Die Corona Challenge 2.0 - Hans-Joachim Ritz - E-Book

Die Corona Challenge 2.0 E-Book

Hans-Joachim Ritz

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Beschreibung

Wie soll ich mich in der Coronakrise verhalten? Die meisten Betroffenen haben eine vergleichbar einschränkende Situation bisher nicht erlebt. Sinnvolles Verhalten setzt voraus, dass die wissenschaftlichen Aspekte der Krise zumindest grundsätzlich verstanden werden. Hierin sieht Die Corona Challenge ihre Aufgabe: Das Buch informiert über die Krankheit und die auslösenden Viren, über die Tätigkeit des Immunsystems, das Wirkprinzip von klassischen und gerade neu entwickelten Impfungen und über zugelassene und kommende Impfstoffe. Es bevorzugt eine vereinfachte Darstellung, macht aber deutlich, wie viele Einzelfragen wissenschaftlich noch nicht geklärt sind. Im abschließenden Kapitel gibt es Anregungen, wie sich ein verantwortlicher Umgang mit der Krise gestalten lässt und was sich aus der Krise lernen lässt. Glossar und Index sollen die Verständlichkeit der schwierigen wissenschaftlichen Zusammenhänge auch Nichtwissenschaftlern erleichtern.

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Wie gefährlich ist SARS-CoV-2?

Wie funktionieren Viren?

Wie schützt das Immunsystem?

Was können Impfungen, und wie riskant sind sie?

Welche Impfstoffe sind verfügbar, welche werden noch entwickelt?

Wie weiter?

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage

Vorwort zur ersten Auflage

1

Krise über Nacht

2

SARS-CoV-2 und Covid-19

3

Bakterien und Viren: Verbündete oder Gegner?

4

Unser Immunsystem: der intelligente Wächter

5

Impfungen – Erfolge, Risiken, Entwicklungen

6

Impfstoff-Forschung im Turbotempo: Welcher Impfstoff kommt als Nächster?

7

Lernen in der Pandemie

Glossar

Index

Vorwort zur zweiten Auflage

Ein halbes Jahr ist seit der Erstauflage vergangen. Der Corona-Ratgeber ist dadurch nicht veraltet, aber ergänzungsfähig, und einige Kapitel können aus einer anderen Perspektive heraus dargestellt werden. Unverändert aktuell ist die Frage: Welcher Impfstoff ist für mich am besten geeignet? Lohnt es sich, auf weitere Zulassungen zu warten, oder ist es ratsam, einen schon jetzt verfügbaren zu wählen? Denn zweifellos gewährt eine Impfung verlockende Vorteile.

Das Kapitel „Impfstoff-Forschung im Turbotempo“ wurde daher radikal umgestaltet: zu einem Register, das Informationen über verfügbare und bald verfügbare Impfstoffe übersichtlich aufführt. Auch das Kapitel „Lernen in der Pandemie“ wurde aus der Perspektive der vermehrten Pandemie-Erfahrungen heraus überarbeitet. Die übrigen Kapitel wurden auf den aktuellen Wissensstand gebracht. So wurde im zweiten Kapitel das Thema SARS-CoV-2-Varianten neu aufgenommen und das Unterkapitel über Coronatests beträchtlich erweitert.

Insbesondere wurden genbasierte (RNS- und Vektor-)Impfungen eindeutig als Gentechnik eingestuft: Sie schleusen genetische Information in den Organismus, die die erreichten Zellen manipuliert. Es besteht die Befürchtung, dass die fast vorbehaltlos anerkannten und geschätzten Impfungen genutzt werden, um breitere Akzeptanz für Fortschritte der Gentechnik zu gewinnen. Schon jetzt werden immer lauter Änderungen am angeblich veralteten Embryonenschutzgesetz angemahnt, das sich als sinnvolle Barriere gegen die vorschnelle kommerzielle Verwertung wissenschaftlicher Fortschritte bewährt hat – einmalig in der Welt!

