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Investieren bedeutet, dass dein Geld für dich arbeitet. Das hört sich gut an, ist aber gar nicht so einfach. Doch genau das sollte es sein, ist Autor Robert Beck überzeugt. Scheinbar komplexe Zusammenhänge sollten sich auf simple Schritte reduzieren lassen, die einfachen Prinzipien folgen. Der Erfolg muss reproduzierbar sein und nicht vom Glück abhängen. Das unterscheidet den überlegt handelnden Investor vom Zocker. Was es dann noch braucht, ist Disziplin und Geduld. Deshalb sollte sich jeder mit seinem Geld auseinandersetzen und nicht blind irgendwelchen Finanzberatern vertrauen. Das geht nicht ohne Wissen über einige grundlegende ökonomische Zusammenhänge. Robert Beck vermittelt mit seinem Buch "Der Weg des Investors" genau diese wichtigen Grundlagen für den Einstieg in einen erfolgreichen Vermögensaufbau. Bevor es an die Umsetzung geht, werden zunächst die Basics des Investierens so erläutert, dass sie auch für Laien verständlich sind. Erforderliche Fachbegriffe werden erklärt, auf komplizierten Fachjargon wird aber verzichtet. Der Leser erfährt, warum es so wichtig ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen, wie man es schafft, nicht ständig seine Strategie zu verändern und warum man Prognosen mit Vorsicht betrachten sollte. So lässt sich das Buch leicht lesen und nach der Lektüre auch noch als Nachschlagewerk nutzen. Im Zentrum stehen dabei 16 verschiedene Methoden, um Geld für sich arbeiten zu lassen. Der Leser lernt unterschiedlichste Investmentstrategien kennen, sodass für jeden eine passende dabei ist. Zu jeder Strategie findet der Leser ein Profil, in dem unter anderem Chancen, Risiken und Aufwand bewertet werden. Dadurch bietet das Buch wertvolles Wissen und praktische Empfehlungen für einen erfolgreichen Vermögensaufbau. Auf mehr als 180 Seiten nimmt Unternehmer, Investor und Trader Robert Beck den Leser an die Hand und hilft ihm dabei, seinen persönlichen Weg vom Anfänger zum Meister des Investierens zu finden. Grundlage dafür ist sein Podcast "Investieren lernen", in dem er regelmäßig die Vor- und Nachteile von Investmentstrategien bespricht, praktische Tipps liefert und in Interviews mit Investmentprofis Einblicke in deren Investmentstrategie bietet. Dieses gesammelte Know-how greift Robert Beck in diesem Buch auf und geht doch weit über den Podcast hinaus. Der "Weg des Investors" ist für Anfänger und Einsteiger gedacht, die sich nicht länger mit niedrigen Zinsen zufriedengeben und ihren Vermögensaufbau in die eigenen Hände nehmen wollen.
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Seitenzahl: 204
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„Geld wächst auf dem Baum der Beharrlichkeit."
Japanisches Sprichwort
Das Thema Vermögensaufbau ist für uns alle wichtig. Doch nur wenn Du zunächst das nötige Wissen aufbaust, wirst Du ärgerliche Fehler vermeiden und Deine finanziellen Ziele erfolgreich erreichen können.
Deswegen ist es gut, dass Du Dich für dieses Buch interessierst. Dieses Anfangs vielleicht trocken wirkende Thema kann durchaus sehr spannend sein und ist zumindest für mich zu einer wirklichen Leidenschaft geworden. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir den „Weg des Investors" zusammen beschreiten und lade Dich deshalb dazu ein, meiner kostenlosen Online-Gruppe „Vermögensaufbau mit System" beizutreten, sodass wir uns gegenseitig unterstützen können.
Meine Einladung an Dich:
Gehe einfach auf folgende Website und trete der kostenlosen Gruppe bei:
https://www.money-masters.de/gruppeneinladung
Einleitung
Teil 1: Einführung
Teil 2: Strategien im Detail
Ausblick und Fazit
Wegweiser für Investoren - Überblick und Bewertung
Fehler vermeiden
Die ersten Schritte auf Deinem Weg
Über den Autor
Quellen, Links und mehr
Shougakuji ist ein kleiner alter Soto-Zen-Tempel in den Bergen der Präfektur Saitama, nordwestlich von Japans Hauptstadt Tokio gelegen, mit einer großen goldenen Buddha-Statue, die ein wenig überproportioniert scheint. Frei übersetzt bedeutet Shougakuji in etwa „Tempel der vollkommenen Weisheit". Dieser Ort sollte mich noch viel lehren.
