Der Wolf der Wall Street. Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone - Jordan Belfort - E-Book
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Der Wolf der Wall Street. Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone E-Book

Jordan Belfort

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Beschreibung

Die unglaublichen Memoiren einer Wall-Street-Ikone – vom sagenhaften Aufstieg bis zum tiefen Fall.

In den 1990er Jahren war Jordan Belfort die Ikone der Wall Street. Er war ein knallharter Börsenhai, eiskalter Betrüger und feierwütiger Junkie. Mit 26 war er bereits Multimillionär. Als ihm seine Geldgeschäfte nicht mehr den nötigen Kick gaben, versuchte der junge Wall-Street-Baron es mit schnellen Autos, Frauen und Drogen. Er feierte wie ein Rockstar und lebte wie ein König. Mit 36 Jahren landete er im Gefängnis. Doch ausgerechnet sein tiefer Fall rettete ihm das Leben. Die unglaubliche Autobiografie des echten Gordon Gekko wird derzeit mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle von Regisseur Martin Scorsese verfilmt.

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Buch

In den 1990er-Jahren war Jordan Belfort die Ikone der Wall Street. Er war ein knallharter Börsenhai, eiskalter Betrüger und feierwütiger Junkie. Mit 26 war er bereits Multimillionär. Als ihm seine Geldgeschäfte nicht mehr den nötigen Kick gaben, versuchte der junge Wall-Street-Baron es mit schnellen Autos, Frauen und Drogen. Er feierte wie ein Rockstar und lebte wie ein König. Mit 36 Jahren landete er im Gefängnis. Doch ausgerechnet sein tiefer Fall rettete ihm das Leben.

Die unglaubliche Autobiografie des echten Gordon Gekko wurde 2013 mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle von Regisseur Martin Scorsese verfilmt.

Autor

Jordan Belfort, geboren 1962 in Queens (New York), studierte an der American University. Mit 26 Jahren verdiente er an der Wall Street Millionen, mit 36 saß er im Gefängnis. Heute lebt der erfolgreiche Motivationsredner in Los Angeles.

Jordan Belfort

Der Wolfder Wall Street

Die Geschichteeiner Wall-Street-Ikone

Aus dem Englischenvon Egbert Neumüller

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © der Originalausgabe 2007: Jordan Belfort

Diese Ausgabe erscheint durch Vermittlung von Bantam Books, einem Imprint von Random House in der Random House Publishing Group.

© der deutschsprachigen Übersetzung 2008:

by Börsenmedien AG, Kulmbach

Covergestaltung: UNO Werbeagentur, München

Copyright des Covermotivs:

© MMXIII TWOWS, LLC. All rights reserved

KF · Herstellung: Str.

ISBN: 978-3-641-30503-1V003

www.goldmann-verlag.de

Meinen beiden wundervollen Kindern,Chandler und Carter Belfort

VORBEMERKUNG DES AUTORS

Dieses Buch enthält meine Lebenserinnerungen. Es ist eine wahre Geschichte und basiert auf meinen besten Erinnerungen an verschiedene Ereignisse in meinem Leben. Wo es angegeben ist, wurden die Namen und charakteristischen Eigenschaften von Personen geändert, damit ihre Anonymität gewahrt bleibt. In manchen Fällen habe ich Ereignisse und Zeitabschnitte im Interesse des Erzählflusses umgestellt und/oder verkürzt und ich habe Dialoge erfunden, die meiner Erinnerung an die betreffenden Unterhaltungen am besten entsprechen.

Inhalt

Prolog – Die Unschuld vom Lande

BUCH I

Kapitel   1 – Der Wolf im Schafspelz

Kapitel   2 – Die Herzogin von Bay Ridge

Kapitel   3 – Vorsicht Kamera!

Kapitel   4 – Der WASP-Himmel

Kapitel   5 – Die stärkste Droge

Kapitel   6 – Kaltgestellte Regulierer

Kapitel   7 – Quälerei mit Kleinkram

Kapitel   8 – Der Schuster

Kapitel   9 – Glaubhafte Bestreitbarkeit

Kapitel 10 – Der verkommene Chinese

BUCH II

Kapitel 11 – Das Land der Rattenlöcher

Kapitel 12 – Düstere Vorahnungen

Kapitel 13 – Das Einmaleins der Geldwäsche

Kapitel 14 – Internationale Leidenschaften

Kapitel 15 – Die »Beichtmutter«

Kapitel 16 – Rückfällig

Kapitel 17 – Der Meisterfälscher

Kapitel 18 – Fu Manchu und der Kurier

Kapitel 19 – Ein höchst unwahrscheinlicher Kurier

Kapitel 20 – Ein Schwachpunkt

BUCH III

Kapitel 21 – Recht vor Wirtschaftlichkeit

Kapitel 22 – Mahlzeit im Paralleluniversum

Kapitel 23 – Auf schmalem Grat

Kapitel 24 – Das Zepter übergeben

Kapitel 25 – Echte Echte

Kapitel 26 – Tote erzählen keine Geschichten

Kapitel 27 – Die Besten sterben jung

Kapitel 28 – Die Toten unsterblich machen

Kapitel 29 – Verzweifelte Maßnahmen

BUCH IV

Kapitel 30 – Neuzugänge

Kapitel 31 – Elternfreuden

Kapitel 32 – Noch mehr Freude

Kapitel 33 – Begnadigungen

Kapitel 34 – Schlechte Reise

Kapitel 35 – Der Sturm vor dem Sturm

Kapitel 36 – Gefängnisse, Anstalten und der Tod

Kapitel 37 – Krank und kränker

Kapitel 38 – Marsianer aus dem Dritten Reich

Kapitel 39 – Sechs Möglichkeiten, einen Drogenberater umzubringen

Epilog – Die Betrüger

Danksagungen

PROLOG

Die Unschuld vom Lande

1. MAI 1987

»Du bist noch geringer als Abschaum«, sagte mein neuer Chef, als er mich zum ersten Mal durch den sogenannten Board Room, die Managementetage von LF Rothschild, führte. »Hast du ein Problem damit, Jordan?« »Nein«, gab ich zurück, »kein Problem.« »Gut«, schnappte er und ging einfach weiter.

Wir durchquerten ein Labyrinth aus braunen Mahagonischreibtischen und schwarzen Telefonkabeln im 23. Stock eines Glas- und Aluminiumturms, der sich 41 Stockwerke hoch über die legendäre New Yorker Fifth Avenue erhob. Der Board Room war weitläufig und maß vielleicht 15 mal 20 Meter. Es war ein bedrückender Raum, vollgestopft mit Schreibtischen, Telefonen, Computerbildschirmen und einer Menge richtig widerlicher Yuppies, insgesamt 70 an der Zahl. Sie hatten ihre Jacketts ausgezogen und um diese Uhrzeit – 9:20 Uhr morgens – lehnten sie sich in ihren Stühlen zurück, lasen das Wall Street Journal und beglückwünschten sich selbst dazu, dass sie die Herren der Welt waren.

Zu den Herren der Welt zu gehören schien mir ein nobles Ziel, und als ich in meinem billigen blauen Anzug und meinen klobigen Tretern an den Herren vorbeiging, da wünschte ich, ich wäre einer von ihnen. Aber mein neuer Chef erinnerte mich schnell daran, dass dem nicht so war. »Dein Job« – er schaute auf das Plastiknamensschild auf meinem Revers – »Jordan Belfort, ist der eines Vermittlers, und das heißt, dass du 500 Telefonnummern am Tag wählst und versuchst, an Sekretärinnen vorbeizukommen. Du versuchst nicht, irgendetwas zu verkaufen oder etwas zu empfehlen oder irgendetwas zu machen. Du versuchst nur, die Unternehmenschefs ans Telefon zu kriegen.« Er machte eine kurze Pause und spritzte dann noch mehr Gift. »Und wenn du dann jemanden ans Telefon kriegst, sagst du nur: ›Hallo, Herr Soundso, ich habe hier Scott am Telefon für Sie‹, dann gibst du mir den Hörer und wählst die nächste Telefonnummer. Glaubst du, dass du das schaffst, oder ist dir das zu kompliziert?« »Nein, das schaffe ich«, sagte ich zuversichtlich, während die Panik mich wie ein Tsunami überrollte. Das Ausbildungsprogramm von LF Rothschild dauerte sechs Monate. Das würden harte sechs Monate werden, grässliche sechs Monate, in denen ich Arschlöchern wie Scott ausgeliefert sein würde, dem Yuppie-Schaumschläger, den anscheinend die feurigen Tiefen der Yuppie-Hölle ausgespuckt hatten.

Ich betrachtete ihn heimlich aus dem Augenwinkel und kam zu dem Schluss, dass Scott wie ein Goldfisch aussah. Er war kahl und blass, und seine wenigen Haare waren schmutzig orange. Er war Anfang 30, ziemlich groß, hatte einen schmalen Kopf und blasse, wulstige Lippen. Er trug eine Fliege und sah damit lächerlich aus. Vor den braunen Glupschaugen trug er eine Nickelbrille, die ihn erst recht wie einen Goldfisch aussehen ließ.

