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Der zweite Band zum Matthäusevangelium verdankt sich ebenfalls der Arbeit in Schule, und Gemeinde. Mit thematischen Exkursen, Ausflügen in die Welt der Malerei und der Musik und eigenen Predigten ergänzt, soll er Leserinnen und Lesern einen Zugang zum Matthäusevangelium eröffnen.
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Seitenzahl: 658
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Für Johannes und Anna
von ihrem Papa
… der Vorhang ist zerrissen.“
Statt eines Vorwortes
Kap 15,1-20; Reinheit und Unreinheit
Exkurs zu Pieter Brueghel „Der Blindensturz“
Kap 15,21-28; Jesus heilt die Tochter einer Frau aus Syro-Phönizien
Kleiner Exkurs zu Rembrandt „Jesus und das kanaanäische Weib“
Kap 15, 29-39; Jesus heilt weiter und speist noch einmal die Menge
Kap 16,1-4; Über die Zeichen
Kap 16,5-12; Jesus warnt vor der Lehre der Pharisäer und Sad-duzäer
Kap 16,13-20; Das Bekenntnis des Petrus
Exkurs: Petrus – Matthäus – Paulus
Der Weg nach Jerusalem; Kap 16, 21 - 20, 34
Mit dem Bekenntnis zu Jesus als dem Gottessohn ist die Identität Jesu für Mt geklärt. Die Leserinnen und Leser wussten es von Anfang an, jetzt ist es aber auch den Jüngern bekannt und wird Teil des Handelns Jesu.
Kap 16,21-23; Die erste Leidensankündigung
Kap 16,24-28; Nachfolge und Tod – es wird ernst, auch für die Jünger
Exkurs Nachfolge heute?
Kap 17,1-13; Die Verklärung Christi
Exkurs: Ostergeschichte? Erneuerung!
Kap 17,14-20; Die Kraft des Glaubens
Exkurs zum Thema Wunder und Heilung
Predigt zu Mt 17,14-20
Kap 17,22.23; Die zweite Ankündigung von Jesu Leiden und Sterben
Kap 17,24-27; Über die Zahlung der Tempelsteuer
Eine Predigt zu Mt 17,24-27
Kap 18; Die Gemeinderede
Kap 18,1-5; Wie ein Kind werden...
Kap 18,6-9; Warnung vor Verführung
Kap 18,10-14, Vom verlorenen Schaf
Exkurs Engel
Kap 18,15-20; Zurechtweisung und Gebet in der Gemeinde
Exkurs Matthäus und ein herrschaftsfreier Dialog?
Mt 18,15-20 als Predigttext
Kap 18,21-35 ; Von der Vergebung
Zusammenfassung zur Gemeinderede
Kap 19 und 20; Jesus ist lehrend auf dem Weg nach Jerusalem
Mt 19,1-12; Von der Ehe
Kap 19,13-15; Von den Kindern
Exkurs Emil Nolde: „Christus und die Kinder“
Kap 19,16-30; Vom Reichtum
Kap 20,1-16, Von den Ersten und den Letzten
Kap 20,17-19; Die dritte Ankündigung des Leidens
Kap 20,20-28; Karrierewünsche der Jünger
Exkurs zur Rezeption von Mt 20,25.26 in Barmen
Kap 20,29-34; Die beiden Blinden von Jericho
Kap 21,1-25,46; Jesus in Jerusalem
Kap 21,1-11; Jesu Einzug in Jerusalem
Kap 21,12-17; Die Tempelreinigung
Exkurs Jesus – Matthäus – und der Tempel
Kap 21,18-22; Der Feigenbaum und die Bitte im Glauben
Kap 21,23-27; Von der Vollmacht Jesu und Johannes
Die Parabeltrilogie Kap 21,28-22,14
Kap 21,28-32; Ein Vater und zwei Söhne
Exkurs: Rembrandt: Das Hundertguldenblatt
Kap 21,33-46; Von den Weingärtnern
Kap 22,1-14, Die Königliche Hochzeit
Kap 22,15-40, Die Streitgespräche
Kap 22,15-22; Über die Steuern
Kap 22,23-33; Über die Auferstehung
Kap 22,34-40, Über das wichtigste Gebot
Kap 22,41-46; Über den Davidssohn
Kap 23,1-36; Über Schriftgelehrte und Pharisäer
Kap 23,37-39; Über Jerusalem
Kap 24,1.2; Abschied vom Tempel
Kap 24,3-14; Die Vorzeichen
Kap 24,15-28; Die unmittelbare Bedrohung
Kap 24,29-31; Das Kommen des Menschensohnes
Kap 24,32-44; Aufruf zur Wachsamkeit
Kap 24,45-51; Ein Gleichnis von der Wachsamkeit
Kap 25,1-13; Das Gleichnis von den klugen und den dummen Jungfrauen
Exkurs zu „Wachet auf! Ruft uns die Stimme von Philipp Nicolai
Kap 25,14-30, Von den anvertrauten Talenten
Kap 25,31-46; Das Weltgericht
Exkurs: Oskar Kokoschka, Christus hilft den hungernden Kindern
Matthäus und die Rede vom Gericht
Exkurs: – warum eigentlich?
Kap 26-28; Passion und Auferstehung
Kap 26,1.2; Eine letzte Leidensankündigung als Auftakt zur Passion
Kap 26,3-5; Ein Beschluss wird gefasst
Kap 26,6-13; Die Salbung in Betanien
Kap 26,14-16; Der Verräter findet sich
Kap 26,17-30; Das Abendmahl
Kap 26,31-35; Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus
Kap 26,36-46; Gethsemane
Kap 26,47-56; Die Gefangennahme
Kap 26,57-68; Jesus vor dem Hohen Rat
Exkurs: Predigt
Kap 26,69-75; Die Verleugnung Petri
Exkurs Otto Dix: Die Verleugnung des Petrus
Kap 27,1.2; Der weitere Verfahrensweg
Kap 27,3-5; Was wird aus Judas?
Kap 27,6-10; Was mit dem Geld geschah oder: Geständnis durch „Umbuchung“
Kap 27,11-14; Eröffnung des Verfahrens vor Pilatus
Kap 27,15-26; Jesus, Pilatus und das Volk – die Verurteilung
Exkurs: Eine bildliche Darstellung der Unschuld des Pilatus
Kap 27,27-31 Die Misshandlung durch die Soldaten
Kap 27,32-56; Die Kreuzigung
Exkurs: Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben
Exkurs 2: Eigene Predigt
Kap 27,57-61; Die Grablegung
Kap 27,62-65; Die Bewachung des Grabes
Kap 28,1-10; Die Geschichte geht weiter!
Kap 28,11-15; Die Sache mit den Grabwächtern
Kap 28,16-20; Der abschließende Auftrag
Exkurs Riemenschneider Altar in Kleinschwarzenlohe
Epilog
Danksagung
Statt eines Vorwortes ein längeres Zitat aus „Im Namen der Rose“: Der junge Adson von Melk dringt heimlich in die Bibliothek ein und blättert zufällig in einem Buch und schlägt die Titelseite des Mt auf:
„...und alsbald fiel mein Blick, am Anfang des Evangeliums nach Matthäus, auf das Bild eines Mannes. Ich kann nicht recht sagen, warum, doch es erschreckte mich fast noch heftiger als der Löwe: Das Antlitz war das eines Mannes, doch dieser Mann war gepanzert mit einer starren Rüstung, die ihn bis zu den Füßen hinab umhüllte, und diese Rüstung war über und über mit roten und gelben Edelsteinen besetzt. Und das Antlitz, das da so rätselhaft aus einem Kranz von Rubinen und Topasen heraus sah, erschien mit auf einmal wie das des geheimnisvollen Mörders, dessen ungreifbare Spur wir in diesen Tagen verfolgten. Und als ich näher hinsah, begriff ich auf einmal, warum ich das Tier und den Panzer so eng mit dem Labyrinth verband, denn beide, …erhoben sich auf einem dichten Figurengeflecht von mannigfach ineinander verwobenen Labyrinthen, deren smaragdenen Linien, chrysoprasene Fäden und beryllene Bänder mich allesamt an nichts anderes zu mahnen schienen, als an das ineinander von Räumen und Korridoren, in welchem ich mich befand...und ich begriff, dass all diese Bücher mich foppten und mir hohnlachend meine eigene Geschichte erzählten. ‚De te fabula narratur‘, murmelte ich beklommen und fragte mich, ob diese Seiten etwa auch schon den weiteren Fortgang meiner Geschichte enthielten.“
1 Dann kommen Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem zu Jesus und sprechen: 2 „Weshalb übertreten deine Jünger die Traditionen der Väter1, denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen?“ 3 Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Weshalb übertretet auch ihr das Gebot Gottes durch eure Tradition? 4 Denn Gott hat gesagt: ‚Ehre den Vater und die Mutter!’ und ‚Der flucht Vater oder Mutter, soll des Todes sterben!’ 5 Ihr aber sagt: ‚Wer immer zu Vater oder Mutter sagt: Was immer euch von mir zusteht sei eine Gabe (für Gott)2, 6 der soll seinen Vater nicht ehren3’ und so habt ihr das Wort Gottes aufgehoben durch eure Tradition. 7 Heuchler! Gut hat Jesaja über euch geweissagt:
8
Dieses Volk ehrt mich mit Lippen,
aber ihr Herz ist weit weg von mir!
