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Er vertrieb die Moslems von Sizilien - und gab seine Schätze in ihre Obhut. Er unternahm einen Kreuzzug in das Heilige Land - und ritt dabei an der Spitze seiner arabischen Krieger. Er starb in der Kutte eines Mönches - und wurde im Ornat eines Sultans bestattet. Der Stauferkaiser Friedrich II. war die mit Abstand bedeutendste Persönlichkeit des europäischen Mittelalters. Folgt man der Argumentation von Ustad Tarik Knapp, so war er darüber hinaus auch "der größte Muslim deutscher Herkunft" (so zu lesen in der Zeitschrift "Morgenstern", Ausgabe 2/1996). Damit kommt der deutsche Diplomat und Mitbegründer von Bündnis 90/Die Grünen zum gleichen Urteil wie Jahrhunderte zuvor der arabische Chronist Ibn al-Furât. In diesem Buch werden alle Informationen zusammengetragen, die zur Rolle des Islam in den drei Reichen des "größten Friedrich" überliefert sind. Zusammen mit den steinernen Zeugnissen, die uns der Staufer hinterlassen hat, ergeben sie ein neues und verblüffendes Kapitel der europäischen Geschichte des dreizehnten Jahrhunderts.
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Seitenzahl: 116
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Einleitung
Der Islam im Königreich Sizilien
Der Islam im Königreich Jerusalem
Der Islam im Heiligen Römischen Reich
Muslime im engeren Umfeld des Kaisers
Weitere Berührungspunkte
Die Erben des Kaisers
Friedrich als katholischer Kaiser
Die besondere Rolle der Zisterzienser
Zisterzienser u. Muslime – Parallelen und Gegensätze
Exkurs: Das Achteck
Clé de voûte: Das Castel del Monte
Schlussbetrachtung
Chronologische Aufstellung wichtiger Ereignisse
Literaturverzeichnis
Friedrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Sizilien und Jerusalem, starb am 13. Dezember 1250 im apulischen Castel Fiorentino, achtzehn Kilometer nordwestlich der von ihm gegründeten Sarazenen-Stadt Lucera. Bekleidet war er auf dem Totenbett mit der schlichten Kutte der Zisterzienser, die er auch zuvor schon gelegentlich getragen hatte. Doch als man seinen Sarkophag im Dom von Palermo 1781 unter Aufsicht der königlichen Altertumsverwaltung öffnete, fand man ihn bekleidet mit wertvollen Stiefeln, einer seidenen Dalmatika und einem mit den kaiserlichen Adlern bestickten Mantel. Beigefügt waren dem Leichnam ein Schwert in einer sarazenischen Scheide, die kaiserliche Krone und ein Reichsapfel, dessen Kreuz entfernt worden war. Aufschluss über die Herkunft der Kostbarkeiten gab eine arabische Inschrift auf dem leinenen Untergewand. Sie lautete: „Das ist ein Geschenk für den Sultan.“
Somit stiftet der große Staufer selbst im Sarg noch Verwirrung über seinen Glauben. Seine religiösen Anschauungen waren schon zu seinen Lebzeiten Gegenstand der widersprüchlichsten Spekulationen und haben seitdem Heerscharen von Historikern und anderen Gelehrten beschäftigt. Des Öfteren wurde ihm unterstellt, ein „Anhänger des sarazenischen Glaubens, orientalischer Ausschweifung und ähnlicher Dinge“1 zu sein.
