Ratte Nr. 39 - Theobald von der Hornfels - E-Book

Ratte Nr. 39 E-Book

Theobald von der Hornfels

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die 1897 erschiene Geschichte beschreibt eindrucksvoll die schockierenden Experimente von Dr. Fischer an seinen Laborratten. Als Helfer hat er sich ausgerechnet einen entlassenen Mörder in sein Haus geholt. Doch dann geraten die Versuche außer Kontrolle.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 33

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zwecks besserer Lesbarkeit wurde dieser Text der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.

Es war ein nasskalter Oktobertag. Dr. Fischer hatte sich in seinen dicken Wintermantel regelrecht verkrochen und stand frierend auf der gegenüberliegenden Straßenseite des hiesigen Gefängnisses. Es war bereits ein Uhr nachmittags, für gewöhnlich wurden Strafgefangene mittags entlassen. Heute aber schien es etwas länger zu dauern. Doch dann öffneten sich die schweren Eisentüren und zwei Männer kamen heraus. Der eine ging schnellen Schrittes zielbewusst in die linke Richtung. Der andere blieb unschlüssig vor den nun wieder geschlossenen Gefängnistüren stehen und blickte sich nach allen Seiten um. Er war von kräftiger und gedrungener Statur.

„Das ist mein Mann“, dachte Dr. Fischer.

Er hatte ein Auge für Menschen und er täuschte sich niemals in ihnen. Er ging auf den Mann zu, der noch immer unschlüssig vor dem Gefängnistor stand, und sprach ihn an.

„Mein Name ist Dr. Fischer, suchst du nach einer Arbeit?“

Der Mann schaute ihn misstrauisch an.

„Was bist denn du für ein Vogel, etwa ein 175er?“, dabei lachte er dreckig und für einen kurzen Moment sah man seine gelben Zähne, zumindest das, was davon übrig geblieben war.

Dr. Fischer wich unwillkürlich einen Schritt zurück, dann erwiderte er:

„Ich suche jemanden, der arbeiten kann und keine Fragen stellt. Ich biete dir eine gute Bezahlung und Unterkunft in meinem Gartenhaus. Dir soll es an nichts fehlen.“

Dr. Fischer machte eine Pause, blickte dem Mann in die Augen und schob gespielt beleidigt hinterher:

„Nein, ich bin kein 175er, aber vielleicht hab ich mich ja auch in dir getäuscht.“ Dann drehte er sich um und machte Anstalten, sich zu entfernen. Nachdem er ein paar Schritte gegangen war, spürte er förmlich, wie sich die Augen des Mannes in seinen Rücken bohrten.

„Tut mir leid, war nicht so gemeint, ich bin Menschen einfach nicht mehr gewohnt! Ich könnte schon eine Arbeit gebrauchen.“

Dr. Fischer blieb stehen und ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann drehte er sich um.

„Komm mit, da vorne ist ein Lokal, ich lad dich zu Essen und Bier ein!“

Das ließ sich der Mann nicht zweimal sagen und sie gingen los.

Nachdem der Mann eine Kalbshaxe nebst reichlich Klößen mit drei Bieren runtergespült hatte, lehnte er sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück und steckte sich eine Selbstgedrehte in den Mund.

„Na dann, Doktor, sagen Sie mir doch mal, worum es sich eigentlich dreht.“

„Gerne, doch bevor ich damit anfange, gestatte mir noch eine Frage. Weshalb hast du eigentlich gesessen?“

Der Mann musterte ihn eine ganze Weile, bevor er sagte:

„Wegen Mordes, ich hab meine Olle um die Ecke gebracht!“

Er sagte es nicht nur, er schien auch irgendwie stolz darauf zu sein. Zumindest wollte er den Doktor prüfen. Doch Dr. Fischer schien unbeeindruckt.

„Noch etwas, was ich wissen sollte?“ Der Mann schüttelte den Kopf.

„Oder doch, ich mag es nicht, wenn man falsches Spiel mit mir treibt!“

„Verstehe“, sagte Dr. Fischer, „dann werden wir uns ja blendend verstehen. Nun lass uns gehen, ich werde dir unterwegs alles erklären, was du wissen musst.“

„Das da ist mein Gartenhaus. Es wird ab jetzt dein Reich sein und niemand wird dich dort stören. Und keine Angst, es wird dir an nichts mangeln. Und selbstverständlich erhältst du auch einen Lohn, sagen wir 95 im Monat?“

Mit so viel hatte er nicht gerechnet und schien dementsprechend misstrauisch zu sein.

„Und es ist nichts Sexuelles? Ich mache so was nicht. Selbst im Gefängnis hab ich es nicht gemacht.“

„Keine Angst“, sagte Dr. Fischer, „du wirst lediglich im Labor arbeiten! Und du wirst keine Fragen stellen! Deine Vergangenheit interessiert mich nicht. Abgemacht?“

„Abgemacht!“, sagte der Mann. „Und übrigens, Sie können mich Igor nennen.“

Dann zeigte Dr. Fischer Igor das Labor und seine durchnummerierten, in einfachen Drahtverhauen eingepferchten Versuchsratten, 39 an der Zahl.

„Sie geben ihnen keine Namen?“, wollte Igor wissen.

„Es sind Versuchstiere und sonst nichts!“ Seine Stimme klang hart und empathielos. „Die Tiere sind dem Menschen untertan, für eine solche Gefühlsduselei habe ich keine Zeit.“