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In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Baron von Bernhausen lehnte lässig an einer der dicken Säulen, die die Decke des großen Festsaales von Lichtenfelde trugen. Nachdenklich zog er an seiner Zigarette und sah den tanzenden Paaren zu. Sein ganz besonderes Augenmerk galt der schönen jungen Komtesse von Hugendorff. Wie ihr goldblondes Haar in dem Licht der kostbaren Kristalleuchter schimmerte. Wie leicht sie im Arm ihres Tänzers über das Parkett glitt! Wie betont einfach und doch so wirkungsvoll ihr Kleid war, dessen zarte Fliederfarbe so wunderbar gegen ihr blondes Haar abstach.Der nächste Tanz muß mir gehören! dachte Bernhausen und drückte den Rest seiner Zigarette in einen der kleinen vergoldeten Aschenbecher. Unauffällig begab er sich in die Nähe der Komtesse, und kaum hatte die Kapelle die ersten Takte zum nächsten Tanz begonnen, als er sich auch schon vor ihr verneigte.»Komtesse, Sie sehen bezaubernd aus. Ja, ich möchte sagen, Sie sind die Königin dieses Festes«, erklärte er in seiner schmeichelnden Art, in der er den Damen Komplimente zu machen pflegte.Verenas Wangen überzogen sich mit einem rosigen Hauch. Konnte sie ihren Ohren noch trauen? Königin dieses Festes hatte er sie genannt! Er, der elegante und von vielen heimlich verehrte Baron von Bernhausen machte ausgerechnet ihr solch ein Kompliment! Sie lächelte glücklich, ihr Herz schlug schneller, und ihre Augen verrieten nur zu deutlich, daß es dem Mann entgegenschlug, der ihr diese Worte gesagt hatte.Bernhausen hatte mit einiger Verwunderung die Veränderung bemerkt, die mit der Komtesse vorgegangen war. Sprachen ihre Augen nicht eine deutliche Sprache? Konnte er nicht darin lesen, daß dieses hübsche Mädchen in ihn verliebt war? Bernhausen richtete sich unwillkürlich gerade auf.
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Seitenzahl: 115
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Baron von Bernhausen lehnte lässig an einer der dicken Säulen, die die Decke des großen Festsaales von Lichtenfelde trugen. Nachdenklich zog er an seiner Zigarette und sah den tanzenden Paaren zu. Sein ganz besonderes Augenmerk galt der schönen jungen Komtesse von Hugendorff. Wie ihr goldblondes Haar in dem Licht der kostbaren Kristalleuchter schimmerte. Wie leicht sie im Arm ihres Tänzers über das Parkett glitt! Wie betont einfach und doch so wirkungsvoll ihr Kleid war, dessen zarte Fliederfarbe so wunderbar gegen ihr blondes Haar abstach.
Der nächste Tanz muß mir gehören! dachte Bernhausen und drückte den Rest seiner Zigarette in einen der kleinen vergoldeten Aschenbecher. Unauffällig begab er sich in die Nähe der Komtesse, und kaum hatte die Kapelle die ersten Takte zum nächsten Tanz begonnen, als er sich auch schon vor ihr verneigte.
»Komtesse, Sie sehen bezaubernd aus. Ja, ich möchte sagen, Sie sind die Königin dieses Festes«, erklärte er in seiner schmeichelnden Art, in der er den Damen Komplimente zu machen pflegte.
Verenas Wangen überzogen sich mit einem rosigen Hauch. Konnte sie ihren Ohren noch trauen? Königin dieses Festes hatte er sie genannt! Er, der elegante und von vielen heimlich verehrte Baron von Bernhausen machte ausgerechnet ihr solch ein Kompliment! Sie lächelte glücklich, ihr Herz schlug schneller, und ihre Augen verrieten nur zu deutlich, daß es dem Mann entgegenschlug, der ihr diese Worte gesagt hatte.