9
Vergeblich aber beten sie mich an,
die Lehrenden gelehrter Menschengebote!“
10 Und die Menge rief er und sagte ihnen: „Hört und versteht! 11 Nicht das, was in den Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern das, was aus dem Magen herauskommt, verunreinigt den Menschen.“
12 Darauf kamen die Jünger und sagten zu ihm: „Du weißt, dass die Pharisäer, als sie das Wort gehört haben, dies als Skandal aufgefasst haben werden?“ 13 Er aber antwortete ihnen und sagt: „Alle Pflanzen, welche mein Vater, der im Himmel ist, nicht gepflanzt hat, werden ausgerissen werden. 14 Lasst sie! Sie sind Blinde, die Blinde führen! Wenn aber ein Blinder den Blinden führt, werden beide in die Grube fallen.“
15 Aber Petrus antwortete und sagte zu ihm: „Erkläre uns dies Gleichnis.“ 16 Er aber sagte: „Seid ihr auch noch verstockt? 17 Ihr habt nicht erkannt, dass alles, was in den Mund hineinkommt in den Bauch geht und in die Latrine fällt4. 18 Was aber aus dem Mund hervorgeht, ist aus dem Herzen hervorgegangen; jenes verunreinigt den Menschen. 19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Morde, Ehebrüche, Unzüchte, Diebstähle, lügnerische Zeugnisse, Gotteslästerungen. 20 Das ist es, was den Menschen unrein macht, aber mit ungewaschenen Händen zu essen, macht den Menschen nicht unrein.“
Analyse
Textkritik
Vermutlich ist (wörtlich „der Blinden“ hier: „die Blinden führen“) nicht Teil des Urtextes, sondern eine Ergänzung, die entweder auf einen Abschreibefehler5 oder auf eine Hinzufügung analog zu 14b beruht.
Die Auslassung von (dieses) in V15 ist ebenfalls gut bezeugt.
Synoptischer Vergleich
Mt übernimmt die Perikope aus Mk. Lk überliefert sie nicht6. Nur V14 übernimmt er aus Q 6,397. Die Befragung durch die Jünger verlegt Mt in die Öffentlichkeit, während Mk sie in ein Haus legt. Mt will dadurch machen, dass diese Auseinandersetzung sich öffentlich abspielt. So mag sie als Diskussion in seinen Gemeinden und mit dem sie umgebenden Judentum auch abgelaufen sein. Dann ist die Aussage Jesu über „Rein und Unrein“ auch eine Botschaft an die Pharisäer und an die Öffentlichkeit. Diese Botschaft bündelt er in die harte und abwertende Aussage über die auszureißenden Pflanzen und die blinden Führer, die er hier in seine Vorlage einschiebt.
Die Frage der Jünger muss er dann in V15 noch einmal einführen und hebt dabei en passant Petrus besonders hervor.
Den Lasterkatalog in V19 formuliert er mit Blick auf den Dekalog um.
Im Blick auf die Gesamtkonzeption strafft Mt wie so oft und gestaltet die Perikope einheitlicher8. Erklärungen, die vermutlich den Leserinnen und Lesern des Mt klar waren, lässt er aus9.
Durch die mt Umstellung lässt sich die Perikope in zwei Teile gliedern. Zunächst in die Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten in V1-9, die sich wiederum in einen Vorwurf seitens der Pharisäer (1-2) und eine ausführliche Antwort Jesu (3-9) gliedert.
V10-20 enthalten eine Ausführung zum Thema „Rein-Unrein“, in die in den V12-14 ein Wort über die Pharisäer eingeflochten ist.
Es geht um Vieles in dieser Szene: Das Verhältnis zur Tradition und den Konflikt mit den Pharisäern (die gegenüber den Schriftgelehrten betont werden), Rein und Unrein im Besonderen, aber auch um dessen moralische Qualifizierung. Das Jüngerunverständnis, aber auch das Gericht spielen eine Rolle.
Nicht umsonst macht Luz auf die Parallelen zu Kap 13 aufmerksam. Es gibt eine öffentliche Belehrung, eine Jüngerbelehrung und eine Deutung eines Gleichnisses auf Anfrage10.
Aber wie ist all das im Kontext einer Auseinandersetzung mit den jüdischen Reinheitsvorschriften zu verstehen?
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass auch dieser Text im Licht von Kap 5,17ff zu lesen ist. Mt versteht Jesus als den, der die Tora nicht aufhebt, sondern erfüllt. Diese Erfüllung kulminiert in einer besseren Gerechtigkeit und hebt keinesfalls die Tora auf. Deshalb kann Mt den Satz aus Mk 7,19b „Damit erklärte er alle Speisen für rein“ nicht wiederholen und lässt ihn bewusst aus 11 . Es geht ihm nicht um einzelne Vorschriften, sondern um die Erfüllung der besseren Gerechtigkeit12.
V1 Mt schildert die Ankunft der Pharisäer und Schriftgelehrten wie die Ankunft einer offiziellen „Kommission“. Nicht dass er das ausdrücklich schreibt, aber allein die Erwähnung von Jerusalem reicht für diesen Eindruck aus13. Es ist das erste Mal seit Kap 2, dass die Stadt erwähnt wird. Die vorherigen Autoritäten, mit denen Jesus sich zunehmend auseinandersetzen musste, scheinen also eher lokale Größen gewesen zu sein. Außerdem kommt die heilige Stadt damit für die Leserinnen und Leser langsam in den Blick14.
V2 Der Vorwurf richtet sich eigentlich gegen die Jünger und trifft Jesus dadurch in seiner Funktion als Lehrer seiner Schüler15. Der Lehrer ist verantwortlich für das Tun seiner Anhänger.
Ein biblisches Gebot des Händewaschens vor dem Essen gibt es nicht. Eher ist bei der (Überlieferung der Ältesten) an die pharisäische Halacha zu denken, die die Tora-Gebote ergänzt und auslegt. Im Blick auf Reinheit bzw. Unreinheit geht es hier darum, jede Form von Verunreinigung schon vorab zu vermeiden. Das unterscheidet diese Halacha z.B. von Lev 15, wo es um das Verhalten bei bereits erfolgter Verunreinigung geht. Aber schon an der Formulierung macht Mt klar, dass das für ihn hier nicht das eigentliche Thema ist, sondern dass die Jünger gegen eine Tradition der Väter verstoßen. Der Verstoß ist der Anklagepunkt und damit wird die Tradition einem Gebot gleichgestellt.16
V3-6 Der mt Jesus geht unmittelbar zur Gegenargumentation über: Auch er bezieht sich auf die Tradition aber er kennzeichnet diese Tradition nicht als Tradition der Väter, sondern als (eure Tradition). Damit wertet er sie gerade in dieser Gegenüberstellung als Nicht-Tradition, denn sie hebt (V6) Gottes Gebot auf.
Exemplifiziert wird diese Behauptung durch den Korban. Eine Möglichkeit, über die sich Kinder von der Unterhaltspflicht gegenüber Eltern, die sich aus dem vierten Gebot ergibt, durch eine Widmung des Besitzes an den Tempel befreien konnten.
Oft wird dieses Phänomen christlicherseits als eine Art unheilige Allianz zwischen Eigeninteresse der besitzenden Kinder und der Priesterschaft, die von dem Gelübde profitiert, geschildert. Tendenziell legten Mt und Mk eine solche Deutung bereits an.
Die zeitgenössische rabbinische Diskussion zeigt aber sehr wohl ein Bewusstsein dafür, dass solche Gelübde unmoralisch sein können und sucht einen Ausgleich zwischen beiden Forderungen des Gesetzes: Der Pflicht gegenüber den Eltern und der Pflicht, ein Gelübde einzuhalten17. Die Grundhaltung der Pharisäer war auf einen Ausgleich beider Probleme ausgerichtet, während das Christentum ein Gelübde, das ein Gebot aufhebt, generell als ungültig betrachtete.
Insgesamt scheint die Problematik eher eine Problematik der späteren Gemeinde, die sich mit einem nach dem Jahr 70 pharisäisch dominierten Judentum auseinandersetzen musste, zu sein 18 . Von der Argumentationsstrategie her arbeitet bereits Mk damit, mit den eher unverfänglichen Reinigungsvorschriften zu beginnen und dann auf die - sicher bei Leserinnen und Lesern Empörung hervorrufende – Korbanproblematik zu verweisen. Diese Strategie beabsichtigt eine sehr starke und emotionale Abwertung des pharisäischen Gegenübers, die bei Mt noch verstärkt wird19.
V7-9 Abgerundet wird die Replik durch ein Jesajazitat aus Jes 29,13. Durch die Voranstellung der Korbanthematik konkretisiert Mt die gesamte Problematik als Menschensatzung. Die Debatte wird so gelenkt, dass es nicht mehr um eine Diskussion über die richtige Anwendung der Tora geht, sondern viel grundsätzlicher darum, ob es in der Debatte überhaupt noch um die Tora oder nicht vielmehr um menschliche Satzungen geht. Ausschlaggebend ist das Verb „ehren“: Wenn jemand Vater oder Mutter ehrt, ehrt er Gott, setzt Jesus argumentativ voraus20. Der Korban hingegen sei lediglich „ehren mit den Lippen“, also kein ehren Gottes, sondern Beachtung von menschlich gesetzten Regeln21. Mt argumentiert mit Hilfe des Zitates und der Umstellung eindeutig: Er spricht der Diskussion ihr Recht ab22 . Konsequenterweise bricht er damit die Diskussion ab. Jesus wendet sich der Menge zu23.