Vorwort zur ersten Auflage (Dezember 2020)

Diese Veröffentlichung ist das Ergebnis einer schwierigen Suche: der Suche nach objektiver Information über die tatsächliche Gefahr, die von Coronaviren ausgeht, und damit nach Grundlagen für ein adäquates Verhalten in der Krise.

Überrascherenderweise musste ich feststellen: Aktuelle Sachbücher, die neutral informieren, sind auf dem Markt zur Zeit Mangelware. Volkshochschulkurse werden nicht angeboten. Offizielle Verlautbarungen von Regierungsstellen, Fachgesellschaften und einzelnen Wissenschaftlern sind wohl verfügbar, geben aber aus naheliegenden pandemiestrategischen Gründen nur ausgewählte Informationen. Virologische Fachliteratur setzt hohes Vorwissen voraus, und die Interpretation veröffentlichter Studienergebnisse ist für Laien kaum überprüfbar. Daneben bietet das Internet eine unüberschaubare Flut von Informationen, in denen jedoch Fakten, Theorien und Absichten oft so miteinander verwoben sind, dass sie nicht unbedingt als zuverlässige Informationsquellen gewertet werden können.

Viele Fragen blieben also unbefriedigend beantwortet: Wieso sind gerade diese Viren so gefährlich? Welche Risiken haben die neuen Impfungen, die zur Zeit entwickelt werden? Überwiegen die Risiken einer Infektion die Risiken einer Impfung?

Durch Studium von Fachbüchern und Sichten von Forschungsberichten und anderen aktuellen Veröffentlichungen habe ich versucht, mir ein eigenes Bild zu erarbeiten. Da ich als Narkosearzt zwar mit der Behandlung von Infektionen vertraut bin, aber kein virologisches Insiderwissen erworben habe, ist das Ergebnis meiner Recherche kein Fachbuch, sondern vor allem eine Zusammenstellung von medizinischen Informationen, die bei der Beurteilung der Coronalage von Nutzen sein können. Angesichts der Fülle der wissenschaftlichen Erkenntnisse und vieler ungeklärter Detailfragen musste ich eine subjektiv gefärbte Auswahl treffen und Zusammenhänge vereinfachend darstellen.

In einem ersten Schritt wurden die Ergebnisse der Recherche unter www.naturgerechte-medizin.de veröffentlicht. Dank Books on Demand sind sie jetzt auch in Buchform verfügbar. Das Buch bietet einen aktuellen Zwischenstand, die Webseite wird fortlaufend aktualisiert.

Die Corona Challenge richtet sich an Interessierte, die nicht über virologisches Fachwissen verfügen und sich objektiv und ausgewogen über das Coronavirus informieren wollen. In Kapitel 2–5 wird Basiswissen über Covid-19, über die faszinierenden Fähigkeiten der Viren, über die Funktionsweise des Immunsystems und über konventionelle und neue Impfungen so einfach und verständlich wie möglich vermittelt. Kapitel 6 fasst den Forschungsstand zur Coronaimpfung zusammen und porträtiert die wichtigsten Kandidaten im weltweiten Rennen.

Ziel des Buches ist, vernunftbasierte Entscheidungen in der Krise zu unterstützen. Bis auf persönliche Schlussfolgerungen, ohne die das siebte Kapitel nicht auskommt und die ich keineswegs verallgemeinern will, habe ich auf Deutungen und Bewertungen soweit möglich verzichtet. Der Leser ist aufgefordert, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Anregungen und Ergänzungsvorschläge senden Sie bitte an [email protected].

1Krise über Nacht

Wenn Nachrichtensendungen heute mit größter Spannung verfolgt werden, sind es in der Regel nicht Sportergebnisse, Lottozahlen oder Börsenkurse, die das vordringliche Interesse erregen, sondern aktuelle Infektionszahlen, neueste Verordnungen zum Infektionsschutz und Ergebnisse aus der Impfstoff-Forschung. Die Stars sind nicht mehr Sportler oder Schauspieler, sondern Krisenmanager und Virologen.

