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Der Sohn des Lords, Bryan von Cambremer, kommt vom ersten Kreuzzug zurück und sucht sich eine ungewöhnliche Braut. Beginnend mit der Eroberung Englands erzählt die Erfolgsautorin Valerie Lord in der Rosenturmsaga in sieben abgeschlossenen Romanen von den Mitgliedern einer einzigen, großen Familie. Dieser in sich abgeschlossene Roman bildet den sechsten Teil der siebenbändigen Roman-Pentalogie, in der es immer um die Liebe geht. 5 von 5 Sternen. Herzergreifend gelingt es Valerie Lord den Leser zu fesseln … Kundenrezension aus dem Internet
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Seitenzahl: 435
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Valerie Lord
Die Dienerin des Rosenturms
Roman
Valerie Lord
Die Rosenturmsaga
Pentalogie in sieben Bänden
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Band 1
Der Rosenturm
Band 2
Rosen der Leidenschaft
Band 3
Letzte von der Autorin durchgesehene Fassung
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© 2013 Alle Rechte bei Bestselectbook.com
ISBN 978-3-86466-205-8
Inhalt
Prolog ▌Hastings, Juni 1100
1. Kapitel▌Das Wunder der Mainacht
2. Kapitel ▌Die Heimkehr
3. Kapitel ▌ Lasten der Vergangenheit
4. Kapitel ▌ Begegnung auf dem Turm
5. Kapitel ▌ Häusliche Schikanen
6. Kapitel ▌ Ein gefährliches Geheimnis
7. Kapitel ▌ Der Weg des Zorns
8. Kapitel ▌ Eine einzige Nacht
9. Kapitel ▌ Geschenktes Leben
10. Kapitel ▌ Ein königlicher Befehl
11. Kapitel ▌ Wiedersehen in Winchester
12. Kapitel ▌ Alte Feindschaften
13. Kapitel ▌ Das Ende der Lügen
14. Kapitel ▌ Verbotene Leidenschaft
15. Kapitel ▌ Fragen der Vaterschaft
16. Kapitel ▌ Zwei Ausreißer
17. Kapitel ▌ Ein Rotschopf braucht Hilfe
18. Kapitel ▌ Das Rad des Schicksals
19. Kapitel ▌ Ungebärdige Frauen
20. Kapitel ▌ Zeit für die Wirklichkeit
21. Kapitel▌ Das Tribunal
22. Kapitel ▌ Mit Blut und Tod erkauft
23. Kapitel ▌ Frauen müssen sehen wo sie bleiben
24. Kapitel ▌ Viel Mut und wenig Vertrauen
Epilog ▌ Hawkstone, 24. Februar 1102
Prolog
Hastings, Juni 1
"Du könntest mich verkaufen."
"Der Herrbewahre mich vor deinen närrischen Einfällen, Arlana von Cashel. Hältst du mich für einen nordischen Barbaren?"
Die Stimme des rotbärtigen Hünen klang nach Donnergrollen, aber die junge Frau ließ sich nicht einschüchtern. Weder die vierschrötige Gestalt ihres Begleiters, noch sein Zorn vermocht sie zu ängstigen. Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und wies mit weit ausholender Armbewegung auf das Menschengewimmel im Hafen. Nie zuvor hatten sie beide solches Gedrängel erlebt wie in Hastings. Das Königreich England, beherrscht vom zweiten Sohn des großen Eroberers, Wilhelm Rufus, zog Reisende, Händler, Söldner, Abenteurer und zwielichtige Gestalten aus aller Herren Länder an, wie das Licht einer Fackel die Nachtfalter. Keiner von ihnen achtete auf das ungleiche Paar, dessen Erscheinung man die Strapazen eines langen Weges ansah.
"Wie sonst willst du hier in kürzester Zeit das Geld auftreiben, das du für deine Heimreise benötigst, Padraig? Möchtest du dich etwa als Lastenträger verdingen?"
