Für Elfi und Peter,
die auch im echten Leben zusammengehören,
ür Sebastian, den weltbesten Ehemann und Sportlehrer,
und ür Ella und Mio, die jetzt endlich wissen,
was ihre Mutter beruflich macht.
Für Ada und Nelson,
die am liebsten Hotdogs essen und denen
Gerechtigkeit so wichtig ist.
INHALT
Das verschwundene Supersandwich 8
Noch mehr verschwundene Sandwiches 19
Der war's 29
Habt ihr schon gehört …? 39
Denkzettel 50
Was tun? 59
Ganz schön viele Leute 67
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Pinscher, Dalmatiner, Wuschelhund 74
Der Superbeweis 85
Konrad sagt aus 93
Die Falle 105
Eine richtig tolle Klasse 119
Nachgeragt 125
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Das verschwundene
Supersandwich
„Wer hat schon wieder mein Supersandwich
geklaut?“
Marie bebt vor Wut. Zum zweiten Mal diese Woche
ist ihr Schulbrot weg. Genau genommen ist
Schulbrot ein bisschen untertrieben. Maries Mutter
erschafft jeden Morgen ein anderes Wunderwerk
und packt es in braunes Papier mit dem Audruck:
Super essen – super leben!
Zum Beispiel Vollkornbrot mit Auberginen-
Couscous-Petersilien-Austrich. Oder Kürbisbrot
mit Rucola-Creme und Pinienkernen. Marie ist stolz
au ihre Supersandwiches, denn niemand in der
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Klasse hat so tolle Brote wie sie. Aber jetzt liegt das
Papier zerrissen neben Maries Schulrucksack au
dem Boden. Nur die Wörter Super – super sind noch
lesbar. Das Sandwich ist verschwunden.
Soort kommt die halbe Klasse angelauen und
umringt den Ort des Verbrechens. Kein Wunder,
denn Marie ist das beliebteste Mädchen der 6a. Seit
Neuestem ist sie auch noch Klassensprecherin.
Bei der Wahl bekam sie immerhin zwei Stimmen,
während alle anderen nur eine
erhielten. Das lag daran, dass
sich alle Kinder selbst
gewählt hatten. Bis
au Konrad, ür den
niemand stimmte.
Nicht einmal er
selbst.
„Unassbar! So ein
Verbrechen!“, rut
Elfi oder Pinar oder
Chloe. Die drei Mädchen
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aus Maries Clique sehen
sich mittlerweile
so ähnlich, dass
man sie kaum noch
unterscheiden
kann. Jeden Abend
schreibt Marie in
der Supergirls-
Gruppe, was die
Clique am nächsten
Tag anziehen wird.
Heute tragen alle den
gleichen lilaarbenen
Pullover.
„Nichts berühren!“,
schreit Torben und drängt
sich neben Marie. Er trägt die Jeans tie au der
Hüte und ist auch ansonsten ziemlich cool. Weil
sein Vater Polizist ist, ühlt sich Torben ür alles
zuständig. Vor allem ür Marie.
„Ich werde den Täter finden!“, verkündet er. „So
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lange kannst du mein
Pausenbrot haben.“
Er drückt ihr seine
Nutella-Stulle in
die Hand, die
Marie angeekelt
zur Seite legt,
während die
Supergirls
synchron die
Augen verdrehen.
Torben merkt das
gar nicht, denn
er untersucht das
zerrissene Papier.
„Hier hatte es jemand verdammt eilig“, murmelt er.
„Spiel dich doch nicht so au“, sagt Mika.
Die Supergirls machen große Augen: Na so
was, Mika kann sprechen! Tatsächlich kommt
es nicht häufig vor, dass Mika etwas sagt. Nicht
einmal im Unterricht. Dabei ist er mit Abstand
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der Klassenbeste. Weil er in Mathe bereitwillig
abschreiben lässt, wird er von den anderen nicht
geärgert. Aber Torben zu widersprechen, ist schon
ein starkes Stück.
„Ist doch nur ein blödes Brot“, murmelt Mika und
versteckt sich wieder hinter seinem Comic-Het.
Neben ihm sitzt Konrad und scheint überhaupt
nichts mitzukriegen. Er ist zu beschätigt mit seinem
eigenen Pausen-Snack: einem Schokoladencroissant
mit Vanillepuddingüllung. Erst als er den letzten
Bissen genüsslich verzehrt hat, bemerkt er, dass ihn
die anderen anstarren.
„Der hat aber ziemlich viele Krümel au dem Pulli“,
meint Chloe oder Elfi oder Pinar.
„Kann ich mal sehen?“, ragt Torben. Er zieht
Konrad vom Stuhl und versucht, eine Krümelprobe
von seinem Pullover zu nehmen, während sich
Konrad hektisch mit den Händen über den
Bauch wischt. Irgendwie spannt der Pullover
ziemlich, bestimmt hat ihn seine Mutter zu heiß
gewaschen.
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„Ziemlich verdächtig“, zischt Torben, doch da klingelt
es zur vierten Stunde.
Mit energischen Schritten betritt ein grauhaariger
Mann den Klassenraum und peffert seine Tasche
au den Lehrertisch. Dann verjagt er den Schulhund
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Hartmut, der es sich unter
dem Tisch bequem gemacht
hatte. Hartmut gehört
Hausmeister Hirtentanz
und dar sich au dem
Schulgelände rei bewegen,
seit eine Studie aus Dänemark
herausgeunden hat, dass
Schulhunde die Lernfähigkeit
von Kindern erhöhen.
„Wer ist das denn?“, tuscheln
die Supergirls so laut, dass es der
Grauhaarige hört.
„Na, ich bin's doch“, rut er, „Herr Schindelbart-
Bunsemann! Euer Klassenlehrer!“
Alle schauen verwundert. Seit Anang
des Schuljahres gab es eigentlich nur
Vertretungsunterricht. An Herrn Schindelbart-
Bunsemann kann sich niemand so richtig erinnern.
Marie meldet sich und beginnt gleichzeitig zu
sprechen, wie sie es immer macht.
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„Gut, dass Sie hier sind, Herr Schinselmann-
Bundelbart …“
Der Lehrer unterbricht: „Schindelbart-Bunsemann!“
Die Supergirls weren sich genervte Blicke zu.
„Wie auch immer. Ich möchte“, Marie macht eine
dramatische Pause, „einen Diebstahl melden!“
„Das heißt Anzeige erstatten“, flüstert Torben,
aber Marie beachtet ihn nicht. Sie beschreibt
das verschwundene Supersandwich in aller
Ausührlichkeit, wobei sie mehrach das Wort
„herausragend“ verwendet.
„Wer hat das Brot genommen?“, ragt der Lehrer.
Einige Kinder drehen
sich vorsichtig zu
Konrad um.
„Niemand?“, ragt
Herr Schindelbart-
Bunsemann. „Na,
dann wird sich das
wohl nicht klären
lassen.“