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Seit den 1980er-Jahren wird in den westlichen Ländern massiv geimpft. Gleichzeitig hat mit der stark gestiegenen Impfquote die Zahl der autistischen Kinder in einer bisher nie dagewesenen Weise zugenommen, so dass von epidemischen Ausmaßen die Rede sein kann.
J. B. HANDLEY ist Gründer der Hilfsorganisation Generation Rescue und Vater eines Kindes, das als Impfschaden Autismus entwickelte. In seinem aufrüttelnden Buch präsentiert er zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang von Impfstoffen und Immunaktivierungen im Gehirn, die schwere neurologische Störungen auslösen können.
Diese fundiert recherchierte Impfkritik enthält:
Handleys Anklageschrift appelliert an die Gesundheitsbehörden, die Öffentlichkeit endlich über die wahren Hintergründe von Autismus aufzuklären und die Ergebnisse zahlreicher Studien offen zu legen. Und sie richtet sich an alle Eltern, die mehr über das Impfrisiko wissen wollen.
„Handley ist der nachdenklichste, sachkundigste und unermüdlichste Aktivist für die Gesundheit von Kindern auf der ganzen Welt. An vorderster Front führt er seit Jahren einen eisernen Kampf gegen das Pharmakartell. Lesen Sie dieses Buch und fragen Sie sich, ob Sie wirklich darauf vertrauen können, dass Impfstoffe sicher sind.“Robert F. Kennedy, Jr., Neffe von John F. Kennedy, Jurist und New-York-Times Bestseller-Autor
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Seitenzahl: 499
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J. B. HANDLEY
DieAUTISMUS- EPIDEMIE beenden
Wie Impfungen bei Kindern schwerwiegende Störungen verursachen können
J. B. Handley
Die Autismus-Epidemie beenden
Wie Impfungen bei Kindern schwerwiegende Störungen verursachen können
1. deutsche Auflage 2021
ISBN 978-3-96257-271-6
© 2021, Narayana Verlag GmbH
Titel der Originalausgabe:
How to End the Autism Epidemic by J. B. Handley
Copyright © 2018 by J. B. Handley
Narayana Verlag GmbH edition published by arrangement with
Chelsea Green Publishing Co, White River Junction, VT, USA www.chelseagreen.com
Übersetzung aus dem Englischen: Dr. Ulrich Korn
Coversatz: Narayana Verlag GmbH
Coverabbildung und Layout: Abrah Griggs
Herausgeber:
Unimedica im Narayana Verlag GmbH,
Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel.: +49 7626 974 970–0
E-Mail: [email protected]
www.unimedica.de
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Einleitung
Teil 1
Die Lügen über Impfstoffe und Autismus
Kapitel 1
„Es gibt keine Autismus-Epidemie“
Verklärung einer schwerwiegenden Behinderung
Sogar der Kongress glaubt, dass wir eine Epidemie haben
Keine Epidemie, keine Verantwortung
Das System der Epidemie-Verleugnung
Der Autismusexperte
Die drei Hauptargumente von Leugnern der Autismus-Epidemie
Autismus als genetische Erkrankung
Kapitel 2
„Impfstoffe sind unbedenklich und wirksam“
Verbreitung von Angst und Sorge
Impfstoffe sind keine Rettung für die Menschheit
Der Mythos von der Herdenimmunität
Impfstoffhersteller werden von der Haftung entbunden
In anderen Ländern wird wesentlich weniger geimpft
Für viele Infektionskrankheiten gibt es keine Impfstoffe
Es wird immer Krankheitsausbrüche geben
Die Tests zur Unbedenklichkeit von Impfstoffen sind unzureichend
Fast jeder 50. Mensch ist von Nebenwirkungen betroffen
Das Wissen über die Nebenwirkungen ist mangelhaft
Niemand kennt die wahren Auswirkungen von Mehrfachdosierungen
Der DTP-Impfstoff: Mehr Schaden als Nutzen in Afrika
Der Impfstoff gegen das Dengue-Fieber
Der Grippeimpfstoff machte die Kanadier anfälliger
Eltern haben Bedenken gegen Gardasil
Impfstoffe stehen in Zusammenhang mit Autoimmunkrankheiten
Impfstoffe führten nicht zum Rückgang von Masern
Was ist mit Poliomyelitis?
Der „Teufelskreis des Nichtwahrhabenwollens“
Ärzte äußern zunehmend Besorgnis
Kapitel 3
„Die Wissenschaft hat sich festgelegt“
Geheuchelte Verärgerung durch Impfbefürworter
Erforscht wurden lediglich ein Impfstoff und ein Inhaltsstoff
Siebenundzwanzig Studien und falsche Fragen
Wie lautet die richtige Frage?
Ein Veruntreuer und ein Whistleblower
Epidemiologische Wissenschaft versus biologische Wissenschaft
Fünf Studien über nicht geimpfte Kinder
Werden wir belogen?
Kapitel 4
„Der Antrieb war nie finanzieller Natur“
Es geht nie um Geld
Stanley Plotkins eidesstattliche Aussage
Die Strategien der Tabak-Industrie
„Wakefielding“
Die Enthüllungen der Journalistin Sharyl Attkisson
Die Lancet-Studie
Die Wahrheit kann nicht ewig verborgen bleiben
Die Grenze, die wir nicht überschreiten werden
Teil 2
Die Wahrheit über Impfstoffe und Autismus
Kapitel 5
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und durch Impfungen ausgelöster Autismus
Elf Entdeckungen verweisen auf Autismus
Warum eine biologische Basis wichtig ist
Die Briefe von drei weltweit führenden Wissenschaftlern
Ein französischer Nobelpreisträger ergreift das Wort
Gesegnet von Dr. Pattersons Kollegen
Kapitel 6
Die Rechtslage ermöglicht die impfbedingte Entstehung von Autismus
Das „Impfgericht“ (Vaccine Court)
Warum gibt es das Impfgericht?
Gesetzesänderungen machen es fast unmöglich, Forderungen durchzusetzen
Das Omnibus-Autismus-Verfahren (OAV)
Hannah Poling: Der unangefochtene Testfall
Treten mitochondriale Störungen häufig auf oder nicht?
20 Millionen Dollar Entschädigungsleistung
Hannah sorgt für landesweite Nachrichten
Mary Holland und Lou Conte
Bailey Banks
Unbeantwortete Fragen
Ein Bericht wie ein Paukenschlag
Die knapp verfehlte Kongressanhörung
Ein grundlegender Fall: Yates Hazlehurst
Mein Fazit zu diesen Abhandlungen
Kapitel 7
Die kritische Masse an übereinstimmenden Eltern
Dr. Bernard Rimland und DAN!
Hören Sie gut zu
Kann man Eltern vertrauen?
Ein verdammter Zufall
Hollywood spricht – manchmal
Unsere Geschichten sind überall
Teil 3
Der Tag der Abrechnung wird kommen, um die Epidemie zu beenden
Kapitel 8
Sie hätten es uns gesagt
Ein kurzer Rückblick auf das bisher Gesagte
Kapitel 9
Die nächsten Schritte: Ein Vorschlag in zwölf Punkten
Der sinnvolle Ansatz des Kinderarztes Dr. Paul Thomas
Ein einfacher Vorschlag zur Beendigung der Autismus-Epidemie
Kapitel 10
Behandlung und Genesung
Welche biomedizinischen Behandlungen gibt es?
Die Suramin-Studie
Was hat es mit Aluminium auf sich?
Epilog
Danksagung
Referenzen
Index
Über den Autor
Stimmen zum Buch
Es gibt wirklich Orte im Herzen, von denen man nicht einmal weiß, dass sie existieren, bis man ein Kind liebt.
Anne Lamott
Als wir frisch verheiratet waren, wussten meine Frau Lisa und ich, dass wir drei oder vier Kinder wollten. Wir nahmen uns vor, alle zwei Jahre ein Kind zu bekommen und zu sehen, wie wir uns nach jedem Einzelnen fühlen. Sam, unser erster Sohn, wurde 1999 in Berkeley, Kalifornien, geboren und Anfang 2001 hatte unser Familiendasein etwas Routinemäßiges angenommen. Uns war klar geworden, was es bedeutet, Eltern zu sein. Schlaflose Nächte wurden zur Gewohnheit, unsere persönlichen Hobbys traten in den Hintergrund und Verabredungen und Liebeserlebnisse wurden eher die Ausnahme. Trotz des Chaos schien es gleichwohl der richtige Zeitpunkt zu sein, unsere Familie zu vergrößern.
Es dauerte länger als erwartet, bis Jamison zur Welt kam. Als er schließlich im August 2002 geboren wurde, knapp drei Jahre jünger, als sein großer Bruder und fast ein Jahr hinter dem „Zeitplan“, war ich überglücklich. Zwei Jungen? Meine Söhne würden immer füreinander da sein. Ein Leben voller Wrestling-Matches, gemeinsamer Sportarten und Zusammenhalt als gute Freunde stand bevor. Ich konnte es kaum erwarten zuzusehen und an dem Spaß teilzuhaben. Es war eine Zeit reiner Euphorie.
Doch in der Nacht nach Jamisons Kindervorsorgeuntersuchung – er war damals gerade mal zwei Monate alt und bekam sechs verschiedene Impfungen – verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide und er erholte sich nie wieder. Er entwickelte am ganzen Körper Ekzeme und schlief nicht länger als 20 Minuten am Stück. Nach ein paar schlaflosen Nächten musste ich aus unserem ehelichen Schlafzimmer ausziehen und bei Sam schlafen, damit ich am nächsten Tag meine Arbeit bewältigen konnte. Lisa ertrug die verrückten Nächte allein, wachte jedes Mal mit Jamison auf und versuchte, ihn wieder in den Schlaf zu bringen.
