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Beim Maskenball auf Schloss Wolfenried verliebte sich Graf Claudio Hals über Kopf in eine geheimnisvolle Fremde mit schwarzer Maske, die nach dem Ball unter rätselhaften Umständen verschwand.
Entschlossen, sie wiederzufinden, machte er sich auf die Suche und entdeckte schließlich, dass Marana in einem abgelegenen Schloss gefangen gehalten wurde. Trotz aller Versuche seines vermeintlichen Freundes, Wolf Graf zu Wolfenried, ihn von Schloss Meeden fernzuhalten, gelang es Claudio, dorthin vorzudringen und die schöne Komtess in seine Arme zu schließen. Doch im Moment ihres Liebesgeständnisses wurde er hinterrücks niedergeschlagen.
In einer Klinik kam er schließlich wieder zu sich. Aber was geschah mit Marana?
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Seitenzahl: 135
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Die verschwundene Komtess
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Impressum
Die verschwundene Komtess
Marana – das Schicksal einer Liebe 2. Teil
Beim Maskenball auf Schloss Wolfenried verliebte sich Graf Claudio Hals über Kopf in eine geheimnisvolle Fremde mit schwarzer Maske, die nach dem Ball unter rätselhaften Umständen verschwand.
Entschlossen, sie wiederzufinden, machte er sich auf die Suche und entdeckte schließlich, dass Marana in einem abgelegenen Schloss gefangen gehalten wurde. Trotz aller Versuche seines vermeintlichen Freundes, Wolf Graf zu Wolfenried, ihn von Schloss Meeden fernzuhalten, gelang es Claudio, dorthin vorzudringen und die schöne Komtess in seine Arme zu schließen. Doch im Moment ihres Liebesgeständnisses wurde er hinterrücks niedergeschlagen.
In einer Klinik kam er schließlich wieder zu sich. Aber was geschah mit Marana?
»Bitte, sagen Sie mir, Herr Doktor Wenger, wann kann ich die Klinik verlassen?«, fragte Graf Claudio und sah ihn bittend an.
»Zwei oder drei Tage sollten Sie sich schon noch gedulden, Graf zu Auersbach«, erwiderte Dr. Wenger. »Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen. Gönnen Sie sich die Zeit, sich richtig auszukurieren.«
»Diese Zeit habe ich nicht«, entgegnete Claudio. »Jede Stunde, die ich hierbleibe, ist verlorene Zeit für mich.«
»Ich verstehe ja, Herr Graf, dass Sie sich von Ihren Verpflichtungen gedrängt fühlen, aber ...«
»Es geht nicht um normale Verpflichtungen, Herr Doktor Wenger«, unterbrach Claudio ihn ungeduldig. »Ein Mensch, der mir sehr nahesteht, wartet auf meine Hilfe. Er befindet sich vielleicht sogar in Lebensgefahr. Begreifen Sie jetzt meine Ungeduld?«
»Ja, wenn das so ist, werde ich Ihre Entlassung sofort veranlassen. Sie müssen mir aber Ihr Wort geben, absolute Ruhe zu halten. Jede Überanstrengung in diesem Stadium könnte zu einer Überlastung mit bösen Folgen führen!«
»Ich werde mich schonen, so gut es geht«, versprach Claudio.
»Gut.« Dr. Wenger reichte ihm die Hand. »Dann alles Gute! Und seien Sie ein bisschen vorsichtiger, wenn Sie sich das nächste Mal auf ein Pferd setzen. Es muss ja nicht gleich wieder so ein waghalsiger Ritt werden.«
Claudio wollte ihm entgegenhalten, dass er nicht vom Pferd gestürzt, sondern hinterrücks brutal niedergeschlagen worden sei, doch er versagte es sich. Er hätte mit seinen Erklärungen zu weit ausholen müssen, und die Zeit brannte ihm unter den Nägeln.
»Ich werde Ihre Worte beherzigen«, sagte er deshalb nur. »Und vielen Dank für Ihre Hilfe und Ihr Verständnis.«
♥♥♥
Eine halbe Stunde später fuhr Claudio mit einem Taxi hinaus nach Schloss Wolfenried.
Julius empfing ihn.
»Herr Graf sind wieder gesund?« Er verneigte sich leicht. »Wie erfreulich!«
»Danke für Ihre Anteilnahme«, erwiderte Claudio zerstreut. »Wo finde ich Graf zu Wolfenried?«
»In seinem Arbeitszimmer. Wenn Sie mir bitte folgen würden?« Julius eilte ihm voraus und meldete ihn an.