»Gut«, sagte der Schaumschläger-Goldfisch, »und jetzt die Grundregeln: Es gibt keine Pausen, keine privaten Anrufe, keine Krankheitstage, kein Zuspätkommen, keine Trödelei. Du hast 30 Minuten Mittagspause« – er machte eine effektheischende Pause – »und du kommst besser pünktlich zurück, denn wenn du Scheiße baust, warten 50 Leute darauf, deinen Schreibtisch zu übernehmen.« Er sprach im Gehen weiter, ich ging einen Schritt hinter ihm und war von den Tausenden orange leuchtenden Aktienkursen hypnotisiert, die über die grauen Computermonitore rollten. An der Vorderseite des Raums gewährte eine Glaswand Aussicht auf die Manhattan Midtown. Geradeaus sah ich das Empire State Building. Es überragte alles, schien in den Himmel zu steigen und daran zu kratzen. Das war ein denkwürdiger Anblick, eine Aussicht, die eines jungen Herren der Welt würdig war. Aber in diesem Moment schien dieses Ziel in immer weitere Ferne zu rücken.

»Um die Wahrheit zu sagen«, redete Scott weiter, »glaube ich nicht, dass du für diesen Job geeignet bist. Du siehst aus wie ein Kind, und die Wall Street ist nichts für Kinder. Die ist was für Killer. Etwas für Söldner. Insofern hast du Glück, dass ich hier nicht für die Einstellungen zuständig bin.« Er kicherte ironisch. Ich biss mir auf die Lippen und sagte nichts. Wir hatten das Jahr 1987, und Yuppie-Arschlöcher wie Scott schienen die Welt zu regieren. Die Wall Street befand sich mitten in einer rasanten Hausse und spuckte am laufenden Band neue Millionäre aus. Geld war billig, und ein Mann namens Michael Milken hatte die sogenannten Junkbonds erfunden und damit die Art verändert, wie die amerikanische Unternehmenswelt ihre Geschäfte betrieb. Es war eine Zeit zügelloser Gier, eine Zeit mutwilliger Exzesse. Es war das Zeitalter der Yuppies.

Als wir uns seinem Schreibtisch näherten, wandte sich mein fleischgewordener Yuppie-Fluch zu mir um und sagte: »Ich sag’s dir noch mal, Jordan: Du bist der Geringste der Geringen. Du machst nicht mal Kaltakquise, du bist ein Vermittler.« Das Wort troff vor Verachtung. »Und bis du deine Brokerprüfung hinter dir hast, besteht dein Universum ausschließlich aus Verbinden. Und das ist der Grund, weshalb du noch geringer als Abschaum bist. Hast du ein Problem damit?« »Absolut nicht«, gab ich zurück. »Das ist der perfekte Job für mich, denn ich bin noch geringer als Abschaum.« Ich zuckte unschuldig die Achseln.

Ich sehe im Gegensatz zu Scott nicht aus wie ein Goldfisch und das machte mich stolz, als er mich jetzt anstarrte und in meinem Gesicht nach Anzeichen von Ironie suchte. Ich bin eher klein, und mit 24 Jahren hatte ich immer noch jungenhafte, jugendliche Gesichtszüge. Wegen dieses Gesichts konnte ich fast nie in eine Bar gehen, ohne dass ich kontrolliert wurde. Ich hatte volles, hellbraunes Haar, glatte gebräunte Haut und große blaue Augen. Ich sah insgesamt nicht schlecht aus. Aber leider hatte ich Scott nicht belogen, als ich sagte, ich fühlte mich unbedeutender als Abschaum. Das war nämlich wirklich so. Das Problem war, dass ich gerade mein erstes geschäftliches Abenteuer in den Sand gesetzt hatte und damit auch mein Selbstwertgefühl. Das war ein unglückseliges Projekt in der Fleisch- und Fischbranche gewesen, und als es aus war, stand ich mit 26 Lkw-Mieten ganz schön beschissen da – ich haftete persönlich dafür und war in Zahlungsverzug. Deshalb waren erstens die Banken hinter mir her und zweitens eine Frau von American Express – dem Klang nach eine bärtige 3-Zentner-Frau –, die mir drohte, sie würde mir persönlich in den Arsch treten, wenn ich nicht bezahlte. Ich wollte eigentlich meine Telefonnummer ändern, aber ich war mit der Telefonrechnung so weit im Rückstand, dass auch NYNEX hinter mir her war.

Wir kamen zu Scotts Schreibtisch, und er bot mir den Stuhl neben seinem an und dazu noch ein paar aufmunternde Worte. »Sieh’s mal von der positiven Seite«, spöttelte er, »wenn du nicht wegen Faulheit, Dummheit, Frechheit oder Unpünktlichkeit gefeuert wirst, dann wirst du eines Tages vielleicht wirklich Aktienbroker.« Er grinste über seinen eigenen Witz. »Und weißt du, letztes Jahr habe ich über 300.000 Dollar verdient und der andere Typ, für den du arbeiten wirst, über eine Million.« Über eine Million? Da konnte ich mir ja vorstellen, was der andere Typ wohl für ein Arschloch war. Mit sinkendem Mut fragte ich: »Wer ist der andere Typ?« »Warum?«, fragte mein Yuppie-Folterknecht. »Was interessiert dich das?« Lieber Gott!, dachte ich. Sprich nur, wenn du angesprochen wirst, du Trottel! Das war wie bei den Marines. Tatsächlich gewann ich immer mehr den Eindruck, der Lieblingsfilm dieses Bastards müsste Ein Offizier und Gentleman sein und er würde Lou Gossetts Launen an mir auslassen – und so tun, als wäre er ein Militärausbilder, dem ein kleiner Marine zugeteilt war. Aber ich behielt diese Gedanken für mich und sagte nur: »Ach nichts, ich, ähm, war nur neugierig.«

»Er heißt Mark Hanna, und du wirst ihn noch früh genug kennenlernen.« Damit drückte er mir einen Stapel Karteikarten in die Hand, auf denen jeweils Name und Telefonnummer eines wohlhabenden Unternehmers stand. »Lächeln und wählen«, wies er mich an, »und dass du nicht vor zwölf den beschissenen Kopf hebst!« Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm sein Wall Street Journal, legte seine schwarzen Krokodillederschuhe auf den Schreibtisch und begann zu lesen.

Ich wollte gerade den Telefonhörer heben, als ich eine massige Hand auf meiner Schulter spürte. Ich schaute auf und wusste auf den ersten Blick, dass das Mark Hanna war. Er roch geradezu nach Erfolg wie ein echter Herr der Welt. Er war groß – etwa 1,85, 110 Kilo und das meiste davon Muskeln. Er hatte pechschwarzes Haar, dunkle, ausdrucksstarke Augen, fleischige Gesichtszüge und ziemlich viele Aknenarben. Er war attraktiv, auf die Downtown-Art, und ihn umgab das hippe Greenwich-Village-Flair. Ich spürte das Charisma, das er ausströmte.

»Jordan?«, sagte er in auffallend sanftem Ton. »Ja, das bin ich«, antwortete ich mit dem Tonfall eines Verdammten. »Abschaum erster Klasse, zu Ihren Diensten!« Er lachte freundlich, und der schulterklopfende, graue 2.000-Dollar-Nadelstreifenanzug hob und senkte sich mit jedem Kichern. Dann sagte er unnötig laut: »Ja gut, ich sehe, du hast schon die erste Dosis Bauernarsch erhalten!« Er zeigte mit einem Kopfnicken auf Scott. Ich nickte unmerklich. Er zwinkerte mir zu. »Keine Angst: Ich bin hier der Senior Broker; er ist nur eine wertlose Memme. Vergiss also alles, was er gesagt hat und was er in Zukunft sagen mag.« Ich konnte nicht anders, ich musste einen Blick zu Scott hinüber werfen, der murmelte: »Fick dich, Hanna!«

Mark nahm daran allerdings keinen Anstoß. Er zuckte nur die Schultern, ging auf die andere Seite des Schreibtischs, sodass sich sein massiger Körper zwischen Scott und mir befand, und sagte: »Lass dich von ihm nicht ärgern. Ich habe gehört, du bist ein erstklassiger Verkäufer. In einem Jahr wird dir dieser Idiot die Füße küssen.« Ich lächelte und empfand eine Mischung aus Stolz und Verlegenheit. »Wer hat Ihnen denn gesagt, ich sei ein guter Verkäufer?« »Steven Schwartz, der Mann, der dich eingestellt hat. Er sagte, du hättest ihm sogar im Bewerbungsgespräch Aktien aufgeschwatzt.« Mark kicherte. »Er war beeindruckt; er sagte mir, ich sollte ein Auge auf dich haben.« »Ja, ich war nervös und befürchtete, er würde mich nicht nehmen. Da warteten 20 Leute auf Bewerbungsgespräche, und da dachte ich mir, ich mache lieber etwas Drastisches – eben etwas, das Eindruck macht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Er sagte mir, ich sollte trotzdem ein bisschen herunterfahren.« Mark grinste. »Ja, aber fahr nicht zu weit herunter. Hochdruck ist in diesem Geschäft Pflicht. Die Leute kaufen keine Aktien; sie werden ihnen verkauft. Vergiss das nie.« Er machte eine Pause, damit sich seine Worte setzen konnten. »Aber in einem hat Herr Großkotz da drüben recht: Verbinden ist zum Kotzen. Ich habe das sieben Monate lang gemacht, und ich wollte mich jeden Tag umbringen. Deshalb muss ich dir ein Geheimnis anvertrauen« – er senkte verschwörerisch die Stimme – »du tust nur so, als würdest du verbinden. Du bummelst bei jeder sich bietenden Gelegenheit.« Er lächelte und blinzelte und sprach dann wieder normal. »Versteh mich nicht falsch; ich will, dass du mir möglichst viele Gespräche vermittelst, denn damit verdiene ich mein Geld. Aber ich will nicht, dass du dir die Finger blutig wählst, ich kann nämlich kein Blut sehen.« Er zwinkerte schon wieder. »Mach also viele Pausen. Geh aufs Klo, und hol dir einen runter, wenn’s sein muss. Ich habe das so gemacht, und das hat Wunder gewirkt. Du wichst doch gern, oder?«