Im Laufe der Zeit zeichneten sich dunkle Ringe unter Jamisons Augen ab. Sein Bauch blähte auf und er war dünn, fast abgemagert. Nachts schwitzte er wie verrückt. Der Hautausschlag hielt an. Er lehnte sich ständig an Möbelstücke (später erfuhren wir, dass er dadurch versuchte, seine Bauchschmerzen zu lindern) und hatte häufig Ohrenentzündungen, zudem stand er ständig unter Antibiotika.
Unser Leben und unsere Familie begannen zusammenzubrechen. Ende 2003, als sich Jamisons Zustand weiter verschlechterte, rief ich von Geschäftsreisen zu Hause an, um von Lisa schreckliche Geschichten über Jamisons Gesundheit zu hören. Als ich nach einer Reise nach Kalifornien zurückkehrte, fand ich einen Post-it-Zettel von Lisa auf dem Küchentisch. „Bin in Portland, sorry.“ Sie war mit den Kindern nach Oregon geflohen, um bei ihren Eltern zu sein.
Ich erinnere mich daran, als unser Kindermädchen mir etwas über Jamison erzählte. Sie war nervös, erst 21 Jahre alt, ein College-Junior. „Ich mache mir Sorgen um Jamison“, sagte sie mir. „Er spielt nicht mehr so mit den Dingen wie früher.“ Ich ignorierte ihre Worte – von der Person, die täglich Stunden mit meinem Sohn verbrachte – und war noch nicht bereit, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass etwas furchtbar aus dem Ruder lief.
Die erste Hälfte des Jahres 2004 war noch nicht vergangen, als unsere Familie ihren Tiefstand erreicht hatte. Der damals 18 Monate alte Jamison war krank, hilfsbedürftig, schlief nie und sein Verhalten verschlechterte sich zusehends. Er lief an den Wänden entlang, ständig hin und her, seine Augen schauten zur Seite. Er drehte sich im Kreis, spielte auf merkwürdige Weise mit seinen Spielzeugeisenbahnen, stopfte kohlenhydrathaltige Lebensmittel in sich hinein, litt mal unter Durchfall, mal unter Verstopfung und sah kränker aus denn je. Er hatte früh sprechen gelernt, aber jetzt brachte er kein Wort mehr heraus. Warum sagte er nicht mehr „Saft“ oder „Ball“ oder „Hündchen“?
„Unser Sohn leidet unter Autismus“, sagte Lisa. Sie meinte es eher scherzhaft und versuchte, sein seltsames Verhalten rational zu erklären. Sie wusste nicht, was „Autismus“ bedeutete, und ich auch nicht. War das nicht der Typ aus Rain Man? Ihr war jedoch klar, dass etwas nicht stimmte. Auch ich machte mir insgeheim langsam Sorgen. Jamisons Verhalten war nicht normal. Das Schreckgespenst des „A-Wortes“ schien über unserem Haus zu schweben.
Einen Termin zu bekommen, um Jamison auf Autismus untersuchen zu lassen, war alles andere als einfach. Die Universität von Kalifornien, San Francisco (UCSF), das Klinikum und alle anderen Institutionen, die wir konsultierten, hatten monatelange Wartezeiten. Als an der UCSF unerwartet ein Termin abgesagt wurde, machten wir uns direkt auf den Weg und bekamen unsere Antwort: Autismus, die schwere Variante. Die vorsitzende Ärztin, berühmt auf ihrem Gebiet, sagte uns, wir müssten mit der Einweisung in eine Anstalt rechnen. Und dass Jamison wahrscheinlich nicht sprechen wird. Viel Glück, das wird ein harter Weg. Wir fragten nach der Ernährung und einigen anderen Dingen, über die wir gelesen hatten, und sie sagte, all dies sei nur ein Placebo für die Eltern. Meine kultivierte, intelligente und sozial versierte Frau sagte der berühmten Ärztin, sie solle sich zum Teufel scheren, was der erste von zahllosen Aufständen gegen das medizinische Establishment und dessen Bestimmungen über das Leben unseres Sohnes werden sollte.
Eine Zeitlang haben Lisa und ich niemandem davon erzählt. Wir unterdrückten unsere Schreie, um Sam, der jetzt vier Jahre alt war, zu zeigen, dass es uns gut ging. Sobald er ein Nickerchen machte oder schlief, weinten wir, bis die Tränen versiegten. Jeden Morgen wachte ich in dem Glauben auf, dass es ein Albtraum wäre. Ich war wie betäubt; die Welt ergab plötzlich keinen Sinn mehr für mich. Warum passierte das meinem Sohn? So viele Träume über sein Leben und seine Zukunft wurden auf einmal zerschlagen. Ich spürte, wie mein Weitblick sich verengte, als die Trauer über mich hereinbrach. Unaufhaltsam entglitt Jamison unserem Leben. Er erkannte uns nicht mehr, unser Kommen und Gehen nahm er nicht mehr wahr. Es war unerträglich.
Ich rief meine in Virginia lebenden Eltern an und sagte: „Ich brauche euch jetzt sofort.“ Sie kamen am nächsten Tag. Als ich sie in ihrem Hotel traf, fiel ich in ihre Arme und weinte. Sie würden Sam Liebe und Fürsorge geben, während Lisa und ich darüber grübelten, was zum Teufel wir für Jamison tun könnten. Sein Autismus war nicht mehr zu leugnen.
Dr. Lynne Mielke begrüßte uns im Wartezimmer ihrer Praxis. Sorgenvoll betrachtete sie Jamison; er krümmte sich vor Schmerzen auf einer kleinen Ottomane und drückte seinen Bauch, wie er es so oft tat. „Armer Kleiner“, rief sie aus, „sein Bauch muss ihm wirklich wehtun.“ Lisa und ich sahen uns verblüfft an. Über diese einfache Erklärung hatten wir nie nachgedacht. Es war eins der ersten von vielen Dingen, die Dr. Mielke uns hinsichtlich dessen lehrte, was tatsächlich mit unserem Sohn geschehen war.
Lisa hatte sich mit Mühe zuerst aufgerafft, um sich an den Computer zu setzen, während ich mich noch im Elend wälzte. Sie klickte sich durch die Seiten. „Das musst du lesen, die Kinder erholen sich!“, verkündete sie lauthals. Schließlich stimmte ich mit ein. Genesung? Das klang sicherlich besser als die Prognose der UCSF. In unserem engen Homeoffice stellten wir zwei Computer nebeneinander auf, damit wir gemeinsam forschen konnten; zwei Stanford-Freaks, die von ihren Kenntnissen des systematischen Recherchierens Gebrauch machten. Dort saßen wir wochenlang bis spät in die Nacht oder bis in den Morgen hinein, Seite an Seite, und verglichen unsere Notizen.
Die Dinge, die wir lernten, stellten all unsere Überzeugungen infrage. Wir erfuhren, dass es zwei Lager in der Forschungsgemeinde über Autismus gab. Im ersten Lager galt Autismus als eine genetische Erkrankung, als eine Art Down-Syndrom: Litt man unter Autismus, hatte man ihn für immer. Eltern wären gut beraten, das Schicksal ihres Kindes zu akzeptieren und dennoch möglichst viel Lebensfreude zu entwickeln. Die zweite Fraktion behauptete das Gegenteil: Autismus sei eine umweltbedingte Krankheit, die vor allem (aber nicht nur) durch einen massiven Anstieg der Zahl der Impfungen, die die Kinder vor Kurzem verabreicht bekommen haben, verursacht werde. Autismus sei im Wesentlichen eine Bezeichnung für eine Reihe von Symptomen, zu denen viele andere „Begleiterscheinungen“ gehörten, z. B. Allergien, Bauchschmerzen, schlechter Schlaf und Unterernährung. Behandelte man viele dieser körperlichen Symptome, könnten einige oder alle dieser Anzeichen, die wir unter Autismus subsumierten, verschwinden. Die Genesung von diesem Leiden sei sehr gut möglich und es gab Ärzte, die behaupteten, genau das zu tun: autistische Kinder zu heilen.
Diese Infos waren beunruhigend und verwirrend. Ahnungslos kehrten wir mit diesem neu gefundenen Forschungswissen zu unserem Kinderarzt und der UCSF zurück. Uns wurde gesagt, dass alles, was wir über Impfstoffe und besondere Ernährungsweisen lasen, Unsinn sei. Das konnten wir nicht nachvollziehen. Beide Seiten konnten nicht recht haben. Wie konnte es Experten geben, die uns etwas erzählten, das nicht wahr ist? Was zum Teufel ging hier vor?
Als Lisa und ich lasen, recherchierten, redeten, zuhörten und über die Meinungen und Informationen nachdachten, die uns angetragen wurden, kamen wir zu dem Schluss: Es ergab keinen Sinn, dass „Autismus genetisch bedingt“ sei. Es gibt kein „Autismus-Gen“, die bis dahin durchgeführte Genforschung lieferte keine Antworten und tut es auch heute noch nicht. Darüber hinaus hat die Autismusquote epidemische Ausmaße erreicht und eine „genetisch bedingte Epidemie“ gibt es nicht. Mark Blaxill, Vater einer an Autismus leidenden Tochter, hat es treffend formuliert: „All dies kann man nicht als genetische Störung seit Anbeginn der Zeit erklären.“1 Es musste eine Ursache dafür geben.
Die Behauptung des zweiten Lagers – dass Autismus in erster Linie umweltbedingt sei – erschien uns wesentlich sinnvoller. Jamie war die ganze Zeit sehr krank! Wir hatten gesehen, wie es ihm nach Impfungen immer wieder schlechter ging. Wir gingen seine pädiatrische Vorgeschichte noch einmal durch und die Symptome, auf die wir gestoßen waren, traten tatsächlich auf; sie stimmten völlig überein. Die Erfahrungsberichte von Eltern, die wir online lasen, klangen genau wie die von Jamie und viele Eltern berichteten auch, dass ihre Kinder sich erholten, sobald sie den richtigen Arzt gefunden hatten, in der Regel einen „DAN!“ (steht für „Defeat Autism Now!“, sinngemäß: „Autismus jetzt besiegen!“, Anm. d. Übers.). Wir beschlossen, die DAN!-Ärztin aufzusuchen, die unserem kalifornischen Wohnort am nächsten lag: Dr. Lynne Mielke in Pleasanton.
