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80 % aller kurzfristig agierenden Anleger verlieren Geld an den Märkten. Das ist die bittere Wahrheit. Sind die restlichen 20 % intelligenter, erfahrener oder einfach nur besser kapitalisiert? Nichts von all dem. Einzig und allein die Strategie ist ausschlaggebend. Daeubners neues Buch richtet sich sowohl an den Einsteiger als auch an den alteingesessenen Börsenprofi und beleuchtet alle gängigen Strategien umfassend und einleuchtend. Ein Muss für jeden Börsianer. Aus der Praxis für die Praxis. - Bisher nicht veröffentlichte Tradingstrategien - Ermöglicht den Handel aller Märkte auf frei wählbaren Zeitebenen - Geeignet sowohl für Einsteiger als auch für Profis - Erstmals alle gängigen Strategien im Überblick
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Seitenzahl: 313
Für Claudia,
meine fantastische Mutter,
die mir Wurzeln verlieh, als ich klein war,
»Wer nichts riskiert, setzt alles aufs Spiel.«
– Unbekannt –
»There ain’t no crystal balls. There ain’t no Santa Claus.«
Bryan Adams, »This Side of Paradise«
Es gibt keinen Weihnachtsmann, und es gibt auch keinen Osterhasen. Es gibt leider auch keine Kristallkugeln, mit denen man in die Zukunft schauen könnte. Das wusste auch schon Bryan Adams, als er 2004 den Song »This Side of Paradise« schrieb. Die Sache mit der Kristallkugel gilt auch – oder besonders – für die Börse. Es gibt niemanden, der sich glücklich genug schätzen kann, eine die Zukunft vorhersagende Kugel auf seinem Schreibtisch stehen zu haben. Absolut niemand hat so eine Kristallkugel. Keine bankangestellten Aktienstrategen, keine überbezahlten Analysten und auch keiner der zahlreichen Fondsmanager, Finanzjournalisten und schon gar nicht die Börsenbriefschreiber. Auch ich habe keine magische Kristallkugel. Auch ich kann die künftige Marktentwicklung nicht vorhersagen.
Finanzakademiker haben diesen Umstand – dass niemand die Marktentwicklung konstant prognostizieren kann – in die »Random-Walk-Theorie« verpackt. Diese Theorie besagt, dass sich Märkte in zufälligen Mustern bewegen. Man kann die Märkte mit einem Münzwurf vergleichen. Jeder Wurf ist unabhängig von dem vorhergehenden. Die Münze hat kein Gedächtnis und folgt deshalb den Gesetzen des Zufalls. Ob »Kopf« oder »Zahl« beim nächsten Wurf fällt, ist also ein reines Zufallsereignis.
Das Gleiche gilt für die Börse, die ebenso dem Zufall unterliegt. Die Random-Walk-Theorie besagt auch, dass sich aufgrund der Unvorsehbarkeit der Kursabläufe nicht konstant an diesen verdienen lässt. Man mag vielleicht mal den einen oder anderen Euro einnehmen, doch unter dem Strich verliert man als Investor und Trader aufgrund der Handelsgebühren und Broker-Kommissionen so gut wie immer Geld.
Doch Theorie ist das, was in der Praxis theoretisch funktioniert, mögen viele an dieser Stelle vielleicht einwenden. Wie kann es sonst sein, dass es berühmte Personen wie Warren Buffett, George Soros, Christian Baha oder John W. Henry gibt? Wie kann es sein, dass diese Marktteilnehmer konstant und über viele Jahre hinweg den Markt schlagen? Wie erwirtschaftet Warren Buffett eine jährliche Performance von 27 Prozent über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren? Wie schaffen es Trader, innerhalb weniger Jahre kleine Konten auf Millionenhöhe zu bringen?
Die Wissenschaftler haben auf diese Fragen eine gute Antwort gefunden. Sie stellen wieder den Münzwurf-Vergleich an. Stellen Sie sich die Börse wie ein Münzwurf-Turnier vor. Es treten unter 16 Spielteilnehmern immer zwei in einem Duell gegeneinander an. Der Gewinner steigt eine Runde auf und hangelt sich so vom Achtelfinale zum Viertelfinale und übers Halbfinale ins Finale. Der Gewinner des Finales bekommt alle Münzen von sämtlichen Teilnehmern.
Nun, wer dieses Turnier wirklich gewinnt, ist klar: der Zufall. Abstrakte Eigenschaften wie Geschicklichkeit, Abstammung, Vermögenswerte, Charisma, Bildung, körperliche Fitness oder rhetorische Überlegenheit spielen beim individuellen Erfolg keine Rolle und beeinflussen den Ausgang des Spiels nicht. Einzig das Glück entscheidet. Doch eines steht fest: Es muss einen Sieger geben. Nur: Wer das ist, entscheidet letztlich der Zufall.
Warren Buffett wird von manchen Jüngern der Random-Walk-Theorie als ein solcher »Zufallsgewinner« porträtiert. Nein, eigentlich wird jeder Marktteilnehmer, der konstant die Märkte schlägt, als Zufallsgewinner kategorisiert. Dies ist meiner Meinung nach so nicht ganz richtig. Man kann die Märkte schlagen – auch in absoluten Zahlen. Es ist möglich.
