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- Herausgeber: Verlag an der Ruhr
- Kategorie: Bildung
- Serie: K.L.A.R. - Taschenbuch
- Sprache: Deutsch
- Veröffentlichungsjahr: 2021
Roman für Jugendliche von 12-16 Jahren, auch als Unterrichtslektüre an Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen geeignet, Fach: Deutsch, Klasse 7-10 +++ Als sich ein privates Foto von Grit in den Klassenchats ihrer Schule verbreitet, verliert sie den Boden unter den Füßen. Wer würde so etwas tun? Zusammen mit Alina, Henry und ihrem Freund Carlo sucht Grit nach der Person, die hinter den fiesen Nachrichten steckt. Doch die Suche nach dem Täter ist kompliziert, immer mehr Bilder tauchen auf und Grit bleibt nicht das einzige Opfer...
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Seitenzahl: 73
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K.
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Impressum
Titel
Kurz – Leicht – Aktuell – Real
Die anderen haben’s doch auch gepostet!
Autor
Armin Kaster
Umschlagmotive und Motive im Innenteil
Foto © DisobeyArt, Sprechblase: © yana shypov, Kapitel-Icon © mhatzapa, Smileys (S. 68) © Aratehortua – alle Shutterstock.com
E-Book-Herstellung und Auslieferung
Bookwire GmbH, Frankfurt, www.bookwire.de
Verlag an der Ruhr
Mülheim an der Ruhr
www.verlagruhr.de
Ab 12 Jahre
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
© Verlag an der Ruhr 2021, Version 2022
E-Book ISBN 978-3-8346-4561-6
Begleitendes Unterrichtsmaterial:
K.L.A.R. – Literatur-Kartei:
„Die anderen haben’s doch auch gepostet!“
Armin Kaster
Kl. 7–10, 64 S., A4
Hefter:
ISBN 978-3-8346-4578-4
PDF:
ISBN 978-3-8346-4583-8 (Pro-Lizenz)
ISBN 978-3-8346-4694-1 (Premium Lizenz)
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Der Zug schießt in den Tunnel. Ein Mädchen und ein Junge sitzen darin. Sie sehen auf das Handy des Jungen.
„Am Anfang war das Bild“, flüstert der Junge.
„Und das Bild war bei Gott.“
Er starrt auf sein Display, auf dem das Foto eines Mädchens zu sehen ist. Sie liegt auf einem Bett und hat ihr Shirt hochgezogen.
Das Gesicht ist gut zu erkennen. Es ist Grit.
„Krass!“, sagt das Mädchen. „Warum macht die das?“
Der Junge zuckt mit den Schultern. Er weiß auch nicht, warum sich Grit halb nackt fotografiert hat. Aber er weiß, was es mit Grit machen wird, wenn das Bild in den Klassenchat kommt. Dann werden alle ihre Brüste sehen. Und das will er so. Denn Grit ist mit Carlo zusammen – und nicht mit ihm.
„Aber Grit wird doch sehen, dass du das Foto geschickt hast“, sagt das Mädchen.
Der Daumen des Jungen schwebt über dem Pfeil zum Versenden einer Nachricht. Eine kleine Bewegung würde genügen, um Grits Leben zu zerstören. Das gibt dem Jungen ein kribbelndes Gefühl. Er kann bestimmen, was passiert. Er ist Gott!
„Ich habe eine zweite SIM-Karte“, erklärt der Junge und hält das Handy hoch. „Die Nummer kennt niemand.“
„Wie bist du überhaupt an das Foto gekommen?“, will das Mädchen wissen.
Anstelle einer Antwort sagt der Junge. „Carlo ist ein Idiot.“
„Aber …“ Das Mädchen beißt sich nervös auf die Unterlippe. Wenn der Junge das Foto verschickt, wird es blöde Fragen geben. Sie hat den Jungen hinzugefügt. Sie wird dafür verantwortlich gemacht werden, dass Grits Nackt-Selfie in den Klassenchat gekommen ist.
Als könne der Junge Gedanken lesen, sagt er: „Erzähl den anderen einfach, du weißt nicht, wer ich bin. Es sind auch andere Fremde im Klassenchat. Du hast mich halt versehentlich hinzugefügt.“
Der Daumen des Jungen schwebt noch immer über dem Pfeil. Es ist Viertel vor acht.
Sie haben in den ersten Stunden Mathe und Englisch, dann Sport und Bio. Normalerweise wäre das ein öder Tag. Aber nicht heute.
Denn heute macht er Grit fertig.
„Wie lange es wohl dauert, bis jeder im Chat das Foto gesehen hat?“, überlegt das Mädchen. Sie sieht den Jungen an. In ihrem Gesicht liegt eine heimliche Freude an dem, was kommen wird. Sie hat zwar keine Vorstellung davon, wie es läuft, aber sie findet es jetzt schon aufregend.
„Eine halbe Stunde, eher weniger“, sagt der Junge und sieht aus dem Fenster. Sie haben gerade den Tunnel verlassen und fahren unter der Brücke durch. Dahinter kommt die Haltestelle. Zahllose Graffiti zieren die Mauer neben dem Gleisbett. Davor blüht üppiger Sommerflieder. In drei Wochen sind Ferien.
„Als ob!“, sagt das Mädchen. „Das dauert länger.“
Der Junge lacht. „Um was wetten wir?“ Er hält dem Mädchen die Hand hin.
Das Mädchen wirft ihm einen verstohlenen Blick zu.
„Um einen freien Wunsch“, sagt sie und greift nach seiner Hand.
„Wie jetzt?“ Der Junge lacht unsicher. Es sieht aus, als wolle er die Hand wieder zurückziehen.
