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Andreas Brandhorst

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Beschreibung

Der Auftakt zu einer grandiosen Space Opera! Anfang des 5. Jahrtausends: Die Menschheit hat es geschafft – sie hat die Galaxis besiedelt! Unterstützt wurden die Menschen dabei von den Kantaki, insektoiden Aliens, die über die Technik des überlichtschnellen Raumflugs verfügen. Zwei Großmächte, das Konsortium und die Allianz, gebieten über das riesige Reich. Mit über hundert Jahren möchte der Anführer des Konsortiums, Rungard Avar Valdorian, nur eins: unsterblich werden. Dazu begibt er sich nicht nur in Bereiche außerhalb der linearen Zeit, sondern auch auf die Spuren seiner ehemaligen Geliebten Diamant, die die Gabe besitzt, Kantaki-Raumschiffe zu steuern … »Ein erstklassiger Science-Fiction-Roman!« Phantastik-Couch

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Prolog

Sol-System

17. September 2075

Mutter Rrirk stakte in den Pilotendom, den Raum, der das Zentrum der hyperdimensionalen Struktur ihres Schiffes bildete. Flüsternde und raunende Stimmen begleiteten sie, kamen sowohl von den vielen Segmenten des Schiffes, durch die Bindungskräfte existenzieller Harmonie zusammengehalten, als auch aus dem Transraum und seinen zahllosen Fäden, die sich zwischen allem Existierendem spannten. Die beiden multiplen Augen der Kantaki, bestehend aus jeweils tausenden von kleinen Sehorganen, fügten dem ständigen Wispern der Datenstimmen visuelle Eindrücke hinzu. Mutter Rrirk sah ihren Piloten im Sessel auf dem Podium, in der Mitte des Raums: ein Taruf, der dürre Körper wie gläsern, das Gesicht ohne Augen; pustelartige Rezeptoren bildeten einen Wulstbogen, der von der einen Seite des Kopfes zur anderen reichte und akustische sowie elektromagnetische Signale empfing. Seit fast vierzehn Großzyklen stand Chsantahi in ihren Diensten und lenkte das Schiff mit seiner Gabe durch den Transraum, verband es immer mit den richtigen Fäden. Bei einem so guten Piloten stellte die nichtlineare Zeit keine Gefahr dar.

»Wir haben volles Funktionspotenzial«, meldete einer der beiden Akuhaschi an den Konsolen, die vor den gewölbten Wänden aus dem Boden ragten. Über ihnen gewährten Projektionslinsen Ausblick in den Transraum.

»Ich weiß«, klickte Mutter Rrirk. Sie spürte es ganz deutlich: Ihr Schiff fühlte sich wohl. Mit langen, mehrgelenkigen Beinen ging die alte Kantaki durch den Pilotendom und nahm dabei wesentlich mehr wahr als die beiden Akuhaschi. Sie sah Chsantahis mentale Welt, Traumbilder und Visionen von der Heimatwelt des Taruf, von Wünschen, die ein feines Gespinst im Unterbewusstsein bildeten. Sie sah auch die Verbindung zwischen seinem Selbst und dem Transraum, den Kontakt mit dem Faden, der ihr Schiff zu einem ganz bestimmten Sonnensystem führte, das sie schon einmal besucht hatte, vor etwa zwanzig Großzyklen. Wenn Mutter Rrirk ihr eigenes Ich auch nur ein wenig erweiterte, spürte sie die beruhigende, erhabene Präsenz des Geistes, der Materie geworden war und die Großen Kosmischen Zeitalter durchlebte, um zu lernen und zu erfahren. Ihren Sinnen boten sich noch viele andere Dinge dar, von deren Existenz normaldimensionale Geschöpfe wie die Akuhaschi oder auch Chsantahi nichts ahnten, die aber integrale Bestandteile des sehr komplexen Kantaki-Universums waren: die in der nichtlinearen Zeit pulsierende Energie; die feinen Trennlinien zwischen dem Tatsächlichen und dem Möglichen; die quantengeometrischen Strukturen der Hyperzeit jenseits des gewöhnlichen Zeitstroms; das subtile, fragile Netz der Kausalität, das die Basisstrukturen der Zeit durchzog und um der Kontinuität willen nicht verändert werden durfte – der Sakrale Kodex enthielt ein entsprechendes Verbot.

Noch bevor Mutter Rrirk die Mitte des Pilotendoms erreichte, fand der Übergang statt. Ihr Schiff verließ den Transraum, glitt zurück in das von gewöhnlicher Raum-Zeit dominierte Kontinuum, und seine Stimmen veränderten sich, sangen ein anderes Lied. Die vielen Projektionslinsen an den hohen Wänden zeigten das Zielsystem, eine ferne Sonne mit neun Planeten, vier von ihnen mit Ringen, einer mit besonders auffälligen. Eine Detritusschale umgab das Sonnensystem, und das Kantaki-Schiff, ebenso schwarz wie das All, glitt hindurch und näherte sich dem äußersten Planeten, einem eingefangenen Irrläufer.

Bisher hatte sich Chsantahi im Pilotensitz kaum bewegt, aber jetzt setzte er sich auf. »Wir sind da«, sagte er schlicht.

»Du hast wieder einmal gute Dienste geleistet«, klickte die Kantaki.

»Ich danke Ihnen, Mutter Rrirk«, erwiderte der Taruf. Ein Schatten schien durch seinen Leib zu kriechen und trübte die Transparenz, Hinweis darauf, wie sehr er das Lob der Kantaki zu schätzen wusste.

»Ich glaube, diesmal sind wir zum richtigen Zeitpunkt gekommen«, sagte einer der beiden Akuhaschi. »Die bei unserem letzten Besuch beobachtete Spezies hat sich weiterentwickelt und das Kontaktniveau erreicht. Wir empfangen die Daten der zurückgelassenen Sonden und werten sie aus.«

Zwanzig Großzyklen – für die Bewohner des dritten Planeten entsprach diese Zeit etwa zweitausend Orbitalperioden. Aber nicht nur auf dem dritten Satelliten dieser Sonne gab es Leben, sondern auch auf – beziehungsweise in – einigen Monden der Gasriesen. Leben, so wusste Mutter Rrirk, existierte überall dort, wo es die physikalischen Umstände nicht ganz und gar ausschlossen.

»Die Sonden haben Relikte der La-Kimesch gefunden«, sagte einer der beiden Akuhaschi. Im Gegensatz zu dem anderen trug er einen Direal, der ihn direkt mit den wichtigsten Bordsystemen des Schiffes verband. Die vielen darin integrierten Elaborationsknoten und Analysemodule ermöglichten ihm eine schnelle Datenkorrelation.

»Das ist kaum eine Überraschung«, klickte Mutter Rrirk. Sie verharrte neben den fünf Stufen, die zum Pilotensessel emporführten, blickte zu den Linsen und dachte dabei an das Partnervolk der Kantaki, das vor etwa zweihundertzwanzigtausend Großzyklen ausgestorben war. Die La-Kimesch hatten viele Sonnensysteme der Galaxis besucht.

