Der Zauberlehrling - Alexa Mohl - E-Book

Der Zauberlehrling E-Book

Alexa Mohl

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Beschreibung

Die hohe Wirksamkeit des Lernens mit NLP zeigt sich u.a. in der geringen Zeit, die dafür aufgebracht werden muss. Wo andere jahrelange Lern- und Therapieprogramme durchführen, benötigt ein in NLP ausgebildeter Berater oder Therapeut nur wenige Sitzungen. Auch im Hinblick auf die Entwicklung menschlicher Freiheit tun sich neue Dimensionen auf. So ermöglicht NLP einem Menschen nicht nur, der zu werden der er sein könnte, sondern darüber hinaus, der zu werden, der er sein möchte. Dieses Buch erschien erstmals 1993 und hat sich seither zum Klassiker auf dem Gebiet der NLP-Literatur entwickelt. Die Potenziale, die die NLP-Begründer und NLP-Praktiker der ersten Generation gesammelt und entwickelt haben, stellt es in einer systematischen und leicht lernbaren Form dar.

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Seitenzahl: 463

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Titel

Alexa Mohl

Der ZAUBERLEHRLING

Das NLP Lern- und Übungsbuch

© Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 1993 9. Auflage: 2010

© Coverabbildung: Harris Shiffmann – Fotolia.com Covergestaltung/Reihenentwurf: Christian Tschepp Abbildungen: Gudrun Huerkamp

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2011

Alle Rechte vorbehalten.

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-770-2 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-808-2

Danksagung 

Dieses Buch ist aus Seminar-Zusammenhängen entstanden, in denen das Wissen und Können der NLP-Begründer und NLP-Praktiker der ersten Generation an Menschen vermittelt wurde, die NLP für die Entwicklung einer kommunikativen, kreativen und produktiven Lebenspraxis nutzen wollten. Die Erfahrungen, die in der Abfassung dieses Buches verarbeitet wurden, sind deshalb nicht nur meine eigenen. In gleicher Weise trugen kritische Reflexionen von Seminarteilnehmern und Teilnehmerinnen und die Erfahrungen meiner Partner von CT-Personaltraining, Uta Keske, Ulrike Kuhn und Udo Nowak, dazu bei, daß dieses Buch in der vorliegenden Form zustandekam. Das zu sagen möchte ich nicht vergessen.

Hannover, im November 1992Alexa Mohl

Vorwort zur vierten Auflage

Wenn in der kurzen Zeit von nicht ganz zwei Jahren eine vierte Auflage dieses Buches erscheinen kann, erfüllt mich das mit Dankbarkeit und Freude. Ich freue mich darüber, weil ich diese vierte Auflage als Hinweis darauf begreifen darf, daß mein Versuch, NLP für viele Leser in einer systematischen und leicht lernbaren Form darzustellen, nicht mißlungen ist. Und ich bin all denen dankbar, die mich ermutigt haben, die Arbeit zu diesem Buch aufzunehmen, und die mich jetzt ermutigen, diese Arbeit fortzusetzen, um inZauberlehrling IIweitere Kategorien des Neurolinguistischen Programmierens und weiterentwickelte Formen der Veränderungsarbeit mit NLP darzustellen.

Hannover, 26. September 1994Alexa Mohl

Einleitung

1985 hatte ich ein Problem und eine neue Bettlektüre. Mein Problem bestand darin, daß ich nach bestandener Führerscheinprüfung auf die Vorstellung, ein Auto zu lenken, mit zunehmender Angst reagierte. Meine neue Bettlektüre trug den Titel: „Neue Wege der Kurzzeit-Therapie“1 und enthielt sogenannte Neurolinguistische Programme, die ich an meinem Problem ausprobierte. Als ich mich einige Tage später daran erinnerte, sauste ich gerade über die Autobahn und stellte fest, daß mir mein Problem abhanden gekommen war.

1986 nahm ich an einer Ausbildung in NLP teil, als eine Frau mich um Unterstützung bei einem Problem bat. Sie fiel regelmäßig um. Medizinische Untersuchungen hatten ein Hyperventilationssyndrom ergeben. Ärztliche Bemühungen wie auch eine einjährige Psychotherapie hatten keine Erfolge erzielt. Ich teilte dieser Frau mit Bedauern mit, ihr nicht helfen zu können, da ich noch in der Ausbildung sei und keine Verantwortung für eine Beratung übernehmen könnte. Aber ich erklärte ihr sehr genau, was ich gerade gelernt hatte. Noch ein Jahr später hatte ich Kontakt zu ihr. Sie war bis dahin nie mehr umgefallen.

Was es bedeuten kann, NLP zu lernen, ist einem in der abendländischen Kulturtradition denkenden Menschen nur schwer nahezubringen: Es grenzt an Zauberei. Die Skepsis des Anfängers weicht dem durch Erfahrung gefestigten Vertrauen in die Wirkungszusammenhänge der NLP-Veränderungsstrategien nur zögernd. Deshalb diese Beispiele, um zunächst eine Vorstellung zu vermitteln von Fähigkeiten, die man erwerben kann, wenn man sich NLP aneignet.

NLP ist entstanden, nachdem zwei junge Amerikaner, Richard Bandler und John Grinder, auf die Idee kamen herauszufinden, aus welchen Gründen die drei erfolgreichsten amerikanischen Therapeuten, Satir, Erickson und Perls, ihre Berufskollegen in der Wirksamkeit ihrer Bemühungen so haushoch übertrafen. Durch systematische Beobachtung fanden sie heraus, daß ganz bestimmte Kommunikationsmuster und Vorgehensweisen den Schlüssel zum Erfolg darstellen. Aus diesen wirksamen Strategien bauten Bandler und Grinder ein neues System auf, das sich inzwischen sowohl als Therapieform wie auch als allgemeines Lernsystem bewährt hat. Dieses Lernsystem nannten sie Neurolinguistisches Programmieren, NLP.

Lernen mit NLP ist hochwirksam. Ihre Begründer sind der Überzeugung, daß man mit NLP alles lernen kann: Prüfungsängste zu überwinden ebenso wie das Rauchen aufzugeben, sich selbst zu motivieren ebenso wie selbstbewußt aufzutreten, in der Liebe erfolgreich zu sein ebenso wie im Beruf voranzukommen. Die hohe Wirksamkeit des Lernens mit NLP zeigt sich auch in der geringen Zeit, die dafür aufgebracht werden muß. Ein einziger Übungsdurchgang kann zum Ziel führen. Ein in NLP ausgebildeter Berater oder Therapeut benötigt wenige Sitzungen, wo andere jahrelange Lern- oder Therapieprogramme durchführen.

Die weniger durch rationale Erklärung sondern mehr durch subjektive Erfahrung überzeugende Wirksamkeit von NLP hat dazu geführt, daß diese Lernstrategien sich zunächst in der beruflichen Weiterbildung durchsetzten. Die ersten Ausbildungsprogramme waren zwar auf pädagogische und psychologische Praktiker zugeschnitten, weite Verbreitung erfährt NLP jedoch in der Weiterbildung von Führungskräften in der freien Wirtschaft. Die akademische Forschung und Lehre blieb bis heute skeptisch, im wesentlichen wohl deshalb, weil es noch keine „Theorie“ des NLP gibt. Bis heute sind die praktischen Lernstrategien nichts als Modelle. Die angebotenen Erklärungszusammenhänge von deren Wirksamkeit stellen lediglich Hypothesen pragmatischen Charakters dar. NLP hat aus diesen Gründen und nicht zuletzt auch wegen seiner direkten Anwendbarkeit und ökonomischen Verwertbarkeit für die akademische Zunft etwas Anrüchiges. Dazu kommt, daß Arbeiten mit NLP in der therapeutischen Praxis nur wenig Zeit erfordert.

Im ökonomischen Bereich unserer Gesellschaft werden dagegen Fähigkeiten, wie NLP sie vermittelt, dringend gebraucht. Wenn Unternehmen auch in Zukunft ökonomisch erfolgreich sein wollen, brauchen sie als Mitarbeiter Menschen, die über breitgefächertes Wissen verfügen, die ihr Verhalten mit sozialer und situativer Sicherheit selber steuern können und die sich lustvoll von rasch wechselnden Aufgaben herausfordern lassen. Solche Menschen kann man nicht mehr dem traditionell kooperativen und schon gar nicht mehr dem autoritären Führungsstil unterwerfen. Um selbständige, vielseitige, kreative und engagierte Mitarbeiter zu führen, müssen Vorgesetzte Menschen sein, die die Strukturen und Bedingungen, das Klima und die Beziehungen schaffen können, in denen solche Mitarbeiter tätig sein und sich entwickeln können. Das heißt Führungskräfte müssen selber gut strukturierte, ausgewogene, kommunikative und einfühlsame Menschen sein, deren Selbstausdruck und Verhalten angemessen und stimmig sind. Führungsfähigkeiten dieser Art können nicht mehr durch die Aneignung von sprachlichen und sozialen Geschicklichkeiten erworben werden, wie sie in derzeitigen Führungsseminaren vermittelt werden. So etwas wie die Echtheit des persönlichen Selbstausdrucks kann nur erworben werden, wenn Menschen so an sich arbeiten, daß sie die Differenzen zwischen gesellschaftlichen Verhaltensanforderungen und ihrem eigenen Selbstbild in einer für sie angemessenen Form auszugleichen in der Lage sind. Dazu bedarf es Arbeit an sich selbst als ganzem Menschen in Sinn- und Zielzusammenhängen. Lernen mit NLP macht eine solche Entwicklung möglich.