Sicher fragst du dich jetzt, was ein kleiner Zen-Tempel in Japans Bergen mit dem Weg eines Investors zu tun hat. Du wirst auf den kommenden Seiten schnell merken, es ist viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Keine Sorge: Ich will dich hier ganz gewiss nicht auf den Weg einer spirituellen Erleuchtung führen. Aber ich kann sagen, dass ich in den vergangenen Jahren, in denen ich mich intensiv mit allen möglichen Spielarten des Investierens beschäftigt habe, einige Einsichten und Erkenntnisse über Methoden und Wege gewonnen habe, die ich dir in diesem Buch näherbringen möchte. Für meine ganz persönliche Entwicklung als Investor hat dieser kleine Zen-Tempel jedenfalls eine wichtige Rolle gespielt.
In Japan gibt es eine Redensart: (liest sich: mikka bouzu). Wörtlich übersetzt bedeutet dies „Mönch für drei Tage" und beschreibt jemanden, der bei den ersten Anzeichen von Erschwernis sofort aufgibt, der also etwas anfängt, es dann aber nicht durchzieht. Was das genau bedeutet, sollte ich im Shougakuji-Tempel kennenlernen.
Zu dieser Zeit lebte ich in Japan. Nach meinem Studium der Internationalen Unternehmensführung habe ich mehrere Jahre in Tokio für eine Personalberatung gearbeitet. Der Besuch eines Zen-Tempels stand von Anfang an auf meiner Bucketlist. Von meiner Wohnung bis zum Tempel waren es zwar nur 100 Kilometer Luftlinie, aber der Weg dahin entsprach immerhin einer gut vierstündigen Reise. Heraus aus der pulsierenden Millionenmetropole mit Bahn und Bus ins ursprüngliche und natürliche Japan, ohne Menschenmassen und Autolawinen, frei von Hektik, Lärm und Betriebsamkeit.
Direkt neben dem Tempel befand sich ein kleines Wohnhaus. Dort wohnte der buddhistische Mönch Meister Ishii mit seiner Frau. Der Tempel wurde schon seit vielen Generationen von der Familie Ishii betrieben. Vielleicht endete diese Tradition bei Meister Ishii, denn sein eigener Sohn hatte kein Interesse, das entbehrungsreiche Leben eines buddhistischen Mönchs zu führen und wohnte längst in der Stadt. Meister Ishii trug traditionelle, dunkle Mönchskleider, war für einen Japaner recht stämmig, aber immer herzlich, freundlich und gut gelaunt. Nach meiner Ankunft am Shougakuji-Tempel führte mich mein erster Weg zum Haus der Ishii.
Ich hatte im Vorfeld meiner Reise einen kurzen E-Mail-Austausch mit Meister Ishii. Er war über meine Ankunft informiert und begrüßte mich herzlich. Glücklicherweise waren meine japanischen Sprachkenntnisse zu dieser Zeit schon ganz gut, sodass wir uns unterhalten konnten. Englisch sprach Ishii, wie überraschend viele Japaner so gut wie gar nicht. Ich war nicht nur auf der Suche nach einem Abenteuer, als ich Ishii zum ersten Mal kontaktierte. Ich war auf der Suche nach einem weiteren Weg, einer Alternative zum modernen Leben voller Arbeit, Medienkonsum und Terminen. Das erweckte mein Interesse an Buddhismus und Meditation. Dabei erschien mir, der ich einen westlichen Lebensstil gewohnt war, der Zen-Buddhismus in seiner Schlichtheit und Reinheit am kompatibelsten.