»Sind es aktive oder passive Relikte?«

»Ausnahmslos passive«, erwiderte der Akuhaschi. Er drehte kurz den Kopf und sah Mutter Rrirk aus seinen beiden schwarzen Augenschlitzen an, die das verschrumpelt wirkende Gesicht vertikal durchzogen. »Ein Horgh-Schiff war hier«, fügte er hinzu.

»Wann?«

»Vor einem halben Großzyklus. Es hat die Signale der Sonden empfangen und unseren Prioritätsanspruch anerkannt.«

Das geschah nicht immer, wusste Mutter Rrirk. Manchmal ignorierten die Horgh entsprechende Signale und boten geeigneten Kulturen ihre Transportdienste an, trotz eines etablierten Prioritätsanspruchs der Kantaki. In diesem Fall hatte das betreffende Sippenoberhaupt die Situation vermutlich nicht für profitabel genug gehalten, um einen Konflikt mit den Großen Fünf der Kantaki zu riskieren.

»Wir haben alle Daten empfangen und ausgewertet«, berichtete der andere Akuhaschi.

»Ich nehme sie entgegen.« Die alte Kantaki öffnete ihr Selbst dem Schiff, und erneut veränderte sich sein Gesang, wurde zu einer erzählenden Stimme. Bilder strömten in ihr Bewusstsein, Bilder, deren Bedeutung sie umgehend erfasste. Eine fremde Kultur, ein Volk, das sich »Menschen« nannte, vom Wissen nicht durchdrungen wie die Kantaki, nur gestreift, sanft berührt, noch ohne wahre Erkenntnis. Die Beobachter im All – die bei ihrem letzten Besuch zurückgelassenen Sonden – hatten den Werdegang der Bewohner des dritten Planeten aufgezeichnet. Kriege und Aggressivität bestimmten einen großen Teil ihrer Geschichte, und die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit bildeten da keine Ausnahme. Vor zwei Orbitalperioden war ein Asteroid auf den dritten Planeten, die Erde, gestürzt, das Werk einer Gruppe, die der so genannte »Erleuchtete« um sich geschart hatte, ein Mensch namens Jonas Jacob Hudson. Die Neuen Illuminaten, wie sich die Anhänger dieser Sekte nannten, hatten eine größere Religionsgemeinschaft, die so genannten Moslems und eine ihrer Untergruppen, die »Islamisten«, auslöschen wollen, aber es war nicht zu der geplanten lokal begrenzten Katastrophe gekommen, sondern zu einer globalen.

»Die Augen des Schiffes sehen etwas«, sagte Chsantahi und deutete zu den Projektionslinsen, obgleich er selbst auf eine visuelle Wahrnehmung verzichten musste.

Auch Mutter Rrirk sah, ohne zu sehen – sie nahm den zusätzlichen Datenstrom in sich auf, noch während die beiden Akuhaschi die Kontrollen der Konsolen bedienten. Mit den Augen des Schiffes blickte sie ins All und beobachtete ein einfaches interplanetares Raumschiff, ausgestattet mit primitiver Technik, natürlich ohne die Möglichkeit, interstellare Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen – in dieser Hinsicht hatten die Kantaki und Horgh ein galaktisches Monopol. Und nur wenige Geschöpfe ertrugen die Schockwellen, die Horgh-Schiffe bei ihren Sprüngen durch die Raum-Zeit verursachten.

»Es sind Flüchtlinge«, sagte Mutter Rrirk, als sie die neuesten Informationen mit den aufgezeichneten Daten in Verbindung setzte. »Der ›Erleuchtete‹ und mehr als tausend seiner Anhänger fliehen vor dem Zorn der Menschen, die den Fall von ›Gottes Hammer‹ überlebten – so nannten die Neuen Illuminaten den Asteroiden.«

Der Pilot vollführte eine bestätigende Geste und lauschte dem leisen Zirpen einer speziellen Datenstimme, die allein zu ihm sprach. Er bekam die gleichen Informationen wie Mutter Rrirk, konnte sie allerdings nicht annähernd so schnell verarbeiten.

»Sie haben ein gewöhnliches interplanetares Raumschiff zu einem Generationenschiff umgebaut und wollen damit das Sonnensystem verlassen, in der Hoffnung, dass ihre Nachfahren irgendwann einen bewohnbaren Planeten finden«, klickte Mutter Rrirk. »Mir scheint, dies sind unsere ersten Kunden.«

»Die Katastrophe auf dem dritten Planeten liegt erst zwei Jahre zurück«, sagte Chsantahi und lauschte dem Zirpen, selbst während er sprach. »Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Glauben Sie, die Überlebenden sind jetzt an interstellaren Reisen interessiert? Und wollen Sie ausgerechnet den Verursachern der Katastrophe helfen?«

»Höre ich da Unverständnis in deiner Stimme, Chsantahi, nach all den Zyklen?«, erwiderte Mutter Rrirk. »Schuld, Unschuld … Solche Dinge spielen für uns keine Rolle, solange der Sakrale Kodex davon unberührt bleibt. Wir Kantaki sind weder Ankläger noch Richter. Wie du weißt, haben wir schon vor langer Zeit gelernt, nicht zu urteilen. Was an einem Ort richtig ist, kann an einem anderen falsch sein. Der Kodex hingegen ist ehern.«

»Ich bitte um Entschuldigung, ehrwürdige Mutter.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Chsantahi. Ich kenne dich. Ich weiß, wie du denkst und fühlst. Und ich verstehe dich.« Das Klicken der alten Kantaki klang humorvoll. »Ich bin sicher, dass es auf der Erde viele Menschen gibt, die gerade unter den derzeitigen Umständen bereit wären, alles hinter sich zurückzulassen und auf anderen Welten ein neues Leben zu beginnen. Und was den Menschen betrifft, der sich für erleuchtet hält …«

Mutter Rrirk wandte sich an die beiden Akuhaschi. »Können wir mit den Menschen an Bord des Schiffes dort draußen sprechen?«

»Ja«, antwortete der Akuhaschi mit dem Direal. »Wir sind in der Lage, Signale zu senden, die von ihren Kommunikationsapparaturen verarbeitet werden können. Und sprachliche Probleme dürfte es nicht geben. Die von den Sonden aufgezeichneten Daten bieten ausreichend Material für die Linguatoren.«

»Stell eine Verbindung her.«

Mutter Rrirk wartete geduldig, während die beiden Akuhaschi Vorbereitungen für den ersten direkten Kontakt zwischen Menschen und Kantaki trafen. Als Pilot war Chsantahi außerhalb des Zeitstroms alt geworden, genoss relative Unsterblichkeit und hatte oft genug Gelegenheit gehabt, sich an Erstkontakte dieser Art zu gewöhnen. Trotzdem reagierte er manchmal mit Unruhe, so wie in diesem Fall. Mutter Rrirk aber war viel, viel älter als er, und sie sah die Dinge aus einem anderen Blickwinkel, aus einer kosmischen Perspektive. Ihr ging es um Stabilität, und jedes Volk, das der interstellaren Gemeinschaft hinzugefügt wurde, vergrößerte die kosmische Stabilität, solange es den Sakralen Kodex beachtete. Das ist unsere Aufgabe, dachte sie und erinnerte sich an den Wissenstraum, den sie noch vor ihrer Geburt geträumt hatte, vor dem Schlüpfen. Wir schaffen Stabilität, damit das Vierte Kosmische Zeitalter länger dauert, bevor mit dem Fünften der Zyklus sich schließt. Der Geist, der Materie wurde, soll möglichst viel lernen und erfahren können, bevor sich der Kreis schließt. Daneben verblasst alles andere zu Bedeutungslosigkeit.

