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Als größter Krieg der Menschheitsgeschichte bleibt der Zweite Weltkrieg mit seinen politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und militärischen Auswirkungen bis heute spürbar. Die Brutalität dieses Krieges machte die Abgründe der Menschheit sichtbar wie kaum ein Konflikt zuvor und danach. In diesem Buch soll der Zweite Weltkrieg in seiner Globalität und Totalität betrachtet werden. Besonderes Augenmerk liegt darauf zu zeigen, wie sehr die europäische und außereuropäische Welt in diesen Krieg und seine Ursachen verwickelt war. Dabei werden die Ausgangslage nach dem Ersten Weltkrieg sowie die politisch-militärischen Entwicklungen und der Einfluss schwelender Konflikte der Zwischenkriegszeit dargestellt. Neben der chronologischen Behandlung der wichtigsten Kriegsschauplätze und Akteure werden der See- und Luftkrieg gesondert untersucht. Schließlich sollen unter dem Begriff des Totalen Krieges auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Mobilisierung, die Rolle der Technologie sowie die Entgrenzung der Gewalt und die Kriegsverbrechen thematisiert werden. Damit einher geht der Blick auf die Opfer, Schäden und Kosten sowie auf die Folgen und die Erinnerung an diesen "totalsten" aller Kriege.
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Seitenzahl: 337
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Dr. phil. Marco Sigg,Jahrgang 1975, studierte an der Universität Bern Neueste und Alte Geschichte sowie Staatsrecht. Er arbeitet als Militärhistoriker an der Militärakademie der ETH Zürich sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Fachreferent im Schweizerischen Nationalmuseum. Darüber hinaus ist er als freiberuflicher Historiker in verschiedenen Projekten tätig.
»Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.«
DWIGHT D. EISENHOWER
Als größter Krieg der Menschheitsgeschichte bleibt der Zweite Weltkrieg mit seinen Auswirkungen bis heute spürbar. Die Brutalität dieses Krieges machte die Abgründe der Menschheit sichtbar wie kaum ein Konflikt zuvor und danach. In diesem Buch soll der Zweite Weltkrieg in seiner Globalität und Totalität betrachtet werden. Dabei werden die Ausgangslage nach dem Ersten Weltkrieg sowie die politisch-militärischen Entwicklungen und der Einfluss schwelender Konflikte der Zwischenkriegszeit dargestellt. Neben der chronologischen Behandlung der wichtigsten Kriegsschauplätze und Akteure werden der See- und Luftkrieg gesondert untersucht. Unter dem Begriff des Totalen Krieges werden auch die sozioökonomische Mobilisierung, die Entgrenzung der Gewalt und die Kriegsverbrechen thematisiert. Damit einher geht der Blick auf die Opfer, Schäden und Kosten sowie auf die Folgen dieses Krieges.
Marco SiggDer Zweite Weltkrieg
Marco Sigg
1937–1945
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Alle Rechte vorbehalten
© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2014Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014Korrektur: Sven Gütermann, Freiburg im BreisgauCovergestaltung: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbHHamburg BerlinBildnachweis: 2. Weltkrieg / Eroberung von Berlin durch die Rote Armee,akg-imageseBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0461-5
www.verlagshaus-roemerweg.de/marixverlag
»Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen,oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.«
John F. Kennedy
1. EINLEITUNG
2. AUSGANGSLAGE
2.1.Das Erbe des Ersten Weltkrieges
2.2.Die Hauptkriegsteilnehmer
2.3.Politische Ideologien
Liberale Demokratie
Kommunismus
Die radikale Rechte – Faschismus und Nationalsozialismus
Japanischer Ultranationalismus
2.4.Militärische Entwicklungen in der Zwischenkriegszeit
Landkriegsführung
Luftkriegsführung
Seekriegsführung
3. KRIEGSSCHAUPLÄTZE
3.1.Der Krieg in Asien 1937 bis 1940