Die American Academy of Pediatrics (AAP) hat nie zugegeben, dass Kinder von Autismus genesen können. Im Jahr 2004 galten DAN!-Ärzte als Fremdkörper in der medizinischen Welt und wurden von der Normalbevölkerung gemieden. Das machte uns misstrauisch. Wir suchten Dr. Mielke auf, gingen aber mit äußerster Vorsicht vor; das Letzte, was wir tun wollten, war, Jamison zusätzlichen Schaden zufügen. Was wäre, wenn die Ärzte der UCSF und unser Kinderarzt recht hätten? Was, wenn alles andere Quacksalberei wäre?
Dr. Mielke passte nicht in das Bild, das unsere normalen Ärzte zu entwerfen versuchten.
Sie hatte an der medizinischen Fakultät der Universität von Indiana studiert und anschließend ihre Facharztausbildung in Psychiatrie an der UCLA absolviert. Dr. Mielke war praktizierende Psychiaterin gewesen, bis sie mit ansehen musste, wie ihr jüngerer Sohn nach seinen Impfungen, genau wie Jamison, vom Autismus aufgezehrt wurde. Verzweifelt versuchte sie, ihm bei seiner Genesung zu helfen, und ausgerüstet mit einem Medizinstudium führten ihre Forschungen sie zu DAN!, einer Bewegung, die im ganzen Land immer mehr Zuwachs bekam. Als sich die Symptome ihres Sohnes zu bessern begannen, beschloss sie, eine Klinik zu eröffnen, um anderen Kindern zu helfen. Dr. Mielke war clever, professionell und organisiert. Bei unserem ersten Treffen mit ihr waren wir völlig baff.
Im Gegensatz zu den Kinderärzten und den Diagnostikern der UCSF, die unsere Fragen zu den Gerüchten über den Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus und den speziellen Ernährungsweisen, die wir während unserer Forschung sammelten, abgetan hatten, bestätigte Dr. Mielke diese sofort. „Ja, es sind die Impfungen. Bei den meisten Kindern ist es der Impfstoff, der sie komplett fertigmacht“, gab sie uns sachlich zu verstehen. Ihre Beweise? Die Hunderte von Patienten, die wie ihr Sohn und Jamison die gleiche Geschichte hatten, sowie die medizinischen Tests zur Untermauerung der Theorie, dass die Impfschäden – nicht die Genetik – eine Generation von Kindern mit mehr autistischem Leiden hervorbrachten als die Welt je gesehen hatte.
Noch wichtiger war, dass sie bezeugen konnte, wie der Gesundheitszustand vieler ihrer Patienten sich besserte und einige von ihnen sich vollständig erholten, indem sie dem sogenannten DAN!-Programm folgten, einer Kombination aus Diät, Ernährung und Entgiftung, das vom Forschungsinstitut für Autismus in San Diego geleitet wurde. Sie wollte Tests mit Jamison durchführen, an die unsere normalen Ärzte noch nicht einmal gedacht hatten, und einen besonderen Fokus legte sie darauf, seinen Bauch zu kurieren. Warum hatten die anderen Ärzte das nicht einmal angesprochen?
Wir beschlossen, es zu versuchen. Dr. Mielkes Sohn und Jamison hatten die gleiche Vorgeschichte. Wir würden nur solche Änderungen vornehmen, die keine Gefahr für Jamisons Gesundheit bedeuteten. Der Verzicht auf Gluten und Milchprodukte stellte kein Risiko dar. Innerhalb von zwei Wochen nach unserem ersten Besuch bei Dr. Mielke sorgte eine Kombination aus Diät, Nahrungsergänzungsmitteln, Lebertran und Probiotika für einen flacheren Bauch bei Jamison, und er stützte sich nicht mehr an Möbeln ab. Er nahm wieder Augenkontakt auf und die dunklen Ringe unter seinen Augen verschwanden. Sein Bewusstsein für die Welt um ihn herum kehrte zurück.
Ermutigt durch diese positive Entwicklung, studierten wir die biomedizinische Behandlung von Autismus, das heißt im Klartext: Es werden genau die medizinischen Symptome behandelt, die ein autistisches Kind zeigt, z. B. schlechter Schlaf, Magenschmerzen, Nahrungsmittelallergien oder wiederkehrende Ohrenentzündungen. Ellbogen an Ellbogen vor unseren Computern sitzend, recherchierten Lisa und ich alles, was dazu beitragen konnte, Jamison zu retten. Er war gerade zwei Jahre alt geworden und wir waren der Meinung, dass die Genesung von Autismus eine echte Möglichkeit für ihn war. Es ging ihm immer besser und besser.
Man könnte meinen, die Verbesserung von Jamisons Zustand hätte uns in wahre Begeisterung versetzt, und in gewisser Weise war es auch so, aber unsere Gefühle waren wesentlich komplexer. Zu beobachten, wie sich Dr. Mielkes Prophezeiungen über Jamisons verbesserte Gesundheit bewahrheiteten, war wie in einen Kaninchenbau zu fallen und den Glauben an die Welt zu verlieren, die wir zu kennen glaubten. Wie konnten wir nur so widersprüchliche Ratschläge von Autismusexperten erhalten? Warum schien es der UCSF egal zu sein, dass eine Ärztin, deren Praxis nur dreißig Meilen entfernt lag, Kinder von Autismus heilte? Warum sprachen diese Ärzte nicht alle miteinander und tauschten Gedanken und Informationen aus?
Unerträglicher als die Vorstellung, dass Dr. Mielke und die Hunderte anderer DAN!-Ärzte im Land falsch lagen, war das Gefühl, dass sie recht hatte. Waren Impfstoffe die Hauptursache für eine Autismus-Epidemie? Taten wir das wirklich unseren Kindern an? Das Ausmaß des Schadens war nahezu unverständlich. Das war ein wiederkehrendes Thema für uns auf diesem Weg. Wir trafen hochintelligente Eltern, Ärzte und Wissenschaftler, die uns sagten: Ja, genau das ist der Fall. Es waren zwei verschiedene Realitäten.
Die Mainstream-Presse schmückt dieses Thema so aus, als suchten verrückte, verzweifelte Eltern nach jemandem oder irgendetwas, dem sie die Schuld zuschieben können, aber das ist weder korrekt noch fair und hilft den Kindern nicht. Im Laufe von 15 Jahren war ich erstaunt über das, was Wissenschaftler, Ärzte, Politiker und Eltern über den Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus sagten. Die Anzahl der Menschen, die die Wahrheit kennen, ist seit der Diagnose von Jamison enorm gestiegen. Für viele erforderte das Wissen den ultimativen Preis: Zeuge zu werden, wie sich der Zustand ihres eigenen Kindes nach der Impfung verschlechterte. Viele dieser hochgebildeten, klugen Menschen sagten mir: „Ich hätte es nie geglaubt, wenn mir das nicht passiert wäre.“
Rückblickend bin ich meiner Pflicht nicht nachgekommen, Impfstoffe richtig zu erforschen. Man betrachtet eine Impfung nicht als ein medizinisches Verfahren, aber genau das ist sie. Ich hatte vor der Impfung meiner Kinder nicht ein Fitzelchen Primärforschung über Impfstoffe betrieben. Ich erinnerte mich daran, als Kind geimpft worden zu sein und dachte: „Ich habe meine Impfung bekommen und es geht mir gut.“ Ich vertraute den Behörden, die alle zu sagen schienen, dass Impfstoffe sicher und wirksam seien.
Ich hatte keine Ahnung, dass Impfstoffhersteller 1986 vom US-Kongress pauschal von der Haftung befreit wurden. Ich wusste nicht, dass sich die Anzahl der Impfungen gemäß dem Impfkalender in den USA seit Mitte der 1980er-Jahre verdreifacht hatte, dass die US-Regierung 3,6 Milliarden Dollar für Impfschäden ausgezahlt hatte oder dass andere Industrieländer viel weniger Impfungen vornahmen und wesentlich weniger Fälle von Autismus aufwiesen. Ich wusste nicht, dass der Hepatitis-B-Impfstoff, der oft am ersten Lebenstag verabreicht wird, nur vier Jahre lang Schutz bietet. Oder dass die Anzahl der Fälle von Autismus, ADHS, Asthma und Allergien sprunghaft anstieg und diese Zunahme den Änderungen im Impfkalender geschuldet war. Ich konnte nicht wissen, dass die Biowissenschaft zeigen würde, wie ein Impfstoff das Gehirn eines Säuglings schädigen kann – denn das war noch nicht veröffentlicht worden. Und ich hatte gewiss nicht all die publizierten Studien gelesen, die zeigten, wie Impfstoffe möglicherweise zu Autoimmunität und neurologischen Schäden führen.