V10.11 Die Menge wird durch einen Weckruf zur Aufmerksamkeit gerufen, ehe Jesus ihr seine eigene Theorie zu Rein und Unrein vorträgt. Diese aber wirklich nachzuvollziehen ist schwierig.
Ob Jesus wirklich die Reinheitsvorschriften der Tora abgelehnt hat, ist nicht sicher. Vermutlich hat er – wie ein großer Teil des nichtpharisäischen Judentums – die Reinheitsgebote von Fall zu Fall den sittlichen Geboten und vor allem dem Liebesgebot untergeordnet. Mk 7,18.19 und auch Paulus (Röm 14,14) oder Lukas (Apg
10) haben hier grundsätzlicher geurteilt, in dem sie alle Speisen für rein erklärt haben. Mt klärt mit seiner Bearbeitung des mkn Textes durch die Einführung des Begriffes (Mund)24, dass es um Essen geht25. Damit geht er aber nicht wesentlich über Mk hinaus. Mt selbst hat sich vermutlich sehr wohl an die Reinheitsvorschriften gehalten, sie aber dem Liebesgebot untergeordnet. Dafür spricht auch seine grundsätzliche Haltung zum Gesetz (Kap 5,17-20). Gerade dadurch wird aber seine generelle Betonung der Orthopraxie, des guten Handelns, noch einmal unterstrichen. In V19.20 wird er das präzisieren26.
V12 Auf die Zuwendung Jesu an die Menge folgt sofort ein internes Gespräch der Jünger mit ihrem Meister. Durch den in eine Frage gekleideten Einwand der Jünger wird auch dem letzten Leser klar, wie sich der Konflikt weiter zuspitzt. Mt nutzt hier das Privatissime, das er aus der Mk-Vorlage übernimmt, um im Makrotext des Evangeliums den Konflikt noch einmal zu betonen. (Anstoß nehmen) ist eine Art terminus technicus für den Konflikt zwischen Jesus und den jüdischen Autoritäten bzw. zwischen der Gemeinde und dem sich neuformierenden pharisäisch dominierten Judentum.
V13 Durch das Wort über die Pflanzen, die der Vater nicht gepflanzt hat, wird dieser Konflikt von Mt radikalisiert27. Luz hat sicher Recht, wenn er meint, dass die Leserinnen und Leser bei diesem Wort an das Gleichnis vom Taumellolch bzw. dem „Unkraut im Weizenfeld“ (Kap 13,24-30) zurückdenken 28 . ist ein Passivum divinum mit einer Ankündigung göttlichen Gerichts.“29 Damit unterstreicht Mt, dass es nicht nur um einen Konflikt geht, sondern um eine endgültige Scheidung.
Dass diese nicht nur gegen die Pharisäer gerichtet sein muss zeigt der – traditionsgeschichtlich vermutlich jüngere – Abschnitt in EvThom 4030.
V14 Daher fordert der mt Jesus seine Jünger auf, hier auf Distanz zu gehen. Ich verstehe hier nicht nur im Sinn von „gewähren lassen“, sondern im Sinn von „verlassen“. 31 Da die Blindheit der Pharisäer ihre Auslegung der Tora betrifft, die „Wichtiges von Unwichtigem nicht unterscheiden“ 32 kann, muss die Konsequenz darin bestehen, diese Auslegung zu meiden, um nicht in die Grube zu fallen.
Möglicherweise hat Mt dieses Wort aus Q33. Bei Lk steht es im Zusammenhang mit der Warnung vor dem Richten in Lk 7,39. Mt nutzt es gegen Menschen, die über die Gemeinde und ihre Torapraxis richten wollen, wird aber damit selbst letztlich zum Richter.
1 Wörtlich „der Alten“.
2 Wörtlich nur „Gabe“, gemeint ist die Widmung solcher Gaben für Gott.
3 kategorisches Verbot übersetzt, wie es Gesetzestexten und Regeln entspricht. Vgl. Luz, Matthäus 414, Anm. 1.
4 Wörtlich „geworfen wird“.
5 Luz, Matthäus 414, Anm. 2.
6 Möglicherweise war sie für ihn zu seiner Zeit kein Thema mehr. Käsemann, 237.
7 Spruchquelle Q, 42f. In Q geht es vom Kontext her um die Warnung davor, selbst zu Richtern zu werden. Mt setzt das Wort von den Blindenführern dagegen in einem polemischen Kontext ein.
8 Luz, Matthäus 416. U.a. stellt er das Jesajazitat und die Korban-Diskussion um und macht aus dem Schriftzitat so die Spitze der eigenen Argumentation.
9 Eines der Indizien dafür, bei ihm eine judenchristliche Leserschaft zu vermuten. So muss er den Begriff Korban offensichtlich nicht erklären.
10 Luz, Matthäus 416.
11 Gegen Bornkamm, Studien 212, der meint, Mt würde den Satz vermeiden, weil die Diskussion in seiner Gemeinde bezüglich der Speisevorschriften noch nicht abgeschlossen sei.
12 Feneberg, Erwählung Israels, 20: „Die Diskussion über ‚Rein’ und ‚Unrein’ in Mt 15,1-20 bleibt immer an der Tora orientiert.“
13 Konradt, Matthäus 241.
14 „Menschen setzen sich in Bewegung… verbinden sich zu einer ‚unheiligen Allianz‘, um Jesus von allen Seiten zu bekämpfen...“ Popa, 170.
15 Ähnlich setzte die Diskussion in 12,2 ein.
16 Unabhängig davon, ob die mit der mündlichen Tora aus Pirqe Abot gleichzusetzen ist oder ob es sich bei dem Konflikt eher um einen Disput mit einer „semi-private association of Pharisees“ handelt. So Andrew Krause (In Association with the Ancestral Customs, Novum Testamentum 57, 343-359). Er diskutiert dabei den Zusammenhang zwischen Mt 15,1-9 und Josephus sehr kritisch.
17 Vgl. Luz, Matthäus 422f.
18 Ebd.
19 Mt ersetzt das „Mose hat gesagt“ aus Mk 7,10 bewusst durch „Gott hat gesagt“. Außerdem betont er durch Hinweis auf Ex 21,17 und den Hinweis auf die dort für Beleidigung der Eltern vorgesehene Todesstrafe den Ernst und die Bedeutung des Elterngebotes insgesamt. Vgl. Konradt, Matthäus 242. Die Gegner bezeichnet Mt mit einem seiner Vorzugswörter als (euchler), Popa, 171. Zudem stellt er den ersten Satz zu einer Frage um. Ein Stilmittel, das er öfter benutzt.
20 Er erreicht dies durch die beiden Schriftzitate aus V4 und V8. Popa, 172.
21 Patte, 217.
22 Es geht „… um Menschengebote, die mit dem Willen Gottes unvereinbar sind.“ Konradt, Matthäus 243.
23 Popa meint dazu, dass der mt Jesus die Menge nie aus dem Blick verloren hat. Daher streicht Mt das mkn (wieder). Popa, 172.
24 Mt teilt den Begriff auch mit dem Thomasevangelium (EvThom 14,5), wo das Wort aber in einen Kontext gestellt wird, der eher einer Missionsregel entspricht. Vgl. Plisch, 71.
25 Wobei aber auch zu beachten ist, dass es ja nicht um Speisen an sich geht. Die Verunreinigung geht ja von den ungewaschenen Händen, also vom Verhalten der Essenden aus. Es geht also nicht um Schweinefleisch, Götzenopferfleisch oder andere Speisen, die an sich im jüdischen Sinne bereits unrein wären.
26 Popa, 173.
27 Die Rede „entgleist“ geradezu. Popa, 206.
28 Luz, Matthäus 425f.
29 AaO 426.
30 Plisch 119f.
Die vermutlich bekannteste Visualisierung des Gleichnisses aus V14 stammt von Pieter Brueghel dem Älteren. Das Original befindet sich im Museo di Capodimonte in Neapel.
Faszinierend ist zunächst die technische Brillanz mit der Brueghel die Blinden darstellt. Bei drei der fünf Blinden, deren Augenpartie sichtbar ist, können Experten sogar die Form der Erkrankung diagnostizieren. Den Fall der Gruppe stellt Brueghel nicht nur durch den ersten Blinden dar, der bereits in einen Dorfweiher stürzt, sondern auch durch die diagonal abwärts führende Linie, in der die Erkrankten gemalt sind. Durch die verbindenden Hände und Stöcke wird der Zusammenhang und die Abhängigkeit der Gruppe von ihrem gestürzten Anführer deutlich. Außerdem stellt Brueghel ganz unterschiedliche Phasen des Stürzens dar.
Ob die Kirche im Hintergrund nur Staffage ist oder ob – durch den verdorrten Baum in ihrem Vordergrund angedeutet – gesagt werden soll, dass von dieser Kirche auch kein Heil (mehr) zu erwarten ist, sei dahingestellt. Trostreicher ist sicher die dritte Deutungsvariante, die aus der Position der Kirche in der größeren Lücke zwischen den schon gestürzten ersten beiden Blinden und den vier nachfolgenden ablesen will, dass für letztere noch eine Rettungsmöglichkeit besteht. Darauf könnte auch der „Blick“ des dritten Blinden in Richtung dieser Kirche deuten. Möglicherweise deutet die Lilie über dem Wasser als Symbol der Reinheit ebenfalls ein Erlösungsmotiv an34.