Die weitere Ausbreitung von NLP wird auch vor den Universitäten nicht haltmachen. Selbst diejenigen Vertreter der akademischen Zunft, für die die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre von anderen gesellschaftlichen Lebensbereichen unabdingbar ist, werden an NLP als einer Möglichkeit, die Individuation der menschlichen Persönlichkeit weiterzuentwickeln, nicht vorbeikommen. Mit NLP ist nämlich ein Fortschritt in der Entwicklung der menschlichen Freiheit möglich, den es bislang noch nicht gab.

Freiheit ist das Ziel großer Anstrengungen und Kämpfe im menschlichen Leben gewesen bis heute. Seit den Anfängen menschlicher Gesellschaft verwendeten ihre Mitglieder einen großen Teil ihrer Lebenskraft, um Abhängigkeiten zu überwinden. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte von Freiheitskämpfen, ebenso wie die Geschichte des Einzelnen darin besteht, ein selbständiges Individuum zu werden. Bis heute ist der einzelne Mensch immer noch insoweit abhängig von seiner Familie, als diese am Beginn seiner Lebensgeschichte seine Persönlichkeit prägt, seine Erziehung bestimmt und über seine Ausbildung entscheidet. Hier hat die Psychoanalyse am Anfang dieses Jahrhunderts entscheidend zur Befreiung des Individuums beigetragen, indem sie uns aufklärte, daß im Wesentlichen unbewußte Triebkräfte unser bewußtes Handeln bestimmen. Wo „Es“ war, soll „Ich“ werden, ist das psychoanalytische Programm der Befreiung des Individuums von unbewußten Kräften, die unserem Erleben und Handeln Grenzen setzen. Allerdings ist dieses psychoanalytische Programm zur Erweiterung unserer persönlichen Freiheit aufwendig. Es dauert lange, es kostet viel Geld, und zumindest bei der praktischen Durchführung des Programms ist der an seiner persönlichen Freiheit Interessierte abhängig von einem anderen, dem Analytiker. In Europa nehmen deshalb im Wesentlichen nur Menschen mit schwerwiegenden psychischen Schwierigkeiten diese Möglichkeit zur Steigerung der persönlichen Freiheit in Anspruch.

NLP bietet mehr. NLP ermöglicht einem Menschen nicht nur, der zu werden, der er sein könnte, sondern darüber hinaus der zu werden, der er sein möchte. Obwohl die Wünsche eines Menschen danach, wer er sein und was er tun möchte, den Rahmen seiner persönlichen Lebensgeschichte nicht notwendig sprengen, so ist doch mit NLP zum Beispiel möglich, die persönliche Identität prägende Lebenssituationen aus der frühen Kindheit oder Jugend zu verändern und damit die eigene Lebensgeschichte umzuschreiben. Es ist sogar gerechtfertigt, an dieser Stelle zu sagen: die eigene Lebensgeschichte umzuerleben, das heißt anders zu erleben und deshalb daraus andere, das weitere Leben ändernde Schlußfolgerungen zu ziehen. So verstanden ist NLP ein weiterer Schritt in der Entwicklung individueller Freiheit und ein Schritt weiter, als andere Programme zur Erweiterung persönlicher Möglichkeiten wie zum Beispiel die Psychoanalyse gehen.

Aber was ist NLP? Wenn wir den Begriff „Neurolinguistisches Programmieren“ ernst nehmen, denken wir automatisch an elektronische Datenverarbeitung und Computer. Obwohl diese Assoziation bei den meisten Menschen keine guten Gefühle auslöst, ist sie sinnvoll, um die Wirkungsweise von NLP-Veränderungsarbeit deutlich zu machen. Beim Computer werden Daten eingegeben, verarbeitet, gespeichert und für bestimmte Zwecke wieder aufgerufen. Unser Gehirn tut das auch. Die Daten, die in das Gehirn eingehen, sind unsere sinnlichen Erfahrungen, alles was wir sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken. Im Gehirn werden diese verarbeitet und abgespeichert. Für bestimmte Zwecke – z.B. wenn wir eine Entscheidung fällen sollen, was zu tun sei – werden diese Daten wieder aufgerufen und zur Grundlage für eine Entscheidung gemacht, die zum Handeln führt. NLP gründet auf der in unserem Gehirn gespeicherten sinnesspezifischen Erfahrung. Wichtig für Arbeiten mit NLP ist vor allem die Struktur, in der diese subjektive Erfahrung verarbeitet und gespeichert wurde.

Ein Beispiel macht dies vielleicht deutlicher: Auf die Äußerung Ihres Vorgesetzten: „Ich verstehe nicht, daß Sie das Projekt immer noch nicht abgeschlossen haben!“ reagieren Sie mit Zorn, den Sie jedoch wie auch bei anderen ähnlichen Anlässen unterdrücken, was inzwischen zu Magenbeschwerden geführt hat.

Die Untersuchung der Struktur dieser subjektiven Erfahrung „Magendrücken“ könnte folgende Abfolge erbringen: Auf einen hörbaren Reiz reagieren Sie mit einem starken negativen Gefühl, sagen dann still zu sich selber: „Halt bloß den Mund, sonst wird es noch schlimmer“ und bekommen heftige Magenschmerzen. Dieses Programm können Sie verändern. Sie könnten sich wünschen, auf die Äußerung Ihres Chefs mit Gelassenheit zu reagieren. Um dieses Ziel zu erreichen könnten Sie genau untersuchen, wie Sie zu dem Gefühl von Gelassenheit kommen und dann Ihr persönliches Programm für Gelassenheit in das alte Programm „Magendrücken“ einfügen. Sie könnten sich aber auch entscheiden, ungerechtfertigte Vorwürfe Ihres Vorgesetzten nicht mehr wortlos hinzunehmen, sondern sie mit guten Begründungen zurückzuweisen. Sie würden dann Ihre Fähigkeit, Ihr Handeln angemessen zu begründen, über die Sie in anderen Lebenszusammenhängen verfügen, in das Programm „Magendrücken“ einbeziehen. Damit verändern Sie das Programm „Magendrücken“ in ein Programm „Gelassenheit“ oder in ein Programm „Argumentieren“.

Was hier auf ungewohnte Art beschrieben wird ist „Lernen“, ein wohlbekannter Prozeß, der auch normalerweise so abläuft, daß neue Erfahrungen in vorhandene Erfahrungen eingebaut werden, oder daß vorhandene Erfahrungen über den Prozeß des Nachdenkens umgebaut werden, oder daß vorher getrennte Erfahrungen miteinander verknüpft werden. Was an solchen Lernprozessen NLP darstellt, ist folgender Sachverhalt: Mit NLP laufen solche Lernprozesse gezielt und kontrolliert ab. Und da sie bewußt die spezifische Struktur der subjektiven Erfahrung zur Grundlage von Veränderungsprozessen machen, sind sie so wirksam. Außerdem verfügt NLP über ganz verschiedene Lernstrategien, die auf die spezifischen Problemstrukturen und jeweiligen Lernziele direkt zugeschnitten sind. Auf diese Weise erwerben Menschen mit NLP Fähigkeiten, die sie vorher als Lernziele nie in Betracht gezogen haben. Sie können Gefühlsreaktionen modifizieren, eingeschliffene Verhaltensweisen ändern und negative Einstellungen überwinden, wenn sie wollen.

Veränderungsarbeit mit NLP kann man Therapie nennen, wenn das, was durch Lernen verändert wird, persönliche Schwierigkeiten sind, die es jemandem unmöglich machen, den Anforderungen eines normalen Lebensalltags in dieser Gesellschaft nachzukommen. Veränderungsarbeit mit NLP kann man aber auch persönliche Arbeit an sich selber nennen, wenn das, was durch Lernen mit NLP verändert wird, alltägliche Gefühle, Verhaltensweisen oder Überzeugungen sind, von denen die Betreffenden erkennen, daß es wünschenswerter, angemessener, vorteilhafter oder erfolgversprechender wäre, anders zu fühlen, zu handeln oder zu denken. Das ist die eine Seite dessen, was NLP einbringen kann. Eine neue Freiheit, die Menschen erwerben, indem sie lernen, daß sie nicht die Person bleiben müssen, zu dem ihre bisherige Lebensgeschichte zusammen mit ihren natürlichen Anlagen sie gemacht hat, sondern in hohem Maße der werden können, der sie zu sein wünschen.

Die andere Seite besteht darin, daß Menschen sich mit NLP Fähigkeiten aneignen, mit denen sie andere Menschen beraten, unterstützen, fördern oder heilen können als Pädagogen, Psychologen, Führungskräfte, Therapeuten oder schlicht als Mitmenschen. Viele Lernstrategien des NLP kann man in einem normalen Beratungsgespräch einsetzen, um das eine andere Person bittet. Einige Lernstrategien kann man in jedes normale Gespräch einbauen und damit andere befähigen, neue Wege zu gehen und erfolgreicher zu sein.

Und: Mit NLP kann man manipulieren, das soll gerade auch auf den ersten Seiten eines Lern- und Übungsbuches nicht verschwiegen werden. Gegen Manipulation helfen keine Appelle. Die Möglichkeiten, menschliches Verhalten zu beeinflussen, können um so mehr mißbraucht werden, je höher ihre Wirksamkeit ist. Neben moralischer Integrität von NLP-Praktikern gibt es gegen die Gefahr der Manipulation durch NLP nur einen Schutz: Wissen.