Das Kantaki-Schiff ließ den neunten Planeten des Sonnensystems hinter sich zurück, und wie ein schwarzer Berg im All näherte es sich dem Zylinder der Flüchtlinge. Die Linsen an den Wänden des Pilotendoms zeigten sowohl das fremde Schiff als auch verschiedene Planeten des Systems. Das Gesicht eines Menschen erschien in einer Projektionslinse, blass und wie blutleer, die Stirn feucht, die Augen groß.

»Wir sind die Kantaki«, klickte Mutter Rrirk und hörte, wie die Linguatoren ihre Worte übersetzten. »Wir bieten euch unsere Dienste an.«

»Was?«, brachte der Mensch hervor. Andere Geräusche untermalten seine Worte: aufgeregte Stimmen im Hintergrund, außerdem ein seltsames, rhythmisches Heulen. »Wie … ich verstehe nicht …«

»Ich weiß, wer du bist, Jonas Jacob Hudson. Ich weiß, für wen du dich hältst. Und ich weiß auch, was du getan hast. Du bist auf der Flucht vor dem Zorn jener, die ›Gottes Hammer‹ überlebten. In diesem Sonnensystem gibt es keinen sicheren Ort für dich und deine Begleiter, mit eurem Schiff würdet ihr …« Mutter Rrirk zögerte kurz und lauschte den immer noch flüsternden Datenstimmen. »Ihr würdet Jahrzehntausende eurer Zeitrechnung brauchen, um das nächste Sonnensystem zu erreichen. Mein Schiff hingegen ist schnell genug, um euch innerhalb weniger … Stunden oder Tage zu einer Welt zu bringen, die eine neue Heimat für euch sein könnte.«

Argwohn erschien in den Augen des Mannes. »Warum sollten Sie uns helfen wollen?«

Ein anderes Raunen teilte Mutter Rrirk mehr von dem Menschen mit, als die Projektionslinse verriet. Es erzählte von einer Person mit Charisma und dem Feuer eines fanatischen Eifers, das nie erlöschen würde, nur immer heftiger brannte, bis es die Seele verschlang und allein Asche übrig blieb.

»Wir verlangen einen Preis«, erwiderte Mutter Rrirk. »Ihr müsst uns für den Transport bezahlen.«

Der Mensch kniff die Augen zusammen. »Und welche Bezahlung erwarten Sie von uns?«

»Von dir, Jonas Jacob Hudson, erwarte ich eine Träne aufrechten Kummers. Dafür bringe ich dich und die anderen zu einem Planeten, auf dem ihr euch niederlassen könnt. Du hast eine eurer Stunden Zeit, um darüber nachzudenken. Ich kehre zurück.«

Die alte Kantaki bedeutete den Akuhaschi, die Verbindung zu unterbrechen.

»Eine Träne aufrechten Kummers«, wiederholte Chsantahi nachdenklich. »Vielleicht ist das ein zu hoher Preis für diesen Menschen. Und was soll der Konversionsfonds der Kantaki mit einer menschlichen Träne anfangen?«

»Nichts«, gestand Mutter Rrirk. »Aber es kommt nicht immer auf den Wert des Preises an. Die Wirtschaft meines Volkes kann auch die eine oder andere Gratispassage überleben. Flieg mein Schiff zur Erde, Chsantahi, damit wir auch dort unsere Dienste anbieten können. Wir bringen die Menschen zu den Sternen. Und sie werden dafür bezahlen, mit Dingen, die der Konversionsfonds durchaus verwenden kann.« Die alte Kantaki hob eines ihrer vorderen Glieder und deutete damit auf eine besonders große Projektionslinse, die den Zylinder der Flüchtlinge zeigte. »In einer ›Stunde‹ sind wir wieder hier und nehmen den Preis in Empfang. Für ihn gibt es sicher keinen höheren.«

Dreitausend Jahre und einen Zeitkrieg später …

1

Orinja

2. Planet des Takhal-Systems

Einflussbereich des Konsortiums

Januar 421 SN · linear

Die heftige Explosion ließ sogar im Aussichtsbereich den Boden erzittern.

Rungard Avar Valdorian blickte durch die transparente Wand der Kuppel und sah den Lichtblitz am Ende der Verarbeitungsanlagen; die miteinander verbundenen Gebäude und automatischen Module zogen sich wie eine Schlange aus Stahl, Elektronik und speziellen Synthomassen über den heißen, rotbraunen Boden der Scholle. Das ferne Flackern spiegelte sich in seinem Gesicht wider, als er beobachtete, wie es zu einem Kollaps der Sicherheitsfelder kam und mehrere Gebäude barsten. Wenige Sekunden später erreichte ihn das Donnern, durch die dicke Wand der Kuppel gedämpft, und es schien das Zittern des Bodens zu verstärken.

Er dachte an die bevorstehenden Verhandlungen und hob den Kommunikationsservo vor die Lippen. »Thalsen?«

Der Sicherheitschef von Orinja meldete sich sofort. »Ein Bombenanschlag, Primus. Ich empfehle Ihnen, den Schutzraum aufzusuchen. Unsere Sicherheitskräfte befinden sich bereits im Einsatz.«

»Meine Anwesenheit sollte geheim bleiben«, sagte Valdorian kühl.

»Ich weiß, Primus.« Ein Hauch von Nervosität erklang in der Stimme des Sicherheitschefs. »Es steht noch nicht fest, dass sich der Anschlag gegen Sie richtet. Vielleicht handelt es sich um einen einfachen Sabotageakt.«

Valdorian wusste es besser. Im Lauf der Jahrzehnte hatte er einen sechsten Sinn dafür entwickelt.

Er wandte sich von der transparenten Wand ab und verließ die Kuppel, eilte durch den stillen, privaten Bereich der Minenstadt und erreichte kurze Zeit später den Schutzraum. Türen aus massiver Stahlkeramik schlossen sich hinter ihm; hinzu kamen Schirmfelder, von autarken Generatoren erzeugt. Dieser Raum konnte sogar einer nuklearen Explosion standhalten, und Valdorian bezweifelte, ob die Attentäter über solche Waffen verfügten. Aber es gab andere, subtilere Methoden, um zu manipulieren, zu zerstören und zu töten.

Valdorian trat in die Mitte des großen, runden Raums, näherte sich einer schlichten Konsole, die neben einer einladend wirkenden Sitzgruppe stand. Er berührte die Kontrollen, dämpfte das Licht und aktivierte die Projektoren. Dreidimensionale Darstellungen erschienen an den gewölbten Wänden, wie Fenster, die Ausblick gewährten auf das Geschehen in verschiedenen Bereichen der Minenstadt und anderen Regionen des Planeten. Er sah brennende Korridore dort, wo die Bombe explodiert war, zerfetzte Installationen, halb geschmolzene Kraftfeldgeneratoren, die losen Kabelstränge unterbrochener Distributionssysteme. Unverletzte Arbeiter liefen umher, holten Ausrüstungen und versuchten, den Rettungsgruppen zu helfen. Es ging vor allem darum, Atemmasken zu verteilen, nicht nur um sich vor den dichten Rauchschwaden zu schützen; an mehreren Stellen waren die Sicherheitsfelder kollabiert, und dadurch konnte Orinjas giftige Atmosphäre in die Minenstadt eindringen.