Auf jeden Fall sehe ich, dass die Blinden nicht zwingend aneinandergebunden sind. Sie können loslassen. Dennoch ist die Bindung an den blinden Führer eng. Durch die gedeckten Farben und die Körpersprache der Betroffenen entsteht nicht der Eindruck einer Lösung, sondern eher der einer tragischen Schicksalsgemeinschaft. Oder wie Gert Hofmann in seiner Erzählung „Der Blindensturz“ dazu interpretiert: „(die) Verfassung der Welt und der Menschen… Gott sei Dank ließe sich das Gemalte übermalen,…35“
(Ende des Exkurses)
V15-17 Wie in der Mk-Vorlage folgt auch hier eine Frage nach der Bedeutung des Gleichnisses. Fragt man sich aber bei Mk, was denn das Gleichnis sein könnte,36 hat man bei Mt gleich zwei zur Auswahl: Das Wort von den auszureißenden Pflanzen und das Wort von den blinden Blindenführern. Das Mk-Wort erscheint dann bei Mt als Deutung!
Da sich sowohl das Pflanzen- als auch das Blindenwort auf die Pharisäer als theologische Lehrer beziehen, muss die Deutung auf sie abzielen. Mt greift dazu auf V11 und auf die Ausgangsproblematik „Essen mit ungewaschenen Händen“ zurück und stellt in seiner Deutung das Verhältnis „Rein-Unrein“ vom Kopf auf die Füße. Unreinheit besteht nicht vor der Nahrungsaufnahme, sondern entsteht erst im Menschen. Die fragenden Jünger aus Mk präzisiert Mt indem er Petrus zum Fragenden macht. Damit bereitet er einmal mehr die zunehmende Bedeutung, die er Petrus geben will, vor.
Das Jüngerunverständnismotiv in V16 nimmt Mt aus Mk auf. Aber auch hier setzt er eigene Akzente, indem (immer noch) einfügt und damit klar macht, dass die Jünger in einem Lernprozess sind. Mk hingegen setzt durch (also auch ihr) die Jünger mit den Pharisäern und der Volksmenge gleich. Dadurch erreicht Mt bei den Leserinnen und Lesern das Gefühl, die falsche Vorstellung von „Rein-Unrein“ überwunden zu haben oder überwinden zu wollen.
V18 Dagegen setzt der mt Jesus jetzt seine eigene Vorstellung von Rein und Unrein. Für ihn bemisst sich die Reinheit eines Menschen an dem, was er sagt. Und sicher liegt man nicht falsch, wenn man ergänzt „und tut.“ Die Quelle von Reinheit (und Unreinheit) liegt nicht außerhalb, sondern innerhalb des Menschen. Dabei ist das Herz wiederum als Zentrum des menschlichen Denkens und Wollens zu verstehen, womit er zugleich das Jesajazitat aus V8 noch einmal aufnimmt.
V19 Dass das Tun mitzudenken ist, zeigt der angehängte, in den Evangelien einzigartige 37 , Lasterkatalog, den Mt aus der Mk-Vorlage übernimmt, ihn aber auf die zweite Tafel des Dekalogs reduziert und die Gebote entsprechend ordnet38. Damit zeigt Mt seine Wertschätzung gegenüber der Tora, aber auch dass er den Dekalog als zentrales Deutekriterium versteht39.
V20 Der mt Jesus fasst nun noch einmal den Ertrag der ganzen Debatte zusammen. Mit 20b lenkt er auf den Ausgangspunkt – der Fragestellung nach dem Händewaschen - zurück. Diesen Halbvers ergänzt Mt redaktionell.
Möglicherweise tut er dies, um die Perikope auch stilistisch abzurunden. Ich neige aber dazu, Luz Recht zu geben, wenn er meint, dass es Mt darüber hinaus darum ginge, klarzumachen, dass die Ausgangsfrage in der Situation der mt Gemeinde weitaus bedeutender war, als wir heute verstehen können40. Für das pharisäisch geprägte Judentum, mit dem sie sich auseinandersetzen musste, war die Frage keine Auslegungsfrage mehr. In der Zeit nach der Zerstörung des Tempels wurden solche halachischen Fragen zu zentralen Fragen: Es war keine Nebensächlichkeit und daher muss der mt Jesus hier noch einmal klar zugunsten seiner Jünger Stellung beziehen.
Mt strafft die Perikope erheblich und setzt in seiner redaktionellen Bearbeitung deutlich andere Akzente. Ihm geht es weniger um die Einhaltung von einzelnen Vorschriften als um die grundsätzliche Stellung zu pharisäischer Auslegung (Halacha) und ethischem Handeln, das sich (hier) vor allem auf den Dekalog bezieht.
Den Dialog mit den Pharisäern nimmt er nicht wieder auf. Es bleibt bei dem kurzen Disput mit einer Gruppe aus Jerusalem, die er so beschreibt, dass sie den Eindruck einer offiziellen Kommission erweckt und die anschließend aus dem Gespräch verschwindet. Ihm geht es darum, das Proprium des Umgangs der mt Gemeinde mit Einzelvorschriften und Auslegung derselben zu verdeutlichen. Die Pharisäer sind und bleiben für ihn blinde Blindenführer, denen zu folgen nur zur Katastrophe führen kann.
Trotzdem bleibt seine Stellung zur Ethik aber im Rahmen einer jüdischen Toraauslegung. Speisen generell für rein zu erklären kommt ihm nicht in den Sinn. Er wägt Gebote in Relation zueinander ab und macht deutlich, dass z. B. das Elterngebot höher zu bewerten ist. Dementsprechend sind Speisegebote oder gar die Reinheitsvorschriften der Halacha kein Kritikpunkt gegenüber seinen Jüngern.
Aktuell gibt er uns aber auf, darüber nachzudenken, wo unsere eigenen Regeln zu einem Zaun um den Willen Gottes werden, der sich nicht mehr am Gebot selbst orientiert: Zeitgebundenes kirchliches Brauchtum, juristische Regelungen oder auch persönliche „Gesetze“, die sich aus einem sinnvollen Kontext schon längst herausgelöst haben und zu Heilskriterien geworden sind. Hier gleichen wir dann selbst Menschen, die Heilsregeln aufstellen und anderen oder uns selbst überstülpen und damit den Dialog schon lange vor dem Disput abgebrochen haben. Mt schlägt den Pharisäern gegenüber einen harten Ton an. Vermutlich auch, weil der Dialog zwischen beiden jüdischen Gruppen durch die Hochschätzung von Äußerlichkeiten schon längst faktisch beendet worden ist.
31 Bauer-Aland, Sp 253.
32 Luz, Matthäus 426.
33 Bultmann, Synoptische Tradition 55. Es handelt sich dabei aber um ein verbreitetes Sprichwort, das auch bei Plato und Philo Parallelen hat. Auch in EvThom 34 erscheint es in einer Form, die Mt sogar näher steht, als die lukanische Variante in Frageform. Vgl. Plisch,110.
34 Ich beziehe mich auf den Wikipediaartikel „Der Blindensturz“, abgerufen am 22.6.2017.
35 Hofmann, Blindensturz, 111. Auch dort kursiv hervorgehoben.
36 Mk 7,15 ist eine Lehraussage aber kein Gleichnis.
37 Gnilka, Markus 285. Nach Gnilka verweist er (für Mk) auf ein hellenistisch-jüdisches Milieu.
38 Luz, Matthäus 426; Konradt, Matthäus 246. Das Mt hier schon an das Liebesgebot denkt (Popa, 175f), ist möglich, aber nicht zwingend.
39 Luz, ebd.
40 Luz, Matthäus 427.
21 Und Jesus ging weg von dort und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück. 22 Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jenem Gebiet kam41 und schrie: „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist übel dämonisiert.“ 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger kamen und baten ihn: „Schick sie weg42, denn sie schreit hinter uns her.“ 24 Er aber antwortete: „Nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel bin ich gesandt.“ 25 Sie aber kam und fiel ihm zu Füßen und sagte: „Herr, hilf mir.“ 26 Er aber antwortete: „Es ist nicht gut, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ 27 Sie aber sagte: „Ja, Herr, aber auch die Hunde fressen von den Krümeln, welche von den Tischen ihrer Herren fallen.“ 28 Da antwortete Jesus und sagte zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß! Es geschehe dir, wie du willst.“ Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.
Der Text schließt unmittelbar an das vorherige Streitgespräch an, so dass das Weggehen Jesu so wirkt, als ob er erhöhtem Druck ausweichen würde.
Die Episode selbst besteht fast nur aus wörtlicher Rede. Auffällig sind die Worte Jesu, die aus dem Kontext gelöst als Sprüche oder Logien verständlich wären43. Im Blick auf die Zuwendung zu einer Nicht-Jüdin stellt die Erzählung eine Parallele zu Kap 8,5-13 dar44.
Als Ausflug ist die Episode isoliert, denn bereits in V29 kehren Jesus und die Jünger an den See Genezareth zurück und Mt leitet ein Summarium ein. Dass Jesus hier das biblische Israel verlässt, wird nicht sonderlich betont. Allerdings lässt Mt vermutlich deshalb das Haus als Ort des Geschehens weg45.