Um konstante Performance zu erwirtschaften, braucht man zwar auch ein wenig Glück, aber eben nicht ausschließlich. Denn trotz der Zufallsnatur der Börsenkurse tendieren diese dazu, in Trends zu verlaufen. Das sind Aufwärtstrends, Abwärtstrends und Seitwärtstrends. Ein Markt bewegt sich immer in einer dieser drei Trendarten. Die richtige Frage, die Sie sich stellen müssen, lautet: »Wie finde ich heraus, in welchem Trend sich ein Markt gerade befindet? Und wie kann ich davon profitieren?«
Egal, welche Handelsstrategie Sie fahren, Sie brauchen immer einen Trend, um profitabel zu handeln. Wenn Sie ein Ausbruchs-Trader sind, der Positionen aufbaut, sobald ein neues 52-Wochen-Tief erzielt wird, oder ob Sie ein Momentum-Trader sind, der kauft, sobald sich die Kurse schneller bewegen als sonst üblich, oder ein antizyklischer Trader, der gegen die Masse handelt – sie alle brauchen einen Preistrend. Der Preis muss sich von ihrem Einstiegspreis wegbewegen und so die Möglichkeit bieten, mit Profit zu verkaufen.
Das Schöne ist, dass es Trends immer geben wird. Denn ein Trend ist, rein technisch gesehen, ja nichts weiter als eine signifikante Preisveränderung über eine bestimmte Zeitperiode. Trends entstehen, weil Marktteilnehmer von künftigen Preisveränderungen ausgehen. Gäbe es keine Preisveränderungen, so müsste man ja auch nicht investieren. Man würde sich Aktien nur aufgrund von etwaigen Dividendenzahlungen kaufen, nicht aber, um eine prozentuale Performance zu erwirtschaften. Wenn Firmen nicht von Trends bei Währungswechselkursen ausgehen würden, müssten sie sich auch nicht gegen diese absichern. Hätten die Marktteilnehmer keine Motivation, um Käufe und Verkäufe zu tätigen, so würden die Märkte implodieren. Solange es also die Börse gibt, wird es immer Trends geben.
In diesem Buch möchte ich Ihnen eine Vielzahl an Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie von steigenden und auch fallenden Kursen profitieren können. Statistische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Kurse nur in 20 Prozent der Zeit in einem Auf- oder Abwärtstrend befinden. 80 Prozent der Zeit verbringen die Kurse in einer Seitwärtsphase. Diesen Umstand möchte ich nicht ignorieren und auch einige Trading-Strategien offen legen, mit denen Sie auch von flauen Marktphasen profitieren können.
Meiner Meinung nach ist die Börse nicht mit einem Münzwurf gleichzusetzen. Die Börse ist ein Marktplatz, getrieben von Menschen. Angst und Gier sind die zwei dominanten Faktoren auf dem Börsenparkett. Der Wunsch, zu gewinnen, der Wille, nicht zu verlieren – diese beiden Faktoren stellen das mentale Fundament eines jeden Marktteilnehmers dar.
Hinzu kommt, dass Menschen dem Herdentrieb quasi ausgeliefert sind. Das Alltagsleben liefert jede Menge Beweise. Herden sieht man oft in Fußballstadien, Demonstrationen und besonders in der Geschichte des Dritten Reichs. Auch Börsianer sind dem Herdentrieb verfallen – es liegt einfach in unserer Natur. Ein Mensch sieht sich immer als autonomes Mitglied eines Rudels.
In den 90er-Jahren waren Internet-Aktien der letzte Schrei. Mit Beginn des neuen Jahrtausends und der Rohstoff-Hausse gingen viele Trader und Trading-Aspiranten zum Rohstoffhandel über. Bis schließlich der Handel mit CFDs und auch der Währungshandel in den Jahren 2005 und 2006 am Höhepunkt der Popularität ankam. Der Herdentrieb macht aus der Börsenmeute so etwas wie eine wärmesuchende Rakete, die immer dem letzten »heißen« Investment hinterherfliegt. Völlig unbemerkt bleibt dabei meistens, dass die Raketen so häufig den Kurs wechseln, dass sie einfach in der Luft explodieren – ohne ihr Ziel jemals erreicht zu haben.
Doch der Herdentrieb ist nicht nur beim Umsatteln der Finanzprodukte gut zu beobachten. Auch beim Handel einzelner Titel, wie Aktien oder auch Rohstoffen, treten massenpsychologische Verhaltensmuster auf.
1.Google ist ein solches Beispiel. Die Aktie hatte 2005/06 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 100. Das ist exorbitant hoch. Und trotzdem steigt die Aktie. Also kaufen oder verkaufen?2.Solartitel in Deutschland stiegen innerhalb von weniger als zwei Jahren um über 1.000 Prozent. Kann man noch einsteigen? Wann muss man verkaufen?3.Von der gewünschten Opec-Preisspanne bei Öl zwischen 27 und 30 US-Dollar je Barrel wagt man heute ja gar nicht mehr zu sprechen. Stehen wir am Anfang einer Ölkrise? Oder wird Öl jetzt wieder fallen?4.Der DAX notierte Anfang 2007 wieder über 6.500 Punkten, und damit hat sich das Bärenszenario der Wirtschaftskrise nach dem Platzen der Dotcom-Blase in Luft aufgelöst. An der Börse kommt es immer anders, als man denkt. Doch ist die Rally signifikant genug, um die Rekordmarke von 8.000Punkten zu brechen? Und, wenn ja, wie müsste man sich anschließend verhalten?5.Würden Sie die nächste T-Aktie, auch Volksaktie oder Telekom-Aktie genannt, erkennen? Würden Sie sich diesmal (bei einem erneuten Hype) anders verhalten? Und wenn ja, wie? Könnten Sie vor allen anderen verkaufen?6.Warum traden alle Trading-Anfänger den DAX, Dow Jones oder Euro-Dollar? Wieso achtet niemand beispielsweise auf den finnischen Leitindex? Bieten vielleicht im nächsten Jahr belgische Aktien überdurchschnittlich gute Renditechancen?Sie können selbst zwischen diesen sechs dargestellten Szenarien gewisse Parallelen erkennen. In allen Fällen hat sich die Masse ähnlich verhalten. Und wenn man nach einer Strategie eines einzelnen Marktteilnehmers fragt, so wird diese von der letztens eingesetzten Taktik kaum abweichen. Wir Börsianer, Sie und ich, tendieren dazu, die gleichen Fehler immer und immer wieder zu machen. Weil wir von Angst und Gier getrieben werden. Und dabei legen wir immer gleiche Verhaltensmuster an den Tag – und haben deshalb im Vergleich zu der Münze ohne Erinnerung meistens ein sehr gut ausgeprägtes Gedächtnis. (Doch leider nur selten die Fähigkeit, aus unseren Fehlern zu lernen.)