Andere Informationsfenster zeigten Valdorian die restlichen Minenstädte, die weiterhin ungestört die Metallseen unter der heißen Oberfläche des Planeten anzapften. Ein Projektionsbereich präsentierte ihm den Raumhafen auf der Hauptscholle, nicht weit von Orinjas Verwaltungszentrum entfernt. Mehrere interplanetare Schiffe standen dort, umwogt von rotbraunen Dunstschwaden, außerdem ein zwiebelförmiger Springer der Horgh und das aus vielen Einzelsegmenten bestehende Kantaki-Schiff, mit dem er nach Orinja gekommen war. Inkognito. Nur wenige Personen wussten, dass er sich hier aufhielt. Offenbar waren es trotzdem zu viele.

Valdorian fragte sich, ob wieder die Allianz dahinter steckte. Aus irgendeinem Grund hatte sie seit einiger Zeit ihre Aktivitäten – die offenen ebenso wie die verdeckten – gegen das Konsortium verstärkt.

Aber hier, siebenundachtzig Lichtjahre tief in unserem Einflussbereich?, dachte er und fragte sich, ob sie es vielleicht mit einem nichtlinearen Anschlag zu tun hatten. Derartige Aktionen konnten sehr unangenehm werden.

»Status Sigma«, ertönte die Stimme einer Frau, von Linguaprozessoren moduliert, aus den Lautsprechern des Schutzraums. »Status Sigma. Primus inter Pares, Sie werden gebeten, sich mit Ihrem Individualschild zu schützen. Viren- und Mikronautenfilter sind aktiviert.«

Status Sigma – das bedeutete mittlere Alarmstufe. Valdorian runzelte die Stirn, als er der Aufforderung der Stimme nachkam, die ihn mit seinem offiziellen Titel angesprochen hatte. Was auch immer dort draußen geschah, es beschränkte sich nicht nur auf einen Bombenanschlag. Valdorian fühlte seine Vermutungen bestätigt – man hatte es auf ihn abgesehen.

Er nahm neben der Konsole Platz, wartete und beobachtete weiterhin die Darstellungen der Info-Fenster an den Wänden. Sorge spürte er keine. Solche Krisen kamen und gingen. Valdorian glaubte, auf alles – oder fast alles – vorbereitet zu sein. Den Gegnern des Konsortiums gelang es nur selten, seinen Einfallsreichtum in Hinsicht auf Hinterhältigkeit und List sowie den Schutz der eigenen Person zu übertreffen.

»Status Omega«, erklang es aus den Lautsprechern. »Status Omega. Höchste Alarmstufe. Primus inter Pares, Sie werden gebeten …«

Von einem Augenblick zum anderen herrschte Stille.

Valdorian wusste, dass er sein immer startbereites Rettungsboot innerhalb von fünfzehn Sekunden erreichen konnte, und auf dem Weg dorthin gab es sieben voneinander unabhängige Waffensysteme, die sich gegen einen eventuellen Gegner einsetzen ließen. Wer auch immer in die Minenstadt eingedrungen war – er konnte kaum hoffen, mit dem Leben davonzukommen.

Der Kom-Servo summte.

»Wir haben ihn erwischt, Primus«, sagte Gord Thalsen. »Die Explosion war nur ein Ablenkungsmanöver.«

»Ein Attentäter?«, fragte Valdorian.

»Ja«, bestätigte der Sicherheitschef. »Ziemlich gut ausgerüstet. Andernfalls wäre er nicht so weit gekommen.«

Valdorian blickte zu den dreidimensionalen Darstellungen empor. Einige von ihnen zeigten noch immer Feuer und Chaos, Rauchschwaden, zerstörte Geräteblöcke und den Funkenregen von Kurzschlüssen. In Schutzanzüge gekleidete Angehörige der verschiedenen Einsatzgruppen versuchten, neue Siegel zu improvisieren, um Orinjas giftige Atmosphäre von den anderen Bereichen der Minenstadt fern zu halten.

Ein Info-Fenster gab Auskunft über Verluste und Schäden: hundertachtzehn Tote, unter ihnen neunzehn metallurgische Spezialisten, deren Ausbildung viel Geld gekostet hatte; dreihunderteinundzwanzig Verletzte, neunundsiebzig von ihnen schwer; geschätzter Sachschaden: vierundachtzig Millionen Transtel; geschätzter Produktionsausfall: zweihundert Millionen Transtel.

Unmutsfalten bildeten sich in Valdorians Stirn.

»Bringen Sie ihn hierher«, sagte er.

»Primus?«

»Den Attentäter. Ich möchte mit ihm reden«, fügte Valdorian hinzu. »Und geben Sie Jonathan Bescheid.«

»In Ordnung, Primus.«

Stille herrschte im Schutzraum, während die Bilder in den Info-Fenstern an den gewölbten Wänden wechselten. Valdorian sah, dass es den Einsatzgruppen gelang, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Eingeblendete Daten wiesen darauf hin, dass der Sicherheitsstatus zum Standardniveau zurückkehrte. Die Gefahr war gebannt.

Mit einem leisen Surren öffnete sich die Tür. Gord Thalsen kam herein, begleitet von zwei bewaffneten Gardisten, Valdorians persönlichem Sekretär Jonathan Fentur und einem Mann, den der Primus jetzt zum ersten Mal sah. Er wirkte jung, nicht älter als dreißig Standardjahre, hatte schwarzes Haar, dunkle Augen und eine gerade Nase. Ein blutiger Striemen reichte über die linke Wange, die seltsam substanzlos zu sein schien. Der junge Mann trug einen Chamäleonanzug, weshalb seine Gestalt nur dann Konturen bekam, wenn er sich bewegte. Das besondere Material der Kleidung passte sich dem Hintergrund an, machte ihren Träger fast unsichtbar.

Valdorian winkte knapp, und die beiden Gardisten blieben an der Tür zurück. Thalsen führte den jungen Mann näher, an dessen Handgelenken das rote Band einer energetischen Fessel glühte.

Valdorian erhob sich und richtete einen fragenden Blick auf den Sicherheitschef von Orinja. Thalsen war mittelgroß, hager und kahlköpfig. In seinem Gesicht deutete etwas auf einen Mann hin, der sich große Mühe gegeben und viele Opfer gebracht hatte, um das zu werden, was er jetzt war. Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen hatte er den Bombenanschlag nicht verhindern können, und das ließ ihn um seine Stellung fürchten.

»Wir haben ihn inzwischen identifiziert«, sagte Thalsen. »Er heißt Arik Dokkar und ist der zweite Sohn von Enbert Dokkar.«

»Ich verstehe.« Enbert Dokkar, Oberhaupt der Allianz. Es gab also mehr als nur einen vagen Zusammenhang.