Mt gestaltet seine Mk-Vorlage um und schreibt sie stellenweise neu46. V24 – der Vers fehlt so bei Mk - formt er nach Kap 10,6 und folgt damit seiner eigenen Anweisung zur Sendung an Israel an die Jünger. Mt benötigt keine nähere Erläuterung zum Hintergrund der Frau. Für die Schilderung ihres Verhaltens zieht er Mk 10,47f hinzu47. In der Antwort auf ihre Proskynese lässt er das mkn (zuerst müssen die Kinder satt werden), mit dem Mk in 7,27 einen Ausweg bereits andeutet, weg. Seine Antwort fällt dadurch schroffer aus. Auch seine endgültige Reaktion auf die Frau gestaltet er – vermutlich nach Kap 8,13 - um.
Aufschlussreich ist auch, was wir nicht erfahren: Weder hat die Frau einen Namen noch wird die Art der Besessenheit der Tochter näher geschildert 48 . Das Wunder als Fernheilung bleibt ungreifbar und auch keine Reaktion - von wem auch immer - wird erzählt. Im Grunde genommen steht so ein Lehrgespräch über Jesu Auftrag vor uns und keine Wundererzählung.
V21 Der Konflikt mit den Pharisäern bringt Jesus dazu, sich in heidnisches Gebiet zu begeben. Neben der Möglichkeit eines Rückzuges (falls hinter der Erzählung historische Tatsachen stehen sollten) hat dies auch eine heilsgeschichtliche Bedeutung: Der Immanuel wendet sich zumindest körperlich von seinem jüdischen Umfeld einem heidnischen zu49 . Damit wird auch Kap 11,21 eingeholt, wo das Städtepaar bereits als Beispiel für Israel erwähnt wurde. Mt ergänzt Sidon vermutlich bewusst.
V22 Eine kanaanäische Frau kommt. Den Begriff „kanaanäisch“ gab es damals auch als Selbstbezeichnung einer syro-phönizischen Bevölkerungsgruppe. Mit der Verwendung des Begriffs betont Mt aber auch das Heidentum dieser Frau und erinnert an den tiefen alttestamentlichen Gegensatz zwischen Israeliten und Kanaanäern 50 . Ihr „Herauskommen“ mag plastisch als ein Heraustreten aus einem Haus oder auch einfach nur als plötzliches Auftreten der Frau zu verstehen sein – wichtiger ist der Ruf, mit dem sie sich Jesus nähert: „Kyrie eleison!“ Damit benutzt sie einen christologischen Titel, dem sofort mit „Sohn Davids“ ein zweiter folgt. Dass letzterer Titel aus dem Mund einer Heidin erfolgt, muss auffallen 51 . Außerdem ist die Tatsache, dass sie als Frau die Initiative ergreift und Männer – sogar laut52 – anspricht zumindest unüblich. Ursache für ihre Initiative ist die Tochter, die besessen ist, wobei die Art der Besessenheit nicht näher thematisiert wird.
V23 Die Reaktion Jesu befremdet. Kann es sein, dass derselbe Jesus, der gerade eben noch die Tora im Blick auf „Rein und Unrein“ vom Kopf auf die Füße gestellt hat, jetzt so reagiert? Hat er seine eigene Bergpredigt vergessen? „Bittet, so wird euch gegeben werden“? „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch“? Den Hauptmann aus Kapernaum und die beiden besessenen Gadarener?
Man kann die Geschichte auf der Textebene so verstehen, dass Jesus eine Art inneren Lernprozess im Schnelldurchlauf durchmacht und so doch dazu kommt, die Frau – quasi als heilsgeschichtliche Ausnahme, die die spätere Regel antizipiert – zu heilen. Auf den Makrotext des Evangeliums bezogen, kann das aber eigentlich nicht sein. Hier steht hinter der Erzählung ein Statement zur Zuwendung an die Heiden. Ein Statement, das allerdings auch verdeutlicht, dass den Israeliten als Kindern eigentlich ein Vorrecht zusteht. Ein Vorrecht, dass Mt nicht – wie Mk – vorschnell und einfach mit einem (zuerst) in eine historische Reihenfolge nach dem Schema nach Ostern ist alles anders auflöst, sondern viel grundsätzlicher stehen lässt.
Die Reaktion der Jünger ist zweideutig. Schon bei den Übersetzungsmöglichkeiten schillert sie zwischen einem peinlich berührten bis genervtem „Schick sie weg!“ und einem vielleicht ähnlich motiviertem aber vielleicht auch mitleidigem „Heile sie doch bitte!“
V24 Jesu Antwort an die Jünger hat etwas Pathetisches. Sie nimmt das Logion aus Kap 10,6 auf. Bibelkundige Leser dachten vielleicht damals schon an Micha ben Jimla aus 1. Kön 22 53 . Das Wort drückt eine Ausschließlichkeit der Sendung Jesu zu den Israeliten aus, die das Mt schon im Makrotext nicht durchhält. Ich denke, dass hinter diesem Dictum auch eine gemeindliche Debatte über die eigene Stellung zu den Heiden steht54. Mt kennt die Schärfe dieser Debatte und weiß auch, dass sie heilstheologisch nicht aus der Luft gegriffen ist. Heilsgeschichtlich hat Israel Vorfahrt, auch für Jesus. Umso größer ist das Wunder, dass der Glaube auch außerhalb Israels überhaupt Fuß fassen kann.
Mt hat dem Vorrang Israels Rechnung getragen, indem er in der Aussendungsrede die Beschränkung auf Israel übernommen hat. Sein eigentliches Ziel im Blick auf das Gesamtevangelium ist das nicht. Daher nutzt er die Perikope von der kanaanäischen Frau, um ein weiteres Mal die Völker in den Blick zu bekommen. Durch die Aufnahme von Kap 10,6 kann er aber zugleich einen relativen Vorrang Israels zum Ausdruck bringen, den auch die Kanaanäerin anerkennt. So findet Mt einen – in seinen Augen - auch für judenchristliche Kreise gangbaren Weg in der Diskussion.
V25 Die Frau lässt sich nicht abweisen. Sie fällt Jesus zu Füßen und bittet ihn erneut. Durch die Proskynese intensiviert sie ihre Stellung als Bittstellerin. Ihre Geste drückt zusammen mit der Anrede (Herr) eine Selbstminderung aus und unterstreicht die Not, in der sie sich befindet.
V26 Die Antwort Jesu ist drastisch und hart. Jesus belegt die Frau mit einem Schimpfwort 55 und gibt ihr unmissverständlich zu verstehen, dass es nicht einmal gut wäre, ihr zu helfen. Das, was er zu bieten hat, ist „zu gut“ für sie!
Mt verschärft das Wort, das er aus Mk übernommen hat, indem er Mk 7,27a weglässt. Mk suggeriert eine Reihenfolge: erst die Kinder, dann die Hunde; erst die Israeliten, dann die Heiden. Der mt Jesus scheint dagegen eine grundsätzliche Heidenmission abzulehnen! „The point is simply that healing Gentiles would divert Jesus from his vocation toward Israel,...“56
V27 Die Antwort der Frau ist für ihre Schlagfertigkeit berühmt. Dass sie selbst die Beleidigung demütig an-und hinnimmt, ist hineininterpretiert. Sie nimmt den Vergleich lediglich auf57, um Jesus auszukontern und bleibt so in ihrem Bitten beharrlich. In gewisser Weise wendet sie damit genau die Widerstandsstrategien der Unterlegenen und kleinen Leute aus der Bergpredigt an, indem sie Jesus Recht gibt und dann doch auch auf ihr Recht besteht.
Mt verschiebt auch hier die Aussage geringfügig, aber entscheidend. Es sind eben nicht die „Brocken der Kinder“ (Mk 7,28), sondern die Brocken vom Tisch der Herren. „Die Herren“ stehen aber in diesem Fall für Jesus als den Herrn. Das Heil ist also eine Gabe Jesu, die beiden, den Kindern (Israel) und den Hunden (Heiden) zukommt und nicht Besitz der Kinder (Israels) ist58.
V28 Jesus ist über die Antwort überrascht. Mt formuliert seine Gegenantwort dementsprechend um und hebt den großen Glauben der Frau hervor. Auf diesem Glauben, den Jesus bei der Kanaanäerin findet, liegt der Fokus der Erzählung. Mt fügt dieses Motiv gegenüber Mk betont ein59. Und mit diesem großen Glauben steht sie auch im Gegensatz zum „Wenigglauben“ Petri aus Kap 14,31. Die Heilung selbst, die Mk noch andeutungsweise schildert, spielt demgegenüber nur noch als selbstverständlicher Vollzug eine Rolle.
Mt hat seine Markusvorlage planvoll umgestaltet und dadurch eine beinahe neue Geschichte mit Dialog und Charme entworfen, die in der Gesamtkomposition des Mt eine nicht zu unterschätzende Funktion übernimmt.
Er konzipiert sie noch deutlicher als Geschichte der Zuwendung zum Heidentum. Dies drückt sich bereits in seiner Wortwahl (Hinzufügung von Sidon und „Kanaanäerin“) aus und findet durch die Betonung des Glaubens der Frau seinen Höhepunkt. In der Erzählung spiegelt sich – gerade im Vergleich mit Mk – auch ein Teil der Auseinandersetzung, die es in der mt Gemeinde um die „Heidenmission“ gegeben haben muss. Von schweigender Abgrenzung, theologischem Selbstbewusstsein der eigenen Herkunft und Erwählung über schroffer Ablehnung bis zu Staunen über den Glauben und die selbstverständliche Annahme dürfte es alles gegeben haben. Ich sehe den mt Jesus hier als Chiffre für theologische Positionen, die in einer Debatte, die sich sicher über Jahre dahingezogen hat, entfaltet wurden.