Ich war von dieser Frage etwas entsetzt, aber wie ich noch merken sollte, ist ein Board Room an der Wall Street kein Ort für rein symbolische Scherze. Wörter wie Scheiße, ficken, Bastard und Schwanz waren so normal wie ja und nein und vielleicht und bitte. Ich sagte: »Ja, ich, ähm, wichse gerne. Ich meine, welcher Mann tut das nicht?«

Er nickte, fast schon erleichtert. »Gut, das ist wirklich gut. Das Wichsen ist ganz wichtig. Außerdem empfehle ich die Verwendung von Drogen, insbesondere Kokain, dann kannst du nämlich schneller wählen, und das ist gut für mich.« Er machte eine Pause, so als würde er nach weiteren weisen Ratschlägen suchen, aber offenbar fiel ihm nichts mehr ein. »So, das war’s so ungefähr«, sagte er. »Das ist alles, was ich dir jetzt an Wissen vermitteln kann. Du wirst das gut machen, Rekrut! Eines Tages wirst du zurückblicken und darüber lachen, so viel kann ich dir versprechen.« Er lächelte noch einmal und setzte sich vor sein Telefon. Im nächsten Augenblick ertönte ein Summer und verkündete, dass die Börse gerade eröffnet hatte. Ich schaute auf meine Timex-Uhr, die ich in der Woche davor für 14 Dollar bei JCPenney gekauft hatte. Es war Punkt 9:30 Uhr. Es war der 4. Mai 1987, mein erster Tag an der Wall Street.

Dann ertönte aus dem Lautsprecher die Stimme des Vertriebsleiters von LF Rothschild, Steven Schwartz. »Okay, meine Herrn. Die Futures sehen heute morgen gut aus, und es kommen kräftige Käufe aus Tokio herein.« Steven war erst 38 Jahre alt, hatte aber im letzten Jahr mehr als zwei Millionen Dollar verdient (noch ein Herr der Welt). »Wir rechnen zur Eröffnung mit einem Sprung von zehn Punkten«, fügte er hinzu, »also an die Telefone und Rock’n’Roll!« Sofort brach in dem Raum die Hölle los. Füße flogen von Schreibtischen, Wall Street Journals wurden in Papierkörbe geworfen, Ärmel wurden bis zum Ellbogen hochgekrempelt, und ein Broker nach dem anderen nahm den Telefonhörer und wählte. Ich nahm meinen Hörer und wählte auch.

Nach wenigen Minuten liefen alle hektisch hin und her, gestikulierten wild und brüllten in ihre schwarzen Telefone; das war ein Riesengetöse. Das war das erste Mal, dass ich das Tosen eines Wall-Street-Board-Rooms hörte, und es klang wie ein tobender Mob. Das war ein unvergesslicher Klang, ein Klang, der mein Leben für immer verändern sollte. Es war der Klang junger Männer, die von Gier und Ehrgeiz gepackt wurden und die reichen Unternehmern in ganz Amerika ihre Herzen und Seelen anpriesen.

»Miniscribe ist zu dem Preis verdammt billig«, kreischte ein pausbäckiger Yuppie ins Telefon. Er war 28, war voll auf Koks und hatte ein Bruttoeinkommen von 600.000 Dollar im Jahr. »Ihr Broker in West Virginia? Ach du meine Güte! Der kann vielleicht Bergbauaktien aussuchen, aber der ist doch schon über 80. Das Spiel heißt Hightech!« »Ich habe 50.000 Juli-Fünfziger«, schrie ein Broker zwei Schreibtische weiter. »Die sind aus dem Geld!«, brüllte ein anderer. »Ich werde bei dem Geschäft nicht reich«, schwor ein anderer Broker seinem Klienten.

»Machen Sie Witze?«, schnappte Scott in sein Headset. »Wenn ich der Firma und dem Staat ihren Anteil an meiner Provision gebe, kann ich meinem Hund kein Futter mehr in den Napf tun!«

Immer wieder knallte ein Broker triumphierend den Hörer auf die Gabel, füllte eine Kauforder aus und ging zu dem Rohrpost-system, das an einem Pfeiler angebracht war. Er steckte das Formular in einen Glaszylinder und schaute zu, wie er in die Decke gesaugt wurde. Von da aus nahm das Formular seinen Weg in die Handelsabteilung auf der anderen Seite des Gebäudes, von wo aus es zur Ausführung auf das Parkett der New York Stock Exchange weitergeleitet wurde. Die Decke war abgehängt worden, um für die Rohre Platz zu schaffen, und ich hatte das Gefühl, als lasteten sie auf meinem Kopf.

Bis 10:00 Uhr war Mark Hanna dreimal zur Rohrpost gegangen und war gerade zum vierten Mal unterwegs. Er war am Telefon so glatt, dass mir regelrecht schwindelig wurde. Es klang, als würde er sich bei den Klienten entschuldigen, während er ihnen die Augen aus den Höhlen riss. »Sir, ich darf das so ausdrücken«, sagte Mark zum Aufsichtsratsvorsitzenden eines Fortune-500-Unternehmens. »Ich kann mich rühmen zu erkennen, wann diese Papiere den Boden erreichen. Und mein Ziel ist es nicht nur, Sie in diese Engagements hineinzuführen, sondern Sie auch wieder herauszugeleiten.« Seine Stimme war so sanft und weich wie die eines Hypnotiseurs. »Ich möchte für Sie ein langfristiger Aktivposten sein; ein Aktivposten für Ihr Unternehmen – und für Ihre Familie.« Zwei Minuten später stand Mark mit einer Kauforder über eine Viertelmillion Dollar für eine Aktie namens Microsoft an der Rohrpost. Ich hatte noch nie etwas von Microsoft gehört, aber das klang nach einem ganz netten Unternehmen. Jedenfalls kassierte Mark auf den Trade eine Provision von 3.000 Dollar. Ich hatte sieben Dollar in der Tasche.

Gegen 12:00 Uhr war mir schwindelig, und ich hatte einen Mordshunger. Genau genommen war mir schwindelig, ich hatte einen Mordshunger, und ich schwitzte wie verrückt. Aber vor allen Dingen war ich süchtig geworden. Das mächtige Tosen wühlte in meinen Eingeweiden, und jede Faser meines Wesens hallte davon wider. Ich wusste, dass ich diesen Job machen konnte. Ich wusste, dass ich das genauso gut konnte wie Mark Hanna, vielleicht sogar noch besser. Und ich wusste, ich konnte aalglatt sein.

Zu meiner Überraschung fuhren wir mit dem Aufzug nicht hinunter ins Foyer, damit ich die Hälfte meines Vermögens für ein Paar Frankfurter und eine Cola ausgab, sondern ich stand mit Mark Hanna im Aufzug auf dem Weg nach oben in das Penthouse. Unser Ziel war ein Fünf-Sterne-Restaurant namens »Top of the Sixes«, das sich im 41. Stock des Bürogebäudes befand. Dort traf sich die Elite zum Essen, dort knallten sich die Herren der Welt mit Martinis zu und tauschten Frontgeschichten aus.

Als wir das Restaurant betraten, rauschte Luis, der Oberkellner, auf Mark zu, schüttelte ihm heftig die Hand und sagte ihm, wie schön es sei, ihn an einem so prachtvollen Montagnachmittag zu sehen. Mark steckte ihm einen Fünfziger zu, ich verschluckte fast meine Zunge, und Luis geleitete uns zu einem Ecktisch mit einer fabelhaften Aussicht auf die Upper West Side von Manhattan und auf die George Washington Bridge. Mark lächelte Luis an und sagte: »Bring uns jetzt gleich zwei Absolut Martinis, Luis. Und dann bring uns noch zwei in« – er schaute auf seine dicke goldene Rolex – »in genau siebeneinhalb Minuten, und dann alle fünf Minuten, bis einer von uns ausscheidet.« Luis nickte. »Selbstverständlich, Mr Hanna. Das ist eine hervorragende Strategie.« Ich lächelte Mark zu und sagte in äußerst entschuldigendem Ton: »Tut mir leid, aber, ähm, ich trinke nicht.« Dann wandte ich mich an Luis: »Sie dürfen mir einfach eine Cola bringen. Das wäre schön.« Luis und Mark wechselten einen Blick, als hätte ich ein Verbrechen begangen. Aber Mark sagte nur: »Das ist sein erster Tag an der Wall Street; gib ihm Zeit.« Luis schaute mich an, presste die Lippen zusammen und nickte ernst. »Das ist absolut verständlich. Haben Sie keine Angst, Sie sind bald Alkoholiker.« Mark nickte zustimmend. »Schön gesagt, Luis, aber bring ihm trotzdem auch einen Martini, falls er seine Meinung ändert. Im allerschlimmsten Fall trinke ich ihn selber.« »Wunderbar, Mr Hanna. Möchten Sie und Ihr Freund heute auch etwas essen oder nur Flüssigkeit zu sich nehmen?« Was zum Teufel redete Luis da?, fragte ich mich. Die Frage war lächerlich, schließlich war Mittagszeit. Doch zu meiner Überraschung sagte Mark zu Luis, er würde heute nichts essen, nur ich; dann reichte mir Luis eine Speisekarte und holte unsere Drinks.