Den Markt schlagen will jeder. Die Akteure an den internationalen Finanzmärkten dieser Welt teilen sich einen Motivationsfaktor: Geld. Dieses Geld, sprich Gewinn, erwirtschaftet der Trader in der Regel dadurch, dass er sich entsprechend seiner Meinung über die künftige Marktentwicklung positioniert. Als Trader/Investor kauft man bestimmte Aktien, Rohstoffe, Anleihen, Devisen oder andere Finanzprodukte, um seine Meinung zu Geld zu machen.
Doch wie bildet man sich eine korrekte Meinung über die künftige Marktentwicklung? Grob gesprochen haben sich die Börsianer bei dieser Frage in zwei Lager geteilt: »Fundamentalisten« und »Techniker«.
Der Fundamentale Analyst untersucht wirtschaftliche Zusammenhänge auf mikro- sowie makroökonomischer Ebene, um anhand dieser eine Annahme der Marktentwicklung zu bilden. Seine Analyse fußt unter anderem auf dem Leitzinssatz, den publizierten Geschäftsberichten oder der Qualität der Unternehmensführung. Seine persönliche Beurteilung von Signifikanz und Korrelation dieser Daten ist das Fundament seiner Meinungsbildung. Der Fundamentalist schließt somit von der vergangenen Entwicklung der Gesamtwirtschaft auf die künftige Entwicklung des Kapitalmarktes.
Der Technische Analyst hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf die Kurshistorie der gehandelten Produkte. Er beobachtet unter anderem die Preisentwicklung der Finanzinstrumente, den Umsatz und die allgemeine Dynamik des Markts. Die Technische Analyse verwendet somit die vergangene Entwicklung des Kapitalmarkts, um auf seine künftige Entwicklung zu schließen. Zusammenfassend lässt sich somit sagen: Der Fundamentalist verwendet die vergangene Entwicklung der Wirtschaft als Basis für die Prognose der Kapitalmärkte. Der Techniker hingegen beobachtet und analysiert die vergangene Entwicklung der Kapitalmärkte, um sich eine Meinung zu bilden.
Viele Banker und Fondsmanager besuchten Elite-Universitäten. Sie wurden mit Managementtechniken, buchhalterischen Fähigkeiten und jeder Menge ökonomischer Lehre gefüttert. Sie sind Experten auf dem Gebiet der Fundamentalanalyse. Das ist keineswegs schlecht. Doch die Börse lässt sich nicht mit mathematischen Formeln beschreiben, so komplex diese auch sein mögen. Man kann zwar lernen, Bilanzen zu lesen, KGVs zu interpretieren und Volatilitäten zu berechnen. Weiters werden mathematisch hochtrabende Modelle wie CAPM oder VaR gelehrt. Studenten können Optionen bis auf den letzten Volatilitätsbasispunkt mit Papier und Bleistift ausrechnen. Doch selbst, wenn Sie all diese Dinge wissen, werden Sie an den Märkten kein Geld verdienen.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich befinde alle an Universitäten unterrichteten Investmentkonzepte für wichtig. Sie erhöhen das Grundverständnis der Kapitalmärkte und vermitteln den Aspiranten ein Gespür für Risiko und Ertrag. Obwohl die akademischen Konzepte meist in der Praxis vergrauen, sind sie für tiefe Einblicke in die Kapitalmarkttheorie unentbehrlich. Aber diese Konzepte machen noch lange keine guten Trader. Keiner dieser Studenten kann nach Abschluss seines Studiums vor einen Handelsmonitor gesetzt werden, um an der Börse aktiv Geld zu verdienen. Der Praxisbezug ist im Ausbildungsprozess schlichtweg vernachlässigt worden. Wenn Börsenerfolg hauptsächlich mit Money-Management und Position Sizing zu tun hat, wie kann es dann sein, dass in keinem der Lehrbücher über dieses Thema gesprochen wird? Wenn individuelle Anlegerpsychologie für den Börsenerfolg grundlegend ist, wie kann es dann sein, dass kein Universitätsbuch diese Themen abhandelt?
In Wien gibt es eine Fachhochschule für Bank- und Finanzwesen. An dieser Fachhochschule werden die Banker von morgen ausgebildet. Sie werden mit all dem akademischen Hightech-Know-how gefüttert, das die Börsenbücher derzeit hergeben. Doch hätten Sie gewusst, dass die meisten Lehrer selbst, bei ihren privaten Spekulationen, Geld verlieren? Wenn man dann bedenkt, dass diese Lehrer die Vermögensverwalter und Pensionsfondsmanager von morgen ausbilden, wundert es mich nicht, dass die meisten Fondsmanager den Vergleichsindex (ihre Benchmark) nicht konstant schlagen können. Leider fehlt bei den meisten Börsenbüchern und Universitätslehrgängen der Praxisbezug.
Ironischerweise verurteilt gerade das klassische Akademiker-Gefilde die Technische Analyse aufs Härteste. Sie sprechen davon, dass der Markt nicht zu schlagen sei. Man müsse sich eben damit abfinden, dass man als Individuum dazu verdammt sei, an der Börse Geld zu verlieren. Eine bittere Schlussfolgerung, die sich bei Akademikern irgendwo zwischen komplizierten Formeln wiederfindet. Sind alle erstellten Analysen also vergebens?