Dass an ihrem Ende der „große Glaube“ steht, empfinde ich als eine befreiende Antwort. Für sich genommen sind alle theologisch erzählten Argumente der Perikope theologische Richtigkeiten. Die Überzeugungskraft aber geht von der dem Glauben, aus. Eine Überzeugungskraft, die Mt so beschreibt, dass sie heilen und retten kann, dass sie sogar Jesus selbst überzeugt. Konradt macht im Blick auf den Makrotext darauf aufmerksam, dass Kap 8,5-13 (Der Hauptmann von Kapernaum) und Kap 15,21-28 die jeweils erste und letzte Heilungserzählung sind, in denen vom Glauben der Hilfesuchenden die Rede ist. Und nur hier wird vom „großen Glauben“ gesprochen60. Damit macht Mt die Zuwendung Jesu zu den Völkern und die Universalität des Glaubens zum Ziel. Aber er verdeutlicht auch den Respekt, der in diesem Zusammenhang Jesus als dem Messias Israels zu erweisen ist, denn beide
Protagonisten erkennen zugleich auch die besondere Rolle Israels an61.
Mt bricht damit keiner heidenchristlichen Kirche die Bahn. Er bricht dem Glauben die Bahn. Einem Glauben, der offen ist für alle und auch bereit ist, einen schwierigen Dialog zu führen. Das ist meines Erachtens auch ein Ertrag dieser Perikope heute, in der Mission überhaupt in Frage gestellt wird. Gerade im Blick darauf, dass in der heutigen Diskussionslage nicht über die Heidenmission, sondern über die Judenmission diskutiert werden muss: Am Ende steht Zuwendung, hinter der die theologischen Argumente verblassen. Und zwar die Argumente Jesu! Mt tritt hier letztlich für eine offene Gemeinde ein. Eine Gemeinde, die einer kanaanäischen Frau so viel Witz und Schlagfertigkeit zuspricht, dass Jesus von einem „großen Glauben“ sprechen muss. Und Mt tritt auch für diese Frau ein, die sich an dem genügen lässt, was von den Tischen abfällt. Ergebnis ist Begegnung für beide Seiten; ein Dialog, der beide Seiten bewegt.
Da frage ich mich nicht zuletzt auch: Was fällt denn von meinem Glauben für andere ab? Ist mein Glaube so groß, so offen, so weit, dass er Jesus zutraut, zu heilen und Grenzen zu überschreiten? Kann der Glaube Vorurteile überwinden und Menschen über soziale Grenzen hinweg aufeinander zugehen lassen?
Und als letzte Frage sei erlaubt: Wie steht es mit meinem eigenen Glauben, wenn ich das Gefühl habe, dass nur Krümel für mich abfallen? Der Glaube der Kanaanäerin ist großer Glaube als stellvertretender Glaube für ihr Kind und als Glaube, der auch eine Abfuhr durch Gott aushält. Da Mt um die göttliche Dimension Jesu weiß (Kap 14,33) und er der Kanaanäerin christologische Titel in den Mund legt, ist ihr Glaube auch ein Glaube an einen Herrn, der sich zunächst nicht als Herr erweist. Jesus begegnet ihr zunächst so, als ob all diese Titel im Blick auf sie als Frau und Nicht-Jüdin in diesem Falle nicht gelten würden. Sie glaubt an Gott für ihr Kind gegen Gott. Es ist diese Beharrlichkeit, die ihren Glauben „groß“ macht.
41 Wörtlich „kam hervor“.
42 Die Paraphrase könnte auch mit „Hilf ihr schnell!“ übersetzt werden.
43 V24 nimmt Kap 10,6 auf.
44 Konradt, Matthäus 247.
45 Für Mt war es vermutlich einfach unpassend, zu erzählen, dass Jesus ein heidnisches Haus betritt, ebd. Zumal in Kap 8,8 ja gerade das Nichtbetreten eines Hauses Thema war.
46 Luz, Matthäus 430.
47 Ebd.
48 Wie Mt überhaupt die Anspielungen auf eine Dämonenaustreibung erheblich reduziert. Das bei Mk dreimal vorkommenden Wort „Dämon“ streicht er an allen Stellen. Böcher, 16.
49 Auch wenn zumindest Teile dieses Gebietes jüdisch besiedelt gewesen waren und als Gebiet der Nordstämme Asser, Dan und Naftali zum „heiligen Land“ gezählt werden können. Luz, Matthäus 433.
50 Melzer-Keller, 143; Konradt, Matthäus 248.
51 Melzer-Keller hat Recht, wenn sie konstatiert, dass damit eine Heidin Jesus die Anerkennung erweist, die ihm seine Landsleute verweigern, aaO 144. Gerade die Frau erwartet von Jesus als dem Messias Israels ihr Heil. Konradt, Matthäus 248.
52 deutet auf lästiges, anhaltendes Schreien hin (Imperfekt).
53 Neben Jer 50,6.
54 So schon Bultmann, 176.
55 Unbenommen dessen, dass es sich bei um den Haushund und nicht um den Straßenköter handelt. Luz, Matthäus 435.
56 Patte, 222.
57 Vgl. Luz, aaO 436.
58 Konradt, Matthäus 249.
59 Ders., Glaube 428f. Vermutlich gewinnt er es aus der Erzählung vom Hauptmann aus Kapernaum und schafft damit eine Parallelität bei beiden Heilungen in einem außerjüdischen Kontext.
60 Konradt, Matthäus 250.
61 Der Hauptmann, indem er Jesus nicht in sein Haus bittet, die Kanaanäerin, indem sie ihn als „Sohn Davids“ tituliert und selbstverständlich Jesu besonderes Verhältnis zu Israel nicht zur Diskussion stellt.
Jesus und das kanaanäische Weib, Rembrandt 1655-1660. Heute Grafische Sammlung Albertina in Wien.
Diese Zeichnung von Rembrandt van Rijn, die vermutlich zwischen 1655 und 1660 entstanden ist, zeigt, dass die Erzählung viele Aspekte in sich trägt. Rembrandt stellt die Kanaanäerin am Boden kniend dar. Er orientiert sich also an Kap 15,25ff. Die Frau zeichnet er in Relation zu den Männern noch kleiner, als sie durch die Haltung sowieso schon sein müsste. Rembrandt gibt so einer
Deutung Vorschub, die am Glauben vor allem die Demut der Frau betont hat.
Den krassen Gegensatz dazu drückt die Haltung Jesus aus: Er wendet sich ihr zwar zu, zeigt aber durch den Blick fast über die Schulter eine deutliche Ablehnung. Die ganze Körperhaltung drückt Distanz und Abwendung, ja Stolz aus. Man könnte dem Jesus dieser Szene zwei
Bewegungsrichtungen zuschreiben: Der Körper als Ganzes scheint im nächsten Moment weiterzugehen, von der Frau weg. Der rechte Fuß ist schon zur Drehung angehoben. Doch wohin würde ihn diese abwendende Drehung führen? Rembrandt deutet mit nur einem Strich an, dass es hier nicht weitergeht. Die Phantasie mag sich an dieser Stelle ein Haus, eine Mauer oder ähnliches vorstellen: Dieser Jesus kann nicht weitergehen.
Und so weist auch der Blick Jesu beinahe auf die Frau hin und scheint geradezu an ihr zu haften, so wie auch die Blicke fast aller Personen auf dem Bild auf ihr ruhen. So hält Rembrandt eine Schlüsselszene fest: Wendet sich die Botschaft auch den Heiden zu? Oder wendet sie sich ab? Und wo soll es dann hingehen?
Wie schwer dieses Moment wiegt, drückt Rembrandt wunderbar in der Disharmonie des beinahe leicht korpulent dargestellten Jesus und der überkleinen Frau aus. Und letztlich gibt die Frau mit dem „Großen Glauben“ dem gewichtigen Jesus das Moment, stehen zu bleiben.
Nebenbei bemerkt lebte Rembrandt in dieser Schaffensperiode bereits in der Rozengracht in einem Viertel Amsterdams, in dem zu dieser Zeit vor allem die Bürger der jüdischen und der mennonitischen Minderheit lebten, unter denen er viele Freunde hatte. Die Problematik des Umgangs zwischen Juden und Heiden bzw. in diesem Fall Christen, dürfte ihm also nahe gewesen sein.
In einer weiteren Zeichnung zu dieser Episode, die er in der Schaffensperiode davor (etwa zwischen 1645 und 1653) gezeichnet hatte, ist Jesus noch völlig in Bewegung und nimmt mit der Frau keinen Kontakt auf. Auch wenn ich gerne zugestehe, dass der Künstler hier eben Mt 15,22 zeichnen möchte, zeigen beide Zeichnungen im Vergleich, dass der Schwerpunkt auf der Begegnung zwischen Menschen liegt, wie sie das spätere Bild festhält. Glaube wird – so in der späteren Radierung dargestellt – zu einem Beziehungsgeschehen. Und darin zeigt sich seine Größe. Der große Glaube der Frau ist dann, dass sie ihre Beziehung nicht abbrechen lässt. Auch nicht durch die Abwendung Jesu, die dieser dann auch nicht durchhalten kann. Großer Glaube wird so zu einem Phänomen, das letztendlich Begegnung ermöglicht.