Trotzdem hatte Meister Ishii meine E-Mails wohl etwas anders verstanden, als sie gemeint waren. Ich interessierte mich zwar ernsthaft für Zazen (Meditation) und auch für die Zen-Lehre. Ich wollte mich ernsthaft auf den Weg des Praktizierenden begeben, aber ich war noch ganz am Anfang. Wie ich nach meiner Ankunft am Tempel jedoch schnell merkte, hatte Meister Ishii meine E-Mails wohl so interpretiert, dass ich mich sofort bei ihm zum Mönch ausbilden lassen wollte, dass ich sofort sein neuer Deshi (Schüler) und er mein Sensei (Meister) sein sollte. Seine Begeisterung und die gesamte Atmosphäre steckten mich an, und so machte ich mich mit ihm auf den Weg.
Am Ende war ich zwei Tage im Shougakuji-Tempel, war nur Mönch für zwei Tage. Und trotzdem hat mein Aufenthalt bei Meister Ishii einen nachhaltigen Eindruck für meinen weiteren Lebensweg hinterlassen. Dabei habe ich vor allem auf dem Boden gesessen und meditiert, gegessen oder einfach nur die Reismatten, die den gesamten Boden des Tempels bedeckten, gereinigt. Mal im Kekka-Fuza (Lotussitz) und mal im Seiza (Fersensitz) – beides höchst schmerzhafte Sitzpositionen für mich.
Beim Zen-Buddhismus ist Zazen (Sitzmeditation) das zentrale Element, um das sich alles dreht. Zen-Mönche verbringen einen Großteil ihres Lebens auf dem Boden sitzend. Das regungslose Sitzen soll den Geist trainieren und letztendlich ein Weg zur Erleuchtung sein. Selbst für Japaner, die von klein auf daran gewöhnt sind, auf dem Boden zu sitzen, ist es eine Herausforderung, sich stundenlang nicht zu bewegen und einfach nur stumm und ohne einem Gedanken anzuhaften, zu verharren. So heißt beispielsweise ein Buch, dass der Japaner Kaoru Nonomura als Erfahrungsbericht über seinen zwölfmonatigen Aufenthalt in einem großen und als streng bekannten Zen-Kloster (nämlich dem Eiheiji) verbracht hat, in der englischen Übersetzung: „Eat, Sleep, Sit". Dieser Buchtitel bringt den Alltag eines angehenden Zen-Mönchs ganz gut auf den Punkt.
Mir war zwar bewusst, dass ich in dem Tempel Zazen ausüben würde. Aber wir saßen nicht nur während Zazen auf dem Boden, sondern auch beim Rezitieren von Sutras, bei Vorträgen des Meisters und selbst beim Essen. Ich hatte einfach noch nie in meinem Leben so viel auf dem Boden gesessen und wusste nicht, wie mein Körper darauf reagieren würde. Ich wusste nicht, wie viel Schmerz ich aushalten konnte. Aber ich wollte mich der Herausforderung stellen. Ich dachte, dass ich dadurch geistig gestärkt würde und dass mein Körper sich auch daran gewöhnen würde. Aber nach diesen zwei Tagen voller Schmerz wusste ich, dass es ein sehr langer, entbehrungsreicher Weg sein würde. Und ich musste mich ganz realistisch fragen, wie wahrscheinlich es war, dass ich den Weg wirklich erfolgreich beschreiten könnte. Würde ich es vom Deshi bis zum Sensei schaffen? Würde ich die Früchte ernten können oder einfach nur meine Lebenszeit verschwenden?
Meister Ishiis Hoffnungen konnte ich nicht erfüllen. Im Nachhinein betrachtet vermute ich, dass er nicht wirklich davon überrascht war. Ich stelle mir vor, dass er viele junge Männer kommen und gehen sah. Einige nur wenige Tage, andere ein ganzes Jahr oder gar mehrere Jahre. Aber sehr wenige verfolgten ihr ganzes Leben diesen Weg.
Ich habe jedenfalls aus der Erfahrung gelernt, dass man seinen Weg behutsam wählen soll. Dass man gerne mal ein paar Schritte in eine Richtung gehen soll, um herauszufinden, ob der Weg zu einem passt. Das merkt man häufig erst dann, wenn man ihn ausprobiert hat. Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Weg erfolgreich beschreitet, hängt stark von seiner Einfachheit ab. Also frage dich: Wie beschwerlich ist der gewählte Weg? Kommen nur wenige Hartgesottene am Ziel an? Oder kann man den Weg mit Leichtigkeit meistern?