Die Börse lässt sich nicht in ein Schema pressen. Man kann keine Formeln finden, um zu sagen: Dies ist der beste Weg, einen anderen gibt es nicht. Börsen ändern sich. Ab und zu sind Anleihen der sichere Hafen, dann sollte man in Rohstoffe investieren und schlussendlich in Aktien. In jeder Wirtschafts- und Börsenphase mit der halbwegs gleichen Diversifikation zu arbeiten bedeutet doch nichts weiter, als sich seiner eigenen Möglichkeiten zu berauben, während man die impliziten Kosten (Transaktionskosten, Opportunitätskosten) erhöht. Erfolgreiche Trader erkennen die aktuell vorherrschende Börsenphase und passen ihre Handelsstrategie dementsprechend an. Die Börse läuft in Aufwärts-, Abwärts- und Seitwärtstrends. Wer für alle Phasen die richtige Strategie parat hat, der wird als Trader erfolgreich. Investoren suchen den Kompromiss.
»Um die Zukunft der Aktie einzuschätzen, müssen wir die Nerven, Hysterien, ja sogar die Verdauung und Wetterfühligkeit jener Personen beachten, von deren Handlungen diese Geldanlage abhängig ist.«
John Maynard Keynes, Baron Keynes of Tilton (1883-1946), britischer Nationalökonom
Ich will damit nicht sagen, dass alle Lehrbuchmodelle unbrauchbar sind. Ein Grundverständnis für diese Ansätze zu haben ist für Ihren Börsenerfolg besonders wichtig. Denn auch an der Börse gilt: Kenne deinen Feind. Der Feind ist dein Handelspartner. Während man selbst denkt, man habe einen guten Kauf getätigt, muss irgendjemand anderer glauben, dass dies der beste Verkaufszeitpunkt ist. Und Konzepte wie eine effiziente Diversifikation lassen sich durchaus auf kurzfristiges Trading ummünzen.
Technische Analysten haben sich Kursbewegungen verschrieben. Sie analysieren nur den Chart. Technikern ist prinzipiell egal, was sie handeln. Die Grundgesetze der Massenpsychologie sind überall gleich, egal ob sie Aktien, Währungen, Rohstoffe oder Anleihen handeln. Für einen Technischen Analysten ist die Grundlage der Kursprognose der Markt selbst. Der Technische Analyst geht davon aus, dass die aktuellen Kurse bereits alle relevanten Fundamentaldaten und Markterwartungen beinhalten. Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen, ist es somit auch möglich, sich mit Hilfe geeigneter Interpretationsverfahren auf Basis der Kurs- und Umsatzverläufe richtig im Markt zu positionieren.1 Mit anderen Worten: Unter Technischer Analyse versteht man die Beobachtung und Auswertung von historischen Kursverläufen und Umsätzen. Der Techniker verwendet Charts – die auch »Fieberkurven« genannt werden –, um günstige Einstiegspunkte auszumachen. Günstige Einstiegspunkte zeichnen sich durch ein geringes Risiko aus, gepaart mit einer großen Chance.
Der technisch orientierte Trader folgt stets dem aktuellen Kursgeschehen. Er wird Trends ausmachen und nach Art des Trends handeln. Steigen die Kurse, so wird er nach günstigen Long-Einstiegen suchen. Fallen die Kurse, so kann er mit ausgewählten Short-Positionen davon profitieren. Laufen die Märkte in einer Seitwärtsphase, so sind antizyklische Strategien von Vorteil. Keine Strategie wird in allen Börsenphasen gleich gut funktionieren. Die Strategien müssen immer zur aktuellen Börsenphase passen. Der Technische Trader begrenzt seine Verluste. Er hat Stopp-Loss-Orders im Markt. Sie sind Teil seiner Strategie. Erst mithilfe dieser verlustbegrenzenden Techniken kann er Strategien mit einem positiven Erwartungswert aufbauen.
Die isolierte Fundamentale Analyse ist zum Scheitern verurteilt, da ein Investment umso attraktiver wird, je intensiver es gegen die antizipierte Kursrichtung läuft. Denn war eine Aktie fundamental betrachtet bei 20 Euro ein guter Kauf, dann ist sie bei 15 Euro ein Schnäppchen. Bei zehn Euro ist sie sogar ein Geschenk. Doch die Aktie hat eigentlich 50 Prozent verloren und muss nun 100 Prozent verdienen, nur um wieder auf Null zu kommen.
Auch die von Hedge-Fonds so geliebte Quantitative Analyse (statistische Berechnungen, Implementierung von mathematischen Anomalien und Mean-Reversion-Ansätzen) haben das gleiche Problem in ihrer Anlagephilosophie. Je weiter eine Position in den Verlust läuft, desto attraktiver wird sie. Phoenix und Amarath waren zwei Hedge-Fonds, die an Overtrading zu Grunde gegangen sind. Nick Leeson, der Rogue Trader, der die Barings Bank stürzte, berechnete mithilfe der Quantitativen Analyse, dass Optionen auf den Nikkei unterbewertet waren. Vielleicht waren sie das damals auch wirklich, aber eine Handelsstrategie, die Verluste ausweitet, muss früher oder später einen Totalverlust erwirtschaften. Auch mit einem Nobelpreis ist man vor grundlegenden Trading-Fehlern nicht gefeit.
Das Interessante an der akademischen Seite des Investierens ist, dass trotz der vielen hochtrabenden Formeln die Bottom-Line meist nicht nachhaltig verbessert wird. Es ist zwar toll, seine Strategie darauf aufzubauen, anhand von Korrelationen sein absolutes Marktrisiko zu berechnen und mithilfe von komplexen Algorithmen Ein- und Ausstiegssignale zu generieren. Doch verbessern diese Konzepte wirklich nachhaltig die Rendite? Vielmehr scheinen diese Investoren dem Kontrollwunsch zu erliegen. Sie wollen alles genau berechnen, auch das exakte Risiko, und halten sich an die klassischen Regeln des Investierens. Liegen sie dann nämlich falsch, dann hat man zumindest alles »richtig« gemacht und muss sich nicht an die eigene Brust klopfen. Sie sind einer beliebten Börsianerkrankheit verfallen, der Analyse-Paralyse ...