Bernhausen hatte mit einiger Verwunderung die Veränderung bemerkt, die mit der Komtesse vorgegangen war. Sprachen ihre Augen nicht eine deutliche Sprache? Konnte er nicht darin lesen, daß dieses hübsche Mädchen in ihn verliebt war? Bernhausen richtete sich unwillkürlich gerade auf. Warum sollte sie nicht in ihn verliebt sein? dachte er selbstbewußt. Er war zwar nur ein Baron, hatte dafür aber eine ausgezeichnete Figur und ein ansprechendes Gesicht. Warum also sollte er sein Glück nicht versuchen bei der Komtesse? Eine Heirat mit der reichen Tochter des Grafen von Hugendorff war doch nicht zu verachten.
Bernhausen war kein Mann, der einen Entschluß auf die lange Bank schob, so begann er gleich damit, das kleine Herz der Komtesse noch mehr in Verwirrung zu bringen. Er zog sie mit sanfter Gewalt näher zu sich heran, so daß ihr Haar dicht vor seinem Gesicht schimmerte. Er streifte mit den Lippen ganz behutsam über die kleinen Locken.
»Verzeihen Sie mir, Komtesse, ich war unbeherrscht«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr, so daß sie seinen warmen Atem wahrnahm.
Verena hielt die Augen geschlossen und hatte den Kopf beinahe wie unbeabsichtigt an Bernhausens Schulter gelehnt. Für sie war die Umwelt versunken. Sie erlebte ein Märchen, das sie schon so oft geträumt hatte und das nun so plötzlich Wirklichkeit geworden war.
Die letzten Töne der Tanzmelodie verklangen. Verena sah zu ihrem Partner auf. Was sollte nun kommen? Würde er sie zurück an ihren Platz bringen und sich verabschieden? Oder…?
Bernhausen war ein Frauenkenner. Er las in Verenas Augen wie in einem offenen Buch.
»Es ist sehr schwül hier im Saal, Komtesse. Wollen wir ein bißchen frische Luft schöpfen?«
Verena nickte nur. Sie wagte nicht, jetzt in Bernhausens Augen zu sehen. Sie fürchtete, unter seinen Blicken erneut zu erröten.
Clemens bot ihr den Arm und führte sie hinaus auf die Terrasse. Sie stiegen die breite Treppe hinab zum Park und gingen langsam die gepflegten Wege entlang.
Vor dem kleinen Schloßteich, der mitten im Park lag, machte Clemens halt.
»Sehen Sie, Komtesse, wie klar das Wasser ist! Die Sterne spiegeln sich in ihm wider.«
Er wandte den Kopf und sah sie an. Wie ein Rausch kam es über ihn. Sie ist schön! dachte er, unsagbar schön! Ich muß sie besitzen! Sie muß mein werden! Er legte den Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich heran. Mit der Linken hob er ihr das Kinn leicht hoch, um ihr besser in die Augen sehen zu können. Und diese Augen verrieten ihm ihre Liebe.
Da beugte er sich über ihr Gesicht und küßte sie auf den Mund. Ihre Lippen fühlten sich kühl und rein an. Verena wehrte sich nicht. Sie lag ganz still in seinen Armen.
Vielleicht hat sie niemals einen Mann vor mir geküßt? Nein, bestimmt hat es noch keinen Mann gegeben, der dieses herrliche Mädchen lieben durfte, wußte Clemens plötzlich ganz genau, und die Freude darüber machte ihn schier trunken. Immer fester preßte er die schlanke Gestalt an sich, und immer heißer wurden seine Küsse, bis Verena sich mit sanftem Nachdruck aus seinen Armen befreite.
»Wir müssen zurück«, mahnte sie leise. »Mama könnte mich sonst vermissen.«
»Ja, verzeih, du hast recht, Verena.«
Clemens legte den Arm um sie.