I Genaue Wahrnehmung

Viele Menschen glauben, menschliches Verhalten mit Sicherheit deuten zu können. Zumindest von Angesicht zu Angesicht sind sie sicher zu wissen, was ein anderer denkt oder fühlt oder was sonst in ihm vorgeht. Auch wenn sie gelernt haben, daß z.B. körpersprachliche Signale nicht immer eindeutig interpretiert werden können, glauben sie doch genug über menschliches Verhalten zu wissen, um ohne viel Aufwand von außen wahrnehmbaren Signalen oder Verhaltensweisen auf innere Vorgänge schließen zu können. So signalisieren ihnen vor der Brust verschränkte Arme Verschlossenheit ebenso, wie sie bei Stirnrunzeln Ablehnung oder Entrüstung annehmen. Vor allem Menschen mit einer langen Ausbildung und langer Erfahrung in ihrem jeweiligen Beruf neigen dazu, sehr schnell zu wissen, was der Fall ist und wo das Problem liegt. Solche Interpretationen sind nicht immer abwegig. Aber häufig stellen sie die Ursache für falsche Entscheidungen dar. Im Umgang mit Menschen ist die richtige Wahrnehmung innerer Prozesse oft von großer Wichtigkeit. Ein Verkäufer, der unbeeindruckt von zögernden Reaktionen einem Kunden ein Produkt aufnötigt, verliert einen Kunden. Ein Vorgesetzter, der Problemsignale seiner Mitarbeiter nicht erkennt, läßt die Entwicklung von handfesten Problemen zu. Ein Lehrer, dem es entgeht, wie seine Schüler seinen Vortrag verarbeiten, kann deren Lernprozeß nicht steuern. Ein Liebender, der nicht wahrnimmt, daß seine Geliebte sichtbare Zeichen seiner Liebe braucht, um sich geliebt zu fühlen, verliert sie eventuell an einen aufmerksameren Mann. Ein psychologischer Berater, der Problemzustände und innere Einwände seines Klienten nicht erkennt, bleibt erfolglos. NLP zu lernen heißt im ersten Schritt, die sinnliche Wahrnehmung zu schärfen, um Interpretationen zu vermeiden.

Das Verhalten unserer Mitmenschen aufmerksam wahrzunehmen gehört in unserem Erziehungs-, Bildungs- und Ausbildungssystem nicht zu den vordringlich vermittelten Lernzielen. Dabei haben Untersuchungen festgestellt, daß ein überwiegender Anteil unserer zwischenmenschlichen Kommunikation über körpersprachliche Botschaften läuft, die wir ebenso unbewußt senden wie empfangen, deuten und darauf reagieren. Daß wir diese Form der Kommunikation nicht mit Bewußtsein ausführen, muß nicht heißen, daß uns dabei schwerwiegende Fehler unterlaufen. In den meisten Fällen deuten wir die eingehenden Signale sicher richtig und reagieren angemessen. Es gibt aber Situationen in unserem Leben, in denen es wichtig ist, mit Sicherheit zu wissen, daß wir uns angemessen verhalten. Das sind ganz allgemein die Situationen, in denen es auf etwas ankommt, was wichtig ist. Und wichtige Ziele gibt es in jedem menschlichen Leben.

In jedem guten Führungskräfteseminar werden die Teilnehmer/innen angehalten, sich verbale und nonverbale Problemsignale ihrer Mitarbeiter zu vergegenwärtigen und ihre Wahrnehmung in bezug auf solche Signale zu schärfen. Denn im Berufsleben unserer Gesellschaft gehört die Mitteilung von Schwierigkeiten und Problemen nicht zu den selbstverständlichen Inhalten zwischenmenschlicher Kommunikation.

Schwierigkeiten und Probleme werden zurückgehalten, entweder bis man sie selbständig gelöst hat oder bis ihre Existenz nicht mehr zu verheimlichen ist. Dann ist es aber häufig für ein korrigierendes Eingreifen zu spät. Sensible Problemwahrnehmung gehört deshalb zu den wichtigen kommunikativen Fähigkeiten von Führungskräften, die vermittelt und trainiert werden müssen. Darüber hinaus muß jede Führungskraft über die Fähigkeit verfügen zu erkennen, wie ihre Informationen von den Mitarbeitern verarbeitet werden. Es gibt in dieser Disziplin einen anderen Begriff von Wahrheit als den, den die Philosophie vermittelt. Wahr ist in der Kommunikation nicht, was ich sage und meine, sondern das, was davon beim anderen ankommt und wie der es auffaßt. Mit dieser Maxime ist die Verantwortung für das Verständnis der Botschaft ausschließlich dem Sender übertragen. Ihm ist aufgegeben, dafür zu sorgen, daß die Botschaft auch so beim Empfänger ankommt, wie der Sender sie meint. Ob sie so angekommen ist, wie er sie meint, kann er manchmal dadurch feststellen, daß er seine Botschaft vom Empfänger wiederholen läßt. In den meisten Fällen jedoch kann er den richtigen Empfang seiner Information nur durch Augenschein sicherstellen. Dabei geht es nicht nur darum, Anzeichen für Zweifel oder offene Fragen oder Verwirrung zu entdecken, sondern darüber hinaus wahrzunehmen, welche Gefühle die Botschaft beim anderen auslöst. Denn wenn es schon wichtig ist, auf der Sachebene die Botschaft korrekt hinüberzubringen, es ist noch wichtiger, auf der Beziehungsebene das emotionale Gleichgewicht nicht zu gefährden.

Wissen ist Macht, diesen Satz kennt jeder. Damit ist auch sein Gegenstück „Nichtwissen ist Ohnmacht“ gleichermaßen verbreitet, wenn auch nicht ausdrücklich. Es gibt viele Menschen in unserer Gesellschaft, die nicht gerne Fragen stellen, weil „Fragen stellen“ „nicht wissen“ bedeutet, und „nicht wissen“ bedeutet „unten sein“, einen niedrigen Status einnehmen. So verschwenden viele Menschen lieber Zeit, Energie oder Geld, als zuzugeben, daß sie etwas nicht wissen, fahren lieber stundenlang durch eine fremde Stadt, um eine unbekannte Straße selber zu finden, als nach dem Weg zu fragen, oder studieren nächtelang Nachschlagewerke, um ein Computerprogramm selbst zu installieren, als einen Experten hinzuzuziehen. Daß Nichtwissen ein Grund zur Scham ist, haben wir häufig unseren Lehrern zu verdanken, die auch heute noch ihre Aufgabe als einen Prozeß mißverstehen, der nach dem Vorbild der Nürnberger Trichtermethode angemessen beschrieben werden kann und darüber hinaus ein Mißlingen dem Schüler anlastet. Lehren und Lernen ist jedoch ein Vorgang, der nur als Kommunikation angemessen aufgefaßt werden kann. Und zur Kommunikation von seiten des Lehrenden gehört nicht nur die angemessene Vermittlung des Stoffs, sondern die Verantwortung für dessen angemessene Aneignung auf seiten des Lernenden. Dieser Verantwortung für das angemessene Lernen kann der Lehrer nur nachkommen, indem er durch verbale Verfahren oder nonverbale Mittel die erfolgreiche Verarbeitung seiner Lehrangebote überprüft. Eine Erfolgskontrolle seiner Lehrtätigkeit bei der Korrektur von Klassenarbeiten kommt zu spät.

Genaue Wahrnehmung körpersprachlicher Signale, z.B. der Zustimmung und der Ablehnung, gehört zu den unabdingbaren Fähigkeiten von Menschen, zu deren wichtigsten beruflichen Aufgaben das Verkaufen gehört. Ein Verkäufer, der die Ja- und die Nein-Reaktionen seiner Kunden erkennt, auch wenn diese sich mit Worten nicht äußern, verfügt trotzdem über die nötigen Hinweise auf eine angemessene Vorgehensweise im Verkaufsgespräch. Wenn genaue Wahrnehmung eine spontane Aktivität des normalen Verhaltensrepertoires eines Verkäufers darstellt, wird er bereits das Ausmaß an Interesse festgestellt haben, bevor er einen Kunden überhaupt anspricht. Er wird bei der Informationssammlung die wichtigsten Bedürfnisse und Vorlieben leicht erkennen und ohne verbale Rückmeldung wissen, welche Gesichtspunkte bei der Produktpräsentation besonders betont werden müssen. Er erhält Hinweise darüber, welche Gesichtspunkte er nicht weiter ausführen sollte, er erkennt Einwände, auf die er besonders eingehen sollte, um zu einem Verkaufsabschluß zu kommen, der die Bedürfnisse der Kunden optimal befriedigt.

Auch wenn Menschen nicht aus beruflichen Gründen mit anderen Menschen zusammenkommen, Kommunikation also kein Mittel zu einem anderen Zweck darstellt, ist genaue Wahrnehmung eine sinnvolle Fähigkeit, die zu trainieren sich lohnt. Menschen sind keine Einzelgänger, sie gehen soziale Beziehungen ein, weil in Gemeinschaft zu sein, mit anderen zusammen und für andere etwas zu tun, Freunde zu haben und zu lieben ihnen die Befriedigung eines Bedürfnisses ist. Nun sind Beziehungen zu anderen Menschen keine Geschenke, die das Schicksal freimütig vergibt. Gute soziale Beziehungen sind Resultate des eigenen Handelns. Ich selber muß etwas tun, um sie herzustellen, aufrechtzuerhalten und vor allem in Problem- und Konfliktsituationen in der Lage zu sein, sie zu bewahren. Bei solchen Bemühungen ist genaue Wahrnehmung der gefühlsmäßigen Einstellung anderer mir gegenüber von großer Bedeutung. Mit geschärfter Feinwahrnehmung kann ich Stimmungsschwankungen, Problemsignale oder Ablehnung erkennen und darauf reagieren, bevor Störmomente in der Beziehung ein Ausmaß erreichen, das aufwendige Aktionen zur Wiederherstellung nötig macht.