Einen Moment danach wurde mir vollkommen klar, wieso Mark nichts essen wollte; er fasste in seine Innentasche, zog ein Koksröhrchen heraus, schraubte den Deckel ab und schüttete etwas in einen winzigen Löffel. Da lag ein kleines, glitzerndes Häufchen des stärksten Appetitzüglers, den die Natur zu bieten hat – nämlich Kokain –, und er nahm einen mächtigen Zug durch das rechte Nasenloch. Dann wiederholte er die Prozedur und zog mit dem linken Nasenloch wie ein Staubsauger an.

Ich staunte. Ich konnte es nicht glauben! Mitten im Restaurant! Unter den Herren der Welt! Ich blickte mich aus dem Augenwinkel im Restaurant um, ob es jemand bemerkt hätte. Offenbar hatte niemand etwas gemerkt, und im Nachhinein bin ich sicher, dass sich keiner darum geschert hätte. Denn schließlich waren alle zu sehr damit beschäftigt, sich mit Wodka, Scotch, Gin, Bourbon oder irgendwelchen gefährlichen Arzneimitteln, die sie mit ihren mächtig aufgeblasenen Gehaltsschecks beschafft hatten, die Birne zuzudröhnen.

»Bitte sehr«, sagte Mark und reichte mir das Koksröhrchen. »Die wahre Eintrittskarte zur Wall Street; das und die Nutten.« Nutten? Das fand ich nun völlig absurd. Ich war noch nie bei einer gewesen. Außerdem war ich in ein Mädchen verliebt und wollte bald heiraten. Sie hieß Denise, und sie war einfach wundervoll – innen so schön wie außen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie betrog, war kleiner als null. Und was das Koks angeht, na ja, in meiner Collegezeit hatte ich genug Partys gefeiert, aber jetzt hatte ich seit Jahren außer Gras nichts mehr angerührt. »Nein danke«, sagte ich und war etwas peinlich berührt. »Ich vertrage das Zeug nicht besonders gut. Es macht mich … ähm … wahnsinnig. Ich kann dann weder schlafen noch essen, und ich … ähm … mache mir dann Sorgen über alles Mögliche. Das tut mir echt nicht gut. Richtig übel.«

»Kein Problem«, sagte er und nahm noch eine Portion aus dem Gläschen. »Aber ich verspreche dir, dass dir Kokain definitiv hilft, die Tage hier durchzustehen!« Er schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. »Ein völlig kaputter Beruf, Broker! Ich meine, versteh mich nicht falsch: Das mit dem Geld und so ist großartig, aber man schafft dabei nichts, man baut nichts auf. Nach einer Weile wird das ganz schön eintönig.« Er machte eine Pause und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »In Wirklichkeit sind wir nichts anderes als halbseidene Verkäufer. Keiner von uns hat irgendeine Ahnung, welche Aktien steigen werden! Wir werfen alle nur mit Dartpfeilen auf ein Brett und, du weißt schon, kassieren und verprassen. Das merkst du sowieso früh genug.«

Ein paar Minuten unterhielten wir uns über unsere Vorgeschichte. Mark war in Brooklyn aufgewachsen, in Bay Ridge, was meines Wissens ein ziemlich hartes Viertel war. »Was immer du auch tust«, sagte er zum Spaß, »geh nie mit einem Mädchen aus Bay Ridge aus. Die sind alle völlig verrückt!« Er nahm wieder eine Prise aus seinem Koksröhrchen und fügte hinzu: »Die Letzte, mit der ich gegangen bin, hat mit einem beschissenen Bleistift auf mich eingestochen, während ich schlief. Kannst du dir das vorstellen?« In diesem Augenblick kam ein befrackter Kellner an den Tisch. Mark hob seinen 20-Dollar-Martini und ich meine 8-Dollar-Cola. »Auf den Dow Jones, auf dass er direkt die 5.000er-Marke knackt!«, sagte Mark. Wir stießen an. »Und auf deine Karriere an der Wall Street!«, fügte er hinzu. »Auf dass du ein Vermögen mit dieser Abzocke machst und trotzdem ein klein bisschen Seele dabei behältst!« Wir lächelten beide und stießen erneut an.

Wenn mir in diesem Moment jemand gesagt hätte, dass in wenigen kurzen Jahren dieses Restaurant mir gehören und Mark Hanna samt ein paar anderen Brokern von LF Rothschild für mich arbeiten würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich am Tresen genau dieses Restaurants Kokain schnupfen würde, während mir ein Dutzend erstklassiger Nutten bewundernd zuschauten, dann hätte ich gesagt, er habe wohl seinen Verstand verloren.

Aber das war ja erst der Anfang. Sehen Sie, genau in jenem Moment passierten weit entfernt von mir gewisse Dinge – Dinge, die mit mir nichts zu tun hatten; das fing mit einer Kleinigkeit namens Portfolioversicherung an, einer computergestützten Aktien-Hedging-Strategie, die schließlich dem rasenden Bullenmarkt ein Ende setzen und den Dow Jones an einem einzigen Tag um 508 Punkte einbrechen lassen sollte. Danach folgte eine Kette von Ereignissen, die eigentlich unvorstellbar sind. Die Wall Street stellte eine Zeit lang den Betrieb ein, und die Investmentbanking-Firma LF Rothschild musste ihre Pforten schließen. Und dann setzte sich der Wahnsinn fest.

Ich biete Ihnen hier eine Rekonstruktion dieses Wahnsinns an – eine satirische Rekonstruktion –, der zu einer der rasantesten Achterbahnfahrten in der Geschichte der Wall Street wurde. Und ich präsentiere es mit einer Stimme, die genau zu jener Zeit in meinem Kopf sprach. Das ist eine ironische Stimme, eine glatte Stimme, eine eigennützige Stimme und sehr oft eine verachtenswerte Stimme. Diese Stimme erlaubte es mir, alles wegzurationalisieren, was einem zügellos hedonistischen Leben im Wege stand. Diese Stimme half mir, andere Menschen zu korrumpieren und zu manipulieren – und Chaos und Wahnsinn über eine ganze Generation junger Amerikaner zu bringen.

Ich bin in einer Mittelklassefamilie in Bayside, Queens, aufgewachsen, in der Wörter wie Nigger, Knoblauchfresser, Itaker und Schlitzauge als schlimme Schimpfwörter galten – Wörter, die man unter keinen Umständen aussprechen durfte. In meinem Elternhaus wurden Vorurteile jeder Art radikal abgelehnt; sie galten als Ausgeburten niederer Wesen. Ich war immer dieser Meinung: als Kind, als Jugendlicher und sogar auf dem Höhepunkt des Wahnsinns. Trotzdem gingen mir solche Schimpfwörter bemerkenswert leicht von der Zunge, vor allem, als sich der Wahnsinn festsetzte. Selbstverständlich rechtfertigte ich auch das rational – indem ich mir sagte, ich bin hier an der Wall Street und an der Wall Street ist keine Zeit für symbolische Scherze oder gesellschaftliche Nettigkeiten.

Warum ich Ihnen das alles sage? Ich sage Ihnen das, weil ich möchte, dass Sie erfahren, wer ich wirklich bin und vor allem wer ich nicht bin. Ich sage das, weil ich zwei Kinder habe und ihnen eines Tages vieles erklären muss. Ich werde ihnen erklären müssen, wieso ihr lieber Papa, der gleiche Papa, der sie jetzt zum Fußballspielen fährt und der zu Elternsprechtagen in der Schule geht, der freitagabends daheim ist und ihnen Salat macht, einmal so ein verachtenswerter Mensch sein konnte.

Ich hoffe aber auch ganz ernsthaft, dass mein Leben den Reichen wie den Armen als warnendes Beispiel dient; jedem, der mit einem Löffel vor der Nase und einer Handvoll Pillen im Bauch lebt; jedem, dem es einfällt, eine von Gott gegebene Gabe zu nehmen und zu missbrauchen; jedem, der beschließt, sich der dunklen Seite der Macht anzuschließen und ein zügellos hedonistisches Leben zu führen. Und jedem, der meint, es wäre irgendwie toll, wenn man der Wolf der Wall Street genannt wird.

BUCH I

KAPITEL 1

Der Wolf im Schafspelz

SECHS JAHRE SPÄTER

Der Wahnsinn hatte sich schnell festgesetzt, und im Winter 1993 hatte ich das unheimliche Gefühl, als spielte ich eine Rolle in einer jener Reality-TV-Serien, die später in Mode kamen. Meine Serie hieß Das Leben der Reichen und Gestörten, und jeder Tag schien gestörter zu sein als der vorhergegangene.