Das Mädchen senkt den Blick und sagt leise: „Wer gewinnt, kann sich vom anderen etwas wünschen. Egal was.“
„Dein Ernst!?“
„Ja!“, sagt das Mädchen und drückt den Daumen des Jungen auf das Display. Das Bild ist im Chat. Ab jetzt können alle Grits nackte Brüste sehen.
„Und das Bild ist Fleisch geworden“, sagt der Junge, „und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen.“
„Du redest Mist“, kichert das Mädchen.
„Yep!“, sagt der Junge und sieht die beiden Häkchen rechts unter dem Foto.
Das Spiel hat begonnen!
Als die S-Bahn mit quietschenden Rädern hielt, fuhr Grit mit ihrem Rad über die Brücke. Im Augenwinkel sah sie die S-Bahn, die dutzende Schülerinnen und Schüler entließ. Dann bog Grit ab und rollte die letzten Meter bis zur Schule. Dort stellte sie ihr Rad in den Fahrradständer. Es war bereits sehr heiß. Wieder so ein Tag, an dem man selbst im Schatten schwitzte. Aber Grit trug ein luftiges Kleid. Das würde ihr helfen, den Tag zu überstehen.
„Good morning!“, kam es von hinten links.
Grit drehte sich um und sah Alina.
„Hi!“, sagte Grit und ließ das Fahrradschloss einrasten. Sie nahm ihren Rucksack aus dem Korb und ging auf Alina zu.
„Weißt du was?“, fragte Alina.
Grit lachte. „Klar weiß ich was. Aber was meinst du?“
„In den Ferien kommen meine Freundinnen“, rief Alina. „Mit dem Zug aus Köln! Extra zu mir nach Hamburg! Ist das cool?!“
„Ja, voll!“, sagte Grit und sah auf ihr Handy.
Der Klassenchat war voller Nachrichten. Grit sah in der Vorschau, dass irgendwer ein Foto gepostet hatte. Sie würde es später ansehen, in der Pause oder heimlich im Unterricht. Grit steckte das Handy wieder weg.
„Wie heißen deine Freundinnen noch mal?“, fragte Grit.
„Kati, Luci und Jenny“, verriet Alina. „Schon krass, vor einem Jahr bin ich nach Hamburg gekommen.“
„Und hoffentlich bleibst du auch!“, sagte Grit und legte den Arm um Alina.
„Sieht ganz so aus!“, sagte Alina. „Meine Eltern haben am Wochenende ein Haus gekauft. Nach den Ferien ziehen wir ein.“
„Voll der Reichtum“, spöttelte Grit.
Die beiden Mädchen gingen zum Eingang, wo ein paar Jungs aus ihrer Klasse standen und auf ihre Handys starrten. Sie lachten und hielten sich die Hände vor den Mund.
„Ich würde ja gern beim Umzug helfen, aber wir fahren nach Spanien“, sagte Grit. „Ich könnt’ kotzen.“
„Warum das?“ Alina sah Grit verständnislos an. „Spanien ist doch schön.“
„Spanien ist ohne Carlo!“, jammerte Grit.
Carlo war in der Parallelklasse.
Alle gingen sie in die Achte.
„Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?“, fragte Alina.
„Zwei Wochen, vier Tage und …“ Grit sah auf die Uhr. „… 17 Stunden.“
„Das ist lange“, kicherte Alina und nickte Tom und Tara zu, die im selben Moment vorbeiliefen.
Die beiden beeilten sich, weiterzukommen.
Am Schultor klatschten sie sich mit den anderen ab und warfen verstohlene Blicke auf Grit, die ihnen irritiert hinterhersah.
„Was haben die denn?“, fragte Grit.
Alina zuckte mit den Schultern.
Als es schellte, beeilten sich alle, in die Schule zu kommen.
Grit betrat das Klassenzimmer. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie sofort. Niemand sah sie an. Grit kam sich wie Luft vor, als wäre sie unsichtbar. Selbst Dani kramte nur in ihrem Rucksack, als sich Grit neben sie setzte.
„Alles klar?“, fragte Grit.
Dani nickte stumm.
„Ist irgendwas?“, hakte Grit nach.
Dani starrte nach vorne, wo Herr Hammelmann seine Tasche aufs Pult legte. Wenig später begann der Unterricht. Grit konnte sich nicht konzentrieren. Sie spürte die Blicke ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler auf sich. Aber wenn Grit sie ansah, blickten sie schnell woanders hin. Grit bekam ein mulmiges Gefühl.
Was war hier los?
Herr Hammelmann sagte: „Tara, steckst du bitte dein Handy weg?! Oder denkst du, ich sehe nicht, dass du die ganze Zeit darauf schaust. Und für die Herren dahinten gilt das Gleiche. Handys weg oder ihr könnt sie heute Mittag bei Herrn Löring abholen. Hast du mich gehört, Tom?“
Ein Murren kam aus dem hinteren Teil der Klasse. Grit sah sich verstohlen um. Sie entdeckte weitere Handys, die ihre Mitschülerinnen und Mitschüler heimlich in den Taschen verschwinden ließen.
„Äh, Herr Hammelmann?“, setzte Ranja an, „Können wir nicht draußen Mathe machen? Es ist so heiß.“
„Hier ist es deutlich kühler als im Schulhof.“
Damit begann Herr Hammelmann seinen Unterricht. Da er nur selten Fragen stellte oder jemanden drannahm, wurden die Handys wieder herausgeholt und leises Kichern erfüllte den Raum.
„Was ist denn los?“, flüsterte Grit. Irgendetwas war anders als sonst. Ob es an dem Bild im Klassenchat lag?