Vor allem schenkte ich jedoch den Geschichten Glauben, die wir oft über Impfungen hören und die an unsere Emotionen und das Vertrauen in die Autoritäten appellieren; zum Beispiel die Sache mit der Herdenimmunität: Niemand möchte der egoistische Elternteil sein, der alle anderen gefährdet. Impfungen sind wichtig, nicht nur für unsere eigenen Kinder, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerung, allen voran für die Schwachen, nicht wahr? Nun, das weiß niemand so genau, weil wir noch nie auch nur annähernd eine Herdenimmunität durch Impfungen erreicht haben. Niemals. Dr. Russell Blaylock, ein Neurochirurg im Ruhestand, sagt:
Dass die durch Impfstoffe herbeigeführte Herdenimmunität größtenteils ein Mythos ist, lässt sich ganz einfach beweisen. Während meines Medizinstudiums wurde uns beigebracht, dass alle Impfstoffe für Kinder ein Leben lang anhalten. Dieses Denken hatte über 70 Jahre Bestand. Erst vor relativ kurzer Zeit wurde entdeckt, dass die meisten dieser Impfstoffe 2 bis 10 Jahre nach der Verabreichung ihre Wirksamkeit verloren. Das bedeutet, dass mindestens die Hälfte der Bevölkerung, d. h. die Babyboomer, keine durch Impfstoffe induzierte Immunität gegen eine dieser Krankheiten hatte, gegen die sie sehr früh im Leben geimpft worden waren. Im Wesentlichen waren mindestens 50 % oder mehr der Bevölkerung jahrzehntelang ungeschützt.2
Heute zeigt die Wissenschaft eindeutig, dass die Wirksamkeit aller Impfstoffe innerhalb von vier bis zehn Jahren nachlässt.3 Da die erwachsene Bevölkerung zu weniger als 50 % mit Impfstoffen versorgt ist, sind wir noch lange nicht in der Nähe einer Herdenimmunität und waren es auch nie.4 „Herdenimmunität“ ist eine der vielen ausgeklügelten PR-Strategien, die Eltern dazu nötigen sollen, ihre Kinder durch einfühlsamen Zuspruch impfen zu lassen.
Im Herbst 2004 kehrte ich wieder zur Arbeit zurück, versteckte mich jedoch oft in meinem Büro und forschte über Autismus, biomedizinische Interventionen und Impfstoffe. Es schien, als gäbe es so viel zu lernen, dass Jamisons Zukunft in unseren Händen läge und wir uns ein Rennen gegen die Zeit lieferten.
Den eigenen Ärger zu bewältigen, war eine Herausforderung. Je mehr ich lernte, desto stärker spürte ich, dass Gier, Ignoranz und Bürokraten ohne Rückgrat zu einer Situation beigetragen hatten, die meinem Sohn Schaden zufügte und ein normales Leben für ihn unerreichbar machte. Wenn man lernt, was ich gelernt habe, wenn man über das Ausmaß der Zerrüttung nachdenkt und sieht, dass Menschen in Autoritätspositionen genau Bescheid wissen und sich dennoch weigern zu handeln, dann ist das schwer zu ertragen. Jedes Mal, wenn wir sahen, wie sich Jamisons Gesundheitszustand verbesserte, erinnerte es uns daran, wie vermeidbar dies alles eigentlich gewesen wäre, und das machte uns noch wütender.
Acht Monate nach Jamisons Diagnose hatten Lisa und ich unsere Energie und unseren Ärger gebündelt, um eine Organisation und eine Website mit dem Namen „Generation Rescue“ zu gründen. So konnten Eltern, bei deren Kindern unlängst Autismus diagnostiziert wurde, schnell alle notwendigen Informationen über biomedizinische Interventionen erhalten, sich mit anderen Eltern in Verbindung setzen und einen Arzt in ihrem Bundesstaat finden. Wir hatten Wochen am Computer gebraucht, um all diese Informationen zu recherchieren; warum sollten wir es der nächsten Familie nicht einfacher machen, indem wir alles zentral bündelten? Unser Startschuss fiel im Mai 2005, und die Organisation hat Zehntausenden von Familien geholfen, den Heilungsprozess ihrer Kinder in die Wege zu leiten. Heute kursieren Tausende Geschichten über die Genesung und die Zustandsverbesserung von Kindern durch Familien, die unsere Website gefunden haben.
Einige Jahre nach unserem Start stieß Jenny McCarthy auf die Website von Generation Rescue, folgte den darin gegebenen Handlungsempfehlungen und trug damit zur vollständigen Heilung ihres Sohnes bei. Aus Dankbarkeit suchte sie uns auf und sagte, sie wolle helfen. Seitdem ist sie die Chefin. Jenny und die Geschäftsführerin Candace McDonald haben ein Rescue-Grant-Programm ins Leben gerufen, damit Familien, die nicht die finanziellen Mittel haben, eine biomedizinische Behandlung zu beginnen, heute unterstützt werden. Sie veranstalten auch den jährlichen Gipfel zur Weiterbildung über Autismus, die führende Konferenz, auf der Ärzte und Wissenschaftler über die neuesten Entwicklungen in der biomedizinischen Forschung diskutieren.
Die Diskussion über Impfungen und Autismus ist kein brisantes Thema, sie ist hochbrisant. Beide Seiten der Debatte vertreten vehement die Meinung, dass die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Kinder auf dem Spiel stehen. Ein Großteil dieser passionierten Vehemenz ist das Ergebnis mehrerer Lügen, die immer wieder erzählt werden. Diese Lügen bilden ein Fundament für eigennützige Parteien, um die Wahrheit darüber, was mit Millionen von Kindern geschieht, zu leugnen, zu verschleiern und in die falsche Richtung zu lenken. Hier werden gutmeinende Eltern gegen gutmeinende Eltern ausgespielt. Lässt man die Lügen außer Acht, bleibt eine zutiefst beunruhigende Erklärung dafür übrig, warum so viele Kinder scheinbar aus heiterem Himmel an Autismus leiden.
Interessanterweise ist der Glaube, dass Impfstoffe Autismus verursachen können, nicht das Randthema, zu dem viele Artikel der Mainstream-Medien es machen. Von den 128 Millionen Menschen, die 2016 entweder für Hillary Clinton oder Donald Trump gestimmt haben, glauben 24,3 Prozent, dass folgende Aussage wahr ist: „Es wurde gezeigt, dass Impfstoffe Autismus verursachen.“ Das sind immerhin 31,3 Millionen Menschen.5 Das ist, wie ich mit diesem Buch anhand fundierter Logik, Daten und wissenschaftlicher Studien hoffe, zeigen zu können, kein Verschwörungsnarrativ.
Abgesehen davon kann das, was Sie in diesem Buch lesen werden, viele Dinge infrage stellen, von denen Sie glauben, sie seien wahr. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich habe meinen Ärzten vertraut und den Beamten bei den Behörden zugehört. Ich bemühte mich zu akzeptieren, dass Menschen lügen würden. Ja, ich bin unglaublich wütend über das, was meinem Sohn widerfahren ist und über die unglaublich hohe Anzahl von Kindern, die jetzt an Autismus leidet, aber ich bin nicht wütend, weil ich jemanden brauche, der die Schuld trägt. Ich bin erbost, weil ich nach 15 Jahren, in denen ich mich in die Wissenschaftsliteratur vertieft, die kompetentesten Ärzte und Wissenschaftler des Landes konsultiert, alle Argumente abgewogen und die Erfahrungen so vieler Familien bezeugt habe, einschließlich meiner eigenen, weiß, dass Autismus vermeidbar und heilbar ist. Aber wir werden diese Epidemie niemals beenden, solange wir nicht mit all den Lügen und Verschleierungen abrechnen, die durch sie mitunter ins Leben gerufen werden.
Der erste Schritt zur Beendigung der Autismus-Epidemie besteht also darin, offen und ehrlich darüber zu reden, wie sie begann, und die Lügen aufzudecken, die immer wieder erzählt werden, um von dem Problem abzulenken und die Sachverhalte zu verzerren. Wir müssen Namen nennen und Menschen und Institutionen zur Rechenschaft ziehen. Wir müssen die gängigen Argumente kritisch betrachten – dass z. B. die Autismusquote nicht wirklich zunimmt und dass die Wissenschaft zu diesem Thema als abgeschlossen betrachtet werden kann – und sie in einer logischen, faktenbasierten Weise ausräumen. Wir müssen uns mit der Rolle der Medien, der Pharmaindustrie und den vertrauenswürdigen Institutionen wie den Centers for Disease Control and Prevention−Zentren für Krankheitskontrolle) und dem AAP befassen (eine US-amerikanische Organisation von beruflichen Vertretern der Pädiatrie. In Deutschland beträfe dies die DGKJ, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Ihr Ziel ist es Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Versorgung in Gesundheitsfragen zu bieten, Anm. d. Verlags). Wir müssen die Spur des Geldes aufnehmen und ihr folgen. Das ist es, worüber ich im ersten Teil berichte.
Der zweite Schritt besteht darin, die klaren und überzeugenden wissenschaftlichen Beweise zu verstehen, die den Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus belegen. Was viele Menschen nicht wissen (weil die Medien nicht darüber berichten), ist, dass es seit 2004 ein völlig neues Verständnis hinsichtlich der Ursache von Autismus gibt, und zwar basierend auf der Herausgabe einer Reihe biologischer Studien, die auf eine „Immunaktivierung“ im Gehirn hinweisen –, wobei die Immunaktivierung übrigens der ganze Sinn der Impfung ist. Bedeutet dies, dass Impfstoffe die einzige Ursache für Autismus sind? Nein. Auch andere Dinge können eine sogenannte Immunaktivierung auslösen; es scheint nur, dass Impfstoffe dies am konsequentesten und verheerendsten tun.
Was viele Menschen auch nicht wissen, ist, dass in letzter Zeit einige hoch angesehene Wissenschaftler – Experten, auf die man sich verlassen konnte, um im „Impfgericht“ des National Vaccine Injury Compensation Program gegen Eltern auszusagen ‒ kürzlich die Seite gewechselt haben und nun die Meinung so vieler Eltern unterstützen, dass Impfstoffe tatsächlich Autismus auslösen können. Diese Meinungsänderungen sind der sich entwickelnden Wissenschaft geschuldet. Die Aussagen dieser Elternteile haben ein enormes Gewicht und ich hoffe, dass dieses Buch dazu beiträgt, ihre Kommentare, von denen viele noch nie das Licht der Welt erblickt haben, in den richtigen Kontext zu stellen. Darauf gehe ich im zweiten Teil ein.
Der dritte Schritt zur Beendigung der Autismus-Epidemie besteht darin, einen konstruktiven Plan zu entwickeln, wie wir zukünftige Generationen vor einer Epidemie schützen können, von der jetzt eins von 36 amerikanischen Kindern betroffen ist. Und zwar geschieht dies auf Grundlage dessen, was wir über die Ursache von Autismus wissen und wo Familien und Ärzte Erfolge bei der Heilung verzeichnet haben. Dies wird in Teil drei behandelt.
