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Spannende Geschichten von Regenwürmern zum Selbstlesen für Kinder ab acht Jahren.
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Seitenzahl: 27
Gefangen im Blumentopf
Unfreiwilliger Angelausflug
Luftreise wider Willen
Kriechbert auf der Landstraße
Abenteuer auf dem Golfplatz
Ein glücklicher Wurm
Es war noch Winter, als Kriechert-Regenwurm von ungewöhnlich hohen Temperaturen geweckt wurde. Alles fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Seine Wohnröhre war zerstört und ekelhaft warmes Wasser verwandelte die Erde im Matsch. Kriechbert konnte kaum noch atmen.
Um nicht zu ersticken, kroch er rasch an die Oberfläche. Er erschrak. Der Himmel war weg! Zwar hat ein Wurm keine Augen, aber er konnte es deutlich spüren. Jemand hatte den Himmel geklaut.
Der Regenwurm tastete sich langsam auf der Oberfläche der erstaunlich lockeren Erde vorwärts. Vielleicht hatte er ja den Beginn der Gartensaison verschlafen und das Beet, in dem lebte, war umgegraben worden? Oder hatte der Maulwurf gebuddelt?
Nein, das konnte nicht sein, der hätte Kriechbert glatt zum Frühstück verspeist.
Der Regenwurm fühlte in sich hinein. Sein Körper war heil, niemand hatte etwas abgebissen oder mit einem Spaten abgetrennt. Er kroch weiter.
Zumindest versuchte er es. Wohin er sich wandte, stieß er auf feste Mauern. Links, rechts, vorn, hinten und sogar ganz unten, wo auch noch ein großer Kieselstein auftauchte.
Ganz ruhig bleiben, dachte Kriechbert. Das ist bestimmt nur ein schlechter Traum. Morgen wache ich auf und liege in meiner Wohnröhre unterm Apfelbaum.
Aber auch am nächsten Tag blieb alles gleich, nur dass die Erde trockener wurde und Kriechbert nichts zu essen fand. Regenwürmer fressen verrottende Pflanzenteile. Die letzten hatte er sich in den vergangenen Stunden schmecken lassen. In seiner Not nagte er frische Wurzeln an. Davon gab es einige und die schmeckten sogar recht gut.
Manchmal nahm er die Schwingungen von Tönen wahr, denn ohne Ohren kann ein Wurm auch nicht wirklich hören.
Das mussten Menschen sein. Die mochte Kriechbert nicht. Er wusste von seinen Verwandten, dass Menschen manchmal Regenwürmer aus der Erde zerrten, auf einen Angelhaken spießten und sie den Fischen als Köder vor die Nase hielten.
Bäh! Pfui Spinne! Kriechbert zuckte zusammen. Ein ekelhaft schmeckender Regenguss trommelte auf den Boden und drang tief ins Erdreich ein. Keine Chance zu entkommen.
Woher hätte der arme Wurm wissen sollen, dass er in einem Blumentopf gefangen war, die angeknabberte Pflanze zu welken begann und die Nässe von einer Düngergabe herrührte, mit welcher der Besitzer hoffte, das Gewächs zu retten.
So ging das ein paar Wochen lang. Kriechberts Hunger wurde immer größer, doch außer den schmackhaften Wurzeln gab es nichts zu beißen. Kriechbert knabberte immer schneller und die Pflanze fiel schlaff in sich zusammen, weil sie ohne Wurzeln keine Nährstoffe aufnehmen konnte. Kriechbert war deswegen ganz und gar nicht traurig, denn die Blätter würden schnell verrotten und er hätte über einen sehr langen Zeitraum reichlich Futter.
Der Besitzer des Gewächses kratzte sich nachdenklich am Kinn. Alle anderen Zimmerpflanzen, die er am selben Tag in dieselbe Erde gepflanzt hatte, wuchsen kräftig und manche setzten sogar schon Knospen an. Im alten Topf, der zu eng geworden war, war ja noch alles in bester Ordnung gewesen. Das Gewächs hatte erst nach ein paar Tagen, plötzlich zu verwelken begonnen.