Ich denke, dass Trader die besseren Investoren sind. Weiters glaube ich, dass Investoren die eigentlichen Spieler der Börse sind – und das, obwohl die Investoren diesen Vorwurf eigentlich immer den kurzfristig agierenden Tradern vorhalten. Investoren kaufen meist große Einzelpositionen, um teilweise Jahre zuzusehen, wie einzelne Kursverluste am Depot nagen.
Ein Trader jedoch lebt von Kapitalerhalt und -vermehrung. Ein Trader misst sich nicht an einem Vergleichsindex. Ein Trader kann in steigenden, fallenden und gleich bleibenden Märkten Geld verdienen. Natürlich kann er in all diesen Marktphasen auch Geld verlieren. Doch das Resultat hängt von seinem Können ab – und nicht von einem unkontrollierbaren, externen Einflussfaktor (dem Marktgeschehen), den man in mathematische Modelle zu pressen versucht.
Vergessen Sie niemals, dass es kein System gibt, mit dem Sie die Zukunft vorhersehen können. Niemand kann das. Weder der Fundamentale noch der Technische Analyst. In bestimmten Börsenphasen gibt es jedoch Handelsansätze, sowohl auf der technischen als auch auf der fundamentalen Seite, die einen positiven statistischen Erwartungswert haben.
Was bringt eine Grundsatzdiskussion unter dem Strich? Nicht einen Euro mehr oder weniger auf Ihrem Bankkonto. Konzentrieren wir uns also nicht auf Schall und Rauch des Börsengelabers, sondern auf handfeste Trading-Strategien. Der Vorteil einer Trading-Strategie liegt darin, dass sie tatsächlich funktioniert. Sie haben mit einer ausgefuchsten Trading-Strategie einen statistischen Vorteil gegenüber allen anderen Marktteilnehmern. Das bedeutet jedoch nicht, dass die in der Strategie enthaltenen Handelsanweisungen in Stein gemeißelt sind. Vielmehr sind es Richtlinien, die man persönlich an seinen individuellen Trading-Stil anpassen sollte. Eine Strategie ist sozusagen das Fundament für erfolgreichen Börsenhandel – egal ob dieser Erfolg nun theoretisch möglich ist oder nicht. Denn in der Theorie sind Theorie und Praxis dasselbe – aber in der Praxis ist die Theorie nichts weiter als das: graue Theorie.
Alle hier vorgestellten Strategien folgen Ockhams Rasiermesser-Überlegung: Einfachheit und Simplizität stehen im Vordergrund. Dadurch ist garantiert, dass die Systeme an Ihre individuellen Bedürfnisse adaptiert werden können. Wilhelm von Ockham (1285–1349) war einer der bedeutendsten Philosophen des europäischen Mittelalters und Vorreiter der Moderne. Auf ihn geht die Theorie von Ockhams Rasiermesser zurück. Diese Theorie besagt, dass in der Wissenschaft jene Theorie zu bevorzugen ist, die weniger Annahmen machen muss, um die gemachte Beobachtung zu erklären. Man reduziert den Sachverhalt auf das Wesentliche und versucht nicht hinter akademischen Abhandlungen sein Ego zu verbarrikadieren. Ich selbst bin ein Verfechter dieser Theorie, die hierzulande auch als KISS-Prinzip (Keep it Sweet and Simple) bekannt ist.
Ich möchte die Fundamentale Analyse beziehungsweise die Finanzakademiker auch nicht pauschal verurteilen. Viele der hier vorgestellten Konzepte fußen auf deren Überlegungen und Errungenschaften. Ich möchte jedoch ein wenig polarisieren, um mental Platz für neue Gedankengerüste und Ansichten zu schaffen.
Dieses Buch, das Sie gerade in Händen halten, trägt den Titel Die besten Trading-Strategien. Der Titel schraubt Ihre Erwartungen an dieses Werk wahrscheinlich höher als an ein anderes Börsenbuch, gilt Trading doch als die Meisterdisziplin der Finanzwelt. Vielleicht haben Sie auch die metaphorische Kristallkugel zwischen den beiden Buchrücken erwartet. Doch die gibt es, wie eingangs erwähnt, eben leider nicht.
Trading ist das Spiel, das 80 oder gar 90 Prozent aller Marktteilnehmer über kurz oder lang verlieren. Nur eine kleine Elite von circa zehn Prozent der Börsianer kann konstant die Märkte mit gutem Trading schlagen. Akademiker leiten deren Erfolg von purem Glück her. Ich sehe das anders: Gewinner haben eine Strategie. Sie haben Muster im Markt erkannt und profitieren von statistischen Vorteilen.
Wenn Sie Roulette spielen, dann haben Sie eine Gewinnwahrscheinlichkeit von etwas weniger als 50 Prozent – um genau zu sein: 48,6 Prozent. Die grüne Null drückt Ihre Chance. Das Haus hat also einen Vorteil von 1,4 Prozent gegenüber dem Spieler. Das ist nicht sonderlich viel. Doch diese 1,4 Prozent haben in der Wüste von Nevada eine Stadt entstehen lassen: Las Vegas, prunkvoll und finanziell auf gutem Fundament gebaut. Man sagt, dass ein Mann in Vegas einst einen Kredit über 500 Millionen US-Dollar aufnahm, um ein Casino zu bauen. Innerhalb von drei Jahren hatte er den gesamten Kredit inklusive aller Zinsen bereits wieder abbezahlt. Das Casino gehörte ihm, ebenso alle Spielgewinne. Sein Vorteil: 1,4 Prozent gegenüber der breiten Masse. Und die Konsequenz: einen kleinen Vorteil konstant ausnutzen, statt alles auf eine Karte zu setzen.