Im ostasiatischen Kulturkreis hat „der Weg" eine wichtige Bedeutung. Das chinesische Wort für Weg (nämlich „Tao") kennt man aus dem Taoismus. Und die japanische Entsprechung „Do" findet man in Wörtern wie Judo (sanfter/flexibler Weg), Aikido (Weg der Harmonie und der Energie), Kendo (Weg des Schwertes) oder auch Bushido (Weg des Kriegers). Es kann sein, dass bei buddhistischen Wegen wie der Meditation, der Kampfkunst oder der Teezeremonie gerade auch die Erschwernis dazu führt, dass man über sich hinauswächst und stärker wird.
Und versteh mich bitte nicht falsch! Gerade im Bereich des Investierens, um den es in diesem Buch geht, gibt es genug Hindernisse auf dem Weg, genug Gefahren und Fallstricke. Bekanntermaßen ist man sich selbst oft der ärgste Feind. Emotionales Überreagieren, zu geringe Erfahrung und fehlendes Wissen können schnell zu sehr ärgerlichen Fehlern führen. Aber ich glaube fest daran, dass eine Investment-Strategie nur dann gut ist, wenn sie einfach und verständlich ist. Scheinbar komplexe Prozesse sollten sich auf simple Schritte reduzieren lassen, die einfachen Regeln folgen und mechanisch befolgt werden können. Erfolge müssen reproduzierbar und nicht von Glück abhängig sein. Du benötigst dann nur noch Disziplin und Geduld, um das erwünschte Ziel zu erreichen.
So begann auch mein Weg zum Investor wieder als Schüler. Zwar hatte ich schon ein Ökonomiestudium abgeschlossen, einige Jahre erfolgreich gearbeitet, ein Unternehmen gegründet und gleichfalls schon Geld angelegt, aber als Investor hatte ich mich nie gesehen. Ich war auch noch keiner, das hat mir die Lektüre von Robert Kiyosakis „Cashflow Quadrant" klargemacht. Was Kiyosaki damit genau meint, liest du im ersten Kapitel dieses Buches. Wie ich seine Ideen dann umgesetzt habe, das folgt in den weiteren Kapiteln.
Als Investing-Schüler habe ich wieder viel gelesen, gehört und gesehen sowie an Fortbildungen teilgenommen. Dabei ging es immer um die Frage: Was ist die optimale Investmentstrategie für mich? Die auf diesem Weg gesammelten Erkenntnisse wollte ich weitergeben und habe die Podcast-Reihe MONEY MASTERS GERMANY gestartet, in der ich mit meinem Freund Erich über Investmentstrategien spreche und immer mal wieder mit Experten Interviews führe. Einer dieser Experten war Gary Antonacci, der Erfinder von „Dual Momentum Investing". Nach unserem Interview bin ich mit ihm im Kontakt geblieben und habe mich immer wieder mit ihm ausgetauscht. Dadurch bin ich zu einem Fan von „Dual Momentum Investing" geworden. Was darunter zu verstehen ist, kannst du im 3. Kapitel lesen.
Vielleicht ist „Dual Momentum Investing" mein Weg zum erfolgreichen Investor. Deiner kann ein ganz anderer sein. Deshalb zeige ich dir in diesem Buch ganz unterschiedliche Weg auf. Denn höchst wahrscheinlich wirst auch du Wege einschlagen, die sich als falsch erweisen, Fehler machen und dabei Zeit und vielleicht auch Geld verlieren.
Ich möchte dir mit diesem Buch helfen, deinen Weg schneller zu finden und Fehler zu vermeiden. Wenn du aber letztlich deinen Weg gefunden hast, dann musst du dich auch auf ihn fokussieren. Du kannst nicht unterschiedliche Wege gleichzeitig verfolgen und erwarten, dass du dein Ziel erreichst. Sei kein Investor für drei Tage. Meistere erst den einen Weg, bevor du dich auf einen anderen begibst!
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude bei der Lektüre und erfolgreiche erste Schritte als Investor.
Robert Beck
Macht Geld glücklich? Diese Frage ist eine der zentralen Fragen der industrialisierten Gesellschaften, in denen Geld und Reichtum scheinbar als die wichtigsten Motive der menschlichen Existenz gelten. Auf diese Frage kann und will ich in diesem Buch keine Antwort geben, denn sie ist einerseits nur subjektiv und individuell zu beantworten und andererseits hängt das Glück auch nicht direkt vom Geld ab, sondern eher davon, wofür wir das Geld verwenden.