Es ist schon erstaunlich und bewundernswert, wir schnell wir uns in die neue Lage finden und uns die Kennzahlen zu ihrer Beurteilung aneignen. Wie viele neue Coronafälle sind in den letzten 24 Stunden registriert worden? Wie viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sind in den letzten 7 Tagen aufgetreten – bundesweit und regional? Wie hoch ist die Reproduktionszahl, also wie viele weitere Menschen steckt jeder Infizierte an? Zur Eindämmung der Pandemie müsste diese Zahl kleiner als Eins sein. Wie viele Menschen werden auf Intensivstationen behandelt, und wie viele davon beatmet? Wie viele sind schon an oder mit der Krankheit gestorben?

All diese freigiebig veröffentlichten und aufmerksam verfolgten Zahlen haben großen Einfluss auf die Stimmungslage im Land. Erfolgsmeldungen aus der Impfstoff-Forschung nähren die Hoffnung auf ein Ende der gegenwärtigen Krise, gelegentliche Meldungen über Rückschläge verunsichern. Beide haben merkliche Auswirkungen auf Aktienkurse.

Als Mittel zur Beherrschung der Infektionslage propagieren Virologen nahezu einmütig Impfungen, die eine Herdenimmunität erzeugen sollen. Bis dieses Ziel erreicht ist, erfordert die Corona-Pandemie allgemeine persönliche Schutzmaßnahmen und ein Herunterfahren des sozialen Lebens. Impfungen erscheinen so als verlockendes Mittel, altgewohnte Freiheiten wiederzuerlangen, auch wenn sie möglicherweise nur in einer Kombination wirken und ihr Immunschutz nicht länger als ein Jahr währt und dann aufgefrischt werden muss.

Die in Die Corona Challenge zusammengestellten Informationen und Kriterien sollen dabei helfen, einen angebotenen Impfstoff kritisch zu prüfen. Welche Art von Impfstoff ist es: konventioneller Impfstoff aus abgeschwächten Viren, Peptid-Impfstoff mit Virusteilen und Adjuvantien, genbasierter Impfstoff oder Vektor-Impfstoff? Wie viel Erfahrung gibt es mit dieser Art Impfstoff? Wie lange wurde er erprobt? Wie sicher ausgeschlossen sind Langzeitfolgen wie Autoimmunkrankheiten, Schädigung von Embryonen während der Schwangerschaft oder vererbbare Schäden? Wie verhält sich das Impfrisiko zum Erkrankungsrisiko?

Die Corona-Pandemie fordert jeden heraus, seinen individuellen Weg durch die Ausnahmesituation zu finden. Für den Autor ist die Challenge, die Tücken der Bucherstellung zu meistern.

2SARS-CoV-2 und Covid-19

Wie kommt es, dass SARS-CoV-2 als so gefährlich eingestuft wird, dass es auch drastische Gegenmaßnahmen rechtfertigt? Und wie können wir die persönliche Gefährdung minimieren?