Manche Menschen vergleichen die Börse mit dem Casino. »Ist doch alles nur Glück«, wird da mit dem Hausverstand verkündet. Nun, bei der Sache mit dem Glück bin ich mir nicht so sicher. Wenn Sie sich wie ein Spieler im Casino verhalten, dann werden Sie wahrscheinlich Pech haben; die Chancen stehen langfristig gegen Sie. Doch wenn Sie es klug anstellen, können Sie die Seiten wechseln. Sie können sich den statistischen Vorteil des Hauses sichern. Dabei sind 1,4 Prozent noch das untere Ende des Spektrums.
Ich habe dieses Buch geschrieben, um Ihnen Strategien vorzustellen, mit denen Sie ein konstant profitabler Trader werden können. Bei diesen Strategien werden sehr viele unterschiedliche Instrumente, Techniken und Methoden zum Einsatz kommen. Alle Strategien sind jedoch universell strukturiert und in allen Märkten anzuwenden. Dabei ist es egal, ob Sie Aktien, Währungen oder den Bund-Future handeln. In diesem Buch stelle ich universelle Strategien vor, die statistisch gesehen einen Vorteil gegenüber vielen anderen Strategien haben.
Doch bedenken Sie immer: Der einzelne Trade ist nicht wichtig. Ob eine einzelne Position ein Gewinner oder ein Verlierer wird, das können Sie nicht steuern, nicht beeinflussen und auch nicht kontrollieren. Der Erfolg liegt in der Konstanz und in der Konsequenz. Denn so können Sie Ihren statistischen Vorteil in bare Münze eintauschen.
Liebe Leser, lassen Sie mich als Schluss dieser Einleitung anmerken, dass ich mich darüber freue, dass Sie den Weg des Tradings beschreiten. Wer Trader wird, hat sich der ultimativen Herausforderung gestellt. Trading ist so etwas wie ein modernes Abenteuer. Sie sind Ihr eigener Chef. Sie treffen jeden Tag neue, wichtige Entscheidungen. Die Qualität Ihrer Handelsentscheidungen wird täglich vom Markt überprüft. Sie sehen sofort, ob Sie gut oder schlecht handeln. Sie arbeiten ohne hohe laufende Kosten, frei von Bürokratie und internen Machtkämpfen, und bekommen stets eine leistungsgerechte Bezahlung. Sind Sie ein guter Trader, werden Sie gutes Geld verdienen. Sind Sie ein schlechter Trader, so werden Sie »Lehrgeld« bezahlen. Sie sind als Trader in purster Form Herr über Ihren eigenen Erfolg – und damit auch über Ihr eigenes Schicksal.
Ich hoffe, Sie haben beim Lesen dieses Buches genauso viel Spaß, wie ich beim Schreiben hatte.
Herzlichst, Ihr Pierre M. Daeubner
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten,
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben,
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben,
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben,
Sie haben meinen Mut geweckt.
Ich danke allen, die mich verlassen haben,
Sie haben mir Raum für Neues gegeben.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben,
Sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt haben,
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben,
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.
Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin,
Dieses Buch wäre ohne Unterstützung vieler wichtiger Menschen in meinem Leben nie entstanden. Als Erstes möchte ich mich bei meinem Geschäftspartner und guten Freund Michael Plos bedanken. Ohne seine Unterstützung wäre dieses Buch bis heute wahrscheinlich immer noch eine Idee – nicht mehr. Er half, viele Teile dieses Buches zu erstellen und zu korrigieren, und er fügte Ergänzungen ein – ganz zu schweigen von all den Verbesserungsvorschlägen. Des Weiteren kümmerte er sich um das Trading, während ich mit dem Schreiben dieses Buches beschäftigt war. Dafür möchte ich mich an diese Stelle nochmals ausdrücklich bedanken. Doch noch weit wichtiger als seine operative Hilfe war seine freundschaftliche Unterstützung. Es ist gut zu wissen, dass es jemanden gibt, auf den man immer zählen kann, komme, was wolle.
Besonderen Dank möchte ich auch meinem guten Freund, dem Verleger Christian Jund, aussprechen. Seine Agilität im Geschäftsleben, seine Fähigkeit, Netzwerke aufzubauen und zu pflegen, sein Strategiedenken, sein Wunsch nach Harmonie in zwischenmenschlichen Beziehungen und seine Kraft, nicht nur erfolgreicher Unternehmer, sondern auch liebender Familienvater und Extremsportler zu sein, haben mir stets imponiert. Er ist eine Quelle der Inspiration und Motivation für mich. Ich möchte mich für seine Unterstützung bedanken, die er mir – nicht nur bei der Erstellung dieses Buches – zuteil werden hat lassen. Mit ihm habe ich Höhen und Tiefen erlebt. Es ist wundervoll zu wissen, dass es Freunde gibt, auf die man sich in schwierigen Zeiten verlassen kann.
Ich möchte mich auch bei meinen besten Freunden für ihre Unterstützung bedanken. Sie geben meinem Leben Sinn. Ohne Eure Freundschaft wäre alles andere wertlos. Selma, ich danke Dir für deine verrückten Phasen, deine durchgeknallten Ideen, Projekte und Pläne. Ich danke meinem Nachbarn Michael Krause, der mir gezeigt hat, was es heißt, mit offenen Augen und der richtigen Portion Optimismus durchs Leben zu gehen. Ich bin dankbar, dass aus einer Nachbarschaft innerhalb kurzer Zeit eine so verbindende Freundschaft geworden ist. Danke, dass Ihr Teil meines Lebens seid.