1. Sinnlich konkrete Wahrnehmung

Die genaue Wahrnehmung kann man schulen, indem man das Verhalten anderer bewußt so wahrnimmt, daß man es in einer sinnlich konkreten Sprache beschreiben kann. Die Wahrnehmung konzentriert sich dabei also darauf, was zu sehen, zu hören, (bei Berührung) zu fühlen und zu riechen ist. Ein in NLP geschulter Berater nimmt nicht wahr, daß ein Ratsuchender glücklich, traurig oder gelangweilt aussieht, sondern daß er den Kopf hebt, die Lippen voneinander löst, beide Mundwinkel seitlich nach oben zieht, daß die Haut unter den Augen tiefere Falten bekommt und die Augen nach rechts oben wandern.

Folgende Liste enthält einige wichtige Elemente körpersprachlichen Ausdrucks, die sinnesspezifisch wahrgenommen werden können. In der Fachliteratur wird für „sehen“ der Begriff: „visuell“ wahrnehmen benutzt, für hören: „auditiv“ wahrnehmen, für fühlen: kinästhetisch wahrnehmen, und für riechen und schmecken: olfaktorisch und gustatorisch wahrnehmen.

a. Was ich visuell wahrnehmen (sehen) kann:

Atmung, Atemvolumen, Atemfrequenz, Gesichtsfarbe

Augen, Blickrichtung, Lidreflex, Pupillengröße, Feuchtigkeit

Lippengröße

Hautfeuchtigkeit

Muskelspannung

Haltung und Bewegungen von Kopf, Schultern, Händen, Armen, Körper, Beinen und Füßen

Ideomotorische (= unbewußte) Bewegungen

b. Was ich auditiv wahrnehmen (hören) kann:

Sprechtempo 

Tonlage 

Lautstärke 

Timbre

c. Was ich kinästhetisch wahrnehmen (fühlen) kann:

Hauttemperatur 

Feuchtigkeit 

Muskelspannung 

Druck

d. Was ich olfaktorisch wahrnehmen (riechen) kann:

Alkohol 

Schweiß 

Parfüm

Sinnlich konkrete Wahrnehmung  

Zorn

Augen weit aufgerissen  Blick geradeaus  senkrechte Stirnfalten  zusammengepreßte Lippen  Kinn vorgeschoben

Überraschung

Nasenfalte Augen offen Blick nach links  volle Unterlippe

Freude

Augen weit Blick nach oben rechts gerötete Wangen  Lippen leicht voneinander gelöst kleine Mundfalte

Übung: Sinnlich konkret wahrnehmen

Um herauszufinden, wie gut Sie Veränderungen im körpersprachlichen Selbstausdruck bei einem anderen Menschen wahrnehmen können, setzen Sie sich mit einem Partner, einer Partnerin, einem Freund oder einem Familienmitglied zusammen. Bitten Sie Ihr Gegenüber, aus der nachfolgenden Liste ein Wort herauszusuchen, das einem Gefühl entspricht, das er/sie erst kürzlich erlebt hat. Bitten Sie Ihr Gegenüber, sich intensiv an diese Situation zu erinnern, indem er/sie die Situation mit allen Sinnen nochmals nacherlebt, das heißt sich all das vergegenwärtigt, was es in der Situation zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und vor allem zu fühlen gab. Ihre Aufgabe ist dabei, genau zu protokollieren, was Sie außen wahrnehmen können, d.h. was Sie sehen und evtl. hören.

Übungsablauf: Sinnlich konkret wahrnehmen

Spott

Demut

Stolz

Haß

Zärtlichkeit

Triumph

Erleichterung

Enttäuschung

Traurigkeit

Panik

Scham

Verachtung

Überraschung

Empörung

Bewunderung

Appetit

Langeweile

Resignation

Angst

Schüchternheit

Wut

Gelassenheit

Ekel

Heiterkeit

Überprüfen Sie bitte Ihr Protokoll nach Abschluß der Übung daraufhin, ob ein künstlerisch begabter Mensch nach Ihren Angaben eine Skizze anfertigen könnte, die den Gefühlsausdruck Ihres Gegenüber wiedergibt, ohne daß er vorher darüber informiert wurde, um welches Gefühl es geht.

Die Physiologien

2. Die Physiologien

Für die Arbeit mit NLP ist die Wahrnehmung ganz bestimmter Zustände wichtig, die Physiologien genannt werden. Physiologien werden im wesentlichen mit Hilfe der sichtbaren und hörbaren Merkmale im Verhalten des Klienten wahrgenommen. Die wichtigsten Merkmale sind dabei: Atmung, Gesichtsfarbe, Muskelspannung, Haltung, unbewußte Bewegungen, bei den Augen die Blickrichtung, der Lidreflex, Größe und Feuchtigkeit, bei der Stimme die Tonlage, Lautstärke und Timbre. Mit Hilfe dieser Merkmale unterscheidet Thies Stahl vier Zustände oder Physiologien: die Problemphysiologie, die Zielphysiologie, die Ressourcenphysiologie und die Versöhnungsphysiologie2.

Die Problemphysiologie

In diesem Zustand befindet sich jemand, sobald er eine Erfahrung in einer Situation erinnert, die nicht zu seiner Zufriedenheit abgelaufen ist. Die Stärke der in einer solchen Situation erlebten Gefühle kann dabei erheblich variieren. Der Zustand ist von außen wahrnehmbar, zum Beispiel durch blasse Hautfarbe, flache Atmung, eine verspannte und unsymmetrische Haltung, unbewegte Mimik und einen Blick nach links unten. Die Problemphysiologie ist jedoch bei jedem Menschen individuell unterschiedlich. Deshalb ist für die Arbeit mit NLP wichtig, die Problemphysiologie bei jedem Gesprächspartner und für jedes Problem genau wahrzunehmen. Wichtig ist die Erkenntnis der Problemphysiologie auch deshalb, weil sie dem Berater anzeigt, daß sein Gegenüber in einem Zustand ist, in dem ihm zur Problemlösung nichts einfällt. Bevor die Arbeit weitergehen kann, muß der Berater seinen Gesprächspartner zunächst aus diesem Zustand herausholen.

Die Zielphysiologie

Sobald sich jemand bewußt macht, was er in einer Problemsituation erreichen möchte, und sich diese Zielerreichung sinnlich konkret vorstellt, zeigt er eine ganz andere Physiologie, die sogenannte Zielphysiologie. Auch die Zielphysiologie ist individuell unterschiedlich und bei jedem Menschen verschieden stark ausgeprägt, je nachdem, an welchem Thema gearbeitet wird. Die Zielphysiologie eines Gesprächspartners muß immer erarbeitet werden, weil sie dem Berater dazu dient zu erkennen, wann das Ziel der Veränderungsarbeit erreicht ist und die Arbeit abgeschlossen werden kann.

Die Ressourcenphysiologie

Die Ressourcenphysiologie zeigt jemand, sobald er in der Lage ist, für eine bestimmte Situation Erfahrungen und Kenntnisse, Fähigkeiten und Kräfte, Mittel und Wege anzugeben, mit deren Hilfe er sein Ziel erreichen kann. Die Ressourcenphysiologie ist der Zielphysiologie eines Menschen sehr ähnlich. Aber auch sie ist bei jedem unterschiedlich und variiert bei demselben Menschen von Fall zu Fall. Von der Intensität der Ressourcenphysiologie kann auch auf die Stärke und damit Wirksamkeit der Ressource für die Problembearbeitung geschlossen werden.

Die Versöhnungsphysiologie

In diesem Zustand befindet sich jemand, wenn ihm bewußt wird, daß ein Problemverhalten nicht nur negativ zu bewerten ist, sondern in bestimmten Lebenszusammenhängen eine sinnvolle oder sogar unverzichtbare Fähigkeit darstellt, die positive Resultate erzeugt und deshalb auch positiv zu bewerten ist. Ein solches Bewußtsein bewirkt, daß der Betreffende sich mit einem bisher abgelehnten und bekämpften Verhalten versöhnt. Auch die Versöhnungsphysiologie kann verschieden stark ausgeprägt sein. Klar erkennbar ist sie vor allem dann, wenn während einer Problembestimmung ein spontaner Wechsel von der Problemphysiologie in Richtung auf Zielphysiologie sich einstellt.

Die Mischphysiologie

Beim NLP werden Sie, was die Physiologien angeht, noch auf einen weiteren Begriff stoßen, den der Mischphysiologie. Eine Mischphysiologie zu erarbeiten ist in vielen Fällen das Ziel der NLP-Veränderungsarbeit. Die Lösung eines Problems besteht manchmal darin, daß ein Klient sich für den Problemzusammenhang Fähigkeiten (Ressourcen) verfügbar macht, die er in anderen Zusammenhängen durchaus besitzt, nur nicht im Problemzusammenhang. In dem Augenblick, in dem er in seiner Vorstellung durchspielt, wie er die entsprechende Fähigkeit im Problemzusammenhang zur Geltung bringt, ist er in einem Problem-Ressourcen-Zustand, der von außen als Mischphysiologie sichtbar wird.