ArlanasVorschlag traf auf wenig Gegenliebe.
"Es mussandere Möglichkeiten geben."
"Aber keine schnellen, mein Freund.Lass uns den Tatsachen ins Auge sehen. Wir besitzen lediglich ein paar Kupfermünzen, die Kleider die wir am Leib tragen und deine Waffen. Letztere kannst du nicht verkaufen, ohne das Andenken an deinen Vater zu schänden. Wie willst du also deine Rückkehr nach Irland bewerkstelligen? Und zurück musst du. Die Deinen warten auf dich in Cashel. Thorsson wird ihnen kein duldsamer Herr sein, das weißt du. Sie brauchen deinen Schutz und ich bin jetzt in Sicherheit."
"Dennoch werde ich nicht meine Ehre mit Füßen treten, indem ich meine Herrin als Leibeigene verkaufe. Wofür hältst du mich?"
"Für einen klugen Mann, der sich in das Unausweichliche fügt. Ich brauche ein Dach über dem Kopf, einen Hausstand, der mich in seinen Reihen aufnimmt. Ohne solche Zugehörigkeit bin ich in diesem Königreich rechtlos. Eine Landstreicherin, die außerhalb jeder Gemeinschaft steht und womöglich sogar Verdacht erregt. Du wärst nicht der erste Kriegsherr, der Kapital aus seinen Gefangenen schlägt, indem er sie als Sklaven verkauft."
"Aber du bist keine Unfreie. Du bist eine ..."
"Nicht mehr!", fiel sie ihm schnell ins Wort, ehe noch jemand etwas aufschnappte, das besser nicht laut gesagt wurde. "Dies ist nicht Irland. Ich muss und ich will ein neues Leben beginnen. Wenn ich es tun kann, in dem ich einen Teil meiner Schuld bei dir abtrage, dann ist das ausgleichende Gerechtigkeit."
"Vergiss es."
Padraigstrich über seinen Bart, der - bei näherem Hinsehen mit Grau durchsetzt - die untere Hälfte seines Gesichtes bedeckte. In den hellblauen Augen darüber war Gutmütigkeit der Entrüstung gewichen. "Du würdest Zeit deines Lebens in Abhängigkeit bleiben, eine Dienstmagd ohne eigene Rechte. Du könntest nie nach Irland zurückkehren."
"Besser in Abhängigkeit als tot", erwiderte Arlana knapp. "Irland ist für mich Vergangenheit. Außerdem hat es mir noch nie etwas ausgemacht zu arbeiten, du weißt es. Cashel war keine besonders reiche Grafschaft. Ich hab' nicht anders gelebt als deine Töchter. An die solltest du denken, wenn du jetzt eine Entscheidung triffst, die dich noch länger von zu Hause fern halten würde."
Arlana von Cashel setzte die ganze Macht ihrer ungewöhnlichen Stimme ein, um zu überzeugen. Sie war dunkel und melodiös, wie geschaffen dafür zu singen, zu erzählen, zu beruhigen, aber auch zu verführen. Padraig hatte erlebt, wie sie vom hellen Zwitschern des Kindes zum Timbre der Frau wechselte, während aus dem langbeinigen, stürmischen Fohlen die schöne Erbin von Cashel erwuchs. Er wusste, dass unter dem Kopftuch eine Mähne in fabelhaft tiefem Rot leuchtete, die auf faszinierende Weise mit den türkisfarbenen Augen Arlanas kontrastierte.
Der Mann in ihm verstand, dass Thorsson, derneue Anführer der Nordmänner, die sich in Irland niedergelassen hatten, sie und keine andere zur Frau wollte. Die Brutalität indes, mit der Thorsson Cashel und seine Bewohner dem Erdboden gleich gemacht hatte, weil sie sich ihm verweigerte, konnte er nicht billigen. Es war ihm gelungen das Mädchen zu retten, aber in Irland hatte es keinen sicheren Platz mehr für Arlana gegeben.
