Deutsche Unternehmen in China - Rückblick auf 20 Jahre Geschäftserfahrungen - Jian-Ping Qin - E-Book

Deutsche Unternehmen in China - Rückblick auf 20 Jahre Geschäftserfahrungen E-Book

Jian-Ping Qin

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Beschreibung

Das Buch beschreibt die Geschäftserfahrung eines deutschen Unternehmens in China. Der Autor war Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens in China, hat die dortige Niederlassung gegründet, sie von einer kleinen Vertriebsgesellschaft zu einem großen Allround-Unternehmen mit 300 Mitarbeitern entwickelt und 20 Jahre lang geleitet. Es gibt ca. 8000 deutsche Unternehmen in China. Aus verschiedenen Gründen sind nicht alle erfolgreich. Die Unterschiede in Sozial- und Wirtschaftssystem sowie Markteigenschaften, Kultur sowie Unternehmensmanagement zwischen China und Deutschland wirken sich erheblich auf die Geschäftsführung deutscher Unternehmen in China aus. Die meisten Probleme beruhen darauf, dass einfach deutsche Geschäftsprozesse ohne Rücksicht auf die Unterschiede des Umfelds kopiert werden. Auch die Entwicklung der vom Autor gegründeten Niederlassung war nicht von Anfang an erfolgreich, die Anpassung an den chinesischen Markt verlief holprig und schmerzhaft. Die Anpassung der Geschäftsführung deutscher Unternehmen in China an das chinesische Umfeld steht im Mittelpunkt dieses Buches. Der Autor hat 20 Jahren lang die Entwicklung dieses deutschen Unternehmens in China persönlich begleitet, viel Gutes und Schlechtes erlebt und viele Krisen überstanden. Als ein Ingenieur der Metallurgie mit Doktorgrad hat der Autor keine spezielle wirtschaftliche Ausbildung durchlaufen und will auch gar nicht die Geschäftsführung in China aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre beschreiben. Er möchte vielmehr die allgemeinen Probleme in allen Bereichen objektiv analysieren und Vorschläge zur Verbesserung machen. Mit diesem Buch möchte der Autor eine Referenz für die deutschen Unternehmen in China bieten und ein Fenster zum Verständnis der chinesischen Marktbesonderheiten öffnen.

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Dr.-Ing. Jian-Ping QIN

Deutsche Unternehmen in China

Rückblick auf 20 JahreGeschäftserfahrungen

Copyright: © 2020 Dr.-Ing. Jian-Ping QIN

Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Umschlag & Satz: Erik Kinting

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

978-3-347-08709-5 (Paperback)

978-3-347-08710-1 (Hardcover)

978-3-347-08711-8 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Existenzumfeldanalyse der deutschen und chinesischen Geschäftsmodelle

1. Sozialsystem

2. Wirtschaftssystem und Markteigenschaften

3. Kultur und Gepflogenheit

4. Unternehmensmanagement

Fazit

Die Entwicklung der deutschen Unternehmen in China

Prozessmanagement der deutschen Unternehmen

Prozess der Unternehmensplanung

Vertriebsprozess

Anwendungstechnik

Produktionsmanagementprozess

Logistikprozess

Produktmanagementprozess

Prozess für Konstruktion und Entwicklung

Einkaufsprozess

Qualitätsmanagementprozess

Finanzmanagementprozess

1. Berechnung des Umsatzes

2. Das chinesische Fapiao-System

3. Das einzigartiges Steuermanagement in China

4. Forderungsmanagement

5. Zwei Buchführungen

6. Patent- und Markengebühren

Personalmanagementprozess

Allgemeine Analyse vonMade

in ChinaundMade in Germany

Eigenschaften Made in Germany

Eigenschaften Made in China

Vorwort

Die USA, Deutschland, Japan und China können als Superproduktionsländer betrachtet werden. Obwohl die USA, eine ehemalige Produktionsmacht, ihre führende Position in der Hochtechnologie beibehalten haben, gaben sie diese im traditionellen Industriebereich jedoch auf.

