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Die Europäische Baustilfibel gibt einen Überblick über die stilistische Entwicklung der Architektur Europas von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. In der großen Entfernung, aus der ein solcher Abriss nur möglich ist, fällt naturgemäß das Herausragende ins Auge, sei es dass es für sich ein Meisterwerk darstellt, sei es dass es wegweisend für die weitere Entwicklung geworden ist. Aus der historischen Distanz ist eine Verlagerung der Schwerpunkte von Land zu Land offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer sie stattgefunden hat. So ist etwa Frankreich das Land der gotischen Kathedralen, Italien die Geburtsstätte der Renaissance, wo sie auch ihre Vollendung findet. Dort nimmt die barocke Baukunst ihren Anfang, die großen Meisterwerke des Spätbarock stehen jedoch in den Ländern nördlich der Alpen. Die reiche Bebilderung des Buches in Gestalt von Grundrissen, Fassadenrissen und Schnittperspektiven, ergänzt durch die Wiedergabe der charakteristischen Bauornamentik, veranschaulichen die jeweiligen Stilmerkmale.
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Seitenzahl: 126
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Dr. Susanne Lücke-David promovierte in Kunstgeschichte, Archäologie und Musikwissenschaft. Danach arbeitete sie am Schleswig-Holsteinischen Landesamt für Denkmalpflege, später an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München. 1971/72 Lehrauftrag an der University of Toronto, Canada. Nach mehrjähriger Unterbrechung Rückkehr zu freiberuflicher Tätigkeit.
Diese Europäische Baustilfibel gibt einen Überblick über die stilistische Entwicklung der Architektur Europas von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. In der großen Entfernung, aus der ein solcher Abriss nur möglich ist, fällt naturgemäß das Herausragende ins Auge, sei es dass es für sich ein Meisterwerk darstellt, sei es dass es wegweisend für die weitere Entwicklung geworden ist. Aus der historischen Distanz ist eine Verlagerung der Schwerpunkte von Land zu Land offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer sie stattgefunden hat. So ist etwa Frankreich das Land der gotischen Kathedralen, Italien die Geburtsstätte der Renaissance, wo sie auch ihre Vollendung findet. Dort nimmt die barocke Baukunst ihren Anfang, die großen Meisterwerke des Spätbarock stehen jedoch in den Ländern nördlich der Alpen. Die reiche Bebilderung des Buches in Gestalt von Grundrissen, Fassadenrissen und Schnittperspektiven, ergänzt durch die Wiedergabe der charakteristischen Bauornamentik, veranschaulichen die jeweiligen Stilmerkmale.
Susanne Lücke-David
Die Baustile
Susanne Lücke-David
Die Baustile
Baukunst Europas von der Antikebis zur Gegenwart
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2013Lektorat: Kai Große Dreimann, BochumDie Neuzeichnungen (siehe Seite 255)stammen von Theodor Schwarz, UrbachCovergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbHnach der Gestaltung von Thomas Jarzina, KölnBildnachweis: dpa Picture Alliance GmbH, FrankfurteBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0323-6
www.marixverlag.de
Inhalt
Vorwort
Die Antike
Griechische Baukunst
Der griechische Tempel
Die dorische Ordnung
Die ionische Ordnung
Die korinthische Ordnung
Römische Baukunst
Frühchristliche Baukunst
4. Jahrhundert bis um 600
Die frühchristliche Basilika
Frühchristliche Zentralbauten
Karolingische Bauten
Um 750-1000
Romanik
Um 1000-1200
Gotik
Früh- und Hochgotik
Um 1150 bis um 1250
Spätgotik
Um 1250 bis um 1500
Backsteingotik
Renaissance
Frührenaissance in Italien (das Quattrocento)
Um 1420 bis um 1500
Hochrenaissance und Manierismus in Italien (das Cinquecento)
Um 1500 bis um 1600
Renaissance und Manierismus im Norden
Um 1520 bis um 1600
Das Ornament im Norden
Renaissance und Manierismus in Frankreich
Um 1520 bis um 1620
Barock
1600 bis 1760
Barock in Italien
Barock in Österreich
Manierismus und Barock in Deutschland
Spätbarock/Rokoko in Böhmen und Franken
Barock in Frankreich
Klassizismus
Um 1760–1810
Klassizismus und Revolutionsarchitektur in Frankreich
Klassizismus in Deutschland
Gothic Revival und Neugotik
Um 1750 bis um 1820
Historismus und Eklektizismus
Um 1860-1895
Jugendstil
Um 1890-1910
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Postmoderne
Dekonstruktivismus
Quellennachweis der Abbildungen
Der vorgegebene relativ knappe Umfang dieses Buches macht es erforderlich, die Baukunst – also die Summe der Bauwerke – aus sehr großem Abstand wahrzunehmen und zu schildern. Dieser Abstand wiederum hat zur Folge, dass nur die markantesten Züge sichtbar bleiben und Details in der extremen Verkleinerung unsichtbar werden. Markant könnte man ein Bauwerk nennen, wenn es entweder per se als Kunstwerk hervorragend ist, etwa die Basilica von Gaudì in Barcelona, oder wenn es entwicklungsgeschichtliche Bedeutung hat, wie zum Beispiel der Bau des Gesù in Rom.