Ich hatte eine Brokerfirma namens Stratton Oakmont gegründet, die zur größten und mit Abstand wildesten Brokerfirma in der Geschichte der Wall Street geworden war. Man erzählte sich an der Wall Street, ich hätte eine ungetrübte Todessehnsucht und würde mich bestimmt selbst ins Grab bringen, bevor ich 30 wäre. Ich wusste, dass das Unsinn war, denn ich war gerade 31 geworden und immer noch munter am Leben.

Und jetzt, an einem Mittwochmorgen Mitte Dezember, saß ich im Cockpit meines Bell-Jet-Hubschraubers mit zwei Turbinen und war vom Hubschrauberlandeplatz in der 30th Street in Manhattan unterwegs zu meinem Anwesen in Old Brookville, Long Island; durch mein Kreislaufsystem zirkulierten so viele Drogen und Medikamente, dass man Guatemala damit hätte lahmlegen können.

Es war kurz nach 3:00 Uhr morgens, und wir flogen mit gut 200 Stundenkilometern irgendwo über der Little Neck Bay von Long Island. Ich erinnere mich noch, wie ich mich darüber wunderte, dass ich geradeaus fliegen konnte, obwohl ich alles doppelt sah, da wurde mir plötzlich schlecht. Auf einmal war der Hubschrauber senkrecht auf dem Weg nach unten, und ich sah das schwarze Wasser der Bucht auf mich zurasen. Der Hauptrotor vibrierte fürchterlich, und ich hörte im Headset die panische Stimme meines Kopiloten, der verzweifelt schrie: »Herrgott noch mal, Chef! Hochziehen! Hochziehen! Wir stürzen ab! Verfluchte Scheiße!«

Dann flogen wir wieder geradeaus. Mein treuer und vertrauter Kopilot, Captain Marc Elliot, saß weiß gekleidet vor seinen eigenen Steuerknüppeln, aber er hatte strikte Anweisung, sie nur anzurühren, wenn ich total ausfiel oder wenn unmittelbare Absturzgefahr bestand. Jetzt flog er, und das war wohl auch das Beste.

Captain Marc gehörte zu den typischen Piloten mit viereckigem Kinn, die einem schon beim bloßen Anblick Vertrauen einflößen. Und nicht nur sein Kinn war eckig, sein ganzer Körper schien aus eckigen Teilen zu bestehen, die übereinander gesetzt und zusammengeschweißt worden waren. Sogar sein schwarzer Schnurrbart war ein perfektes Rechteck, und er saß auf seiner Oberlippe wie eine maschinell gefertigte Bürste.

Wir waren vor rund zehn Minuten in Manhattan gestartet, nach einem langen Dienstagabend, der völlig außer Kontrolle geraten war. Eigentlich hatte der Abend ganz harmlos angefangen – in einem schicken Restaurant namens Canastel’s in der Park Avenue, wo ich mit ein paar meiner jungen Broker zu Abend gegessen hatte. Aber irgendwie waren wir dann in der Präsidentensuite des Helmsley Palace gelandet, wo eine teure Nutte namens Venice mit zerstochenen Lippen und geschmeidigen Lenden versucht hatte, mir mithilfe einer Kerze eine Erektion zu verschaffen, was sich jedoch als aussichtslos herausstellte. Deshalb war ich jetzt zu spät dran (fünfeinhalb Stunden, um genau zu sein), und das hieß, dass ich wieder einmal ganz schönen Ärger mit meiner treuen und liebenden zweiten Frau Nadine bekommen würde, der rechtmäßigen Ehemannschlägerin in spe.

Vielleicht haben Sie Nadine im Fernsehen gesehen; sie war die sexy Blondine, die während Monday Night Football versuchte, Miller-Lite-Bier zu verkaufen – die mit dem Frisbee und dem Hund durch den Park geht. Sie sagte in dem Werbespot nicht viel, aber das störte offenbar niemanden. Sie hatte den Job wegen ihrer Beine bekommen und wegen ihres Hinterns, der runder war als der einer Puerto Ricanerin und so stramm, dass man darauf eine Münze hüpfen lassen konnte. Aber wie auch immer, ich würde früh genug ihren gerechten Zorn zu spüren bekommen.

Ich atmete tief durch und versuchte, mich wieder zu fassen. Ich fühlte mich wieder ziemlich gut, deshalb nahm ich den Steuerknüppel und gab Captain SpongeBob ein Zeichen, dass ich wieder fliegen konnte. Er schaute ein bisschen nervös, und deshalb schickte ich ihm ein warmes, kameradschaftliches Lächeln hinüber und sprach ein paar aufmunternde Worte ins Mikrofon: »U grigs für ne fahnsu age, gumbe«, sagte ich, und damit meinte ich eigentlich: »Du kriegst dafür eine Gefahrenzulage, Kumpel.« »Ja, das ist super«, antwortete Captain Marc und gab die Steuerung für mich frei. »Erinner mich dran, dass ich sie mir abhole, falls wir es irgendwie lebend nach Hause schaffen.« Er schüttelte resigniert und verblüfft seinen viereckigen Kopf und fügte hinzu: »Und vergiss nicht, das linke Auge zuzukneifen, bevor du runtergehst. Das hilft, wenn man doppelt sieht.«

Ganz schön gerissen war er und ganz schön professionell, mein eckiger Captain; und er war tatsächlich auch ein Partymensch. Außerdem war er nicht nur der Einzige im Cockpit, der einen Pilotenschein hatte, sondern er war auch Kapitän meiner 50-Meter-Motorjacht Nadine, die ich nach meiner Frau benannt hatte.

Ich zeigte meinem Captain einen fröhlichen Daumen nach oben. Dann starrte ich aus dem Cockpitfenster und versuchte, mich zu orientieren. Vor uns sah ich die rot-weiß gestreiften Schornsteine der reichen jüdischen Vorstadt Roslyn. Die Schornsteine waren der sichtbare Hinweis, dass ich mich dem Herzen der Gold Coast von Long Island näherte, und dort liegt Old Brookville. An der Gold Coast lebt es sich sehr schön, vor allem wenn man blaublütige WASPs [White Anglo-Saxon Protestants – weiße Protestanten britischer Abstammung] und überteuerte Pferde mag. Ich persönlich mag beides überhaupt nicht, aber irgendwie hatte ich irgendwann selbst einen Haufen überteuerter Pferde und verkehrte mit einem Haufen blaublütiger WASPs, die mich vermutlich als junge jüdische Zirkusattraktion betrachteten. Ich schaute auf den Höhenmesser. Er stand auf 300 Fuß, steil fallend. Ich streckte den Hals wie ein Preisboxer, wenn er den Ring betritt, und begann den Landeanflug mit einem 30-Grad-Winkel über die Fairways des Brookville Country Club hinweg, dann ließ ich den Knüppel nach rechts ziehen und überflog die üppigen Baumwipfel auf beiden Seiten der Hegemans Lane; dann ging ich endgültig in Richtung der Einfahrt im hinteren Bereich meines Anwesens runter.

Mithilfe der Pedale brachte ich den Hubschrauber etwa sieben Meter über der Erde ruhig zum Schweben und versuchte dann zu landen. Ein bisschen korrigieren mit dem linken Fuß, ein bisschen mit dem rechten Fuß, die kollektive Rotorneigung verringern, ein leichter Druck nach hinten, und plötzlich krachte der Hubschrauber auf den Boden und stieg wieder auf.

»Ach Mist«, murmelte ich im Aufsteigen. Panisch drückte ich den Kollektivhebel nach unten, und der Hubschrauber sank wie ein Stein. Und dann ganz plötzlich – BUM! – setzten wir mit einem enorm lauten dumpfen Knall auf. Ich schüttelte verblüfft den Kopf. Ein unglaublicher Adrenalinstoß! Die Landung war nicht perfekt, aber wen kümmerte das? Ich drehte mich zu meinem geliebten Captain um und nuschelte stolz: »Bin ich gut, Kumpel, oder bin ich gut!«

Captain Marc legte seinen viereckigen Kopf auf die Seite und zog seine viereckigen Augenbrauen hoch in die viereckige Stirn, als wollte er sagen: »Du hast sie wohl nicht mehr alle!« Aber dann nickte er langsam, und sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln: »Du bist gut, Kumpel. Das muss ich zugeben. Hast du das linke Auge zugekniffen?« Ich nickte. »Hat Wunner gewirkt«, murmelte ich. »Du bisser Beste.« »Gut. Freut mich, dass du das so siehst.« Er kicherte leise. »Auf jeden Fall muss ich schnell abhauen, bevor wir Ärger kriegen. Soll ich im Wachhaus Bescheid sagen, dass sie dich holen?« »Nein, mir geht’s gut, Kumpel. Geht’s gut.« Damit löste ich meinen Sicherheitsgurt, salutierte Captain Marc im Spaß, öffnete die Tür der Kanzel und kletterte hinaus. Dann wirbelte ich herum, schloss die Tür und klopfte zweimal ans Fenster, um ihn wissen zu lassen, dass ich noch zurechnungsfähig genug war, die Tür zu schließen; es gab mir ein sehr befriedigendes Gefühl, dass ich in meinem Zustand noch so vernünftig war. Dann wirbelte ich wieder zurück und ging in Richtung Haupthaus, direkt in das Auge von Hurrikan Nadine.