Lassen wir drei Zeitzeugen zu Wort kommen:
Den Franziskanermönch Salimbene von Parma: „Glauben an Gott hatte er nicht.“
Einen christlichen Zeitgenossen: „Deshalb hatten der Papst und alle anderen Christen, die es erfuhren, große Besorgnis und großen Verdacht, dass er zum Glauben Mohammeds übertreten wolle.“2
Den arabischen Chronisten Ibn al-Furât3: „In jenem Jahr starb Kaiser Friedrich … Man sagt, dass der Kaiser insgeheim ein Muslim war.“4
Der Monarch selbst stellte sich dagegen bei seinen öffentlichen Auftritten und in vielen erhaltenen Dokumenten gern als katholischer Kaiser und als oberster Beschützer der Christenheit dar – auch wenn Hans Niese 1912 zu dem Schluss kam: „Dass Friedrich den Lehren des Christentums ungläubig gegenüberstand, sollte nicht bezweifelt werden.“5
In diesem Buch werden nun zunächst sämtliche Informationen zusammengetragen, die zur Rolle des Islam in den drei Reichen unter seiner Krone überliefert sind. Weiterhin wird durch eine genaue Analyse bekannter Tatsachen und Texte deren teilweise recht stereotype Interpretation durch westliche Historiker infrage gestellt und widerlegt. Die zuverlässigste Auskunft zur Religion des Herrschers gibt schließlich sein berühmtestes Denkmal, das apulische Castel del Monte. Wie der Schlussstein eines Gewölbes krönt es das aufgezeigte Konstrukt aus Indizien und Hypothesen und verwandelt es in ein solides Bauwerk, das der europäischen Geschichte eine neue Dimension hinzufügt.
Briefmarke zu Friedrichs achthundertstem Geburtstag
1 Gabrieli: Stupor mundi; nach Horst, S. 109
2 nach Heinisch, S. 190
3 Die Transkription arabischer Namen und Ausdrücke richtet sich nach den zitierten Quellen und weicht daher teilweise voneinander ab. Weiterhin sind die emphatischen Laute und das gehauchte „h“ aus technischen Gründen ohne Punkt geschrieben. Das „gain“ wurde zu „gh“ und zur Markierung langgezogener Vokale wurde statt eines Querstriches ein Accent circonflexe verwendet.
4 nach Crespi, S. 301
5 Niese, S. 32
In Tunesien regierten von 800 bis 9096 die Aghlabiden als Statthalter der abbassidischen Kalifen in Baghdad. Sie waren es, die 827 in Sizilien landeten, die Insel für mehrere Jahrhunderte in den arabischen Raum eingliederten und das Land zu einer einzigartigen kulturellen und wirtschaftlichen Blüte führten.
Später geriet Sizilien in den Einflussbereich des ismailitischen7 Fatimiden-Staates, der von 909 bis 1171 weite Teile Nordafrikas und Westasiens umfasste. 948 wurde al Hasan Ibn ’Ali al-Kalbî zum Gouverneur der Insel ernannt, der Berater des fatimidischen Kalifen al-Mansûr. Er begründete die Dynastie der Kalbiden, unter denen die islamische Kultur auf Sizilien ihren Höhepunkt erreichte.
Von der engen Verbindung zur muslimischen Welt zeugen in Palermo bis heute einige Baudenkmäler aus normannischer Zeit. Allen voran das Lustschloss La Zisa (vom arabischen „al-Aziz” – die Strahlende), das in seiner Fassadengliederung an die Moschee der drei Tore in Kairouan erinnert. Der Pavillon der Cuba greift Stilelemente des Dar al-Bahr (Palast des Meeres) auf, der von den Fatimiden hundert Kilometer südlich von Bejaïa im heutigen Algerien errichtet wurde und später den Ziriden als Regierungssitz diente. Für die Piccola Cuba diente vermutlich ein Kiosk im Hof der großen Moschee von Sfax als Vorbild und die Kirche San Giovanni degli Eremiti (erbaut 1143) wirkt selbst wie eine Moschee. Sogar in den Domen von Palermo, Cefalù und Monreale sowie in der Cappella palatina des normannischen Königspalastes finden sich fatimidische Einflüsse.
Nur der Halbmond fehlt: San Giovanni degli Eremiti
Während Sizilien zweihundertdreißig Jahre von Muslimen regiert wurde, beschränkte sich der Machtbereich der Sarazenen auf dem italienischen Festland mehr oder weniger auf die zwei Brückenköpfe Bari (Emirat von 847 bis 871) und Tarent (842 bis 880 und 927 bis 967). Garigliano am Golf von Policastro war kaum mehr als ein Piratennest, und in Reggio reichte die Zeit gerade aus, um eine Moschee zu errichten.