3. Kalibrieren

NLP mißt der sinnesspezifisch genauen Wahrnehmung deshalb so große Bedeutung bei, weil diese Fähigkeit die Grundlage des sogenannten Kalibrierens darstellt. Kalibrieren heißt zu wissen, was der Gesprächspartner intern gerade tut (z.B. welche Erfahrung er gerade erinnert), und dabei genau zu beobachten, wie er dabei extern aussieht (welche Physiologie er zeigt), und sich das zu merken. Wenn man als Berater einen internen Prozeß zusammen mit seiner extern wahrnehmbaren Physiologie gespeichert hat, so daß man sie wiedererkennen kann, ist man darauf kalibriert und kann mit großer Sicherheit von der Physiologie auf den internen Prozeß schließen. Sinnesspezifisch genaue Wahrnehmung ist die Grundlage. Wiederholte Wahrnehmung derselben Konstellation körpersprachlicher Signale bei derselben Person in denselben situativen Zusammenhängen erlaubt einem die Annahme, daß man auf einen bestimmten Zustand des Gegenüber kalibriert ist.

Kalibrieren unterscheidet sich von Interpretieren dadurch, daß jenes mit bewußter Sorgfalt durchgeführt wird und deshalb mehr Sicherheit schafft als dieses. Durch sorgfältiges Kalibrieren werden Irrtümer weitgehend ausgeschlossen. Denn die Insistenz auf sinnesspezifisch genauer Wahrnehmung verschiedener Formen des individuellen Selbstausdrucks hindert Sie daran, Zusammenhänge zwischen internen Vorgängen und körpersprachlichem Selbstausdruck, die für andere oder für Sie selber gelten, zu verallgemeinern und überall wiederzuentdecken. Menschen sehen nämlich nicht immer gleich aus, wenn sie glücklich, traurig oder gelangweilt sind.

Übung: Visuell kalibrieren

Wenn Sie eine/n Partner/in (als A) bitten, sich für die folgende Übung zur Verfügung zu stellen, können Sie (als B) Ihre Fähigkeit steigern, visuell genau wahrzunehmen. Bitten Sie A zunächst, an eine erfreuliche Tätigkeit zu denken, z.B. kuscheln, tanzen oder spazierengehen. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es bei der erfreulichen Tätigkeit zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A außerdem, Ihnen ein Zeichen zu geben (zu nicken), sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A das Zeichen gibt, prägen Sie sich den außen wahrnehmbaren Ausdruck von A ein. Damit haben Sie sich auf die Physiologie der erfreulichen Tätigkeit von A kalibriert.

Wenn Sie sicher sind, den wahrgenommenen Ausdruck von A während der erfreulichen Erfahrung wiedererkennen zu können, bitten Sie A, jetzt an eine unerfreuliche Tätigkeit zu denken, z.B. putzen, die Steuererklärung machen oder aufräumen. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es bei der unerfreulichen Tätigkeit zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A außerdem, Ihnen wieder ein Zeichen zu geben (zu nicken), sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A das Zeichen gibt, prägen Sie sich den außen wahrnehmbaren Ausdruck von A ein. Damit haben Sie sich auf die Physiologie der unerfreulichen Tätigkeit von A kalibriert.

Prägen Sie sich jetzt vor allem die Unterschiede der beiden Physiologien ein. Wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, wiederholen Sie nochmals die Informationssammlung: Schicken Sie A nochmals in die Vorstellung der erfreulichen und in die der unerfreulichen Tätigkeit und prägen Sie sich die jeweils dazugehörige Physiologie ein. Dann überprüfen Sie anhand der alternativen Fragen, die Sie unten finden, ob Sie die Physiologien wiedererkennen können. Fragen Sie A z.B.: „Welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch“ usw. ... A hat dabei die Aufgabe, die Antwort nicht auszusprechen, sondern als Antwort auf die Frage intern an die entsprechende Tätigkeit zu denken. Wichtig ist dabei wieder, daß A sich als Reaktion auf die Frage eine sogenannte vollständige interne Repräsentation der Antwort macht. Das heißt nichts anderes als sich zu vergegenwärtigen, was es bei dieser Tätigkeit zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. B hat dabei die Aufgabe, die Physiologie zu beobachten, von der wahrgenommenen Physiologie auf die Art der Tätigkeit zu schließen und die entsprechende Tätigkeit anzukreuzen. Am Schluß hat B die Möglichkeit, anhand der verbalen Antworten von A die Richtigkeit der Ergebnisse zu überprüfen.

Übungsablauf: Visuell kalibrieren

1.

A denkt an eine

erfreuliche

Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.

A nickt mit dem Kopf, wenn er/sie im vollen Erleben ist. B beobachtet die Mimik von A.

2.

A denkt an eine

unerfreuliche

Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.

A nickt mit dem Kopf, wenn er/sie im vollen Erleben ist. B beobachtet die Mimik von A und stellt Unterschiede zur ersten Situation fest.

3.

B fragt A, achtet immer auf den letzten Ausdruck von A und entscheidet, ob A an die erfreuliche oder die unerfreuliche Tätigkeit denkt.

Übungsablauf:

Visuell kalibrieren

Tätigkeit

erfreulich

unerfreulich

Welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch?

Bei welcher bist du allein?

Welche tust du öfter?

Welche hast du zuletzt getan?

Welche ist einfacher?

Bei welcher brauchst du Geräte?

...

Übung: Auditiv kalibrieren

Ebenso wie Sie Ihre visuelle Wahrnehmungsfähigkeit zu trainieren in der Lage sind, können Sie auch Ihre Fähigkeit des genauen Hörens steigern. Und zwar geht es hierbei um ein Hören nicht in dem Sinne des genauen Zuhörens, wobei Ihnen kein Wort entgeht. Auditiv kalibrieren bezieht sich nicht auf den Inhalt der Mitteilung, die ein anderer Ihnen macht, sondern auf die innere Einstellung oder die emotionale Beziehung, die der Sender mit dem Inhalt der Mitteilung verbindet. Beim auditiven Kalibrieren achten Sie auf den stimmlichen Ausdruck des anderen, d.h. zum Beispiel auf das Sprechtempo, die Tonlage, die Satzmelodie, die Lautstärke und die Klangfarbe der Stimme, mit der ein anderer Ihnen etwas mitteilt.

Um überhaupt Unterschiede solcher Art mit Bewußtsein wahrnehmen zu können ist es sinnvoll, den wortwörtlichen Inhalt der Botschaft nicht zu verändern. Die folgende Übung besteht deshalb darin, daß Ihr/e Partner/in in der Übung einmal an eine angenehme und dann an eine unangenehme Person denkt und bei der Vorstellung der jeweiligen Person einen bestimmten Satz spricht. Der Satz sollte eine gewisse Länge haben wie z.B. „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“. Außerdem sollte er emotional neutral sein, d.h. Ihr/e Partner/in sollte mit dem Inhalt dieses Satzes keine besonderen Gefühle verbinden. Um sicherzugehen, daß Sie nur das auditive Kalibrieren üben, sollten Sie selber außerdem bei der Übung Ihre/n Partner/in nicht im Blickfeld haben.

Bitten Sie Ihr/e Partner/in (A) zunächst, sich einen für sie/ihn neutralen Satz von entsprechender Länge auszudenken. Fordern Sie A dann auf, an eine angenehme Person zu denken. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es in der Gegenwart der angenehmen Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A dann, den Satz zu sagen, sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A den Satz sagt, prägen Sie sich den Ausdruck von As Stimme ein. Damit haben Sie sich auf den auditiven Selbstausdruck von A während der Vorstellung einer angenehmen Person kalibriert.

Wenn Sie sicher sind, den stimmlichen Ausdruck von A bei der Vorstellung einer angenehmen Person wiedererkennen zu können, bitten Sie A, jetzt an eine unangenehme Person zu denken. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es in der Gegenwart der unangenehmen Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A dann wieder, den Satz zu sagen, sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A den Satz sagt, prägen Sie sich den Ausdruck von As Stimme ein. Damit haben Sie sich auf den auditiven Selbstausdruck von A während der Vorstellung einer unangenehmen Person kalibriert.

Prägen Sie sich jetzt vor allem die Unterschiede zwischen den beiden Formen des auditiven Selbstausdrucks ein. Wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, wiederholen Sie nochmals die Informationssammlung: Schicken Sie A nochmals in die Vorstellung der angenehmen und in die der unangenehmen Person und lassen Sie sie/ihn nochmals den Satz sagen, bis Sie die Unterschiede im stimmlichen Ausdruck genau wahrnehmen. Prüfen Sie dann anhand der alternativen Fragen, die Sie unten finden, ob Sie die verschiedenen Formen des auditiven Selbstausdrucks wiedererkennen können. Fragen Sie A z.B.: „Welche Person ist größer“ usw ... A hat dabei die Aufgabe, die Antwort nicht auszusprechen, sondern als Antwort auf die Frage den Satz zu sagen. Wichtig ist dabei wieder, daß A sich als Reaktion auf die Frage eine sogenannte vollständige interne Repräsentation der Antwort macht. Das heißt nichts anderes als sich zu vergegenwärtigen, was es in Gegenwart der betreffenden Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. B hat dabei die Aufgabe, genau hinzuhören, von der wahrgenommenen Form des stimmlichen Ausdrucks auf die Person zu schließen und die entsprechende Person anzukreuzen. Am Schluß hat B die Möglichkeit, anhand der verbalen Antworten von A die Richtigkeit der Ergebnisse zu überprüfen.