2.1 prominente Coronaviren

2.2 SARS-CoV-2 und das Immunsystem

2.3 Inkubationszeit und Infektionswege

2.4 Corona-Tests

2.5 Virus-Mutationen und Varianten

2.6 Infektionsausbreitung und Zweiterkrankungen

2.7 Wie gefährlich ist das Virus wirklich?

2.8 Covid-19 – Symptome und Krankheitsphasen

2.9 Covid-19 – Komplikationen

2.10 Covid-19 – Risikogruppen

2.11 Covid-19 bei Kindern und Schwangeren

2.12 Wie können wir uns vor Covid-19 schützen?

2.13 Covid-19 und Medikamente

2.1 Prominente Coronaviren

2.1.1 SARS-CoV-1

Coronaviren sind weltweit für über 10 % der Erkältungskrankheiten verantwortlich und galten bis 2002 als relativ ungefährlich. In diesem Jahr begann in China eine bedrohliche Epidemie mit fieberhaften Infekten der oberen Luftwege, die auch ernsthafte Lungenschäden (25 % der Erkrankungen) und Blutbildveränderungen nach sich ziehen konnten. Als Erreger wurden Coronaviren identifiziert. Die Erkrankung wurde SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom) getauft, das Virus SARS-CoV-1. SARS ist eine Zoonose (von Tieren übertragene Infektionskrankheit), als Virus-Quelle erwiesen sich Fledermäuse, als Zwischenwirte Marderhunde und Schleichkatzen. Dank der geringen Ansteckungsgefahr konnte die Epidemie schnell unter Kontrolle gebracht werden. In der Epidemie-Saison 2002/2003 wurden 8100 Erkrankte gezählt, die Sterblichkeit lag knapp unter 10 %.

Ein wirksamer Impfstoff gegen SARS-CoV-1 ist bis heute nicht zugelassen. Einen Rückschlag erlitt die Forschung 2012: In Tierversuchen wurde eine vielversprechende Antikörperproduktion nach Impfung beobachtet, doch nach einer Exposition mit dem Wildvirus starben die Tiere trotzdem an einer Pneumonie. Dies wurde auf eine überschießende Immunreaktion zurückgeführt.

2.1.2 Das zweite gefährliche Coronavirus: MERS-CoV

Ein zweites Mal schlugen Coronaviren im Jahr 2012 zu, diesmal im Mittleren Osten, schwerpunktmäßig in Saudi-Arabien. Infizierte entwickelten eine schwere Atemwegserkrankung, oft mit Durchfall und Nierenversagen. Die Sterblichkeit lag über 30 %, höher bei Vorerkrankungen. Die Krankheit wurde Middle East Respiratory Syndrome (MERS) genannt, das verursachende Virus MERS-CoV. Glücklicherweise wird die Krankheit kaum von Mensch zu Mensch übertragen. Bis Februar 2020 wurden insgesamt 2519 Erkrankungen gezählt, die in 866 Fällen zum Tod geführt hatten. Auch MERS ist eine Zoonose, als Erregerreservoir werden Fledermäuse vermutet, als Zwischenwirte kommen vor allem Dromedare in Frage.

2.1.3 Die aktuelle Bedrohung: SARS-CoV-2

Die Nachfolgerviren SARS-CoV-2 verbinden die Gefährlichkeit der SARS-CoV-1 mit einer wesentlich höheren Ansteckungsgefahr. Sie tauchten Ende 2019 in China auf. Bereits am 5.1.2020 entschlüsselte der chinesische Virologe Yong-Zhen Zhang ihr Genom, am 11.1.2020 stellte er es der gesamten Welt per Download zur Verfügung. Das Genom ist für Viren sehr groß, es umfasst nahezu 30.000 Nukleotide. Die Viren verfügen über einen gut ausgestatteten Replikationsapparat, der sogar eine Korrekturfunktion hat, die RNS-Kopien auf Mutationen untersucht. Ihr Durchmesser beträgt 125 nm, das ist größenordnungsmäßig ein Zehntel eines Tausendstel Millimeters und nur mit dem Elektronenmikroskop darstellbar. Das Virus ist eine Kugel aus RNS und Eiweißen, umhüllt von einer abgrenzenden Hülle (Lipidmembran), aus der strahlenförmig Eiweiße herausragen, die Spike-Proteine. Sie geben dem Virus ein kronenförmiges Aussehen, daher die Namengebung „Corona“. Die Spike-Proteine haben zwei funktionelle Segmente: S1 ermöglicht die Bindung an menschliche Zellen, S2 ist für das Eindringen in die Zellen erforderlich. Als Eintrittspforte in die angegriffenen Zellen nutzen die Viren unter anderem die Eiweißrezeptoren Angiotensin Converting Enzyme 2 (ACE2) und Transmembrane Serine Protease 2 (TMPRSS2), deren Anwesenheit in der Zellmembran eine Infektion erheblich begünstigt.