Die Autismus-Epidemie ist letztendlich ein Versagen unserer Gesundheitsbehörden. In den USA sind die Centers for Disease Control and Prevention (CDC, vergleichbar mit dem deutschen Robert-Koch-Institut in Berlin, das als deutsche Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten direkt dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt ist, Anm. d Verlags) – eine Bundesbehörde innerhalb des Gesundheitsministeriums – nicht nur für die Durchführung unseres nationalen Impfprogramms zuständig, sondern auch dafür, die Anzahl der Kinder mit Autismus nachzuverfolgen. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.) Es ist, als hätte „der Bock, den man zum Gärtner gemacht hat“, sein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet. Leider werden die Versäumnisse der CDC weiterhin durch Wissenschaftler, Ärzte und Medienvertreter ermöglicht, die gewillt sind, dieselben alten Lügen nachzuplappern, die einen ehrlichen Diskurs über die Epidemie – und wie man sie beenden kann – verschleiern.
Ich weiß, dass einige Menschen mich oder dieses Buch als „Impfstoff-Gegner“ bzw. „Anti-Impfstoff-Pamphlet“ bezeichnen werden. Das ist eine Verunglimpfung, die dazu dient, Debatten zu unterdrücken, sowie eine Verschwendung meiner und Ihrer Zeit. Menschen, die für Autos plädieren, die mehr Sicherheit bieten, sind keine „Auto-Gegner“. Wie Professor Christopher Exley von der Keele University, ein Wegbereiter, der den biologischen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff Aluminium und Autismus erkannt hat, erklärt:
Wie bringen Sie Ihre berechtigte Besorgnis über Aluminiumadjuvantien in Impfstoffen zum Ausdruck, ohne als „Impfstoff-Gegner“ tituliert zu werden? … Die Antwort scheint zu sein, dass Sie das nicht können.6
Wir haben keine Zeit für solche pauschalisierten Angriffe und Etiketten. Was unsere Kinder dringend brauchen, ist, dass wir uns einer sachkundigen, intellektuellen und faktengestützten Debatte stellen, in der Argumente auf ihre Stichhaltigkeit hin untersucht werden. Ich sage nicht, dass ich nicht verärgert bin – Sie werden in diesem Buch viel Wut erleben, die sich gegen die Menschen und Institutionen richtet, von denen ich weiß, dass sie für die derzeitige beispiellose Gesundheitskrise unserer Kinder verantwortlich sind –, aber vereinfachende Ad-hominem-Angriffe gegen eine Person, weil sie Impfungen nicht befürwortet und eine legitime und fundierte Besorgnis zum Ausdruck bringt, bringen uns dem Ende dieser Epidemie nicht näher.
Was ich wirklich glaube, ist, dass jeder Impfstoff für sich bewertet werden muss. Ich erkenne zwar an, dass Impfungen der Gesellschaft einen gewissen Nutzen bringen, indem sie die Fälle bestimmter akuter Krankheiten verringern, aber sie verursachen auch bei einigen der gefährdeten Kinder, die sie erhalten, Hirnschäden. Eltern haben ein Recht auf alle erforderlichen Informationen – das nennt man „Einwilligung nach erfolgter Aufklärung“ –, um im Namen der Kinder eine sachkundige Entscheidung hinsichtlich des Risikos und des Nutzens zu treffen. Die öffentliche Gesundheitseinrichtung in Amerika hat sich nicht an die Bürger dieses Landes gewandt. Sie übertreibt die allgemeinen Vorteile einer Impfung und spielt die Risiken herunter, entweder durch unsachgemäße Kontrolle und Tests oder durch eklatante Falschdarstellungen. Und obwohl wir es können, schätzen wir Kinder, die anfälliger für Impfungen sind, nicht systematisch ein, bevor sie geimpft werden. Ich meine, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in genau die Institutionen, deren Aufgabe es ist, unsere Gesundheit zu schützen, stark beeinträchtigt wurde.
Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Buch lesen und auch dafür, dass Sie bereit sind zu bedenken, dass das, was ich Ihnen sage, wahr ist. Ich möchte mich auch bei Ihnen bedanken, dass Sie das Buch, wenn Sie möchten, mit anderen teilen.
Die Frage ist krass: Ist Autismus eine alte und genetische Variante, die akzeptiert und zelebriert werden muss, oder ist sie eine neue und zu Behinderungen führende Version, ausgelöst durch etwas in der Umwelt, das jeden Tag mehr Kindern schadet?
Dan Olmsted und Mark Blaxill,
Autoren von Denial1
Im Jahr 2015 veröffentlichte Steven Silberman Geniale Störung: Die geheime Geschichte des Autismus und warum wir Menschen brauchen, die anders denken. Silberman, ein ehemaliger Schallplattenproduzent, Restaurantkritiker und Lehrassistent des Dichters Allen Ginsberg, sorgte für Aufregung in der Welt des Autismus und brachte den leidigen Gedanken, dass Autismus schon immer mit genau derselben Quote aufgetreten sei, zurück in die öffentliche Debatte. Er beschrieb eine Welt, in der Autismus eine „natürlich vorkommende Form der kognitiven Differenz ist, die bestimmten Formen des Genies ähnelt.“ Die Freaks von Silicon Valley? Nikola Tesla? Alle „gesegnet“ mit Autismus. „Was immer Autismus ist – er ist kein singuläres Produkt der modernen Zivilisation, sondern ein eigenartiges Erbe aus ferner Vergangenheit, das durch Millionen Jahre der Evolution weitergegeben wurde“, schreibt Silberman und versucht, eine Epidemie mit einem Federstrich auszulöschen.2
Der Begriff Neurodiversität tauchte erstmals in den späten 1990er-Jahren auf und wurde von der Soziologin Judy Singer geprägt. Sie verglich die Akzeptanz verschiedener Denkweisen mit anderen Formen der sozialen Akzeptanz und hoffte, „für neurologisch unterschiedlich geprägte Menschen das zu tun, was der Feminismus und die Schwulenrechte für ihre Wählerschaft getan hatten.“3 Oberflächlich betrachtet scheint dies ein hehres Ziel zu sein – was kann denn falsch daran sein, sich für Akzeptanz einzusetzen? In der Zeitschrift Wired untersuchte Silberman die soziale Revolution, von der er glaubte, dass sie Realität werde, da Fürsprecher mit Autismus und „andere Andersdenkende die Regenbogenfahne der Neurodiversität hissen, um die Gesellschaft zu ermutigen, kognitive Unterschiede zu schätzen und zu zelebrieren, während sie angemessene Vorkehrungen in Schulen, Wohnungen und am Arbeitsplatz fordern.“4
Silbermans Botschaft entsprach den Bedürfnissen der sozialen Agenda der Medien, Autismus als etwas Normales zu betrachten, und stieß damit sowohl in elitären Kreisen als auch bei denjenigen, die Impfstoffschäden radikal bestreiten, auf Resonanz. Silberman, der in vielen bekannten Publikationen (Forbes, Washington Post, New York Times, The Economist und New Yorker, um nur einige zu nennen) vorgestellt wurde, gewann 2015 den Samuel-Johnson-Preis für Sachbücher. Eine Rezension in The Atlantic lobte Silbermans Buch und vermerkte, dass Befürworter des Autismus „Platz für jeden machen, der sich nicht ganz normal fühlt“.5
Silberman ging noch einen Schritt weiter, indem er das Überleben unserer Spezies an unsere Fähigkeit knüpfte, die neurologische Vielfalt zu akzeptieren. Er erklärte: „Der Nutzen der biologischen Vielfalt ist die Resilienz: die Fähigkeit, wechselnden Bedingungen standzuhalten und Angriffen von Feinden zu widerstehen. In einer Welt, die sich schneller als je zuvor verändert, ist die Anerkennung und Förderung der Neurodiversität die beste Chance der Zivilisation, in einer ungewissen Zukunft erfolgreich zu sein.“6
Ich bin bald 50 Jahre alt und als Kind hatte ich noch nie einen Gleichaltrigen mit Autismus gesehen oder von ihm gehört. Sie können jeden Lehrer, Arzt, Krankenpfleger oder Trainer fragen, der seit 30 Jahren oder länger arbeitet, und Sie bekommen immer dasselbe zu hören: Heute geschieht mit Kindern etwas Neues und ganz Anderes. Meine Kinder im Teenageralter kennen Dutzende autistische Kinder, und die Schulen platzen aus allen Nähten mit Sonderschulklassen. Betrachtet man die Grafik, die zeigt, wie sich die Autismusquote im Laufe der Zeit verändert hat, ist das wirklich erstaunlich (siehe Abbildung 1.1). Als ich zum ersten Mal hörte, dass einige Forscher, Wortführer und Experten behaupteten, die gestiegene Anzahl der Kinder mit Autismus sei nur eine Täuschung und dass es diese Kinder schon immer gab, konnte ich es nicht ernst nehmen.
Abb. 1.1: Anstieg der Autismusquote seit 1970 (um das 277-fache), Daten von: Treffert et al., Centers for Disease Control and Prevention.
Eine einfache Frage widerlegt diese Erzählung: „Wo sind all die Erwachsenen mit Autismus?“ Wenn Silbermans Version der Geschichte plausibel wäre, müssten fast drei Prozent der amerikanischen Erwachsenen deutliche Anzeichen von Autismus aufweisen. Lassen Sie uns das schnell durchrechnen: 54 Prozent der US-Bevölkerung sind über 35 Jahre alt, das sind ungefähr 174 Millionen Menschen. Wenn einer von 36 dieser Erwachsenen Autismus hätte, wären das 4,8 Millionen amerikanische Erwachsene mit Autismus – 4,8 Millionen Erwachsene über 36 Jahre, die an einer Behinderung leiden, die ein unabhängiges Leben für alle – bis auf die mildesten Fälle – zu einer Herausforderung macht.