3.2.Der Krieg in Europa 1939 bis 1940 – die Zeit der Blitzfeldzüge
Der polnische Krieg
Intermezzo in Nordeuropa: »Winterkrieg« und »Weserübung«
Der Krieg gegen Frankreich
3.3.»Zeit der Weichenstellungen« 1940/1941
Krieg gegen Großbritannien
Antibritischer Kontinentalblock, Dreimächtepakt und die Entstehung der »Anti-Hitler-Koalition« – Politik und Strategie 1940/41
Kriege an der Peripherie – Afrika, Balkan, Naher Osten
3.4.Der Krieg im Osten 1941 und 1942 – Krieg der Weltanschauungen
Unternehmen Barbarossa – der Beginn von Hitlers Hauptkrieg
Der zweite Feldzug gegen die UdSSR 1942
3.5.Japans Ausgreifen in Ostasien und im Pazifik 1941 bis 1942
Der Weg nach Pearl Harbor
Die japanische Invasion Südostasiens
3.6.Der Wechsel der Initiative in Europa und Afrika 1943
Nordafrika und strategische Weichenstellungen der Alliierten
Osteuropäischer Kriegsschauplatz
Die Eröffnung der Front in Italien
3.7.Krieg in Ostasien und im Pazifik 1942 bis 1944 – Japan in der Defensive
Gezeitenwechsel bei Midway und Guadalcanal
Beginn der alliierten Gegenoffensiven
Stillstand auf dem Kriegsschauplatz China-Burma-Indien
3.8.Der Krieg zur See
Der Überwasserkrieg im Atlantik, Mittelmeer und in der Arktik
Der deutsche U-Boot-Krieg
Der Seekrieg im Pazifik
3.9.Der strategische Luftkrieg
Bombenkrieg in Europa
Bombenkrieg gegen Japan
3.10. Der Krieg in Europa 1944/45 – Sturm auf die »Festung Europa«
Der Krieg im Osten
Die Befreiung Westeuropas
Zusammenbruch und Kapitulation Deutschlands
3.11. Das Kriegsende in Asien 1945
Der Fall Burmas und die Rückeroberung der Philippinen
Die Landung alliierter Truppen auf Iwojima und Okinawa
Die Kapitulation Japans
Kriegsende in China und Südostasien
4. ZWEITER WELTKRIEG – »TOTALER KRIEG«?
4.1.Totale Kriegsziele
4.2.Totale Kriegsmethoden
4.3.Totale Mobilisierung
4.4.Totale Kontrolle
5. DAS ENDE UND ERBE DES ZWEITEN WELTKRIEGES
ANMERKUNGEN
AUSWAHLBIBLIOGRAPHIE
Das »kurze 20. Jahrhundert« von 1914 bis 1989/91 ist ohne die Katastrophen der beiden Weltkriege nicht vollumfänglich zu verstehen. Es ist ein »Zeitalter der Extreme«, wie Eric Hobsbawm bemerkte, das gleichermaßen von immensem Fortschritt in Technologie und Forschung wie von ideologischen und religiösen Konfrontationen geprägt war. Während der Erste Weltkrieg als »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« (George F. Kennan) dieses Zeitalter einläutete, stellte der Zweite Weltkrieg seine welthistorische Zäsur dar. In Anlehnung an den von den Zeitgenossen schon rasch als den »Großen Krieg« bezeichneten Ersten Weltkrieg markierte der Zweite Weltkrieg den »größten Krieg« der Menschheitsgeschichte. Stärker als je zuvor war die Welt in ihrer Gesamtheit durch diesen Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden. Nahezu alle damaligen Länder nahmen mit ihren Kolonien oder Mandatsgebieten daran teil – nur neun Staaten waren 1945 noch neutral. Auf allen bewohnten Kontinenten und in allen Zeitzonen fanden Kampfhandlungen statt, schätzungsweise 110 Millionen Männer und Frauen kämpften als Soldaten und rund 60 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte davon Zivilisten – starben an den direkten oder indirekten Folgen dieses Krieges. Sein Ausgang veränderte die soziopolitische Struktur der Welt radikal. Am Ende lagen weite Teile Europas und Asiens in Schutt und Asche. Die »alte Welt« europäischer Dominanz wich der »neuen Welt« der USA und der UdSSR. Das Ende des Zweiten Weltkrieges bildete so nicht nur das Ende, sondern auch den Beginn einer neuen Epoche: Technologisch und militärisch durch den Abwurf der ersten Atombombe und dem Einläuten des atomaren Zeitalters. Politisch und gesellschaftlich durch die Blockbildung des Kalten Krieges mit seinem Antagonismus zweier unüberbrückbarer Weltanschauungen sowie durch den bereits nach dem Ersten Weltkrieg begonnenen und nach 1945 beschleunigten Dekolonisationsprozess in Afrika und Asien.