Wir müssen uns mit Geld beschäftigen, so viel ist klar. Geld ist der Schmierstoff unserer Wirtschaftsordnung und damit auch unserer Gesellschaft. Ein Leben ohne Geld lässt sich in den modernen Industrienationen nicht wirklich realisieren. Dabei ist Geld eigentlich ein banales Objekt, das uns in unserer arbeitsteiligen Wirtschaft lediglich als Tauschmittel zum Zwecke der Vereinfachung des Handels dient. Wir brauchen Geld, um unsere Miete zu bezahlen und unser Essen und Kleidung zu kaufen. Das Geld bekommen wir für unsere Arbeitskraft, die wir anderen Marktteilnehmern wie z. B. Unternehmen zur Verfügung stellen oder für Produkte, die wir verkaufen. Größere Anschaffungen wie ein Auto können wir davon in der Regel erst mal nicht bezahlen, deshalb müssen wir Geld sparen, bis wir eine größere Summe zusammenhaben, oder wir müssen uns Geld leihen. In unserem Alltag spielt Geld also eine wichtige Rolle.
Jetzt haben wir einen Aspekt noch nicht bedacht, nämlich die Tatsache, dass Geld für den eigenen Wohlstand arbeiten kann. Auf die Frage, ob Geld glücklich macht, antworten Spaßvögel gerne: „Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu". Das Zitat stammt wohl von Danny Kaye, einem USamerikanischen Schauspieler und Komiker. Was spaßig gemeint war, hat durchaus einen ernst zu nehmenden Kern. Wer Geld vermehren und sein Vermögen vergrößern will, dem reichen Sparbücher und Tagesgeldkonten nicht aus. Er muss sein Geld für sich arbeiten lassen und braucht daher eine völlig andere Strategie sowie ein völlig anderes Mindset. Und was fast noch wichtiger ist, wer sein Geld für sich arbeiten lassen will, der muss auch den Faktor „Zeit" mit einbeziehen. Je früher man mit dem Vermögensaufbau beginnt und je länger man das Geld arbeiten lass t, desto positiver wird das Ergebnis ausfallen.
Doch blicken wir kurz auf das Anlageverhalten der Deutschen. Man sagt uns nach, wir seien ein Volk der Sparer, werden auch als Sparweltmeister belächelt. Tatsächlich sind wir eher traditionell unterwegs, wie es der Bankenverband nennt. Dieser hat im Sommer 2019 die Ergebnisse einer Umfrage1 zum Spar- und Anlageverhalten veröffentlicht, die genau diese These bestätigt. In Deutschland dominieren Sparbuch, Lebensversicherung und Bausparvertrag. Nur 23 Prozent der Befragten hatten ihr Geld auch in Wertpapiere investiert. Durchschnittlich werden zwischen 100 und 200 Euro pro Monat angelegt. Als wichtigstes Kriterium wurde dabei von der überwiegenden Mehrheit die Sicherheit der Anlage hervorgehoben. An dieser Stelle Abstriche zu machen, um dadurch eine höhere Rendite zu erwirtschaften, lehnen acht von zehn Befragten ab.
Und dieses Streben nach vermeintlicher Sicherheit wird in der aktuellen Corona-Krise nochmals verstärkt. Neben dem zurückhaltenden Sparverhalten gilt nun auch noch die Devise „Nur Bares ist Wahres". Eine interessante Zahl dazu hat die Deutsche Bundesbank parat. Nach deren Angaben haben sich in den vergangenen acht Jahren die Bargeld bestände der deutschen Haushalte nahezu verdoppelt. Ende 2019 lag das Niveau bei 253 Milliarden Euro. Und in den vergangenen Monaten der Corona-Krise ist dieser Wert noch mal deutlich angezogen, in der Spitze um fast 100 Milliarden Euro.