Übungsablauf: Auditiv kalibrieren

Aufgabe: A denkt sich einen neutralen Satz aus, z.B.: „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen.“ B achtet auf den stimmlichen Ausdruck von A.

1.

A denkt an eine ihm/ihr

angenehme

Person. A spricht, während er/sie im vollen Erleben ist, den gleichen neutralen Satz. B hört genau auf die Stimme von A und stellt Unterschiede fest.

2.

A denkt an eine ihm/ihr unangenehme Person. A spricht, während er/sie im vollen Erleben ist, den gleichen neutralen Satz. B hört genau auf die Stimme von A und stellt Unterschiede fest. 

3.

B fragt A, hört auf die Stimme von A und entscheidet, ob A an die unangenehme oder an die angenehme Person denkt.

Übungsablauf:

Auditiv kalibrieren

Person

unangenehm

angenehm

Welche Person ist größer?

Welche Person ist schwerer?

Welche Person wohnt weiter weg?

Welche Person hat hellere Haare?

Welche Person hat längere Haare?

Welche Person ist älter?

Welche Person ist reicher?

Welche Person hat dunklere Augen?

Welche hat eine tiefere Stimme?

Welche ist besser gekleidet?

Welche fährt ein teureres Auto?

...

Übung: Kinästhetisch kalibrieren

Innere Vorstellungen und erinnerte Erlebnisse sind auch von Körpersignalen begleitet, die nicht nur durch Augenschein wahrnehmbar sind, sondern auch durch Körperkontakt, z.B. durch Berührung mit der Hand.

Wenn Sie Ihre Fähigkeit des Tastens schulen wollen, können Sie die vorangehenden Kalibrierungs-Übungen wiederholen. Aber statt dabei die erfreuliche und die unerfreuliche Tätigkeit anhand der Physiologien visuell zu unterscheiden oder die angenehme und die unangenehme Person am stimmlichen Ausdruck zu erkennen, können Sie jetzt versuchen, die betreffenden Unterschiede anhand der Atmung von A und der Temperatur und Bewegungen der Hand von A festzustellen. Um die Atmung von A zu fühlen, können Sie eine Hand entweder auf As Brust oder Schulterblätter legen. Um Handbewegungen und die Hauttemperatur zu fühlen, legen Sie Ihre zweite Hand auf eine Hand von A.

In der folgenden Übung können Sie die inneren Prozesse, die A durchläuft, sowohl an der Physiologie als auch durch taktile Wahrnehmung, d.h. durch Tasten, erkennen lernen:

Übungsablauf: Kinästhetisch kalibrieren

Aufgabe: B legt eine Hand auf die Hand von A, die andere auf As Brust oder Schulterblätter. B beobachtet das Gesicht von A.

1.

A denkt an eine

erfreuliche

Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt. A nickt mit dem Kopf, wenn er/sie im vollen Erleben ist. B beobachtet Handbewegungen und -temperatur, Atmung und die Mimik von A.

2.

A denkt an eine

unerfreuliche

Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt. A nickt mit dem Kopf, wenn er/sie im vollen Erleben ist. B beobachtet Handbewegungen und -temperatur, Atmung und die Mimik von A und stellt Unterschiede zur ersten Situation fest.

3.

B fragt A, achtet auf den kinästhetisch und visuell wahrnehmbaren Ausdruck von A und entscheidet, ob A an die erfreuliche oder die unangenehme Tätigkeit denkt.

Übungsablauf:

Kinästhetisch kalibrieren

Tätigkeit

erfreulich

unangenehm

Welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch?

Bei welcher bist du allein?

Welche tust du öfter?

Welche hast du zuletzt getan?

Welche ist einfacher?

Bei welcher brauchst du Geräte?

Die Kristallkugel-Übung

Vor einigen Jahren zeigte das Deutsche Fernsehen einen Hellseher bei der Arbeit. Dieser bat einen Gast aus dem Publikum, als Versuchsperson zusammen mit ihm eine kleine Vorstellung zu geben. Die Versuchsperson, die sich daraufhin meldete, bekam die Aufgabe, einen anderen Gast aus dem Publikum auszuwählen, diese Person ihrer Wahl aber nicht preiszugeben. Der Hellseher stellte dann die Behauptung auf, er sei in der Lage, die Versuchsperson zu dem Gast ihrer Wahl zu führen, ohne vorher darüber informiert worden zu sein, um welchen Gast es sich handelte. Der Hellseher legte seine Hand auf den Unterarm der Versuchsperson und machte sich so mit ihr auf den Weg ins Publikum. Einige Male wechselte er die Richtung, bevor er vor einer Person stehen blieb. Es war natürlich der Gast, den seine Versuchsperson ausgewählt hatte.

Es ist klar, daß der Hellseher diese Leistung nicht durch übersinnliche Fähigkeiten vollbracht hat. Vielmehr können wir annehmen, daß er seine ganz normalen sinnlichen Fähigkeiten außerordentlich geschult hat. Bei dieser Vorstellung war noch nicht einmal eine ausgeprägte Fähigkeit des Sehens erforderlich. Was es dem „Hellseher“ ermöglichte, den ihm unbekannten Gast zu finden, war seine hochgradig ausgebildete Fähigkeit des Tastens. Er war in der Lage, an der Hauttemperatur und/oder der Muskelspannung des Oberarmes seiner Versuchsperson deren innere Zustimmung oder Ablehnung zu erkennen. Er konnte die interne Vorstellung „richtiger Weg“ und „falscher Weg“ durch taktile Wahrnehmung unterscheiden und fand so, durch unbewußte nonverbale Signale seiner Versuchsperson geführt, den richtigen Weg zum Ziel.

Eine ähnliche Übung, mit der Sie einem staunenden Publikum Ihre hellseherischen Fähigkeiten demonstrieren können, haben Bandler und Grinder in ihrem Buch: „Therapie in Trance“3 vorgestellt. Es geht in dieser Übung selbstverständlich nicht um eine Ausbildung in Hellsehen, sondern um eine Übung in visuellem Kalibrieren. Aber diese Übung ist etwas komplizierter als die oben vorgestellten und erfordert bereits einige Kunstfertigkeit, vor allem, weil Ihr/e Partner/in über die Absicht Ihres Vorgehens nicht informiert ist. Bitten Sie Ihre „Versuchsperson“ deshalb vorher, ob sie bereit ist, sich auf ein Spiel einzulassen, in dem es um etwas aus ihrer Vergangenheit geht.

Wenn Sie die Zustimmung Ihrer „Versuchsperson“ A eingeholt haben, besteht Ihre erste Aufgabe darin, durch Fragen, zu denen Sie die Antwort bereits kennen, die Physiologien der Ablehnung und Zustimmung festzustellen.

Sobald Sie sich auf den Ausdruck von Zustimmung und Ablehnung von A kalibriert haben, formen Sie mit Ihren Händen eine Kugel und bitten A, mit Ihnen gemeinsam in diese Kugel hineinzusehen und auf Erscheinungen zu warten. Bei diesen Worten können Sie beginnen, im gleichen Rhythmus wie A zu atmen, um einen körpersprachlichen Gleichklang zu erzeugen.

Dann können Sie beginnen zu beschreiben, daß in der Kugel etwas vor sich geht, was man sehen kann. Damit bewirken Sie, daß A sich, geleitet von Ihren Worten, Vorstellungen von einem Geschehen in der Kugel macht. Um solche Vorstellungen in A zu erzeugen, ist es jedoch wichtig, daß Sie sicherstellen, mit Ihren Worten nicht in Widerspruch zu dem zu geraten, was A sich vorstellt.

Eine solche Übereinstimmung Ihrer Worte mit den inneren Vorstellungen von A erreichen Sie, indem Sie in der Kugel Nebel wabern lassen, aus dem eine Gestalt aus der Vergangenheit von A auftaucht. Nach einer kleinen Pause, die ausreicht, daß A sich jemanden aus ihrer/seiner Vergangenheit vorstellen kann, fahren Sie fort mit den Worten: „Es könnte eine Frau sein.“ Bei dieser genaueren Bestimmung der Gestalt achten Sie auf die Physiologie von A. Wenn die Signale für Zustimmung kommen, fahren Sie fort. Kommen aber die Signale für Ablehnung, korrigieren Sie sich: „Nein, die Nebel verziehen sich, was ich sehe, ist ein Mann!“

Auf diese Art und Weise fahren Sie fort, die Person in der Kugel genauer zu bestimmen. Sie wählen dabei jeweils einander ausschließende Alternativen wie alt oder jung, klein oder groß usw. Wenn es Ihnen auf diese Weise gelingt, Ihr Gegenüber zu verblüffen, sind Sie gut kalibriert. Zum Abschluß können Sie Ihrem Gegenüber suggerieren, die wahrgenommene (vorgestellte) Person habe eine wichtige Botschaft, die A erfahren könne, wenn er/sie aufmerksam in die Kugel schaue.

Übungsablauf: Kristallkugel-Übung

Anweisung an B:

Ablehnung und Zustimmung erkennen:

B stellt A Fragen, zu denen B die Antwort kennt.

B fordert A auf, die Antwort zu denken.