»Die Explosion diente der Ablenkung«, fuhr Thalsen fort. »Sie sollte unsere Kräfte binden und ihm Gelegenheit geben, den Schutzraum zu erreichen. Er scheint gut ausgebildet zu sein, und seine Ausrüstung ist bemerkenswert.«

Er griff nach dem rechten Arm des Gefangenen und berührte eine bestimmte Stelle am Handgelenk. Spitze, rasiermesserscharfe Stahlklauen zuckten aus den Fingern, und der Daumen verwandelte sich in einen Mini-Hefok.

»Er ist praktisch ein lebendes Arsenal«, sagte Thalsen. »Sein Körper weist neun unterschiedlich strukturierte Bio-Servi auf, was ihm Gelegenheit gibt, die verschiedensten elektronischen Systeme direkt zu manipulieren. Darüber hinaus ist er Träger von drei genetisch manipulierten Virenstämmen, die alle tödlich wirken. Wir haben sie natürlich isoliert und unschädlich gemacht. Er wollte Sie mit seinen Waffen töten oder mit einer tödlichen Krankheit infizieren.«

Valdorian sah den jungen Mann an. »Warum?«

In Ariks Augen blitzte es. »Früher oder später erwischen wir Sie!«, stieß er hervor. »Was mir nicht gelungen ist … ein anderer wird Erfolg haben.«

»Warum?«, wiederholte Valdorian ruhig und musterte Arik Dokkar. Zorn und Hass brannten in dem jungen Mann, das sah er ganz deutlich.

»Dandari«, zischte Arik. »Haben Sie das etwa vergessen?«

»Dandari?«

»Meine Mutter und meine beiden Brüder starben dort.« Ariks Hände zitterten. Die Stahlklauen und der Laser waren wieder in der Hand verschwunden. »Sie sind dafür verantwortlich!«

Abrupt riss sich der junge Mann los, stürzte auf Valdorian zu, hob beide Arme …

Die metallenen Klauen kamen wieder zum Vorschein, zielten auf Valdorians Kehle – und trafen auf die energetische Barriere des nach wie vor aktiven Individualschilds. Eine halbe Sekunde später wurde Arik von Thalsen zurückgerissen. Die beiden Gardisten, die eben noch an der Tür gestanden hatten, erreichten den Gefangenen im Bruchteil eines Augenblicks und richteten ihre Resonatoren auf ihn.

»Dandari …«, murmelte Valdorian unbeeindruckt.

»Ein Planetoid der Allianz«, flüsterte ihm der Sekretär zu.

Jonathan Fentur beugte sich näher. »Im Kintau-System. Er enthielt ein logistisches Zentrum von strategischer Bedeutung. Eine unserer Kampfgruppen hat ihn vor vier Monaten mithilfe eines Planetenfressers vernichtet. Wir wussten nicht, dass sich Enbert Dokkars Frau sowie sein Primus und dritter Sohn dort aufhielten. Es ging uns nur darum, dem Hegemonie-Streben der Allianz im Hartman-Sektor Einhalt zu gebieten. Eine routinemäßige Eindämmungsmaßnahme.«

»Seit vier Monaten haben die feindlichen Aktivitäten der Allianz zugenommen.«

»Jetzt wissen wir warum«, sagte Jonathan leise. »Ich werde weitere Nachforschungen anstellen.«

Valdorian nickte und wandte sich wieder an den Gefangenen.

»Das ist der Grund?«, fragte er. »Sie wollten Ihre Mutter und Ihre beiden Brüder rächen? Gefühle haben Sie dazu veranlasst, sich zum Attentäter ausbilden zu lassen und hierher zu kommen?«

»Wir erwischen Sie«, sagte Arik. »Mein Vater hat es geschworen.«

Eine Fehde, dachte Valdorian. Wie dumm. Wenn es ums interstellare Geschäft – und damit um Macht – geht, darf man sich nicht mit Emotionen belasten.

»Und jetzt lassen Sie mich ruhig erschießen«, fügte Arik herausfordernd hinzu. »Ich habe mit dem Leben abgeschlossen, bevor ich hierher kam.«

Erneut musterte Valdorian den jungen Mann und überlegte.

»Sie können gehen«, sagte er nach einigen Sekunden.

Arik sah ihn groß an.

»Primus, ich …«, begann Thalsen.

Valdorian unterbrach ihn, indem er die Hand hob. »Bringen Sie Arik Dokkar in den Bereich der Minenstadt, der keinen Zugangsbeschränkungen unterliegt«, wies er die Gardisten an. Und zu dem jungen Mann: »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Orinja innerhalb von drei Tagen verlassen.«

Arik blickte mehrmals zurück, während ihn die Gardisten zur Tür führten. Offenbar war er maßlos verblüfft über Valdorians Nachsicht.

Dem Sicherheitschef erging es ähnlich.

»Mit Verlaub, Primus … Ich halte das für einen Fehler.«

»Überwachen Sie ihn während der nächsten Tage«, sagte Valdorian leise. »Stellen Sie fest, mit wem er spricht, mit wem er Kontakt aufnimmt, welche Datenbanken er abfragt und welche Kom-Servi er benutzt. Wir müssen herausfinden, woher die Allianz von meiner Präsenz auf Orinja wusste. Die Verhandlungen, die morgen hier stattfinden sollen, sind streng geheim, doch irgendwo muss etwas durchgesickert sein. Eliminieren Sie Arik, wenn Sie alle notwendigen Informationen bekommen haben. Wer mir nach dem Leben trachtet, bezahlt dafür mit dem Tod – daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Und noch etwas. Sie haben die Virenstämme des Attentäters neutralisiert, aber vielleicht lässt sich noch etwas mit ihnen anfangen. Derartige biologische Waffen können recht nützlich sein.«

»Ich kümmere mich darum.« Gord Thalsen drehte sich um und eilte zur Tür, während noch immer Bilder über die Wände des Schutzraums flackerten.

Valdorian deaktivierte den Individualschild, trat einen Schritt vor und … schwankte. Er fühlte sich von plötzlicher Schwäche erfasst.

»Jonathan …«

Der Sekretär war sofort an seiner Seite.

»Ich …« Ariks Viren fielen ihm ein. War es dem Attentäter doch gelungen, ihn damit zu infizieren? »Rufen Sie Dr. Connor …«

Dann wurde es schwarz vor seinen Augen.