Auch bei den Mitarbeitern der TeleTrader AG, besonders bei Georg Müller und Gerald Tomez, möchte ich mich bedanken. Sie haben mir erlaubt, ihre Software für die hier verwendeten Charts einzusetzen, und bereits eine vierstellige Anzahl an technischen Anfragen meiner Person beantwortet. Das Team von GodmodeTrader.de hat mich tatkräftig in Sachen Technische Analyse unterstützt. Besonders Robert Abend und Harald Weygand haben immer ein offenes Ohr für meine Anfragen. Natürlich möchte ich mich auch beim gesamten Team vom FinanzBuch Verlag bedanken – ohne dieses Unternehmen wäre das Thema »Trading« bis heute in Deutschland nicht einmal für eine Subkultur interessant.
»Nur Geduld! Mit der Zeit wird aus Gras Milch.«
Unbekannt
Bevor Sie zu Kapitel 1 – und damit zum eigentlichen Anfang dieses Buches – blättern, möchte ich Ihnen noch so etwas wie eine kleine Gebrauchsanweisung für dieses Buch mit auf den Weg geben. All die hier vorgestellten Strategien habe ich in einem langjährigen Prozess »entdeckt«. Ich habe sie entweder beim Lesen von Fachliteratur an anderer Stelle gefunden, oder ich bin während des täglichen Börsenhandels selbst auf sie gestoßen, und wieder andere haben sich einfach im Lauf der Zeit fast wie von selbst herauskristallisiert.
Als ich dieses Buch schrieb, war mir eine Frage wichtig: An wen richtet es sich? An Anfänger, Fortgeschrittene oder doch Profis? Ich habe versucht, eine Balance zwischen allen dreien zu finden und dadurch keine Lesergruppe pauschal auszugrenzen. Die vorgestellten Strategien sind tief greifend und teilweise auch komplex, jedoch immer einfach erklärt und auch visuell dargestellt. Dennoch ist es kein Buch für den blutigen Anfänger. Idealerweise haben Sie bereits aktive Handelserfahrungen gesammelt, sind mit dem Thema Trading zumindest sektionsweise vertraut, und »Chartanalyse« ist für Sie kein Begriff aus der Seismologie.
Der erste Teil des Buches widmet sich den am meisten verbreiteten Trading-Fehlern. Angst und Gier spielen hier eine wichtige Rolle. Sie werden diese Emotionen kennen lernen und dadurch verstehen, zu welchen Kurzschlüssen sie uns verleiten. Schließlich werden Sie lernen, wie Sie diese Emotionen zu Ihrem Vorteil einsetzen können.
Im zweiten Teil des Buches erarbeiten wir uns dann gemeinsam die Basis für einen soliden Handelsplan. Hier wird ein ausgeklügeltes Money- und Risikomanagementsystem erarbeitet. Dieses stellt für alle Handelsstrategien die tragende Basis dar. Sie werden außerdem lernen, wie Sie trotz geringer Risiken hohe Gewinne einstreichen können. Dazu müssen Sie Ihr Risiko gekonnt steuern.
Im dritten Teil des Buches wird schließlich eine Vielzahl von Handelsstrategien mit einem positiven Erwartungswert vorgestellt. Die Strategien sind alle mit Unmengen an Charts sowie Tipps und Tricks aus der Trading-Praxis versehen. Sie werden Strategien aus dem Bereich der Trendfolge, antizyklische Strategien, Stopp-Loss-Strategien und noch viele andere kennen lernen.
Im vierten und letzten Teil spreche ich einen wichtigen Wegbegleiter eines jeden erfolgreichen Traders an: das Trading-Journal. Hier lernen Sie, wie Sie aus Ihren eigenen Fehlern lernen und selbst neue Strategien entwickeln.
Kommen Sie nicht in Versuchung, wichtige Teile des Buches zu überspringen. Blättern Sie also nicht gleich direkt zu den hier vorgestellten Handelsanweisungen vor. Trading fußt auf mehr als auf dem richtigen Einstiegszeitpunkt. Sie benötigen einen soliden Handelsplan, einen gesunden Money- und Risikomanagementansatz sowie eiserne Disziplin. All diese Themen werden im Buch detailliert abgehandelt. Die Strategien stellen nur einen Teil des Gesamtbildes dar und sind, aus dem Zusammenhang gerissen, schlichtweg wertlos.
Wenn Sie jedoch die Strategien unter den eben genannten Gesichtspunkten implementieren, so wird sich der Trading-Erfolg einstellen. Obwohl Themen wie Money-Management auf den ersten Blick vielleicht ein wenig trocken wirken, finden Trader eine unglaubliche Weisheit in ihnen. Sie sollten sich die tieferen Einblicke in die Welt des Tradings nicht selbst vorenthalten.
»Irrtümer sind die Stationen auf dem Weg zur Wahrheit.«
Edgar Reitz (*1932), deutscher Filmregisseur und -produzent
Was wäre, wenn ich Ihnen gleich im ersten Kapitel des Buches ein Handelssystem mit einer Trefferquote von 99 Prozent präsentierte? Würden Sie noch den Rest des Buches lesen? Wahrscheinlich nicht.
Dennoch behaupte ich, dass Sie weiterlesen werden. Denn ein Handelssystem mit einer Trefferquote von 99 Prozent ist nicht das einzige Geheimnis, das ich Ihnen in diesem Buch offenbaren werde. Ich werde es also riskieren, das Buch mit dem 99-Prozent-System zu eröffnen.
Das Schöne an diesem Handelssystem ist, dass es innerhalb weniger Minuten implementiert ist. Um dieses Handelssystem zu handeln, bedarf es keiner großartigen Computerkenntnisse, keiner Chartanalysesoftware, keines Insiderwissens in Technischer Analyse und keines genialen Risikomanagementansatzes. Sprich: Das System ist simpel. Doch die Trefferquote liegt – wie bereits gesagt – bei unglaublichen 99 Prozent. Das wirkt ja fast schon unseriös!