Robert F. Kennedy Jr., ein Umweltaktivist und Anwalt, hat oft über den Mangel an Erwachsenen mit Autismus gesprochen und das jahrzehntelange Engagement seiner Familie an den Special Olympics angeführt. Er sagt, dass es bei dieser Veranstaltung nie Teilnehmer mit Autismus gab. Er fragte (im Jahr 2017, als die Autismusquote bei 1:45 lag): „Warum sieht man nicht einen von 45 älteren Menschen im Shopping-Center herumlaufen, warum trägt nicht einer von 45 Menschen Windeln und einen Football-Helm und hat Anfälle, schlägt mit dem Kopf auf den Boden oder leidet unter Stimming?“7 (Stimming, kurz für self-stimulating behaviour, meint ein sich selbst stimulierendes Verhalten, z. B. motorische Handlungen wie Händeflattern, Wippen etc., Anm. d. Übers.)
Es gibt keine Daten, die eine Zahl von 4,8 Millionen Erwachsenen belegen, die an Autismus leiden. Um so viele Personen unterzubringen, müsste es Pflegeheime, Gruppenheime und psychiatrische Anstalten geben, die mit autistischen Erwachsenen überfüllt wären. Die besten Daten, die ich über Unterkünfte für Erwachsene mit Behinderungen finden konnte, stammen aus Kanada, wo ein föderales Gesundheitssystem dafür sorgt, dass sich die Daten besser nachvollziehen lassen. In Kanadas größter Provinz, Ontario, leben 13,6 Millionen Menschen; 7,34 Millionen Menschen sind Erwachsene über 35 Jahre, was bei einer Quote von 1:36 folglich 204.000 Erwachsene mit Autismus bedeuten würde. Und wie viele Gruppenunterkünfte bietet Ontario für Erwachsene mit allen möglichen Entwicklungsstörungen an? 18.000.8 Bedenken Sie, dass Autismus nur eine Form der Entwicklungsstörung ist und weit weniger als die Hälfte aller Fälle ausmacht. Ontario hat nicht mehr Betten zur Verfügung, weil (noch) nicht mehr Betten benötigt werden – es gibt bei Weitem nicht so viele autistische Erwachsene. Tatsächlich werden in Ontario 42.000 Erwachsene mit allen möglichen Behinderungen versorgt und wenn, grob gerechnet, Autismus die Hälfte dieser Zahl ausmacht, gibt es 90 % der Erwachsenen mit Autismus in Silbermans Welt, die in Ontario „fehlen“ (20.000 dort gegenüber 200.000), weil sie nicht existieren.
Sollte diese einfache Mathematik nicht ausreichen, Sie zu überzeugen, verweise ich auf ein 2017 erschienenes Buch, das meiner Meinung nach den Protagonisten, die eine Autismus-Epidemie bestreiten, das entsprechende Kontra bietet: Denial: How refusing to face the facts about our autism epidemic hurts children, families, and our future wurde von Dan Olmsted, einem ehemaligen investigativen Journalisten und Chefherausgeber von UPI, und dem Harvard-MBA Mark Blaxill, selbst Vater eines autistischen Kindes, geschrieben. Anscheinend hatten die Autoren ähnliche Bedenken, ein ganzes Buch über ein Thema zu schreiben, das von den meisten Menschen hoffentlich als Mumpitz betrachtet wird. Die Autoren bemerkten, dass „ein Teil unserer persönlichen Herausforderung als Elternteil mit autistischem Kind sowie als Gesundheitsjournalist darin besteht, die ‚Vorstellung‘ [dass es keine echte Autismus-Epidemie gibt] ernst genug zu nehmen, um sie gründlich zu entlarven, und nicht nur darauf zu warten, dass die Geschichte diesem Unsinn den Garaus macht, wie es schließlich auch der Fall sein wird.“9
Olmsted und Blaxills Buch ist so scharfsinnig und so klar und bringt Silbermans gesamte These zum Einsturz (die Autoren widmen viele Kapitel Silbermans Buch Geniale Störung, um es zu widerlegen), dass ich mich bemühen werde, dem Buch in einem einzigen Kapitel gerecht zu werden. Ich kann Ihnen einige ausgewählte Passagen aus dem Buch anbieten, die meines Erachtens allein dafür stehen, die Verleugnung der Autismus-Epidemie als abwegig zu betrachten:
Die Bestreitung einer Autismus-Epidemie ergibt keinen Sinn. Nehmen Sie die US-Bevölkerung von 124 Millionen im Jahr 1931 – das Jahr, in dem das älteste Kind in diesem ersten Bericht über Autismus geboren wurde – und dividieren Sie diese Zahl durch die gegenwärtige Autismusprävalenz von 1 zu 68 Kindern [Anmerkung: heute ist es 1 von 36]. 1931 hätte es 1,8 Millionen Amerikaner mit Autismus geben müssen, gab es aber nicht. Wir haben die medizinische Literatur nach Fällen aus der Zeit davor durchforstet und es sind im Wesentlichen keine zu finden.10
Sie gehen in ihren Berechnungen auch bis zum „Anbeginn der Zeit“ zurück, was es noch schwieriger macht, die Behauptung von Silberman und anderen zu akzeptieren:
Gehen wir noch etwas weiter zurück: Wie viele Menschen haben je auf der Erde gelebt? Etwa 100 Milliarden bis 1931. Auch hier lässt sich leicht errechnen, dass es etwa anderthalb Milliarden autistische Menschen gab, die vor 1930 gelebt haben. Jetzt beginnen wir, die Gehaltlosigkeit hinter den Behauptungen Silbermans, des Bestreiters der Epidemie, zu erahnen. Es mag einzelne Personen mit genügend Merkmalen gegeben haben, die für eine Autismusdiagnose infrage kamen, aber 1,5 Milliarden wären weitaus augenfälliger gewesen; irgendjemand hätte darauf hingewiesen. Angesichts des ausgeprägten Profils autistischer Kinder ist es unmöglich, dass sich kein Arzt oder Beobachter des sozialen Umfelds zu ihrem deutlich unterschiedlichen Verhalten geäußert hätte.11
Wenn ich als Elternteil eines autistischen Sohnes lange genug in Silbermans fiktive Version des Autismus und seiner Geschichte eintauche, klingt alles irgendwie gut, wenn nicht sogar ein bisschen großartig. Autismus ist nur eine andere Art zu denken; er war schon immer da. Menschen mit Autismus sind begabt und haben der Welt so viel zu bieten. Eine US-Fernsehserie, die seit 2017 ausgestrahlt wird, The Good Doctor, macht Autismus sogar noch populärer – die Hauptfigur ist ein autistischer Arzt, der außergewöhnliche Heilkräfte besitzt.
Leider ähnelt „der gute Doktor“ jemandem, der etwas hinkt, am Stock geht und das Klischee des Querschnittsgelähmten repräsentiert. Seine Geschichte ist faszinierend und fesselnd, hat aber wenig Ähnlichkeit mit dem Autismus, mit dem die meisten Eltern, mich eingeschlossen, tatsächlich jeden Tag konfrontiert werden. Und persönlich ärgere ich mich darüber, wie Silberman, The Good Doctor und viele Verfechter der Neurodiversität eine schreckliche Behinderung verklären. Wenn Sie „im College entdeckt haben, dass Sie Autismus haben“, dann haben Sie nicht den Autismus, unter dem jetzt mehr als eine Million amerikanischer Kinder leiden, einschließlich meines eigenen Sohnes.
Trotz allem, wie Sie vielleicht gelesen haben, ist die Definition von Autismus im Laufe der Zeit bemerkenswert gleich geblieben. Da sich Autismus nicht mit einem Bluttest diagnostizieren lässt, wird er durch Beobachtung festgestellt, und jeder, der genügend Autismusmerkmale aufweist, leidet an dieser Krankheit. Zu den Merkmalen einer Autismusdiagnose gehören das frühe Auftreten der Symptome (typischerweise vor dem 30. Lebensmonat), die Unfähigkeit, eine Beziehung zu anderen Menschen zu entwickeln (die sogenannte „sozial-emotionale Reziprozität“), „grobe Defizite“ in der Sprachentwicklung, eigentümliche Sprachmuster und ungewöhnliche Beziehungen zur Umwelt (Bindung an unbelebte Objekte, Unbeweglichkeit und dergleichen).