Es war prachtvoll im Freien. Der Himmel war mit unzähligen funkelnden Sternen übersät. Für Dezember war es außergewöhnlich warm. Kein Windhauch regte sich, und das gab der Luft diesen erdigen, holzigen Duft, der einen an die Kindheit erinnert. Ich dachte an Sommernächte im Zeltlager. Ich dachte an meinen großen Bruder Robert, zu dem ich kürzlich den Kontakt verloren hatte, nachdem seine Frau gedroht hatte, eines meiner Unternehmen wegen sexueller Belästigung zu verklagen; an diesem Punkt war ich mit ihm essen gegangen, wurde zu stoned und bezeichnete seine Frau als Arschloch. Trotzdem waren es gute Erinnerungen, Erinnerungen an eine einfachere Zeit. Bis zum Haupthaus waren es ungefähr 200 Meter. Ich nahm einen tiefen Atemzug und genoss den Geruch meines Grundstücks. Wie gut es duftete! Das viele Bermudagras! Der prickelnde Geruch von Kiefern! Und so viele sanfte Geräusche! Das unaufhörliche Zirpen der Grillen! Der geheimnisvolle Eulenschrei! Das Plätschern der lächerlichen Teichanlage mit Wasserfall weiter oben! Ich hatte das Anwesen von Dick Grasso, dem Vorsitzenden der New York Stock Exchange, gekauft, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Hühnerbaron Frank Perdue hatte. Dann hatte ich ein paar Millionen in diverse Verbesserungen gesteckt – das meiste davon war für diese lächerliche Teichanlage mit Wasserfall draufgegangen und der Rest für ein Wachhaus und eine Sicherheitsanlage auf dem neuesten Stand der Technik. Das Wachhaus war 24 Stunden am Tag mit zwei bewaffneten Leibwächtern besetzt, die beide Rocco hießen. Eine Reihe von Fernsehmonitoren zeigte die Bilder von 22 Überwachungskameras, die über das ganze Anwesen verteilt waren. Jede Kamera war mit einem Bewegungsmelder und Flutlicht verbunden, sodass ein undurchdringlicher Sicherheitsgürtel entstand. Dann spürte ich einen heftigen Windstoß, ich reckte den Hals und sah zu, wie der Hubschrauber in die Dunkelheit aufstieg. Ich ging in kleinen Schritten rückwärts, dann wurden die Schritte größer, und dann … Oh Scheiße, jetzt gab es ein Problem, ich fiel gleich in den Dreck! Ich drehte mich schnell um, machte zwei große Schritte nach vorn und breitete die Arme wie Flügel aus. Ich stolperte weiter wie ein Schlittschuhläufer, der die Kontrolle verloren hat, und versuchte, meinen Schwerpunkt zu finden. Und dann, ganz plötzlich … grelles Licht!

»Was zum Teufel!« Ich hob die Hände vor die Augen, um mich vor dem brennenden Schmerz des Flutlichts zu schützen. Ich hatte einen Bewegungsmelder ausgelöst und fiel meinem eigenen Sicherheitssystem zum Opfer. Der Schmerz war unerträglich. Die ganzen Drogen hatten meine Pupillen geweitet, sie waren so groß wie Untertassen.

Dann kam der letzte Schlag: Ich stolperte über meine Krokoschuhe, kippte hintenüber und landete flach auf dem Rücken. Nach ein paar Sekunden gingen die Fluter aus, und ich ließ meine Arme langsam zur Seite sinken. Ich drückte die Handflächen in das weiche Gras. »Was für ein schönes Plätzchen ich mir zum Hinfallen ausgesucht habe!« Und ich war sehr geschickt gefallen, ich wusste genau, wie ich es machen musste, dass ich mir nicht wehtat. Das Geheimnis lag darin mitzugehen wie ein Stuntman in Hollywood. Und was noch besser war, meine Lieblingsdroge – namens Quaalude – hatte die wunderbare Wirkung, meinen Körper in Gummi zu verwandeln, und das schützte mich noch mehr vor Verletzungen.

Ich wehrte mich allerdings gegen den Gedanken, dass mich vor allem die Quaaludes zu Fall gebracht hatten. Schließlich hatten sie so viele Vorzüge, dass ich mich glücklich schätzte, danach süchtig zu sein. Ich meine, wie viele Drogen geben einem denn ein so wunderbares Gefühl, ohne dass man am nächsten Tag einen Kater hat? Und ein Mann in meiner Position – ein Mann mit der Bürde so vieler ernster Verantwortlichkeiten – konnte sich doch keinen Kater leisten, oder?

Und meine Frau … na ja, die Szene mit mir stand ihr wohl zu, aber trotzdem; hatte sie wirklich so viel Grund, wütend zu sein? Ich meine, als sie mich heiratete, wusste sie, worauf sie sich einließ, oder etwa nicht? Sie war meine Geliebte gewesen, Himmel noch mal! Das spricht doch Bände, oder? Und was hatte ich heute Nacht denn schon getan? Nichts so Schlimmes, jedenfalls nichts, was sie beweisen konnte! Und so drehte sich mein wirrer Geist um und um, er rationalisierte, rechtfertigte, leugnete, rationalisierte wieder und schaffte es am Ende, einen gesunden Groll aufzubauen. Ja, dachte ich, zwischen reichen Männern und ihren Frauen gibt es gewisse Dinge, die bis auf die Zeit der Urmenschen zurückgehen, oder wenigstens auf die Zeit der Vanderbilts und Astors. Es gab sozusagen Freiheiten, gewisse Freiheiten, die mächtigen Männern zustanden, die mächtige Männer verdient hatten! Natürlich konnte ich nicht hingehen und Nadine so etwas einfach sagen. Sie neigte zu körperlicher Gewalt, und sie war größer als ich oder mindestens genauso groß, und das war noch ein Grund, mich über sie zu ärgern.

In diesem Moment hörte ich das elektrische Schwirren des Golfcarts. Das war vermutlich Rocco Night, oder je nach Schichtwechsel auch Rocco Day. Auf jeden Fall kam irgendein Rocco, um mich zu holen. Es war schon erstaunlich, dass offenbar immer alles klappte. Wenn ich fiel, war immer jemand da, der mich wieder aufhob; wenn ich unter Drogeneinfluss fuhr, gab es immer einen bestechlichen Richter oder einen korrupten Polizisten, mit dem man etwas einfädeln konnte; und wenn ich am Essenstisch wegtrat und in der Suppe zu ertrinken drohte, war immer meine Frau da, oder eben eine hilfsbereite Nutte, die mir mit Mund-zu-Mund-Beatmung zu Hilfe kam.

Irgendwie kam es mir vor, als wäre ich kugelsicher oder so. Wie oft war ich dem Tod schon von der Schippe gesprungen? Unmöglich zu sagen. Aber wollte ich wirklich sterben? Nagten Schuld und Reue derart gefräßig an mir, dass ich im Grunde versuchte, mir das Leben zu nehmen? Also wenn ich darüber nachdachte, war das völlig verrückt. Ich hatte 1.000 Mal mein Leben riskiert und nicht mal einen Kratzer abbekommen. Ich war betrunken gefahren, stoned geflogen, auf der Kante eines Hochhauses balanciert, während eines Blackouts getaucht, hatte in Kasinos in der ganzen Welt Millionen verspielt und sah immer noch keinen Tag älter aus als 21.

Ich hatte viele Spitznamen: Gordon Gekko, Don Corleone, Kaiser Soze; sie nannten mich sogar den King. Doch am liebsten war mir der Wolf der Wall Street, denn das passte zu mir wie die Faust aufs Auge. Ich war der ultimative Wolf im Schafspelz: Ich sah aus wie ein Kind und benahm mich wie ein Kind, aber ich war kein Kind. Ich war 31 und ging auf die 60 zu, denn ich lebte Hundejahre – ich alterte jedes Jahr um sieben Jahre. Aber ich war reich und mächtig, ich hatte eine supertolle Frau und eine vier Monate alte Tochter, die fleischgewordene Perfektion war.

Alles war gut, wie man so schön sagt, und es schien alles zu klappen. Ich wusste, dass ich irgendwie – wie genau wusste ich nicht – unter einer Seidensteppdecke für 12.000 Dollar landen und in einem königlichen Schlafgemach schlafen würde, das mit so viel chinesischer Seide ausgestattet war, dass man daraus Fallschirme für ein ganzes Geschwader Fallschirmjäger hätte machen können. Und meine Frau … nun, sie würde mir verzeihen. Das hatte sie schließlich immer getan. Und mit diesem Gedanken verlor ich das Bewusstsein.

KAPITEL 2

Die Herzogin von Bay Ridge

13. DEZEMBER 1993

Am nächsten Morgen – oder wenn Sie Haare spalten wollen, ein paar Stunden später – hatte ich einen fantastischen Traum. Es war die Sorte Traum, die sich jeder junge Mann erhofft und um die er betet, und so ließ ich mich darauf ein. Ich liege allein im Bett, da kommt Venice, die Nutte, zu mir. Sie kniet neben der Kante meines riesigen Bettes, die perfekte Vision schwebt gerade so weit von mir entfernt, dass ich sie nicht erreiche. Jetzt sehe ich sie ganz deutlich … die prächtige kastanienbraune Mähne … ihre feinen Gesichtszüge … die knackigen kleinen Möpse, ihr unglaublich geschmeidiger Schoß, der vor Begierde und Verlangen glänzt.

