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Weideflächen bieten Pferden Nahrung, Auslauf und die Möglichkeit zu Sozialkontakt in einem art- und verhaltensgerechten Umfeld. Deshalb sollten alle Pferde zumindest zeitweise Weidegang genießen dürfen. Um Fehler bei Anlegen, Einfrieden, Pflegen und Nutzen der Pferdeweise zu vermeiden, sollte sich jeder Pferdehalter grundlegende Kenntnisse rund ums Weidemanagement aneignen. So ist es zum Beispiel wichtig zu wissen, welche Zaun- und Unterstandsysteme sich am besten eignen und wie sie anzubringen bzw. aufzubauen sind. Zudem informiert dieses Buch über die richtige Weidepflege und was es bei Weidehaltung zu beachten gibt.
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Seitenzahl: 83
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Der
Weideratgeber
Der
Weideratgeber
Anlage · Pflege · Nutzung
von Birgit van Damsen
Copyright © 2003 by Cadmos Verlag, Brunsbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein, Verden
Titelfoto: Birgit van Damsen
Fotos: Birgit van Damsen
Grafiken: Romo Schmidt
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Alle Rechte vorbehalten.
Abdrucke oder Speicherung in elektronischen
Medien nur nach vorheriger schriftlicher
Genehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6403-4
Inhalt
1
Pferde sind Grasfresser
2
Geeignete Weidestandorte
3
Weideland für das Pferd
4
Weidepflanzen
Gräser
Leguminosen
Kräuter
Bäume und Hecken
Giftpflanzen
5
Weidepflege
Geeignetes Saatgut
Neueinsaat
Nachsaat
Mechanische Pflegemaßnahmen
Schleppen, Eggen, Walzen
Reinigungsschnitt und Weidehygiene
Drainagemaßnahmen
Beseitigung unerwünschter Weidepflanzen
Mechanische Bekämpfung
Chemische Bekämpfung
Weidedüngung
Bodenuntersuchung
Dünger und Inhaltsstoffe
6
Weidetechnische Einrichtungen
Weidezäune
Zaunsysteme
Grundsätzliches zum Zaunbau
Weidehütten und Unterstände
Feste Hütten
Mobile Unterstände
Zufütterungs- und Tränkevorrichtungen
Raufen, Fressstände, Futtertröge
Weidetränken
7
Weidehaltung
Verschiedene Formen der Weidenutzung
Stand-, Umtriebs-, Portionsund Mähweide
Wechsel- und Mischbeweidung
Der Weidegang
Weideauftrieb, Umstellung auf den Weidegang
Wie viel Gras darf ein Pferd fressen?
Weidegang im Winter
Zufütterung auf der Weide
Pflege und Ausrüstung von Weidepferden
Gesundheitskontrolle und -vorsorge
8
Futter vom Grünland
Heuwerbung
Silierung
Adressen
1
Pferde sindGrasfresser
Pferde grasen sehr wählerisch.
Der Urahn unserer heutigen Pferde, das Eohippus, lebte noch in Wäldern und ernährte sich von Blättern, Früchten und Samen. Erst als sich im Verlauf der Evolution das Klima änderte und die Regenwälder den Gras- und Buschsteppen wichen, passte sich das Urpferdchen an und wurde zum Grasfresser. Dieser Umstellung vom Laub- zum Grasfresser gingen Veränderungen des Kauapparates und des Verdauungstraktes voraus, die dem Pferd die Aufnahme und Verdauung größerer Mengen faserreicher Nahrung ermöglichten.
Die Nahrungsansprüche und das Verdauungssystem der Pferde haben sich bis heute nicht verändert. Noch immer stellen Gras und seine Produkte wie Grasschnitt, Heu oder Grassilage die Hauptbestandteile des Pferdefutters dar. Anstelle der ausgedehnten Grassteppen jedoch, auf denen frei lebende Pferde unbegrenzt Platz hatten und ihr eher karges Futter selbst suchen mussten, stehen den Pferden heute vom Menschen angelegte, relativ kleine Weideflächen mit nährstoffreicheren Futterpflanzen zur Verfügung. Das spezifische Fressverhalten der Pferde mit vermehrtem Umherstreifen und selektivem Grasen, das heißt Auswählen wertvoller Gräser und Kräuter sowie Verschmähen und Verkoten nicht schmackhafter Weidepflanzen, erfordert gewisse Pflege- und Düngemaßnahmen.
Ohne diese Arbeiten würden die Weiden rasch pferdemüde und zumindest zum Zweck der Nahrungsaufnahme auf die Dauer unbrauchbar werden.
Wer als Pferdehalter in Eigenregie gekauftes oder gepachtetes Weideland fachgerecht bearbeiten möchte, benötigt hierfür unbedingt ausreichende Kenntnisse zur Pflege und Düngung von Pferdeweiden. Fundiertes Grundwissen ist aber auch erforderlich, wenn der Pferdehalter einen Landwirt mit der Bearbeitung der Weideflächen beauftragt. Denn die meisten Landwirte sind auf Ackerwirtschaft oder Rinderhaltung spezialisiert und wenig oder gar nicht mit den Ansprüchen von Pferden vertraut. Deshalb muss der Pferdehalter die Arbeit des Landwirts zumindest beurteilen, einschätzen und gegebenenfalls korrigieren oder ergänzen können. Darüber hinaus ist der Pferdehalter für eine verletzungsund ausbruchsichere Einzäunung, die Installation anderer notwendiger Weideeinrichtungen sowie die auf seinen Pferdebestand abgestimmte Nutzung der Weideflächen verantwortlich, um die Gesunderhaltung seiner Pferde gewährleisten zu können.
Dieses Buch gibt einen Überblick aller erforderlicher Weidearbeiten, nennt die wichtigsten Weidepflanzen, gibt Auskunft über für Pferde geeignete Weidestandorte sowie über Pacht und Kauf von Weideland, erstellt Kriterien und Anleitungen für pferdegerechte Weideinstallationen und klärt über eine ernährungs- und verhaltengerechte Weidehaltung sowie über die fachgerechte Herstellung, Beurteilung und Lagerung von aus der Weide gewonnenen Futtermitteln auf. Ergänzt werden die Texte mit praktischen Tipps und zusätzlichen Informationen, anschaulichen Grafiken und Skizzen sowie übersichtlichen Tabellen.
2
GeeigneteWeidestandorte
Der richtige Standort für die Pferdeweide hängt sowohl vom Bodentyp und der Lage des Weidelandes als auch von den spezifischen Ansprüchen des Pferdebestands bezogen auf Anzahl, Nutzung, Rasse, Temperament, Größe, Futterverwertung, Alter und Geschlecht ab.
Die Bodenbeschaffenheit des Weidelandes ist ein wichtiges Auswahlkriterium. Denn zum einen muss der Untergrund strapazierfähig und trittunempfindlich sein und zum anderen soll der Boden den Pferden ausreichend Nahrung bieten.
Grundsätzlich sind sehr trockene, meist sandige Böden zwar trittfest, dürren jedoch bei länger ausbleibendem Regen schnell aus, was Futterknappheit zur Folge haben kann. Bei nassen und schweren, meist tonigen oder moorigen Böden kommt es dagegen leicht zu Überschwemmungen und dem Schädigen der Grasnarbe durch die Pferde. Außerdem wachsen auf solchen Böden oft unerwünschte und nicht schmackhafte Weidepflanzen. Andauernde Staunässe und Matsch führen nicht selten zu Hautproblemen (Mauke) bei den Pferden. Für Pferde ideal sind eher trockene, sandhaltiger lehm- und kalkhaltige Lössböden, die zum einen sehr fruchtbar sind und zum anderen genügend Trittfestigkeit aufweisen. Dieser Bodentyp ist jedoch nicht überall vorzufinden und wird überdies vorzugsweise für die Ackerwirtschaft genutzt.
Auch die Lage muss bei der Weidewahl berücksichtigt werden. So sind Feuchtwiesen in Talsenken mit anhaltender Staunässe sowie Weideland an Gewässern oder Wäldern wegen des erhöhten Insektenaufkommens in der warmen Jahreszeit nur eingeschränkt nutzbar. Sumpfige Wiesen müssen zudem trockengelegt werden, um sie für Pferde nutzbar zu machen, was einen hohen Kosten- und Arbeitsaufwand bedeutet.
Waldkoppeln können durch eindringende Wildtiere und/oder angrenzende Jagdreviere problematisch sein. Außerdem beschädigen umfallende Bäume oder größere Äste nicht selten die Einzäunung.
Auch Hanglagen mit steilen Abhängen sind für Pferde weniger geeignet, weil auf ihnen bei Nässe sowohl Trittschäden auftreten als auch die Pferde leichter ausrutschen und sich verletzen können. Zudem kann es besonders bei Fohlen und Jungtieren zu Fehlstellungen aufgrund einseitiger Belastung kommen. Zu bedenken gilt auch, dass Hangwiesen maschinell nur schwierig oder gar nicht zu bearbeiten sind.
Weideland, das an viel befahrenen Straßen oder gar Autobahnen beziehungsweise stark frequentierten Wegen liegt, stellt höhere Ansprüche an die Hütesicherheit (Festzaun, gesicherte Weidetore, Alarmanlagen). Auch von weit abgelegenem Weideland, das nicht ständig beaufsichtigt werden kann, sollte man Abstand nehmen (Pferdediebe, Pferdeschänder!).
Gut geeignet sind dagegen flache oder leicht hügelige Lagen, am besten in Rechteckform und in der Nähe menschlicher Ansiedlungen. Ideal sind einzelne Bäume oder Baumgruppen, Windschutzhecken oder eine schon vorhandene Schutzhütte sowie eine Weidetränke.
Die Größe des Weidelandes ist in erster Linie von der Anzahl der Weidetiere abhängig. Für ein erwachsenes Großpferd liegt der Flächenbedarf bei 0,5 Hektar. Das ist aber nur eine Faustzahl, die je nach Rasse, Größe und Temperament, Alter, Geschlecht und Nutzung der Pferde mehr oder weniger stark schwankt. So brauchen temperamentvolle und lauffreudige Rassen mehr Platz als ruhige oder träge; junge Pferde benötigen mehr Lauffläche als ältere Tiere, große mehr als kleine Pferde und Hengste mehr als Stuten oder Wallache. Auch die Nutzung der Pferde spielt beim Flächenbedarf eine Rolle. Pferde, die täglich geritten oder anderweitig gearbeitet werden, kommen mit kleineren Flächen aus als Tiere, die auf der Weide ihren Bewegungsdrang befriedigen müssen. Prinzipiell muss die Fläche aber immer so bemessen sein, dass auch rangniedere Tiere nicht in Bedrängnis geraten.
Rasse, Alter, Nutzung und Futterverwertung müssen auch bei der Qualität der Weidepflanzen bedacht werden. Grundsätzlich haben Zucht- und Leistungspferde, Aufzuchttiere, alte Pferde und solche mit schlechter Futterverwertung einen höheren Energie- und Nährstoffbedarf als gar nicht oder wenig belastete Tiere, genügsame Rassen und Pferde mit einer guten Futterverwertung. Während die erstgenannte Gruppe eher auf Trift- oder Fettwiesen mit üppigem Bewuchs verbracht werden kann, ist die zweitgenannte Gruppe besser auf Magerwiesen mit kargem Bewuchs aufgehoben.
3
Weidelandfür das Pferd
Auf der Suche nach dem passenden Weideland muss der Pferdebesitzer in vielen Fällen von seiner Wunschvorstellung abweichen. In dicht besiedelten Gebieten kann er sich glücklich schätzen, wenn er überhaupt ein Stückchen Wiese für seine Pferde findet. Aber auch in ländlichen Gegenden ist es oft nicht einfach, an geeignetes Land zu kommen. In der Regel werden nur Flächen angeboten, die für Ackerbau, Rindviehhaltung oder Heuwerbung nicht viel oder gar nicht taugen. Kompromisse sind zulässig, solange sie der Gesundheit der Pferde nicht schaden.
Ideale Standorte und Bodenverhältnisse sind meist teurer, weil der Wirtschaftswert dieser Flächen höher ist. Nicht selten schnellen die Preise aber auch in die Höhe, wenn die Fläche als Pferdeweide genutzt werden soll. Bevor man also eine Fläche erwirbt oder pachtet, sollte man sich bei dem zuständigen Amt für Agrarordnung oder der Landwirtschaftskammer nach dem durchschnittlichen Kaufpreis beziehungsweise Pachtzins von Wirtschaftsgrünland erkundigen.
Landwirtschaftliche Behörden sind auch bei der Suche nach Pacht- oder Kaufflächen behilflich. Auch Gemeindeund Städteverwaltungen besitzen Grünland, das sie turnusmäßig neu verpachten. Am besten ist es aber, wenn man die Landwirte direkt anspricht, Ortskundige (zum Beispiel Ortsvorsteher) befragt oder den Anzeigenteil landwirtschaftlicher Wochenblätter beziehungsweise regionaler Tageszeitungen studiert.
Vor dem Kauf oder der Pacht von Weideland sollte man auf jeden Fall bei der zuständigen Naturschutzbehörde nachfragen, ob die ausgewählte Fläche überhaupt als Pferdeweide genutzt werden darf beziehungsweise diese Nutzungsform erst genehmigt werden muss. Außerdem erfährt man hier, ob das betreffende Grundstück in einem Landschafts-, Natur- oder Wasserschutzgebiet liegt, in dem beispielsweise das Errichten einer Weidehütte oder eines imprägnierten Holzzauns nicht erlaubt ist. Auch landwirtschaftliche Förderungsprogramme wie zum Beispiel das Wiesenbrüterprogramm schränken die Nutzung des Grünlands ein.
In den seltensten Fällen wird man eine Weidefläche käuflich erwerben. Es sei denn, man hat ein landwirtschaftliches Gebäude mit dem dazugehörigen Grünland erworben. Der Kaufvertrag sollte auf jeden Fall notariell beurkundet und das Flurstück im Grundbuch eingetragen sein. Bedenken sollte man allerdings, dass man als Eigentümer von Weideland nicht automatisch dieselben Privilegien hat wie ein anerkannter Landwirt, der beispielsweise berechtigt ist, einen festen Unterstand auf seiner Weide zu errichten. In der Regel wird der Pferdebesitzer eine Weidefläche pachten. Pachtvereinbarungen haben zwar auch ohne Schriftform ihre Gültigkeit, sollten aber zur Regelung der Einzelheiten und bei längerfristiger Nutzungsabsicht (ein Jahr und länger) ebenfalls vertraglich fixiert werden. Entsprechende Vordrucke kann der Landwirt besorgen.
Inhalt Pachtvertrag:
• Name, Anschrift und Unterschrift beider Vertragspartner
• Gegenstand der Pacht (Größe, Zustand, Gemarkung, Flurstücknummer)
• Pachtdauer und Pachtverlängerung
• Nutzungsform und gegebenenfalls Nutzungseinschränkungen
• Regelung über eventuell erforderliche weidetechnische Einrichtungen (Zaun, Schutzhütte, Tränke) und Bepflanzungen
• Vereinbarung über Instandhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Grasnarbe oder Einrichtungen nach Pachtende (Istzustand protokollieren und fotografisch festhalten!)
• Höhe und Fälligkeit des Pachtzins (üblich ist eine jährliche Gebühr)
• Regelung der Nebenkosten (Grundsteuer, Flurbereinigung, Berufsgenossenschaft)
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Weidepflanzen