"Dein Vater würde mir den Hals umdrehen, wenn ich dir gehorche", wehrte er sich gegen ihre Mischung aus Argumenten und Betörung.
"Mein Vater ist tot." Ein Schatten flog über Arlanas blasses Antlitz. Erste Risse zeigten sich in ihrer Selbstbeherrschung. "Aber du kannst gewiss sein, er sähe mich ebenfalls lieber tot, als in Thorssons Händen. Der Schurke mag Cashel an sich gebracht haben, mich bekommt er nicht. Soll er sich mit den verbrannten Mauern und der Asche von Cashel vermählen."
"Du meinst jedes deiner Worte ernst."
"Der Hass auf Thorsson gibt mir die Kraft ein neues Leben zu beginnen. Diese Hände werden es erschaffen!" Sie hielt ihrem Begleiter die gespreizten Finger entgegen. "Ich weiß mich mit den Umständen zu arrangieren, Padraig. Hör auf dich zu sorgen. Lass uns lieber den Dienstbotenmarkt suchen."
Padraigzerrte erneut an seinem Bart, als könne er nur so das Dilemma entwirren, das ihm die junge Frau aufzwang. Die kühle Logik, mit der sie ihre Lage einschätzte, beunruhigte ihn. Nach allem was ihr zugestoßen war, hätte sie verzweifelt sein müssen, außer sich, völlig aufgelöst. Stattdessen ging sie eisern beherrscht daran sich ein neues Dasein zu schaffen, das sich von ihrem bisherigen unterscheiden würde, wie der Tag von der Nacht. Es würde ihre Kräfte überfordern. Früher oder später musste sie zusammenbrechen. Sie war schließlich nur ein Weib.
"Und wenn sich die Dinge in Casheländern?", brummte er zweifelnd.
"Daran glaubst du selbst nicht." Arlana lachte bitter. "Thorsson hat die Männer meines Vaters entweder niedergemacht oder unter seine Gewalt gezwungen. Er herrscht jetzt unangefochten in Cashel, denn die Zeiten der irischen Hochkönige, die für Ordnung auf unserer Insel gesorgt haben, sind längst vorbei. Vergiss Arlana von Cashel. Es gibt sie nicht mehr."
"Aber ..."
Ein Aufschrei in unmittelbarer Nähe unterbrach Padraig. Eine kostbar gekleidete, ältere Frau schwankte am Arm ihres weißhaarigen Begleiters. Er hatte den Ruf ausgestoßen. Obwohl es ihm gelang, die Ohnmächtige vor dem Sturz in den Straßenstaub zu bewahren, wirkte er erkennbar entsetzt und hilflos.
Arlana reagierte,ohne nachzudenken. Sie sprang von dem leeren Wasserfass, das ihr als Sitzplatz gedient hatte und eilte an die Seite des Seigneurs. Sie ergriff die Hand der Bewusstlosen. Sie spürte das Rasen des Pulses, sah den feinen Schweißfilm auf der blassen Stirn und das Flattern der Lider.
"Tragt Eure Begleiterinschnell in den Schatten, Seigneur", riet sie dem verwirrten Mann in jenem normannischen Französisch, das die Edelleute sprachen und das sie aufgrund ihrer Herkunft beherrschte. Sie deutete auf die Reihe der Herbergen und Fischerhäuser auf der anderen Seite des Hafenkais. "Schatten wird ihr gut tun, denn ich nehme an, dass die Hitze der prallen Sonne ihr den Atem geraubt hat."
Von derEindringlichkeit ihrer Stimme bezwungen, gehorchte er ohne zu zögern. Obwohl auch er bestimmt das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, trug er die Ohnmächtige behutsam in den Schutz eines Bogenganges zwischen zwei Schänken, wo Bänke und Tische auf Gäste warteten. Seine Autorität brachte den Wirt zum Schweigen, ehe der Dickwanst gegen die Zweckentfremdung seiner Plätze Einspruch erheben konnte. Halb gegen seinen mächtigen Brustkorb gelehnt und von seinen Armen gestützt, kam die Dame wenige Augenblicke später zu sich.
