Die Rache des Señor Rodriguez - Theobald von der Hornfels - E-Book

Die Rache des Señor Rodriguez E-Book

Theobald von der Hornfels

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Beschreibung

Señor Rodriguez, ein in Thailand forschender mexikanischer Biologe, wird von der dortigen Polizei überraschend verhaftet, abgeschoben und in Deutschland unschuldig zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen. Doch während seiner langen Haftzeit schmiedet Rodriguez heimlich Rachepläne.

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Seitenzahl: 26

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Eine weitere Schauergeschichte

1899 / b

Zwecks besserer Lesbarkeit wurde dieser Text der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.

Nicht nur, dass er seine Freiheit eingebüßt und seine gut bezahlte Arbeit in Thailand verloren hatte, schlimmer noch, er hatte auch seine ausgezeichnete Reputation als Wissenschaftler verloren.

Nun verbanden die Leute seinen Namen mit Wörtern wie Verbrecher oder Menschenfeind. Rodriguez’ Leben war vorbei. Statt in den Tropen mit seinen geliebten Ameisen zu arbeiten, saß er nun als Verbrecher abgestempelt in einem fremden Land im Gefängnis. Und das für die nächsten zehn Jahre.

In den ersten Monaten seiner Haftzeit galten all seine Anstrengungen, aus dem Gefängnis auszubrechen, doch die dicken Mauern und eisernen Türen machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Monatelang hatte ihn diese im Grunde von Anfang an aussichtslose Sache beschäftigt. Dann gab er auf. Nun wusste er, dass er zehn Jahre lang unschuldig in dieser Zelle ausharren musste. Bislang, während er damit beschäftigt war auszubrechen, konnte er seinen Hass unterdrücken. Hass auf den Richter, die johlende Meute im Gerichtssaal und auf den Staat, kurzum, auf die Gesellschaft eines für ihn fremden Landes.

Dieser Hass sollte für ihn von nun an zur Antriebsfeder seines Lebens werden. Er war zwar in seiner winzigen Zelle eingesperrt, aber sein Geist als Wissenschaftler war frei. Das war das Einzige, was man ihm nicht hatte nehmen können. Das half ihm über die ersten schlimmen Jahre in Unfreiheit hinwegzukommen. Hatte er anfangs gedacht, dass der Hass sich mit den Jahren legen würde, hatte er nicht mit seinem Gehirn gerechnet. Er wurde stärker und stärker, ganz so, als ob sein Gehirn extra einen Bereich genau dafür eingerichtet hätte. Einen Bereich, in dem eben nur der Hass Platz fand. Rodriguez konnte und wollte einfach nicht vergeben. Man hatte ihm sein Leben genommen und er würde ihnen das ihrige nehmen. Das war die einfache Rechnung des Señor Rodriguez!

„Ihnen!“, dachte Rodriguez und begann eine Liste aufzustellen. Eine Liste mit Leuten, die der Bannstrahl seiner Rache treffen sollte.

„Der Richter!“, murmelte Rodriguez vor sich hin, „der wird ganz oben auf meiner Liste stehen. Wie heißt der doch noch gleich? Bullerjahn, Geheimrat Dr. Gustav Bullerjahn. Diesen Namen kann man nicht vergessen!“, kam es beinahe triumphierend aus Rodriguez heraus, „schließlich hat er mir in einem unfairen Prozess ohne Anwalt zehn Jahre Gefängnis aufgebrummt, einfach so!“

Papier und Stift hatte er von einem Wärter bekommen, mit dem er sich im Laufe der Jahre angefreundet hatte. Das war der einzige menschliche Kontakt, den er hatte. Seine Aufzeichnungen versteckte er hinter einem losen Ziegelstein unter seinem Bett.

Und wer sollte sonst noch auf seine Liste? Er fing an zu schreiben, während er mit den Lippen begann, folgende Wörter zu formen:

„Das fette Schwein in der zweiten Reihe ganz links!“

Gemeint war ein Zuschauer während des Prozesses, der jeden Tag erschienen war. Ein Mann mit einem Ohrfeigengesicht und schweinchenrosa Haut, durchsetzt mit blauen Äderchen. Seine Augen waren kugelrund und saßen tief in seinem speckigen Gesicht. Alles an ihm schien schweinegleich, fehlte nur noch, dass er gegrunzt hätte. Sein fetter Wanst passte kaum in seinen Stuhl, sodass sein schwabbeliges Fett nach allen Seiten überhing.