2.2 SARS-CoV-2 und das Immunsystem

SARS-CoV-2 werden vor allem dadurch gefährlich, dass sie das Immunsystem des Wirtes gegen diesen ausspielen. So ist für die intensivpflichtigen Verläufe eine Überstimulation des Immunsystems („Zytokinsturm“) charakteristisch, die das körpereigene Gewebe stärker schädigt als die Viren. Ein solcher schwerer Infektionsverlauf droht, wenn in den ersten Tagen statt einer effizienten und gezielten unspezifischen Abwehrreaktion eine starke allgemeine Entzündungsreaktion einsetzt, die das Defizit der angeborenen Immunität ausgleichen soll, aber nicht kann. Die genauen immunologischen Mechanismen, die das Virus nutzt, sind noch nicht bekannt. Nur einige Aspekte sind aufgedeckt:

Die Viren können das Spike-Protein mit Zuckermolekülen verkleiden und so vor der Immunabwehr schützen. Dies kann auch die Wirkung einer Impfung gegen das Spike-Protein erheblich beeinträchtigen.

Wissenschaftler aus München und Ulm haben bereits im Juli 2020 herausgefunden, dass SARS-CoV-2 in den infizierten Zellen den mRNS-Kanal der Ribosomen blockieren. Das behindert die Bildung von Abwehreiweißen.

Eine amerikanische Studie wies nach, dass bei schweren Covid-19-Lungenentzündungen zwar in der ersten Phase reichlich unspezifische Abwehrzellen wie Makrophagen und Granulozyten im Lungengewebe aktiv sind und auch Botenstoffe wie Interleukin 1 und 6 bilden, dass aber die spezifische Abwehr mit den T-Zellen zu schwach einsetzt und die virusinfizierten Zellen nicht beseitigen kann. Daraufhin breitet sich die Infektion nahezu ungebremst aus, und im Endstadium können die zerstörten Lungenzellen nur noch durch Bindegewebszellen (Fibrozyten) ersetzt werden. So entstehen ganze Lungenbereiche, die nur aus Bindegewebe bestehen (Lungenfibrose) und die Atmung nicht unterstützen können.

Eine Berliner Forschergruppe wies darauf hin, dass das zur Infektabwehr produzierte Interferon γ die Zahl der ACE2-Rezeptoren erhöht und damit dem Virus mehr Einfallspforten verschafft.

Bei schweren Krankheitsverläufen wurden Autoantikörper gegen körpereigene in die Immunreaktion eingebundene Substanzen nachgewiesen. So weisen 5 % der hospitalisierten Covid-19-Patienten Autoantikörper gegen Interferone auf. Auch gegen Zytokine und Chemokine sowie gegen Zelloberflächen von Körperzellen wurden vermehrt Autoantikörper gefunden. Über die Entstehung der Autoantikörper ist nichts Sicheres bekannt.

Immunologische Forschungsergebnisse aus Innsbruck geben Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 aus den Epithelzellen des Atmungstrakts (den Zellen, die die Luftwegen innen auskleiden) Komplementfaktoren (C5a und C3a) freisetzen können. Das Komplementsystem ist ein vielseitiges System von Immuneiweißen, die im Blut verfügbar sind und bei Bedarf aktiviert werden. Die Faktoren C5 und C3 lösen in der aktivierten Form eine örtliche Entzündung aus: Sie locken die Zellen der unspezifischen Abwehr an und aktivieren sie, sie steigern die Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße und können auch über Mastzellen eine allergische Reaktion auslösen. Die Entzündungsreaktion zerstört Lungenzellen und erleichtert es den Viren, sich im Lungengewebe auszubreiten.