Jesus und das kanaanäische Weib, Rembrandt 1648-1655, London
29 Und Jesus ging von dort weiter und kam an den galiläischen See und er stieg auf einen Berg und setzte sich dort. 30 Und zu ihm kam eine große Menge, die Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere mit sich brachte und ihm zu Füßen legte und er heilte sie, 31 so dass die Menge sich wunderte, als sie Stumme redend, Krüppel gesund und Lahme umher gehend und Blinde sehend sah. Und sie lobten den Gott Israels.
32 Aber Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte zu ihnen: „Ich habe Erbarmen mit der Menge, denn es sind nun schon drei Tage, die sie mit mir beisammen sind und sie haben nichts gegessen. Und ich will sie nicht hungrig wegschicken, damit sie nicht auf dem Weg verschmachten.“ 33 Und die Jünger sagen zu ihm: „Woher sollen wir in der Wüste so viele Brote nehmen, um diese Menge zu sättigen?“ 34 Und Jesus sagt zu ihnen: „Wie viele Brote habt ihr?“ Sie aber sagten: „Sieben und einige wenige Fischlein.“ 35 Und er gebot der Menge, sich auf der Erde niederzulassen. 36 Er nahm die sieben Brote und die Fische und dankte, brach sie und gab den Jüngern, aber die Jünger den Mengen. 37 Und alle aßen und wurden satt. Und die übriggebliebenen Brocken füllten sieben Körbe. 38 Die Essenden aber waren viertausend Männer ohne Frauen und Kinder.
39 Und nachdem er die Menge entlassen hatte, stieg er in das Boot und kam in die Gegend von Magadan.
V29-32 sind als Heilungssummarium gestaltet, aber eng mit der Erzählung der Speisung der Viertausend verbunden62. Der Schauplatz beider ist der Berg am See Genezareth. Die Menschen, die gespeist werden, sind die gleichen, die geheilt wurden bzw. die Heilungen erlebt haben. Für Mt handelt es sich eindeutig um Menschen aus Israel 63 . Die eigentliche Speisungserzählung hat deutliche Überschneidungen mit Kap 14,15-21. Allerdings geht die Initiative diesmal von Jesus aus.
In seiner Überarbeitung des Mk-Textes ersetzt er die Heilung des Taubstummen im Mk 7,31-37 durch das Summarium64. Die Parallelen zu Joh 6,2f zeigen aber, dass es auch eine mündliche Tradition, die Heilungen und Speisung miteinander verbunden hat, gegeben haben könnte65. Vor allem im Schlussabschnitt verstärkt er die Parallelen zur Speisung der Fünftausend.
V29-31 sind das letzte Heilungssummarium, das Mt bietet. Noch einmal fasst er zusammen, was Jesus für das Volk tut. Der Berg spielt keine explizite Rolle, aber natürlich werden aufmerksame Hörerinnen und Hörer der Geschichte an die Bergpredigt oder an Kap 14,23 gedacht haben. Die Heilungen erinnern an Jes 35,5.6 ohne dass Mt das ausdrücklich betont. Im Makrotext des Evangeliums erinnert die Aufzählung an Kap 11,2ff. Damit ruft Mt noch einmal den Anspruch, dass Jesus der ist, „der da kommen soll“ ins Gedächtnis66. Auf jeden Fall sind Jesus und das Volk hier noch einmal einmütig beisammen.
V32 Diesmal übernimmt Jesus die Initiative und spricht die logistische Situation des Volkes an. Sein Handeln wird als „Erbarmen“ gekennzeichnet, womit Mt wie Mk die Fürsorge Jesu für das Volk kennzeichnen.
V33f Das Gespräch Jesu mit den Jüngern zeigt deren Unverständnis und dient natürlich auch dazu, die logistische Ausgangssituation „sieben Brote, einige Fischlein“ ins Spiel zu bringen67.
V35f Mt rückt die Szene hier sehr nahe an die Situation einer Abendmahlsfeier heran und schildert Jesu Handeln dabei sehr plastisch. Vor allem setzt der mt Jesus – im Blick darauf, dass es sich um eine jüdische Volksmenge handelt – 15,26 um: die „verlorenen Schafe des Hauses Israel“, die Kinder erhalten das Brot68. Klar wird, dass es bei dieser Mahlzeit um eine sakrale Handlung geht. Aber als solche wurde damals jede gemeinsame Mahlzeit verstanden.
V37f Klar ist auch, dass es um ein Essen geht, das satt macht. Es geht um dargestellte Fülle und um Überfluss. Damit wird noch deutlicher: So haben sich Menschen das Reich Gottes vorgestellt: Als einen Ort, einen Moment, in dem man satt wird, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob es morgen auch noch reicht: Es ist noch immer genug übrig. Dem dient auch die große Zahl der Teilnehmer.
V39 Jesus verlässt auch hier schnell die Szene. Aber selbst im Abschied ist er der souveräne Herr, der die Menschen entlässt.
Der Ort Magadan ist unbekannt. Möglicherweise könnte es sich um eine Variante zu Magdala handeln69.
Natürlich muss man fragen, warum so eine Erzählung zweimal in sehr ähnlichen Varianten erzählt wird. In der Auslegungsgeschichte ist oft auf die Unterschiede der beiden Speisungswundererzählungen eingegangen worden70 . Dominierend aber und im mt Erzählduktus sogar noch dominanter sind die Gemeinsamkeiten. Und womöglich liegt auch darin die Motivation der Erzählung: So erlebten die Menschen Jesus: Als Heiler, als Menschen, der sättigt und Fülle erleben lässt. Und das auch dann, wenn die Voraussetzungen gar nicht gegeben sind: Jesus ist weder von der Zahl der Brote und Fische noch von der räumlichen Lage in der Einsamkeit abhängig. Und: so sieht sich die Gemeinde als Gemeinschaft: Als Realisierung und Fortführung dieser Erlebnisse.
62 Luz, Matthäus 439. Auch die Speisung der 5000 ist mit Heilungen in einer abgelegenen Gegend verbunden.
63 Er vermeidet alle Anspielungen aus Mk, die dazu geeignet wären, das zweite Speisungswunder als eine Speisung für die Heiden darzustellen.
64 Ob die Darstellung dieser Heilung Mt wirklich „magisch“ anmutete, sei dahingestellt. Konradt, Matthäus 251.
65 Ebd.
66 Vgl. Konradt, Matthäus 252.
67 Konradt möchte im Blick auf Kap 14,15-21 hier einen versteckten Tadel an die Jünger entdecken. Auch die Transformation der „Fischlein“ aus V33 in „Fische“ in V34 sieht er als Hinweis auf den „Kleinglauben“ der Jünger, aaO 252f. Das wäre dann ein Hinweis auf Kap 16,8.
68 AaO, 253.
69 Luz, Matthäus 442.
1 Und dann kamen die Pharisäer und Sadduzäer; ihn zu versuchen, fragten sie ihn, ihnen Zeichen aus dem Himmel zu zeigen. 2 Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Wenn es Abend geworden ist, sagt ihr: ‚Gutes Wetter, denn der Himmel wird rot.’ 3 Und früh am Morgen: ‚Heute wird es stürmisch, denn der Himmel ist rot und trüb.’ Ihr könnt das Aussehen des Himmels unterscheiden, aber die Zeichen der Zeit kennt ihr nicht. 4 Böses und abtrünniges Geschlecht, das Zeichen sucht. Es wird ihnen kein Zeichen gegeben werden, außer dem Zeichen des Jona.“ Und er verließ sie und ging weg.
Textkritik
Auffällig ist die Auslassung von V2b.3 in vielen wichtigen Textzeugen. Mit einiger Sicherheit hat das Bildwort nicht zum ursprünglichen Text gehört, da weder der Sinaiticus, noch der Vaticanus oder die Minuskelgruppe 13 den Text enthalten. Aber vermutlich ist das Wort schon früh, vielleicht unter „Patenschaft“ von Lk 12,54-56 in den Text aufgenommen worden71. Es zeigt an, wie intensiv die ersten Rezipienten der Evangelien mit dem Thema „Zeichen“ zu ringen hatten.
Synoptischer Vergleich
Mt bleibt auch an dieser Stelle dem Markusaufriss treu. Die Zeichenforderung folgt der Speisung der Viertausend72. Wenn Mt die Formulierung vom „Seufzen im Geist“ Jesu streicht, ist das nicht nur eine seiner üblichen Straffungen. Die Antwort erfolgt dadurch unmittelbar und als direkte Konfrontation. Er kennzeichnet die Fragesteller konfrontativ als „böses und abtrünniges Geschlecht“ 73.
Die bedeutendste Differenz liegt aber darin, dass Mt, im Unterschied zu Mk, der das Zeichen einfach verweigert, sehr wohl ein Zeichen kennt: Das Zeichen des Jona.