Das Erbe des Zweiten Weltkrieges beschäftigt die Welt bis heute. Dies zeigen etwa die zahlreichen staatlichen und privaten Gedenkveranstaltungen sowie die unzähligen Denkmäler und Mahnmale. Die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges sind auf verschiedenen Ebenen bis heute spürbar. Eine zentrale Rolle spielen in Europa der Holocaust und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Im Rahmen eines neuen Opferdiskurses wird auch die Rolle der Alliierten im »Totalen Krieg« zunehmend kontrovers betrachtet, etwa hinsichtlich der Bombenopfer oder der Vertriebenen. In Russland führt die postsowjetische Phase gar zu einem Revival des »Großen Vaterländischen Krieges« und des Stalinkultes, mit Auswirkungen auf das Verhältnis zur EU, den Baltischen Staaten, der Ukraine oder Japan. In Asien selbst sorgen Altlasten aus der Zeit der japanischen Kolonialherrschaft und die fehlende Aufarbeitung japanischer Kriegsverbrechen immer wieder für Spannungen Japans mit China, Taiwan und der beiden koreanischen Staaten.
Auch die Geschichtswissenschaft beschäftigt sich eingehend mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bücher zum Thema sind Legion, ein Überblick zum aktuellen Forschungsstand ist selbst für den Experten kaum mehr zu schaffen. Am Ende des Buches findet sich eine Auswahl der jüngeren Forschungsliteratur, die dem Leser eine Vertiefung des Themas ermöglicht, die bei der vorliegenden Überblicksdarstellung nicht immer möglich gewesen ist. Hinzu kommt, dass die Forschung in weiten Teilen noch stark national geprägt ist, sodass sich eine britische Geschichte des Zweiten Weltkrieges nicht nur in ihrer Form von einer französischen, deutschen, russischen oder japanischen Geschichte unterscheidet, sondern auch inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte, Erklärungsansätze, Schuld- und Rechtfertigungszwänge hervorbringt. Der beschränkte Rahmen dieses Buches ließ es leider nicht zu, diesem Umstand oder den Forschungsdiskussionen genügend Rechnung zu tragen, geschweige denn alle Facetten des Zweiten Weltkrieges zu behandeln. Hingegen sollen die wichtigsten Aspekte, Akteure und Entwicklungen thematisiert werden. Die Ausrichtung auf den globalen Zusammenhang und die Komplexität des Zweiten Weltkrieges bildet dabei das Hauptanliegen dieses Buches.
An dieser Stelle sollen deshalb zunächst der Begriff des Weltkrieges sowie die Frage seiner zeitlichen Einordnung und Determinanten thematisiert werden. Noch viel ausgeprägter als der Erste war der Zweite Weltkrieg eine globale Angelegenheit. Dies deuten schon die erwähnten Größenordnungen an. Sie allein machen den Weltkrieg aber nicht aus. Die schon im Ersten Weltkrieg spürbaren Fortschritte im Transport- und Kommunikationswesen beschleunigten den angelaufenen Globalisierungsprozess zusätzlich. So ist der Zweite Weltkrieg auch von seiner inneren Kohärenz als Einheit zu verstehen, wobei sich verschiedene Faktoren überlagerten. Dabei waren nicht nur die Kämpfe zu Land, zur See und in der Luft miteinander vernetzt, vielmehr standen die Kriegsschauplätze auf den verschiedenen Kontinenten und Weltmeeren direkt oder indirekt in Wechselwirkung zueinander. Neben den Hauptauseinandersetzungen der Großmächte gab es zahlreiche Konflikte kleinerer und mittlerer Mächte. Letztere besaßen oftmals regionalen Charakter, wirkten sich durch die Bündniskonstellationen aber sofort global aus. So wurden in den europäischen Krieg auch außereuropäische Gebiete und Parteien einbezogen und umgekehrt. Die Aspekte des Kolonialismus und Imperialismus spielen ebenso hinein, weshalb auch die Dekolonisationsbestrebungen mit zu berücksichtigen sind, durch die der Westen direkt in Beziehung zu Mächten der »Dritten Welt« trat. Und schließlich hebt sich der Zweite Weltkrieg auch durch seine Intensität deutlich von allen vorherigen Kriegen ab. Unter Aufbringung ihrer gesamten Wehrpotenziale versuchten die kriegführenden Staaten machtpolitische, ideologische und wirtschaftliche Ziele zu verwirklichen. Im Endeffekt lief dies auf eine Entgrenzung der Gewalt und Radikalisierung der Kriegsführung hinaus. Vor dem Hintergrund der globalisierten Welt führten die technologischen Möglichkeiten und das industrielle Potenzial in Kombination mit der zerstörerischen Kraft von Ideologien zu einer Totalisierung des Krieges, dessen Führung häufig außerhalb völkerrechtlicher und moralischer Normen stattfand.