In der Industrie kursiert ein Sprichwort: Die Amerikaner patentieren die Erfindung, die Deutschen machen daraus ein Produkt, die Japaner miniaturisieren es und die Chinesen machten es billig. Obwohl das etwas überzogen ist, verdeutlicht dieser Spruch im Grunde die Merkmale dieser Länder: Die USA sind führend in der Hochtechnologie, Deutschland ist gut in der Entwicklung von Produkten, Japan ist gut in der Optimierung von Produkten, und China hat die Kosten durch Massenproduktion erheblich reduziert.

Dieses Buch konzentriert sich auf Made in Germany und Made in China.

Deutschland ist weltweit für seine Qualität und Zuverlässigkeit bekannt und hat in Europa fast keine Konkurrenten mehr. Die Einführung des Euro macht es den Euro-Ländern unmöglich, ihre Produkte durch die Abwertung ihrer Währungen vor den Deutschen zu schützen; mithilfe des Euro durchbrachen deutsche Produkte die Grenzen und besetzten Europa. Die weltweit bekannte deutsche Industrienorm DIN ist zur europäischen Norm EN geworden.

In Bezug auf die moderne Industrie müssen wir anerkennen, dass Deutschland ein Lehrer für China ist, die deutsche Qualität hat weltweit historische Ausmaße. So wusste der Autor zum Beispiel schon in seiner Kindheit, dass die deutsche Firma Zeiss zu dieser Zeit die besten Kameras der Welt herstellte.

Gegenüber Made in Germany haben die Chinesen seit dem Zweiten Weltkrieg Respekt. In den chinesischen Medien finden sich häufig verschiedene Artikel, in denen Deutschland und deutsche Produkte vorgestellt werden. Die Berichte sich voller Lob und Anerkennung, das deutsche Modell wird in China fast vergöttert. Deutsche Produkte sind immer Muster für Kopien chinesische Produkte und das deutsche Unternehmensmanagement ist immer Vorbild für die chinesische Unternehmensführung. Obwohl Made in China auf der ganzen Welt den Mid-End- und Low-End-Markt zurzeit dominiert hat, bleibt Made in China im High-End-Markt jedoch hinter Made in Germany zurück. Der Aufstieg des chinesischen Modells bedeutete also nicht den Niedergang des deutschen Modells.

Dieses Buch beabsichtigt nicht, das deutsche Modell durch das chinesische zu ersetzen, sondern vielmehr die Rationalität dieser beiden Modelle in eigenen Existenzumfeldern zu diskutieren.

Existenzumfeldanalyse der deutschen und chinesischen Geschäftsmodelle

Zunächst muss betont werden, dass jedes der beiden Modell ein eigenes soziales, wirtschaftliches und kulturelles Umfeld hat. Der deutsche Philosoph Hegel sagte: Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig.

Der Erfolg eines Modells ist untrennbar mit seinem jeweiligen Existenzumfeld verbunden. Ein Modell, das an dem einem Ort erfolgreich ist, ist möglicherweise nicht oder nicht vollständig für einen anderen Ort geeignet, wenn das Existenzumfeld ein anderes ist. Mit anderen Worten: Wir müssen zunächst einen objektiven Vergleich der Existenzumfelder deutscher und chinesischer Unternehmen durchführen. Durch den Vergleich der Unterschiede bei Sozialsystem, Wirtschaftssystem, Markteigenschaften, Kultur und Unternehmensmanagement zwischen China und Deutschland können wir die Unterschieden der beiden Geschäftsmodelle in ihrem jeweiligen Existenzumfeld besser verstehen.

1. Sozialsystem

Deutschland ist ein Rechtsstaat. Die Gesetze gelten für alle und müssen befolgt werden. Fast alle deutschen Unternehmen machen ihre individuellen AllgemeinenGeschäftsbedingungen zur Vertragsgrundlage, wobei alle rechtlichen Punkte genau definiert sind. Funktionen, Anwendungsbereich und Gebrauchsanweisung eines Produkts sowie die Qualitätsgarantie etc. sind in Deutschland klar definiert und gesetzlich festgelegt. Die Verantwortung bei Problemen steht auch vollständig unter rechtlicher Aufsicht. Klare gesetzliche Anforderungen und rechtliche Verantwortlichkeiten führen wiederum zu extrem hohen Anforderungen an die Produktqualität. Das ist die rechtliche Grundlage für die hohe Qualität deutscher Produkte.