Olmsted und Blaxill erklären: „Die meisten Kinder mit der Diagnose ‚Autismus‘ werden nie einer Arbeit nachgehen, Steuern zahlen, sich verlieben, heiraten, Kinder bekommen oder für ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen verantwortlich sein.“12 Tatsächlich sind laut des kalifornischen Bildungsministeriums mehr als 50 Prozent der autistischen Kinder überhaupt nicht in der Lage zu sprechen.13 Eine Studie im Journal of Autism and Developmental Disorders zeigte, dass 28 Prozent der achtjährigen Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) selbstverletzendes Verhalten an den Tag legen (das bedeutet, sie fügen ihrem eigenen Körper Verletzungen zu).14 Das Maternal and Child Health Journal veröffentlichte eine Untersuchung, aus der hervorgeht, dass Kinder mit Autismus doppelt so häufig fettleibig sind.15 Eine Studie aus dem Bereich der Pädiatrie ergab, dass 35 Prozent der jungen Erwachsenen, die an Autismus leiden, nach der Highschool nie einen Job hatten oder eine Ausbildung erhielten.16 Wissen Sie, wie hoch die durchschnittlichen Kosten für die Unterstützung eines autistischen Menschen im Laufe seines Lebens sind? 2,4 Millionen Dollar.17
Als wären diese Zahlen nicht schon schlimm genug, hat eine in der Zeitschrift Research in Developmental Disabilities publizierte Arbeit gezeigt, dass autistische Kinder auch erheblich kränker sind als ihre Altersgenossen ohne Autismus.18 Asthma, Haut- und Nahrungsmittelallergien, Ohrinfektionen, starke Kopfschmerzen und Durchfall oder Kolitis sind bei einem Kind mit Autismus weitaus wahrscheinlicher. Tatsächlich waren die Magen-Darm-Probleme bei autistischen Kindern sehr viel schlimmer als bei jeder anderen Gruppe. Die Autoren der Studie waren daher der Meinung, diese Kinder verdienten besondere Aufmerksamkeit, wobei sie feststellten, „dass ein Ergebnis besonders hervorsticht, wenn wir die Gruppen mit Entwicklungsstörungen miteinander vergleichen: Kinder mit Autismus litten im vergangenen Jahr mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit an Durchfall oder Kolitis wie Kinder mit ADHS, einer Lernbehinderung oder einer anderen Entwicklungsverzögerung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese gastrointestinalen Probleme hatten, war siebenmal höher als bei Kindern ohne Entwicklungsstörungen.“ Kürzlich berichtete National Public Radio, dass Menschen mit Entwicklungsstörungen siebenmal häufiger sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind und diese Übergriffe typischerweise „an Orten geschehen, wo sie geschützt und sicher sein sollten“ – ein Albtraumszenario für jedes Elternteil mit autistischem Kind.19
Schließlich, und das ist wirklich tragisch, schätzt die Organisation Autism Speaks, dass ein Drittel der Kinder mit Autismus auch an Epilepsie leidet, „einer Hirnstörung, die durch wiederkehrende Anfälle oder Krämpfe gekennzeichnet ist“.20 Und eine europäische Studie aus dem Jahr 2016 fand heraus, dass Menschen mit Autismus „jünger sterben als der Durchschnittsbürger – 12 bis 30 Jahre“, wobei die Hauptursache für einen frühen Tod Epilepsie ist.21 Ist dies dieselbe glückliche Welt, die Silberman beschreibt? Nicht in Ihrem Leben. Oder in deren.
Im Jahr 2012 hielt das Committee on Oversight and Government Reform, das der Aufsicht über Regierungshandeln dient, eine Anhörung zum Thema Autismus ab. Titel der Anhörung? „1 von 88 Kindern [die damalige Autismusquote]: Ein Blick auf die Reaktion des Bundes auf steigende Autismusquoten.“ Der Kommissionsvorsitzende Darrell Issa eröffnete die Anhörung und sagte: „Vorausgesetzt, die Zahlen sind korrekt, und wenn sie von dem heutigen Verhältnis von 1 zu 88 Kindern, die in irgendeiner Weise von ASD betroffen sind, weiter steigen, haben wir es heute in der Tat mit einer Epidemie zu tun. Es könnte sein, dass die Rate von 1 zu 150 zu Beginn des vorigen Jahrhunderts etwas zu niedrig war, dass bei den Menschen tatsächlich keine Diagnose festgestellt wurde. Aber das glauben nur wenige Menschen.“ Dan Burton, ein Kongressabgeordneter aus Indiana, fügte hinzu: „Wir sind von einer Autismusquote von 1 zu 10.000 Kindern auf 1 zu 88 gekommen. Es ist schlimmer als eine Epidemie; es ist eine absolute Katastrophe.“22 Carolyn Maloney, eine Kongressabgeordnete aus New York, verlieh dem Ganzen noch mehr Nachdruck:
Autismus entwickelt sich in den USA zu einer wachsenden Epidemie, die unbedingt bekämpft werden muss … Nun zu den Zahlen, auf die er vorhin hingewiesen hat, nämlich dass früher 1 von 10.000 Kindern Autismus hatte, jetzt ist es 1 von 88, und ich möchte Dr. Boyle [einen CDC-Angestellten] fragen, warum? Und ich möchte nicht hören, dass wir eine bessere Erfassung haben. Wir haben eine bessere Erfassung, aber eine Erfassung würde keinen Sprung von 1 zu 10.000 auf 1 zu 88 erklären. Das ist ein riesiger, riesiger, riesiger Sprung. Welche anderen Faktoren könnten neben einer besseren Erfassung dazu beitragen? Nehmen Sie die bessere Erfassung vom Tisch. Ich stimme zu, dass wir eine bessere Erfassung haben, aber diese Zahlen werden nicht berücksichtigt.
Unsere eigenen gewählten Vertreter scheinen die Wahrheit zu kennen und dennoch sind Menschen wie Silberman weiterhin in allen Medien vertreten.
Robert F. Kennedy jun. gab eine überzeugende Vorstellung davon, warum seiner Meinung nach das Abstreiten von Epidemien ein Thema in der öffentlichen Debatte bleibt. In einem pointierten Essay, in dem Silbermans Buch im Jahr 2015 besprochen wurde, schreibt Kennedy:
Eine Fadenwurmtaktik, die ein Jahrzehnt lang von der Pharmaindustrie und dem Center[s] for Disease Control (CDC) und ihren Verbündeten angewandt wurde, um gegen die wissenschaftlichen Beweise anzugehen, dass die explosionsartige Autismusausbreitung eine von Menschen verursachte Epidemie neueren Ursprungs ist, war die Andeutung, dass es überhaupt keine Autismus-Epidemie gibt. Die öffentlichen Gesundheitsbehörden lehnen es ab, die plötzliche Explosion der Krankheit als „Epidemie“ oder „Krise“ zu bezeichnen und raten aktiv davon ab, die umweltbedingten Ursachen dafür wissenschaftlich zu untersuchen. „Sie werden niemals hören, dass die CDC die explosionsmäßige Autismusverbreitung als eine Krise oder eine Epidemie bezeichnet“, sagte Dr. Brian Hooker, Epidemiologe der Simpson University. „Solange es keine Epidemie gibt, braucht niemand nach dem Auslöser in der Umwelt zu suchen. All dies erklärt die Aufregung bei den von Big Pharma finanzierten Medien während des erstmaligen Erscheinens von Steve Silbermans Buch Geniale Störung: Die geheime Geschichte des Autismus und warum wir Menschen brauchen, die anders denken. Indem er die alten Falschmeldungen der Pharmaindustrie nachplappert, deutet Silberman an, dass Autismus eine gänzlich genetisch bedingte psychische Erkrankung sei, die uns in ähnlicher Häufigkeit wie heute schon immer begleitet hat. Silberman argumentiert, dass wir bis vor Kurzem Autismus nie bemerkt haben, weil betroffene Personen mit der Krankheit früher in psychiatrischen Einrichtungen untergebracht oder falsch diagnostiziert wurden.23
Kennedy kommt zu folgendem Schluss: „Silbermans übergreifende Botschaft lautet, dass wir aufhören sollten, die umweltbedingte Ursache der Autismus-Epidemie – und mögliche Heilmittel – zu untersuchen, und einfach das Mosaik der Neurodiversität der Menschheit feiern sollten. Das ist natürlich alles dummes Zeug.“ Olmsted und Blaxill geben ihre eigene Meinung zu dem Warum kund, indem sie fragen: „Wer profitiert davon?“
Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, ist die unvermeidliche Frage des Eigennutzes: Cui bono? Wer profitiert von diesem unfassbaren Versäumnis, die einfache Wahrheit zuzugeben und anzusprechen? Angesichts des Ausmaßes des Autismusproblems ist es nicht verwunderlich, dass mächtige Interessengruppen nach Wegen suchen, um nicht für das Problem verantwortlich gemacht zu werden und, was noch schlimmer ist, auf irgendeine Weise – finanziell oder anderweitig – zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wie wir im ersten Satz des Buches geschrieben haben, stehen Billionen von Dollar auf dem Spiel, darunter Milliarden von Gewinnen, Aktienkursen, Boni und Verbindlichkeiten. Die mit der Epidemie verbundenen Dollarzeichen sind so groß, dass es für die Hauptverdächtigen Milliarden wert ist, sich der Rechenschaftspflicht zu entziehen.24
Ganz vorne im System der Verleugnung der Epidemie sitzt ein Mann: Dr. Paul Offit. Oberflächlich betrachtet gibt es keinen Grund, warum Offit eine große Meinung zu Autismus haben oder jemals von der Mainstream-Presse über Autismus zitiert werden sollte, da sein Fachgebiet … Impfstoffe sind. Paul Offit ist Professor für „Vakzinologie“ am Kinderkrankenhaus von Philadelphia und hat persönlich zig Millionen Dollar verdient, als eine seiner Erfindungen – ein Impfstoff gegen Rotaviren – in den von den USA empfohlenen Impfkalender aufgenommen wurde.25 Offit hat zwar keine formelle Ausbildung auf irgendeinem Gebiet, das mit Autismus zu tun hat, aber das hielt ihn nicht davon ab, Bücher über Autismus zu schreiben (Autism’s False Prophets: Bad Science, Risky Medicine, and the Search for a Cure, nur englischsprachig, Anm. d. Verlags), und er wird in den Medien oft zitiert, wenn es um Autismus geht. Im Jahr 2010 wählte der Age of Autism-Blog Paul Offit zum „Verleugner des Jahrzehnts“ für die Nuller Jahre.26 Hier ist ein typisches Zitat Offits über die Autismusquote:
Es ist keine wirkliche Epidemie. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Definition von Autismus auf das erweitert, was heute als Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnet wird. Viele mildere Teile des Störungsbilds – Probleme mit der Sprache, soziale Interaktion – wurden in die Skala mit aufgenommen. Wir sind heute auch aufmerksamer, sodass wir diese Krankheit öfter wahrnehmen. Und es gibt einen finanziellen Anstoß, Kinder in die erweiterte Definition einzubeziehen, damit ihre Behandlung von der Versicherung übernommen wird. Zöge man die aktuellen Kriterien heran und ginge 50 Jahre zurück, würde man, so wird behauptet, ungefähr genauso viele Kinder mit Autismus sehen.27
In der Welt von Paul Offit gibt es hier kein Problem. Die Dinge sind so, wie sie immer waren; wir verstehen sie nur besser. Und wenn es keine Epidemie gibt, gibt es auch keine Ursache in der Umwelt, denn warum einen auslösenden Sündenbock suchen, wenn etwas nicht wirklich gewachsen ist? Anders ausgedrückt: Die Autismus-Epidemie zu bestreiten bedeutet, das Leiden von Millionen von Kindern und ihrer Familien zu leugnen und auch die Erforschung der wahren Ursache abzulehnen, um die Epidemie beenden zu können. Aber was ist Offits wahre Motivation? Meiner Meinung nach ist die Autismus-Epidemie die größte Bedrohung für das Impfprogramm in seiner derzeitigen Form. Wie bereits erwähnt, wird die Gleichung von Risiko und Nutzen hinsichtlich des Impfprogramms zerstört, wenn Impfungen bei einem von 36 Kindern Autismus auslösen. Wenn andererseits Autismus schon immer präsent war, könnten Impfstoffe möglicherweise keine Rolle spielen.