Valdorian blickte aus dem Fenster der Bibliothek. Am Ende der langen stählernen Schlange der Minenstadt brannten noch immer Feuer – kleine, in der Ferne aufflackernde Flammenzungen –, aber sie stellten jetzt keine Gefahr mehr für die Verarbeitungsanlagen dar. Neue Siegel und Schirmfelder schützten die Aggregate und Habitate. Valdorian sah über die weite Scholle und nutzte den Zoom-Effekt des Fensters, um das rotbraune Wogen ferner Stürme zu beobachten. Orinja war eine lebensfeindliche Welt, wüst, ungestüm und eigentlich noch immer ungezähmt. Deshalb gefiel sie ihm so sehr. Deshalb hatte er vor mehreren Jahren eines der logistischen Zentren des Konsortiums hierher verlegt. Dieser Planet erinnerte ihn an etwas in seiner Jugend, an kochende, brodelnde Vitalität, an die Kraft des Lebens, in direkter Nachbarschaft des Todes. Ein gutes Beispiel, fand er. Leben und Tod waren sich immer sehr nahe, doch manchmal erforderte es drastische Ereignisse, um diese Tatsache zu verdeutlichen. Von einem Augenblick zum anderen ist alles ganz anders, dachte Valdorian und spürte eine sonderbare Leere in seinem Inneren, ein emotionales Vakuum, das gefüllt werden wollte, mit Worten vielleicht, oder auch mit Taten. Sein Blick kehrte zurück, und er sah sein Spiegelbild in der transparenten Stahlkeramik: das Gesicht schmal, die relativ großen Augen grau, ebenso grau wie das kurze Haar. Falten reichten über Stirn und Wangen, bildeten kleine Täler in den Augenwinkeln. Es war das Gesicht eines Fremden, das ihm entgegensah, und gleichzeitig das einer vertrauten, intimen Person. Sechzig Jahre alt schien der Mann im Glas zu sein, aber dieser Eindruck täuschte. Valdorian war hundertsiebenundvierzig Jahre alt. Siebenundachtzig Jahre sind gestohlen, dachte er. Oder geborgt. Aber von wem geborgt?

»Sind Sie sicher?«, fragte er, ohne sich umzudrehen. Er musterte auch weiterhin den Mann in der spiegelnden Fläche, jenen Fremden, der auch ein guter Freund war.

»Es gibt keinen Zweifel«, antwortete Dr. Connor, sein Leibarzt. »Sie haben noch ein Jahr, höchstens zwei.«

Die Leere blieb in Valdorian, wartete noch immer darauf, dass etwas sie füllte.

»Ihr Schwächeanfall war nicht nur ein Anzeichen dafür, dass die gegenwärtige Revitalisierungsphase zu Ende geht«, fuhr Connor fort, als Valdorian schwieg. »Er wurde auch von einem fortschreitenden genetischen Zerfall verursacht, der sich nicht mehr vollständig reparieren lässt. Sie haben vierunddreißig Resurrektionen hinter sich, Primus. Das hat seinen Preis.«

»Und jetzt werde ich zur Kasse gebeten?« Es klang bitterer, als Valdorian beabsichtigt hatte.

»Sie sind hundertsiebenundvierzig Jahre alt, Primus. Außer Ihnen gibt es nur wenige Personen, die – selbst mithilfe biologischer Revitalisierungen – so alt geworden sind. Hinzu kommt, dass Sie sich mehr abverlangt haben, als viele andere Menschen. Sie leben für Ihre Arbeit; die Arbeit ist Ihr Leben. Was Ihre Frage betrifft: Ja, früher oder später muss man dafür bezahlen.«

Valdorian drehte sich um und sah Reginald Connor an. Der Arzt war klein und dick, wirkte eher wie jemand, den man in der Küche eines guten Restaurants erwartete. Aber es gab keinen besseren Arzt als ihn. Er war ein wandelndes medizinisches Archiv, was er nicht zuletzt den Datenbanken mehrerer Implantate verdankte, die direkt mit seinem Gehirn gekoppelt waren und über einen Bio-Servo auch mit externen Info-Diensten verbunden werden konnten.

»Weitere Resurrektionen hätten keinen Sinn?«, fragte Valdorian, obgleich er die Antwort kannte. Sie hatten bereits darüber gesprochen, nach der jüngsten Behandlung.

»Nein. Durch eine oder zwei Maximal-Behandlungen könnten wir dafür sorgen, dass Ihnen noch ein Jahr mit der gewohnten Spannkraft bleibt. Es werden zwei Jahre, wenn Sie auf eine maximale Revitalisierung verzichten und sich schonen.«

»Das würde Schwäche bedeuten«, sagte Valdorian. »Ich müsste mich in den Ruhestand zurückziehen und die Leitung des Konsortiums jemand anders überlassen.«

»Das hätten Sie schon längst tun sollen, Primus«, erwiderte Connor frei heraus. Mit einem anachronistisch wirkenden Taschentuch wischte er sich Schweiß von der Stirn. Dieses Bewegungsmuster wiederholte er oft, selbst dann, wenn er nicht schwitzte.

Aber es gibt noch so viel zu tun, dachte Valdorian. So viel zu erledigen. Es ist einfach nicht fair, dass mir nur noch so wenig Zeit bleibt.

»Das Leben ist nicht immer fair«, sagte Connor, als hätte er seine Gedanken gelesen. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Wenn Sie bereit wären, einen Teil Ihres Körpers durch semibiologische Komponenten zu ersetzen …«

»Sie wissen, was ich davon halte«, sagte Valdorian eisig. Er hob den linken Arm und streifte den Ärmel zurück. Ein kleiner Bio-Servo zeigte sich am Unterarm. »Das hier genügt mir völlig. Ich möchte ein Mensch bleiben und nicht zu einem halben Roboter werden.«

Connor seufzte. »Ich kenne Sie jetzt seit dreißig Jahren, und während dieser Zeit sind Sie immer sturer geworden. Ich kann wohl kaum hoffen, dass sich dieser Trend irgendwann umkehrt.«

Valdorian sah wieder aus dem Fenster und schwieg.

»Das ist noch nicht alles«, sagte der Arzt.

»Es kommt noch schlimmer?«

»Die zunehmende genetische Destabilisierung verursacht eine beschleunigte Alterung und kann sich auch auf den Geist auswirken.«

»Demenz?«

»Nicht unbedingt. Aber es könnte zu … Verwirrung kommen, dazu, dass Sie immer mehr den Bezug zur Realität verlieren.«

Für Valdorian klang Connors Stimme wie die eines Richters, der ein schreckliches Urteil sprach. Nein, das stimmte nicht ganz. Richter sprachen üblicherweise Urteile, die ihm genehm waren.

»Mit anderen Worten: Ich werde langsam den Verstand verlieren.«

»Nicht unbedingt. Es gibt gewisse Behandlungsmöglichkeiten, die das Unvermeidliche bis ganz zum Schluss hinauszögern. Ich kenne da ein ausgezeichnetes Institut auf Konrur. Dort ist man spezialisiert auf solche Fälle und …«

Für Valdorian schien Connors Stimme leiser zu werden und in der Ferne zu verklingen …, die das Unvermeidliche bis ganz zum Schluss hinauszögern. Worte, die bis vor einer knappen Stunde völlig unsinnig gewesen waren, zumindest soweit es ihn betraf.

»Ziehen Sie sich in den Ruhestand zurück, Dorian. Warten Sie nicht, bis man Sie zum Rücktritt zwingt. Oder gar entmündigt. Wenn Ihre beiden Söhne davon erfahren …«

Dorian. Die anderen Worte hörte Valdorian kaum. Nur wenige Personen in seinem langen Leben hatten ihn jemals so genannt, unter ihnen …

»Bitte gehen Sie.«

»Primus …«

Valdorian drehte sich erneut um und richtete einen durchdringenden Blick auf seinen Leibarzt, der sich erneut mit dem Taschentuch Schweiß von der Stirn wischte – vielleicht nur imaginären, denn in der Bibliothek war es recht kühl.