Fragen: 

Heißen Sie ...?Wohnen Sie in ...?Sind Sie ... Jahre alt?Arbeiten Sie ...?

B stellt dadurch den körpersprachlichen (mimischen) Ausdruck von Ablehnung und Zustimmung von A fest.

B formt mit den Händen eine Kugel, bittet A, mit in die Kugel hineinzusehen,

(B atmet im gleichen Rhythmus wie A),

B beginnt zu sprechen:

„Ich sehe Nebel in dieser Kugel, der hin und her wabert. Noch sehe ich im Nebel nichts Bestimmtes, aber jetzt, der Nebel verzieht sich ein wenig: Ich sehe in dieser Kugel eine wichtige Person aus deiner Vergangenheit ...“ (Atemrhythmus beachten!!!) Dann: „Es scheint eine Frau zu sein.“ (Bei körpersprachlichem Ausdruck von Ablehnung umformulieren:) „Nein, jetzt sehe ich die Person deutlicher, es ist ein Mann!“

Auf dieselbe Art feststellen:

alt oder jungklein oder großdick oder dünnhelle oder dunkle Haarelockige oder glatte Haarelange oder kurze Haaregepflegt oder ungepflegt ...

Zum Abschluß folgende Formulierung:

„Diese Person, scheint mir, möchte dir etwas Wichtiges mitteilen. Ich weiß nicht, ob du jemals bemerkt hast, daß es eine wichtige Botschaft gibt, die diese Person dir gegenüber nie ausgesprochen hat, die sie dir aber mitteilen wollte. Diese Botschaft könnte dir jetzt nützlich sein. Und während du jetzt diese Person beobachtest und ihr zuhörst, kannst du im einzelnen erfahren, was diese Botschaft besagt.“

4. Die Repräsentationssysteme oder Wahrnehmungsebenen

Jeder Mensch nimmt seine Umwelt auf eine individuelle Weise wahr, verarbeitet seine Wahrnehmung nach einem persönlichen System und drückt seine Erfahrung auf eine eigene Art aus. Auf diese Weise kann es dazu kommen, daß Menschen über dieselbe Sache sprechen und sich doch nicht verstehen. Es ist, als ob sie verschiedene Sprachen sprächen. Und wenn ein in NLP geschulter Beobachter genau hinhört, wird er bemerken, daß sie das in gewissem Sinne auch tun.

Menschen nehmen laufend mit ihren fünf Sinnen Informationen aus ihrer Umwelt auf. Man kann jedoch manchmal feststellen, daß sie ein Sinnessystem oder Repräsentationssystem bevorzugen. Dieser Umstand kann z.B. dazu führen, daß in einer Partnerschaft einer das gemeinsame Erleben im wesentlichen gefühlsmäßig auffaßt, der andere bildlich. Während er zum Beispiel fühlt, daß es für eine feste Beziehung noch eine solide Grundlage gibt, auf der sie aufbauen können, sieht sie die Zukunft schwarz und ohne Perspektive. Normalerweise haben Menschen alle Sinnes- bzw. Repräsentationssysteme mehr oder weniger gut ausgebildet und bevorzugen bestimmte Wahrnehmungsebenen nur in speziellen Tätigkeitsbereichen. Nur wenn eine allgemeine Bevorzugung ausgebildet wurde, kann es zu erheblichen Verständnisschwierigkeiten kommen.

Um Probleme aufzudecken, die sich aus dieser sinnesspezifisch selektiven Wahrnehmung in zwischenmenschlicher Kommunikation ergeben können, um als Berater die Welt so wahrnehmen zu können, wie der Gesprächspartner sie wahrnimmt, und vor allem um als Berater nicht selber solchen Kommunikationsstörungen ausgeliefert zu sein, ist es wichtig, zu Beginn eines Beratungsgesprächs herauszufinden, auf welche Art und Weise der Gesprächspartner seine Umwelt wahrnimmt und seine Vorstellungen von der Welt aufbaut.

Eine solche Untersuchung ist nicht schwierig, denn Menschen beschreiben ihre Erfahrungen häufig so, wie sie sie wahrgenommen haben. Die Wörter, mit denen jeder von uns sich ausdrückt, zeigen an, welche Sinne wir beim Erleben benutzen. Jeder Zuhörer kann das leicht feststellen, wenn er in dem, was ein anderer sagt, auf die Verben, Adverbien, Adjektive (und manche Substantive) achtet. Solche Wörter werden beim NLP Prädikate genannt und zeigen an, ob es sich in dem Bericht um sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken handelt. Wörter, die eine sinnesspezifische Wahrnehmung anzeigen, sind zum Beispiel folgende: „eine gute Aussicht haben“, „in Anspruch genommen sein“, „bedrückt sein“, „etwas gerochen haben“ oder „etwas geschmacklos finden“.

In Verkaufssituationen ist es beispielsweise sehr vorteilhaft zu wissen, auf welcher Wahrnehmungsebene der Kunde sich befindet. Der Verkäufer kann sich auf diese Wahrnehmungsebene einstellen, z.B. die Bedürfnisse so sehen wie der Kunde, seine Sprache sprechen oder auf die Entscheidung genauso gespannt sein wie dieser. Sowohl bei der Bedarfsermittlung, bei der Angebotspräsentation als auch bei der Entscheidung kann der Verkäufer im bevorzugten Sinneskanal des Kunden agieren und reagieren und diesem damit nicht nur das Gefühl vermitteln, genau verstanden zu werden, sondern sich tatsächlich Zugang zu den internen Vorgängen des Kunden verschaffen und ihn deshalb optimal beraten.

Das gleiche gilt für Führungskräfte. Die bevorzugten Wahrnehmungsebenen von Mitarbeitern zu kennen bedeutet, Mißverständnisse vermeiden zu können. Denn im betrieblichen Alltag geht es häufig darum, Mitarbeiter über Aufgaben und Ziele in Kenntnis zu setzen und diese Botschaften so zu kommunizieren, daß sie auf der anderen Seite so ankommen, wie sie gemeint sind. Wenn der Mitarbeiter sich aber von der Aufgabe oder dem Ziel nicht das Bild macht, das der Vorgesetzte ihm ausmalt, sondern sich bestimmte wörtliche Formulierungen einprägt oder ein Gefühl, zum Beispiel vom fertigen Produkt, wie er es in Händen hält, entwickelt, entstehen ganz unterschiedliche Vorstellungen von dem, was es zu erreichen gilt. So hat nicht nur jeder sein eigenes Ziel im Kopf, sondern das Resultat kann sich von dem, was der Vorgesetzte gemeint hat, sehr unterscheiden. Aufgaben und Ziele auf der Wahrnehmungsebene des Adressaten zu formulieren bedeutet, präzise Angaben zu machen und Unsicherheit und Konfusion zu vermeiden.

Aber auch in anderen Führungssituationen kann die Kenntnis der bevorzugten Wahrnehmungsebene von großer Wichtigkeit sein. Josef Weiß berichtet von einem sehr fähigen Universitätsmitarbeiter, der aus Frustration die Stelle wechselte. Obwohl man ihm oft sagte, wie wertvoll seine Arbeit für das Institut sei, kam dieses Lob nie richtig bei ihm an, weil er es abtat mit der Einstellung: „Der Vorgesetzte kann ja viel erzählen, wenn der Tag lang ist!“ Unbewußt akzeptierte er nur kinästhetisch ausgedrücktes Lob. Ein Schulterklopfen oder ein dankbarer Händedruck hätten seine Frustration aufgelöst und dem Institut seine Mitarbeit erhalten4.

Ganz allgemein ist es auch für Partner wichtig zu wissen, auf welcher Wahrnehmungsebene der Ausdruck von Zuneigung ankommt. Es gibt Menschen, die brauchen sichtbare Zeichen von Liebe, die die Werbung reichlich ausnutzt. Andere wollen hören, daß sie geliebt werden. Man muß es ihnen immer wieder sagen. Und dritte werden unruhig, wenn sie es nicht immer wieder fühlen können. Haben Partner unterschiedliche Wahrnehmungsebenen, in denen sie lieben und geliebt werden repräsentieren, kann es erhebliche Beziehungsprobleme geben. Einem kinästhetischen Typ kann es auf die Nerven gehen, immer wieder sagen zu müssen, daß er den Partner liebt. Ein auditiver Typ kann enttäuscht sein, wenn der Partner kein Vertrauen hat und ständig sichtbare Zeichen der Liebe verlangt. Für den anderen Partner stellt sich dieser Zusammenhang jedoch anders dar: Wenn solche Zeichen im richtigen Wahrnehmungskanal ausbleiben, werden sie unsicher und beginnen an der Liebe des Partners zu zweifeln.

In der folgenden Aufstellung finden Sie einige Beispiele für Prädikate:

Visuelle:

Einblick

verschwommen

hell

leuchten

blau

abzielen

Perspektive

klar

Auditive:

laut

klingen

erwähnen

nachfragen

Harmonie

bemerken

gellend

stimmen

Kinästhetische:

fühlen

warm

Druck

anrühren

sensibel

spannend

feucht

bewegen

glatt

Berührung

Olfaktorische/ Gustatorische:

bitter

scharf

schal

Geschmack

riechen

sauer

süß

stinkig

duftig

Sind Prädikate unspezifisch, d.h. geben sie nicht an, wie die Erfahrung repräsentiert ist, ob in Bildern, Tönen, Gefühlen oder Gerüchen, gibt es die Möglichkeit der genauen Nachfrage: „Was genau denken, wissen, verstehen, glauben, erinnern Sie?"