Durch das andauernde Zinstief in Deutschland und in der Euro-Zone entwickelt sich dieses Verhalten zum Problem. Im Jahr 2018 hat das Flossbach von Storch Research Institute eine Studie2 über das Sparverhalten der Deutschen veröffentlicht und die ausgeprägte Sparneigung ebenfalls bestätigt. Interessant ist ein Vergleich mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Während die Deutschen eine doppelt so hohe Sparquote haben wie die Amerikaner, hat sich das Vermögen der Amerikaner in den vergangenen zehn Jahren des Zinstiefs vergrößert und ist durchschnittlich dreimal höher als das Vermögen eines deutschenSparers. Als zentralen Grund benennt die Studie das Anlageverhalten. Denn trotz historischem Zinstief halten die Deutschen an ihren Sparbüchern und Rentenversicherungen fest, oder sie lassen ihr Geld lieber auf dem Girokonto liegen. Weniger als ein Viertel der Sparer sind bereit, ihr Erspartes langfristig und kontinuierlich in Aktien und Aktienfonds anzulegen und verpassen damit die Chance, ihren Vermögensaufbau systematisch voranzutreiben.
Das ist ein fatales Verhalten für die Vermögensentwicklung, denn Geld, das ungenutzt auf Tagesgeldkonten liegt oder unter dem Kopfkissen schlummert, erwirtschaftet nicht nur keine Rendite, sondern was noch viel schlimmer wiegt, es wird dauerhaft weniger, aufgezehrt durch Kosten und die Inflation.
Doch trotz dieser offensichtlich unsinnigen Verhaltensweisen, steigt das Geldvermögen der privaten Haushalte insgesamt immer weiter an und betrug zuletzt rund 6,3 Billionen Euro3 . Eine sagenhafte Summe, die kaum vorstellbar ist. Damit es vielleicht doch geht, hat die Deutsche Bundesbank ausgerechnet, wie hoch der Turm wäre, wenn das gesamte Vermögen in 50-Euro Noten ausgezahlt würde. Ergebnis: Er würde dem Durchmesser der Erde entsprechen.
Würden Deutschlands Sparer dagegen nur rund die Hälfte ihrer Geldreserven in hiesige Aktien investieren, dann könnten sie den gesamten Aktien bestand aller im Dax gelisteten Unternehmen kaufen, haben die Analysten vom Flossbach von Storch Research Institute vorgerechnet. Das Ergebnis wäre auch von gesellschaftlicher Tragweite, denn dann wäre ein nennenswerter Anteil des bundesdeutschen Produktivvermögens auch in der Hand der Bundesbürger, während es tatsächlich zunehmend ins Ausland wandert.
Weil arbeitendes Geld nicht die Ursache für den weiteren Anstieg des Geldvermögens in Deutschland sein kann, ist dieser wohl vor allem auf den in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Zuwachs der Einkommen zurückzuführen sowie auf das derzeit anhaltend praktizierte Sparverhalten, das in Summe langsam, aber kontinuierlich zunimmt. Rund 40 Prozent dieses gigantischen Vermögens ist Bargeld oder liegt auf Sparkonten. Fast die gleiche Summe sind Ansprüche gegenüber Lebensversicherungen und Pensionskassen.
An dieser Tatsache lassen sich bereits zentrale Motive des Geldanlegens ableiten. Denn wir unterscheiden einerseits zielgerichtetes oder zweckgebundenes Sparen, beispielsweise wenn wir eine größere Anschaffung planen. Das Motiv ist dann meist die Befriedigung materieller Konsumwünsche. Andererseits kennen wir das Motiv der Vorsorge. Dabei handelt es sich zumeist um die Erfüllung oder Sicherstellung immaterieller Wünsche. Damit ist ganz klassisch die Altersvorsorge gemeint oder aber etwas abstrakter: das Ziel der finanziellen Freiheit.
Es leuchtet einem schnell ein, dass jedes Motiv eine andere Strategie der Geldanlage erfordert, um das Ziel am Ende auch zu erreichen. Wer für den Urlaub im kommenden Jahr spart, der kann mit der Vorfreude auf Sonne, Strand und Meer oder eine ausgedehnte Wanderung in den Bergen einfacher Verzicht üben. Sparen ist nämlich nichts anderes als Konsumverzicht. Wer jetzt 200 Euro im Monat für den Urlaub zurücklegt, der kann diese 200 Euro beispielsweise nicht gleichzeitig für Bekleidung oder Restaurantbesuche ausgeben. Wir verzichten also auf das eine Ziel, um das andere erstrebenswertere Ziel zu erreichen. Mit dieser Einstellung fällt es uns nicht schwer, auf 200 Euro im Monat zu verzichten.