»Venice«, sage ich. »Komm zu mir, Venice. Komm zu mir, Venice!« Venice kommt auf Knien zu mir her. Ihre Haut ist hell und weiß, sie schimmert inmitten der Seide … die Seide … überall Seide. Ein seidener Himmel hängt über dem Bett, und von den vier Bettpfosten wogt weiße chinesische Seide herab. So viel weiße chinesische Seide … ich ertrinke in der verfluchten weißen Seide. In diesem Moment fallen mir die irrwitzigen Summen ein: Die Seide hat 250 Dollar pro Meter gekostet, und es sind 200 Meter. Also weiße Seide für 50.000 Dollar. So viel scheiß weiße Seide.

Aber das hat meine Frau gemacht, die aufstrebende Innenausstatterin – oder Moment, war das nicht der Plan vom letzten Monat? Ist sie jetzt nicht eine aufstrebende Köchin? Oder eine aufstrebende Landschaftsarchitektin? Oder Weinkennerin? Oder Modedesignerin? Wer soll sich denn mit den ganzen aufstrebenden Sachen noch zurechtfinden? Es ist so ermüdend … so ermüdend, mit einer Martha Stewart im Embryonalstadium verheiratet zu sein.

Da spüre ich einen Tropfen Wasser. Ich schaue nach oben. Was zum Teufel? Gewitterwolken? Wie kann es im königlichen Schlafgemach Gewitterwolken geben? Wo ist meine Frau? Verdammte Scheiße! Meine Frau! Meine Frau! Hurrikan Nadine! PLATSCH!

Ich wachte auf und sah das wütende, aber großartige Gesicht meiner zweiten Frau Nadine. In der rechten Hand hielt sie ein leeres 0,33er-Glas mit Wasser; die linke Hand war zur Faust geballt und von einem siebenkarätigen kanariengelben platingefassten Diamanten geschmückt. Sie war keine anderthalb Meter von mir entfernt und wippte auf den Füßen vor und zurück wie ein Preisboxer. Ich sagte meinem Verstand schnell, dass er auf den Ring achten sollte.

»Warum zum Geier hast du das gemacht?«, brüllte ich halbherzig. Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen und nahm mir einen Augenblick Zeit, Ehefrau Nummer 2 anzuschauen. Mein Gott, was war sie doch für ein geiles Stück, meine Frau! Das konnte ich ihr nicht einmal jetzt absprechen. Sie trug ein winziges pinkfarbenes Hängekleidchen, so kurz und so knapp geschnitten, dass sie darin nackter aussah, als wenn sie gar nichts angehabt hätte. Und ihre Beine! Herrje, sahen die toll aus! Aber darum ging es jetzt überhaupt nicht. Ich musste jetzt böse werden und ihr zeigen, wer der Herr im Haus war. Ich stieß zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor: »Ich schwöre bei Gott, Nadine, ich werde dich verflucht noch mal um…« »Oh, ich habe wirklich eine Scheißangst«, unterbrach mich der blonde Knallfrosch. Sie schüttelte angewidert den Kopf, und ihre kleinen rosigen Brustwarzen hüpften aus ihrem Fast-nichts-An heraus. Ich versuchte, nicht hinzustarren, aber das fiel mir schwer. »Vielleicht sollte ich lieber abhauen und mich irgendwo verstecken«, geiferte sie, »oder ich bleibe einfach hier und trete dir in deinen verfluchten Arsch!« Die letzten Worte schrie sie.

Nun, vielleicht war doch sie der Herr im Haus. Wie dem auch sei, diese Szene stand ihr definitiv zu; das ließ sich nicht leugnen. Und die Herzogin von Bay Ridge hatte ein wildes Temperament. Ja, sie war wirklich Herzogin – geborene Britin, und sie hatte immer noch ihren britischen Pass. Sie vergaß nie, mich an diese wunderbare Tatsache zu erinnern. Aber das war alles nur Spaß, denn sie hatte nie wirklich in Großbritannien gelebt. In Wirklichkeit war sie schon als Baby nach Bay Ridge, Brooklyn, umgezogen und hier aufgewachsen, im Land der verlorenen Konsonanten und gequälten Vokale. Bay Ridge; das ist ein Fleckchen Erde, wo den jungen Einheimischen die Wörter ficken, Scheiße, Bastard und Schwanz mit der dichterischen Großtuerei von T. S. Eliot und Walt Whitman von der Zunge gehen. Und hier hatte Nadine Caridi – meine liebenswerte englische, irische, schottische, deutsche, norwegische und italienische Hündin von Herzogin – das Fluchen schon gelernt, als sie lernte, die Schnürsenkel ihrer Rollschuhe zu binden.

Ich fand, es war schon ein boshafter Scherz, dass mich Mark Hanna vor so vielen Jahren davor gewarnt hatte, mit einem Mädchen aus Bay Ridge zu gehen. Ich erinnerte mich, dass seine Freundin im Schlaf mit einem Bleistift auf ihn eingestochen hatte; die Herzogin zog es vor, Wasser zu schütten. So gesehen stand ich in diesem Spiel besser da.

Wenn die Herzogin wütend wurde, war es jedenfalls so, als würden ihre Worte aus dem fauligen Kanal des Abwassersystems von Brooklyn emporblubbern. Und niemand konnte sie wütender machen als ich, ihr treuer und vertrauenswürdiger Ehemann, der Wolf der Wall Street, der vor noch nicht einmal fünf Stunden in der Präsidentensuite des Helmsley Palace eine Kerze im Hintern stecken hatte. »Dann erzähl mir mal, du kleines Stück Scheiße«, geiferte sie, »wer zum Geier Venice ist, hä?« Sie machte eine Pause, machte einen aggressiven Schritt vorwärts, und plötzlich stand sie in voller Modelpose da, ihre Lippen demonstrativ beleidigend gespitzt, ein langes, nacktes Bein schräg nach vorn gestellt und die Arme unter den Brüsten verschränkt, sodass sie die Brustwarzen präsentierte. Sie sagte: »Wahrscheinlich ist sie eine kleine Nutte, da wette ich was.« Sie zog ihre großen blauen Augen anklagend zusammen. »Du meinst doch nicht etwa, ich weiß nicht, was du treibst! Ach, ich sollte dir die Fresse polieren, du … du kleines … aarrrhhh!« Sie knurrte wütend, und als sie damit fertig war, löste sie ihre Pose auf und marschierte durch das Schlafzimmer – über den speziell angefertigten beigen und graubraunen Edward-Fields-Teppich für 120.000 Dollar. Sie marschierte so schnell wie der Blitz, bis in das Hauptbadezimmer, das gut zehn Meter entfernt war; sie drehte den Hahn auf, füllte das Glas wieder auf und kam zurückmarschiert, offensichtlich doppelt so wütend. Sie hatte die Zähne vor reiner Raserei zusammengepresst, sodass ihr eckiger Modelkiefer hervorragend aussah. Sie sah aus wie die Herzogin der Hölle.

Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, aber sie war zu schnell. Ich hatte keine Zeit nachzudenken. Das waren wohl diese beschissenen Quaaludes! Sie hatten wieder einmal dafür gesorgt, dass ich im Schlaf gesprochen hatte. Oh Mist! Was hatte ich denn gesagt? Ich ging im Geiste die Möglichkeiten durch: die Limousine … das Hotel … die Drogen … Venice, die Nutte … Venice mit der Kerze – oh Gott, die beschissene Kerze! Ich verdrängte diesen Gedanken aus meinem Kopf.

Ich schaute auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch. Himmel! Wann war ich denn heimgekommen? Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Spinnweben loszuwerden. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare – Gott, ich war klatschnass. Sie hatte mir das Wasser wohl direkt über den Kopf geschüttet. Meine eigene Frau! Und dann bezeichnete sie mich als kleinen, als kleinen Scheißer! Warum hatte sie mich so genannt? Ich war doch nicht klein, oder? Sie konnte sehr grausam sein, die Herzogin.

Jetzt war sie wieder da, keine anderthalb Meter entfernt, hielt das Wasserglas vor sich, den Ellbogen in die Seite gestemmt: ihre Wurfposition! Und der Blick in ihrem Gesicht: pures Gift! Und doch … diese unbestreitbare Schönheit! Nicht nur ihre großartige blonde Mähne, sondern auch diese strahlend blauen Augen, die prachtvollen Wangenknochen, die winzige Nase, die perfekt geschmeidige Linie des Kiefers, das Kinn mit dem winzigen Grübchen, die sahnigen jungen Brüste – nachdem sie Chandler gestillt hatte, etwas verbraucht, aber nichts, was man nicht mit 10.000 Dollar und einem scharfen Skalpell beheben könnte. Und diese Beine … Allmächtiger, diese langen nackten Beine schlugen einfach alles! Sie waren dermaßen perfekt, wie sie zu den Knöcheln hin schmaler wurden und doch über dem Knie so knackig weitergingen. Sie waren zweifellos ihr größtes Kapital, zusammen mit ihrem Hintern.

Eigentlich war es erst drei Jahre her, dass ich zum ersten Mal ein Auge auf die Herzogin geworfen hatte. Ich fand ihren Anblick so verführerisch, dass ich meine erste Frau Denise verließ – dafür hatte ich ihr eine Millionenanzahlung auf den Unterhalt gegeben, und sie bekam monatlich 50.000 Dollar steuerfreie Unterhaltszahlungen, sodass sie brav gehen konnte, ohne eine vollständige Überprüfung meiner Geschäfte zu verlangen.