1061 landeten die Normannen auf Sizilien, 1072 eroberten sie Palermo, 1090 als letzte größere Stadt Noto und 1091 befand sich die ganze Insel in ihrer Hand. Doch dieser Machtwechsel hatte auf das tägliche Leben zunächst keine größeren Auswirkungen. Schon zu Beginn der Eroberung handelte Emir Ibn ath-Thumnah, als dessen Verbündete die normannischen Söldner ursprünglich gekommen waren, Garantien für die Muslime von Ostsizilien aus. Im westlichen Teil der Insel ließen die neuen Herren große Gebiete sogar völlig unbehelligt und achteten lediglich darauf, dass die Bewohner keinen Widerstand leisteten und ihre Steuern entrichteten. So konnte sich südlich von Palermo eine rein muslimische Enklave erhalten, die nominell zwar den Bischöfen von Monreale und Agrigent8 unterstand. De facto aber wurde sie von der islamischen Dynastie der Hammudiden beherrscht, die der britische Historiker und Cambridge-Professor David Abulafia als eine Art „westsizilianische Pfalzgrafen“ bezeichnet.
Der muslimische Einfluss blieb also zunächst unverändert und der arabische Historiker Ibn al-Athîr9 konnte über König Roger II. berichten: „Er behielt die Gepflogenheiten der muslimischen Könige aufrecht (durch die höfischen Einrichtungen) von dschanib (Feldadjutanten), hadschib (Kämmerer), silâhî (Knappen), dschândâr (Leibwächter) und Ähnlichem. Dadurch unterschied er sich von den Franken, die diese Einrichtungen nicht kannten. Am Hofe Rogers wurde auch ein Diwân al-Mazâlim (zuständiges Gericht für Gewaltverbrechen) eingerichtet, wo die Betroffenen Klage erheben konnten und der König Recht sprach – und sei es gegen seinen eigenen Sohn. Roger respektierte die Muslime: Er pflegte den Umgang mit ihnen und verteidigte sie gegen die Franken. Deshalb begegneten sie ihm mit Liebe.“10
Die Normannen übernahmen in weiten Bereichen die islamische Kultur und Gesellschaftsordnung, insbesondere aber deren vielgerühmte Toleranz in religiösen Fragen – nun allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Die Muslime behielten ihre Moscheen, ihre Märkte und Stadtviertel. Sie folgten weiter dem Ruf des Muezzins und hatten sogar ihre eigenen Richter.
Der andalusische Mekkapilger Ibn Gubyar schrieb 1184 über König Wilhelm II., genannt Wilhelm der Gute: „Wilhelm widmet sich den Vergnügungen des Hofes wie die muslimischen Könige, denen er auch in der Gesetzgebung, in der Führung des Staates, in der Unterteilung der Untertanen, im Glanz des Königtums und im Luxus des Zierrats nacheifert … Die Diener des Königs, die in der Regierung wichtige Stellen besetzen, und die Angestellten der Verwaltung sind alle Muslime.“11
Die königliche Kanzlei trug neben ihrem lateinischen Namen duana de secretis auch noch die arabische Bezeichnung diwan at-tahqiq al-mamur sowie die griechische mega sekreton, und dementsprechend wurden alle wichtigen Dokumente in diesen drei Sprachen verfasst. Selbst die Münzen des Reiches waren unter Friedrichs Großvater Roger II. auf Arabisch beschriftet, wenngleich mit seinem frommen Titel „Verteidiger des Christentums“.