Paul Offit ist ein öffentliches Sprachrohr mit engen finanziellen Beziehungen zu insbesondere einem Unternehmen: Merck, dem größten Impfstoffhersteller der Welt. Tatsächlich ist Offit Maurice R. Hilleman, Professor für Impfstoffkunde (derselbe Maurice Hilleman, der den MMR-Impfstoff erfunden hat) an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania, einem von Merck gestifteten Lehrstuhl.
Ist es wirklich so schwer zu verstehen, warum er für die Medien der Ansprechpartner für Behauptungen ist, wenn es darum geht, Epidemien zu leugnen?
Paul Offit ist nicht der einzige, der schöne Sprüche oder Kommentare zu Studien von sich gibt und manchmal auch Primärforschung betreibt, um Zweifel an der Zunahme der Autismusquote aufrechtzuerhalten. Dr. Peter Hotez, Dr. Eric Fombonne und Dr. Paul Shattuck sind drei weitere medienfreundliche Sprachrohre mit engen Verbindungen zur Impfstoffindustrie, die in der etablierten Presse als objektive und sachkundige Experten zu Geschichten über Autismus hofiert werden.
Peter Hotez, der vielleicht meistzitierte „Experte“ für Impfstoffe und Autismus in den vergangenen Jahren, ist in Wirklichkeit Patentinhaber mehrerer experimenteller Impfstoffe.28 Eric Fombonne hat nicht nur eine der verblüffend schlechtesten Studien über den Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) verfasst (den ich in Kapitel 3 bespreche), sondern auch als Sachverständiger für Impfstoffhersteller gedient, indem er vor Gericht gegen die Eltern von Kindern aussagte, die durch den Impfstoff Schaden genommen haben.29 Paul Shattuck war ein Merck-Stipendiat und hat von der CDC Zuschüsse von mehr als 500.000 Dollar zur Finanzierung seiner Forschung erhalten.30 Objektive Experten? Nicht einmal annähernd. „Profitieren“ sie von der Leugnung einer Epidemie? Natürlich tun sie das, wie Blaxill und Olmsted wortgewandt erklären:
Die Menschen, die am meisten von der Verleugnung einer Autismus-Epidemie profitieren, sind diejenigen, die die Toxine herstellen und die Expositionen inszenieren, die, wenn auch unbeabsichtigt, die Epidemie verursacht haben. Sie profitieren zuerst, unnötig zu sagen, indem sie Geld verdienen und dann, indem sie eine Schuld in Form von rechtlicher, finanzieller und möglicherweise sogar strafrechtlicher Haftung vermeiden.31
In Geniale Störung lobt Silberman die Arbeit von Dr. Bernard Rimland, einem wegweisenden Psychologen, dessen berühmtes Buch Infantile Autism von 1964 für immer die Vorstellung zerstörte, Autismus sei emotional distanzierten Eltern geschuldet. Silbermans Entscheidung, Rimland zu vergöttern, ist angesichts seiner immensen Beiträge auf dem Gebiet des Autismus zwar völlig angemessen, aber auch paradox, wenn man bedenkt, dass Rimland auch die früheste und öffentlichste Stimme war, die eine schleichende Dynamik in der Autismusdebatte hinter-fragte, die Mitte der 1990er-Jahre zum ersten Mal auftrat: die Verleugnung der Epidemie.
Bernard Rimland, der sowohl die Autism Society of America als auch das Autismusforschungsinstitut gründete, war in den 1980er- und 1990er-Jahren und bis zu seinem Tod im Jahr 2006 die führende Autorität zum Thema Autismus. Tatsächlich war er der Pionier der biomedizinischen Intervention, der sich viele Eltern zur Genesung ihrer Kinder bedienten. Mitte der 1990er-Jahre erkannte er eindeutige Beweise für einen massiven Anstieg der Anzahl autistischer Kinder und schrieb bereits 1995 einen Aufsatz mit dem Titel „Is there an autism epidemic?“ (Gibt es eine Autismus-Epidemie?).32 Rimlands Antwort war einfach und direkt: „Ja! Die Anzahl der autistischen Kinder hat eindeutig stark zugenommen.“ Bis zum Jahr 2000 konnte Rimland kaum mit einer ständig wachsenden Zahl autistischer Kinder Schritt halten, ebenso wenig wie mit dem anhaltenden Versuch einiger Experten, das Wasser zu trüben. In jenem Jahr veröffentlichte er einen inzwischen berühmten Essay im Journal of Nutritional & Environmental Medicine, in dem es heißt:
Während es einige wenige Ewiggestrige gibt, die darauf insistieren, dass es keine wirkliche Autismus-Epidemie gibt, sondern nur höhere Aufmerksamkeit, ist es für alle anderen offensichtlich, dass die Zahl der Kleinkinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) dramatisch zugenommen hat und weiter steigt … Die Beweise waren 1995 überzeugend und sind im Jahr 2000 überwältigend. Nichtsdestotrotz lese und höre ich täglich über Fachleute, darunter viele, die als Autoritäten für Autismus gelten und behaupten, die Anzahl autistischer Menschen nehme nicht wirklich zu … Ich las das Wort Autismus zum ersten Mal im Frühjahr 1958, fünf Jahre nachdem ich meinen Doktor in Psychologie gemacht hatte … Ich habe ähnliche Geschichten von vielen Ärzten, Sonderschullehrern und Schulleitern gehört, deren Erfahrungen bis in die frühen 1970er Jahre und davor zurückreichen. Autismus war damals wirklich selten.33
Wenngleich Dr. Rimland zweifellos der bekannteste Autismusforscher war, als Mitte der 1990er-Jahre erstmals die Leugnung der Epidemie aufkam, reichen seine Worte allein möglicherweise nicht aus, um jeden zu überzeugen. Wichtig ist, sich die tatsächlichen Daten, die Details und die vielen publizierten Studien anzusehen.
„Epidemie-Leugner“ bieten drei einzelne, aber verwandte Erklärungen dafür, warum sie glauben, dass Autismus uns schon immer in gleichem Maße begleitet habe: dass sich die Diagnose verbessert habe, dass Autismus eine Neuklassifizierung geistiger Retardierung sei und dass sich die Definition des Begriffs Autismus erweitert habe. Jede Erklärung klingt, oberflächlich betrachtet, plausibel, wird aber durch Fakten und Wissenschaftsstudien zunichte gemacht. Und jede dieser drei gängigen Erklärungen ist leicht überprüfbar. Lassen Sie uns also sehen, was die Beweise zeigen. Zuerst aber sollten wir einen Referenzwert festlegen.
1970 wurde in den Archives of General Psychiatry ein Referenzwert für die Prävalenz von Autismus festgelegt.34 Anhand von Daten aus Wisconsin versuchten Dr. Darold Treffert und Kollegen, „die Inzidenz und Prävalenz von Kindheitsschizophrenie und frühkindlichem Autismus in der gesamten Bevölkerung des Bundesstaates im Alter von 12 Jahren und darunter zu ermitteln“. Dies war das erste Mal, dass ein gründliches Verfahren durchgeführt wurde, um die Autismusquote zu ermitteln, und Treffert und sein Team untersuchten etwa 899.000 Kinder; sein Ergebnis: 0,7 Kinder von 10.000 „entsprechen der Definition des klassischen, frühkindlichen Autismus“. (In den 1970er-Jahren war Autismus in Medizinerkreisen in Deutschland größtenteils noch unbekannt. Zwar wurde die Zahl autistischer Kinder aufgrund epidemiologischer Studien auf 6.000 bis 7.000 geschätzt, allerdings waren Mitte der Siebziger gerade einmal 600 Fälle bekannt. Anm. d. Verlags) Dies ist die Studie, aus der die weitverbreitete Zahl „1 von 10.000“ stammt.
Erwähnenswert ist, dass Treffert über die Merkmale berichtete, aufgrund derer ein Kind aus Wisconsin als autistisch gilt:
Klassischer frühkindlicher Autismus, der die Organizität ausschließt und sich durch frühes Auftreten der Krankheit, Selbstisolation und die Unfähigkeit, Beziehungen aufzubauen sowie Sprachprobleme, Verdacht auf Taubheit und das Bedürfnis nach Gleicherhaltung manifestiert. [Mein Sohn hatte all diese Kriterien erfüllt].
Trefferts Untersuchung erkannte auch einen großen Gegensatz im Geschlechterverhältnis von autistischen Kindern und stellte fest, dass Jungen häufiger an der Krankheit litten als Mädchen, und zwar im Verhältnis 3,4 zu 1. Ebenso fand man heraus, dass Eltern autistischer Kinder „ein hohes Bildungsniveau“ hatten und „eine geringe Inzidenz psychischer Erkrankungen“ aufwiesen. Die Studie war besonders gründlich und die Autoren hatten Zugang zur gesamten psychiatrischen Infrastruktur von Wisconsin, einschließlich aller Einrichtungen, in denen sich ein Kind mit Symptomen einer psychischen Störung befand.