Doch wie schnell war alles schlechter geworden! Aber was hatte ich denn eigentlich getan? Im Schlaf ein paar Worte gesagt? War das etwa ein Verbrechen? Die Herzogin reagierte darauf eindeutig übertrieben. Tatsächlich hatte ich in diesem Moment genauso viel Grund, auf sie wütend zu sein. Vielleicht konnte ich ja die ganze Sache in Versöhnungssex herumreißen, den besten Sex, den es gibt. Ich atmete tief durch und sagte vollkommen unschuldig: »Warum bist du eigentlich so böse auf mich? Ich meine, du … du bringst mich ja völlig durcheinander.«

Die Herzogin reagierte darauf, indem sie die blonden Haare zur Seite warf, so wie es jemand tut, der gerade etwas gehört hat, das jedweder Logik widerspricht. »Du bist durcheinander?«, schnappte sie. »Du bist verflucht noch mal durcheinander? Wieso … du … kleiner … Bastard?« Wieder klein! Unglaublich! »Womit soll ich anfangen? Dass du mit deinem blöden Hubschrauber früh um drei hier angeflogen kommst, ohne einen beschissenen Anruf, dass du später kommst? Ist das ein normales Benehmen für einen verheirateten Mann?« »Aber ich …« »Und einen Vater dazu. Du bist jetzt Vater! Aber du benimmst dich verdammt noch mal wie ein Kleinkind. Und bedeutet es dir irgendetwas, dass ich diesen lächerlichen Golfübungsplatz mit Bermudagras bepflanzt habe? Wahrscheinlich hast du alles ruiniert!« Sie schüttelte angewidert den Kopf, dann wütete sie weiter: »Aber warum solltest du auch nur einen Pfifferling darauf geben? Du hast ja nicht die Zeit aufgebracht und dich über alles erkundigt, mit den Landschaftsgärtnern und den Golfanlagen-Leuten gearbeitet. Weißt du, wie viel Zeit ich mit deinem beschissenen Projekt verbracht habe? Weißt du das, du rücksichtsloser Arsch?«

Ah ja, diesen Monat ist sie also eine aufstrebende Landschaftsarchitektin! Aber so eine sexy Architektin! Es musste doch einen Weg geben, das Ganze herumzureißen. Ein paar Zauberworte. »Liebling, bitte, ich bin …« Eine zwischen den Zähnen hervorgepresste Warnung: »Nenn – mich – nicht – Liebling! Nie wieder wirst du mich Liebling nennen!« »Aber Liebling …« PLATSCH!

Diesmal sah ich es kommen und konnte mir die 12.000-Dollar-Seidensteppdecke über den Kopf ziehen und ihren gerechten Zorn größtenteils abwehren. Ich bekam kaum einen Tropfen Wasser ab. Doch leider währte mein Sieg nur kurz, und als ich die Decke herunternahm, war sie schon wieder unterwegs ins Bad, um nachzufüllen.

Jetzt kam sie zurück. Das Glas war randvoll; ihre blauen Augen waren Todesstrahlen; ihr mädchenhafter Modelkiefer war eine Meile breit; und ihre Beine … Gott! Ich konnte meine Augen nicht davon abwenden. Trotzdem war dafür jetzt keine Zeit. Es wurde Zeit, dass sich der Wolf ermannte. Es war an der Zeit, dass der Wolf seine Klauen entblößte.

Ich zog die Arme unter der weißen Seidendecke hervor und passte auf, dass ich mich nicht in den Tausenden Perlen verfing, die in Handarbeit darauf genäht waren. Dann winkelte ich die Arme an wie Hühnerflügel, damit die erzürnte Herzogin eine Vogelschau auf meinen mächtigen Bizeps bekam. Ich sagte laut und mit fester Stimme: »Wage es nicht, dieses Wasser auf mich zu schütten, Nadine. Ich meine es ernst. Die ersten zwei Gläser sind geschenkt, weil du wütend bist, aber das wieder und wieder zu machen … das ist ja, als ob man auf eine Leiche einsticht, die in einer Blutlache am Boden liegt! Das ist doch einfach krank!«

Das schien sie zu bremsen – aber nur eine Sekunde lang. Sie sagte in spöttischem Ton: »Hörst du bitte auf, deine Muskeln spielen zu lassen? Du siehst aus wie ein Idiot!« »Ich lasse meine Muskeln nicht spielen«, sagte ich und ließ die Muskeln locker. »Du hast einfach nur Glück, dass du so einen fitten Mann hast. Stimmt’s, Süße?« Ich lächelte mein wärmstes Lächeln. »Und jetzt komm zu mir, und gib mir einen Kuss!« Schon als mir die Worte von den Lippen kamen, merkte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte.

»Dir einen Kuss geben?«, spuckte die Herzogin. »Willst du mich verarschen?« Ihre Worte troffen vor Ekel. »Ich war kurz davor, dir die Eier abzuschneiden und sie in eine von meinen Schuhschachteln zu stecken. Da würdest du sie nie finden!« Du lieber Himmel, damit hatte sie recht. Ihr Schuhschrank war so groß wie Delaware, und meine Eier wären für immer verloren gewesen. In tiefster Demut sagte ich: »Bitte gib mir doch die Chance zu erklären, Lie…, ich meine, Süße. Bitte, ich flehe dich an!«

Auf einmal wurde ihr Gesicht weich. »Ich kann dir nicht glauben!«, sagte sie, während sie leise schniefte. »Was habe ich getan, dass ich das verdient habe? Ich bin eine gute Ehefrau. Eine schöne Ehefrau. Trotzdem habe ich einen Mann, der zu allen nächtlichen Zeiten heimkommt und im Schlaf von einem anderen Mädchen spricht!« Sie fing voller Verachtung an zu stöhnen: »Ahh … Venice … komm zu mir, Venice.« Verdammte Scheiße! Diese Quaaludes brachten einen manchmal regelrecht um. Und jetzt weinte sie. Das war die komplette Katastrophe. Denn welche Chance hatte ich, sie ins Bett zu bekommen, wenn sie weinte? Ich musste irgendwie einen anderen Gang einlegen und eine neue Strategie bringen. In dem Ton eines Menschen, der am Rand einer Klippe steht und droht zu springen, sagte ich: »Stell das Wasserglas hin, Süße, und hör auf zu weinen. Ich kann dir alles erklären, wirklich!« Langsam und widerstrebend senkte sie das Glas auf Hüfthöhe. »Sprich weiter«, sagte sie in völlig ungläubigem Ton. »Lass mich noch eine Lüge von dem Mann hören, der vom Lügen lebt.«

Das stimmte. Der Wolf lebte wirklich vom Lügen, aber so war das eben an der Wall Street, wenn man ein echter Power-Broker sein wollte. Das wusste jeder, vor allem die Herzogin, und deshalb war das für sie kein Grund, wütend zu sein. Trotzdem überging ich ihren Sarkasmus geflissentlich, machte eine kurze Pause, damit ich meine erstunkene Geschichte zusammenbrauen konnte, und sagte: »Zunächst einmal hast du das in den falschen Hals bekommen. Ich habe dich gestern Abend bloß deshalb nicht angerufen, weil ich erst gegen elf gemerkt habe, dass es so spät wurde. Ich weiß, wie wichtig dir dein Schönheitsschlaf ist, und ich dachte, du würdest sowieso schon schlafen, also warum hätte ich dann noch anrufen sollen?« Die giftige Antwort der Herzogin: »Ach, du bist ja so verflucht rücksichtsvoll. Ich danke meinem glücklichen Stern für meinen rücksichtsvollen Ehemann.« Der Sarkasmus tropfte wie Eiter aus ihren Worten. Ich ignorierte es und wollte es auf Biegen und Brechen weiterversuchen: »Auf jeden Fall hast du die ganze Venice-Sache völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe mit Marc Packer gestern Abend darüber gesprochen, dass wir ein Canastel’s-Restaurant in Venice in Kalifo…« PLATSCH!

»Du bist ein beschissener Lügner«, schrie sie und griff sich einen farblich passenden Seidenbademantel von einem sündhaft teuren stoffbezogenen Stuhl. »Ein total beschissener Lügner!« Ich seufzte vernehmlich. »Okay, Nadine, du hast für heute Morgen deinen Spaß gehabt. Und jetzt komm wieder ins Bett, und gib mir einen Kuss. Ich liebe dich immer noch, auch wenn du mich nass gemacht hast.«

Der Blick, den sie mir zuwarf! »Du willst mich jetzt vögeln?« Ich zog die Augenbrauen hoch und nickte eifrig. Das war der Blick eines siebenjährigen Jungen, der seiner Mutter auf die Frage antwortet: »Willst du ein Eis haben?«»Schön«, schrie die Herzogin. »Dann fick dich doch selber!« Damit öffnete die knackige Herzogin von Bay Ridge die Tür – die 750 Kilo schwere, vier Meter hohe massive Mahagonitür, die der Explosion einer Atombombe mit zwölf Kilotonnen Sprengkraft standgehalten hätte –, ging hinaus und schloss die Tür sanft hinter sich. Türenknallen hätte bei unserer bizarren Menagerie von Haushaltshilfen ein falsches Zeichen gesetzt.