Übung: Wahrnehmungsebenen erkennen

Übungsablauf: Wahrnehmungsebenen erkennen

Ich sehe das halt aus einem anderen Blickwinkel als er. Mir geht das alles sehr nahe. Was er sagte, war für mich ein Schlag unter die Gürtellinie. Deshalb sehe ich mich nicht in der Lage, ihm zu helfen. Die Dinge müssen sich von selbst ins Lot bringen.

Meine Mutter nimmt mich immer noch sehr in Anspruch. Obwohl ich mich ihren Anforderungen nicht mehr gewachsen fühle. Die ganze Sache lastet sehr auf meinen Schultern. Ich müßte mal richtig auf Abstand gehen, um zu sehen, was die richtige Richtung ist.

Die Aussichten, mit dem neuen Chef zurechtzukommen, sind ganz schön düster. Ich fühle mich der Sache nicht gewachsen. Wir stimmen in ziemlich vielen Dingen nicht überein. Mir wird richtig schwindlig, wenn ich daran denke. Das wird eine ganz heiße Kiste.

Mir ist das völlig einleuchtend. Du mußt das nur aus der richtigen Perspektive sehen. Dann hört sich die Sache auch ganz anders an. Jedenfalls kannst du es ganz deutlich erkennen. Und es lastet nicht mehr auf deiner Seele.

Heute geht mir alles auf den Geist. Ich bin völlig aus dem Takt. Das Bild hat sich mir unauslöschlich eingeprägt. Mir wird eiskalt, wenn ich daran denke. Am liebsten würde ich alles unter den Teppich kehren.

Schauen wir uns die Sache doch noch mal genau an. Vielleicht sollten wir das mal aus einer anderen Perspektive sehen.

Das bringt vielleicht Licht in die Angelegenheit. Wir können dann eines gegen das andere abwägen und eine richtige konzertierte Aktion hinkriegen.

Wenn Sie mit der schriftlichen Übung die Erfahrung gemacht haben, daß die Wahrnehmungsebene (oder den Sinneskanal) zu erkennen Ihnen gar nicht so schwerfällt, können Sie versuchen, im Gespräch mit einem Partner oder einer Partnerin auf sinnesspezifische Prädikate zu achten. Sprechen Sie zunächst über eine Erfahrung, die sich überwiegend im visuellen Bereich abspielt, zum Beispiel einen Urlaub in einer reizvollen Landschaft. Dann gehen Sie über zu einem Thema, das Erfahrungen überwiegend im auditiven Bereich bereithält. Das kann ein Jazz-Konzert sein oder eine Oper oder etwas anderes, wobei es überwiegend um hörbare Darbietungen geht. Danach können Sie überprüfen, wie es sich anhört, wenn ein Sprecher sich vornehmlich im kinästhetischen Bereich aufhält, wo es Vielfältiges zu fühlen gibt, am Strand mit Sonne, Wasser und Wind, in der Sauna oder bei irgendeiner sportlichen Betätigung.

Übung: Sinnesspezifische Prädikate erkennen

Im Anschluß daran können Sie versuchen herauszufinden, ob Ihr Gesprächspartner eine Wahrnehmungsebene bevorzugt, wenn es um ein Thema geht, das vom Inhalt her keine besondere Wahrnehmungsebene vorgibt. Sprechen Sie über irgendein Problem praktischer, politischer oder psychologischer Art. Wie spricht Ihr Gegenüber?

Sieht er keine deutliche Perspektive und deshalb schwarz für die Zukunft?

Verb: sehen 

Adjektiv: deutlich 

Adverb: schwarz

Dieser Satz verwendet visuelle Prädikate.

Hört sich für ihn die Sache widersprüchlich an und klagt er über mangelnde Übereinstimmung?

Verb: anhören 

Adjektiv: widersprüchlich 

Substantiv: Übereinstimmung

Dieser Satz verwendet auditive Prädikate.

Oder fühlt er sich zu schwach, um die heiße Kiste anzupacken?

Verb: fühlen 

Adverb: schwach 

Adjektiv: heiß

Dieser Satz verwendet kinästhetische Prädikate.

Übungsablauf: Sinnesspezifische Prädikate erkennen

A berichtet B von einem Problem praktischer, politischer oder psychischer Art. 

B stellt die Häufigkeit der visuellen, auditiven und kinästhetischen Prädikate fest.

5. Die Wahrnehmungstypen

Wenn Sie eine Weile aufmerksam auf die Prädikate achten, mit denen Ihr jeweiliger Gesprächspartner seine Erfahrungen und seine internen Vorgänge beschreibt, werden Sie feststellen, daß die meisten von uns alle wesentlichen Sinneskanäle benutzen, das sind sehen, hören und fühlen. Riechen und schmecken kommt bei Menschen seltener vor, außer es geht gerade ums Kochen, Essen oder Trinken. Bevorzugte Wahrnehmungsebenen werden Sie häufig dann feststellen können, wenn der Inhalt Ihres Gesprächsthemas eine bestimmte Wahrnehmungsebene vorgibt, wie zum Beispiel Unterhaltungen über Speisen (olfaktorisch, gustatorisch), Saunabesuch (kinästhetisch), Jazz-Konzert (auditiv) und Kinobesuch (visuell). Bevorzugte Wahrnehmungsebenen können Sie aber auch für ganz bestimmte Lebensbereiche finden, bei denen der Inhalt eine solche Bevorzugung nicht nahelegt. Der frustrierte Universitätsassistent in Josef Weiß’ Schilderung ist ein Beispiel für die Annahme von Lob ausschließlich auf der kinästhetischen Ebene. Ich kenne eine Frau, die sich nur dann geliebt weiß, wenn es ihr gesagt wird. Sichtbare Zeichen der Liebe schätzt sie gering. Dabei ist sie in anderen Lebensbereichen eher visuell in der Welt. Wenn Menschen dagegen relativ allgemein ein bestimmtes Sinnessystem bevorzugt zur Wahrnehmung benutzen, d.h. die Umwelt entweder bevorzugt mit den Augen wahrnehmen, hören oder fühlen, dann spricht man von einem Wahrnehmungstyp. Wenn Menschen überwiegend darauf achten, was es um sie herum zu sehen gibt, dann gehören sie zu den visuellen Typen. Wenn andere ihre Aufmerksamkeit immer mehr auf das richten, was es zu hören gibt, und es ihnen dabei nicht nur um Worte, sondern auch um Nuancen, den Klang oder den Ausdruck geht, den der Redner wählt, dann zählen sie zu den auditiven Typen. Für dritte steht im Vordergrund, welche Gefühle das Geschehen um sie herum in ihnen auslöst. Kinästhetische Typen, wie man diese Menschen nennt, reagieren bevorzugt gefühlsmäßig auf ihre Umwelt.

Übungen: Den eigenen Wahrnehmungstyp erkennen

Wenn Sie für sich selber herausfinden möchten, ob Sie ganz allgemein einen Sinneskanal bevorzugen, also zu einem bestimmten Wahrnehmungstyp gehören, oder ob Ihre Wahrnehmung überwiegend durch einen bestimmten Sinneskanal verläuft, dann können Sie ein Gespräch führen nach dem Muster „Sinnesspezifische Prädikate erkennen“ und einen der Gesprächspartner bitten, genau auf Ihre Wortwahl zu achten und die Wahrnehmungsebenen zu notieren. Wenn ein solches Gespräch über sinnesspezifisch nicht festgelegte Inhalte ein Schwergewicht Ihres sprachlichen Selbstausdrucks in einer Wahrnehmungsebene erkennen läßt, dann können Sie das Ergebnis mit weiteren Übungen überprüfen.

Übung A5: Den eigenen Wahrnehmungstyp erkennen

Denken Sie an Ihr Zähneputzen von heute morgen! An was erinnern Sie sich spontan?

Sehen Sie ein Bild, wie Sie im Bad stehen? Oder Ihr eigenes Bild im Spiegel?Hören Sie die Geräusche des Zähnebürstens oder des fließenden Wassers?Fühlen Sie die Zahnbürste im Mund oder Ihre Hand am Waschbecken oder der Apparatur?Kommt Ihnen eher der Geruch oder Geschmack der Zahnpasta in den Sinn?

Mit dieser Übung haben Sie einen weiteren Hinweis auf mögliche bevorzugte Wahrnehmungsebenen. Um mit mehr Sicherheit den eigenen Wahrnehmungstyp bestimmen zu können, hat Josef Weiß ein weiteres Verfahren entwickelt, das Sie unter Übung B finden6. Bei dieser Übung halten Sie Ihren Zeigefinger und Ihren Mittelfinger in der Form eines V nach oben. Während Sie das tun, entwickeln Sie in Ihrem Kopf nacheinander visuelle, auditive, kinästhetische und olfaktorische Vorstellungen, die diese beiden Finger aneinanderbinden, und überprüfen dann, ob diese Vorstellungen es Ihnen in der Realität schwierig machen, die beiden Finger wieder voneinander zu lösen.

Übung B: Den eigenen Wahrnehmungstyp erkennen

Halten Sie Ihren Zeigefinger und Ihren Mittelfinger der rechten Hand in Form eines V nach oben. Nehmen Sie sich Zeit für diese Übung und schütteln Sie nach jedem Schritt Ihre Hand wieder nach unten aus.

1.