes Kostüm geschmissen – fast etwas overdressed – und lief den drei FensterKings hinterher, bepackt mit vier großen Papiertüten voller Zutaten: „Die Küche ist heute mein Reich!“

„Machen Sie doch mal das Licht an, Fräulein Kruse, man kann ja kaum die Hand vor Augen sehen. Ich frage mich auch, wie diese Fensterwäscher da arbeiten wollen. Achten Sie bitte unbedingt darauf, dass sie hinterher richtig abrechnen.“ Walter Frese stand an seinem Schreibtisch, genau in der Mitte des Raumes und schaute wie ein General über sein Schlachtfeld: „Wir haben noch einiges zu tun, Fräulein Kruse.“ „Wem sagen Sie das, Herr Frese“, Franka schaltete die Zentralbeleuchtung an, auch wenn sie das wegen Anabel hatte vermeiden wollen und ging dann zu ihrem Tisch zurück. Ihr Telefon klingelte wieder.

„YNN, Kruse.“ „Hier Lennart, haben Sie schon was erreicht?“ „Wie stellen Sie sich das vor? Es ist noch nicht einmal Sieben.“ „Versuchen