Damit haben Sie jetzt nicht gerechnet, oder? Ein Handelssystem mit einer Trefferquote von 99 Prozent – und das gleich im ersten Kapitel!
Die Trefferquote ist eine Kennzahl, die den prozentualen Anteil der Gewinn-Trades im Vergleich zu den Verlust-Trades aufzeigt. Eine Trefferquote von 99 Prozent sagt nichts anderes aus, als dass mit diesem System von 100 Trades zumindest 99 als Gewinner geschlossen werden können. Nur einer von 100 Trades wird bei diesem System ein Verlierer sein. Ein einziger! Klingt das nicht verlockend? Zugegeben , es klingt äußerst verlockend.
Wenn ich auf Trading-Seminaren vortrage, frage ich in die wissbegierige Runde: »Wollen Sie ein Handelssystem mit einer 99-Prozent-Trefferquote kennen lernen?« Die Reaktion ist immer dieselbe: Man lacht etwas verlegen, klopft sich auf den Oberschenkel, und irgendjemand ruft: »Natürlich! Was denn sonst?« Es ist fast so, als ob ich gefragt hätte, ob es denn recht sei, wenn ich jedem Einzelnen persönlich einen 500-Euro-Schein als Geschenk in die Hand drücke, hier und jetzt.
Auch Ihnen, liebe Leser, möchte ich nun dieses Handelssystem präsentieren: das System mit einer Trefferquote von 99 Prozent:
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Die Handelsregeln des 99-Prozent-Systems, in sieben Schritten erklärt
1.Kaufen Sie sich eine Finanztageszeitung mit einem großen Kursteil.2.Befestigen Sie den Kursteil mit Reißnägeln an der Wand.3.Nehmen Sie nun einen Dart-Pfeil. Zielen Sie mit diesem auf die Zeitung.4.Werfen Sie den Dart-Pfeil auf einen beliebigen Teil der aufgehängten Kursübersicht.5.Kaufen Sie das Finanzprodukt, auf dem der Dart-Pfeil gelandet ist.6.Verkaufen Sie, sobald Sie nur mit einem Cent im Gewinn sind.7.Wiederholen Sie diesen Vorgang beliebig oft.______________
Haben Sie gemerkt, was hier passiert ist? Sie haben zwar das von mir versprochene Handelssystem mit einer Trefferquote von 99 Prozent bekommen, dennoch werden Sie damit kein Geld verdienen. Wenn Sie dieses System nämlich tatsächlich mit echtem Geld handeln, werden Sie zwar aus einer Serie von 100 Trades ungefähr 99-mal einen Cent verdienen, doch unterm Strich werden Sie Geld verlieren.
Überdenken wir einmal die Logik, die hinter diesem Handelssystem steckt. Sie kaufen ein nach dem Zufallsprinzip ausgewähltes Finanzprodukt (Dart-Pfeil). Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Sie genau am Allzeithoch einsteigen. Deshalb wird sich der Kurs des gehandelten Produktes früher oder später zumindest um einen Cent in die von Ihnen gewünschte Richtung bewegen. Sobald dieser Fall eintritt, stellen Sie die Position sofort wieder glatt und haben damit de facto einen Gewinn-Trade zu verbuchen.2
Das Problem ist jedoch der eine Fall – das eine mickrige Prozent –, bei dem der Verlust-Trade auftritt. Da dieses System keine Regeln zur Verlustbegrenzung kennt, wird es einen exorbitant hohen Verlust geben. Rein statistisch gesprochen wird es eine Position geben, die Ihre gesamten Gewinne (und mehr) auslöscht. Früher oder später wird dieses System einen Totalverlust erwirtschaften.
Trotz allem haben Sie sich blenden lassen. Eine Trefferquote von 99 Prozent ist mehr als verlockend, das gebe ich offen zu. Doch bevor Sie sich überhaupt die Frage gestellt haben, ob dieses System denn überhaupt profitabel ist, sind Sie automatisch davon ausgegangen. Immerhin hat das System ja von 100 Trades rund 99 Gewinner. Das ist eigentlich unglaublich!
Viele Schlitzohren in der Trading-Branche nutzen genau solche Tricks. Sie schalten beispielsweise eine Anzeige in einem Trading-Magazin und laden dort die Leser zum Kauf eines Handelssystems ein, das eine Trefferquote von über 90 Prozent aufweist. Das System wird dann teuer verkauft. Wie dieser Trick funktioniert, und vor allem, was wirklich dahintersteckt, wissen Sie jetzt auch. Mit gutem Trading hat das jedenfalls nichts zu tun. Der Systemverkäufer bereichert sich auf dubiose Art und Weise und schadet damit leider dem Image der gesamten Branche.
Gutes Trading hängt von anderen Faktoren ab, nicht einer hohen Trefferquote. Wenn Sie glauben, dass Sie in diesem Buch Strategien finden, mit denen Sie den Markt in 90 von 100 Fällen richtig prognostizieren können, dann muss ich Sie (bis auf Kapitel 1) leider enttäuschen. Es gibt an der Börse keine Kristallkugeln. Niemand kann die Zukunft vorhersehen – am allerwenigsten können es die, die glauben, es zu können. Darunter fallen die meisten der vielen Wirtschaftsakademiker, Journalisten, Portfoliomanager – und jede Menge Börsianer mit gefährlichem Halbwissen.
Dennoch denken viele, dass erfolgreiches Trading nur mit guten Prognosen zu bewerkstelligen ist. Und obendrein denken sie, dass sie selbst auch gute Prognosen erstellen können! Kein Wunder, dass der Großteil aller Marktteilnehmer Geld verliert! Wer mit dieser Einstellung an das Thema Trading herantritt, ist zum Scheitern verurteilt.