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Holz, ein Naturmaterial mit vielen Geheimnissen und wundervollen Eigenschaften. Schon seit Jahrhunderten wissen die Menschen über die Besonderheiten dieses Baumaterials und der Wirkung von Bäumen in unserem Leben Bescheid. Menschen wie der Großvater haben dieses Wissen und die Traditionen rund um das Thema weitergegeben und damit die nächste Generation geprägt. Ein Buch über das uralte und das neue Leben mit Holz, Wald und Mond. "Ernten, bauen und leben wir besser, indem wir die Rhythmen und Kreisläufe der Natur nutzen und uns von den Kräften der Wälder tragen lassen". Erwin Thoma
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Seitenzahl: 190
Erwin Thoma
DICH SAHICH WACHSEN
Was der Großvater noch über Bäume wusste
Dieses Buch widme ich dem Zimmerer Gottlieb Brugger (1907–1999), dem ich viele wertvolle Anregungen verdanke.
© 2016 Servus bei Benevento Publishing, Eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Red Bull Media House GmbH
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, 5071 Wals bei Salzburg, Österreich
Bildnachweis: S. 5, 129: Thoma Holz GmbH/Erwin Thoma; S. 26: ÖNB/Wien (59096-B); S. 27: ÖNB/Wien (Pk 4964, 13, 82); S. 99, 115, 119: Stefan Pfeiffer/Freilichtmuseum Großgmain; S. 104: ÖNB/Wien (43227-B); S. 106: ÖNB/Wien (FO25679); S. 108: ÖNB/Wien (B5 1787/10); S. 112: ÖNB/Wien (HEY035836)Illustrationen: alle Illustrationen von Ernst Muthwill,ausgenommen: S. 83, 84: Helmut Huber
Gesamtherstellung: Buch.Bücher Theiss, www.theiss.at
Buchtitel »Dich sah ich wachsen« aus der »Ode an das Holz« (Oda a la Madera) von Pablo Neruda.
Pablo Neruda, Das lyrische Werk © Luchterhand Literaturverlag München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Gedicht, S. 160 © Fritz Gillinger
Umschlaggestaltung, Umschlagabbildung und Illustration Kapitelaufmacher: Andreas Posselt
Autorenporträt: Jan Ludwig/Thoma Holz GmbH
E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH
ISBN 978-3-7104-5019-8
Ode an das Holz
Pablo Neruda
Ach, soviel ich auch kenne
und immer wieder kenne,
unter allen Dingen
ist meine beste Freundin
das Holz.
Ich trage durch die Welt
an meinem Leib mit mir, in meiner Kleidung
Geruch von Sägemühlen,
roter Bretter Duft.
Meine Brust, meine Stimme,
sie sogen sich in der Kindheit
mit Bäumen voll, die niederstürzten,
mit gewaltigen Wäldern
voll künftiger Bauten.
Ich lauschte, wenn sie einhieben
auf die gigantische
Lärche,
den Lorbeerbaum vierzig Meter hoch.
Axt und Gurt
des winzigen Holzfällers
fällten schnell
ihre stolze Säule,
es siegt der Mensch und hinstürzt
voller Wohlgeruch die Säule,
die Erd erzittert, ein dumpfer
Donner, dunkles Seufzen
der Wurzeln, und da
überflutet die Sinne mir
eine Woge
von Waldesdüften.
Das war in der Kindheit, geschah auf
den feuchten Erden, fern
in der Wildnis des Südens,
auf den grünen,
lieblich duftenden
Archipelen,
vor mir
wurden Balken geschaffen,
schlummernde,
wie Eisen schwer,
Bretter,
helltönend und schmal.
Stählern ihre Liebe singend,
knirschte die Säge,
es heulte die scharfe Schneide,
die metallische Klage
der Säge, die,
einer gebärenden Mutter gleich,
das Brot des Waldes schnitt
und ein Kind zur Welt brachte inmitten
des Lichts
und der Wildnis,
aufreißend das Innere
der Natur,
Schlösser
erschaffend von Holz,
Wohnungen für den Menschen,
Schulen und Särge,
Axtstiele und Tische.