"Was ist geschehen?", fragte sie bestürzt.
"Bewegt Euch nicht zu hastig, Herrin", riet Arlana und bewunderte das tiefe Blau ihrer Augen. "Ihr solltet nicht in dieser Mittagshitze unterwegs sein. Die Sonne hat auch ihre Tücken."
"Du bist ohnmächtig geworden, mein Herz."
Der Seigneurergriff die schmale weiße Hand, die unruhig den Stoff eines dunkelroten Surkots zerknitterte. Arlana hatte noch nie so edles Gewebe gesehen. Sie nahm an, dass allein der Preis dieses Kleides mehr betrug, als jeder Kapitän von Padraig für die Reise nach Irland verlangen würde. Das Paar verströmte aus jeder Pore Adel und Reichtum. Noch mehr rührte sie freilich die sichtbare Zuneigung und Sorge, mit der sich der Edelmann um seine Lady kümmerte. Die beiden hatten ohne Zweifel ein langes Leben in gegenseitiger Achtung und Liebe hinter sich.
"Siehst dujetzt ein, dass es keinen Sinn hat, jedes einlaufende Schiff mit eigenen Augen prüfen zu wollen?", hörte sie ihn die Frau beschwören. "Du zerstörst dich selbst mit deiner Sorge."
"Es tut mir Leid, mein Lieber. Aber ich fühle ganz deutlich, dass er in Gefahr ist, dass er verwundet wurde und dass man ihm helfen muss. Wenn ich doch nur wüsste, was ich tun kann, ihn zu erreichen?"
Arlana und Padraig tauschten einen beunruhigten Blick. Sie konnten sich keinen Reim auf die Rede der Dame machen. Der Bärtige reichte ihr schweigend einen beschlagenen Tonkrug, den er, im Vertrauen darauf, dass der Seigneur ihn bezahlen würde, aus der Herberge geholt hatte.
"Trinkt, Herrin", riet Arlana, nachdem sie prüfend daran gerochen hatte. "Es ist frisches Ale und bestimmt sauberer als ein Trunk aus dem Wasserfass. Ihr werdet bald niemandem mehr helfen können, wenn Ihr nicht besser auf Euch selbst achtet."
"Da hastdu es", polterte der Lord gereizt. "Das Mädchen weiß besser als du was Not tut. Wirst du wenigstens auf weiblichen Rat hören, wenn du schon den meinen in den Wind schlägst?"
Arlana durchschaute, dassihn nur die Sorge zu diesen harschen Worten trieb. Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln.
"Wenn sich Eure Lady ein wenig schont, wird sie sich schnell erholen. Sie sollte ruhen. Habt Ihr es weit zu Eurem Zuhause?"
"Fürs erste muss es die Herberge bei den Netztürmen tun", seufzte er. "Unsere Pferde sind dort untergestellt. Ist es zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, meiner Gemahlin noch einige Zeit zur Seite zu stehen? Es soll dein Schaden nicht sein, Mädchen. Ich bin der Lord von Hawkstone und dieses närrische Geschöpf, das darauf bestanden hat, in dieser Hitze seine Gesundheit in Gefahr zu bringen, ist meine Gemahlin, Lady Liliana."
Arlana erkannte ihre Chance im Bruchteil eines Wimpernschlages. Ihr flinker Verstand spielte im Nu die Möglichkeiten durch und diktierte ihre Antwort. "Ich steh' Euch gern zu Diensten, wenn mein Herr es erlaubt. Man nennt mich Arlana."
Sie warfPadraig einen beschwörenden Blick zu. Begriff er, was sie bereits ahnte? Die ohnmächtige Dame musste ihnen der Himmel geschickt haben.
"Dein Herr?"