»Bald hat diese Heimlichkeit ja ein Ende, Verena. Am liebsten möchte ich noch heute mit deinem Vater sprechen.«
»Nein, nein, Clemens. Bitte, warte noch ein paar Tage. Ich möchte meine Eltern erst vorbereiten.«
»Ganz, wie du es bestimmst, Liebste«, fügte sich Clemens. Ihm war diese Verzögerung recht, denn so konnte er sich auf das zu erwartende Kreuzfeuer, das der Graf bei seiner Werbung sicherlich mit ihm anstellen würde, genügend vorbereiten.
*
Graf von Hugendorff sah von seiner Arbeit auf.
»Ach, Sie sind es, Johann. Nun, was gibt es?« fragte er ohne jede Neugier.
Johann reichte dem Graf ein silbernes Tablett über den Schreibtisch.
»Der Herr bittet um eine Unterredung. Es sei sehr dringend, sagte er.«
Graf Hugendorff blickte ein wenig ärgerlich auf die Visitenkarte. Wer wagte es, ihn schon so früh am Morgen mit einem Besuch zu belästigen?
Doch als er den Namen des Besuchers las, verfärbte er sich. Er schluckte, hüstelte verlegen, um vor Johann Zeit zu gewinnen.
Was sollte er tun? Er hatte diesen unbequemen Besucher heute noch nicht erwartet, er konnte seinen Forderungen nicht nachkommen.
»Ich bin nicht zu sprechen, Johann«, sagte er dann entschlossen.
Hugendorff erhob sich, zog eine Zigarette aus seinem vergoldeten Etui und zündete sie an.
Wie lange wird er sich noch abweisen lassen? dachte er hoffnungslos. Vielleicht kommt er schon morgen zurück? Was soll dann werden?
Hugendorff war zum Fenster gegangen, um zu sehen, wie der unangenehme Besucher abfuhr.
Noch war nichts zu sehen. Er schien sich Zeit zu lassen.
Hugendorff wandte den Kopf zur Tür. Hatte es nicht soeben geklopft?
»Herein!« rief er ungehalten.
Johann kam zurück. Sein Gesicht war eine Mischung zwischen Schuldbewußtsein und Angst vor dem, was nun kommen würde.
»Was gibt es denn nun schon wieder, Johann?« fragte er ärgerlich.
»Der Besucher…«
Weiter kam Johann nicht, denn schon erschien eine zweite Gestalt hinter dem bejahrten Diener, klein und untersetzt, die listigen winzigen Augen bewegten sich unruhig und schienen dauernd auf der Suche nach etwas Neuem zu sein, das zu besitzen es sich lohnte.
»Sie müssen schon entschuldigen, mein lieber Hugendorff. Mich können Sie natürlich nicht einfach durch den Diener abweisen«, begrüßte er den Grafen und gab Johann ein deutliches Zeichen, den Raum zu verlassen.
Johann blieb unschlüssig dort stehen, wo er stand.
»Für Sie bin ich nicht mein lieber Hugendorff, sondern nach wie vor Graf von Hugendorff! Merken Sie sich das! Außerdem ist es eine Frechheit, daß Sie einfach hier bei mir eindringen! Johann, lassen Sie mich jetzt allein.«
Adam Hirsch beachtete den Diener nicht weiter, sondern ging zu dem großen Schreibtisch und legte seine Aktenmappe darauf.
»Nobel geht die Welt zugrunde, Herr Graf von Hugendorff«, spottete er, wobei er die Anrede besonders betonte.
Hugendorff kochte vor ohnmächtiger Wut. Mußte er, ein Graf von Hugendorff, sich von dieser Kreatur so beleidigen lassen?
Adam Hirsch kümmerte sich nicht weiter um den Grafen. Er schob seine massige Fülle auf den Besuchersessel und legte seine Tasche auf den Schoß, um sogleich darin herumzukramen. Er zog ein Bündel länglicher Scheine hervor, die Hugendorff nur allzugut kannte.