China ist ein Entwicklungsland und das Rechtssystem noch zu verbessern. Die rechtlichen Definitionen der Produktqualität, der Verantwortlichkeiten und Pflichten sind noch nicht klar genug definiert. Es gibt keine wirksame rechtliche Bewertungsmethode für die Qualitätsprobleme bei Produkten, daher mangelt es an einer ausreichenden Rechtsgrundlage für die Qualitätsanforderungen in China. Sobald ein Problem auftritt, geht es mehr darum, wie das Problem schnell gelöst werden kann, statt die Verantwortung zu klären. Das wiederum liegt am menschlichen Faktor in China, es wird alles über persönliche Beziehungen geregelt – Vitamin B, wie man in Deutschland sagt. Bei Streitfällen in Deutschland werden meistens direkt rechtliche Schritte eingeleitet und das Rechtsverfahren schließt das Problem normalerweise ab.

Beispielsweise ist die Abwicklung von Forderungen in Deutschland vergleichsweise einfach. Das gerichtliche Mahnverfahren kann von jedem kostengünstig selbst betrieben werden, zusätzlich gibt es von Inkassobüros bis zu Anwälten zahlreiche qualifizierte Dienstleister, an die man das Mahnwesen auslagern kann. In China ist die Abschreckungskraft zum Beispiel von entsprechenden Anwaltsbriefen begrenzt und die Durchsetzung von Forderungen auf dem Rechtsweg unzureichend. Selbst wenn eine Klage gewonnen wird, ist das Urteil häufig nicht vollstreckbar. Daher erfolgt das Inkasso in China eher über die Beziehungen der Verkäufer. Dies ist ebenfalls dem menschlichen Faktor geschuldet. Persönliche Beziehungen haben in China immer noch eine große Wirkung. Es gibt dazu ein berühmtes chinesisches Sprichwort: Alles ist schwer, aber alles ist möglich. Deutschland ist ein entwickelter und demokratischer Staat, garantiert die Menschenrechte und fördert die Familienwerte. Die Arbeiter und Angestellten streben nach gesunder Arbeit und angemessenem Urlaub. Sie möchten keine unbezahlten Überstunden machen und ungern unter hohem Druck arbeiten. Unternehmen ermutigen üblicherweise auch nicht zu harter Arbeit, von unrühmlichen Ausnahmen mal abgesehen. Die persönlichen und familiären Interessen der Mitarbeiter werden umfassend geschützt. Unternehmensinteressen werden weniger stark berücksichtigt, als in China.

Chinesische Unternehmen sehen die Arbeit an erster Stelle, die Mitarbeiter sollten sich für das Unternehmen opfern und für Arbeit und Karriere alles, einschließlich der Familie, unterordnen. Engagement wie freiwillige unbezahlte Überstunden werden als positive Einstellung gefördert. Die 9-9-6-Arbeitszeit (morgens um 9 Uhr zur Arbeit, abends um 9 Uhr Feierabend und das 6 Tage die Woche) ist für die Angestellte in China normal. Arbeiter privater Unternehmen arbeiten im Allgemeinen 10–12 Stunden am Tag und es ist normal, dass sie nur einen Tag pro Woche oder sogar nur einmal pro Monat freinehmen.

Deutsche Unternehmen haben starke Gewerkschaften, die die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern koordinieren. Die Mitarbeiter achten aber auch auf die Interessen des Unternehmens und beteiligen sich aktiv an verschiedenen Geschäftsvorgängen. Gute Beziehungen zwischen Arbeitgebern und den Arbeitnehmern können die gesunde Entwicklung von Unternehmen fördern, wie man in Deutschland sieht. Gewerkschaften denken aber mehr über die Interessen der Arbeitnehmer als über das Unternehmen nach.

