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Die 1899 erschiene Schauergeschichte handelt von einem Arzt, der den Tod seiner Frau nicht verkraften kann und sich grausam an dem Schuldigen rächt, dafür aber den höchsten Preis zahlen muss.
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Seitenzahl: 21
Eine Schauergeschichte
1899
Zwecks besserer Lesbarkeit wurde dieser Text der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.
Ich ließ mir Papier und Feder in meine Zelle bringen, sozusagen mein letzter Wunsch. Nennen Sie es ruhig Eitelkeit, wer auch immer mit „Sie“ gemeint sein könnte. Schließlich weiß ich ja nicht, wer meine letzten Zeilen lesen wird. Zu verlieren habe ich nichts mehr. Aber der Reihe nach:
Nun bricht sie an, die letzte Nacht meines Lebens und bis zum Morgengrauen habe ich noch Zeit, dann wird man mich hängen. Ich habe mich also doch dazu entschlossen, alles aufzuschreiben und reinen Tisch zu machen. Ich muss konstatieren, dass mich der Hass zum Mörder hat werden lassen. Das Grauen, das ich in die Welt gesetzt habe, ist nicht von der Hand zu weisen. Was ich getan habe, ist auch nicht mehr gut zu machen und aus Sicht der Gesellschaft bin ich wohl zu Recht zum Tode verurteilt worden. Habe ich Angst vor dem Tod? Vielleicht, aber das wäre dann doch eher ein Fall für den Seelendoktor.
Noch immer hallen mir die letzten Worte des Richters in meinem Kopf nach:
„Angeklagter! Das, was Sie getan haben, ist das Furchtbarste, was ich in meiner dreißigjährigen Tätigkeit als Richter jemals erlebt habe! Wenn ich Sie ansehe, ekelt es mir vor Ihnen. Da Sie aus Sicht des Gerichtes nicht nur schuldig des Mordes sind, sondern darüber hinaus auch eine große Gefahr für die Menschen in dieser Stadt darstellen, verurteile ich Sie zum Tode durch den Strang, bis jedwedes Leben aus Ihrem schändlichen Körper gewichen ist! Möge Gott Ihnen verzeihen, wir können es nicht“, wobei er mit „wir“ die Institution des Gerichtes, seines Gerichtes meinte.
Hier nun brandete ohrenbetäubender Jubel unter den Prozessbeobachtern auf und es dauerte lange, bis der Richter die geifernde Menge im Griff hatte und sich wieder Gehör verschaffen konnte. Dann führte er weiter aus:
„Des Weiteren hat das Gericht angeordnet, Ihren Leichnam zu verbrennen und Ihre Asche an einem geheimen Ort zu verstreuen!“ Offenbar hatte man Angst, dass mein Grab zu einer Art Wallfahrtsstelle für morbide Anhänger allen Verbrechens werden könnte. Das Volk im Gerichtssaal wurde mürrisch und fing an zu murmeln. Damit hatte es nicht gerechnet. Offenbar wollte es eine Grabstelle haben, um mich besser verdammen zu können. Das Murmeln wurde lauter, Unmut machte sich hörbar breit.