Alles
dort im Walde
lag unter dem feuchten Laub
im Schlaf,
als ein Mann,
sich gürtend
und die Axt erhebend,
begann,
des Baumes reines
Gepränge zu schlagen,
und dieses
fällt,
Donner und Wohlgeruch stürzen,
damit aus ihnen das Bauwerk
erstehe, die Form,
das Gebäude
unter den Händen des Menschen.
Dich kenne ich, dich lieb ich,
dich sah ich wachsen,
Holz.
Darum,
so ich dich anrühre,
antwortest du
wie ein geliebter Leib,
du weisest mir
deine Augen und deine Fasern,
deine Knorren, deine Male,
deine Adern,
die reglosen Flüssen gleichen.
Ich weiß,
was sie
singen
mit Windes Stimme,
ich lausche
der stürmenden Nacht,
des Pferdes
Galopp in der Wildnis,
ich rühre dich an, und du,
wie eine spröde Rose,
die nur für mich zum Leben wiedererblüht,
öffnest dich,
den Duft
mir schenkend und das Feuer,
die gestorben schienen.
Unter dem stumpfen Anstrich
ahne ich deine Poren,
erstickt schon, rufst du mich,
und ich höre dich,
fühle
die Bäume
schwanken,
die meine Kindheit überschattet,
sehe
aus dir,
einem Flug von Ozean
und Tauben gleich,
die Schwingen der Bücher fliegen
das Papier
von morgen,
für den Menschen
das reine Papier für den reinen Menschen,
der morgen leben wird
und der heut geboren,
beim Tönen einer Säge,
beim Zerreißen
von Licht, Klang und Blut.
Das ist das Sägewerk
der Zeit,
umsinkt
die dunkle Wildnis, dunkel
ward geboren der Mensch,
es fallen die schwarzen Blätter,
und erdrückt das Dröhnen der Schlacht,
das Wort haben zur gleichen Zeit
Tod und Leben;
wie einer Geige entstiegen, erhebt sich
das Lied oder die Klage
der Säge im Wald,
und so ersteht
das Holz
und beginnt seinen Lauf durch die Welt,
bis es der stille Erbauer ist,
vom Eisen zersägt und durchbohrt,
leidend und schirmend
die Wohnstatt
errichtet,
wo täglich
einander begegnen werden der Mann, die Frau
und das Leben.
Über den Titel dieses Buches
»Dich sah ich wachsen« ist eine Zeile aus der wunderschön poetischen »Ode an das Holz« des chilenischen Dichters Pablo Neruda.
Der 1904 in Parral, Chile, geborene Neruda – bürgerlicher Name: Neftalí Ricardo Reyes Basoalto – gilt als einer der größten lateinamerikanischen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Die »Ode an das Holz« stammt aus dem 1954 veröffentlichten Zyklus »Odas Elementales«. Sie ist eines der vielen Werke, die Neruda in seinen späteren Jahren in poetischer Rückschau den von ihm geliebten Dingen widmete.
Neruda wurde in viele Sprachen übersetzt, 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Er starb 1973 in Santiago de Chile.
Wenn ein Buch nach 20 Jahren immer noch begeistert gelesen, verschenkt und gekauft wird, dann hat die wichtigste Jury – die Leserschaft – das Urteil gesprochen.
So etwas geschieht am Büchermarkt ganz selten. Nur echter Nutzen und wertvolle Informationen eines Buches können das bewirken. Es wäre unbescheiden, würde ich als Autor des Buches so über mich selbst schreiben. Aber zu einem großen Teil stammt die Weisheit dieses Buches nicht von mir. Sie wurde mir vom Opa geschenkt.
Lesen Sie selbst, wie tief dieses Geschenk in mein Leben eingegriffen und es bereichert hat. Dafür kann ich nur dankbar sein. So möchte ich das Geschenk auch allen anderen Menschen zugänglich machen.