Bei all dem stellt sich die Frage nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Gerne wird der Erste Weltkrieg als Ursprung und Auftakt des Zweiten Weltkrieges betrachtet. In der Geschichtswissenschaft entstand der Begriff des »Zweiten Dreißigjährigen Krieges«, der freilich auf Charles de Gaulle sowie Winston Churchill zurückgeht und die Epoche von 1914 bis 1945 als chronologisch und inhaltlich zusammenhängende Einheit (»Zeitalter der Weltkriege«) charakterisieren soll. Inwiefern die Chronologie Erster Weltkrieg – Zwischenkriegszeit – Zweiter Weltkrieg tatsächlich eine Kontinuität darstellt oder nicht doch vielmehr Brüche kennzeichnend sind für diesen Zeitraum ist Gegenstand diverser Diskussionen. Mit Blick auf die Rolle des Deutschen Reiches und die Person Adolf Hitlers ist ein Zusammenhang zwischen dem tiefen Trauma der deutschen Niederlage 1918 und dem nationalsozialistischen Programm sicherlich inhärent. In Asien hingegen wirkte der Erste Weltkrieg keineswegs als Ausgangspunkt, sondern im besten Fall als Katalysator verschiedener anders gelagerter Prozesse und Ursachen (vgl. 2.2). Daraus folgen zwei Erkenntnisse: Zum einen muss mit der Vorstellung aufgeräumt werden, dass sich die Ereignisse in einem deterministischen Verlauf – zwangsläufig, unausweichlich – entwickelt hätten, und es deshalb nach 1914/18 auch zum Krieg 1939/45 kommen musste. Zum anderen erschließt sich die ganze Dimension des Zweiten Weltkrieges erst, wenn die Europa- und Deutschlandzentrik aufgegeben wird. Betrachtet man nämlich die Kriege der Westmächte mit außereuropäischen Staaten bzw. von diesen untereinander, wird die Sogwirkung solcher Konflikte an der »Peripherie« auf die Westmächte offenbar. Die globale Perspektive hilft, nationale Narrative zu überwinden und die vermeintlich vorgegebene Chronologie zu brechen. Entwicklungen in der »Dritten Welt« werden als Einflussfaktoren stärker gewichtet. Das Loslösen von der eurozentrischen Perspektive lässt etwa erkennen, dass außereuropäische Staaten nicht nur als Opfer der politisch-militärischen Dominanz der westlichen Mächte, sondern als eigenständige Akteure auftraten, die ihrerseits Entwicklungen beeinflussten und anstießen. Für den Zweiten Weltkrieg gilt dies besonders für China und Japan, wie der Blick auf deren politisch-militärischen Entwicklungen und Konflikte zeigen wird.