Ein Beispiel dazu ist eine deutsche Muttergesellschaft, die während der Finanzkrise 2009 Mitarbeiter entlassen musste. Die Entlassungen wurden mit dem Betriebsrat abgestimmt und richteten sich nach humanitären Grundsätzen: Ältere und minderqualifizierte Angestellte, die nur geringe Chance hatten, einen neuen Job zu finden, wurden beigehalten, während eine große Anzahl guter und junger Mitarbeiter, die problemlos einen neuen Arbeitgeber finden konnten, freigestellt wurden; infolgedessen ist die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stark geschwächt worden.

Chinesische Gewerkschaften sind demgegenüber grundsätzlich ineffektiv. Die Gewerkschaften staatlichen Unternehmen kümmern sich um die einfachen Belange von Arbeitnehmern und haben im Grunde kein Mitspracherecht bei der Unternehmensführung. Ausländische und private Unternehmen haben in China daher fast keine Gewerkschaften.

Der Staat ermutigt Unternehmen allerdings, Gewerkschaften zu gründen. Er erhebt zwei Prozent der Gesamtlohnkosten der Unternehmen als Gewerkschaftsgebühren; das Geld kann nach Gründung der Gewerkschaften erstattet werden. Die meisten Unternehmen verzichten aber lieber auf diese zwei Prozent und die Gründung einer Gewerkschaft. Der Wunsch der Arbeitnehmer nach einer Gewerkschaft ist aber ebenfalls nicht stark.

Chinesische Unternehmen haben also mehr Gestaltungsmöglichkeiten in Mitarbeiterfragen, sind daher insgesamt flexibler und haben niedrigere Betriebskosten.

2. Wirtschaftssystem und Markteigenschaften

Deutschland hat eine entwickelte und stabile Marktwirtschaft. Der Markt und die Kunden verändern sich nur wenig, die Marktentwicklung ist sehr vorhersehbar. Dies ermöglicht Unternehmen eine genaue Planung mit optimalen Ergebnissen. Die deutsche Unternehmensführung basiert auf einem stabilen Markt und einem hohen Planungsgrad. Planung ist das Hauptmerkmal der deutschen Unternehmensführung.

China ist ein Entwicklungsland. Aufgrund der raschen Entwicklung und großen Schwankungen stellen Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit ein wichtiges Merkmal des chinesischen Marktes dar. Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren wirken sich negativ auf die Ergebnisse der Unternehmensführung aus. Aufgrund dieser Marktvolatilität verfügen chinesische Unternehmen jedoch über eine gute Plastizität und Flexibilität. Sie können sich schnell auf neue Situationen einstellen. Chinesische Unternehmen agieren auf der Basis volatiler Märkte, wobei Flexibilität das größte Merkmal chinesischer Unternehmen ist.

Deutschland verfügt ein ausgereiftes Marktwirtschaftssystem und die meisten Unternehmen halten sich an die Spielregeln. Es gibt weniger bösartigen Wettbewerb. Solange der Markt groß genug ist, wird es allen gut gehen und jeder wird Geld verdienen. Der Unterschied besteht nur darin, mehr oder weniger zu verdienen. Den Unternehmen fehlt jedoch ein Existenzdruck, was im Krisenfall zu einer schlechteren Bewältigungsfähigkeit führt.

Im chinesischen Markt ist bösartiger Wettbewerb viel verbreiteter, es werden nahezu alle Mittel zur Auftragsgewinnung eingesetzt. Dies verringert die Erträge der Unternehmen erheblich und behindert deren gesunde Entwicklung. Qualitätsanforderungen werden aus Kostengründen daher oft stark reduziert. Aus einer anderen Perspektive betrachtet führt diese Art von Wettbewerb jedoch dazu, dass gute Unternehmen gestärkt und schlechte beseitigt werden. Der harte Wettbewerb zwingt die Unternehmen zu Kostensenkungen und Innovationen. Deshalb sind chinesische Produkte weltweit wettbewerbsfähiger.