Fatimidische Handwerker des „Tiraz“, der königlichen Kleiderkammer, fertigten 1133/34 für Roger II. einen prachtvollen bestickten Seidenmantel, der später zum Krönungsornat der deutschen Kaiser wurde. Seine arabische Inschrift lautet: „(Dieser Mantel) gehört zu dem, was in der königlichen Werkstatt gearbeitet wurde, in der das Glück und die Ehre, der Wohlstand und die Vollendung, das Verdienst und die Auszeichnung ihren Sitz haben. Möge sich der König guter Aufnahme, herrlichen Gedeihens, großer Freigebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und prächtiger Ausstattung und der Erfüllung der Wünsche und Hoffnungen erfreuen; mögen seine Tage und Nächte im Vergnügen dahingehen, ohne Ende und Veränderung; im Gefühl der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernden Teilnahme im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung und gehörigen Betriebsamkeit; in der Hauptstadt Siziliens im Jahre 528 (islamischer Zeitrechnung!).“
Der berühmteste Muslim zu Zeiten des ersten Normannenkönigs war zweifelsohne Abu Abdallah Mohammed Ibn Mohammed Ibn Idris, genannt al-Idrisi. In Rogers Auftrag arbeitete er fünfzehn Jahre lang an seinem Meisterwerk „Die Lust dessen, der eine Leidenschaft dafür hat, die Welt zu durchwandern“, kurz „Buch des Roger“ genannt. Es beschreibt detailliert die gesamte damals bekannte Welt und blieb bis weit in das 15. Jahrhundert hinein das Standardwerk der Geographie.
Man kann sogar behaupten, dass das gesamte Königreich erst durch die tatkräftige Unterstützung der Sarazenen entstehen konnte. Denn sie bildeten die Eliteeinheiten der sizilianischen Armee und nur mit Hilfe seiner eintausendfünfhundert arabischen Bogenschützen konnte Roger II. 1128 ein päpstliches Heer besiegen, ganz Süditalien erobern und schließlich in seinen Staat einfügen. Sein Vater und Vorgänger Graf12 Roger I. verbot seinen muslimischen Soldaten nach einem zeitgenössischen Bericht sogar ausdrücklich den Übertritt zum Christentum13.
Im Osten der Insel wuchs jedoch schon im frühen 12. Jahrhundert der Anteil lombardischer Einwanderer stark an, und es kam zu ersten Pogromen gegen die Sarazenen, die sich infolgedessen in das quasi-autonome Gebiet zwischen Palermo, Agrigent und Trapani zurückzogen. In den letzten Jahren der Regierungszeit Wilhelms II. verschlechterte sich das Klima zwischen den Religionsgemeinschaften weiter, wahrscheinlich durch den Zuzug „zahlreicher Karrieristen und Abenteurer aus Nordeuropa“14 und – daraus resultierend – den zunehmenden Einfluss der katholischen Kirche bei Hofe.
Mit Wilhelms Tod 1189 war die Toleranz gegenüber Andersgläubigen, die im maurischen Spanien noch dreihundert Jahre fortdauern sollte, dann endgültig zu Ende. Auf der ganzen Insel kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen die Muslime, die auch unter den wechselnden Machthabern während Friedrichs Minderjährigkeit fortdauerten. Sie zwangen große Teile der arabischen Bevölkerung – und zwar vor allem deren soziale und kulturelle Elite – zur Auswanderung nach Nordafrika oder Spanien. Andere flüchteten sich, verstärkt nach einem letzten großen Pogrom in Palermo, in die schwer zugänglichen Gebirgsregionen des Val di Mazara im Westen der Insel und in das Val di Noto im Osten. Die beiden genannten Gebiete gingen über die eigentlichen Täler hinaus und bezeichneten in arabischer Zeit zwei von drei Verwaltungseinheiten, weshalb die Bezeichnung „Val“ in diesem Fall vom arabischen „wilaya“ (Provinz) abgeleitet wird. Der dritte Bezirk war das Val Demone im Nordosten, das immer stark christlich geprägt blieb. Insbesondere im Val di Mazara lösten sich die Muslime in den Wirren der Militärdiktatur, die Friedrichs Regierungsantritt im Jahr 1208 vorausging, de facto aus dem sizilischen Staat heraus und prägten sogar ihr eigenes Geld. Weite Teile der Region versanken in völliger Anarchie. Die Negierung der schwachen Zentralmacht ging so weit, dass die Stadt Agrigent von Aufständischen besetzt wurde, die den Bischof entführten und erst vierzehn Monate später gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder freiließen. Hieran zeigt sich, dass die Befriedung der Insel nach Friedrichs Rückkehr im Jahr 1220 aus Deutschland und Rom zu den dringlichsten Aufgaben des frisch gekrönten Kaisers gehörte.