Bei der Datierung des Kriegsbeginns zeigt sich dies in aller Deutlichkeit. So reduziert das Standardnarrativ vom Zweiten Weltkrieg als »Hitlers Krieg« den globalen Krieg auf seine europäische Dimension und auf Adolf Hitler als seinen alleinigen Ursprung. Der Kriegsbeginn wird in diesem Zusammenhang auf den 1. September 1939 datiert, auf den Tag des deutschen Überfalls auf Polen. Die Verantwortung Hitlers und des NS-Regimes für den Krieg, wie er sich ab 1939 in Europa mit all seinen Aspekten eröffnete, soll damit keineswegs bagatellisiert werden. Ein Blick in den asiatischen Raum zeigt jedoch, dass dort mit dem Zweiten sino-japanischen Krieg spätestens ab Juli 1937 ein Krieg herrschte, der bis 1945 andauerte und weltweite Konsequenzen nach sich zog. Entscheidend sind die Überlagerungen und Wechselwirkungen. So kann z. B. die britische Beschwichtigungspolitik (Appeasement) in Europa ohne die japanische Expansionspolitik in Asien nicht verstanden werden, da diese die britischen Interessen zu dem Zeitpunkt viel stärker gefährdete. Hinzu kamen Probleme in Palästina, Indien und Burma, sodass Großbritanniens Aufmerksamkeit nicht primär Europa, sondern dem Erhalt seiner Kolonien galt. Weitere Akteure in Asien mit direkter oder indirekter Einflussnahme waren etwa die UdSSR, die USA, Frankreich, das Deutsche Reich oder die Niederlande. Vor diesem Hintergrund überzeugt auch das Jahr 1941 als Datum des Weltkriegsbeginns nicht. Unbestritten erhält der Weltkrieg 1941/42 eine neue Qualität. Die Interpretation, wonach beide Kriege bis 1941 als eigene Kriege zu verstehen seien, die bloß gleichzeitig stattgefunden hätten, und erst die Verschmelzung des europäischen und asiatischen Krieges den Weltkrieg ausmachte, blendet die politischen, wirtschaftlichen und sogar militärischen Aktivitäten der außereuropäischen Staaten vor 1941 aus. Insbesondere die UdSSR bildete eine Art Scharnierstück zwischen Europa und Asien, hegte sie doch auf beiden Kontinenten Interessen. Spätestens der japanisch-sowjetische Grenzkrieg von Mai bis September 1939, in den die UdSSR, Japan und die Mongolische Volksrepublik involviert waren, verdeutlicht dies.
Vom Aufbau her behandelt das vorliegende Buch zunächst die Ausgangslage vor dem Zweiten Weltkrieg und danach den Kriegsverlauf auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Das vierte Kapitel behandelt die Frage, inwiefern der Zweite Weltkrieg als »Totaler Krieg« zu charakterisieren sei. In diesem Zusammenhang wird auch der Aspekt der Kriegsverbrechen vertieft. Kriegsende, Kriegsverbrecherprozesse und die Folgen des Krieges auf die Weltordnung werden im fünften Kapitel thematisiert. Die Komplexität des Zweiten Weltkrieges mit seiner Vermischung verschiedener, teils gleichzeitig stattfindender Entwicklungen und seine räumliche Ausdehnung als weltumfassender Konflikt kann mit einem rein chronologischen Ansatz nicht bewältigt werden. Das Buch versucht deshalb, den chronologischen Verlauf mit thematischen Schwerpunkten zu kombinieren, wo dies für das Verständnis sinnvoll ist. Wiederholungen wurden wenn immer möglich verhindert, waren für die Situierung in den Gesamtkontext manchmal aber unumgänglich.
Der Zweite Weltkrieg begann nicht wie der Erste Weltkrieg, der mit einem Schlag alle europäischen Großmächte und weitere Kleinstaaten miteinschloss. Er durchlief eine rollende Entwicklung. Ihm war in den 1930er Jahren eine zunehmende Eskalation der politischen Lage vorausgegangen, die in Europa und besonders in Asien bereits kriegsähnliche Zustände hervorgerufen hatte. Im Juli 1937 brach der Krieg zwischen China und Japan offen aus, in den einige Westmächte indirekt involviert waren. Von Mai bis September 1939 kamen militärische Zusammenstöße zwischen japanischen, sowjetischen und mongolischen Truppen in der Mandschurei hinzu. In Europa fing der Krieg im September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen an, dem sich die UdSSR anschloss. Großbritannien und Frankreich reagierten mit der Kriegserklärung an das Deutsche Reich. Italien trat 1940 im Zuge der deutschen Erfolge in den Krieg ein und weitete den Konflikt auf den Balkan und Nordafrika aus. Mit dem deutschen Überfall auf die UdSSR im Juni 1941 erlangte der Krieg eine qualitativ neue Entwicklungsstufe. Darüber hinaus verstärkte sich die alliierte Allianz, der neu auch die UdSSR angehörte. Im Dezember 1941 eröffnete Japan den Krieg gegen die USA und Großbritannien, in den auch Frankreich, Australien, Neuseeland, Indien, die Niederlande und Thailand einbezogen wurden. Die letzte signifikante Neukonstellation erfuhr der Zweite Weltkrieg durch die sowjetische Kriegserklärung an Japan und den Einmarsch in die Mandschurei im August 1945.
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