Der Lord musterte den rotbärtigen Iren prüfend. Bisher hatte er sich erkennbar keine Gedanken darüber gemacht, wie das zierliche Mädchen und der hünenhafte Krieger zusammen gehörten.
Da Padraigeben darüber nachsann, was Arlana im Sinn hatte, war seine Stirn in strenge Falten gelegt. Sein Schützling wusste, dass diese Miene nicht ihrer Person, sondern ihrem Plan galt, aber den Lord von Hawkstone irritierte sein Grimm. Arlana sah ihm an, dass er eine Vermutung nach der anderen prüfte und wieder verwarf. Ehe er zu falschen Schlüssen kam, griff sie ein.
"Er versteht Euch nicht sehr gut, Seigneur. Er spricht nur Irisch und ein paar Brocken Sächsisch. Ich bin ihm zu Dank verpflichtet, weil er mich gerettet hat, als die Wikinger unser Dorf überfielen. Sie haben alles niedergemacht und mir meine Heimat geraubt. Ich konnte dort nicht mehr bleiben und er hat mich auf mein Bitten nach Britannien gebracht."
"Wieentsetzlich. Wir haben schon davon gehört, dass die Nordmänner eure Insel heimsuchen, aber was treibt euch dazu, euer Glück nun in der Fremde zu suchen?"
"Ich habe ihn dazu überredet." Arlana mischte Wahrheit und Erfindung mit dem Geschick einer geborenen Märchenerzählerin. "In Britannien herrscht Frieden und ich habe gelernt den Krieg zu fürchten. Alles was ich will, ist ein Platz, der es mir erlaubt von meiner Hände Arbeit zu leben."
Arlana sah beschwörend in die hellen Augen des Lords. Im Schatten leuchteten sieerstaunlich jugendlich und grün zwischen den tief eingegrabenen Falten seines markanten Gesichtes. Dies war kein Mann, den man ohne Strafe belog. Ihr Herz schlug hart und ängstlich. Würde es zählen, dass sie nicht aus böser Absicht die Wahrheit verdrehte, sondern weil sie Padraig Gutes tun und sich selbst retten wollte? Weil sie lieber verkauft wurde, als den Mördern ihres Vaters aufgeliefert zu sein?
"Ich befürchte, dass dir auch in Britannien kein ewiger Frieden beschieden sein wird", erwiderte der Lord bedächtig. "Solange die Söhne des großen Eroberers einander die Krone neiden, lauert auch hier die Gefahr eines Krieges. Dennoch nehme ich an, du wirst eine Anstellung finden. Du scheinst geschickt und tatkräftig zu sein."
Arlana knirschte heimlich mit den Zähnen. Vermutlich konnte man eher einen Felsbrocken manipulieren als diesen Mann. Enttäuscht ließ sie ihre Augen zu seiner Lady weiterwandern und entdeckte, dass sie von ihr so intensiv beobachtet wurde, dass sie sich unwillkürlich den Staub vom Rock wischte. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie trug diese Kleider seit Wochen. Zudem waren es die abgelegten Gewänder von Padraigs ältester Tochter, da ihre persönliche Habe in Cashel ein Raub der Flammen geworden war.
"Komm mit uns nach Hawkstone", brach die Lady in diesem Augenblick das Schweigen. "Ich bin sicher wir finden dort eine Aufgabe für dich."
"Ich bin Euch fremd…"Obwohl sie nichts mehr wünschte als die ausgestreckte Hand zu ergreifen, fühlte Arlana, dass dem Lord die Dankbarkeit seiner Ehefrau zu weit ging.
Lady Liliana hingegen lächelte als wisse sie es besser. Sie griff ihrerseits nach Arlanas Hand und diese spürte die kühle Berührung ohne zu ahnen, dass die Herrin von Hawkstone ihre ungewöhnlich feinen Sinne voll auf sie konzentrierte. Es hätte ihr auch widerstrebt, den Kummer, die Verzweiflung und die Furcht, die sie erfüllten, einem anderen Menschen mitzuteilen. Sie war allein und sie hatte gelernt, dass sie mit ihren Ängsten ohne jede Hilfe fertig werden musste.
