Die Bedeutung auf dem Prüfstein. Eine Inszenierungsanalyse von Frank Castorfs "Endstation Amerika" - Bogdan Büchner - E-Book

Die Bedeutung auf dem Prüfstein. Eine Inszenierungsanalyse von Frank Castorfs "Endstation Amerika" E-Book

Bogdan Büchner

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2005
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Regietheater: Grüber und Castorf, Sprache: Deutsch, Abstract: Frank Castorf ist seit der Spielzeit 1992/1993 Intendant der Volksbühne im Osten Berlins. Als verschmähter Künstler aus der DDR bekam er damit die Gelegenheit, die Bühne als Experimentierfeld zu nutzen und mit jungen avantgardistischen Künstlern vor allem gegen den Konservatismus und die Lethargie in der Kunst anzutreten. Was die Volksbühne insbesondere sucht, ist die Gefolgschaft des neuen Aufbruchs, meist Randgruppen, die sich im Theater nicht an der romantischen Schönheit ergötzen wollen. In diesem Sinne steht der Panzerkreuzer im alten Berliner Scheunenviertel in direkter Relation zu der Realität des Berliner Lebens. Es gibt keine Grenze mehr zwischen dem Stück und dem Diskurs des Lebens im Spannungsfeld zwischen West und Ost. Beide Seiten, Fiktion und Realität, werden zu Gleichberechtigten und bilden dabei ein Theater der Provokation und des Zynismus, das bei der Betrachtung zugleich auch eine Reflexion fordert. "[Ich bin] oft als politischer Regisseur missverstanden worden, obwohl mich eigentlich nur interessiert hat, wie man das Leben auf die Bühne bringen kann. Da ist ein so abgeschlossenes literarisches Gebilde mir oft nicht genug, weil ich über Extensivität eine andere Intensität suche. (...) Ich komme aus einer ganz anderen Zeit, aus dem Fußball, dem Rock `n’ Roll, aus dem herausgebrüllten Unmut, aus der Neurose. Da sind die Kategorien zerbrochen. Ich glaube nicht an einen ästhetischen Rettungsversuch über Werktreue, über das tiefe Hineinhorchen in ein Kunstwerk, an diese Art der Intensität aus dem poetischen Detail." Castorf interessieren in dieser Hinsicht nicht die seelischen Verwerfungen oder die bloßen pathetischen Gebilde zur Einfühlung des Zuschauers. Er sucht nach dem Darunterliegenden, nach zwischenmenschlichen Konfliktsituationen unserer Realität und reiht sich somit in die ästhetische Tradition der Dekonstruktivisten ein. Auch bei der Inszenierung von Endstation Amerika für die Salzburger Festspiele 2000, die den großen Bühnenerfolg A streetcar named desire von Tennessee Williams aufgreift, handelt es sich folglich um eine dekonstruktivistische Transformation, als deren Ergebnis ein neues Stück entstanden ist. Die zugrunde liegende Analyse möchte daher, beginnend bei Derridas philosophischen Schriften zur Dekonstruktion, die Charakteristik des Umformungsprozesses anhand von verschiedenen Kategorien untersuchen, um letzten Endes die Ergebnisse auf das Kunstverständnis von Frank Castorf anzuwenden.

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Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung.
II. Dekonstruktion
III. Endstation Amerika.
1. Figuren, Klischees und Diskontinuität
2. Die Kollision der Gegensätze
3. Die Musik als taktangebende Instanz
IV. Pathologie statt Pathos. Frank Castorfs Theater
V. Literaturverzeichnis

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I. Einleitung

Frank Castorf ist seit der Spielzeit 1992/1993 Intendant der Volksbühne im Osten Berlins. Als verschmähter Künstler aus der DDR bekam er damit die Gelegenheit, die Bühne als Experimentierfeld zu nutzen und mit jungen avantgardistischen Künstlern vor allem gegen den Konservatismus und die Lethargie in der Kunst anzutreten. Was die Volksbühne insbesondere sucht, ist die Gefolgschaft des neuen Aufbruchs, meist Randgruppen, die sich im Theater nicht an der romantischen Schönheit ergötzen wollen. In diesem Sinne steht derPanzerkreuzerim alten Berliner Scheunenviertel in direkter Relation zu der Realität des Berliner Lebens. Es gibt keine Grenze mehr zwischen dem Stück und dem Diskurs des Lebens im Spannungsfeld zwischen West und Ost. Beide Seiten, Fiktion und Realität, werden zu Gleichberechtigten und bilden dabei ein Theater der Provokation und des Zynismus, das bei der Betrachtung zugleich auch eine Reflexion fordert.[Ich bin] oft als politischer Regisseur missverstanden worden, obwohl mich eigentlich nur interessiert hat, wie man das Leben auf die Bühne bringen kann. Da ist ein so abgeschlossenes literarisches Gebilde mir oft nicht genug, weil ich über Extensivität eine andere Intensität suche. (...) Ich komme aus einer ganz anderen Zeit, aus dem Fußball, dem Rock `n’ Roll, aus dem herausgebrüllten Unmut, aus der Neurose. Da sind die Kategorien zerbrochen. Ich glaube nicht an einen ästhetischen Rettungsversuch über Werktreue, über das tiefe Hineinhorchen in ein Kunstwerk, an diese Art der Intensität aus dem poetischen1Detail.