Sein wichtigster militärischer Erfolg war die Eroberung der Stadt Jato fünfundzwanzig Kilometer südwestlich von Palermo nach einer dreimonatigen Belagerung im August 1222. Dabei wurde der Rebellenführer Muhammad Ibn ’Abbâd gefangen genommen und vermutlich eine Woche später in Palermo gehängt. Im Winter fiel die Bergfestung wieder in die Hand der Sarazenen, so dass schon im Mai 1223 ein neuer Feldzug vonnöten war. In dessen Verlauf konnte Jato erneut und endgültig erobert werden. Eine Strafexpedition nach Djerba, die die Aufständischen von ihrer wichtigsten Nachschubbasis abschnitt, begleitete diese erfolgreiche Kampagne. Dabei wurden viele der dortigen Muslime nach Malta deportiert und den auf Djerba lebenden Juden angeboten, sich auf Sizilien niederzulassen, wovon Letztere zahlreich Gebrauch machten.
1224 konzentrierten sich die Kämpfe vermutlich auf das Val di Noto im Südosten der Insel und erst 1225 waren die Sarazenen endgültig besiegt. Doch die Muslime waren in den unzugänglichen Bergregionen auch jetzt – wenn überhaupt – nur mit einem immensen Aufwand unter Kontrolle zu halten und der Kaiser musste jederzeit ein erneutes Aufflackern der Unruhen befürchten. Deshalb entschloss er sich, sie nahezu vollständig auf das italienische Festland zu deportieren. Ab November 1223 wurden sechzehn- bis zwanzigtausend (andere Quellen sprechen sogar von sechzigtausend) von ihnen zwangsweise in die Ebene des Tavoliere in der Capitanata umgesiedelt und ihnen als neuer Wohnort die verlassene römische Stadt Lucera (arabisch „Lugerash“) zugewiesen. Aus heutiger Sicht mag dies auf den ersten Blick wie ein tyrannischer Akt der Barbarei anmuten. Aber in einer Zeit, in der unterlegene Kriegsgegner üblicherweise in die Sklaverei verkauft oder einfach umgebracht wurden, zeugt es im Gegenteil von einer außergewöhnlichen Milde und politischen Weitsicht.
Für die islamische Gemeinschaft erwies sich die Vertreibung trotz aller Härten als ausgesprochener Glücksfall. Die neu gegründete Kolonie stand unter direktem kaiserlichen Schutz und bot ihren Bewohnern endlich jenes Maß an Sicherheit, auf das sie in der Diaspora hatten verzichten müssen. Friedrich unterstützte sie beim Aufbau der Wirtschaft – unter anderem durch die Zuteilung von Land, die Vergabe einer großen Anzahl von Zugtieren und die Verleihung des Marktrechtes im Jahr 1234. Vor allem aber gewährte er ihnen eine innere Autonomie, der noch nicht wie im heutigen Palästina der zynische Beigeschmack eines Ghettos innewohnte. In Luceria saracenorum, wie es damals genannt wurde, durften die Muslime nach ihren eigenen Gesetzen leben und Recht sprechen, sie konnten ihrem Glauben ungehindert nachgehen und Moscheen und Koranschulen errichten. Das persönliche Interesse des Kaisers an seinen islamischen Untertanen, sein Vertrauen und seine Sympathie zeigten sich daran, dass die Stadt zu einem seiner bevorzugten Aufenthaltsorte wurde und er sogar den normannischen Staatsschatz von Burg Trifels hierherschaffen ließ.