Die Bruderschaft der Religionen - Annie Besant - E-Book

Die Bruderschaft der Religionen E-Book

Annie Besant

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Beschreibung

Aus dem Inhalt: Es gibt nur eine Religion: Gotteserkenntnis. Alle Bekenntnisse sind Äste eines Stammes, Äste von dem Baum des Lebens, der seine Wurzeln im Himmel hat und dessen Zweige sich im Reich der Menschen ausbreiten. Die Wurzel des Lebensbaumes ist Weisheit – nicht Glaube, noch Hoffnung, sondern Gewissheit – d. h. es wird dem Menschen Gotteserkenntnis zum persönlichen inneren Erlebnis. Und das ist das ewige Leben. Von einem jeden Zweig des Lebensbaumes lassen sich Blüten zum Wohl der Menschheit pflücken. Niemand sollte verneinen, was einem anderen als Wahrheit gilt, könnte es doch sein, dass der andere Wahrheiten erkennt, die den übrigen verborgen bleiben. Möchte aber auch niemand seine eigene, persönliche Anschauung anderen aufdrängen wollen. Daraus kann niemals Gutes kommen. Wie es für unser System nur eine Sonne gibt und jede Energie der Erde Sonnenenergie ist, wie eine Sonne die ganze Welt belebt, so lebt auch ein Selbst in allen Wesen. Es gibt nur eine Art der Gotteslästerung – den Gott in der Menschenbrust zu leugnen. Nur eine Häresie, die der Sonderung, wenn man sagt: "Ich bin von dir verschieden. Wir sind nicht eins." Um die Welt zu erlösen, bedarf es mehr denn des Altruismus, wie edel er auch sei. Wohl mögen wir es lernen, selbstlos zu denken und zu handeln, allein wir sind nicht bis zum Höchsten vorgedrungen, solange wir nicht sagen können: "Es gibt keine andere. Mein Selbst lebt in allen Wesen." Wenn dereinst alle Menschen dies sagen werden, wird das goldene Zeitalter hereingebrochen sein. Sagt es hier und dort vereinzelt ein Mensch, so wird dessen Gegenwart, wohin er auch gehe, segensreich wirken. Wir sind Brüder, und mehr noch als Brüder, denn Brüder haben einen gemeinsamen Vater, wir aber haben ein gemeinsames Selbst. Möchten wir daher in allem rings um uns die Herrlichkeit des Selbstes erkennen und eingedenk sein, dass, das Selbst im Niedrigsten zu leugnen, es leugnen heißt in uns selbst und in Gott. Inhalt: Die Bruderschaft der Religionen. Symbole. Gemeinsame Lehren. Gemeinsame Erzählungen. Gemeinsame Ethik. Erstveröffentlichung: Leipzig 1908 Umfang: ca. 30 Buchseiten 2. E-Book-Auflage 2018

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Seitenzahl: 35

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Die Bruderschaft der Religionen

(The Brotherhood of Religions)

von

Annie Besant

Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft.

Autorisierte Übersetzung von

Impressum

„Die Bruderschaft der Religionen“ von Annie Besant

Erstveröffentlichung: Leipzig 1908

Cover: © natalia9 - Fotolia.com

Überarbeitung: F. Schwab Verlag

Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de sagt Danke!

Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag

Inhalt
Impressum
Die Bruderschaft der Religionen
Symbole
Gemeinsame Lehren
Gemeinsame Erzählungen
Gemeinsame Ethik
Danke!

Die Bruderschaft der Religionen.

Ein Leser, der einen Augenblick bei der obigen Überschrift verweilt, mag berechtigterweise ausrufen: – „Wahrlich, was die Religionen auch sein mögen, brüderlich sind sie sicherlich nicht!“ Und leider ist das nur allzu wahr. Betrachten wir die Geschichte der Religionen in ihrer jüngeren Vergangenheit, so finden wir wenig Brüderlichkeit darin. Dagegen sehen wir, wie sich die Religionen gegenseitig bekämpfen, wie sie miteinander um die Herrschaft ringen, wie sie nach der Macht streben, ihre Rivalinnen zu zermalmen. Religionskriege sind die grausamsten gewesen; religiöse Verfolgungen die unbarmherzigsten. Kreuzzüge, Inquisitionen, Schrecken aller Art beflecken die Geschichte religiöser Kämpfe mit Blut und Tränen. Es klingt beinahe wie Hohn auf blutiger Wahlstatt, beim Widerschein lodernder Scheiterhaufen von der Bruderschaft der Religionen zu sprechen.

Auch ist es nicht allein Religion, die mit Religion in Fehde liegt. Selbst innerhalb der Religionen bilden sich Sekten, die miteinander Krieg führen. Deshalb sind religiöse Wirren zum Typus dessen geworden, was im Kampfe der Menschen untereinander am erbittertsten und unbrüderlichsten ist.

Das ist nicht immer so gewesen. Der Antagonismus zwischen den Religionen ist ein Gewächs modernen Ursprungs, entstanden aus dem Anspruch, den eine einzelne Religion erhebt: die allein wahre und allein inspirierte zu sein. Im Altertum gab es vielerlei Religionen, und meistenteils waren sie etwas Nationales, daher fiel es keinem Mitglied der einen Religion ein, das Mitglied einer anderen bekehren zu wollen. Eine jede Nation hatte ihre besondere Religion, wie sie ihre besonderen Gesetze und Gebräuche hatte. Die Menschen wurden in den Glauben ihres Vaterlandes hinein geboren und blieben darin. Blicken wir in die Geschichte der Vorzeit zurück, so wird es uns auffallen, wie selten da Religionskriege vorkommen. Selbst als die Hebräer in Palästina einfielen und die Götzendienst treibenden Eingeborenen niedermachten, handelte es sich nur um einen, von gewöhnlicher Habgier eingegebenen Eroberungskrieg. Die im Altertum so verbreitete Tendenz, die Götter der besiegten Volksstämme in die eigene Religion hinüberzunehmen, tritt auch bei den Hebräern wiederholt hervor. Wohl haben die Propheten diese Tendenz stets scharf getadelt, allein sie tadelten sie nicht als Ketzerei, sondern als nationalen Abfall von der eigenen Gottheit; diese hatte die Hebräer aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit und Palästina für sie erobert. Wir sehen ferner, dass es innerhalb einzelner Religionen verschiedene philosophische Schulen gab, die ohne Hass nebeneinander bestanden. So hat der Hinduismus heute noch seine sechs Darshana’s (Gesichtspunkte), und obgleich die Anhänger der verschiedenen Systeme miteinander streiten und disputieren, und eine jede Schule ihren besonderen Standpunkt verteidigt, fehlt doch nicht das brüderliche Empfinden. Auch werden sämtliche philosophische Systeme heute noch innerhalb der nämlichen Pâthashâlâ (Sanskrit Schule) gelehrt. Selbst in einem einzelnen philosophischen System, in dem Vedânta, gibt es drei anerkannte und gleichberechtigte Unterabteilungen: Advaita, Vishishtadvaita und Dvaita existieren friedlich nebeneinander, obgleich sie in den wichtigsten Fragen – in Fragen über das Verhältnis zwischen Gott und der Einzelseele – zu schroff entgegengesetzten Schlüssen kommen. Es kann sich jemand zu dieser oder jener oder zu keiner der drei Unterabteilungen des Vedânta bekennen und dennoch als orthodoxer Hindu gelten, obwohl auch in Indien das Sektenwesen heutzutage erbitterter geworden ist.