»Gehen Sie.«

Der kleine, dicke Mann eilte hinaus. Jonathan folgte ihm zur Tür, was Valdorian mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis nahm – er hatte ihn überhaupt nicht bemerkt. Das gehörte zu den besonderen Fähigkeiten seines persönlichen Sekretärs: Er fiel nicht auf. Wenn er unbewegt blieb und schwieg, schien er Teil seiner Umgebung zu werden und regelrecht mit ihr zu verschmelzen.

»Falls Sie etwas brauchen, Primus …«

»Ich möchte nur allein sein.«

Und dann war er allein.

Die Stille schien Substanz zu gewinnen, wie Wasser, das Bewegungen hemmt. Hinzu kam, dass der dicke Teppich das Geräusch der Schritte schluckte, als Valdorian wie in Trance einen Fuß vor den anderen setzte. Der Raum war groß und mehr als nur eine Bibliothek. Er enthielt einzigartige Kunstschätze, seit er vor Jahren ein logistisches Zentrum des Konsortiums hierher verlegt hatte. An bestimmten Stellen angebrachte Spiegel sorgten für eine sehr raffinierte Verteilung des Lichts, das aus ovalen Fenstern in Decke und Wänden fiel, und das matte Glühen indirekter Beleuchtung schuf Schatten nur an bestimmten Stellen. Alles diente dazu, die sublime Schönheit der Kunst hervorzuheben: Gemälde, abstrakte und surrealistische, von Künstlern vieler Welten, aber auch das Licht- und Farbenspiel von Impressionisten, fast in der Art von Monet und Renoir; Skulpturen, die Verwegenheit in Form und Struktur zum Ausdruck brachten, aus Kristall, Marmor oder künstlichen, semibiologischen Substanzen bestanden; andere Dinge, die sich keiner der üblichen Kategorien zuordnen ließen, teilweise auf das künstlerische Schaffen fremder Völker zurückgingen. Zwei oder drei Artefakte stammten aus Ruinen der legendären Xurr, und es stand keineswegs fest, ob es sich dabei wirklich um Kunstobjekte handelte – vielleicht waren es in Wirklichkeit Teile von Apparaten oder Dinge, die eher profanen Zwecken gedient hatten. Valdorian hatte sie vor allem wegen ihrer ästhetischen Ausstrahlung zu schätzen gewusst.

Dass die an diesem Ort zusammengetragenen Kunstschätze tatsächlich ein Schatz waren, kümmerte Valdorian kaum. Es spielte eine weitaus größere Rolle für ihn, was sie repräsentierten: ein Leben ohne Kompromisse. Das hatte immer für ihn im Vordergrund gestanden: das Bestreben, so zu leben, wie er es wollte, ohne Zugeständnisse an Umstände oder Personen. Die Macht als Primus inter Pares des Konsortiums war in diesem Zusammenhang nur ein Mittel zum Zweck, ein Schlüssel für die Tür, durch die man Selbstverwirklichung erreichen konnte.

Aber die Bücher bildeten natürlich den zentralen Bestandteil der Bibliothek. Sie füllten Nischen, die den Eindruck erweckten, aus natürlichem Felsgestein herausgemeißelt zu sein. Sie standen in Regalen aus Edelholz und ruhten zwischen den ausgestreckten Armen von Statuen, die Teil der Wand zu sein schienen. Hunderte, tausende, und die meisten von ihnen warteten darauf, Geschichten zu erzählen, von Ereignissen und Schicksalen zu berichten.

Valdorian erinnerte sich plötzlich daran, früher viel gelesen zu haben. Früher … jener andere Mann, der er einmal gewesen war.

Dorian …

Diese drei Silben, vor wenigen Minuten ausgesprochen von Reginald Connor, weckten Erinnerungen, die lange verschüttet gewesen waren.

Noch immer bewegte er sich wie in Trance, aber die sonderbare Leere in seinem Inneren begann sich zu füllen. Womit – das ließ sich noch nicht feststellen. Auf dem weichen Teppich setzte er einen Fuß vor den anderen, schritt an Lesesesseln und kleinen Tischen vorbei, an Vasen und großen, üppigen Pflanzen. Sein Blick blieb auf die Bücher gerichtet, und schließlich verharrte er, griff nach einem ganz bestimmten Band.

Natürlich handelte es sich nicht um ein echtes Buch, sondern um eine pseudoreale Reproduktion, aber es wirkte täuschend echt – man konnte sogar darin blättern. Der Titel lautete Reflexionen, und der Text stammte von dem denebianischen Philosophen Horan.

Valdorian öffnete das Pseudo-Buch an einer markierten Stelle, und sein Blick fiel sofort auf die von einem blinkenden Pfeil gekennzeichnete Passage.

»Und wenn das Leben nichts weiter ist als ein Traum?«, las er leise. »Vielleicht bringt der Tod das Erwachen …«

Er zitterte innerlich und schlug das Buch an einer anderen, ebenfalls markierten Stelle auf.

»Es gibt nicht einen Weg des Lebens, sondern deren tausend, und wir müssen wählen, uns immer wieder für eine Richtung entscheiden. Manchmal fehlt uns der Mut, und dann wählen wir die Abzweigung des geringsten Risikos. Manchmal erkennen wir schon nach kurzer Zeit, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben, aber die Wege des Lebens sind Einbahnstraßen, auf denen man nicht umkehren kann. Sie führen immer nur nach vorn, nie zurück. Eine getroffene Entscheidung schließt alle anderen aus …«

Das Bild vor Valdorians Augen verschwamm, und er sah volle Lippen, die diese Worte sprachen, ihnen einen fast melodischen Klang gaben. Die Stimme kam aus der gleichen Vergangenheit wie der Name Dorian, aus einer anderen Welt, einem anderen Leben.

Er stellte das Buch an seinen Platz zurück – es war nicht das Exemplar, das Lidia ihm damals geschenkt hatte, denn das existierte längst nicht mehr, war in einer Kristallhöhle verbrannt –, durchquerte die Bibliothek mit längeren, entschlosseneren Schlitten und ging zum Schreibtisch in der hinteren Ecke.

Die dortigen Wandfächer enthielten einen Gegenstand, der einmal eine ganz besondere Bedeutung für ihn gehabt hatte. Vor dem betreffenden Segment zeigte sich das vage Schimmern eines Sicherheitsfelds, und einige Sekunden lang befürchtete Valdorian, die Zugangssequenz vergessen zu haben – jenes Objekt hatte er seit vielen Jahren nicht mehr in der Hand gehalten. Dann fiel der Kode ihm wieder ein. Die Sensorfelder eines Kontrollservos summten unter seinen Fingern, und das Schimmern verschwand.