Ein weiterer Grund für die anhaltende Popularität dieses Büchleins liegt wohl darin, dass es in gewisser Weise Holzgeschichte geschrieben hat.
Im Jahr 1995 habe ich damit erstmals das Thema Mondholz breit dem Fachpublikum vorgestellt. Es folgten sehr kontroverse Debatten und auch Studien mit widersprüchlichen Aussagen. Schlussendlich wurde Opas Mondholzwissen an der renommierten ETH Zürich nachgewiesen und bestätigt.
Sie lesen hier also den Erfahrungsbericht aus einer Zeit, in der noch jeder wissenschaftliche Nachweis fehlte.
Natürlich war es nötig, das Buch nach 20 Jahren und nach neun Auflagen endlich zu überarbeiten. Das Brennholzkapitel habe ich neu hinzugefügt, den ehemaligen Teil »Mensch und Baum« gestrafft und zusammengefasst. Über einzelne Themen, wie Holz und Gesundheit, die Entwicklung zum energieautarken, dämmstofffreien Haus, über die Sprache und Wirkung der Bäume auf uns Menschen, konnte ich darüber hinaus eigene umfangreiche Bücher verfassen, die auch im Servus Verlag erhältlich sind.
Doch beginnen wir unsere Reise zu den Bäumen, zum Holz und zur Natur mit dem uralten Wissen, das heute wieder so wichtig wird.
Erwin Thoma
Hier lesen Sie,
… wie ein Blinder verschiedeneHolzarten zu unterscheiden lernte;
… warum ein hölzerner Kamin 400 Jahreim Feuer war und doch nicht verbrannte;
… dass auch 90-jährige Augen noch leuchtenkönnen und wie die unendliche Freundschaftzwischen Mensch und Baum begann.
Streichen Sie einmal bei geschlossenen Augen mit der Hand über die glatte Oberfläche einer Ahorntischplatte und führen Sie anschließend Ihre Fingerspitzen über das grobporige Holz einer Esche oder Eiche.
Schließen Sie Ihre Augen und klopfen Sie auf das harte Holz einer Buche. Probieren Sie dasselbe dann an der weichen Fichte. Viele Wege führen uns an die Geheimnisse der verschiedenen Hölzer heran – wir sind es aber gewohnt, uns in erster Linie auf unsere Augen zu verlassen.
Der blinde Mann wurde von seiner Frau in unser Haus geführt. Mit seinem Stock konnte er zwar Stufen, Wände und Ecken wahrnehmen, dennoch achtete auch die Frau darauf, dass ihn kein Hindernis überraschte. Nach der kurzen Begrüßung setzte er sich an unseren Tisch und seine Hände musterten sofort die abgegriffene und glatte Ahornplatte.
Einen Fußboden für ihr neues Haus suchten die beiden. Vor allem die Frage der Holzart war zu klären. Wie aber sucht ein Mensch ohne Augenlicht die Holzart aus?
Diese Frage stand unausgesprochen im Raum – auch unsere Kinder versammelten sich interessiert um den Tisch. Nur der Hund schlief auf seiner Decke unbeeindruckt den gewohnten Hundeschlaf.
Der blinde Mann hatte in seinem Leben alle anderen Sinne viel mehr geschärft, als dies einem Sehenden möglich wäre. Er hatte gelernt, so gut es nur irgendwie ging, das fehlende Augenlicht zu ersetzen. Mit Hölzern freilich hatte er seinen feinen Tastsinn, seine Ohren und seinen Geruchssinn bis zu diesem Besuch wohl noch kaum beschäftigt.
Interessiert und beinahe ein wenig ungeduldig ließ er sich von seiner Frau und mir Holzart für Holzart erklären. Seine Finger, Handflächen und Nägel arbeiteten dabei emsig an den herbeigeschafften Mustern verschiedener Vollholzböden.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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