Ganz anders sieht das aus, wenn wir Geld fürs Alter zurücklegen. Das Ziel ist relativ abstrakt, es liegt unter Umständen noch weit in der Zukunft, und es hat erstmal gar keinen Sexappeal. Vorsorgesparen ist Vernunft, und es ist sicherlich klug. Aber es fällt auch schwer. Jahrelang 200 Euro pro Monat zurückzulegen und den gleichen Verzicht zu üben, ohne Motivation auf kurzfristige Belohnung verlangt Disziplin und Durchhaltevermögen. Vor allem wenn auf dem Sparkonto schon ein nettes Sümmchen zusammengekommen ist, das zufällig genau dem Kaufpreis für ein neues Auto entspricht. Dann wird der Verzicht schon zur echten Herausforderung.
An diesem Punkt wird ein weiterer Aspekt der Vermögensbildung deutlich. Die richtige Strategie und der vorausschauende Umgang mit Geld verändern sich im Laufe eines Lebens. Einerseits erhöht sich das Einkommen und das verfügbare Vermögen, auf der anderen Seite wandeln sich die Bedürfnisse.
In der Ausbildungsphase liegen die Einkommen niedrig, gleichzeitig muss zudem die erste Wohnung eingerichtet werden. Auch wenn dann der richtige Zeitpunkt wäre, die ersten Schritte für einen langfristigen Vermögensaufbau zu unternehmen, die Praxis sieht anders aus. In den Folgejahren steigen die Einkommen, allerdings auch die Erwartungen und Ansprüche. Von allem darf es etwas mehr und etwas besser sein. In dieser Zeit von Mitte 20 bis Anfang 40 stehen die Familiengründung mit ihren Folgen für die Finanzplanung und der Erwerb einer Immobilie im Mittelpunkt der Spar- und Anlageinteressen. Mit weiter zunehmendem Alter verändern sich diese Interessen erneut. Spätestens jetzt, wenn die regelmäßig zugestellten Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung ein immer traurigeres Bild abgeben, wird klar, um die finanzielle Absicherung im Alter muss man sich selbst bemühen. Mit dem Eintritt ins Rentenalter wechselt das Sparverhalten erneut. Studien zeigen immer wieder, wie Anlagemotive sich in dieser Lebensphase verändern und die Sparneigung mit zunehmendem Alter abnimmt, während gleichzeitig das vorhandene Kapital aufgebraucht wird. Banken und Versicherungen sprechen von der Entnahmephase. Zudem spielt in dieser Phase die Vermögensübertragung an nachkommende Generationen als weiteres Motiv eine große Rolle.
Übrigens hat sich das Sparmotiv Altersvorsorge in den vergangenen 70 Jahren deutlich verändert. Seit den fünfziger Jahren werden regelmäßig und von den unterschiedlichsten Akteuren Studien über das Spar- und Anlageverhalten in Deutschland veröffentlicht. Standen in den 1950er Jahren vor allem größere Anschaffungen im Fokus, rückte bereits in den 1990er Jahren die Vorsorge in den Vordergrund. Man hat festgestellt, dass in den letzten 15 Jahren das Sparen fürs Alter als zentrales Motiv dominiert. Die Deutschen haben ihr Vertrauen in das System der staatlichen Altersvorsorge zunehmend verloren und setzen dennoch weiterhin darauf.
Interessanterweise spielt die finanzielle Freiheit im Zusammenhang mit Geldanlage und dem eigenen Sparverhalten praktisch keine Rolle. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Wunsch nach finanzieller Freiheit offensichtlich doch vorhanden ist. Immerhin spielen durchschnittlich sieben Millionen Menschen jede Woche Lotto. Je größer der auszuspielende Gewinn ist, umso mehr Menschen füllen einen Lottoschein aus. Im vergangenen Jahr 2019 hat sich dieser Traum für 125 Menschen erfüllt. Sie haben mehr als eine Million Euro gewonnen und haben damit zumindest die Chance, vorausgesetzt sie treffen die richtigen Entscheidungen, auf dauerhaft finanzielle Freiheit.