2.3 Inkubationszeit und Infektionswege

2.3.1 Inkubationszeit

2–14 Tage, im Mittel 5-6 Tage

Ansteckungsgefahr ab 1-2 Tagen vor den ersten Symptomen, maximal an Tag 3-5, wahrscheinlich nur bis zu Tag 9 der Infektion

2.3.2 Infektionswege

Einfallspforten für SARS-CoV-2 sind:

Schleimhaut der oberen und unteren Atemwege

Speicheldrüsen

Auge

Darmschleimhaut

Die Hauptinfektionsquelle sind Aerosole in Innenräumen. Dass die Viren über obere (Nase und Rachen) und untere Atemwege (Lunge) in den Organismus eindringen können, verleiht ihnen besondere Gefährlichkeit. Der Schweregrad der Infektion scheint von der Menge der eingeatmeten Viren abzuhängen: Sind es nur wenige Viren, sind in der Regel nur eine Erkältung und ein symptomarmer Verlauf zu erwarten. Wenn die Viren aber in hoher Keimdichte in die Luftwege einfallen, kann es ihnen gelingen, die Lunge direkt zu erreichen und ohne warnende Symptome direkt eine lebensgefährliche Lungenentzündung auszulösen.

SARS-CoV-2 können neben der Lunge auch Gehirn, Herz, Bauchspeicheldrüse und Nieren befallen. Offensichtlich breiten sie sich über das Gefäßsystem aus und setzen sich in der Gefäßinnenhaut fest. Dabei lösen sie typischer Weise Thromben (Blutgerinnsel) aus. Das Gehirn erreichen sie zudem direkt über das Riechepithel der Nase.

2.3.3 Aerosole – die eigentliche Gefahr

Wenn Aerosol-Forscher recht haben, finden Ansteckungen in den allermeisten Fällen in Innenräumen statt: durch direkte Tröpfcheninfektion oder über Aerosole. Während eine Tröpfcheninfektion durch Abstand leicht vermieden werden kann, sind Aerosole schon tückischer. Es handelt sich um Wolken von Minitröpfchen mit einem Durchmesser von unter 5 Tausendstel Millimetern, die Stunden bis Tage in der Luft schweben können.

Die Infektionsgefahr lässt sich verringern durch:

zeitliche Begrenzung von Treffen in Innenräumen

häufiges Stoß- und Querlüften

Mund-Nasen-Schutz

Raumluftreiniger und Filter, wenn ein längerer Aufenthalt erforderlich ist, zum Beispiel in Pflegeheimen oder Schulen

besondere Vorsicht in kleinen Innenräumen: kleinen Geschäftsräumen oder Büros, Fahrstühlen, Toiletten, Taxis.

Eine sehr untergeordnete Rolle für die Ausbreitung einer Corona-Infektion spielen:

Infektionen im Außenbereich (an der „frischen Luft“)

Infektionen über Oberflächenkontakt (Bankautomaten, Ampelknöpfe, Treppengeländer, Türklinken, Handy).

2.4 Coronatests

2.4.1 PCR-Tests

Was weisen PCR-Tests nach?

PCR-Tests weisen das Erregervirus im Nasen- oder Rachenabstrich molekularbiologisch nach. Das Virus ist durch sein Genom definiert, durch eine DNS oder RNS mit einer ganz bestimmten, charakteristischen Sequenz, also Reihenfolge von Nukleinbasen. Im Abstrichmaterial wird mit Hilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) nach Teilen des Erregergenoms gesucht. Diese Sequenz muss vorher bekannt sein. Zur Sequenzierung muss das Virus zuvor isoliert und in einer Zellkultur vermehrt worden sein.

Ein PCR-Test zum Nachweis eines bekannten Virus verläuft in drei Schritten:

Wann sind PCR-Tests sinnvoll?

Das Virus ist nach der Infektion eine Woche lang zuverlässig nachweisbar. Wird der Abstrich in der Inkubationszeit entnommen, kann er noch negativ sein und muss nach Auftauchen von Symptomen wiederholt werden. Eine Woche nach der Infektion sind die Viren in den oberen Luftwegen oft nicht mehr nachweisbar.

Pooling-Verfahren und Lollitests