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Ebersdorf - jetzt ein Teil der Stadt Saalburg-Ebersdorf - bestand bis 1920 aus zwei eigenständigen Gemeinden: Ebersdorf-Ortsgemeinde (das "untere Dorf") und Ebersdorf-Brüdergemeine (die "Colonie"). Damit verbunden war die Nummerierung der Häuser in den beiden Orten - jeweils mit 1 beginnend. Dieses doppelte Hausnummern-System wurde noch bis in die 1950er Jahre beibehalten, obwohl schon 1920 beide Orte zu einer Gemeinde zusammengeschlossen wurden. Das führte natürlich zu einigen Verwirrungen. Der Verfasser hat die Situation in Ebersdorf aufgezeichnet, wie sie etwa 1948/50 bestand. Es werden alle Häuser in den ehemaligen Orten Ebersdorf-Ortsgemeinde und Ebersdorf-Brüdergemeine mit den damaligen Hausnummern aufgelistet und dazu die damaligen Besitzer und Bewohner, teilweise mit ihren Berufen, genannt.
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Seitenzahl: 33
Vorwort
Übersicht zu heutigen Adressen und zugehöriger alter Hausnummer
Alte Ebersdorfer Hausnummern um 1948/50 – Unteres Dorf
Alte Ebersdorfer Hausnummern um 1948/50 – Brüdergemeine
Ebersdorfer Einwohner, die keinem Haus zugeordnet werden konnten
Unsere Sprache ist die unabdingbare Basis unserer Erinnerungskultur. Sie trägt ganz wesentlich zum gegenseitigen Verstehen im täglichen Leben bei.
Unsere Vorfahren erfanden Begriffe für ihre Arbeitsmittel, für Bekleidung und Lebensmittel sowie für alle Dinge, die ihnen in ihrem Leben wichtig waren. Maja Haderlap, die Kärntner Lyrikerin, verdichtet diese Erkenntnis im folgenden Satz: „Was nicht deutlich geworden ist in der Sprache, vergeht.“
Auch die Personennamen gehören dazu. Als man dazu überging, Familiennamen einzuführen, wurden die bisherigen Personennamen zu den Vornamen. Die Familiennamen waren zunächst nicht erblich! Wenn der Vater z.B. Peter Schlosser hieß, konnte der Sohn durchaus den Namen Max Müller führen. Erst allmählich wurde der zweite Name als Familienname an die nächsten Generationen vererbt.
Der Gebrauch von Familiennamen begann in Deutschland um etwa 1000 n.Chr. im süddeutschen Hochadel. Es dauerte aber bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, ehe sich der Brauch von Familiennamen in den niederen Bevölkerungsschichten Norddeutschlands durchsetzen konnte. Hier kann man die zeitliche Grenze zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit ziehen.
In Deutschland hatten sich die ersten beiden modernen Staaten entwickelt. Das waren
1415 das Kurfürstentum Brandenburg unter dem schwäbischen Geschlecht der Hohenzollern, hervorgegangen aus den Burggrafen von Nürnberg - (Die Hohenzollern stellten später preußische Könige und deutsche Kaiser.) - und
1423 das Kurfürstentum Sachsen, beherrscht von den Wettinern (aus dem Dorf Wettin, 20 km nordwestlich vom Zentrum Halles).
Die Modernität dieser beiden Staaten verlangte eine Straffung der Organisation. Während bisher fast ausschließlich in den Klöster geschrieben wurde, kam es in den Amtsstuben dieser beiden Staaten, man nannte sie Kanzleien, zu einem explosionsartigen Anstieg der Zahl an notwendigen schriftlichen Unterlagen. Der Beruf des Schreibers wurde zu einem der gesuchtesten. Man nannte ihn Copist, da hauptsächlich Dokumente abgeschrieben werden mussten. (Der Vater unseres Parkplaners Friedrich Christian Schuricht übrigens war Obercopist am kursächsischen Hof.)
Jetzt erst wird die deutsche Sprache so geformt, dass wir sie mit unseren heutigen Deutschkenntnissen auch verstehen würden. Es gilt jetzt der Grundsatz: statt zu schreiben, wie man spricht, solle man sprechen, wie man schreibt. Das hatte eine gewaltige Wirkung auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen.
Ein großes Problem wurde nun erst sichtbar: Nur 1 – 4 % der Bevölkerung waren alphabetisiert. Selbst in den großen Städten soll es nur maximal 5% Lesefähige in der Bevölkerung gegeben haben.
Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass z.B. Familienereignisse bei mündlicher Überlieferung nur über maximal drei Generationen in Erinnerung gehalten werden können und das auch nur mit großen Informationsverlusten, muss uns klar werden, welch große Bedeutung sowohl der Schriftlichkeit als auch der Lesefähigkeit zukommen. Heute kann man weitere Techniken wie Fotografie, Ton-, Film- und Videoaufzeichnungen usw. zur Überlieferung von Wissen nutzen.
Wesentlich größere Bedeutung als die angesprochenen Familienereignisse haben inzwischen natürlich alle Erkenntnisse der Menschheit, die es wert sind, an kommende Generationen weitergegeben zu werden.
Uns bleibt die Aufgabe, Kenntnisse der Vergangenheit und der Gegenwart unserer Gemeinde am Leben zu erhalten; ansonsten droht der Zerfall der Dorfgemeinschaft. Hat er vielleicht schon begonnen?
Mit dem seit Jahren verödeten Schloss, mit den ruinösen Häusern wie dem „Doktorhaus“ und dem „Rentmeisterhaus“, dem Zerfallen eines Denkmals, das der Klage einer Mutter über die gefallenen Söhne Ausdruck verleiht, mit der Gleichgültigkeit, mit der manche ihre Aufgaben nicht erfüllen?
Mit der Zeit sind auch schon viele Begriffe aus dem Ebersdorfer Alltag verloren gegangen. „Sandsteig“ und „Pohlig“ sind noch fast allen geläufig. Was ist aber mit dem „nassen Birkicht“, dem „Kuhstall“ oder dem „herrschaftlichen Kalksteinbruch“ gemeint? Darauf können nur noch ganz wenige Ebersdorfer eine Antwort geben. Und was mit „Kanapé“, vermutet im Bereich der „oberen Schlosswiese“, gemeint war, hat sich bis heute trotz intensiver Suche nicht klären lassen.
Für die Suche nach Flurbezeichnungen und den Landesgrenzsteinen, ihre Dokumentation und Erhaltung, habe ich leider keine Mitstreiter gefunden.
Zu den heute weitgehend vergessenen Ebersdorfer Begriffen, Orts- und Flurbezeichnungen zählen noch:
Balkan
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entspricht etwas heute „Am Bach“,
Schlossgrabenwiese
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Wiese vor dem Schloss,
Schlossbrünnle
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