"Du bist nicht länger allein", vernahm sie die Stimme der Lady. "Komm mit uns. Der Rosenturm erwartet dich."
"Der Rosenturm…?", wiederholte sie fragend, doch sie erhielt keine Antwort.
"Kümmerst du dich darum, dassArlanas Herr angemessen entlohnt wird?", wandte sich Lady Liliana stattdessen an ihren Ehemann. "Wir schulden ihm Dank für seine Sorge um sie."
Zu Arlanas Erstaunenwidersprach dieser mit keiner Silbe. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass ein Lederbeutel mit Münzen den Besitzer wechselte. Padraig wog ihn fassungslos in seinen Pranken.
"Nimm", kam der Lord jedem Einwand zuvor. "Meine Gemahlin findet Gefallen an Arlana. Ich vertraue ihrer Menschenkenntnis."
"Aber ..."
Arlana bemühte sich ebenfalls, Padraigs Bedenken zu zerstreuen. Sie tat es in der Sprache ihrer Heimatinsel, aber sie achtete sorgsam auf die Worte. Sie wollte kein Risiko eingehen, für den Fall, dass der Lord das eine oder andere Wort verstand.
"Es ist gut so, Padraig. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich wünsche dir und den Deinen Gottes Segen auf allen weiteren Wegen."
"Gott behüte dich, Arlana, Tochter desSeamus."
Sie zwang sich zu einem tapferen Lächeln, als der Name ihres ermordeten Vaters fiel. Padraig sollte nicht sehen, wie schwer ihr der Abschied fiel. Sie hätte ihn gern noch einmal umarmt, aber das hätte eine Vertrautheit mit dem ehemaligen Hauptmann der Burgwache von Cashel verraten, die besser im Verborgenen blieb. Sie blickte ihm nach als er mit schweren Schritten davonging. Seine Gestalt verschwamm vor ihren Augen.
"Du hast richtig gewählt", riss sie die Lady aus ihrem Kummer. "Ich bin sicher, dein neues Zuhause wird dir gefallen."
Arlanabiss sich in die Unterlippe und half ihrer neuen Herrin sich zu erheben. Sie war nicht länger die Erbin von Cashel. Sie war jetzt eine Leibeigene und Magd - würde sie dieser Rolle gewachsen sein?
Erstes Kapitel
Das Wunder der Mainacht
Hawkstone, Mai1101
Der Lärm des Brunnenfestes verlor sich hinter Arlana. Mit jedem Schritt wurden Musik und Gelächter leiser. Die Mainacht sank über die Felder und den Fluss. In der versteckten Sandbucht unter den tief hängenden Weidenzweigen hörte sie schließlich nur noch das Plätschern des Wassers. Ihre Augen brannten.
EinJahr zuvor hatte sie die Säuberung des Brunnens von Cashel überwacht. Das Binden der Girlanden. Die Reinigung aller Gefäße und Kellen, die mit dem kostbaren Wasser des Herrensitzes in Berührung kamen. Sie hatte mit den Mädchen und Frauen die Kerzen gezogen und die Maikuchen gebacken. Symbole eines Frühlings, der sein Ende in Blut und Tränen gefunden hatte.
Dasselbe Fest in Englandzu erleben, nur dass sie dieses Mal eine der Mägde und nicht die Herrin war, hatte ihr weniger ausgemacht, als der unbeschwerte Lärm der darauf folgenden Feier. Ihre Erinnerungen ließen nicht zu, dass sie mit den anderen lachte und tanzte. Im Pfeifen der Flöten und dem Schlagen der Trommeln hörte sie die Schreie der Sterbenden und das Sirren der Pfeile. Das Brunnenfest von Cashel hatte vor einem Jahr mit einem Blutbad geendet. Die grauenvollen Bilder verfolgten sie bis zum heutigen Tag.
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