V1 Die Anwesenheit der Pharisäer und Sadduzäer kennzeichnet das Gespräch nach deren letzten Auftritten im Evangelium als Streitgespräch. Mit dem Verb 74 (versuchen) wird das Verstehen der Leserinnen und Leser bereits in diese Richtung gelenkt: Es geht wieder um Konfrontation. Diesmal75 behält Mt die Formulierung „aus dem Himmel“ bei. Dadurch wird das geforderte Zeichen zu einer Steigerung der bisherigen „Zeichen“, die eigentlich da wären: Heilungen, Speisungen usw.76 Möglicherweise ist die Frage nach einem Zeichen vom Himmel aber auch deshalb relevant, weil es um den Menschensohn geht, der in Dan 7 eindeutig mit himmlischen Prädikaten versehen wird77. Das entspräche auch dem Kontext, denn in Kap 16,13 wird Jesus selbst nach dem Menschensohn fragen.
V2.3 Die Bildseite bedarf keiner weiteren Erklärung. Sie zieht ihre Evidenz aus der Notwendigkeit in einer durch Landwirtschaft und Subsistenz geprägten Gesellschaft das Wetter und die „Zeichen des Himmels“ zu beobachten und aus der Erfahrung der Zeitgenossen. Hier geht es aber um Zeichendeutung im Blick auf Geschehnisse im Zeitlauf, die beobachtbar sein müssen. Im Kontext kann dabei der Verfasser des Einschubs nur an die Ereignisse, die im Mt erzählt werden, denken. Damit werden also die Heilungen und Wunder zu Zeichen für die Messianität Jesu.
Eigentlich widerspricht der Einschub damit der Intention des Mt, der das Zeichen ja auf das Zeichen des Jona beschränken will. Umgekehrt aber widerspricht Mt bereits Mk, der ein Zeichen generell ablehnt.
So stehen sich eigentlich drei Aussagen gegenüber:
Mk
überhaupt kein Zeichen
Mt
das Zeichen des Jona
also eine theologische Deutung von Golgatha und Ostern.
Verfasser der Ergänzung
Zeichen der Zeit
Deutung der bereits geschehenen Wunder.
Der Einschub zeigt das immer größer werdende Bedürfnis, Jesus als Messias deutend zu begründen und diese Deutung als Zeichen zu verstehen und damit zumindest relativ auch für andere nachvollziehbar zu zeichnen.
V4 Vom Zeichen des Jona hat Mt bereits in Kap 12,39 gesprochen. Auch dort kennzeichnet er seine Zeitgenossen als 78 (böse und abtrünnig). Einziger Unterschied – abgesehen von der Kennzeichnung Jonas als Propheten – ist das weitere Verhalten Jesu: Er geht davon und lässt die Kontrahenten stehen. Das Gespräch mit den Vertretern des offiziellen Judentums endet also abrupt und mündet in eine Warnung vor ihnen. In V5f wird er sich wieder den Jüngern widmen.
Und in Kap 16,13ff wird es dann auf einem anderen Weg zur Erkenntnis über Jesus als den Messias kommen: Petrus er- und bekennt Jesus als Sohn Gottes und Jesus wird das als „Offenbarung“ kennzeichnen. Diese Offenbarung geschieht aber eben nicht in Zeichen, sondern in der Annahme Jesu als Messias und Sohn Gottes.
Noch einmal zeigt Mt, wie die Konfrontation mit den jüdischen Institutionen immer intensiver wird. Dazu benutzt er die Zeichenforderung, die er bereits in Kap 12,38ff intensiv ausgewertet hat, noch einmal an der Stelle, an der er sie in seinem Mk-Aufriss vorgefunden haben muss.
Dass das Thema auch für die Zeitgenossen interessant war, zeigt auch die Bearbeitung, die später in einem relativ breiten Strom der Überlieferung eingeflossen ist: Warum hat Jesus kein Zeichen gegeben und sich nicht mit Macht offenbart? Und warum sind die eigentlichen Autoritäten, ja die Masse der eigenen Landsleute nicht in der Lage, Jesus als Messias zu erkennen? Zwischen diesen beiden Fragestellungen oszilliert unser Text.
Dass Jona als Zeichen dient, ist natürlich kein Zufall: Keiner der atl. Propheten ist persönlich profilierter. Mit seinem persönlichen und theologischen Schicksal spricht er Gehorsam und Ungehorsam an. Verloren gehen und gerettet werden. Verstoßen und Retten. Es ist sicher kein Zufall, dass er bis heute der bekannteste und am meisten bearbeitete Prophet ist, der nicht einmal in Kinderbibeln fehlt.
Und natürlich stellen die „drei Tage“ die ideale Brücke zur Ostergeschichte und der Auferstehung am dritten Tag dar. Außerdem ist Jona ein Prophet, der sich Heiden zuwendet und dadurch repräsentiert er mit seinem Buch, dass es bereits im Alten Testament einen Prozess des Nachdenkens über das Verhältnis zu den Völkern gegeben hat.
70 Ebd.
71 Aland, Der Text des Neuen Testamentes, 311.
72 Da sowohl Magadan (15,39) als auch Dalmanuta (Mk 8,10) unbekannt sind, ist es auch nicht möglich, näheres über den Ort der Perikope auszusagen.
73 Schon in 12,39.
74 Von jetzt an wird der mt Jesus das Wort öfter benutzen: 19,3;22,18.35. Luz, Matthäus, 445.
75 Im Unterschied zu 12,38
76 Ebd.
77 Vgl. Berger, Theologiegeschichte, 629.
78 bedeutet eigentlich „ehebrecherisch“. Dahinter steht aber auch das Verständnis der Gottesbeziehung Israels als Bund. Dann bedeutet jeden Verstoß gegen diesen Bund und selbstverständlich auch jede Form von Unglauben.
5 Und als sie am anderen Ufer angekommen waren, hatten die Jünger vergessen, Brot mitzunehmen. 6 Jesus aber sagte zu ihnen: „Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.“ 7 Die aber machten sich Gedanken und sagten, dass sie kein Brot mitgenommen haben. 8 Als Jesus das aber bemerkte sagte er: „Was macht ihr euch Gedanken, ihr Weniggläubigen, über das Brot, das ihr nicht mitgenommen habt? 9 Habt ihr noch nicht verstanden? Erinnert ihr euch nicht mehr an die fünf Brote der Fünftausend und wie viele Körbe ihr eingesammelt habt? 10 Und nicht mehr an die sieben Brote der Viertausend und wie viele Körbe ihr eingesammelt habt? 11 Wie versteht ihr nicht, dass ich nicht über die Brote zu euch gesprochen habe? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.“ 12 Dann verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich vor dem Sauerteig der Brote zu hüten, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
An das Streitgespräch knüpft direkt ein Dialog mit den Jüngern an. Es besteht kein Grund zur Annahme, dass die Jünger erst später ans Ufer kommen und das Streitgespräch nicht mitbekommen hätten79.
Kontextuell ist die Perikope eng mit den Speisungswundern und dem Streitgespräch verknüpft.
Mt lässt die Szene nicht im Boot, sondern am Ufer spielen. Den Ort wechselt er nach dem Streitgespräch also nicht.
Im Unterschied zu Mk (ein Brot) lässt Mt die Jünger überhaupt kein Brot dabeihaben. Die Warnung vor dem Sauerteig schließt bei ihm die Sadduzäer mit ein, während er Herodes (Mk 8,15b) weglässt. Mk hält den Dialog insgesamt offener und lässt Jesus schulmeisterlich nach den übriggebliebenen Körben fragen. Nach der erhaltenen Antwort fragt er die Jünger: „Begreift ihr denn noch nichts?“ Mt hingegen wiederholt die Warnung vor dem Sauerteig und lässt die Jünger ohne direkte Rede, zu dem Schluss kommen, dass die Lehre von Pharisäern und Sadduzäern als Gegenstand der Warnung gemeint sei.
Ich denke nicht, dass es in dieser Perikope um zwei Themen geht80. Brot und Sauerteig greifen thematisch ineinander. Ich denke vielmehr, dass es um eine Verschränkung der Speisungswunder als Zeichen, die die Jünger erlebt haben, mit der Frage nach der Lehre der jüdischen Institutionen und der Stellung der Jünger (bzw. der Gemeinde?) dazu geht. Jesus ist der, der das Brot gibt und die Brote anderer sind mit dem falschen Sauerteig versetzt.
V5.6 Beide Verse leiten ein Gespräch ein, das zunächst aneinander vorbeifließt. Die Jünger sprechen von versorgungstechnischen Problemen und liefern somit sowohl die Verbindung zu den Speisungswundern als auch das Stichwort für Jesus, der plötzlich vom Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer spricht und damit das Streitgespräch wieder aufnimmt. Erzähltechnisch wird damit angedeutet, dass es nicht eigentlich um Brot geht.
V7-10 Durch eine Wiederaufnahme von V5 lenkt Mt Jesus auf das Thema Brot. Er lässt Jesus die Jünger noch einmal als „Weniggläubige“ bezeichnen. Allzu offenkundig müsste es doch sein, dass Jesus sie ernähren kann. Um das deutlich zu machen, erinnert Jesus an die Speisungswunder und an den Überfluss.
V11 Jetzt zeigt sich aber, dass es nicht um diese Wunder geht, sondern um die Lehre. Es wird nicht präzisiert, worin diese Lehre besteht. Im Prinzip können natürlich alle Konfliktpunkte, die sich im Evangelium aufgetan haben, gemeint sein81: Der Umgang mit dem Sabbat, mit „Rein und Unrein“, … Vom Kontext her geht es aber um die Zeichenforderung. Die wiederum hat mit der Messianität Jesu zu tun!