»Können wir jetzt mit unserer Besprechung beginnen?« Hirsch wandte den Kopf zum Fenster. »Es wäre mir lieb, wenn Sie sich dorthin setzten. Es spricht sich gemütlicher. Angenehm wird es für Sie aller Voraussicht nach doch nicht werden.«
»Sagen Sie schon, was Sie von mir wollen! Spannen Sie mich nicht unnötig auf die Folter!«
»Herr Hirsch, bitte«, verbesserte Hirsch. »Es hört sich viel besser an und ist höflicher. Vielleicht ist es sogar angebracht, ein wenig höflicher zu mir zu sein.«
Die Stimme des Geldverleihers war voller Ironie. Er feuchtete mit der Zunge Daumen und Zeigefinger an und blätterte die Wechsel durch.
»Diese Papierchen sind fällig. Ich hoffe, Sie können zahlen? Ich bin nämlich selbst in Schwierigkeiten geraten und kann unmöglich länger auf die Einlösung warten. Notfalls müßte ich mir einen Gegenwert verschaffen«, fügte er lauernd hinzu.
Hugendorff ließ sich in seinen Sessel fallen. Die Hände krampften sich um die Holzlehne.
»Ich habe das Geld noch nicht.«
Beinahe trotzig sagte er das.
»Wieviel können Sie zahlen?« erkundigte sich Hirsch sachlich.
Hugendorff preßte für einen Augenblick die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Wieviel konnte er schon zahlen?
»Zehntausend«, sagte er dann, als sei das die Summe, die Hirsch verlangte.
Hirsch lachte kurz und spöttisch auf.
»Zehntausend? Wirklich ganze zehntausend Mark können Sie zahlen? Es ist zum Lachen! Daß Sie es überhaupt wagen, mir zehntausend Mark anzubieten, wo Sie genau wissen, daß Ihnen kein Grashalm mehr gehören wird, wenn ich diese Zettelchen hier hochgehen lasse.«
Hugendorff sprang auf und stürzte sich auf die Schreibtischplatte.
»Was erwarten Sie von mir?« schrie er Hirsch an. »Sie wissen ja genau, daß ich nicht zahlen kann! Warum also kommen Sie erst hierher?«
Hirsch zog verächtlich die Mundwinkel nach unten.
»Ich habe es eben satt, auf mein Geld noch länger zu warten! Ich will jetzt mein Geld, oder Sie sind die längste Zeit auf Gut Hugendorff gewesen!«
Hugendorff sank in sich zusammen. Jeder Blutstropfen war ihm aus dem Gesicht gewichen. So deutlich hatte Hirsch sich noch nie ausgedrückt.
Nun war der Zeitpunkt also gekommen, vor dem er sich stets gefürchtet hatte. Bisher hatte Hirsch sich immer wieder mit neuen Wechseln zufriedengegeben, wenn er nicht zahlen konnte oder mehr Geld brauchte, nun war es aus!
Endgültig aus!
»Ich habe wenig Zeit, Graf Hugendorff. Darf ich wissen, wie Sie Ihre Angelegenheit zu regeln wünschen? Zahlen Sie?«
»Zahlen Sie? Zahlen Sie?« brauste Hugendorff auf. »Wovon soll ich denn zahlen, wenn ich kein Geld habe? Ihre Wucherzinsen schlucken ja den ganzen Ertrag! Hätte ich nur früher gewußt, was Sie für ein Halsabschneider sind! Nie hätte ich mich auf Ihre Forderungen eingelassen!«
Hirsch lachte auf.
»Sie waren ja froh, daß Sie überhaupt mein Geld bekamen! Im übrigen möchte ich Ihnen raten, sich zu mäßigen. Ich könnte sonst doch unangenehm werden.«
Er packte die Wechsel sorgfältig wieder zusammen und verstaute sie in seiner Aktentasche.
»Also, Sie zahlen nicht? Vielleicht treffen Sie inzwischen schon Vorbereitungen für Ihren Umzug, Herr Graf von Hugendorff.« Wieder betonte er die Anrede mit besonderer Ironie. »Ich möchte Sie dabei nicht länger stören. Sollten Sie wider Erwarten bis morgen früh noch zahlen können, so wissen Sie mich ja zu finden.«
Er machte eine spöttische Verbeugung.
»Habe die Ehre.«
Als die Tür ein wenig unsanft ins Schloß gezogen wurde, zuckte Hugendorff zusammen.
Hugendorff richtete sich langsam auf. Ganz bedächtig, als müsse er mit besonderer Vorsicht handeln, öffnete er die Schublade zu seinem Schreibtisch mit einem Spezialschlüssel und zog sie auf. Ohne in die Schublade zu sehen, tastete er mit der Rechten zu seinem Revolver.
»Leb’ wohl, Hermine! Leb’ wohl, Verena! Verzeiht mir! Ich kann nicht anders! Gott behüte euch!«
Ein kurzer, peitschender Knall folgte, dann herrschte wieder unheimliche Stille.
*
Komtesse Verena war an diesem Morgen, wie schon so oft, gleich nach dem ersten Frühstück ausgeritten, um die Morgenstunden in der freien Natur zu genießen. Sie hatte sich heute etwas verspätet, denn sie war fest eingeschlafen, als sie sich wie üblich hinter den Felsen an den hohen Tannen ein wenig ins Gras gesetzt hatte, um von ihrem Glück zu träumen.
Vom Turm der Schloßkapelle schlug es gerade zwölfmal, als Verena durch den Schloßpark ritt.
Mama wird mich schon vermißt haben, dachte sie und überließ das Pferd einem Stallburschen, der gerade über den Hof eilte.
Sie selbst aber stieg schnell die breite Steintreppe zum Eingang empor.
Verwundert blickte sie sich in der Halle um. Wo war denn Johann? Er pflegte doch sonst um diese Zeit hier zu sein, um Besucher in Empfang zu nehmen. Ob vielleicht sogar Besuch gekommen war?
Verena streifte die Handschuhe ab und nahm sie in die Linke. Sie überlegte noch, ob sie sich zuerst umkleiden oder die Mama begrüßen sollte, damit sie sich nicht unnötige Sorgen um sie machte, als sie Johann entdeckte, der offensichtlich von oben zu kommen schien.
»Haben wir Besuch, Johann?« erkundigte sie sich neugierig.
Im gleichen Augenblick war Johann so weit näher gekommen, daß sie erkennen konnte, wie verweint seine alten Augen waren.
»Sie machen einen so bekümmerten Eindruck, Johann. Haben Sie Ärger gehabt?« fragte sie mitfühlend, denn an Johann hing sie mit ganz besonderer Liebe.
Johann setzte zum Sprechen an, doch er bekam die Unglücksbotschaft nicht über die Lippen.
»Vielleicht kleiden Sie sich erst um und begeben sich dann in den Salon der Frau Gräfin. Dr. Scharper ist dort.«
Schnell wandte er sich nach diesen Worten ab und ging ins Dienerzimmer.
Verena blickte ihm kopfschüttelnd nach. Der alte Herr schien ein wenig wunderlich zu werden. Vielleicht wollte er auch nur von seinem Kummer ablenken.
Als Verena die Treppe hinaufstieg, fiel ihr plötzlich mit besonderer Deutlichkeit wieder ein, daß Johann die Anwesenheit Dr. Scharpers im Salon der Mama erwähnt hatte.
Was hatte das zu bedeuten?
Verenas Herz begann laut und ängstlich zu pochen. Sie dachte gar nicht daran, ihre nicht mehr ganz einwandfreie Reitkleidung abzulegen, sondern klopfte sofort an den Salon der Mama.
Niemand bat sie, einzutreten.
Vielleicht ist Dr. Scharper längst gegangen und Mama hat den Salon verlassen.
Sie öffnete die Tür, um sich zu vergewissern, daß es so war.
»Mama?« rief sie, als sie den Raum tatsächlich leer vorfand.
Die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer war nur angelehnt, und Verena glaubte das leise Knarren von Lederschuhen zu vernehmen.
Also war doch jemand hier!