Graf Wolf fuhr aus seinem Sessel auf, als sein Diener ihm die Rückkehr seines Freundes meldete. Er ahnte, dass ihm diese vorzeitige Entlassung eine Reihe von unerquicklichen Szenen bescheren würde.
»Ich lasse bitten«, sagte er.
Claudio trat ein. Er sah blass aus und war schmal geworden.
Wolf ging ihm entgegen und reichte ihm freundlich die Hand.
»Du bist zurück, Claudio! Endlich! Wie fühlst du dich?«
»Noch ein wenig schwach. Doch ich wollte keine Zeit mehr verlieren.« Claudio erwiderte den Druck seiner Hand und ahnte nicht, dass er nicht seinem Freund, sondern seinem Todfeind gegenüberstand.
»Die Zeit, die man verwendet, um gesund zu werden, ist niemals verloren«, sagte Wolf und führte ihn zu einem Sessel. »Nimm Platz. Wir wollen deine Wiederauferstehung mit einem Gläschen begießen.«
»Nein, Wolf, so früh am Tag noch nicht. Außerdem ist Alkohol in meinem Zustand wohl nicht ganz das Richtige«, gab Claudio zu bedenken.
»Vielleicht hast du recht. Übrigens, du nimmst es mir doch nicht übel, dass ich dich nicht mehr besucht habe? Ich war so sehr in Anspruch genommen ...«
»Du brauchst dich deshalb nicht zu entschuldigen, Wolf. Ich habe ohnedies die meiste Zeit geschlafen.«
»Das kann ich mir denken. Du bist natürlich weiterhin mein Gast, bis du dich ganz erholt hast«, bot er Claudio notgedrungen an. »Oder möchtest du gleich die Heimreise antreten?«
»Eigentlich müsste ich dringend nach Hause und mich um die Geschäfte auf Auersbach kümmern«, entgegnete Claudio. »Aber ich kann jetzt nicht abreisen. Ich werde also von deinem freundlichen Anerbieten gern Gebrauch machen.«
»Kuriere dich nur gründlich aus, Claudio. Ich freue mich, dass du weiterhin mein Gast bist, und selbstverständlich soll es dir an nichts fehlen.«
»Ich bleibe nicht, um mich auszukurieren«, widersprach Claudio. »Ich bleibe, weil ich Marana finden muss.«
»Was?«, fragte Wolf erschrocken. »Fängst du etwa damit wieder an? Diese Marana ist doch ein Hirngespinst! Sie ist nichts anderes als eine Ausgeburt deiner Fantasie. So begreife doch, dass diese Gehirnerschütterung ...«
»Nein, nein!«, unterbrach Claudio ihn erregt. »Ich weiß, dass es Marana gibt!« Er fasste in seine Tasche und brachte den kleinen Zettel zum Vorschein. »Hier! Diesen Zettel fand ich in meiner Jackentasche. Das Kräuterweiblein hat ihn mir an jenem Morgen gegeben. Und dieser Zettel ist der sichere Beweis dafür, dass ich nicht fantasiert, sondern alles wirklich erlebt habe!«
Mit großen Augen starrte Wolf auf den Zettel. Er hatte Claudios Brieftasche sorgfältig durchsucht und nichts Verdächtiges gefunden. Daran, auch seine Taschen zu untersuchen, hatte er nicht gedacht. Sonst hätte er diesen verhängnisvollen Zettel finden müssen und ihn vernichten können.
Nun hielt Claudio tatsächlich einen Beweis in der Hand!
»Ich muss Marana wiederfinden. Denn ich weiß nicht, was an jenem Morgen geschehen ist.« Claudio steckte den Zettel wieder ein. »Ich weiß nur, dass sie in Gefahr ist und ich der einzige Mensch auf Erden bin, der ihr helfen kann.«
Wolf räusperte sich und versuchte krampfhaft, seine Gedanken zu ordnen. Er musste jetzt sehr auf der Hut sein. Jedes unbedachte Wort konnte ihn verraten.
»Mein einziges Problem besteht darin, dieses Schloss wiederzufinden«, sagte Claudio. »Du musst mir bei der Suche helfen, ja?«
»Ich?«, fragte Wolf gedehnt.
Claudio merkte Wolf an, dass er von diesem Vorschlag nicht besonders begeistert war.
»Wen, außer dir, könnte ich darum bitten?« Er beugte sich ein wenig vor. »Du wirst mir doch helfen, nicht wahr?«
»Ich werde tun, was in meiner Macht liegt«, sagte Wolf zögernd. »Obgleich ich dir gestehen muss, dass mir diese ganze mysteriöse Geschichte nicht besonders behagt.«
»Bald werde ich Licht in das Dunkel dieser Geschichte bringen«, sagte Claudio überzeugt. »Du weißt doch, wo dieses Schloss liegt. Hilf mir, den Weg dorthin zu finden.«
»Den Weg dorthin?« Wolf zuckte die Schultern. »Tja, den kenne ich auch nicht. Ich war ja noch nie da. Niemand aus der Umgebung war jemals dort. Ich sagte dir doch schon, dass man die unglaublichsten Sachen über dieses Schloss munkelt. Deshalb hält sich eben jedermann von dort fern.«
»Ich glaube nicht an diese albernen Gerüchte«, beharrte Claudio.
»Wenn du wirklich in diesem Schloss warst und, wie du sagst, hinterrücks niedergeschlagen wurdest, sollte dir das eigentlich eine Lehre sein, Claudio«, warnte Wolf ihn.
»Das ist es auch. Ich werde das nächste Mal vorsichtiger sein. In meinem Wagen liegt eine gute Straßenkarte. Darauf muss das Schloss zu finden sein. Wirst du mit mir fahren?«
»Bitte, nimm es mir nicht übel, Claudio, aber ich kann dieser verrückten Idee ganz und gar nichts abgewinnen.«
»Dann werde ich eben allein fahren, Wolf. Darf ich mich wenigstens auf unsere Freundschaft berufen?«
»Sicher, wenn du glaubst, dass dir das Eintritt verschaffen könnte. Nur solltest du dir davon nicht allzu viel versprechen. Wie ich bereits sagte, gibt es hier keine nachbarlichen Beziehungen.« Wolf zog die Schublade seines Schreibtisches auf. »Ehe ich es vergesse, es ist Post für dich gekommen, Claudio.«
Er nahm einen Brief heraus und reichte ihn Claudio.
Dieser nahm ihn entgegen und warf einen Blick auf den Absender.
»Ach, von Dana!«, sagte er lächelnd.
»Ich habe auch einen Brief von ihr bekommen. Sie hat sich in sehr netter Weise für den Aufenthalt auf Wolfenried bedankt. Und zwischen den Zeilen konnte man deutlich herauslesen, wie gern sie es gesehen hätte, wenn du sie heimgeleitet hättest.«
»Sie war bei Oliver von Prox sicher ebenso gut aufgehoben.« Claudio schob den Brief ungelesen in seine Jackentasche.
»Immerhin hättest du dir dann diesen heiklen Zwischenfall und den Klinikaufenthalt erspart«, hielt Wolf ihm entgegen.
»Aber ich hätte auch Marana nicht gefunden«, erwiderte Claudio ernst. »Und das ist mir schon eine kleine Beule am Kopf wert.«
»Wie du meinst.« Wolf gab deutlich zu verstehen, dass er dieses Thema zu beenden wünschte.
Claudio erhob sich und zog sich zurück.
♥♥♥
»Bitte, schicken Sie meinen Diener zu mir, Julius«, bat Claudio, als er die Halle durchquerte.
»Ihren Diener, Herr Graf?« Julius sah ihn überrascht an. »Aber Herr Graf hatten doch angeordnet, Roland solle heimfahren, weil er hier nicht mehr benötigt werde.«
»Heimfahren?« Claudio schüttelte verwundert den Kopf. Er konnte sich nicht erinnern, eine solche Anordnung getroffen zu haben. Hatte die Gehirnerschütterung ihn etwa so verwirrt?
»Dann sind Sie gewiss so nett und holen mir die Straßenkarte, die sich hinten in meinem Wagen befindet«, bat er Julius. »Ich bin oben auf meinem Zimmer.«
»Ich werde mich beeilen, Herr Graf«, versicherte Julius.
Graf zu Auersbach, das wäre schon ein Herr, dem man dienen könnte, dachte Julius. Eigentlich ist es verwunderlich, dass er ausgerechnet mit meinem Grafen befreundet ist, überlegte er. Oder ob er am Ende gar nicht weiß, wie viel Dreck Graf zu Wolfenried am Stecken hat? Zuzutrauen wäre es ihm schon, denn er ist so redlich, dass er kaum auf die Idee kommen würde, einem Freund zu misstrauen oder Schlechtes hinter seinen Taten zu vermuten.
Claudio legte sich gleich aufs Bett. Die Fahrt hierher hatte ihn sehr angestrengt. Doch die Sorge um Marana ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er musste schnell handeln!
Hoffentlich kam er nur nicht zu spät!
Julius klopfte an und brachte die Autokarte.
»Haben Herr Graf noch einen Wunsch?«, erkundigte er sich aufmerksam.
»Danke, nein, Julius.« Claudio nickte ihm zu.
»Ich werde Herrn Grafen selbstverständlich im Rahmen des Möglichen zur Verfügung stehen und versuchen Roland zu ersetzen«, erbot Julius sich.
»Danke, Julius, das wird nicht nötig sein«, lehnte Claudio freundlich ab. »Ich komme schon zurecht. Ich werde auch kaum noch lange bleiben.«
»Wie Herr Graf meinen.« Julius verneigte sich und zog sich zurück.
Claudio schlug die Karte auf, auf der das Gebiet um Wolfenried verzeichnet war. Dieses fremde Schloss musste in einem Umkreis von etwa zwanzig bis dreißig Kilometern liegen. Weiter konnte es auf keinen Fall entfernt sein.
Sorgfältig suchte Claudio die Karte ab und fand schließlich mitten in einem Waldgelände ein größeres Gebäude eingetragen.
Das muss Maranas Schloss sein, dachte er. Zunächst gelangte man über eine Landstraße von Schloss Wolfenried in diese Richtung, aber später waren es nur noch Feldwege, die bis in die Nähe des Schlosses führten. Claudio aber war überzeugt, dass er sich zurechtfinden würde.
Als der Gong zum Essen rief, stand für ihn fest, dass er gleich nach dem Essen aufbrechen und zu Marana fahren würde.
Wolf erwartete ihn mit gemischten Gefühlen.
»Nun, wie ist es dir ergangen?«, erkundigte er sich freundschaftlich. »Du siehst ein wenig müde aus. Ich denke, du wirst nach dem Essen schlafen wollen.«
»Nein, daran ist nicht zu denken. Ich habe das Schloss auf meiner Karte gefunden. Die Landstraße führt nur bis in die Nähe des Schlosses. Aber ich werde mich dann schon zurechtfinden. Willst du nicht doch mitkommen?«, bat er noch einmal.
»Tut mir leid.« Wolf seufzte. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich heute Nachmittag nicht abkommen. Ich habe einen wichtigen Termin. Das musst du verstehen.«
»Gewiss.« Claudio nickte. »Sicher werde ich es auch allein schaffen.«
»Was schreibt denn Dana?«, fragte Wolf, während sie sich zum Essen niedersetzten.
»Ach, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, ihren Brief zu lesen«, gestand Claudio. Und dann kam er auf sein Problem zurück. »Ich weiß nicht, was ich heute Nachmittag erleben werde. Ich befürchte jedoch, es könnte ziemliche Schwierigkeiten geben. Würdest du mir erlauben, Marana mit hierherzubringen?«
»Hierher?«, fragte Wolf entgeistert.
Claudio ahnte nicht, was in seinem Freund vor sich ging, und missverstand seine Worte deshalb.
»Es wäre selbstverständlich nur für einen Tag. Morgen würden wir abreisen. Ich glaube bestimmt, Marana würde einwilligen, mit mir nach Auersbach zu kommen.«
»Natürlich kannst du Marana mit hierherbringen, Claudio«, sagte Wolf nun. »Aber ich würde an deiner Stelle keine Pläne schmieden und mir auch keine Hoffnungen machen. Du warst beinahe drei Wochen in der Klinik. In der Zeit kann vieles geschehen sein.«
»Du glaubst, Marana könnte etwas zugestoßen sein?«
»Möglich wäre es.«
»Nein!«, rief Claudio entsetzt und sprang auf. »Ich muss sofort zu ihr.«
»Erst wird gegessen«, befahl Wolf erschrocken. »Außerdem hast du mich völlig missverstanden«, versuchte er den Freund zu beschwichtigen, weil er einsah, wie ungeschickt seine Worte gewesen waren. »Sagtest du nicht, sie wird von einem bulligen Kerl und zwei scharfen Hunden bewacht?«
»Ja, das stimmt.«
»Also wird niemand ins Schloss kommen«, folgerte Wolf.
»Ich bin auch ins Schloss gekommen«, gab Claudio zu bedenken.
»Aber es hat dir nichts genutzt. Man hat dich niedergeschlagen. Und du hast drei Wochen in der Klinik zugebracht. Ich verstehe nicht, warum du eine Wiederholung riskieren willst.«
»Ich fürchte, ich habe mich nicht ganz richtig verhalten. Ich hätte nicht durch eine hintere Tür ins Schloss eindringen, sondern mich anmelden lassen sollen, wie es sich für einen gut erzogenen Besucher gehört.«
»Hast du das nicht auch versucht und bist verjagt worden?«, erinnerte Wolf ihn.
»Ja, das stimmt auch«, musste Claudio zugeben. »Aber jetzt wird es anders sein. Jetzt weiß ich bestimmt, dass Marana in diesem Schloss wohnt und dass sie mich empfangen wird. Sie wird schon auf mich warten.«
»Ich glaube, du machst dir zu große Illusionen, mein lieber Claudio. Wenn Marana dich so sehr liebte, wie du annimmst, warum hätte sie dich dann niederschlagen lassen sollen?«
»Das hat sie nicht gewollt«, verteidigte Claudio sie impulsiv.
»Woher willst du das so genau wissen?«
»Ich spüre es. Zugegeben, es ist alles ein bisschen rätselhaft, aber ich werde dieses Rätsel lösen.«
»Und am Ende stellt sich dann vielleicht noch heraus, dass du doch nur vom Pferd gestürzt bist«, warf Wolf ihm vor.
»Nein, das ganz gewiss nicht!«, widersprach Claudio erregt. »Bedenke doch, ich habe die Nachricht gefunden, die Marana mir zukommen ließ.«
»Na, wir werden ja sehen«, sagte Wolf. »Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück bei deinem Unternehmen. Und hoffentlich muss ich dich anschließend nicht zurück in die Klinik bringen.«
♥♥♥
Dana von Kadenberg fieberte jeden Morgen dem Eingang der Post entgegen. Zwei Wochen waren nun schon vergangen, seit sie Claudio und dem Grafen zu Wolfenried geschrieben hatte, und weder der eine noch der andere hatte ihr geantwortet.
Was mochte inzwischen auf Wolfenried geschehen sein? Ob Claudio die schöne Frau mit der schwarzen Maske gefunden hatte?
Auch an diesem Morgen war wieder kein Brief aus Wolfenried bei der Post, stellte Dana bekümmert fest.
Ob ich mal auf Auersbach anrufe?, überlegte sie.
Eine Stunde noch zögerte sie, doch dann war ihre Sehnsucht größer als alle Bedenken, und sie wählte Claudios Nummer.
Roland meldete sich. Dana erkannte ihn sogleich an der Stimme.
»Roland! Sie sind es?«, fragte sie aufgeregt. Da Claudio niemals ohne seinen Diener reiste, musste das bedeuten, dass auch Claudio wieder auf Auersbach war.
»Gewiss, Komtess. Ich bin es«, erwiderte Roland in seiner steifen Art.
»Bitte, verbinden Sie mich mit Graf Claudio«, bat Dana.
»Bedaure, Komtess, Herr Graf hält sich noch auf Wolfenried auf, genauer gesagt, in der Klinik«, erfuhr sie nun von Roland.
»In der Klinik?«, fragte Dana gepresst. »Ist er krank?«
»Graf zu Auersbach hatte einen Unfall.«
»Einen Unfall? Mein Gott, was ist denn passiert?« Dana war außer sich vor Entsetzen.
»Kein Grund zur Beunruhigung, Komtess. Graf zu Auersbach ist mit einer Gehirnerschütterung davongekommen.«
»Und Sie haben ihn verlassen?«, fragte Dana vorwurfsvoll. »In so einer Situation!«
»Herr Graf wünschte meine Abreise«, verteidigte Roland sich.
»Das verstehe ich nicht, Roland. Graf Claudio reist doch niemals ohne Sie. Sie stehen aber doch in Kontakt mit ihm, nicht wahr?«
»Nein, im Augenblick nicht«, antwortete Roland. »Graf zu Auersbach hat sich noch nicht gemeldet.«
»Wenn er anruft, richten Sie ihm Grüße von mir aus«, sagte Dana. »Oder besser noch, geben Sie mir die Anschrift der Klinik. Ich möchte ihm Blumen schicken.«
»Die Anschrift ist mir leider nicht bekannt«, gestand Roland.
»Die Anschrift ist Ihnen nicht bekannt?«, fragte Dana verständnislos. »Dann haben Sie Graf zu Auersbach vor Ihrer Abreise gar nicht mehr gesprochen?«
»Nein.«
»Und er hat Ihnen auch nicht selbst gesagt, Sie sollten heimreisen?«, drang Dana in Claudios Diener.
»Nein, allerdings nicht. Graf zu Wolfenried übermittelte mir diese Anordnung.«