Zitternde Finger tasteten nach einer kleinen Schatulle, öffneten sie und entnahmen ihr einen Kristall. Ein pseudoreales Licht entstand, glitt wie eine Miniatursonne um ihn herum und ließ die einzelnen Facetten glitzern. Ein normaler Diamant war kostbar genug, aber in diesem Fall handelte es sich um einen kognitiven Kristall, Teil eines Paars. Die Stimme eines Tarufs kam aus der Vergangenheit …

»Dies ist etwas Spezielles: zwei Diamanten von der Taruf-Welt Ksid. Sie gehören zusammen.«

»Warum?«

»Es sind semivitale kognitive Kristalle, durch eine empathische Brücke miteinander verbunden. Wie groß auch immer die Entfernung zwischen ihnen ist, die Verbindung bleibt bestehen. Allerdings schwächt sie sich immer mehr ab, wenn die Diamanten über längere Zeit hinweg voneinander getrennt bleiben. Nähe hingegen erneuert die Brücke zwischen ihnen. Wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten: das ideale Geschenk für ein junges Paar, das nach einem konkreten Symbol für seine Beziehung sucht. Der Preis …«

»… spielt keine Rolle …«

Valdorian, der alte Valdorian, betrachtete den Kristall, konzentrierte sich und glaubte, ein vages Flüstern zu hören, wie fernen Wind. Viel zu lange waren die beiden Diamanten voneinander getrennt gewesen. Aber vielleicht …

Dem gleichen Wandfach entnahm Valdorian ein kleines Gerät, das nach einem Kom-Modul aussah. Er hob den ebenfalls von Ksid stammenden empathischen Amplifikator ans Ohr, empfing jedoch nur das geistige Äquivalent weißen Rauschens. Nach einigen Sekunden ließ er den Amplifikator wieder sinken und dachte daran, dass er ihn nicht nur dazu verwendet hatte, die empathischen Signale des anderen Kristalls zu verstärken, um sie besser zu verstehen. Er legte den Diamanten in die Schatulle, stellte sie zusammen mit dem Amplifikator ins Wandfach zurück und reaktivierte das Sicherheitsfeld.

Zwei Lebenswege, die sich kurz berührt und dann in verschiedene Richtungen geführt hatten …

Lidia DiKastro war zur Pilotin in den Diensten der Kantaki geworden und Valdorian zum Nachfolger seines Vaters, erst zum Leiter der Valdorian-Unternehmensgruppe, dann auch zum Primus inter Pares und damit zum Oberhaupt des Konsortiums.

Dorian, flüsterten Lidias Lippen, und ihre großen Augen glänzten, wie eine Mischung aus Smaragd und Lapislazuli. Valdorian glaubte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um das Erinnerungsbild zu berühren und ihm Substanz zu geben, um Lidia aus der fernen Vergangenheit in die Gegenwart zu rufen.

Lidia. Die Kantaki …

Inmitten der Erinnerung keimte ein anderer Gedanke und wuchs zu einer Idee heran, an der sich Valdorian festklammerte. Plötzlich war die Leere in ihm nicht mehr leer, das unruhige Vibrieren ließ nach. Valdorians alte Entschlossenheit kehrte zurück, und er atmete tief durch, wurde wieder Herr über sich selbst. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, das ihm Selbstsicherheit und Kraft gab – Kraft aus einem Vorrat, der allmählich zur Neige ging, wie er wusste.

Er holte seinen Kom-Servo hervor und aktivierte ihn.

»Jonathan?«

Sein Sekretär antwortete fast sofort. »Primus?«

»Bitte kommen Sie zur Bibliothek.«

Hinter Valdorians faltiger Stirn jagte ein Gedanke den anderen, während er Strategien erwog und Möglichkeiten sondierte. Seit vielen Jahren war er daran gewöhnt, selbst wichtige Entscheidungen innerhalb weniger Sekunden zu treffen, und von dieser Fähigkeit machte er auch jetzt Gebrauch.

Als Jonathan Fentur eintrat, musterte Valdorian ihn mit neuer Aufmerksamkeit. Sein Sekretär trug eine dunkelgraue Kombination aus Hose und Jacke, Kleidung, wie man sie sich gewöhnlicher kaum vorstellen konnte, und alles an ihm wirkte durchschnittlich: Statur und Körperbau, das kurze, aschblonde Haar, die graugrünen Augen, die weder zu krumme noch zu gerade Nase, die weder zu dünnen noch zu dicken Lippen. Er sah aus wie fünfzig, hatte aber schon einige Resurrektionen hinter sich und war in Wirklichkeit siebenundneunzig.

Ihm bleiben noch fünfzig Jahre, dachte Valdorian.

»Sie wollten mich sprechen, Primus?«

»Ja, Jonathan.« Eine Chance, flüsterte es in ihm. Es gibt noch eine Chance. »Ich möchte mit einem Kantaki reden, so schnell wie möglich. Arrangieren Sie alles.«

Im Wandfach hinter dem Sicherheitsfeld, in der Schatulle, flackerte es tief im Inneren des Diamanten. Niemand bemerkte etwas, aber ein winziges Zeitquant hatte seine Struktur verändert.

2

Tintiran

3. Planet des Mirlur-Systems

Zentraler Sektor des Konsortiums

August 300 SN · linear

Die Sonne Mirlur kroch hinter dem Horizont hervor, als die Kantaki-Kapseln vom Himmel fielen. Mit großer Geschwindigkeit kamen sie herab, kleinere Ausgaben der großen Kolosse, ebenfalls schwarz und asymmetrisch, aus zahlreichen Modulen zusammengesetzt.

»Dies ist ein großer Tag für Tintiran«, ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern. Sie gehörte dem Vorsitzenden des Demokratischen Konzils von Tintiran, der angeblich den Planeten regierte. Der junge Rungard Avar Valdorian wusste es besser: Die wahre Macht lag bei seinem Vater, Hovan Aldritt Valdorian. »Heute am 23. Juli 300 Seit Neubeginn überwindet unsere Heimatwelt die letzten Folgen des tausendjährigen Zeitkriegs. Heute wird die letzte Anomalie auf Tintiran nach monatelangen Vorbereitungen in die gewöhnliche Raum-Zeit reintegriert, was wir den Kantaki verdanken. Dadurch gehört der Planet wieder ganz allein uns.«

Die schwarzen Kapseln der Kantaki wurden abrupt langsamer, als sie sich der Oberfläche näherten, und schwebten an der großen Ambientalblase vorbei, die das Festkomitee am Rand des Lochs geschaffen hatte. Das Loch – es hatte nie einen anderen Namen getragen: eine riesige Öffnung im Leib des Planeten, anderthalb Kilometer tief und zehn Kilometer breit. Fast fünfzehn Jahrhunderte lang hatten hier im hohen Norden von Tintiran, in der »Große Trockenheit« genannten Region, archäologische Untersuchungen stattgefunden. Nach dem ersten Fund eines Artefakts der La-Kimesch hatten sich Wissenschaftler von vielen Welten Schicht um Schicht in die Tiefe gegraben und nach und nach etwas freigelegt, das einst, vor etwa zweiundzwanzig Millionen Jahren, ein urbaner Komplex gewesen zu sein schien. Doch kurze Zeit nach Beginn des Zeitkriegs vor mehr als anderthalb Jahrtausenden hatte sich herausgestellt, dass die »Stadt« der La-Kimesch – wenn es wirklich eine Stadt war – ein Zeitportal der Temporalen enthielt, das es dem Feind gestattete, einen Angriff aus der Vergangenheit zu führen. Die Invasion der Temporalen hatte natürlich das Ende für die Ausgrabungsarbeiten bedeutet, und jetzt stand ein neuer Anfang bevor. Die Forscher konnten es gar nicht abwarten, wieder mit der Arbeit zu beginnen. dachte Valdorian.

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