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"Die Lütte trotzt dem Teufel" ist das erste von 9 Märchen, das Hornfels im Jahre 1888 geschrieben hat. Es handelt von einem kleinen Mädchen, das dem Teufel widersteht und keine Angst vor ihm hat. Zwischen den beiden entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft!
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Seitenzahl: 25
Zwecks besserer Lesbarkeit wurde dieser Text der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.
Es war einmal ein kleines Mädchen, das „Die Lütte“ genannt wurde, aber in Wirklichkeit Anna hieß. Es lebte in einem kleinen Dorf nahe den Bergen bei den Eltern – beides rechtschaffene Bäckersleute, die mit ihrer Hände Arbeit die Menschen täglich mit frischem Brot versorgten.
Sie schufteten tagein, tagaus, um ihrer geliebten Tochter jeden Wunsch von den strahlend blauen Augen abzulesen. Sie hatten sie über die Maßen lieb. Auch das Mädchen hatte ihre Eltern ebenfalls sehr lieb. Und diese Geschichte hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst, wenn nicht folgender Umstand dem Mädchen arg zu schaffen gemacht hätte.
Von Geburt an hatte es nämlich nur drei Haare auf dem Kopf, was das Mädchen sehr betrübte. Beschützt durch die elterliche Obhut, konnte es lachen und tollen, da ihre Eltern es so liebten, wie es war. Doch kam es immer wieder vor, dass das Mädchen ins Dorf musste, um das Brot an die Bewohner zu verkaufen, da die Eltern nicht die Zeit dazu hatten. Jedes Mal fürchtete Anna sich davor, denn sobald sie im Dorfe gesehen wurde, hieß es nur noch:
„Da kommt die Lütte mit den drei Haaren!“
Die gemeinen Dorfbewohner machten sich über sie lustig und das Mädchen versuchte, diese Schmähungen zu überhören. Doch mit jedem Male wurde es Anna schwerer um ihr kleines, aber aufrichtiges Herz, welches ohne Arglist war. Die Lage des Mädchens wurde immer verzweifelter, denn es verstand noch nicht, warum die Menschen so gehässig waren und warum sie ein kleines Mädchen auslachten.
In letzter Zeit riefen die Dorfbewohner immer öfter:
„Geh’ zum Teufel, Lütte, denn da gehörst du hin!“
Ihr Brot jedoch nahmen sie gerne. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum die Menschen sie so behandelten. Auch die Kinder im Dorf, kaum älter als sie, riefen ebenfalls:
„Geh’ zum Teufel, Lütte, denn da gehörst du hin!“
Dann lief das scheue Mädchen jedes Mal weinend in die Berge. Dort fand es Trost in der Natur, im Himmel, der so schöne Wolken malen konnte, in den Blumen, die sich dem Mädchen zuwandten, wenn sie es sahen und in den Steinen, denen es ihr Leid klagen konnte. Sie hörten geduldig zu, ohne List und Bosheit. Hier konnte Anna ihr kleines Herz ausschütten, niemand machte sich lustig über sie. Hier fühlte sie sich wohl, vergaß ihren Kummer und ihre Betrübnis und konnte wieder lachen. Aber wenn es dann Zeit wurde, nach Hause zu gehen, kehrte ihr Kummer alsbald zurück, weil sie wusste, dass sie am anderen Tag wieder den Dörflern das Brot der Eltern verkaufen musste. Und sie wusste, was dann wieder geschehen würde:
„Geh’ zum Teufel, Lütte, denn da gehörst du hin!“, riefen ihr am nächsten Tag die Dorfbewohner wieder zu. Weinend und verzweifelt lief sie abermals in die Berge. Doch diesmal fasste sie einen Plan!
Sie sah in den Himmel mit den freundlich winkenden Wolken und sprach zu ihnen: