Der Weihnachtsmann Walburga - Andreas Schmidt - E-Book

Der Weihnachtsmann Walburga E-Book

Andreas Schmidt

0,0
3,90 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erich Kästner sagte einmal:"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch!" Und dieses Kind in mir begleitet mich mein ganzes Leben lang. Jedes Jahr, wenn Weihnachten vor der Tür steht, wenn Schnee und Dunkelheit das Leben ruhiger und besinnlicher macht, dann erinnere ich mich an ein Weihnachtsfest, dass ganz aus den Tiefen meiner Kindheit heraufschwebt und mich zum Schmunzeln bringt - Vorfreude auf das kommende Weihnachtsfest!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 35

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Weihnachtsmann Walburga

Es war einige Tage vor Weihnachten. Wir Kinder, vier an der Zahl - nein halt! Drei! Gabi war noch nicht geboren. Wir hatten doch etwas mehr Zeit, als es sonst auf unserem Bauernhof üblich war. Die Ernte war eingefahren und unsere Eltern hatten eh wenig Muße, sich mit uns zu beschäftigen, da neben der bäuerlichen Arbeit auf dem Hof auch noch das Geschenkebesorgen und das Einpacken ihre Zeit in Anspruch nahm. Zudem hatte Vater vollauf damit zu tun im Reitenberg - unserem Gemeindewald, den richtigen Weihnachtsbaum zu klauen, ohne vom Revierförster Mothes dabei erwischet zu werden. Denn der schlich komischerweise gerade zu dieser Zeit viel öfter und viel unauffälliger durch unsere Wälder.

Wir Kinder aber vergnügten uns, wenn es nur irgendwie ging, mit unseren Freunden draußen in der Natur. Damals war es noch nicht üblich, tagelang vor dem Fernseher zu sitzen und auf das Christkind zu warten.

Einen Fernseher gab es noch nicht und Cinderella hieß noch Aschenputtel.

Ein einziger dieser neuen Zauber-fernsehmaschinen stand im Jugendraum unserer Dorfkneipe, der „Gaststätte zur Krone“. Es war ein alter „Rembrandt“, der eine Schwarz – Weiß - Bildröhre von 10cm x 15cm hatte. Der ganze Kasten erinnerte in seinen Ausmaßen an Großmutters gigantischen Kleiderschrank. Also nix mit Weihnachten und Fernsehen! Was tun, wenn so etwas nicht zur Verfügung stand? Wir ließen uns in der eiskalten Winterluft die Nase und unsere Finger rot frieren. Den beißenden Frost bekämpften wir durch ständiges Hin – und – Her - Rasen. Am liebsten den Schlitten raus und dann ab auf den Backshög!

Der Backshög war ein kleiner Platz, etwas hügelig, mitten in unserem Dorf gelegen und direkt vor der Tür von Bäcker Meier. Das war der Tummelplatz aller großen und kleinen Kinder. Wer etwas auf sich hielt und Freundesbanden knüpfen wollte, der musste sich einfach hier treffen! Ansonsten wurde schuffeliert! Für Leute, die nicht aus Gospit stammen, sei gesagt, dass es sich bei dieser Wortschöpfung um einen Gospit - eigenen Begriff handeln musste, denn immer, wenn ich später unter Freunden aus anderen Orten „schuffelieren“ sagte, entfachte ich damit Lachkrämpfe und wurde gebeten, dieses Wort doch einmal ins Deutsche zu übersetzen. Hier also die Übersetzung: andernorts nennt man diese Sportart „glennern“ oder „Eisrutschen“. Aber egal, wie man es auch nennen mag, es machte uns einen heiden Spaß. Besonders toll gings mit Vaters Hausschuhen, die hatten nämlich eine gelbe „Specksohle“ und rutschten wie der Teufel! Die Glenner- oder auch Schuffelierbahn überquerte unsere Dorfstraße, aber das war zu unseren Kinderzeiten überhaupt nicht schlimm, es gab selbst auf der „Hauptstraße“ so gut wie gar keinen Verkehr und wenn, dann handelte es sich um ein Pferdefuhrwerk, was man bei dem moderaten Tempo schon von Weitem ausmachen konnte.

Da es regelmäßige Mahlzeiten kaum in unseren Familien gab, verbrachten wir oft den ganzen Tag draußen auf dem Backshög. An jenem Tage allerdings, von dem hier die Rede sein soll, kam am späten Nachmittag ein großer Holzschneepflug mit einem riesigen und starken Kaltblüter vorbei. Er räumte, was vielleicht 1mal im Monat passierte, unsere Dorfstraßen vom lästigen Schnee frei.

Für uns war das die Gelegenheit! So schnell wir nur konnten, banden wir unsere Schlitten an die hintere Querstrebe des Schneepfluges und hatten auf wunderbare Weise ein „Taxi“, was uns quer durchs Dorf mitnahm. Die ungewohnte Geschwindigkeit und die Tatsache, dass wir uns selbst nicht anstrengen mussten, um vorwärtszu-kommen, begeisterten uns dermaßen, dass wir gar nicht merkten, wie das Pferdegespann die bekannten Straßen verließ und den Weg zum Reitenberg einschlug. Die winterliche Dämmerung legte sich langsam über die weißen Felder, Gospiterodas Häuser schrumpften zusehends zu kleinen Spielzeughütten, in denen ein kleines gelbes Lichtlein den Abend ankündigte, und vor uns wuchs die schwarze Silhouette des Waldes zu einer gigantischen Größe empor.

Wenn wir bisher noch die Hoffnung gehegt hatten, unser Kutscher würde nun langsam wieder abdrehen und nach Hause fahren, hatten wir uns getäuscht - es ging im regelmäßigen Trab hinein in den Wald und als wir nach geschätzten 10 Minuten den Reitenberg auf der anderen Seite verließen, tauchte in der Ferne eine andere Siedlung auf.

Für uns Kinder, die nie das Dorf verlassen hatten, war es eine Reise ins Unbekannte. Wir freuten uns schon tierisch darauf, wenn der Pflug auf dem anderen Dorfplatz wendete und Richtung Heimat fuhr - doch genau das tat er nicht!