Das Anliegen einer Stilfibel bedeutet auch insofern eine drastische Abstraktion, als es das ursprüngliche Erscheinungsbild eines Bauwerks in der Regel vernachlässigt. Der griechische Tempel war in Teilen farbig (in der Regel rot, blau und weiß), Kathedralen hatten ein farbiges Gewand: Die Wände waren mit Fresken oder Wirkteppichen „verhüllt“, Kapitelle und Basen farbig gefasst, im Barock wurde der Säulenschaft oft mit kostbaren Stoffen ummantelt. Das Anliegen einer Baustilfibel ist also ein ganz anderes, wenn man so will akademischeres.
Dass diese Stilfibel zugleich zu einem Abriss der europäischen Stilgeschichte geworden ist, verdankt sie zunächst schlicht der chronologischen Präsentation des Materials, dann aber, wie schon angedeutet, vor allem der notwendigen Konzentration auf Bauwerke, Baumeister und bestimmte geografische Bereiche, die für die weitere Entwicklung einzelner Strömungen von wesentlicher Bedeutung sind.
Wer sich mit „Stil“ befasst, sieht sich im Prinzip zwei Elementen gegenüber: einem konstanten einerseits und einer Vielzahl an variablen andererseits. Das konstante Element ist jeweils der Typus: So ist etwa eine Basilika zu allen Zeiten ein und dieselbe (ein erhöhtes Mittelschiff mit eigenem Lichtgaden und meist zwei, aber auch mehr Seitenschiffe). Das gilt für alle Zeiten, für die frühchristliche wie für die gotische oder die des Barock. Das Ornament dagegen ist die Variable und eigentlich das, an dem sich das, was wir „Stil“ nennen, am zuverlässigsten ablesen lässt. Relevante Aufschlüsse für eine Datierung gibt es allerdings nicht. Wir müssen immer mit Verzögerungen bei konservativen Baumeistern und Bauherrn rechnen, und auch in die Provinz gelangen manche Strömungen verspätet oder überhaupt nicht.
So wie das Ornament selbst Wandlungen unterliegt, so ist auch sein Verhältnis zur Bausubstanz variabel. Wir beobachten einerseits, zum Beispiel in der Renaissance, eine klare Abgrenzung beider zueinander, sodass sich das Ornament von seinem Träger (der Bausubstanz) trennen ließe, ohne dass der letztere Schaden nehmen würde, ein Ineinandergreifen bis hin zum Verschmelzen beider andererseits wie im Rokoko, als das Ornament zur Bausubstanz werden konnte.
1 Giebel verschiedener Epochen am Hauptplatz in Landsberg am Lech
Der Begriff des Ornaments hat verschiedene Aspekte. Der Architekt und Architekturtheoretiker der Frührenaissance Leon Battista Alberti bezeichnet die Säule als das „vornehmste Ornament“ und verzichtet dabei weitgehend auf übrigen Schmuck des Bauwerks, das für ihn erst dann vollkommen ist, wenn man nichts mehr weglassen kann. Damit unterscheiden sich seine Bauten augenfällig von denen des Barock, die viele Betrachter als „überladen“ empfinden.
In der Vergangenheit fanden in den organisch gewachsenen Städten Bauten verschiedenster Stile zueinander, und so kann der Spaziergang durch eine historische Altstadt zu einer anschaulichen Lehrstunde in Stilkunde werden. Die vorliegende Darstellung berücksichtigt jedoch nicht, dass bestimmte Bauwerke den Betrachter bzw. Begeher bewusst einbeziehen und sich diesem erst nach und nach durch den veränderten Blickwinkel ganz erschließen, wenn er sich bewegt und den Raum abschreitet, wie es im Barock der Fall ist. Sie enthält sich auch jeglicher Interpretation, wie etwa der der gotischen Kathedrale durch die Kunsthistoriker Hans Sedlmayr, der von einem „Baldachin-Prinzip“ spricht, oder Hans Jantzen, für den das „diaphane Prinzip“ das Wesentliche erfasst – Stilmerkmale also, die sich nicht auf charakteristische Einzelformen beschränken, sondern diese in ihrem baulichen Kontext erfassen und interpretieren.
Die Beschäftigung mit dem Stil lässt auch Komponenten, die Architektur zum emotionalen Ereignis machen können, wie etwa die Farbe gotischer Glasfenster und das einfallende Licht, das im Barock eine so wesentliche Rolle spielt, außer Acht. Wer in einer abgelegenen Kirche in den Pyrenäen den dunklen Raum auf sich wirken lässt, dessen kleine Glasfenster wie von selbst in Rubinrot und Saphirblau erglühen, wird unter diesem Eindruck kaum als Erstes nach möglichen Wandgliederungen suchen, und wer den Innenraum der Kathedrale von Chartres im Blick gegen Westen von bläulichem diffusen Licht erfüllt erlebt, achtet nicht auf die Detailzeichnungen der Kapitelle.
2 Kölner Dom, Innenansicht. Stich von N. A. Leisnier, 1825
Nach diesem Bekenntnis dazu, was eine Stilfibel nicht will und kann, wenden wir uns also dem zu, was sie als ihr (dennoch) legitimes Vorhaben betrachtet.
Ohne die zum größten Teil nur in Ruinen erhaltenen Bauten der Griechen und Römer hätte es keine europäische Architektur in der Form gegeben, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten bis heute Gestalt angenommen hat.
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